Ganz viel schöne Erinnerungen
Er war schon alt, aber er war ein guter Freund.
Der Beste...
Wir werden ihn vermissen.
Mitten im Sommer während der Raps noch blüht. Es ist Mai.
Wo seid ihr denn? - erklingt sein Ruf..
Das kann doch nicht alles gelogen sein was sie mir in so vielen Stunden erzählt hat.
Der große braune Hund rollte mit seinen Augen und schaute sich um.
In seiner Erinnerung waren noch die vielen Geschichten vom Himmel und wo man landete wenn man gestorben war. Nichts sollte mehr so sein, wie auf der Erde. Irgendwie fühlte er sich leicht und schwerelos. Die Schmerzen in seiner Hüfte waren vergangen, er spürte nicht den dicken Bauch, die Beine, er spürte nichts mehr. Aber er sah, er sah sich um. Er sah den Himmel und viele Sterne, das große All rings um ihn herum. Und es war schön.
Um nicht zu sagen wunderschön, So hatte er sich das nie vorgestellt.
Er sah Wolken, Wolken und wieder Wolken, Wattewolken, sie leuchteten sternenklar. Kleine und große, mit Zacken und ohne flogen an ihm vorbei, da, auf einer tummelte sich ein Eichhörnchen neben einem Dachs und putzte sich munter die weißen Füße. Seit wann sitzen denn Dachse und Eichhörnchen nebeneinander und tun sich nix und seit wann gibt es waas? - - Weiße Füße? Seit wann haben denn Eichhörnchen weiße Füße - fragte sich der braune Hund und schaute auf seine eigenen hinunter.
Er saß auf einer dicken pludrigen Wolke die wackelte hin und her und machte ihn ganz konfus. Von so weit oben machte ihn die Sicht ganz schwindelig.
Wo bin ich hier überhaupt?
Unter ihm breiteten sich die Felder und Wälder wie kleine Spielzeugbilder aus. Ganz weit weg sah er sein eigenes Zuhause. Es lag mitten im Raps, glänzte ein wenig in der Morgensonne und sah ganz friedlich aus.
Doch dann stellte er voller Entsetzen fest, dass seine eigenen ehemals hellbraunen Pfoten auch plötzlich weiß waren. Weiß wie Schnee. Bin ich nun ein Engel? Habe ich nun Flügel, kann ich nun auch fliegen? Er schüttelte sich.
Eine hellblaue Wolke voller Gelächter hielt vor ihm an. Julchens spitzbübisches kleines Katzengesicht lugte aus der weißen Watte und strahlte ihn an,“ komm Aiko, alter Schwede, stell dich nicht so an, - hüpf rüber, Paulchen wartet schon auf dich,“ - Aiko hielt den Atem an, das kann doch nicht wahr sein, seine Gefährten und Freunde, alle waren sie plötzlich da. Alle waren sie wie in Schneeweiß gekleidet, hatten kleine Flügeln wie Sahne auf dem Rücken, so zart und durchsichtig, die hielten ihre Körper zusammen,die nun keine Körper mehr sondern ihre Seelen waren. Die Sonne schien durch sie hindurch, sie schienen sich aufzulösen und wie mit dem Himmel zu zerfließen, ein bunter Regenbogen schimmerte durch sie hindurch.
Fröhlich hüpften sie durcheinander und spielten.
„Es stimmt,“ - jubilierte er, „es stimmt, es sind alle da und alle haben sie auf mich gewartet“. Es wurde ihm ganz leicht ums Herz.
Er guckte hinunter auf die Erde und sah, wie tief unter ihm im Garten sein Herrchen und Frauchen nicht weit neben Paulchen und Julchens Grab eine große Höhle ausgruben, direkt neben dem Kirschbaum, den er so mochte.
Er sah wie sie seinen Körper hineinlegten, wie sein alter geliebter und zerknautschter Ball und sein Teddy dazugelegt wurde und er sah, wie Kasimir und Merlin um das Grab herumstrichen, ungläubig und kopfschüttelnd als wollten sie nicht glauben, wer dort lag.
Dann wurde es still in dem großen Hof, man spürte, dass da einer fehlte.
Er sah wie die gelben Blumen auf der Wiese blühten, die Erdbeeren reiften und wie das Grab zugeschüttet wurde.
„ Gut, dass ihr mich zu meinen Freunden gelegt habt“, brummte er ihnen von oben zu, „ das ist lieb von Euch, aber vergesst nicht, ...ich möchte einen Schmetterlingsbaum“.
Er winkte ihnen von seiner Wolke zu und ein Schmunzeln durchzog sein weißes Gesicht als er sah, dass ihm die vertrauten Blicke von der Erde folgten..
„Nun weint nicht,... mir geht es doch gut - wir sehen uns bald wieder “, verklang seine Stimme tröstend im All, die Wolken zogen mit ihm und seinen Freunden davon, und die Sonne brach mit goldenen Strahlen hervor.
Was bleibt zurück?
Eine brennende Kerze...in dunkler Nacht
Gedanken an
Bilder..
Ein Hundelachen...
Spaziergänge
Ein kleiner Ball im Hof
Eine gestreifte Decke..
und ganz viel Erinnerungen
an braunes Fell und treue Augen.
@ Angelface
Es vergeht ja im Frühling und Sommer kein Tag und keine Nacht die ich nicht mit offenem Fenster verbringe, aus dem Fenster gucke, in den Himmel schaue und den Vögeln lausche. Kein Morgen an dem ich ohne Hundegebell erwache. Der Morgen ist da.
Dieser Morgen ist der Erste ohne ihn.
Er ist still. Die Vögel zwitschern, die Welt ist nicht stehen geblieben und es ist dennoch still.
Der Morgen ist still. Eine merkwürdige Stille. Schon gestern als ich einschlief, fiel es mir auf. Der Hof ist still. Aiko hat ein Stückchen schwarzbraunes Leben mitgenommen.
Wir laufen auf dem Hof irgendwie alle wie Falschgeld herum.
13 Jahre Leben Hund. Es ist traurig. Man hatte sich so an ihn gewöhnt. Er fehlt mir.
Er fehlt uns allen.
Auf seinem Grab blühen Rosen. Die Biene Maja leistet ihm Gesellschaft, eine kleine Tonkatze habe ich ihm hingestellt, bald werden wir es richtig bepflanzen, noch ist alles zu frisch, die Tränen sitzen bei allen locker wenn wir vorbeigehen.
Ich überlege wie oft ich in meinem Leben noch schreiben werde, er fehlt mir.
Auf dem Fensterbrett sitzt eine Katze. Es ist Merlin, aber auch Merlin ist ruhig, er schaut nur aus dem Fenster. Ob er es weiß, es fühlt?
Ich liege im Bett und schaue Merlin zu. Er blickt zu mir, ich blicke zu ihm und ich denke, er weiß was ich denke, oder ich denke, er spürt es.
Nein, Merlin, ich vergleiche dich nicht, das tu ich dir nicht an, aber ich denke an sie, die immer laut und fröhlich krähte wenn sie Aiko am frühen Morgen am Tor sah.
Ja, Julchen krähte wie ein kleiner Hahn. Wie oft musste ich darüber lachen. Aiko wuffte am Tor und Julchen blaffte und krähte dazwischen als würde sie als Hahn den Morgenweckruf zelebrieren. So eine Art von gegenseitiger Kommunikation ist ja auch nicht gerade üblich zwischen Hund und Katze, da darf man dann auch schon mal laut darüber lachen und ich meine, wenn einen das Zusammenspiel zwischen Hund und Katze am frühen Morgen zum herzhaften Lachen bringt, dann ist das etwas ganz besonders Schönes, da darf man dann, wenn es fehlt, auch darüber weinen.
So entstehen Bilder in einem, wenn einer geht, der lange da war.
Und nun sind die beiden zusammen, da oben gemeinsam auf einer Wolke, ...
vielleicht spielen sie, vielleicht gucken sie auf uns herunter, amüsieren sich über uns, auf jeden Fall sind sie in Sicherheit, ihnen kann nichts mehr passieren. Die Sonne scheint, es ist grün und freundlich, sie haben Platz, leiden weder Hunger noch Durst, frieren und schwitzen nicht, leiden weder an Schmerzen noch an Krankheiten, ihnen geht es gut.
Daran glaube ich, woran soll man sonst glauben, damit der Schmerz ein wenig vergeht.
Es ist ein Trost den man sich gönnt.
Für viele mag das albern sein, für andere die auch daran glauben ist es vielleicht auch eine Hilfe.
Ich bin mal gespannt ob es, und wie vielen Spaziergängern es auffällt, dass da einer nicht mehr am Tor steht hinter dem gelben albernen Schild
“ein bisschen Hund .“
Dreizehn Jahre ein bisschen Hund hinter einem gelben Schild, das hat schon etwas ganz Besonderes gehabt.
Wenn man dann den großen braunen Aiko dahinter sah.
Es kamen und gingen schon viele bei uns vorbei und mußten schmunzeln als sie es lasen und dann den großen braunen Hund dahinter entdeckten.
Mal mit, mal ohne Hund.
Ob wohl einer was dazu sagt, dass er nun nicht mehr da ist?
Vielleicht eine Blume für ihn da lässt?
Und nun? ... Wie geht es weiter ?
Ein großer Hof mit drei einsamen Katzen die den großen gelbbraunen Hund in allen Ecken suchen.
Kasimir streicht unruhig über den Hof, er sucht schon, streift durch die Hecken und Zäune als würde sich sein Freund dahinter verstecken.
Es wird schwer für ihn werden. Wie erkläre ich ihm das?
Wie erkläre ich ihm was? Das Leben?
Erst gingen seine Freunde aus dem Untergeschoss, die sucht er heute noch, er begreift nicht, dass sie nicht mehr da sind.
Aber ich merke in seinem Verhalten dass er sie vermisst. Armer kleiner Kater. Und nun ist auch noch sein Freund weg und seine Mama weint sich traurig in den Schlaf.
Da kann ein kleiner schwarzer Kater schon ganz durcheinander werden.
Wir werden uns gemeinsam umgewöhnen müssen, an den großen Hof,
an die Stille,
an die leeren Plätze an denen er immer lag.
Und an das Tor an dem nun morgens keiner mehr blafft
“ ich passe hier auf“ wuff, wuff“, - und von oben her kräht kein kleiner Katzenhahn als Antwort herunter.
Ach Aiko....
dein Schatten ist überall.
preisgegeben
Die ersten Tage danach
Und dann die Nächte
sind die schwersten
Ich sollte sie kennen
Gewöhnen werde ich mich
nie an sie
Nicht an das Gefühl des Verlustes
Kann man sich überhaupt
an so ein Gefühl gewöhnen?
Es tut erst einmal weh
Der Schmerz kommt
und tut weh,
mir tut er körperlich weh
In meiner Brust fühle ich ihn
Er ist hell, scharf und bissig
breitet sich aus,
und wird heiß
solange bis die Tränen kommen,
die spülen ihn dann aus
und alles
fließt aus mir heraus und dann
geht es nicht mehr um
den einen
Schmerz, es geht um alle Schmerzen
die ich je in meinem Leben empfand
und die Schatten der Geister mit ihm
die über meinem Leben kamen und gingen.
Der zweite Tag
Ohne ihn... nach 13 Jahren
Wie geht’s dir denn....? Und dann werde ich ohne abzuwarten was ich sage ohne Punkt und Komma mit Alltäglichkeiten überschüttet. War die Frage tatsächlich ernst gemeint? Wenn, dann -
Ja, entschuldige, was für eine dämliche Frage, wie soll es mir denn gehen? Ich sitze bestimmt nicht auf einer Schaukel im Garten und lache, nicht so gut natürlich.
Wir versuchen, jeder auf seine eigene Art und Weise irgendwie darüber hinwegzukommen dass da plötzlich von einer Sekunde auf die andere keiner mehr da ist, der vorher immer da war.
Das ist nicht ganz so einfach wie es sich hier hinschreibt und geht auch nicht von einer Sekunde auf die andere. Das dauert etwas.
Vielleicht gibt es ja Menschen ohne Gefühle, denen so etwas nichts bedeutet, obwohl ich es mir nicht vorstellen kann. Aber es gibt ja so vieles auf der Welt was man sich nicht vorstellen kann. Vor allen Dingen nicht, wie man so einfach darüber hinweggehen kann als hätte man eine Papierserviette weggeworfen.
Wie sähe es denn mal mit ein wenig Anteilnahme aus, mit ein wenig Respekt oder Rücksicht dem Gefühl eines anderen Menschen gegenüber aus, wenn man schon selbst nichts empfindet?
Es ist still im Haus wo vorher immer ein Geräusch war, das ich mit ihm verband.
Am Morgen kein Bellen mehr am Tor. Kein Begrüßungswauwuff.
Kein Geraschel im Gang mehr am Abend, wenn das Hundefutter aus der Tonne in den Napf geschüttet und freudig mit den dazu passend begeisterten Geräuschen erwartet wurde. Keiner, der die Treppe leise hochgeschlichen kam “ ist die Tür offen, kann ich rein, wo ist der Katzennapf?“
Keiner, der dich plötzlich durch lautes Aufstehen erschreckt.
Keiner der dich plötzlich von hinten am Hintern anstupst, was er immer so gerne getan hat.
Keiner, der dir den Ball vor die Füße legt, „Komm spiel mit mir oder geh Gassi.“ Daran gewöhnt man sich doch nicht von einer Sekunde, einer Minute auf die andere um - wenn man es jahrelang gewöhnt war.
Wie geht’s dir denn?
So kann nur einer fragen, der keinen Hund als Freund zuhause hatte.
Der ihn nicht vermisst. Oder einer, der überhaupt nie einen Freund hatte oder das was man üblicherweise als Freund bezeichnet.
Gestern noch da und heute nicht mehr und man geht zur Tagesordnung über. Man lacht und erzählt sich was es an Sonderangeboten im Supermarkt gibt. Ich kann das nicht. Ich kann es einfach nicht so schnell abhaken.
Den Tod und den Verlust eines treuen Kameraden.
Die Leere im Haus erschlägt mich erst einmal. Überall taucht sein Schatten auf und beleitet mich - und uns. Diese Leere ist überall.
Ich sehe die gleichen verquollenen Augen wie meine es sind - im Haus und im Hof. Die gleichen traurigen Augen und die unterdrückten Tränen und ich weiß, da schläft auch ein anderer schlecht und denkt an die Bilder, die auch ich im Kopf habe.
Wir graben gemeinsam Bilder aus die sowohl ich im Computer habe und auch sie. Es gibt Fotobücher von Cewe als Geschenke die das Datum von 2001 tragen. Kinderbilder von ihm an der See als er mit seinem albernen Ball im Maul in den Wellen spielte und ich erfahre wie gern er das Element Wasser hatte.
Man rückt zusammen und tauscht sich aus.
Ich erfahre wie sehr doch der Wunsch bestand noch einen Sommer, wenigstens einen noch, den man so gerne noch erlebt hätte obwohl man ahnte, dass es nicht mehr dazu kommen könnte.
Vor seinem halb gefüllten Napf steht ein wunderschönes Bild von ihm. Die bunte Decke liegt zerknüllt im Korb als wäre er eben erst aufgestanden und die rote Rose stand da noch nicht als er darin lag.
Ich denke ja gar nicht daran so zu tun, als ginge mich das gar nichts an und als würde mich das nicht berühren, denn das ist ja nicht so.
Ich vermisse ihn unendlich und übe die Stille zu ertragen.
Über dem aufgeworfenen Hügel leuchtet ein bunter Regenbogen. In ihm bricht sich am zweiten Tag der erste Sonnenstrahl.
... und so werden wir dich in Erinnerung behalten, auch wenn du um die Nase herum schon arg grau geworden warst...
ja, Leere, die ist jetzt überall...
@ Angelface
Texte: Text @ Angelface
Tag der Veröffentlichung: 03.05.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
im Herbst werden die Blätter auf dich fallen
aber du bist bei uns