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Bitte an den Mond

O schillerndes Mondlicht,

das sich weit und weiß

auf spiegelglatter Fläche

des Ozeans bricht.

 

Nähme doch dies Licht

meine Sorgen mit sich

und bräche sie,

dass sie klein und unbedeutend würden.

 

O schillerndes Mondlicht,

das weit und weiß

an vergangene Freunde

mich erinnert.

 

Sie liegen,

wo dein Licht nicht scheint.

O treue Freunde,

im Meeresrauschen höre ich euch raunen.

 

 

 

 

Doch ich bleibe der Welt,

schaue nur das weite, weiße Mondlicht,

wie es sich in den Wellen bricht

des grenzenlosen Ozeans.

 

Und an einem seiner Ufer

sitzt ein Mensch

und legt seine Sorge

stumm in dieses fahle Licht,

dass es mit ihm

auf spiegelglatter Fläche

des Ozeans sich bricht.

Erklär mir die Welt, my love

 

Letzten Monat war es gewesen. Hart und plötzlich.

Quietschnde Reifen. Ein Knall Zersplitterndes Glas. Dunkelheit – bleibende Dunkelheit.

13 Jahre als Brummi-Fahrer sicher unterwegs gewesen – bis zu jenem Tag. Er kann sich an nichts mehr erinnern.

Blind, unheilbar... Die Worte des Arztes klingen verzerrt in seinen Ohren. Wie ein endloses Gelächter. Dazu noch die ständigen Alpträume.

Doch seine Frau ist immer bei ihm. ‚Sie ist doch noch jung‘, denkt er. ‚Ich bin ihr ein Klotz am Bein‘, denkt er.

Sie hilft. Sie arbeitet. Sie liebt. Lebt sie?

Samstags gehen sie spazieren. Er ist neugierig wie je. Alles muss sie ihm beschreiben. Wie weit das erste Grün des Frühlings ist.

Manchmal müssen sie anhalten. Das Gelächter in den Ohren wird zu laut...

„Du bist schön“, sagt er manchmal und streichelt ihr dabei übers Haar und ihr Gesicht. „Ich fühle es.“ In solchen Momenten verlässt sie meist das Zimmer. ‚Es ist doch schwer für sie.‘ Und er versinkt in schweren Gedanken. Doch auch sie weiß nicht weiter...

 

Eines Tages soll sie zur Kur. Mal ausspannen. Sie kann nicht und will nicht.

„Schwiegermutter wird sich um mich kümmern. Fahr nur.“ So macht er ihr Mut. Sie nickt.

Bald darauf fährt sie.

Doch mit der Schwiegermutter geht es nicht gut. Sie akzeptiert ihn nich, erklärt nicht, lacht ihn aus.

Vor Sehnsucht weint er, sucht ein Taschentuch. Er greift sich in die Jackentasche und findet – einen Zettel.

Die Schwiegermutter liest ihn, schaut auf, liest ihn noch einmal. Tränen befeuchten ihre Wangen.

Was los sein, will er wissen. „Sie kehrt nicht wieder“, erklärt sie. Er sei nicht mehr der Mann, den sie einst liebte, schreibt sie. Nicht mehr er? Doch sie?

Tod! durchzieht es sein Gehirn wie ein Schwert.

Liebe, Zeit, Leben... Alles vergänglich...

‚Sie war doch noch jung‘, denkt er. ‚Ich war ihr doch ein Klotz am Bein‘, denkt er.

Das Herz

 Hier steh ich nur vor dem Dornenbusch und weiß mir nicht zu helfen. Ich weiß, dass darin ein Schatz verborgen ist, den mein Auge noch nie erblickte.

Ich schlage die Dornen entzwei und nehme das Herz in meine Hände. Mir wird ganz wohlig zumut. Oh Götter, nun weiß ich was Leben ist.

Doch Zeit vergeht. Der Winter zieht ein und das Herz erfriert, obwohl ich ihm meine Wäre schenke. Auch die aufziehende Frühlingssonne kann es nicht erwärmen. Es piesackt und zwickt mich innerlich.

Vor Wut werfe ich es wider die Wand, sodass es in tausend roten Scherben niederregnet, auf den Boden fällt und dort rote Tropfen bildet.

Ich werde ein neues finden.

Die Träne

Vorbei. Beendet. Nie wieder. Das waren meine Gedanken. Zusammengesunken saß ich am Klavier, das Gesicht in den Armen versteckt, die verschränkt auf dem Notenständer ruhten. Es war zu Ende. Kein Ton würde mehr dieses Klavier verlassen, meine Finger nie mehr die Tasten berühren. Keine fröhlichen Melodien, denn sie haben ihren Sinn verloren. Mein Kopf – leer. Komponieren? Dieser Katzenjammer, der nur noch zustande kam musste aufhören.

Ich nahm die Axt, die ich auf das Klavier gelegt hatte und wollte dieses Greuelinstrument grade beseitigen, als ich sie sah. Diese kleine Träne. Dieses kleine Ding war das letzte Andenken an dich, wie du hier weinen Chopin spieltest, aufstandst, gingst und nie wiederkamst. Und ich hätte sie beinah zerstört. Sie war auf dem d.

Ich setzte mich nieder und begann zu spielen und versuchte diese Taste nicht zu berühren. Komisch. Plötzlich waren die Klänge des Klaviers wieder zärtlich.

Es brodelte in mir. Papier. Stift. Ein Konzert. Aber es ändert nichts. Du kommst nicht zurück. Ich kann die Toten nicht wecken mit diesem Geplänkel. Und die Träne war nicht mehr. Keine fröhlichen Melodien, denn sie haben ihren Sinn verloren.

 

Ich ging hinaus auf die gegenüberliegende Straßenseite und betrachtete mein Haus, das einst unser Haus gewesen war. Dort, durch diese Tür kamst du immer zu mir und schienst nie mehr gehen zu wollen. Jeder Abschied war Tränenreich, so auch an jenem Tag. Und dort, in jenem Zimmer haben wir uns oft und heiß geliebt. Ich ging zur Tür und streichelte sie. Eine alte reich verzierte Holztür. Ein beißend-würziger Geruch von Harz und Benzin stieg mir in die Nase. Ich tat einen Schritt zurück, nahm ein Streichholz – erinnerst du dich, eins mit denen ich die unzähligen Kerzen anzündete, die ich an unserem Hochzeitstag um unser Bett gestellt hatte – zündete es und warf es zur Holztür. Feuer. Feuer meines Herzen. Feuer meiner Musik.

Keiner kann mir diese Erinnerungen nehmen, an die Liebe und das unbedeutende Licht, die einst hier wohnten.

Vorkommnis

„Darum!“ Das war alles, was du nur zu sagen hattest. Ich steh wie versteinert. Dieses Wort klingelt mir immernoch in den Ohren. Und du? Du knallst die Tür hinter dir zu und fliegst die Treppe runter. Es gibt eine Gerechtigkeit...

Vorladung ist doch was Tolles. Vor allem vor ein Gericht. Ich hör nicht zu. Höre dich nur was von „gebrochenen Gliedmaßen“ labern. Ich spring auf: „Und wenn andere Frauen sich an meinem Glied maßen wurde sie sauer." Fataler Fehler. Ordnugsstrafe von 10€. Jey. Nun werd ich Ohr. Ich soll sie absichtlich die Treppe hinuntergestoßen haben.

Stunden später Urteilsverkündung. 2000€ Schmerzensgeld und 10€ Extraprämie für Vater Staat. Sollen sie dran verrecken.

 

Impressum

Bildmaterialien: C. V. Mros 2014
Tag der Veröffentlichung: 20.05.2016

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