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Allein ist nicht einsam sein.


Sie betrachtet die schwarzen Geschöpfe vor ihrem Fenster. Sanft nicken die kleinen runden Vogelköpfe auf und nieder wenn sie aus dem tiefgefrorenen Boden die Regenwürmer heraus picken. Sind es überhaupt welche?
Oder hat die Kälte diese längst erfrieren lassen?
Krähen sind es, die sich zuhauf auf dem tief gefrorenen Wiesenboden vor ihrem Fenster niedergelassen haben. Sie mag eigentlich keine Krähen, sie sind so schwarz und unheilvoll, so als brächten sie den Tod.
Ja, der Tod.
In letzter Zeit denkt sie oft daran, was ist, wenn ich nicht mehr bin, wohin werde ich gehen, was wird aus dem und denen, die ich zurücklasse. Denkt überhaupt jemand noch an mich, wenn ich gegangen bin?
Sie weiß nicht, warum sie in letzter Zeit so oft daran denkt, meist geschieht es auch nur in einer Art Tagtraum.
Eine Vorahnung dass nicht alles endlich ist? Und alles auf Erden ein Ende hat?
Oder sind es Ängste, die durch ihre Verhältnisse geschürt werden?
Viele Fragezeichen gibt es in meinem Leben, denkt sie und lächelt still.
Es ist nicht schlimm, nicht alles zu wissen was die Zukunft bringt, ganz im Gegenteil.
Betäubend duftet der blühende Jasmin auf ihrem Fensterbrett und steigt ihr in die Nase, während sie weit das Spiegelglas öffnet um den kleinen geflügelten Geschöpfen zuzusehen.
Sie tummeln sich auf dem Eis als befänden sie sich auf einer Schlittschuhbahn. Aufgeregt marschieren sie hin und her als wären es kleine Kinder.
Eifrig und fleißig nach Futter suchend bewegen sich die schwarzen Gestalten und plötzlich sieht sie nicht mehr die Bedrohung Tod in ihnen, sondern das blühende Leben. Das Frühlingserwachen.
Es war nur einen Moment lang ein falsches Hinsehen, weil sie allein war und Ängste verspürte.

Sie blickt auf. Ein blauer kleiner Lastwagen rappelt laut auf der Straße vorbei. Der Mann hinter dem Steuer winkt ihr freundlich einen guten Morgen zu.
Der Schwarm schwarzer Krähen fliegt auf und formiert sich wie ein langer Strom der sich in den blauen Morgenhimmel schiebt, sie lächelt ihm nach.
Wie ich mir etwas ansehe, so ist es auch, denkt sie. Betrachte ich mir etwas mit Angst, Kummer und Sorgen dann ist es auch beängstigend und sorgenvoll für mich, wenn ich hingegen hoffnungsvoll in die Zukunft blicke, dann hat die Zukunft auch Hoffnung für mich.
Nun nimmt sie wieder die Umgebung richtig wahr, das Zwitschern der Vögel, die ersten Knospen am Baum, zwischen den Eisschollen die ersten grünen Halme, bald ist der Winter vorbei, denkt sie. Vorbei, und damit kommt wieder Sonne und Leben um mich herum und ich werde schwimmen gehen, in der Sonne sitzen, im Freien lesen und am Abend meine Bratwürstel auf dem Grill riechen können. Es wird sich die Tür öffnen, Freunde werden kommen, wir werden in der Stadt zusammen einkaufen, durch die Straßen flanieren und in die Gesichter der vielen Menschen sehen, die sicher ebenso Ängste und Sorgen haben wie ich..
Ich bin nicht allein, denkt sie, es ist nur der lange Winter, der war nun mal fürchterlich lang und hat mich eingesperrt in meine eigenen Gedanken..
Es ist nur der etwas andere Blick aus dem Inneren der mich lähmt.
Und lächelt den schwarzen Vögeln hinterher, denn urplötzlich sind sie für sie bunt wie Paradiesvögel, die fröhlich an den Sonnenstrahlen schnuppern...


Armer Mensch


Irgendwie tust du mir leid
du kleiner müder Mensch.
Sitzt da in deinem Kämmerchen
und phantasierst
leidest und klagst
weil das Leben ohne dich verläuft.
Es zieht in Nebelschwaden an dir vorbei
und du streifst es nicht einmal mit einem Hauch
manchmal guckt es
für eine Zeit
grübelnd durch dein Fenster
und überlegt
ob es dich auffordern soll
mit ihm zu gehen.
Doch du
traust dich nicht
denn deine Mutlosigkeit
offen mit ihm umzugehen
lässt alles um dich herum
wie in dumpfen Nebelschwaden vergeh`n...


Impressum

Texte: Text @ Angelface
Tag der Veröffentlichung: 19.02.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Allen die alleine gerne verzweifeln

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