1. Advent:
Noch tanzt draußen das braune Herbstlaub im nassen Wind, und doch ahnen wir schon: Bald werden auch sie zur Ruhe unter einer weißen Decke gebettet. Dann strahlt und glänzt alles im klaren kalten Schimmer der goldenen Sonne, die sich in vielen tausend Farben in den Kristallen bricht. All die braunen Felder und leeren Bäume bekommen ein neues Kleid. Und siehe: Es steht ihnen wohl zu Gesicht. Doch noch tanzt draußen das braune Herbstlaub im nassen Wind im Kreise.
2. Advent:
Schon strahlt das zweite Licht hell und warm in unser Herz und zieht seine Bahn durch unseren Körper und unsere Seele. Es scheint, als werde unser Sein durch dieses Licht geläutert. Eingekuschelt in eine warme Decke trotzt man dem scharfen Wind, der schon vom Nord herüberweht und Gevatter Frost ankündigt. Die zweite Kerze brennt, das heißt auch: Schon längst begann die Zeit der Heimlichkeit, der Kindersinns, der Vorfreude. Und Gerüche ziehen durch den Raum, als säße man direkt auf einem türkischen Bazar inmitten der herrlichsten Gewürze. Doch man öffnet die Augen - und ist fröhlich überrascht die Liebsten an einem Tisch versammelt zu sehen, die gemeinsam voller Vorfreude Spekulatius und Pfefferkuchen naschen. Das zweite Licht brennt - und der Raum wird heller, so wie auch das Leben heller wird, wenn sich zu einem ein zweites gesellt, während der scharfe Wind draußen seine Lieder pfeift.
3. Advent:
Oh heilige Dreifaltigkeit wie finde ich dich in diesen Kerzen wieder. Die erste ist fast runtergebrannt: Das ist das kleine Jesuskind, dessen Niederkunft wir auf's neu mit frohem Sinn erwarten. Die zweite ist noch halblang: Das ist der Heilige Geist. Denn auch der letzte und ärmste Tropf fühlt nun ein wohliges Gefühl aufsteigen in seinem Herzen und seine Plagen verlieren sich in all der bunten Pracht und dem hoffnungsspendenden Grün der Tannenzweige. Das dritte ist erst angefacht: Das ist unser Gott. Er gemahnt uns zum Zusammenhalt. Oh, du alter Tor! In dieser Zeit braucht es keine Mahnung! Ein jeder fühlt, ein jeder findet seine herzens- und kerzenwarme Bleibe in dieser Zeit. Allüberall werden Karten geschrieben, damit auch an die gedacht ist, die in weiter Ferne wohnen. Hier bedarf es keiner Mahnung. Nur Liebe allein und Güte.
4. Advent:
Eine Zeit voll Freude, aber auch voll Sorgen. Die Anne sorgt sich um ihr Puppenkind. Wird es auch diesen Winter ohne Husten und Schnupfen überstehen? Der Franz findet seinen Papptannenbaum sehr traurig so allein, um ihn seiner Mama zu geben und bastelt einen zweiten. Hoffentlich wird er noch rechtzeitig fertig. Der Vater sorgt sich um den Tannenbaum, denn die letzten guten wurden bestimmt schon längst verkauft und wo soll man suchen in dieser riesigen Stadt? Und auch die Mutter sorgt sich: Plätzchen, Tannenbaum, Stolle, Gans, Geschenkpapier und Schleifen - alles will besorgt sein. Und doch herrscht Freude: denn sie vereint der Gedanke und der feste Glaube an ein schönes Weihnachten.
Draußen fällt weiß und leis der Schnee.
Man hört fast Glöckchen klingen.
Er bedeckt den Busch, den Baum, den See
und malt am Fenster Kringel.
In allen Fenster brennen Lichter,
wie Tag so hell erscheint die Nacht,
in allen Fenstern frohe Gesichter.
Das ist's, was mich selig macht.
Man sieht die Kinder jauchzen, lachen
und tollen ganz ohne Ruh'
mit ihren neuen bunten Spielsachen
die Eltern lächeln und schauen zu.
Ich trete vor mein kleines Türchen
und klopfe mir die Stiefel ab.
Wie schön wird Weihnacht einmal werden,
wenn ich erst selber Kinder hab.
Ich schenk dir einen Teddybär,
den drück sanft an dein Herze.
Und quäln die Sorgen noch so schwer,
und kommen böse Träume her:
Er geleitet dich zum Scherze.
Der Teddy der Erinnerung
soll er dir stetig sein.
Denn wieder ist ein Dienstag herum,
und schien der Tag auch noch so jung:
Es muss geschieden sein.
Und wenn du morgen früh erwachst,
aus deinem tiefen Schlummer,
dann wirst du freundlich angelacht;
es hat ihm herzlich Spaß gemacht
zu nehmen deinen Kummer.
Und wenn du dann beim Frühstück sitzt,
stell ihn dir gegenüber.
Dann sitzt er da und grinst verschmitzt,
und schau: In seinen Augen blitzt's.
Er wird dir immer lieber.
Da kamen 3 Heil‘ge Könige daher,
wohl um Jesus zu preisen.
Sie wussten nicht, wie weit sie noch geh’n.
Doch konnten sie ihr Ziel klar vor Augen seh‘n,
denn ein Stern tät sie weisen.
Und sie gaben Jesus großen Lohn:
Bejubelt sei nun Gottes Sohn.
Da kamen die Hirten mit Schafen daher,
wohl um Jesus zu preisen.
Denn ein Engel hat verkündiget,
dass der, der einst gesündiget,
nun aller Sorgen frei sei.
Und sie sangen im höchsten Ton:
Gelobet sei nun Gottes Sohn.
Da wollte auch Herodes hingehen,
wohl um Jesus zu morden.
Er fand ihn nicht in jener Nacht,
hat viele Jünglinge umgebracht –
sind alle für ein’n gestorben.
Maria, Joseph mit ihrem Sohn
waren schon längst nach Ägypten entfloh‘n.
Damit man jedes Jahr auf’s neu daran denkt,
wird an diesem Tag Glückseligkeit verschenkt,
wie uns einst schenkte jener Knab,
der schutzlos und bloß in der Krippe lag.
Ein Bauer schickte sein Pferd und seine Kuh auf eine große Weide, damit diese von den Tieren abgegrast werden würde.
Die Kuh begann sich gemächlich in Bewegung zu setzen und zu fressen.
Das Pferd aber, welches von jeher sehr stolz war, verabscheute dieses Futter.
„Gut“, dachte sich die Kuh, „ist mehr für mich da.“ und setzte ihren Weg fort.
Als nur noch ein Grasbüschel übrig und die Kuh satt war, bequemte sich das Pferd, das die ganze Zeit gehungert und dem insgeheim das Wasser im Maul zusammengelaufen war, das letzte Gras abzuäsen.
Kurz darauf kam der Bauer. Er war entsetzt, als er sah, dass die Weide reinab abgefressen war, denn sie sollte für mindestens 2 Tage reichen.
Seine Tiere fragte er, wer das meiste gegessen hätte und voller Übermut trat das Pferd vor, denn es hoffte auf Lohn und Anerkennung.
Es bekam auch seinen Lohn: Der Bauer führte es ab und schlachtete den vermeintlichen Vielfraß.
Bildmaterialien: Glunglan 2014
Tag der Veröffentlichung: 29.05.2016
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