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Kein Dialog zwischen Mann und Frau

„War es das?“, fragte sie ihn, versuchte dabei den bitteren Geschmack des Verlierens zu ignorieren.
„Entscheide ich das?“
Irgendwie lag in seiner Stimme nicht die gewohnte Festigkeit, obwohl seine Augen nicht die Spur von Unsicherheit zeigten.
„Nein.“
Sie schluckte, presste die Lippen aufeinander.
„Was soll das jetzt?“
Es war eine Frage, aber es klang wie ein Vorwurf.
„Ich kann nicht mehr...“
Zu leise sprach sie die Worte, als dass er sie verstand.
„Wie?“
Diesmal zitterte seine Stimme, was glaubte er gehört zu haben?
„Ich wüsste gerne warum?“
Sie hatte die Finger an die Lippen geführt, die leicht zitterten.
„Wozu?“
Lag da Gleichgültigkeit in seiner Stimme oder bildete sie es sich nur ein.
„Um es zu verstehen.“
„Da gibt es nichts zu verstehen, einfach so.“
Er zuckte die Achseln.
„Aha, einfach so...was mit mir ist, ist dir wohl egal.“
Ihre Stimme überschlug sich und klang schrill.
„Nein, dass ist es nicht“, warf er ein.
„Dann rede mit mir“, flehte sie ihn an.
„Und welchen Sinn macht das?“
„Denkst du, das hier macht Sinn?“
Die Gegenfrage überraschte ihn nicht, denn beinah gleichzeitig meinte er „Ich hab keine Lust mit dir zu reden, du willst immer alles haarklein auseinander nehmen, analysieren.“
„Wie ich damit fertig werde interessiert dich überhaupt nicht...“
„Ist ja gar nicht wahr“, unterbrach er sie.
„Ach? Das ist nicht wahr? Na super, du machst so einen Scheiß und ich soll einfach so tun, als ob alles in Ordnung ist?“
Jetzt war sie in Fahrt und es sprühte nur so aus ihr heraus.
„Nur nicht darüber reden, dann ist alles irgendwann okay, die Alte beruhigt sich schon wieder...“
Er stand auf.
„Wo willst du jetzt wieder hin?“
Die Frage kam vorwurfsvoller als sie sollte.
„Weg, egal wohin nur weg, solange du so schlechte Laune hast, rede ich nicht mit dir.“
„Du redest ja so oder so nicht mit mir“, warf sie ein.
Er suchte seine Zigarettenschachtel, fand sie unter der Tageszeitung auf dem Tisch, nahm eine heraus und steckte sie sich an, dann drehte er sich um und ging.

Sie blieb allein zurück.
Mit zitternden Knien stand sie auf, wanderte ziellos durch die Wohnung, was soll ich tun?
Immer wieder stellte sie sich diese Frage, immer wieder warum, warum hat er das getan?
Liebte er sie nicht mehr?
Es gab keine Antwort.
Nicht einmal auf die Frage, ob sie ihn noch liebte.
©Angela Redeker

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Tag der Veröffentlichung: 19.09.2010

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