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Mittwochabend.
Die fünfjährige Vivian saß auf der Fensterbank im Wohnzimmer und bestaunte die leise herabfallenden Schneeflocken, die den Garten in eine Märchenwelt verwandelten.
Sanft deckten sie die Beete, in denen die Blumen schliefen, wie Mama gesagt hat, zu. Legten sich lautlos auf die kahlen Äste der Bäume, als wollten sie diese vor Kälte schützen.
Eigentlich wollte sie dem Papa beim Abendessen machen helfen, wie jeden MIttwochabend, wenn Mama Geena arbeiten musste, und die Beiden alleine waren, aber heute? Es war so herrlich zu schauen wie alles weiß wurde, so dass ihr Vater sagte.
„Pass du mal gut auf die Schneeflocken auf, ich mach dann schon mal Essen .
Und so träumte sie ein wenig von den kleinen Schneeflocken, die in Wirklichkeit bestimmt winzige Eisprinzessinnen waren, und auf ihrem langen Weg zu Erde, vielleicht sogar schon mal ...
„Du Papa“, rief sie plötzlich in Richtung Küche, wo Maurice sich gerade über den Herd beugte, um die Soße abzuschmecken.
„Was gibts?“, wollte ihr Vater wissen.
„Kommt der Weihnachtsmann eigentlich zu allen Kindern?“
„Ja!“
„Auch zu denen in Spanien?“ krähte es aus dem Wohnzimmer.
Maurice lächelte, seit dem letzten Urlaub, den sie in Spanien verbrachten, verband sie alles mit diesem Land.
Wollte wissen, ob die Kinder auch Ferien haben, ob es dort auch regnet oder schneit
und nun ob auch die Kinder auch vom Weihnachtsmann besucht werden.
„Ich denke schon. Aber nur wenn sie brav waren.“, antwortete er so leicht daher.
„Und warum?“
„Wie bitte?“, erstaunt blickte Maurice um die Ecke und sah die Kleine, die auf dem Weg zu ihm in die Küche war, an.
Ihre Wangen glühten leicht.
Eigentlich wollte der Vater sagen, weil Weihnachten ist, doch den Gedanken verschluckte er ganz schnell, denn kein Kind stellt den Weihnachtsmann in Frage, nicht einmal Vivian.
Also fragte er nur:
„Was ist passiert?“
Er fühlte sich immer unsicher, wenn sie solche Fragen stellte.
In Gedanken klopfte er sich also auf die Schulter, gut gemacht, nun muss sie ersteinmal erzählen,Und Vivian begann.
„Heute war der Pastermann im Kindergarten.“
„Wer?“, unterbrach er seine Tochter.
„Der Pastermann!“
Als ihr Papa sie immer noch verständnislos ansah, fügte sie erklärend hinzu:
„Na, der mit dem Kleid, der in der Kirche wohnt.“
„Ach, du meinst den Pastor.“ Maurice lächelte.
„Ja.“
„Aber der wohnt nicht in der Kirche...“
„Doch. Da geht der immer rein und da kommt der immer raus.“, unterbrach sie ihn energisch.
Na gut dachte er, im Grunde hat sie Recht.
„Also, der Pastor war bei euch, und dann“, wollte er weiter wissen.
„Ja, dann haben wir gesingt und so, und dann wollte er wissen, warum wir Weihnachten feiern.“
„Aha.“
Da bin ich ja mal gespannt, dachte Maurice bei sich.
„Und? Was habt ihr gesagt?“, fragte er weiter als Vivian stockte.
Die Kleine sah ihn schulterzuckend an.
„Na ,weil Weihnachten ist und der Weihnachtsmann kommt“, kam es dünn über ihre Lippen.
Sein Herz klopfte ein wenig schneller, ein ungutes Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit, der Pastor wird doch nicht etwa...
„Ja?“, auch seine Stimme hatte an Gewicht verloren.
„Aber der Paster...“
„Pastor.“ half er ihr schnell.
„Ja der, der hat gesagt, dass Weihnachten der Heiland geboren wurde, und der Jesus heißt oder so, und wir das feiern.“
Erleichtert schloss Maurice die Augen und atmete tief aus, damit konnte man etwas anfangen.
„Das stimmt...“ wollte er beginnen.
„Aber wieso singen wir dann nie „Wie schön dass du geboren bist, oder Geburtstagskind.“
Vivian stand mit geballten Fäusten vor ihm. Sie schien verärgert.
Maurice legte den Kochlöffel beiseite, ging zum Tisch, rückte sich einen Stuhl zurecht und nahm Platz.
„Komm mal her.“, forderte er sie mit einer Handbewegung auf.
Sie lief zu ihm, er nahm sie auf den Schoß und während sie ihren Kopf an seine Schulter lehnte, begann er zu erzählen.
„Weißt du, ich glaube das liegt daran, dass sein Geburtstag schon so lange her ist...“
„Wie lange denn? Schon so lange wie der von Lisas Bruder? Der geht schon in die Schule.“ Interessiert sah sie in sein Gesicht.
„Noch viel länger, über 2000 Jahre.“
„2000 Jahre?“, ihre Stimme überschlug sich, „so alt wird kein Mensch.“
Sie kicherte leicht, schüttelte dabei den Kopf, so dass die kleinen Zöpfchen die Geena ihr heute geflochten hatte wackelten.
„Genau.“
Verwirrt sah Vivian ihn an.
„Jesus war kein richtiger Mensch.“, erklärter er mit einer heiligen Stimme, „Jesus ist der Sohn Gottes und er kam als Baby auf diese Erde..“
„Ohne seine Mama?“, Vivians Stimme zitterte.
„Er war nicht allein. Maria, war seine Mama und bei ihm.“„, beruhigte er sie, streichelte dabei sanft über ihren Rücken. Maurice hatte sich entschieden Joseph nicht zu erwähnen, dies sollte später Geena erklären oder der Pastor.
„Aber warum kriegen wir dann Geschenke? Wenn ich Geburtstag habe, kriegst du auch nix.“
„Naja, eigentlich kriege ich schon was...“
„Was denn? Ich hab noch nie was gesehen.“
Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und sah ihn forschend an.
„Kannst du auch nicht.“, grinste er sie, „ich kriege dein Lächeln.“
Etwas verlegen sah sie hinunter, verhakte ihre Hände ineinander und schaukelte dies hin und her.
„Aber trotzdem.“, setzte sie kleinlaut hinzu.
Ihr Vater atmete tief durch, jetzt nur die richtigen Worte finden und später Geena fragen wieso sie ihr das noch nicht erklärt hat.
„Also, dass Jesus hier auf Erden lebte, war ein Geschenk Gottes an die Menschen. Denn als Jesus älter wurde brachte er den Menschen ein Licht von Frieden und Freude, das sie sicher verwahren sollen. Den meisten Menschen gelingt das nicht immer. Manchmal da sind sie nicht lieb zu den anderen...“
„Ja, der Kevin, der ist oft böse, weißt du, und heute da hat der den Hanno sogar gehaut.“
Unterbrach seine Tochter ihn mit einem wissenden Kopfnicken und einer schlagenden Geste.
„Aber Frau Marose hat ihm gesagt, das darf man nicht und Kevin musste Hanno die Hand geben.“
„Und was hat Hanno gemacht?“, wollte der Papa wissen, in der Hoffnung, dass es gut ausgegangen ist und er dies in seine Erklärung einbauen kann.
„Der hat ein bisschen geweint, ihm die Hand gegeben und wieder gelacht.“
„Siehts du, dies ist schon ein kleines Geschenk von Licht und Frieden. Und wenn der Weihnachtsmann nun den Kindern Geschenke bringt und dieses sich freuen, dann geben sie ein Licht zurück an den Himmel...“
„Und dann freut Jesus sich“, sie sprang von seinem Schoß stand vor ihm breitete die Arme aus und erzählte weiter“ „ und das ganze Himmelszelt leuchtet und alle sagen Frohe Weihnachten.“, führte die Kleine seine Erklärungen weiter.
„Ja“, lächelte Maurice zog sie an sich und küsste ihre Schläfen.
„Sogar in Spanien?“
„Sogar in Spanien.“ bestätigte er, „nur da sagen sie Feliz Navidad, das heißt Frohe Weihnachten auf Spanisch.
©Angela Redeker

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 12.12.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für die Kleinen

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