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Das Ende eines Weihnachtsbaumes
.... vieler Illusionen und doch ist Hoffnung.

Fünf Tage ist das neue Jahr alt, was hab ich gemacht?
Viel Schreiben wollte ich in den geruhsamen Feiertagen, nicht mal dazu bin ich gekommen, und nun liegt erneut Schnee. Fast einen halben Meter hoch über den Dächern pappt er vor sich hin, Autodächer, Eingänge, Höfe und Einfahrten, alles ist zugeschneit. Das heißt: Arbeit gibt es zur Genüge. Jeden Tag wieder Schnee schippen bis die Knochen rauchen. Kein reines Vergnügen, wenn man nur etwas über 50 kg wiegt und nicht größer als 164 ist. Das geht ordentlich auf den Bizeps.
Irgendwie hat das neue Jahr nicht so gut angefangen, es erscheint mir im Moment, als ob Tausend Hände an mir zögen.
Sind das nicht auch Nadelspitzen? Pieksen tut es zumindest.
„Tu dies, tu das, kannst du nicht das, komm wir machen das, hast du was vor, kann ich dich sprechen“, die Fragen und Ansprüche purzeln nur so.
Fragt mich eigentlich mal jemand was ich will, möchte, brauche?
Heute hab ich es zumindest geschafft den Christbaum zu entschmücken.
Fünf Tage nach dem neuen Jahresanfang.
Der arme, arme Christbaum, eigentlich kann er gar nichts dafür, dass er so, wie er nun ist, auf der Welt ist.
Da, ein Plumps, abgebrannte Kerzen fallen zu Boden, die ersten Nadeln sausen hinterher, die Lichterkette wird grausam durch seine Äste gezogen, Engelchen fallen, „mach doch du dummes Ding, ich hab keine Zeit für so einen Firlefanz.“
Das alte Nadelding, wie ein alter Mann in Lumpen steht er da. Nur noch ein Abziehbild seines einstmaligen Selbst. Aller Glanz verlöscht sobald die Tagessonne auf ihn fällt.
So steht er klein und erbärmlich da, wimmert vor sich hin, schüttelt die Nadeln von sich, als bekäme er es mit Golddukaten bezahlt, ich kann es ihm nicht verdenken. Keine frische Luft, kein Wasser, keine Streicheleinheiten, es beachtet ihn ja keiner mehr. Weihnachten, längst vorbei.
Eigentlich gehörte er ja nie in die gute Stube, sollte besser mitten im Wald inmitten seiner Brüder und Schwestern stehen und nicht schon nach kurzer Zeit absterben. Die Tage des Vergänglichen gehen.
Die Arme in den Himmel schwingen, Gott und den Vögeln zujubilieren, mehr hatte er nicht zu tun, na ja, wachsen, das sollte er schon, groß und stark werden.
Und was machen wir? Wir rauben ihn. Berauben ihn seiner grünen Freiheit. Zwängen ihn ein und vergewaltigen ihn zu etwas was er nie ist, nie sein wird, nie war.
Ein Gefangener des Menschen.
Nur wegen der Harmonie, den Liedern und den Lichtern, den Kinderaugen und alten Augen, die ach doch so schön glänzen wenn sie ihn sehen.
Dem Frieden, den wir eh nur auf dem Papier haben, denn alles bekriegt sich was bekriegenswert ist, ( macht doch so’n Spaß auf anderen herumzutrampeln oder sich ein wenig zu fetzen) – dem guten Duft und dem glitzernden Lametta, kriegt er eine Axt ins Genick, wird grob geschultert oder unsanft hinter einem Zweibein hergezogen, dann bekommt er sogar noch die Füße gestutzt, damit er auch ja in den Ständer passt und zu guter Letzt setzt man ihm fröhlich auch noch Engelshäubchen auf.
„Ihr Engelchen kommet, oh kommet doch all“...
Nix da Engel, die hatten dieses Jahr Ausgang wenn man in die Tage des neuen Jahres guckt.
Es geht genauso wie das Alte weiter.
Hetze, Neid, Missgunst, Eile, überall und nirgends sollst du sein, überall sollst du mitmachen, überall dabei sein, der nächste Rufer steht schon an der Tür. Wo bleibt da die besinnliche Ruhe, die wir uns so sehnlichst unter diesem Bäumchen wünschten?
Es hat ausgesorgt.
Brutal wird es aus der warmen Stube gezerrt, keinen Blick mehr bekommt es, wo doch noch vor wenigen Tagen Kinderaugen leuchteten“ oh, wie schön“!

Draußen klirrt das Eis am Fenster, die Sonne scheint, in Frieden vereint.
Nix da Frieden, Missverständnisse herrschen überall, jeder fühlt sich angegriffen,
verteidigt sich mehr schlecht als recht und man meint fast, man würde von einer Hundemeute gejagt. Und außerdem Druck, Druck, Druck, überall, wo man hinsieht ist Druck.
Sollte so das neue Jahr etwa anfangen? War das tatsächlich so geplant? Wenn ja, von wem? Ich bin nicht einverstanden.
Ist das Netz als Kommunikationsplattform wirklich so wichtig, wie es scheint?
Für wen?
Für den etwa, der nichts besseres zu tun hat, als den lieben langen Tag daran zu verbringen?
Oder für den, der nur einmal zum lesen seiner Post an diese Klapperkiste läuft, die uns anscheinend ! alle so abhängig zu machen droht, dabei aber eigentlich doch nur stört und die eigene Kreativität, oder die Möglichkeit sich auch noch anders zu beschäftigen - einschränkt..
Okay, okay, jeder nach seiner Fasson, aber mir bitte die Meine..
Mir ist eher, wenn überhaupt – nach Gedichte schreiben, nach Bildchen kreieren und nach Geschichten erzählen.
So was in der Art etwa...



Ich möchte nicht unbedingt eines schönen Tages wie der arme Weihnachtsbaum geköpft und aller Kraft beraubt in der Gegend herumstehen. Nur noch Abfall, den keiner mehr brauchen kann.
Aber wenn ich an den PC komme, meine Post lese, die vielen Antworten sehe ( die a) von mir erwartet werden), oder auf die b) - jemand wartet, oder sonst beleidigt ist, wenn nichts von mir zurückkommt, dann vergeht mir das Gedichte und oder Geschichten schreiben. Dann bin ich einfach leer.
Und das empfinde ich als ausgesprochen schade.

So schade wie die Tatsache dass ich etwas entsorge und wegschmeiße, was ich vorher seiner Freiheit beraubt habe. Dem nadelnden - Oh du fröhliche -Christbaum.
Aber, so ist der Mensch eben mal. Unvernünftig und unbelehrbar.
Erst bewundert er die Schönheit der Natur im Freien, dann schlägt er der Freiheit den Kopf ab und zum Schluß entsorgt er sie kaltherzig in der Mülltonne.
Wenn man näher darüber nachdenkt, tut das eigentlich nur weh.



Und dann gehe ich hinaus in die weiße Winterlandschaft. So unberührt und fragil, so zart.
Feine Schneewehen stieben auf während ich mit meinen dicken Schuhen durch dichten Pulverschnee stapfe und ich vergesse über diesem wunderschönen Anblick, inmitten der Sonnenstrahlen und in all dem eisigem Wind, der mein Gesicht umweht, all meine Sorgen und trüben Gedanken..

Eines weiß ich, komme ich zurück nach Hause, dann wartet ein heißer Glühwein auf mich, gedämpftes Licht,
Ruhe und liebevolle Katzen als Hüter des Hauses, die darauf achten, dass ihr Frauchen auch warme Socken anzieht.
Was will man mehr an einem solchen Tag...

Impressum

Texte: Text @ Angelface
Tag der Veröffentlichung: 06.01.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
allen Bäumen die noch leben

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