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Sommergeschichten

.....



Oh...Nacht - du kühle Schöne
bring mir mit seidigem Klang
tautropfengleich deine Kühle
den Sternenhimmel entlang

*



Der morgendliche Tau zeichnet dunkle Schweißflecken auf die abgemähten Wiesen. Die darauf zusammengerollten Heuballen haben weiße Hemdchen aus Leinenstoffen an und bieten ein herrliches Versteck für die Mäuse.
Es raschelt und knistert überall, dennoch mutet es fast schon herbstlich an, wie sie da aufgereiht in Reih und Glied wie die Zinnsoldaten stehen, dabei haben wir erst Ende Juni. Aber es ist heiß.
Durch die geöffnete Balkontür schimmert schon am frühen Morgen die Sonne herein...

Im Schatten auf der Terrasse gemessen waren die letzten Tage durchtränkt mit bis zu 35 Grad Celsius plus....
Affenhitze sagt man wohl auch dazu.
Wir liegen alle etwas träge in den Ecken...
Können auch Katzen schwitzen frage ich mich nachdenklich?

Mensch und Tier leiden auf unterschiedlichste Weise.
Ich hole mir den gelben langen Gartenschlauch und spritze mich tüchtig ab. Selbst der Kopf kommt dran, denn nasses Haar verschafft wenigstens ein klein wenig Kühlung.
Da es mir zu mühselig ist, sich nur so

irgendwie abzukühlen weil die Sonne sowieso alles sofort wieder auftrocknet, habe ich mir einen riesigen Zinkbottich als provisorische Badewanne aufgestellt, ihn mit köstlich kühlem Nass aus der Regentonne aufgefüllt, lasse mich sacht hineingleiten und plansche sowohl mit den Armen als auch den Beinen darin.
Ein großer Strohhut ziert meine Stirn damit die Augen im Schatten liegen, denn die Sonnenbrille drückt und kneift mich, hinterlässt hässliche weiße Streifen.....
Ich bin völlig nackt, nur tiefe Indianerbräune schützt meine Haut.
Ach, wie herrlich ist's doch im Wasser, doch wer schützt und nässt die Pflanzen?
Denn die Sonne, ....was macht sie, sie brennt und brennt erbarmungs - und rücksichtslos auf Mensch, Tier und Pflanzen nieder...sie trocknet in Sekundenschnelle alles wieder aus.
Kaum erhebe ich mich aus dem Wasser, bin ich schon wieder trocken und stöhne wie meine armen Pflänzchen die ich kaum mehr flüstern höre, so erschöpft wirken sie...
kein Tautropfen weit und breit...




Morgens werden die Steintröge in denen die wildwachsenden Rosen mit den entzückenden Margariten ringsum vor sich hinwuchern von mir tüchtig mit Wasser begossen und dann mit Tüchern und Sonnenschirmen abgedeckt, damit nicht alles gleich gelb und ausgetrocknet wird.




Die Natur hilft sich selbst durch den nächtlichen Tau der die Blüten und Sträucher bis gegen Sieben bedeckt, doch dann ist wieder alles in den Töpfen und Kübeln den sengenden Strahlen der Mittagssonne überlassen.
Mittelhessen stöhnt unter den tropischen Temperaturen.



... ich liege ganz still und lasse die Sonne in mich einströmen...träume schläfrig vor mich hin...

Julchen liegt im Laufe des Tages entspannt im abgedunkelten Schlafzimmer mit weit ausgestreckten Ärmchen und Beinchen und „ lüftet“ sich.

Die rosige Zunge ist weit aus dem Mäulchen hervorgestreckt und sie hechelt ein wenig wie Hunde dies tun. Kleidung ist völlig überflüssig geworden, man kann sich am Tag von der Sonne verbrennen lassen und in kühlenden Laken des Nachts den Körper einwickeln.


Kater Kasimir hat sich etwas ganz Neues ausgedacht, er sprintet wie ein Reh im Hechtsprung über die Steinplatten, denn die sind glühend heiß.
Ein scharfer Guss aus dem Schlauch rettet seine heißen Pfoten, die er im Schatten unter der Liege hektisch putzt, dann liegt er wie erschlagen platt und lang, es sieht aus, als hätte er sich wie am Zentimetermaß ausgestreckt.



Er hechelt wie ein Hund...
Am liebsten würde ich ihm einen Reißverschluss für sein Fell anbieten, den er nach belieben auf und zuziehen kann. Schwarzweißes Fell, oh, je.... als Farbe zieht es die Sonne wie magisch an, ich könnte Spiegeleier auf ihm braten, wenn er so mitten in der Sonne liegt.
Ein leises Krächsen, fast ein lautes Stöhnen entringt sich seiner Kehle...



schreit er nicht sogar...? Vielleicht sollte ich auch ihn in den Wassertrog setzen...


Überall stehen Eimer, Kannen und Blumentröge für die durstigen Vögel, aus denen er sich bedienen kann.

Aha.....Kater Kasimir ist schlau, er hat sich eine besondere Technik des Trinkens ausgedacht.

Er senkt zierlich seine Pfote in meine grüne Badewanne in der meine erschlafften Hände liegen und leckt Tropfen für Tropfen zierlich ab. Eine feinsäuberliche Arbeit, die ihm anscheinend Spaß macht. Mit der nassen Pfote werden die Härchen über den Augen geglättet, der Bart benetzt und die Wangen beschleckt. Knabberndes Durchpflügen der Ballen verstärken stundenlang wie es scheint, sein Vergnügen.
Dann spielt er ein wenig kindisch mit den Rosenblättern, die ich ihm ins Wasser geworfen habe. Erst wenn letzte Staub und Schmutzreste entgültig aus dem Fell verschwunden sind, legt er sich lang, den ausgestreckten Hals auf die Vorderpfoten gebettet und dann werden die Augen geschlossen für ein vorzeitiges Abendschläfchen bis es ans Gräserzählen in der Nacht geht.
Appetit hat man in dieser fast unerträglichen Hitze als Katze keinen, denn die Mücken umschwirren das Katzenfutter, allenfalls findet hier ein flüchtiges Lecken am ausgelaufenen Soßenrest statt.





Eine kräftig saftige Maus zur Abendstunde schmeckt ihm bedeutend besser, erzählt er mir maunzend.

Mimi, die leise klagend durch den Holzzaun schlüpft, ist durch ihr leicht strohiges Fell besser geschützt. Die Dreifarbenkatze hat sich so etwas ähnliches wie kleine Luftlöcher im Fell aufgepustet und kringelt sich gleich um die schattige Tanne, deren feuchte Bodenwärme Kühlung verschafft.
Dort verschläft sie leise gähnend die Hitze des Tages.
Abends läßt sie sich gerne dann von diversen Zecken und Kletten befreien.

Sobald der warme Abendwind, wenn er dann endlich einmarschiert, sich über das Dach ausbreitet, holt sich Julchen, die mittlerweile erwacht ist, die Tischdecke vom Tisch und zieht sie sich über den Sessel als Unterschlupf, unter dem sie dann großäugig den Abend beguckt.

Und doch erscheint es mir langsam fast so, als würden schon erste Blätter die Bäume verlassen, ist etwa trotz sengender Hitze der wahre Sommer schon vorbei...?
Ich denke nur an die Wetterkatastrophen, die uns in letzter Zeit alle heimgesucht haben...
Wundern, würds mich nicht...



Ich wandere über meine Terrasse und befreie die Blümchen vom Unkraut und welken Blätterresten, sprenge die Ton und Steintröge und bereite mir wie immer mein Nachtlager im Freien mit Decken und Kissen.



Während sich dann der Abendhimmel mit Sternen füllt, die Nacht hereinbricht, die Grillen beginnen ihren Abendsong zu zirpen und die Vögel sich zur Ruhe begeben, falle ich glückselig und froh über die abendliche Kühle im warmen Blätterrauschen des Windes in das Dunkel der Nacht.

*

Ja - Nacht - du kühle Schöne
bring mir mit seidigem Klang
tautropfengleich deine Kühle
den Sternenhimmel entlang

*



Die Sommermonate sind zum Auftanken da...
Der Sommer ist ein Geschenk, doch viele nehmen es nicht an...


„ Nimm das Gesicht aus der Sonne,
du kriegst eh nur Falten - nimm mindestens Sonnenschutzfaktor 30 „ werde ich immer wieder gewarnt, dabei lege ich mich nur in die Frühlings - und Herbstsonne....
zum schlafen oder lesen, zum träumen oder nachsinnen......
ansonsten bewege ich mich...
Beim arbeiten im Garten kriegt der ganze Körper die wärmenden Strahlen ab..
die Sonne ist wichtig für uns...
sie zwingt uns an die frische Luft....
...... sie sagt; lass dich durchpusten von der Wärme und Luft – durchlüften von den harten kalten Wintermonaten, vom Qualm der Kneipen, vom Mief der dunklen Winterwohnungen, hinter Mauern und Glas, Stein und Beton sonst eingesperrt...
Sie schenkt uns Auftrieb, Kraft und Freude, Wärme und Gelassenheit ......
sie bringt unsere Seele zum blühen....
sie schenkt uns die Farben des Sommers, das satte Rot der Rosen, das leuchtende Grün der Bäume und Sträucher, das Gelb der Sonne und der Blumen...das Blau des klaren Himmels, das geboren werden der Jungtiere in der Natur, ja - sogar das Weiß der ewig ziehenden Wolken am Firmament....
sie erzieht uns dazu, uns für sich Zeit zu nehmen,
das sieht man ja an den Südländern...

die halten - wie wir es tun sollten, es aber nicht tun, Siesta ab, indem sie in der Mittagshitze in die Häuser und in den Schatten gehen...
dort ruhen, statt nach dem Rechten sehen....

zur Langsamkeit erzieht uns die Sonne, denn bewegst du dich zu schnell in ihr, dann schwitzt du.....
auch wenn zu viel Sonne manchmal müde macht, so zeigt uns das nur, dass wir unser Tempo dem der Jahreszeit anpassen sollten....
es ist anstrengend bei sengender Hitze denken zu müssen, die Natur denkt in diesem Fall für uns – wir sollten ihr Blühen und Wachsen genießen und nicht gleich schnell wieder forteilen..
nicht umsonst sind die Sommermonate Urlaubsmonate...
zur Entspannung gedacht, zum auftanken empfohlen........
was machst du im Sommer.....
arbeitest du wie ein Pferd...von früh bis spät....?
warum tust du dir das an....?
wer das tut, das ganze Jahr über, ohne sich eine Ruhepause zu gönnen, wer nie in die Sonne geht und ihre kostbaren wärmenden hellen Strahlen genießt, wer nicht auftankt und zur inneren Ruhe kommt - der wird irgendwann krank und vorzeitig durch ständige Überlastung schneller alt oder gar leistungsschwach.

Lasst uns die Sonne, die Luft und die Wärme genießen, egal ob sie nun müde oder Falten macht oder nicht,
schließlich gibt es Sonnenschutzcreme, auch wenn ich sie fast immer vergesse aus lauter Freude im Freien zu sein...


Impressum

Texte: Bilder und Texte unterliegen meinem copyright
Tag der Veröffentlichung: 24.10.2008

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
dem ewigen Sommer gewidmet

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