Chapter 4
"Cut"
[Ci'an Wellington]
Erst als wir in unserem Wagen saßen spürte ich die Schmerzen am ganzen Körper. Ich konnte mir ein Aufstöhnen nicht verkneifen und Seléna sah mich besorgt an. "Was hast du?" fragte sie sofort mit ihrer weichen melodischen Stimme. Ich zuckte mit den Schultern aber schon diese Bewegung tat weh. Vorsichtig schob ich meine Haare hinter die Schultern und betrachtete mein schwarzes Top, das an einigen Stellen Löcher hatte. Löcher? Wie war das... Und dann schaltete Seléna das Licht ein und ich hörte sie nach Luft schnappen. ich sah auf meine Oberschenkel. Meine schöne weiße Jeans war alles andere als weiß, nicht nur grau und schwarz gefleckt sondern auch stellenweise rot!
Ich hatte überall Kratzer und tiefe Schnitte und getrocknetes Blut klebte überall an mir. "Ci'an, sieh mich an! Es ist alles okay!" Als ich nicht reagierte packte sie mein Gesicht mit beiden Händen und sah mich eindringlich aus ihren blaugrauen Augen an. Daddys Augen!
"Sieh mich an Schwesterherz! Es ist alles okay. Du bist am Leben und ich bin bei dir, okay?" Ich nickte, unfähig ein Wort über die Lippen zu brignen. Mir tat der ganze Körper weh, aber nicht nur die Schnittverletzungen, sondern alles! Es war als wäre ich einen Marathon gelaufen, jeder einzelne Muskel schmerzte barbarisch!
"Ich fahr dich ins Krankenhaus und bis wir dahin machst du die Augen zu und denkst nicht daran, okay?" Ich nickte. Solange sie mich ansah vergaß ich meine Schmerzen, doch als sie sich zum Lenkrad umdrehte, den Schlüssel ins Schloss steckte und mit einer Affengeschwindigkeit wendete, sah ich plötzlich die Bilder vor mir, aus der Nacht als mein Vater starb. Vor allem das getrocknete Blut an meinen Händen machte mir Angst. Daddy hatte ebenfalls geblutet!
Damals war ich noch zu klein gewesen um alles zu verstehen, um zu verstehen wie genau mein Vater gestorben hatte. Dieses brutale Geräusch dass der geist machte, als er Daddy tötete und da war so viel Blut gewesen... und wie er mich dann aus seinen grausamen toten Augen ansah. Das hatte ich Seléna nie erzählt, weil ich es verdrängt hatte, aber als ich jetzt auf meine Hände starrte war wieder alles da!
Ich war wieder das verängstigte 12 jährige Mädchen dass den Tod des eigenen Vaters mitansehen musste.
"Ci'an! Hör mir zu Süße! Es wird alles wieder gut, ich bin bei dir!" sagte sie eindringlich und ich schloss die Augen. Ihre Stimme gab mir halt und ich verdrängte die aufkeimenden Tränen.
Wie lange die Fahrt zum Krankenhaus dauerte weiß ich heute nicht mehr. Aber für mich kam es vor wie eine halbe Ewigkeit. Allerdings schien es, als sei dort die Hölle los. Überall standen, saßen und lagen verletzte Mensch. Die meisten noch übler zugerichtet als ich. "Hilft uns bitte jemand!" schrie Seléna, als ich ihr, wir waren kaum zwei Meter gelaufen, zusammenklappte. Meine Beine machten einfach nicht mehr mit und in meinem Kopf drehte sich alles. ich biss die Zähne zusammen und spannte alle Muskeln an. Ich würde jetzt nicht ohnmächtig werden! Ich hörte Seléna erneut um Hilfe rufen doch alle Krankenhausangestellten schienen ihre eigenen Probleme zu haben.
Als wir dann vor dem Schalter einer etwas älteren, sehr beleibten Dame standen, die hektisch telefonierte, schien Selénas geduld am ende. Sie betätigte erst die Glocke, doch die Frau die als Schwester Heather ausgeschildert war, ignorierte das geflissentlich. "Sel, bitte lass uns einfach heimfahren! Ich muss dir was erzählen!" presste ich unter Schmerzen hervor und sie sah mich ernst an und ich sah wie ihre Augenfarbe sich veränderte. Sie glühten nun beinahe grau! Ich verstand das nicht wie konnten Augen grau glühen? Aber es sah sehr sexy aus!
"Nein! Ich werde hier nicht weggehen! Nicht Bevor sie dir Schmerzmittel gegeben haben!" Ich wollte irgendwas erwidern, aber ich fand keine Worte. Sie hatte ja Recht! Ich hatte höllische Schmerzen! "Und wenn diese fette Kuh uns keine gibt holen wir sie uns selber!" zischte sie.
Beinahe wäre ich zurückgezuckt. So wütend hatte ich meine Schwester erst einmal im Leben gesehen. Und zwar an dem Tag als ich mich mit meiner Mutter gestritten hatte. Und nicht einmal da war sie so beleidigend ehrlich gewesen! Sie packte die Blumenvase die auf der Rezeption stand und schmetterte sie mit voller Wucht gegen die Wand.
Erschrocken zuckte Schwester Heather zusammen. "Junge Dame, wie können Sie es wagen..." "Stop!" fuhr Seléna sie an. "Bevor sie auch nur einen Mucks machen sehen Sie sich meine Schwester an! Sie hat den härtesten Abend ihres Lebens hinter sich, hat überall Verletzungen und stirbt fast vor Schmerzen! Wie können Sie es wagen, uns zu ignorieren?" fauchte sie und es war beinahe als würden ihre Augen Blitze auf die arme Frau abschießen.
Wenn ich nicht so große Schmerzen hätte ich wahrscheinlich lautstark angefangen zu lachen, aber das war im Moment nicht so gut.
Die Frau musterte Seléna verängstigt, so als müsse sie erst prüfen ob es sich lohnen würde ihren Worten glauben zu schenken, aber dann fiel ihr Blick auf die zerschmetterte Vase auf dem Boden und sie schluckte laut.
Dann sah sie mich an und zuckte wieder zusammen.
Ich verdrehte die Augen, das war nicht die Reaktion die ich von den Menschen gewohnt war, was Seléna zum Schmunzeln brachte. Ihre Augen nahmen wieder ihre normale Farbe an, sie hatte sich beruhigt.
"Wie ist das passiert?" fragte die Frau, während sie aufstand um das Ganze Ausmaß meiner Verletzungen zu begutachten. "Ein Autounfall!" log Seléna schnell. Etwas zu schnell für meinen Geschmack, aber die Frau bemerkte das nicht. "Alle Ärzte sind im Moment beschäftigt aber ich werde versuchen jemanden aufzutreiben!" versicherte die Frau und griff zum Telefonhörer. "Unsere Mutter ist Ärztin!" sagte Seléna nun ernst. Ich schüttelte den Kopf. "Nein! Nicht Mum!" Sie ignorierte mich. "Ihr Name ist Dr. Linda Wellington. Das hier ist ihre pager Nummer. Rufen sie sie an! Sie wird kommen!"
Die Frau warf Seléna einen unsicheren Blick zu und wählte dann die Nummer, die Seléna ihr auf einen Zettel schrieb.
Ich wollte meine Mutter nicht sehen! Ich kam mit ihr absolut nicht klar! Aber die Schmerzen wurden immer unerträglicher und ich musste mich an die Theke klammern um nicht wieder zu fallen. Seléna legte mir besorgt einen Armvorsichtig um die Hüfte und küsste mich auf die Stirn. "Es wird alles wieder gut." wisperte sie und strich mir eine blonde Strähne aus dem Gesicht.
Schwester Heather brachte uns ein paar Minuten später in ein Behandlungszimmer und gab mir eine Tetanusspritze und eine Schmerztablette. Doch die Schmerzen ließen nicht nach und als ich da auf der Liege lag und verzweifelt darauf wartete, dass die Tablette ihre volle Wirkung entfaltete, liefen mir die tränen über die Wangen.
Seléna saß neben mir und hielt meine Hand. Ihr Gesichtsausdruck war wütend und ängstlich zugleich. Und besorgt. Ich wusste wie sehr ihr das zu schaffen machte, mich so zu sehen.
Texte: Alle Charaktere außer Seléna&Ci'an Wellington stammen aus der TV Serie Supernatural.
Tag der Veröffentlichung: 30.07.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Diese Fanfiction ist einer großartigen Freundschaft gewidmet
N²