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Freude



Es sind die kleinen Freuden des Alltagslebens, die man nicht sieht, die das Leben manchmal so viel lebens und liebenswerter machen.
Ja, Freude empfinde ich neu jeden Morgen.
Dann, wenn ich die Katzen und mich die Katzen begrüßen.

Es wird mir nicht langweilig oder gar eintönig das zu empfinden und zu sehen.
Es ist so, als bekäme man von einem freundlichen Menschen einen liebevollen Morgenkuss auf die Wange gedrückt und schon ist die Welt ringsherum freundlicher.
Ein Lächeln am Morgen vertreibt Kummer und Sorgen, die Griesgrämigkeit und die schlechte Laune.
Kommunikation ist das Zauberwort.

"Hallo Du, willst a' Watschen
oder haste gut geschlafen?

Hopp, kraul mir mal gefälligst den Bauch!"

oder aber

Hey Alter, willste heute dicke Hosen?"


ich selbst würde das für ein freundschaftliches Geplänkel halten...
wie sie es meinen, hab ich doch keine Ahnung, bin ich etwa Katze?



Ja, ich lächle darüber, wenn sie - auf ihre Art sprechen - denn oft meint man ja, Selbstgespräche wären nicht so ganz gesund und würden den Eindruck von Einsamkeit verbreiten.
Aber, dem ist ja nicht so, ich unterhalte mich ja, -ich bekomme Wiederhall..
Merlin ist – das hat er wohl von mir, eine kleine Plaudertasche.
Noch ganz früh am Morgen bekomme ich erst einmal nur ein leises Stirnrunzeln und einen aufmerksamen Morgenblick aus grüngoldenen Augen bevor er – ganz wach – ist..
„Alte, wie geht’s dir“ lese ich darin und meine Antwort ist ein zärtliches Lächeln. Ich kann gar nicht anders.
Dann folgt von seiner Seite ein ausgiebiges Gähnen mit weit aufgerissenem Schnäuzchen, da könnte ich – hätte er welche - bis an die Mandeln sehen.
Haben Katzen Mandeln? Keine Ahnung, also damit hab ich mich nun wirklich nicht befasst, s’ wär ja auch noch schöner. Es reicht ja schließlich zu wissen, dass ich selber welche habe.

Dann streckt er die noch warmen Schlafpfötchen aus, schlingt sie mir um den Hals und kitzelt mich am Kinn. Dabei erzählt er mir was. Das klingt dann, in etwa so... krrch..jaueaammhhrppf...
Wer würde da nicht lachen?
Ich kann mich schlecht seinen jugendlichen Charme entziehen.
Noch ein Lächeln von mir, er tut also ganz viel für meine Schönheit, die aus einem überaus freundlichen Grimasseziehen besteht, das ist gut für die Haut und die Gesichtsmuskulatur, beides wird tüchtig gestrafft, er weiß es nicht, kann also nichts dafür.
Ich bedanke mich mit einem Kraulen.
Dann liegen wir ganz gemütlich Backe an Backe und sehen in den Morgen hinaus, das Fenster steht ja immer weit offen.
Blenden ihn im Bett die Sonnenstrahlen, hüpft er auf das Fensterbrett und nimmt mir die Sonne weg.

Krabble ich dann aus dem Bett um mir meine Tasse Kaffe oder Cappuccino aufzubrühen und zu holen, dann kräht er mir frech hinterdrein.“ Mrrhiaijeaaa“...
Das hat auch schon Julchen immer getan.

Kaum wieder in der warmen Koje angelangt, habe ich kaum Zeit, meine Beine unter die Decke zu strecken, schon hüpft er wie ein kleiner Derwisch auf meinem Bauch herum und will wissen, was ich da habe.

Aha.... Sahneflöckchen, eine Haube nur für ihn, die ich mit dem Finger abklaube. Ein bbrrhh..mmpff... kommt aus seinem Schnäuzchen. Nun haben wir beide was davon.
Das nennt sich ausgiebige Morgenkommunikation.

Kasimir sitzt als gemessener Pascha daneben und guckt.
Gott, was deeeer gucken kann.
„ich auuuuch... nich nur deer“.
„Biste neidisch?“ frage ich ihn und ernte einen empörten Blick „ ich doch nicht, ich bin doch nicht verrückt, mit einem: da steh’ ich lääängst drüber Blick!“
Er kann es sich aber nicht verknusen, seinem kleinen Bruder mal ganz auf die Schnelle über das Schnäuzchen zu lecken...Ah...ein bis zum Himmel verzückter Blick.
Und weil das so gut geschmeckt hat, wird er dann noch ganz geputzt und geleckt. Erst die Beinchen, obwohl das mittlerweile ganz schön ausgeprägte männliche Haxen sind.
Dann kommt der Bauch und die übrigen Hosen dran, das Gesicht und die Ohren, alles begleitet von einem piepsigen wohligen Seufzen.
Darüber vergeht ein gutes Stündchen, denn Waschen erfordert Zeit.

Ich schlafe mittlerweile darüber ein.

Als ich erwache, liegen beide zusammengekringelt, Bauch an Bauch und Beine übereinandergeschlagen ineinander verknäult.
Doch als ich v e r s u c h e meine Beine aus all dem Gewirr von Katzensammelsurium zu befreien um aufzustehen, sind beide wie der Blitz hellwach und sausen mir auf dem Gang voran und hinterher.
Merlin tanzt mir sofort auf den Füßen herum „ Mama tragen“...
Das ist sein morgendliches Lieblingsspiel.
Kasimir ist über solch einen Unsinn erhaben.
Der geht lieber als erwachsener Kater, denn er hat ja eine Vorbildfunktion – auf das Sofa und bettet seinen Kopf elegant auf den Vorderpfoten ab “so macht man das“.
Ich lache...

Mimi kommt unter dem Sofa hervorgekrochen, gähnend schlenkert sie sich ihre Beinchen aus, mit einem "waaas, alle schon wach" – Blick.
Dann piepst sie „ H u n g e r , Mami, was ich mit einem gemurmelten „ es gibt gleich was „ begleite.
Sie hat leicht nach innen gebogene Füße und wenn sie - ganz Mädchen, mit den hübsch geblümten rosa Hüften wackelt, sieht das sehr verführerisch aus für die beiden Kater.
Merlin benutzt natürlich sofort die Gelegenheit ihr unter den Rock zu gucken.
Autsch, das hätte er wohl besser am frühen Morgen nicht getan, noch ist sie vom Schlaf gestärkt und mutig, da gibt’s gleich ne’ Watschen „ fass mich nicht an“!

Dann schmatzen die Katzen.
Einer kriegt Huhn, der andere rümpft darüber verächtlich die Schnauze“ igitt, das ist doch nicht essbar“.
Er kriegt natürlich Leber, sein Leib – und Magengericht, während ein anderer darauf bricht.
Dicht aneinandergedrängt wird friedlich nebeneinander gegessen, schmatz, schmatz, schmatz, Ratz Fatz - Bumm, ist alles gleich weg, denn Morgens schmeckt’s immer am besten.

Aaaaber dann, jetzt sind alle gestärkt und nun muss wieder der Platz neu behauptet werden.
Ich, hier der Erste, du bist der Zweite und , na ja – du darfst hier auch noch sein – aber nur ausnahmsweise und schon wird Mimi wieder gejagt.



Man muss ja als Kater sein Hauseigentum verteidigen, dazu noch den Hof, die Terrasse und die Straße und schon wetzt man die Vorderschaufeln.
Und die kleine Mimi macht sich noch Kleiner und als Mädchen vorsichtshalber davon.

Im Laufe des Tages sieht man sie dann wieder – mal vereint – mal jagend im Garten, auf dem Hof, in der Wiese gegenüber oder auf dem Weg in das Gebüsch am Wald.
Von dort kommt von Zeit zu Zeit ein quietschendes auaaah... wenn die Kommunikation zu deutliche Züge annahm.
„Komm her, du Lusche, ich verhau dich“...



das kann an Kasimir oder an Mimi gerichtet sein, so genau weiß man das nicht.
Ich komme wahrscheinlich nie in die Verlegenheit „stumm“ zu werden, oder die Sprache zu verlieren, denn zum Kinder zu erziehen, zu ermahnen und zum Schlichten brauche und gebrauche ich sie täglich, schon morgens, am Mittag und manchmal bis spät in den Abend.
Das macht mir Freude, durchblutet meinen Kehlkopf, schult die Stimme und trainiert die Lautstärke.
Somit tu ich was für meine Katzen wenn ich mit
ihnen r e d e und mindestens genauso viel für mich und meine eigene Unterhaltung.

Es ersetzt mir oft das Fernsehen und das Telefon, hält mich allerdings auch manchmal vom lesen ab, was ich weniger berückend finde, denn ich lese gern.

Meine Pflanzen, die auf dem Balkon vor dem Fenster, die auf der Terrasse und in den Zimmern haben sich alle längst an meine morgendliche Kommunikation gewöhnt, dann, wenn ich sie ebenfalls begrüße: „ na, heute ein bisschen schlapp gemacht?“ – oder eine der Katzen von einem ihrer Stämme pflücke.

Dann blühen und leuchten sie weil sie von mir beachtet werden.
Ist das nicht Freude genug um zum Eingangsthema zurückzukommen?


r e d e n...ist gut, das schult die Stimme und das Gehör
ich glaube, wenn ich heute aufhören würde mit meinen Katzen zu reden, würden sie mich ansehen wie vom Bltzschlag getroffen!
Sie sind's einfach gewöhnt und ich muss sagen: ich kenne ! - zumindest bei mir, KEINE stummen Katzen, bei anderen aber doch -
meine maulen, reden, flöten, singen, grollen laut, piepsen leise, zwitschern hell, sie haben die ganze Palette Kommunikation drauf!
Wie ich! lacht...
Also spar ich mir oftmals sogar das
R a d i o ...hihihihohoho, und keiner käme bei mir herein ohne dass Sie das melden!



© Angelface

Impressum

Texte: Text by Angelface
Tag der Veröffentlichung: 28.09.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
zum vorlesen für die, die sowas gerne hören

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