das lange ..........." R"...........
Da macht man sich schon so seine Gedanken
Solange man jung und fit ist denkt man nicht dran.
Aber irgendwann kommt der Tag, da drängeln sich die Gedanken ganz nah.
"RRRRRRRRRRRRRRRRRRRR"entner, wie das schon klingt.
Es rollt sich so schön, das lange r...
Hmmmm... Noch nicht ganz, aber bald wird ein großes - dickes - R - anstelle einer 1 auf meiner Steuerkarte stehen, aber bekommt man dann überhaupt noch eine? Bekommt man überhaupt einen Ausweis, und wenn... welche Vorteile hat der?
Ich muss gestehen, mit dem Thema kenne ich mich noch überhaupt nicht aus,
alles ist neu für mich.
Wahrscheinlich kriege ich nun bald zu hören ,
"du bist jetzt eine - R - benimm dich dementsprechend" .
Trägt eine " R" denn noch Seide und Satin?
Ich lieeebe doch alles was raschelt und sich seidig anfühlt oder schickt sich das nun nicht mehr?
Na, Pfth....sag ich nur und zieh' weiter meine kurzen Röcke und Schlabberklamotten samt bunten Käppis an, auch weiter meine geliebte Seide und das verknitterte Leinen und vor allem meine langen engen Schlauchkleider an, solange ich sie tragen kann.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich so um die 30 war, kam zu uns in die Praxis eine, die war so um die Anfang 40, - die umschmeichelte meinen Chef bis hin zu den Ohren, umschwänzelte ihn, gurrte wie eine Taube, humpelte auf einem Bein, ächzte und stöhnte und machte auf krank und ziemlich gebrechlich.
Es fehlte nur noch, dass sie ein Stöckchen am Ärmchen trug. Kaum war sie wieder vor der Praxistür, hüpfte sie wie ein junges Reh davon, ich konnte es immer am Fenster sehen und lachte.
Ich dachte mir immer "was will die denn mit ihren blauen Klimperaugen", bis mir klar wurde,
"aha, die will in Rente!".
Ich habe keine Ahnung was aus dem Fall wurde, ich gestehe, ich hab's einfach vergessen.
Als ich selbst in dem Alter war, dachte ich mir oft, " jetzt altersmäßig stehen bleiben, das ominöse "R" jetzt schon erreichen und dein Leben" genießen", denn das R im Ausweis und als Status hat ja etliche Vorteile, so dachte ich damals jedenfalls.
Dann arbeitete man weiter und sich den Buckel krumm, solange meist bis man krank wurde und pfth...nix mehr mit genießen, das ist meist die Norm wenn man das Rentenalter erreicht hat.
Man hat ja so seine Bilder im Kopf, ebenso seine Vorurteile oder das, was man allgemein hin sieht, wenn man die Rentner um sich herum ansieht.
Wo trifft man sie...
Oft auf Kaffeefahrten wo sie was zu erleben glauben. Dann natürlich tagtäglich in Supermärkten, im Bus, im Cafe und in der Stadt.
Dort sind es vor sich hin wackelnde, leicht humpelnde, meist etwas verfettete, oft mit ausgeprägten Hintern, ältliche sehr gesetzt wirkende Damen, mit blauen Striemen an den Beinen, manchmal laufen sie auch noch mit der Gartenschürze herum, andere sind fein gekleidet, die Herren mit Hut und Krawatte, die Damen mit Stock, Rock und Täschchen.
Sie erscheinen meist zu Zweit oder zu Viert, oft rotten sie sich auch zu Gruppen zusammen, sie scheinen also ein wenig unter einem ausgeprägten Herdentrieb zu leiden.
An der Ladenkasse im Supermarkt wird man oft mit dem Hinweis beiseite gedrängt," ich hab keine Zeit, ich bin Rentner, lassen sie mich bitte doch mal vor, ich kann nicht lange stehen", dann ist man rücksichtsvoll, tut es. -
Meist laufen sie ja eher gemessenen Schrittes durch das restliche Leben, sind ältlich und silbergrau, mit schütterem Haar ausgestattet, dann sind sie auch mal ganz flott in Bergsteigerschuh'n unterwegs.
Und wo sie überall unterwegs sind, man soll es kaum glauben. Nein, sie sitzen ganz sicher nicht zuhause träge auf dem Sofa herum, nicht nur dort und im Camping, in Gartenlauben und zwischen heimischen Gewächsen. Man sieht sie auf dem Fahrrad mit Käppi, braungebrannt mit Sportjacken und kurzer Hose auf den Straßen..
In Bibliotheken und Museen ergehen sie sich in Kunst und Kultur. Sie werden zu Sportfreaks, ja was sagen wir dazu nur?
Und wie sehen sie oft aus?
Die Damen fein onduliert, sorgfältig sind die wenig noch sprießenden Haare in silberbepuderte Löckchen eingelegt, denn sie gehen jede Woche zum Frisör.
Im Schwimmbad sehe ich sie, wie sie recht munter ihre Bahnen ziehen, immer den Kopf fein hoch in die Höh', damit ja keines ihrer Löckchen nass wird, fleißig schnatternd wie die Gänslein schwätzend wie im Lokal beim Kaffeekränzchen.
Und sie haben ja so viel zu tun. Hier ein Schwatz, da ein Schwätzchen...fleißig werden Kochrezepte ausgetauscht und erzählt, was die Enkel alle so machen.
Die Herren haben meist einen kleinen Bauch, oft trifft man sie auch an, sportlich gestählt, ja, ja, die früheren Zeiten ändern sich eben auch.
Und fährt man nach den Inseln...Bermudas, Florida, oder nach Rimini, nach Mallorca, auch dort trifft man sie.
Die Damen in Silber, Platin und gelbem Gold, fein geschmückt, onduliert, mit dickem Geldbeutel bestückt, lachend und zwinkernd, jetzt wird endlich gelebt - sagen sie.
...Dann gibt's noch die ganz Armen, die gar nichts davon haben.
Sie krebsen herum, angetan mit den letzten paar zerfetzten alten Schuh'n.
Der Kühlschrank ist halb leer, wovon soll die Kohle her.
Mit leeren enttäuschten Blicken schlurfen sie durchs Leben.
Verbraucht, ausgelaugt, arm, an der Existenzgrenze dahinwelkend, meist krank.
Die Kinder sind längst aus dem Haus, oder gestorben, der Rest der Familie in alle Winde verstreut, uninteressiert am Schicksal der Alten.
Die armen Alten - die reichen Alten - wer soll das Geld der Alten verwalten?
Wenn sie zu alt sind, um den Überblick zu behalten...
Wenn sie zu blind und zu krank sind um allein dahin zu vegetieren...?
Wenn sie keinen mehr haben, der mit ihnen spricht..?
Der sie führt, sie umsorgt, der sie beschäftigt, ihnen eine Aufgabe gibt, der sie lenkt, der an sie denkt...
Gibt es eine Mitte zwischen den Beiden...?
Die einen gesund, die anderen krank.
Die einen noch jung, die anderen alt.
Es gibt junge Rentner, die schon mit 40 oder 50 in Frührente gehen, ausgemustert werden, die anderen arbeiten bis 67, oder gar länger, die fitten Alten, wie sind sie dann gesundheitlich drauf, haben sie dann noch viel von ihrem Leben?
Bald wird ein R in meinen Papieren stehen, zu welchen von ihnen werde ich bald gehören wenn es keine richtige Mitte gibt?
Noch weiß ich es nicht...
wie schon gesagt, ich kenn mich noch nicht so richtig damit aus,
denn man braucht doch nicht viel...
ich oft nur ein schönes Buch zum Lesen, Sonne im Herzen und viel Grün um mich herum...
aber...
... da macht man sich schon so seine Gedanken.
Eines aber ist schon mal
jetzt in Erfüllung gegangen
Nicht aufstehen wenn dich
der Wecker um zehn vor sechs
gnadenlos schrillend weckt
Aufstehen wenn dich die Sonne
Zärtlich im Gesicht streichelt
Wenn dir die Vögel zuzwitschern
Dann nimmst du dir
die erste Tasse Kaffee und die Zeitung
Und legst dich mit ihnen
Noch mal genüsslich ins Bett
Texte: Bilder und Text bei der Autorin
Tag der Veröffentlichung: 23.06.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
auf nach Spanien und Mallorca
an den Strand -
eine eher scherzhafte Betrachtung!