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Freiheit ist tun und lassen wann ich was will...

Unter meinen Händen spüre ich warmes weiches Fell. Kurzes Seidenfell von dem ich die Farbe und das Wesen dahinter nur erahne, denn es ist noch stockdunkel im Raum.
Ich brauche ihn nicht zu sehen, unter meinen Fingern spüre ich sein sensibles Gesicht, kleine Augenbrauen, zarte Haare in winzigen Ohren, eine kleine Nase die sich an mich schmiegt, meine tastenden Hände berühren warmes Vertrauen das wie eine Welle zu mir überschwappt.
Kleine Tatzen die sich zärtlich an und um meine Haut schmiegen, sich anlehnen, ein kurzer Moment der Intimität, der Wärme und Nähe, doch kaum rühre ich mich, ist er schon wieder weg.
Mein freiheitsliebender Bursche kaut noch einmal kurz und vernehmlich an Gans mit Karotten und entfleucht dann wieder durch die Katzenklappe nach außen, doch nicht, ohne vorher auf dem Gang seinem Bruder eine scherzhaft zu watschen.
Morgens ganz früh um 5.00.....
Als ich mitten in der Nacht ziemlich schlaftrunken in mein warmes Bettchen wankte, haben mich ähnliche Gedanken wie jetzt bewegt.
Wo ist er jetzt schon wieder, es regnet doch in Strömen, eben lag er doch noch auf seinem Lieblingskorbstuhl und schlummerte süß, fragte ich mich und sah unter Stühle, Tische, unterm Bett, in der Kleiderkammer, auf seinem Lieblingsplatz und in den Katzenkörbchen nach, doch wer natürlich nicht da war, war Merlin.
Dieser kleine Stromer, dieser Racker, er ist wirklich unberechenbar...
Aber ist dies die Freiheit nicht auch?
Auch Freiheit lässt sich nicht einengen oder einsperren.
Sein ganzes Wesen ist nach Bewegung ausgerichtet. Er ist eine Katze, die nicht festzuhalten, nicht einzusperren ist.
Ist mal aus wichtigen Gründen, Katze krank, sind Jäger mit schussbereiter Flinte draußen, im Hof werden die Pferde frisch behuft, die Katzenklappe von meiner Hand absichtlich geschlossen, reißt und kratzt er solange am Katzentürchen herum bis mich die Wut packt und ich sie ihm dennoch öffne, tue ich dies nicht, hat er es schon einmal geschafft die gesamte Tür samt Mörtel aus der Wand zu ziehen.
Es hat überhaupt keinen Sinn darüber nachzudenken, was eine Katze dazu antreibt, sich mitten in der Nacht, auch dann, wenn es eiskalt, schneematschig oder quatschig feucht ist, im Dunklen herumzutreiben. Ich denke, das ist sein ungebändigter Freiheitsdrang.....
Hauptsache außen atmet sein ganzes Wesen, atmet Freiheit, frei sein, ungebunden sein....
Oft empfinde ich mich selbst als lächerlich wenn ich in tiefdunkler Nacht auf dem Balkon stehe und flüstre; pssstttt, wo bist du, seinen Namen anfüge,....
Ich weiß, wenn er mich hört, dann kommt er auf Zuruf, wenn er weiter weg als mindestens 300 Meter ist, dann fühlt allerhöchstens sein Instinkt dass er gerufen wird.
Außer natürlich, wenn da draußen in der Dunkelheit etwas aufregenderes ist was ihn beschäftigt, .......
eine kleine Maus im raschelnden Untergrund, eine Kuh deren Atem dampfend ihren Nüstern entweicht, der Geruch des Kälbchen das daneben liegt, eine Heuschrecke die sich noch nicht schlafen gelegt hat, es sind so viele mannigfaltige Eindrücke die auf den Buben einströmen, eigentlich müsste gerade ich Verständnis dafür haben.
Ich, die ich die Freiheit, die Ungebundenheit, die freie Entscheidungsgewalt ebenso wie er liebe und als wichtigstes im Leben empfinde.
Und doch treibt mich die Sorge dazu ihn zu rufen.
Ich fühle mich einfach sicherer, spüre ihre Sicherheit am Leben zu sein, wenn meine Kinder alle um mich versammelt sind.
Mutterinstinkte sind das, mehr nicht.
Vielleicht ist es auch der Gedanke an Paulchen, meinen schwarzweißen, seinen Vorgänger, der durch einen wilden Hund sein Leben verlor, der auch so schön war, so einzigartig in seinem Wesen, dass ich meine, etwas so Perfektes, fast Vollkommenes ist nicht lange ungeschoren am Leben.
Er braucht mich so wenig und doch braucht er sein Zuhause, das ich bin.
Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich ihn auf der Wiese gegenüber Furche um Furche abgraben. Eifrig geschäftig steckt er sein Näschen und jedes seiner Füße tief in jedes Mauseloch, durchpflügt jeden Grashalm, rennt dem Igel hinterher, folgt dem Reh ins Gebüsch, schnuppert an Kuhnasen und treibt sich zwischen den Schafen herum, eigentlich lebt er zwei Leben, das eine draußen, das andere bin ich, die Wohnung, seine Geschwister, die ja keine echten sind.
Aber wenn ich rufe und er kommt, dann ist er auch richtig da.
Er meldet sich mit forderndem Stimmchen an; brrrtt, brttt....tapst mir auf den Füßen herum, springt auf mich und putzt seine Strümpfe an mir ab um sich dann gemütlich an meinen Rücken oder auf meinen Schoß zu legen.
Hab ich ihn im Arm, dann legt er sich sogleich auf seinen Rücken, streckt die Beinchen von sich, bietet mir zum kraulen seinen weichen Bauch an und schnurrt wie ein Weltmeister....
Dann ist er Kind, dann darf er es sein, er erlaubt sich das quasi selber.
Plaudertäschchen nenne ich ihn dann, denn er redet wie ein Buch, er erzählt mir was er erlebt in seiner eigenen kleinen Welt.
Von all dem was er sieht, hört, spürt und riecht.
Von den Feinden denen er begegnet, von Freunden mit denen er die Nacht durchstreift, von den himmlischen Heerscharen die er trifft.
Von all den fremden Wesen, die nicht seiner Rasse angehören und die er respektiert, als gleichwertige, die wie er die Freiheit lieben..
Merlin...wie lange wird er bei mir sein...?
Ich habe Vorahnungen, wie ich sie schon bei seinem Vorgänger hatte,
wie ich sie bei Julchen spürte und erahnte,
es sind die Ahnungen einer Mutter, der Bauch, der weiß dass ihre Kinder eines Tages nicht mehr um sie sind.
Doch egal wie viel ich mich sorge, egal ob mein Herz zittert, mein Eingeweide blutet, meine Angst um ihn mich zur Vorsicht mahnt, ihn zur Vorsicht mahnen möchte, ich werde ihn nicht um einen einzigen Tag seiner Freiheit beschneiden, ich werde ihn weder zwingen zuhause zu bleiben, noch einsperren noch maßregeln dass er näher und öfter zuhause ist, ich gönne ihm seine Freiheit, denn die ist das Einzigste was uns und damit auch ihm, allein gehört.





Unglaublich, wie sie manchmal doch nerven können.

„ Alte, schaff dich aus der Koje, wir haben Hunger“, ertönt es aus drei Katzenkehlen auf dem Gang. Aha, die Bande kommt nach Hause.


Was für ein Gepiepse am frühen Morgen.
Einen dreistimmigen Kanon stimmen sie gemeinschaftlich an. Einer hoch, einer tief, eine brummt.
Komisch, wenn sie etwas wollen, dann sind sie sich einig. Sonst wird sich auch oft gezankt und ausbaldowert, wer hier der Stärkste ist.

Mimi wird als die Kleinste verkloppt und verschwindet unter ihre Rettungsinsel, dem Bett, und die Buben tragen es untereinander aus.
Es ist Montagmorgen und meine Rabauken sind der Meinung, ich hätte lange genug unnütz im Bett herumgelegen.
Merlin ist eine Wasserratte, anders kann ich ihn nicht nennen.
Mit klatschnassen Füßen hüpft er zu mir aufs Bett und will schmusen.
In seinem Fell tropft es aus allen Nähten, die Pelzfüße sind dreckig und nass.
Er leckt mir die Hände, schnurrt lieblich und macht auf kleines Kind. Dann rollt er mit den Augen und streckt mir seinen Bauch entgegen. Aha, er will was.
„ Du spinnst wohl“ kann ich dazu nur sagen.

Draußen regnet es in Strömen und die Katzen waren unterwegs.
Heute keine Maus mitgebracht?Ich werde mich hüten, sie zu fragen. Jedenfalls haben sowohl Merlin, als auch Kasimir, wie ich sehe, anscheinend nicht die Gelegenheit genutzt, um ihre Bäuche zu füllen.



Kasimir trägt die gewohnten schlanken Hüften über seinen dürren Beinen spazieren, und Merlins Bäuchlein schlabbert wie ein kleiner leerer Sack fast bis zum Boden.
Vielleicht war es zu nass?
Hatten die Mäuse sich doch verkrochen?
Waren die Löcher zu tief, zu dunkel, wer weiß?

Merlin hat anscheinend unüberwindliches Bauchgrummeln, denn er hetzt mich an den Futtertrog.

Kaum komme ich dazu, den Büchseninhalt in sein Schälchen zu kratzen, schon hüpft er hektisch von einem Fuß auf den anderen, dabei bützt er mir um die Beine und bringt mich fast zum Erliegen.
Dann drängelt er seinen Kopf zwischen Schale und Hand und beginnt schon zu kauen, während noch die Hälfte auf dem Löffel ist.
„ Merlin“, schimpfe ich, „ nun mach schon langsam, ich kann doch nicht hetzen“.
Ich balanciere auf einem Bein herum, weil das zweite sich eben auf seinen Schwanz verirrt hat. Dabei schwanke ich und stoße mir die Schulter am Schrank an, aua....das gibt einen blauen Fleck, ich sehe ihn jetzt schon, kaum, dass ich ihn spüre.
Ein hoher Pieps und er rennt davon „ Mami, du hast mich getreten“.
Dann holt Kasimir aus und gibt ihm noch einen ermahnenden Tritt in die Flanken, er plärrt laut und zieht beleidigt ab.


Doch nicht lange, gleich ist er wieder da und schnüffelt neugierig, ob noch was für ihn da ist.



Dieses Kind, das längst schon keines mehr ist,
......albern, unvernünftig, schwatzhaft, laut, drängt sich immer und überall in den Vordergrund.
Dann hüpft er wie ein Gummiball auf seinem Futterspender herum und versucht, an mir hochzuklettern.
Bist du ein Affe und ich dein Baum, hab ich im Kopf!

Es ist doch zum Mäuse melken, was dieser Lümmel für Flausen im Kopf hat.
Da, kaum passe ich nicht richtig auf, hat er es bis auf den Herd geschafft.
Schon steckt er seinen vorwitzigen kleinen Schädel direkt unter den Glasdeckel der Pfanne und presst den nach oben.
Es liegen noch Reste vom Abendessen vereinzelt auf dem Pfannenboden. An die will er ran.
Er lässt sich nicht verdrängen, wenn er etwas will, dann will er, stur wie ein Panzer.
Ich bleibe hart und schmeiße ihn gleich dreimal nacheinander auf den Boden.
„ Der Boden ist für die Katzen mit den vier Beinen, der Herd und alles Andere, was sich oben befindet, für mich“, verkünde ich.
Ob Jemand das gehört hat?
Wahrscheinlich nicht.
Bei solchen Worten stellen sie die Ohren schon aus Prinzip auf Durchzug.



Merlin, mein liebes braves Katzenkind, wohin sind all deine guten Eigenschaften?
Einst war dein Gemüt unschuldig und rein, heute frisst du Vögel und ermordest Mäuse.
Du klettertest auf meinen Schoß zum Schmusen, lagst stundenlang wie eine faule fette Quarktasche darauf, heute kann ich dich kaum länger als fünf Minuten auf den Arm nehmen, schon plärrst du mich an, " ich bin ein Mann, lass mich runter,“ seufze ich ihm hinterher.
Mimi und Kasimir schlendern den Gang entlang, es sind nur unschuldige Gesichter in die ich schaue. Was haben sie nun wieder ausgeheckt?

Gehört haben sie es, ich bin mir sicher.
Ich sehe es an den spitz angelegten Ohren, ehe sie sich gemeinsam nacheinander durch die Katzenklappe nach draußen drängeln.
Erst kommt Merlin, dann Kasimir mit seinen dürren Haxen, zum Schluss zwängt sich Mimi durch die Klappe. In einem sind sie sich einig:

Eine Antwort, die kriegt die Alte heute nicht mehr......

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Julchen war die Vorgängerin von Merlin.
Zwar sieht er ihr vom Gesicht her ähnlich, doch an ihre Qualitäten kommt er niemals ran.

Vormittage zum Schmunzeln…


………währenddessen Julchen beschlossen hat, ihr
„ fliegendes Fellhühnchen zu vergewaltigen“ und meine Lohnsteuerunterlagen auf dem Tisch ihr einsames Dasein fristen, überlege ich lächelnd, wie ich früher meine Urlaubsvormittage verbracht habe.
Es ist mir entfallen.
Man stelle sich vor, es gäbe sie nicht, mittlerweile ist dieses Kätzchen nicht mehr aus meinem Leben wegzudenken.
In kürzester Zeit hat mich dieses kleine Rabenaas bezaubert, ja restlos erobert..
Die Tatsache, dass sie nun, Muskeln und Gelenke stärken, an ihrem Stofftier ausprobiert, lässt mich hoffen, am kommenden Wochenanfang äußerlich unbeschadet meinen Dienst anzutreten.

Meine Hände, Unterarme und Beine, die man ja glücklicherweise unter langen Hosen verstecken kann, sind fast abgeheilt und Julchen schleppt glücklich ihre Stofftiere durch die Wohnung, nicht, ohne mein strenges „ NEIN“ geflissentlich zu überhören.

Spielzeuge sind ja so wunderschön praktisch.
Ich hatte vor Jahren, als meine beiden Katzentiger noch klein und „ lütt waren" Einiges an Spielzeug herangeschleppt und pflege ohne meinen Wuschelhasen nie ins Bett zu gehen.

Der allerdings wird nun durch Julchen ersetzt.
Sie kommt regelmäßig ins Bett und schläft bei mir unter der Decke.
Heute hatte sie festgestellt:
Schön, dass das Esszimmer mit Fliesen ausgelegt ist, es rutscht sich so schön schnell.

Julchen traktiert mit Wonne ihre Plüschtiere. " Geübt “ wird mit Hase, Maus und Löwenbaby.
„Trommeln" geht am besten mit Meister Lampe und beißen lässt sich das Löwenbaby ohne einen Mucks von sich zu geben.
Julchen glotzt empört. Sie langweilt sich, mault leise vor sich hin und meckert wie eine zirpende Meise.
Dazu zupft sie ständig an den Teppichtroddeln herum.

Zur Zeit wird geprobt auf welchen Namen sie hört, „Julchen“ gefällt ihr besser als „Kessy,“ das hab ich schon raus, denn sie antwortet sofort auf meinen Ruf.

Paule, der große Bruder hat es gut, er ist zum Spielen und Traktieren wohl doch nicht der rechte Spielpartner.
Oder doch später? Im Moment schläft er seinen Morgenschlaf auf dem warm gepolsterten Schreibtischstuhl aus.
Inzwischen ist es draußen kalt, unwirtlich und regnet schon wieder, also könnte ich meine längst fälligen Steuererklärungen erledigen, doch da hat sich Julchen dran betätigt.

Meine Steuerunterlagen sind total zerknittert und angekaut. Wie erkläre ich das dem Finanzamt?
Na, ein Glück gibt es ja die Post und den Abgabeschalter, da muss ich keine Rechenschaft an irgendeinen Sachbearbeiter abgeben, denn „ ich habe ein Katzenkind “ werden sie wohl kaum als Grund akzeptieren.
Julchen ist das völlig egal, Papier ist Papier für sie und Amtspapier zwischen den Spitzzähnchen zerwuseln ist wundervoll, schon deshalb, weil die Mama am anderen Ende zieht.

Meine Blumen lassen die Köpfe hängen. Sie hat sie als Kletterbaum benutzt und die Blüten abgefressen…“pfui, Jule“, schimpfe ich, doch sie lässt sich nicht stören, und kaut verzückt weiter, ob der kleine Magen das aushält?
Es regnet immer noch.

Bei weiteren Angriffen auf meine Wohnungseinrichtung, die so in ihrem kleinen Kopf herumspuken, werde ich sie vorher auf den Bücherschrank setzen, die Höhe schreckt sie vielleicht ab zu springen, obwohl ich vorsichtshalber schon mal die Bettdecken drunter ausgebreitet habe.

Meine Lohnsteuer glotzt mich vorwurfsvoll an, wann komme ich endlich dran?

Ja, ja, ich komme ja schon, aber Katzenkinder beobachten macht doch viel mehr Spaß, denn eben apportiert sie schon wieder ihr Fellhühnchen, mitten in meine Schreibarbeiten.





Kaputt gespielt…

Ich oder die Katzen, die Katzen oder ich, das ist hier die Frage.
Na, erst mal ich, oder besser gesagt, mein rechter Arm und dann die Katzen, die mich erheitern weil sie mir zeigen wie es geht.
Das vom Alltag erholen.

Ich bin dazu verurteilt „ zuhause" zu bleiben.

Durch meine eigene Uneinsichtigkeit oder das falsche Bedürfnis, es immer Allen recht zu machen, oder allzu perfekt zu sein, habe ich es geschafft, mich selbst aus dem Verkehr zu ziehen.
Mein Körper hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht, sich über Bedürfnisse und den Verstand zu arbeiten, hinweggesetzt und mir gezeigt, dass auch mir Grenzen gesetzt sind.
Mein Arzt sagt „ der Herr Kollege braucht sie zwar, aber nun müssen interne Umstrukturierungen geschehen, Sie

bleiben erst mal zuhause“.

Nun gut, dann bleibe ich eben und versuche das Beste daraus zu machen.
Das ist ungewohnt für mich, da ich mich ansonsten fit fühle.
Bis auf den Arm, der will nicht mehr und schon gar nicht, wie ich es will.

Also kriegt er Krankengymnastik, eine leckere Cortisonspritze alle zwei Tage und Übungen, bis er raucht. Bravo Arm, dich werden wir schon wieder hinkriegen!!

Julchen und Kasimir freuen sich, wenn sie auch nicht recht kapieren, was das denn nun wieder soll, dass die Mami zuhause ist, während Mimi es, vor sich hin schlafend, erst mal gelassen hinnimmt.

Ich habe den sicheren Verdacht, dass die Katzen morgens einen ununterbrochenen Morgenschlaf halten, der wohl andauert, bis ich nach Hause komme.

Nun aber, da sie Publikum spüren, wollen sie sich beweisen – es MIR beweisen , dass sie fleißige Jäger, Hüter der Wohnung und Angler sind. ( wobei gesagt werden sollte, dass es die Blätter von den Büschen sind, die abgeangelt werden..) Julchen zeigt mir wie sie spielt, mit Kasimir spielt.
Ganz Weib, lockt sie ihn.

Ein zärtlicher Augenaufschlag, natürlich unschuldig, als wäre sie eben aus dem Mutterleib gekrochen, ein zuckendes Flattern der Augenbrauensträhnchen, ein zartes Girren aus weiblicher Kehle und schon tapst er wie ein Trottel hinter ihr her.

Sie macht mit ihm was sie will und er – er merkt es nicht einmal, der kleine Depp.

Mit leicht dämlichem Gesicht butzt er am Tischgebälk, gähnt verlegen, sieht sich um, als wäre nicht er, sondern nur der doofe Stuhl gemeint, senkt seinen schweren Hintern flach auf die Fliesen und lauert zu ihr hinüber, während sie sich neckisch versteckt.

Dabei glotzt er, als wüsste er nicht, was man nun als Nächstes machen soll, in die Höhe, und zu mir herüber, mit einem Gesichtsausdruck, als käme er eben aus dem Klo gesprungen.

Da guckt er auch immer so dümmlich, das kommt bestimmt vom Würschte legen, das strengt ja schließlich an...
Ein Bild für die Götter, ich steh nur lachend daneben und schaue zu, was die Beiden da anstellen.
Zu köstlich das gegenseitige Spiel.

Julchen schleppt ein weißes kleines Spielmäuschen in der Gusche herum, lässt's fallen, schippt es ihm hin und holt es wieder, bevor er nur einen Mucks machen kann.

Dann versucht sie es mit einer Walnuss, die sie aus dem Korb klaut. Die versteckt sie erst mal unter dem Läufer, sitzt davor und wartet, bis er kommt und sie von der anderen Seite holt, doch...... schon wieder ist er zu langsam und schämt sich deswegen, man sieht es ganz genau an seinem Gesicht.

Ein hilfloser „ Mami, guck mal, hilf mir doch “ Blick kommt zu mir und ich tröste ihn:
"Ach, Kasi, Männer sind halt langsamer im Denken und Reagieren wie Weiber, mach Dir nichts draus“.

Doch ein echter Trost scheint es ihm nicht zu sein, denn er will es nun wissen.
Mittlerweile sucht sie sich ein neues Spielzeug zum Foppen aus der Keramikschüssel auf dem Tisch, ein eingepacktes Bonbon, ( ausgerechnet meine Lieblingskaramelle, na warte, aber ich bin auch zu langsam und erwische sie nicht mehr) und versteckt sich damit unter dem Stuhl.

Von dem linst sie frech hervor und ich habe den Eindruck, sie zeigt ihm richtig den Stinkfinger.
Wie ein großes ääätsch..
Doch das ist ihm nun wirklich zu viel.
Er steht da, hat die Ohren angelegt, quer nach hinten gezogen, Beine breit auseinander, in Habacht -und Kampfstellung.

Mit einem Satz sprintet er auf sie zu, zieht sie an den Hinterbeinen unter dem Stuhl hervor und klopft ihr auf den mageren Hinterbacken herum.
Du, du - du…du böses Weib du..... .während Jule ihn frech angrinst. "Ääätschi.. bäätschi---"

Dann steckt sie den Kopf tief in meine Hüttenschuhe, krabbelt fast zur Hälfte mit dem Körper hinein, streckt ihm frech den Hintern zu und tut so, als wäre er gar nicht da, taucht dann wieder auf und putzt sich ihre Backen wie ein Hase.
Ein Pfötchen links, ein Pfötchen rechts, lange Zunge, halb geschlossene Augen und zwischen den Schlitzen linst sie ihn an.
Eindeutig haben hier die Weiber die Oberhand.

Aber nun kommt die Rache des Stärkeren, der sich veräppelt vorkommt.
Er packt sie, stopft – ähnlich wie es Paulchen immer machte – mager und rattenähnlich wie sie nun mal ist, das kleine Päckchen Katze unter sich, und trommelt mit seinen Pranken in ihren Bauch, so lange, bis sie quietscht und um Gnade zirpt..

Ich bleibe steinhart und helfe ihr nicht.
Das sollen sie mal schön alleine mit sich abmachen, schließlich bin ich morgens sonst auch nicht da.

Ich sehe genau, es ist ein Spiel unter Geschwistern.
“ Kräfte messen“ könnte man auch dazu sagen.

Mimi kommt gähnend nicht ganz so leichtfüßig wie sonst um die Ecke“ miauuhhh, was'n los hier“ scheint sie zu fragen, damit ist sie die Nächste.

Ein Satz von Kasimir, der sich nun als Recke fühlt
( es fehlt nur noch Pferd, Schwert oder Bogen wie bei Robin und Marian aus der alten Sage ) und Mimi hat gelitten.

Ihr puschiger Bauch, der seit mindestens drei Wochen schon verdächtig fett als Lappen Richtung Boden hängt, wird tüchtig durchgeknetet und getrommelt, so lange, bis auch sie quietscht und um Hilfe schreit.
Vorher aber beißt sie ihn tüchtig in die Hinterbeine und stopft ihm mal kurz die Haxen ins Maul, was er mit empörter Miene und leisem Knurren kommentiert.
Dann wetzt sie schnell davon und putzt sich die malträtierten Stellen.

Ich neige mich vorsichtig zu ihr runter und frage sie
„ sag, mal Mimi, was ist denn da mit deinem komischen Bauch. Warum ist denn der so dick, am Fressen meiner Doseninhalte kann das ja wohl nicht liegen, denn die verschmähst du ja schon seit Tagen“?

Mimi zieht verlegen die Augenbrauen hoch, macht auf unschuldig ein Gesicht, als könnte sie kein Wässerchen trüben, lässt aber ihre Augen vorsichtshalber ausdruckslos.
Mami könnte ja sonst merken, was sie denkt.

Ich habe schon seit Tagen einen nicht ausgesprochenen Verdacht.

Ein halbes Jahr alt ist sie im Dezember.
Der Sterilisationstermin ist kurz vor Weihnachten geplant… grübel. .hat sie…hat sie nicht. .hat sie nen Boy? Hat sie keinen?

G r o ß e F r a g e


Madam Mimi ist jedenfalls seit Tagen abends unterwegs. Egal wie kalt und frostig es außen ist, kaum wird es dunkel, wandert sie über das Dach und seilt sich ab über die Leiter.
Wusch, weg ist sie....
Auch wenn es bestimmt kein Vergnügen ist, über diese rutschige Leiter zu klettern....
Es muß ein unsichtbarer, aber sehr emsig rufender Magnet sein, der das Mädel zieht.

Ist sie etwa ……. S c h w a n g e r !!!!!!!!

Ich sag's doch…kaputt gespielt, man kann das auf vielerlei Arten sehen…
OH…. OH….. und was mache ich dann, Katzenbabys?





Impressum

Texte: Texte und Bilder unterliegen meinem copyrigth
Tag der Veröffentlichung: 06.10.2008

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
für Nikki, die meine Geschichten mag

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