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Chapter 2

"Fear"

[Seléna Wellington]
Angst. Das war alles, was ich in diesem Moment spürte. Angst um meine Zwillingsschwester Ci'an.
Es war Freitagabend und wir hatten ihn wie eigentlich fast jede Woche zusammen verbracht. Dieses Mal waren wir zu unserer Lieblingsdisco gefahren und der Abend war auch toll gewesen. Zumindestens bis zu dem Zeitpunkt an dem meine Schwester auf einmal unauffindbar war. An sich nichts Außergewöhnliches. Wir kamen zwar immer zusammen, aber es kam schon mal vor, dass wir uns aus den Augen verloren. Besonders da sie immer schnell von irgendwelchen Typen angesprochen wurde, die mit ihr tanzen oder ihr einen Drink ausgeben wollten. Das lag zweifelsohne daran, dass meine Schwester wunderschön war. Sie konnte wahrscheinlich jeden Typen haben, den sie haben wollte, ganz im Gegensatz zu mir. Ich war höchstens durchschnittlich und hielt mich dazu auch eher im Hintergrund, aber ich gönnte ihr die Anerkennung. Sie war ein wunderbarer Mensch und ich konnte mich glücklich schätzen sie als Schwester zu haben.
Als wir schon eine Weile in der Disco gewesen waren, hatte sie beschlossen mit einem wirklich gutaussehenden Typ zu tanzen, während ich lieber noch etwas an der Bar blieb.
Es war ja auch alles gut gewesen, aber auf einmal hatte ich dieses komische Gefühl bekommen, was mir immer zeigte, wenn etwas nicht stimmte. Irgendetwas war mit meiner Schwester, dass spürte ich! Ci'an und mich verband etwas ganz Besonderes. Das war schon immer so gewesen, schon als wir ganz klein waren. Deshalb fühlten wir auch, wenn mit der jeweils anderen etwas nicht stimmte. Wir waren miteinander verbunden. Ihr Schmerz war mein Schmerz und umgedreht.
Ich lief durch die Disco, rempelte dabei unzählige Leute an, doch es war mir egal. Ich wollte einfach nur meine Schwester finden, doch so sehr ich auch hoffte, dass sie noch hier war, war mir auch schon bewusst, das alles Hoffen vergebens war. Mein Gefühl hatte mich noch nie getäuscht.


Ich kramte mein Handy heraus und wählte ihre Nummer, doch sie ging nicht ran. Dabei ging sie immer an ihr Handy, wenn wir uns mal aus den Augen verloren hatten. Immer. Selbst wenn sie es nicht hörte, hatte sie doch immer den Vibrationsalarm angestellt. Ruhig bleiben, sagte ich mir. Wenn ich jetzt keinen kühlen Kopf bewahren würde, würde das auch nichts bringen.
Ich beschloss die Disco erst einmal zu verlassen und draußen zu suchen. Doch wie ich bereits geahnt hatte, war sie auch da nicht zu finden.
"Wo steckst du bloss?", murmelte ich leise vor mich hin und versuchte meine Schwester erneut zu erreichen.
"Der Teilnehmer ist vorrübergehend nicht zu erreichen.", ertönte es da auch schon aus meinem Handy. Meine Sorgen um Ci'an verstärkten sich.
Was, wenn sie verletzt war oder wenn sie jemand entführt hatte? Wobei ich mir das eher weniger vorstellen konnte. Meine Schwester war stark genug um sich verteidigen zu können. Wir beide hatten sogar mal zusammen einen Selbstverteidigungskurs besucht. Aber was könnte denn sonst passiert sein?
Während ich mich in Gedanken noch fragte, wo sie stecken konnte, ertönte plötzlich mein Handy.
Ich hoffte stark, dass es meine Schwester war und war dabei so nervös, dass ich mein Handy nicht gleich fand.
Als ich es endlich in der Hand hielt, hatte ich auf einmal panische Angst, dass sie es doch nicht war oder dass es jemand war der mir schlechte Nachrichten mitteilen würde. Doch als ich abnahm und ihre Stimme hörte, war ich so erleichtert und aufgeregt, dass sich meine Stimme beinahe überschlug. Bis sie mir dann erzählte, dass sie nicht wusste, was passiert war.
Ich machte mir wieder unheimliche Sorgen um sie und beschloss sie abzuholen. Sie erzählte, mir etwas von einer Straße 10 Blocks weiter und ich sagte ihr, dass ich mich beeilen würde.


Ich legte auf und rannte sofort zu unserem Wagen, einem schwarzen Mini Cooper, den uns unsere Mutter zum 18. Geburtstag geschenkt hatte. Ich startete den Motor und fuhr los. Ich hätte eigentlich gedacht, dass ich mich beruhigen würde, wenn ich endlich wusste, wo meine Schwester war, jedoch war eher das Gegenteil eingetreten. Nachdem sie gesagt hatte, dass sie Angst hatte, war ich nur noch beunruhigter geworden. Ich war froh, wenn ich endlich bei ihr ankommen würde und sie in die Arme nehmen konnte. Erst dann würde ich aufhören diese schreckliche Angst, die mich fast lähmte, in mir zu spüren.
Ich trat gehörig aufs Gas und achtete kaum auf den Verkehr. Bis mir auffiel, dass hier kaum Verkehr herrschte. Normalerweise war um diese Uhrzeit in Seattle immer jede Menge los, denn ich befand mich auf einer der Hauptstraßen schlechthin. Aber hier befand sich keine Menschenseele. Aber egal, ich konnte mich jetzt nicht weiter damit befassen. Meine Schwester brauchte mich.
Nur noch ein Block, dann würde ich endlich bei ihr sein. Ich bog um die nächste Kurve und erschreckte mich zu Tode als ich
beinahe auf ein anderes quer über die Straße liegendes Auto geknallt wäre. Ich machte eine Vollbremsung und blieb mitten auf der Straße stehen.
Ich machte die Augen auf, die ich geschlossen hatte als ich, das andere Auto beinahe gerammt hätte und erstarrte. Ich stieg aus dem Auto aus und versuchte mich davon zu überzeugen, dass ich nicht träumte.
Vor mir erstreckte sich das pure Chaos. Hier war nichts mehr so wie es sein sollte. Überall lagen Autos verkehrt herum oder sie waren vollkommen zerstört worden. An einigen Stellen hatte sogar die Straße riesige Risse. Es sah aus wie nach einem Erdbeben der Stärke 10!


Und hier sollte meine Schwester sein? Jetzt verstand ich, wieso ihre Stimme so voller Panik gewesen war. Normalerweise konnte sie nichts so schnell aus der Fassung bringen. Sie war eine wahre Kämpfernatur und trotzdem machte ich mir ständig Sorgen um sie. Ich hatte ihr gegenüber nun mal einen großen Beschützerinstinkt. Immerhin war ich die Ältere von uns beiden. Wenn auch nur um eine Minute.
Ich stieg wieder in unser Auto und versuchte um die Autos herum zu fahren. Aber schon nach einem weiteren Kilometer war da nichts mehr zu machen und ich musste zu Fuß weiter gehen. So weit konnte es ja nicht mehr sein.
Ich stellte mich auf das nächstbeste Auto und rief laut: "Ci'an!! Ci'an! Bist du hier irgendwo?" Nach ungefähr hundert Metern wiederholte ich das Ganze und dieses Mal schien sie mich zu hören.
"Seléna!", hörte ich sie schreien und rannte in die Richtung aus der ihre Stimme kam.
"Ci'an ich bin hier!" und dann sah ich sie endlich. Wäre ich nicht so erleichtert darüber gewesen, sie endlich wieder zu sehen, hätte ich mich über ihr Aussehen erschrocken. Sie war kreidebleich und ihre Kleider waren dreckbesudelt.
Wir rannten aufeinander zu und umarmten uns.
"Oh Gott, ich bin so froh, dass es dir gut geht. Es geht dir doch gut, oder?", fragte ich zugleich besorgt. So ganz konnte ich den Beschützerinstinkt wohl nie ausstellen.
Sie lächelte nur und erwiderte: "Ja, jetzt schon. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schrecklich es war hier aufzuwachen und ganz allein zu sein."
Da hatte sie recht, das wusste ich nicht. Aber ich wusste, wie furchtbar es war zu denken seiner Schwester war etwas Schlimmes passiert.

"Was ist denn überhaupt passiert? Und wie kommst du hier her?"
"Ich weiß es wirklich nicht. Aber Seléna, eben war hier ein ganz komischer Typ. Der hat mir ziemliche Angst eingejagt und er wusste sogar meinen Namen!" Und damit erzählte sie mir von dem Gespräch mit ihm.
"Hmm...Hört sich komisch an. Aber lass uns später noch mal darüber reden. Wir fahren jetzt erstmal heim, okay?"
"Okay, Sel!"

Impressum

Texte: Alle Charaktere außer Seléna&Ci'an Wellington stammen aus der TV Serie Supernatural. WARNUNG! Diese Fanfiction enthält Spoiler zur 5. Supernatural Staffel!
Tag der Veröffentlichung: 30.07.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Diese Fanfiction ist einer großartigen Freundschaft gewidmet N²

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