Der Sage nach gibt es Frauen, halb Mensch halb Fisch, die die Gewässer der Erde bevölkern, bekannt als Meerjungfrauen, Wasserfrauen, Nixen und auch Nymphen. Diese Frauen werden unterschiedliche Eigenschaften zugewiesen, mal retten sie Seeleute, mal versenken sie ihre Schiffe... Doch eins haben sie immer gemeinsam, sie sind wunderschön, stark und wirken ungeheuer anziehend auf die Menschen.
So die Sage, was aber wenn sie unter uns Leben, als normale Menschen und sich nicht zu erkennen geben, wenn sie die gleichen Probleme haben wie wir und uns vielleicht sogar das Leben retten...
Fest steht, das sie unter sich bleiben und dass sie nicht alle gut sind... ihre Welt, das Wasser ist so heilend und zerstörerisch wie sie selbst und doch so wunderschön, dass man faszieniert sein muss von ihnen...
Ich hörte sie schon draußen, als ich aus der Schule kam. Die Klausur, hatte mir echt den Restgegeben und ich wollte eigentlich nur noch meine Schwimmsachen packen und mit meinen Freunden im örtlichen Schwimmbad entspannen. "...das kann doch nicht euer Ernst sein!", hörte ich meine kleine Schwester durch das geschlossenen Küchenfenster schreien hören. "Ihr zerstört mein Leben! Ro jetzt sag doch mal was, du kannst das doch nicht unterstützen!", was da wohl wieder los war, dass Luna so explodierte. "Jetzt beruhige dich erst mal, so schlimm wie du es dir vorstellst, wird es sicher nicht.", versuchte Laya unsere Stiefmutter sie zu beruhigen. Als ich die dunkel Braun gestrichene Tür, mit den schwarzen Eisenbeschlägen, auf schloss wurde die Stimme meiner Schwester noch einmal lauter. "Ich will das aber nicht, hier sind meine Ganzen Freunde Ina hat hier ihren Freund und ihre Freunde und ihr solltet euch auch mal überlegen ob ihr alle eure Freunde und vor allem die Familie verlassen wollt!", das hörte sich ja verdammt nach einem Umzug an. Ich stellte meine Tasche auf dem Boden, streifte mir meine Sneaker von den Füßen und hängte meine grüne Soft-Shell-Jacke an die Garderobe. Dann ging ich in die große Wohnküche und betrachtete kurz das Bild, welches sich mir bot. Meine Mutter stand mit dem Rücken zu mir und fuhr sich beunruhigt durch die langen, glatten, Kastanienbraunen Haare, die so dicht waren, dass es mich nie wunderte, wenn mein Vater mit ihnen spielte. Eben dieser lehnte an der Küchenzeile und hatte die Arme vor der Brunst verschränkt. Seine sonst immer ordentlichen, kurzen, dunkelblonden Haare standen in alle Richtungen ab, so als hätte er sie sich gerauft. Ro stand am Kühlschrank und schenkte sich grade ein Glas Orangensaft ein. Sie sah ruhig und friedlich aus, mit ihren Goldenen Locken, die einen leichten Rotstich aufwiesen und sich bis zur Mitte ihres Rückens kringelten. In der Mitte des Raumes, stand meine 15 jährige Schwester Luna und ihr Gesicht war ganz rot, so sehr regte sie sich auf. Es biss sich total mit ihrem weißblonden Pixikopf und ihre hellblauen Augen funkelten abwechselnd die drei Erwachsenen an. "Hey Leute.", sagte ich und ging zu Ro hinüber um mit ebenfalls ein Glas zu nehmen und etwas zu trinken. "Was ist den hier los?", fragte ich bevor ich das Glas an die Lippen setzte und einen großen Schluck von dem Orangensaft nahm. "Mom und Dad haben sich in den Kopf gesetzt, dass wir nach Neuseeland auswandern!", spukte meine sonst so ruhige kleine Schwester entgegen. Ich verschluckte mich an dem eben getrunkenen Saft und musste stark Husten, wobei mein Gesicht ebenfalls rot anlief. "Ihr habt was?", entgeistert und immer noch etwas atemlos sah ich meine Eltern an. "Jap und Ro will einfach nichts dagegen sagen. Ich mein hier sind unsere ganzen Freunde und was ist mit Fiete, der Kleine wird total überfordert sein.", jetzt klang Luna etwas verzweifelt, was ich nur zu gut verstehen konnte. "Das... das könnt ihr nicht machen, ich schreib grade mein Abi und was ist mit unseren Freunden, ich kann nicht weg gehen, Fin ist hier...", mir kamen fast die Tränen, mein Vater sah mit ausdruckslosem Gesicht zu Boden und meine Mutter spielte verlegen mit ihren Haaren. "Jetzt sagt doch mal was.", forderte ich sie auf, doch sie schwiegen weiter. Luna lief eine einsame Träne die Wange hinab, in der sich kurz das Sonnenlicht brach, bevor sie zu Boden fiel und sie aus der Küche stürmte. Ro nippte an ihrem Saft, fassungslos sah ich sie an und verließ ebenfalls den Raum. Oben packte ich meine Tasche, lief die Treppe wieder hinunter, griff nach den Schlüsseln von Papas Geländewagen und verließ das Haus. Hinter mir krachte die Schwere Holztür ins Schloss...
Wir hören nur einen lauten Knall, dann die quietschenden Reifen und das Aufbrüllen des Motors, als Ina mit dem Geländewagen davon fuhr. "Wie können wir ihnen nur beibringen, dass es gar nicht so schlimm ist, und auch nicht für immer, ein Jahr ist doch kein Weltuntergang.", Laya war mit den Nerven am Ende. Dad ging zu ihr und nahm sie in den Arm, dann führte er sie in Wohnzimmer wo die beiden sich auf die Couch setzten. "Ro kannst du Fiete bitte aus dem Kindergarten abholen.", bat mein Vater mich und ich nickte nur, bevor ich in dem Flur ging, mir meine Schuhe anzog und mit dem Schlüssel von meinem Golf das Haus verließ und im Gegensatz zu meiner kleinen, impulsiven Schwester die Tür leise hinter mir zu zog. Der Weg zum Kindergarten des Ortes war ein gutes Stück, da wir etwas außerhalb des kleinen, friesischen Dorfes, nördlich von Hamburg wohnten. Unterwegs liefen keine wirklich guten Lieder und ich zappte etwas lustlos durchs Programm, bis ich einfach meinen Standartsender laufen ließ und die mir bekannten Lieder leise mit summte. An dem Flachen Betonklotz, welcher von außen mit bunten Graffitis verschönert worden war, angekommen, stellte ich den Motor ab und betrat das doch recht übersichtliche Gebäude. Viele der Eltern waren schon da um ihre Kinder abzuholen, mein kleiner Bruder kam auf mich zu gestürmt, er war einfach zu süß mit seinen Goldenen Locken und den braunen Augen. "Ro ich will ein Eis.", sagte er als er mir in die Arme lief und ich ihn hoch hob. "Ok wir gehen ein Eis essen, aber erstmal ziehen wir dich richtig an.", ich konnte mir eine Lächeln einfach nicht verkneifen. Der Vierjährige strampelte und ich ließ ihn runter, er lief zu seinem Platz und schlüpfte in seine dunkelblauen Klettschuhe. Dann nahm er seine Jacke vom Harken und stand wieder vor mir, ein breites Grinsen auf dem Gesicht, so dass sich kleine Grübchen auf seinen Wangen bildeten. "Fertig.", er griff nach meiner Hand und zog mich in Richtung Tür, nicht ohne der Betreuerin noch einmal zu zu winken. Wie immer ging es dem kleinen Quälgeist nicht schnell genug und er ließ meine Hand los um zum Auto zu laufen. "Ich will vorne sitzen.", sagte er und zupfte an meinem Pulloverärmel. "Nein kleiner Mann, dein Sitz ist hinten und deswegen sitzt du da, wenn du größer bist, darfst du vorne sitzen.", sagte ich mit einer liebevollen Strenge, dass er es mir nicht böse war sondern einfach wartete, bis ich die Tür öffnete. Er war ein liebes Kind und hörte auch meistens auf das was man ihm sagte, denn er mochte es nicht wenn man böse auf ihn war. An der Eisdiele angekommen, beschloss ich mit dem Zwerg dort zu essen, was meinen Eltern Zeit gab sich zu unterhalten und außerdem besser für Fites Klamotten und mein Auto war, weil er so nicht so viel kleckerte. Mit einer Kugel Schokoeis im Becher in der Hand saß der kleine Engel nun auf seinem Stuhl und löffelte friedlich sein Eis. Ich trank einen Milchkaffee und sah mich in der Fußgängerzone um. Ich würde das alles hier vermissen, die gewohnte Umgebung, meine Freunde, und natürlich auch unser Haus, aber wir wären ja nicht für immer weg. Ein junger Mann schenkte mir ein Lächeln und ich lächelte freundlich zurück, wandte mich dann aber wieder meinem Bruder zu, der, mittlerweile fertig mit seinem Eis, neben einem großen schwarzen Hund stand und auf diesen einredete und seltsamerweise sah es so aus, als würde dieser ihn verstehen. "Zwerg kommst du?", rief ich meinen Bruder, nachdem ich bezahlt hatte. "Ja!", rief dieser zurück, streichelte den Hund, welcher ihm in die Augen sehen konnte noch einmal über den Kopf und kam dann fröhlich zu mir zurück. "Er heißt Titus und er ist total lieb.", erzählte Fiete mir, er hatte noch nie Probleme mit Tieren gehabt, sie liebten ihn, ausnahmslos alle und immer sah es so aus, als würde der kleine Junge sich mit ihnen unterhalten. "Komm kleiner, will wollen nach Hause.", er winkte Titus zu und ich musste leise lachen, als dieser kurz bellte.
Aus meinem Fenster sah ich, das Ro mit Fiete zurück kam. Sie hatte sich einfach mit unseren Eltern verschworen, was sollte ich denn in einem fremden Land? So ganz ohne meine Freunde, die hatten doch echt nen Schaden. Genervt schmiss ich mich auf mein Bett und wählte die Nummer meiner besten Freundin. "Hey Mia, wie geht’s dir?", ich erzählte ihr, was bei uns Zuhause grade ablief. Sie versuchte mich zu beruhigen und sagte, dass es doch voll cool sei, ein Jahr im Ausland zu verbringen. Enttäuscht, dass nicht mal meine beste Freundin mich verstand, legte ich auf. Ina war weg und Ro war auf der Seite meiner Eltern, das konnte doch nicht sein. Gefrustet zog ich meine Laufsachen an und verließ ebenfalls das Haus. Mein Weg führte mich durch den nahegelegenen Wald zu dem kleinen See, in dem wir im Sommer, wenn es richtig heiß war immer badeten. Meine Füße taten mir weh und so zog ich meine Schuhe aus und legte meine Füße ins Wasser. Mit dem Rücken im Gras und den Füßen im Wasser schaute ich den Wolken beim vorbeiziehen zu. Die Sonne wanderte von Süden in Richtung Westen, wo sie langsam hinter dem Bäumen verschwand. "Hey Kleine, ich wusste dass du hier bist.", ertönte die Stimme von Ina hinter mir. "Wo auch sonst.", ein schiefes Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als sie sich neben mich setzte. Meine Wunderschöne große Schwester, nicht das Ro nicht schön war, aber wenn sie die aufgehende Sonne war, so warm, wie ein Engel, dann war Ina genau das Gegenteil, sie strahlte mit ihrer blassen Haus und den langen schwarzen Haaren etwas kaltes aus, und doch wirkte sie so anziehend auf Menschen, dass man glaubte, sie hätte etwas magisches an sich. Sie könnte jeden haben, wenn sie nicht Hals über Kopf in ihrem Freund Finn verliebt wäre. Einen Schwimmer, groß, und braun gebrannt, allerdings war er ein Arsch, was sie nicht sehen wollte. Er hatte sie überhaupt nicht verdient, doch wenn man ihn ihr gegenüber schlecht machte, dann konnte sie echt ausflippen und das war unschön. "Mom und Dad wollen dass du nach Hause kommst, sie wollen nochmal in Ruhe darüber reden.", sagte sie sanft und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Dann stand sie auf und hielt mir die Hand hin. Ich nahm sie und ließ mich von ihr hoch ziehen. "Ich habe keine Lust auszuwandern.", sagte ich niedergeschlagen. "Ich auch nicht, aber ein Jahr ist wirklich kein Leben.", sagte sie und versuchte ein Lächeln auf ihre Lippen zu zwingen, was ihr aber gründlich misslang. Zusammen gingen wir den Weg zurück und ich verschwand unter der Dusche, bevor ich mich zu der Familie ins Wohnzimmer setze. "Also...", begann unser Vater und musste einmal tief Luft holen bevor er weiter sprach. "...jetzt wo sich alle wieder einigermaßen beruhigt haben, wollen wir euch alles genauer erklären. Ich habe einen Job angeboten bekommen, er ist viel besser bezahlt als mein jetziger, es ist sowas wie ein Auslandssemester für Ärzte. Und Laya kann auch in dem Krankenhaus anfangen. Die Schule dort ist sehr gut.", er sah mich vorsichtig lächelnd an und ich seufzte. "Wir haben ja eh keine Wahl.", sagte ich resignierend und hörte weiter zu. "Ich kann mein Auslandssemester dort machen.", versuchte Ro die Stimmung zu lockern, es brachte ihr allerdings nur einen finsteren Blick von Ina ein. "Fiete kann hier zur Schule gehen, wenn wir wieder kommen, Ina du kannst dort anfangen zu studieren oder einfach nur arbeiten oder es als verlängerte Ferien ansehen.", meine Schwester verdrehte die Augen, bei Dads kläglichem Versuch alles positiv zu gestalten. "Schon klar Dad, deswegen muss ich aber nicht begeistert davon sein, ein Jahr von meinem Freund getrennt zu sein.", sagte sie ruhig. Laya lächelte weil sie wusste, das wir kurz davor waren auf zu geben. "Finn ist doof.", ertönte Fietes Stimme, der auf dem Boden saß und mit einem Auto spielte. "Du hast keine Ahnung.", schnaubte Ina. Dann stand sie auf und ging in ihr Zimmer, es war schon spät und aufs Abendessen hatte ich keine Lust, also folgte ich ihr und verkroch mich in meinem Bett. Ein Jahr lang völlig fremde Leute und was war wenn ich dort nicht zurecht kam... mit einem mulmigen Gefühl im Bauch schlief ich ein.
Das Semester neigte sich dem Ende, ich hatte meine Hausarbeit abgegeben und mich mit meinem Professor abgemeldet, da ich ja nun für ein Jahr im Ausland studieren würde. Er hatte mir einen guten Flug und viele neue Erkenntnisse gewünscht. Jetzt saß ich Zuhause, in meinem Zimmer und starrte auf die Umzugskartons. Der LKW, welcher die Sachen zu dem Container bringen würde, sollte in zwei Wochen kommen und ich sah einfach kein Ende, ich hatte nicht geglaubt, dass ich so viele Sachen besitzen könnte. Eine Pause war jetzt das Beste, was ich machen konnte, und so ging ich an den Zimmern meiner Geschwister vorbei, welche kaum angefangen hatten zu packen (von Fiete konnte man das ja auch nicht erwarten) und schüttelte den Kopf. Luna war immer noch nicht begeistert davon, dass sie von ihrem Freunden weg sollte, sah das ganze jetzt allerdings mehr als großes Abenteuer an, was einiges erleichterte. Ina stellte sich hingegen quer, zwar war sie am Anfang sehr ruhig gewesen, doch jetzt war sie davon überzeugt, hier zu bleiben mit ihrem Freund, dem Affen, zusammen zu ziehen und das alles mit der Begründung, dass sie schon 18 sei und für sich selbst entscheiden konnte. Mom und Dad erlaubten ihr es jedoch nicht und so gab es andauernd Streit und jedes Mal floh Ina zu Finn. Sie war einfach zu temperamentvoll um sich an Dads Hausarrest zu halten. Mit einem Kaffee bewaffnet ging ich in den Garten und sah mich um. Unser Haus war wunderschön und es würde mir fehlen. Ein großes, altes Fachwerkhaus, welches auf den neusten Stand gebracht war und jetzt mehr einer Villa, als dem Bauernhof glich, der es ursprünglich mal gewesen war. Wir hatten ein riesiges Grundstück, mit dazugehörigem Wald, welcher sich Kilometerweit ersteckte und das alles hatten wir zu einem Spottpreis gekauft. mein Vater hatte alle zeit, die er neben seinem Beruf hatte, in die Sanierung gesteckt und jetzt war das Haus, mit Pool und vielen Spielereien ausgestattet. Im nächsten Jahr würde hier irgendein Millionär wohnen, dessen Frau gesunheitsbedingt in seenähe wohnen sollte. Natürlich nur zur Miete, denn wir würden ja zurück kommen. Ich setzte mich auf einen der Liegestühle und schob meine Sonnenbrille auf die Nase. Dafür, dass es erst Ende Mai war, hatte ich schon wieder ordentlich Farbe bekommen, für die mich meine Schwestern beneideten. Ina und Luna hatten beide einen ähnlich weißen Teint, was vermuten ließ, dass sie nie Sonnenlicht zu Gesicht bekamen. Allerdings hatten die beiden auch noch nie einen Sonnenbrand, was echt ungewöhnlich war, wenn man so weiß war wie die beiden. Fiete war genau so ein Sonnenanbeter wie ich, er brauchte nur Sonne sehen schon war er braun. Es war Freitag und ich und Ina würden heute Abend auf eine Party gehen, leider würde Fin auch mit dabei sein und darauf hatte ich überhaupt keine Lust. Die Schule war echt stressig, zum Glück war dies die letzte schriftliche Prüfung, dachte ich mir, während ich die Aufgaben löste. Bio lag mir schon immer und so war ich vergleichsweise schnell fertig, was mir genügend Zeit verschaffte, alles noch einmal durch zu lesen. Kurz bevor der Prüfer die Bögen einsammelte gab ich ab und verließ den Raum. Das Wochenende konnte kommen. Heute Abend würde die letzte ABI-Party des Jahres steigen und ich würde mit meiner großen Schwester hin gehen. Meine Tasche Geschultert, ging ich zum Auto, ich wollte noch etwas Schwimmen gehen, Luna würde ich zwei Stunden später abholen. Im Schwimmbad angekommen, bezahlte ich den Eintritt und zog mich um. Zuerst wollte ich etwas Sport machen, also betrat ich in meinem Schwimmanzug die Halle und begann meine Bahnen zu ziehen. Nach etwa 1000 Metern entschied ich dass es genug war. Nach einem kurzen Zwischenstopp in den Duschen zog ich meinen Bikini an und betrat den Solebereich. Ein Bereich mit zwei Salzwasserbecken, ich ließ mich ins Wasser gleiten und schloss die Augen. Im Wasser hatte ich mich schon immer am wohlsten gefühlt, es war als würde ich mich förmlich mit seiner Energie aufladen. Meine Haare hatte ich aus dem Dutt befreit, den ich immer trug und nun schwebten sie um mich herum im Wasser, sie sahen aus, als wären sie lebendig. Ich merkte, wie etwas an meinen Haaren zog und dachte sie hätten sich in einem Abfluss verfangen, weswegen ich an ihnen zog um sie zu befreien. Allerdings klappte das nicht so ganz und so öffnete ich die Augen und sah in die grünbraunen Augen meines Freundes, der sich lächelnd eine Strähne um die Finger wickelte. Ich stellte mich hin um ihm zu küssen. Aus dem Kuss wurde allerdings nur ein kurzer Bussi, da er seine Finger aus meinen Haaren befreien musste und deswegen den Kopf weg drehte. "Was machst du hier?", fragte ich ihn, normalerweise hätte er bei der Arbeit sein müssen. "Ich hab mir frei genommen, wollte Zeit mit meinem Mädchen verbringen. Ich werde dich so schrecklich vermissen, wenn du nicht mehr hier bist.", sagte er zärtlich und schon lagen seine Lippen auf meinen und seine Zunge bahnte sich einen Weg in meinen Mund. "Ich werde dich auch vermissen.", sagte ich etwas atemlos, als er wieder von mir ab lies. Es gab viele kleine Grotten, die in die Wände Eingelassen waren und sich wunderbar zum knutschen eigneten, in einer dieser befanden wir uns jetzt. Er stand vor mir, ich mit dem Rücken an der Wand und wir küssten und leidenschaftlich. Ich merkte, dass er mehr wollte und versuchte ihn sanft von mir weg zu schieben. "Nicht hier Fin, was ist wenn wir erwischt werden.", sagte ich leise mit einem Lächeln. Ich wusste nicht was es war, aber der Sex mit ihm war nicht das Ware, das hatte ich mir irgendwann eingestanden und deswegen würde ich dafür keinen Rauswurf, aus meinem Rückzugsort riskieren. "Ach komm schon, nur einmal, du weißt wie lange ich auf dich verzichten muss.", versuchte er mich mit seiner verführerischen Stimme zu überreden, doch ich wehrte lächelnd ab. "Nein.", sagte ich sanft und übte etwas mehr Druck auf seine Brust aus. "Dann nicht, ich muss auch noch was für heute Abend regeln, wir sehen uns dann auf der Party.", sagte er kurz angebunden und verschwand ohne einen Kuss. Etwas verwirrt schaute ich ihm nach und schüttelte dann den Kopf, bestimmt war es wichtig. Bei dem Blick auf die Uhr seufzte ich und begab mich auf den Weg nach draußen, Luna würde warten müssen, wenn ich mich jetzt nicht fertig machte. Eine halbe Stunde Später hatte ich meine lange Mähne in einen engen Dutt gezwungen und stand wieder vor der Schule, kaum jemand kannte meine Haare offen, oder mich geschminkt, Finn wollte das nicht, er meinte es sähe nuttig aus. Jetzt wartete ich auf meine kleine Schwester, die mit ihren fast weißen Haaren, die von Natur einen leichten silbrigen Ton hatten, immer aus der Menge heraus stach. "Na wie war die Schule?", fragte ich sie grinsen. "Bescheuert wie immer, die Lehrer hassen mich und einer von den Jungs fand es witzig mir eine Tintenpatrone über dem Kopf zu zerschneiden.", genervt zeigte si auf die teilweise immer noch leicht blauen Haare. "Er meinte, jetzt sähe ich wirklich aus, wie eine Elfe.", sie verdrehte die Augen. Grade schloss sie den Kofferraum und wollte auf der Beifahrerseite einsteigen, als sie von hinten eine Wasserbombe traf, ich konnte sie nicht einmal mehr warnen. Ich stieg aus und sah einen lachenden Jungen, in Lunas Alter, der sich den Bauch hielt. "In meiner Tasche ist ein Handtuch, ich komm gleich wieder.", mit schnellen Schritten, war ich in Sekunden bei dem nicht weit entfernt stehenden Jungen. "Das findest du wohl lustig?", fragte ich ihn von ober herab, da er halb auf dem Boden lag. "Ja das war echt komisch.", prustete dieser. "Tja doof nur, dass ich das nicht so sehe, du entschuldigst dich jetzt bei Luna oder wir müssen wohl einem Lehrer bescheit sagen, dass hier gegen die Hausordnung verstoßen wurde.", drohend baute ich mich vor ihm auf. "Sorry Luna!", brüllte der junge über den Parkplatz und lief dann lachend davon, kam allerdings nicht weit, weil ihn unser geliebter Hausmeister erwischte, der ihn dazu verdonnerte, die Reste des Luftballons aufzusammeln. Ich schenkte ihm dafür ein Lächeln und stieg dann ins Auto um mit dem nassen Mädchen auf dem Beifahrersitz nach Hause zu fahren. Der Geländewagen war mal wieder nicht zu überhören und so stand ich auf, um Ina und Luna die Tür zu öffnen. "Was ist denn mit dir passiert?", fragte ich das klatschnasse Mädchen. "Hör bloß auf.", knurrte diese und verschwand, nach einem kurzen Zwischenstopp in ihrem Zimmer, im Badezimmer. "Sie hat eine Wasserbombe abbekommen.", erklärte Ina mir. Die 18 jährige verschwand in der Küche, wahrscheinlich war sie wieder schwimmen gewesen und hatte jetzt hunger. Ich folgte ihr und fand sie mit der Nase im Kühlschrank vor. "Ich werde Finn schrecklich vermissen.", schniefte sie mal wieder die alte Leier. 'Du wist froh sein, wenn du ihn los bist.', dachte ich genervt. "Wir fahren heute Abend gegen 11 los, sonst ist nichts los und wir langweilen uns nur.", ich war einmal pünktlich zu einer Party gekommen und hatte mir zwei Stunden lang die Beine in den Bauch gestanden, verschwendete Lebenszeit, meiner Meinung nach. "Gut ich wollte eh noch in die Stadt um mir ein neues Oberteil zu kaufen.", Ina hatte mittlerweile das Essen vom vorigen Tag in die Mikrowelle gestellt und wartete nun darauf, dass diese piepte. "Ich komm mit, hab eh heute nichts zu tun.", stellte ich fest und ging dann nach oben in mein Zimmer. Zähneknirschend betrachtete ich das blaue Kleid, zu welchen ich mich von Ro hatte überreden lassen. Ich wusste jetzt schon, dass es zu einem Streit mit Finn führen würde. Mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass es schon halb elf war und ich noch immer nicht angefangen hatte mich zu schminken oder meine Haare zu machen. Ro trat in die Tür, als ich grade begonnen hatte meine Haare hoch zu drehen. "Vergiss es.", sagte sie und wand sie aus meinen Händen. "Heute wirst du deine Haare offen tragen, ich kann es nicht mehr sehen, wie du nur nach der Pfeife von diesem Idioten tanzt. Und was ist eigentlich das?", fragend wies sie auf meine Bluejeans und die grauen Sneaker, die ich mit einem Weißen Top kombiniert hatte. "Mein Partyoutfit.", sagte ich, doch meine Stimme klang nicht so fest wie ich es gerne hätte, eher verunsichert. Ro schüttelte den Kopf. "Ab unter die Dusche mit dir, heute ist die erst mal letzte Party in Deutschland und wir werden es so richtig krachen lassen, da bleiben die züchtigen Outfits im Schrank.", mit diesen Worten rauschte sie aus dem Raum und ließ mich zurück. "Geh duschen!", hörte ich sie aus meinem Zimmer brüllen. Nach ein paar Minuten kam sie mit dem neuen Kleid und einem Paar ihrer High Heels zurück und schaute mich finster an. "Serafina Lane ab unter die Dusche mit dir.", befahl sie. Mit einem trotzigen Ausdruck auf dem Gesicht tat ich das was sie sagte und duschte mich kurz ab. "So dann wollen wir mal.", ihrem Grinsen zu folge freute sie sich schon diebisch, mich verunstalten zu können. Zuerst wickelte sie meine Haare auf große Lockenwickler auf, dann befahl sie mir meine Augen zu schließen und begann in meinem Gesicht herum zu malen. "So jetzt zieh das Kleid an.", wieder dies Befehlston. "Sei froh, dass ich heute so locker bin, sonst hätte ich dir schon längst nen Vogel gezeigt und wäre alleine gefahren.", sagte ich und streckte ihr die Zunge raus. "Ach halt den Mund.", ein Grinsen auf ihren Lippen, nahm der Aussage die Schärfe. Ich merkte wie meine Schwester den Reisverschluss an der Rückseite des Kleides schloss Dann begann löste sie sie Wickler aus meinen, mittlerweile trockenen, Haaren. "So jetzt kannst du gucken.", sie sah sehr zufrieden aus und so traute ich mich, vor den Bodentiefen Spiegel zu treten und mich zu betrachten. Ich musste einmal nach Luft schnappen, bevor ich fassen konnte, was ich da sah. "Und das sieht wirklich nicht nuttig aus?", fragte ich meine große Schwester unsicher, doch die zwanzigjährige schüttelte nur den Kopf. Ich steckte in dem kurzen, dunkelblauen Kleid, welches mir bis zur Mitte des Oberschenkels reichte und meine Figur betonte. Es lag so eng an wie eine zweite Haut, allerdings wurde dieses durch die Spitze, die sich über meine Arme und mein Dekolleté zog, etwas aufgelockert, wenn das Kleid nur aus dem Blauen Stoff, der mit der etwas dunkleren Spitze überzogen war bestanden hätte, hätte es tatsächlich etwas billig gewirkt, aber so sah es gut aus. Meine Haare fielen mir in Sanften Wellen über den Rücken und endeten an meinem Po und mein Gesicht wurde durch dezentes Makeup betont. "Ok du hattest recht.", sagte ich resignierend. "Ich sehe echt gut aus." "Sag ich doch, und jetzt geh ich mich eben fertig machen, sonst kommen wir zu spät, es ist schon halb zwölf.", damit verschwand sie in ihrem Zimmer und war für eine halbe Stunde lang nicht mehr gesehen. Als ich endlich mein weißes, leicht durchsichtiges Top anhatte, welches mit vielen verschiedenen Steinen besetzt und am Rücken tief ausgeschnitten war, sah ich zufrieden in den Spiegel. Meine Locken hatten die gleiche Sprungkraft wie immer und fielen wie Korkenzieher über meine Schultern. man sah leicht die weiße Spritze meines BHs und meine enger, schwarzer Mini, betonte meinen Hintern. "Kommst du?", fragte Ina und stand erstaunlich sicher auf den zwölf Zentimeter Stilettos, die ich noch nie getragen hatte. "Klar.", ich griff nach meinen schwarzen Stiefeln, die mit ihren Pfennigabsetzen nicht zum Autofahren geeignet waren und verließ mit ihnen in der einen und meiner Handtasche in der anderen Hand das Zimmer. "Wir sind dann mal los.", rief ich ins Wohnzimmer und erntete nur ein kurzes 'Kommt nicht zu spät', bevor wir das Haus verließen. Wir fuhren mit meinem Golf in die Stadt, dort in einer doch relativ großen Villa sollte die Party steigen. Wir betraten das Gebäude durch den Vordereingang und Ina stellte sich sofort auf die Zehenspitzen, um über die Leute hinweg zu schauen zu können, und hielt nach ihrem dämlichen Freund Ausschau. „Siehst du ihn?“, fragte sie mich, doch ich schüttelte nur den Kopf, ohne mich überhaupt umgesehen zu haben. „Lass uns doch erst ml was zu trinken holen und hallo sagen.“, schlug ich vor, da ich keine Lust auf ein Treffen mit diesem Deppen hatte. „Bitte Ro.“, sie zog eine Schnute und klimperte mit den geschminkten Wimpern, doch ich schüttelte den Kopf. „Ich geh jetzt was trinken und dann tanzen, du bist schon groß und kannst alleine gehen.“, mit einem kurzen zwinkern sah ich mich kurz um, um meine Freund zu suchen. Gespielt schmollend verließ sie mich und ging durch das Wohnzimmer in Richtung Garten. Mein Weg führte mich in die Küche, wo die Bar aufgebaut war. Als ich mir grade ein Bier aus dem Kühler geholt hatte und nun an der Küchenzeile stand, um den Flaschenöffner, zwischen den dutzenden Flaschen zu suchen, spürte ich jemanden hinter mir. „Ro du siehst mal wieder fantastisch aus.“, sein Atem strich über die unbedeckte Haut meiner linken Schulter- „Falsche Schwester Fin.“, sagte ich mit einem süßen Lächeln auf den Lippen und tauchet unter einem seiner Arme hindurch, die er links und rechts neben mir auf die Teke gestützt hatte, dann verließ ich die Küche ohne mich nochmal nach ihm umzusehen. Inas Freund hatte schon oft versucht mich zu verführen, aber ich hatte kein Interesse an Milchbubis. Mit meinem Bier in der Hand ging ich wieder in das riesige Wohnzimmer, wo sich die Tanzfläche befand und stürzte mich ins Geschehen.
Jetzt suchte ich Fin bestimmt schon seit einer Stunde. Mit den Füßen auf einer Kiste stehend überblickte ich die Menge im Wohnzimmer, und entdeckte dann nach einigem Suchen auch endlich den bekannten blonden Haarschopf von Fin. Zielgerichtet ging ich auf sein breites Kreuz zu, mit dem er sich durch die Menge schob und dann das Haus verließ und in den Garten ging. Leider verlor ich ihn, auf Grund der vielen tanzenden Leute aus den Augen, und so stand ich auf der Treppe, welche in den Garten hinab führte und suchte wieder nach meinem Freund. Langsam stieg ich die Stufen runter und sah mir den Garten aus der Nähe an. Ich meinte hinter dem Poolhaus etwas gehört zu haben und ging nun darauf zu. Ich hörte dort jemanden flüstern, allerdings verstummte dies ziemlich schnell. Als ich um die Ecke bog, war ich wie versteinert. Mir wurde ganz heiß und meine Hände begannen zu kribbeln. Leise räusperte ich mich, doch sie nahmen mich nicht war. Langsam kam wieder leben in meinen Körper und ich merkte wie sich die Wut in mir ausbreitete. „Jetzt weiß ich, was meine Schwestern immer gegen dich hatten, du mieses Arschloch.“, Fin, der grade einer Brünetten, den Rock hoch geschoben hatte, sah mich herablassend an. „Du hast mich ja nie ran gelassen.“ „Du hast gesagt, dass es dir egal ist. Aber im Nachhinein bin ich froh, dass ich mich dir nicht hingegeben habe. Ich habe dich immer verteidigt und dass nur, weil ich gedacht habe, du hättest wirklich Gefühle für mich. Aber da war ich wohl auf dem Holzweg. Es ist aus!“, mit diesen Worten drehte ich mich um und ging wieder zum Haus zurück. Von der ganzen Aufregung glühte meine Haut, vor allem im Gesicht und an den Händen, und ich was froh, dass die anderen schon zu betrunken waren, um den rötlichen Ton zu bemerken, den meine Haut angenommen hatte. Ich fande meine Schwester mitten auf der Tanzfläche mit einem Bier in der Hand. Ihr schien es gut zu gehen, denn sie lächelte und tanzte und sah einfach nur glücklich aus. Vielleicht sollte ich das auch mal versuchen.
Als ich Ina auf mich zukommen sah, wusste ich, dass etwas passiert war. Ihre Wangen waren strak gerötet und ihre Augen funkelten vor Zorn. Fragend sah ich sie an, doch sie schüttelte nur den Kopf. Und formte ein „Später“ mit den Lippen. Ich nickte und gab mich dann wieder der Musik hin, wenn es irgendwas schlimmes gewesen wäre, hätte sie mir sofort bescheid gesagt.
Texte: Alles von mir.
Tag der Veröffentlichung: 03.01.2014
Alle Rechte vorbehalten