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Wieder wähle ich ein Thema, bei dem andere vielleicht aufschreien, denn die Meinungen gehen darüber stark auseinander, na, dann, philosophieren wir mal ein wenig darüber...

Ein guter Rat, was ist er denn?

Manche Menschen brauchen ihn wie die Butter zum Brot weil er Anstoß für sie ist, andere können ihn überhaupt nicht brauchen.

Man könnte auch einen Rat so formulieren...
"Du, ich will dir mal nen' guten Tipp geben, möchtest du ihn, ich seh es so!"

Andere wissen es immer besser, (so meinen sie.)
« Tu dies, tu das »
Jeder hat eine andere Betrachtungsweise.

Noch habe ich ihre schluchzende Stimme im Ohr die mir sagt:
“Ich weiß, du meinst es nur gut mit mir, aber meine Erfahrungen, egal ob positiv oder negativ, die möchte ich gerne selber machen und nicht die Deinen übernehmen, wie soll ich denn sonst erwachsen und gereift werden, ich raff es sonst net“, und sie hat recht.
Ich glaube, sie wollte nur loswerden was ihr auf der Seele lag, einen Ratschlag wollte sie nicht von mir.

Ein guter Rat kommt oft wie ein Lehrer mit erhobenem Zeigefinger daher, den wollen wir natürlich nicht, denn wir empfinden ihn als schulmeisterhaft.
Mit ihm als Rat ist es so eine besondere Sache.
Manche empfinden ihn als Drohung, für sie ist er vielleicht eher wie ein Schlag ins Genick, für andere ist er vielleicht eine echte Hilfe, oder ein guter Tipp.
Man weiß, sie sind gut gemeint,die guten Ratschläge anderer, sie müssen aber nicht angenommen werden, natürlich nicht. Das, was man davon umsetzt, ist die freie Entscheidung jedes Einzelnen, aber das, was man hört, wie man es anders machen sollte, nur weil es der andere eben anders macht, das müsste man erst selbst genauso empfinden, um es auch umsetzen zu können.

Ein langer Schachtelsatz, na toll, liest man doch immer wieder gern, weil man am Ende nicht mehr weiß, was am Anfang stand. Aber wer alles bierernst nimmt, was ich schreibe, der irrt, ich sehe und meine viel mit Humor und verfälsche oder übertreibe gerne ein wenig.
Das ist für mich Unterhaltung und Unterbrechung der üblichen Langeweile, man grübelt, überlegt, runzelt die Stirn wenn man es liest und sagt vielleicht:
" Wie kann sie das zum Donnerwetter wohl wieder gemeint haben".


Jeder Mensch tickt eben anders, empfindet anders und nimmt anders wahr.
So hält einer einen guten Rat manchmal für einen beachtenswerten Tipp, der andere empfindet ihn als Nötigung.

Jeder entwickelt seine Strategien, wie er mit den Dingen umgeht, manches klappt, anderes nicht.

Wie oft schon, habe ich aus den gleichen Beweggründen, - ( nämlich um zu helfen ) - anderen einen guten Rat gegeben. Oft wurde ich auch darum gebeten, ungewollt habe ich nie welche verstreut. Ich weiß, wie lästig es ist, davon bombardiert zu werden.

Andererseits, wie oft habe ich jede Menge oft unerwünschter Ratschläge von anderen, guten Freunden, der Mutter, dem Bruder, dem Partner – zu hören bekommen, und dann doch mein eigenes Ding durchgezogen.
Einen guten Rat konnte ich immer bisher annehmen, wenn es durch die Betrachtungsweise von anderer Seite mir selbst einen positiven Schubs gab und sich mein eigenes Sehen dadurch veränderte.

Na, gut, man nimmt sie nicht oft an, diese unnützen Ratschläge, oft ist man natürlich auch nur einfach ein wenig stur und will dem Anderen beweisen, dass man selber Recht hat, obwohl man denkt: “Na, der könnte doch auch Recht haben“, aber man will es irgendwie nicht wahr haben.
Erfahrungswerte...die jeder macht.

Doch wenn ich andererseits alle guten Ratschläge annehmen würde, dann wäre ich nicht mehr ich, sondern würde nur noch nach dem Gusto der anderen leben. Ich wäre sozusagen ein Abziehbild anderer.

Würde ich beispielsweise so schreiben wie andere, wäre mein Ursprungsstil verfälscht und meine Individualität, an der man mich wiedererkennt, ginge verloren.

Doch wir sind eben eigenständig, manchmal sogar eigensinnig und damit macht man seine eigenen Erfahrungen.

Das macht uns auch aus, unsere Erfahrungen. Sie prägen uns, daran erkennen uns andere wieder. Entweder mögen sie uns, so wie wir sind, oder...? ja, oder...das kann man sich selber ausrechnen.
Vielleicht will uns einer nur umkrempeln?

„Vergiss das doch endlich“, hörte ich oft in der Vergangenheit und dachte mir dann“ Ja, das Vergessen wäre sehr schön, aber es hilft mir nicht weiter, das zu hören, wenn mein eigenes Gehirn anders funktioniert.
Ein anderer guter Rat, den ich oft hörte, war:
Das Positive sollte ich im Gedächtnis behalten, das Schlechte und Unangenehme einfach so auf den Müll der eigenen Erfahrungen werfen.
Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen, wie im Märchen.
Doch so einfach ist das Nicht. Nicht für mich. Auch nicht für andere.
Vielleicht haben sie ein anderes Sieb oder Schubladensystem in ihrem Gehirn, schön und praktisch für sie, meines funktioniert anders.

Ich verzeihe beispielsweise viel, vergesse aber wenig.
Selbst wenn man sich bewusst ist, dass man es dadurch schwerer im Leben hat, andere Lasten auf seinen Schultern schleppt, ist es nicht möglich nach dem gutgemeinten Rat anderer zu leben.
Wie höre ich oft, wenn ich einer guten Freundin mal einen Rat gebe,"He, lass sie doch, du kennst sie doch, du kannst sie und ihr Verhalten nicht ändern, sie ist halt so!“
Dann denke ich mir einen Augenblick: “Hallo, gilt das nur für die anderen“?
Warum kann ich dieses Recht nicht für mich genauso beanspruchen?

Da bastelt einer an dir rum, will dich ständig irgendwie verbiegen und selber nimmt er nicht den klitzekleinsten guten Rat an, weil er meint, er wüsste es, er wüßte alles besser. Ungleichgewichte auf der Waage des Lebens.

Ich nehme mich oft selbst zurück, schweige, auch wenn es mir schwer fällt wenn ich sehe, da rennt einer blinden Auges in sein Unglück, macht sich unglücklich, krank, kaputt, verliert viel, doch mit meinem guten Rat wäre ich völlig fehl am Platze, denn er entscheidet sein Leben und bestimmt seine Handlungen, egal wohin sie ihn führen.

Spielt einer am Rouletttisch, weil er meint, er hätte gerade eine unglaubliche Glückssträhne, dann kann ihn niemand davon abhalten zu spielen, egal wie gut es der andere mit ihm meint..

Betrügt einer seine Partnerin und die Nachbarschaft ist hellhörig, kann ich ihn auf Teufel komm raus warnen, er wird es weiter tun, wenn er davon überzeugt ist, dass ihn keiner dabei erwischt.

Wenn einer mit Alkohol am Steuer seines Wagens sitzt und meint, er könne die paar Kilometer noch fahren, werde ich oder ein anderer ihn nicht davon überzeugen können, dass er nicht mehr fahrtauglich ist - auch nicht mit den Worten: "auch ein anderer kann dir in die Karre fahren und dann bist du dran“.
Meint er, er hätte Glück und die Straße wäre eh frei um die Zeit, tja, dann muss man ihn halt lassen. Er wird am eigenen Leib erfahren was dabei herauskommt. Mal hat er Recht und Glück, mal nicht, dann wird er eben erwischt und zahlt. Im schlimmsten Fall hat er einen Unfall, vielleicht stirbt er sogar. Ändern, kann man es nicht.

Wie oft sieht man, da ist einer ernsthaft psychisch krank, quält sich eigentlich und krebst grad nur noch im Leben irgendwo am Rande herum, hat kaum noch Lebensqualität.
Ein anderer kann das nicht ändern.
Wenn er meint, ihm ginge es gut, er lebt gut und fühlt sich wohl – so sagt er es, auch wenn man sieht, das stimmt gar nicht,
.... ist er davon überzeugt, wird man es nicht ändern können, jeder gute Rat wäre für die Katz, auch wenn sie noch so laut maunzt.
Gestern wurde ich gewarnt, ich bekam einen guten Rat, - okay, okay, ich freute mich, und dachte bei mir: Nett, dass sich einer um dich sorgt, er meint es nur gut mit dir, aber auch ich muss meine eigenen Erfahrungen machen und möchte das auch.
Und so wie mir, geht es auch anderen.

Andere machen sich Sorgen, aber auch die sind für die Katz.
Warum gibt man denn überhaupt gute Ratschläge, oder einen vermeintlich guten Rat?
Kann man vielleicht nicht mit ansehen, wie sich ein anderer quält? Sich dem Unglück wissentlich oder unwissentlich in die Arme wirft, oder in sein Verderben rennt?
Ist es nicht einfach so, dass wir dem anderen, dem wir die vielen guten Ratschläge geben, nicht eine eigene Urteilsfähigkeit zutrauen? Ihn unterschätzen?
Vielleicht findet er ja seinen Weg, auf seine eigene Weise. Wissen wir das?
Wir wissen es nicht.
So ist es oft verständlich, dass dann einer, der sonst immer freizügig seinen guten Rat verteilte, sagt: “Ich kümmere mich nur noch um mich, andere sind mir sch...egal“.
Und doch hört man überall von Menschen, die es nur gut mit dir meinen:
„Tu dies, tu das, das ist besser für dich, ich würde das an deiner Stelle so machen, so hat es bei mir immer geklappt.“

Wieso wissen andere immer, was besser für dich ist.
Stecken sie in dir drin?
Ein unerschöpfliches Thema das man beliebig ausweiten und darüber schreiben kann, bis einem die Finger schmerzen, ändern, kann man es nicht.

Beispielsweise kommt eben mein Katerchen durch die Tür gewischt, den Wanst vollgestopft mit Mäusen und anderem Getier, er platzt vor Gesundheit, dennoch hab ich Sorge und sage zu ihm: “Du, Katzenfutter ist bedeutend gesünder für dich, da sind alle Mineralien und Stoffe drin, die dein Körper braucht, friss lieber ein wenig Katzenfutter“, und er sagt mir in seiner Sprache: "Verpiss dich Alte, du verstehst nix davon, auch in Mäusen steckt alles drin was ich brauche, außerdem hab ich mehr Spaß, lass mich in Ruh“.

So ist das mit dem guten Rat.
Für einige Menschen ist er eine Hilfe, eine Unterstützung, ein Anstoß zum anders sehen, für den anderen eine Drohung, ein Genickschlag: du weißt nichts, deshalb gebe ich dir einen guten Rat.
Einige nimmt man an, andere nicht...



Reflexionen...darüber...es gibt immer etwas worüber man nachdenkt.

Impressum

Texte: Text @ Angelface
Tag der Veröffentlichung: 18.12.2008

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
für alle, für die ein guter Rat eine Hilfe ist, für andere, die keinen brauchen

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