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Kapitel 1

 

Mit nackten Füßen ging ich wie jeden Sonntag morgen am Strand von Ademia entlang.

Das trübe Wasser spiegelte sich an der Sonne und die kalte Meeresluft fühlte sich an wie ein langer Schleier, der sich um meinen Körper schlängelt.

Ich schloss meine Augen und genoss die Stille um mich herum.

Dieses Gefühl von Stille gab mir eine wunderschöne, unerklärliche Geborgenheit, die ich jedes Mal bekam wenn ich diesen Strand entlang ging. Es war wie magisch. Als ich meine Augen langsam öffnete bemerkte ich das ein Junge, nicht weit entfernt von mir, dastand und wie hypnotisiert das Weite Meer betrachtete.

Ich habe ihn bisher noch nie hier gesehen, was mich ziemlich wunderte den ich kannte so gut wie jeden Bürger in Ademia, auch wenn es nur vom Sehen ist und nicht persönlich war.

Er hatte braunes, kurzes Haar und er war ziemlich groß. Mindestens zwei Köpfe größer als ich, und ich war nicht grade klein. Also kurz gesagt: Er war rießig!

Unter seinem langen Shirt zeichneten sich deutlich Bizeps ab. Er war sehr kräftig gebaut, hatte einen trainierten Nacken und sehr muskulöse Beine, doch an seinem Gesicht erkannte man das er ziemlich jung war. Ungefähr in meinem Alter - 17. Er sah wirklich traumhaft aus - so traumhaft das ich gradewegs stolperte und kreischend im Wasser landete. Typisch. Was er komischerweise nicht bemerkte oder schlicht und einfach ignorierte. Schnell rappelte ich mich auf und klopfte mir den nassen Sand von der Hose. “Oh, ähm...sorry, hier ist es ziemlich glatt....” Glatt?! Mehr viel mir nicht dazu ein? Gibt es noch peinlichere Situationen? Ich glaube nicht. Er schien mich weiter zu ignorieren und zeigte mir kein Beachten. “Ich heiße Tiana Lorenz und du?” versuchte ich freundlich zu wirken und streckte ihm meine Hand entgegen, doch wieder - was ein Wunder - ignorierte er mich. Vielleicht will er sich ja nicht mit Leuten wie mir abgeben. Mit Losern eben. Schließlich gab ich es auf und zog Enttäuscht die Hand wieder ein. Ich wollte gerade meinen Spaziergang fortfahren als er überraschend sagte: “Edwin. Mein Name ist Edwin Novak.”“Hübscher Name”, meinte ich und lächelte ihn an. Naja, ich versuchte zu lächeln. Am Ende kam dann doch ein eher misslungenes Grinsen heraus.

Der Name passte exakt zu ihm, wie ich fand. Groß, gut aussehend, muskulös - Ja, ich denke der Name würde gut zu ihm passen. Er schaute mich merkwürdig an als ob er überlegen würde ob er mir antworten sollte.“Mag sein”, murmelte er nur. “Woher kommst du? Gehst du in meine Schule?”, wollte ich wissen.“Ich werde mit meinen 2 Brüdern von meinen Vater unterrichtet.”“Du bist noch nie zur einer richtigen Schule gegangen?”, fragte ich irritierend, den ich konnte mir ein Leben ohne den alltäglichen Schulstress einfach nicht mehr vorstellen - auch wenn der Gedanke verlockend klang. “Nein. Ich muss nun gehen”, brummte er und ging fort. Na toll, Tiana - Du hast es mal wieder versaut.

Schließlich hatte ich doch keine Lust mehr auf den Strand und ging zurück zum Strandhaus, in dem meine Mutter und ich lebten. Es war ziemlich klein, dennoch war es für 2 Personen gut geeignet. Ab und zu mal schlagen wir uns die Köpfe ein, aber sonst ist es ganz Okay. Ich ging die etwas steilere Treppe hinauf und öffnete knirschend die Holztür.“Und wir war dein Spaziergang?” hörte ich Mom aus der Küche rufen als ich das Haus betrat. “Merkwürdig”, antwortete ich nur knapp.“Was ist den passiert?”, fragte sie interessiert.Mein Bauchgefühl sagte mir ich sollte meiner Mutter mit der Begegnung von Edwin nicht erzählen. Meistens stimmte das Gefühl sogar, also vertraute ich stehst darauf.“Nein...alles Okay...ich bin nur...eben hingefallen. Sonst nichts”, versuchte ich zu erklären. Naja, ich konnte noch nie jemanden gut anlügen und erst recht nicht meine Mutter.“Okay. Was ist daran so ungewöhnlich? Normalerweise fällst du doch ständig irgendwo hin. Oder stößt dich gegen irgendetwas. Oder machst was kaputt. Oder...”“Ja ich hab es verstanden, Mom!”, unterbrach ich sie.“Ja, ist ja gut.”Ich drehte mich um und steuerte auf mein Zimmer zu, “Wo willst du den hin?”, fragte Mom.“In mein Zimmer, wo den sonst?”“Und was ist mit Frühstück?”“Fang schon mal ohne mich an” antwortete ich und schmiss meine Tür zu. Ich brauchte für einen kleinen Moment Zeit für mich.Ich ging zu meiner Kommode und wühlte darin herum, bis ich meinen MP3-Player fand.Erschöpft schmiss ich mich auf mein Bett.8:46 Uhr zeigte meine Digital Uhr an. Meine beiden Freundinnen halten mich für verrückt, da ich jeden Sonntag Morgen um 8:00 Uhr aufstehe und spazieren gehe. Aber ich fand das der Morgen die schönste Tageszeit ist, dann ist nämlich der Strand immer so wunderschön leer und nicht so überfüllt wie an den anderen Tagen. Ich schloss meine Augen und stellte mir eine andere Welt vor. Eine schönere, aufregendere Welt. Aber an das was ich wirklich dachte war an Edwin Novak.

Und ich wusste das ich ihn wiedersehen musste.

Kapitel 2

Ich laufe auf eine traumhafte Wiese mit tausenden von Sonnenblumen entlang. Mitten auf der Wiese befindet sich ein kleiner Teich mit wunderschönen Fischen.

Ringsherum fliegen viele, bunte Schmetterlinge. 

Ich strecke meine Hand entgegen und sofort nahmen Tausende von Schmetterlinge darauf platz.

Ich hörte ein komisches Geräusch und drehe mich um, um zu sehen was sich dort abspielte.

Und dann sehe ich ihn - Edwin.

So wunderschön, So Stark, So moskolös.

Nichts kann es schöneres geben...

Doch plötzlich fing der Teich an zu blubbern, doch nicht nur der Teich, die ganze Erde bebt!

Die Schmetterlinge wurden Schwarz, aus den Fischen wurden Piranhas und die Wiese besteht nur noch aus Schwarzer, dampfender Kohle. 

Edwin begann an zu schmelzen und er bestand nur noch aus schwarzer, dampfender Flüssigkeit.

Das Erdebeben wurde immer stärker und ich stieß einen lauten, unüberhörbaren Schrei aus.

 

 

 

“Wach auf ”

Die Bilder verschwanden und ich machte langsam meine Augen auf.

Ich bemerkte das Mom die Ursache des Erdbebens war, denn sie rüttelte an mir.

“Aufhören ”, schrie ich.

“Du hast verschlafen, Spatz”, meinte sie liebevoll.

Müde stand ich auf und stolperte regelrecht aus meinem Zimmer.

Ich setzte mich auf den schon gedeckten Küchentisch und schnappte mir ein Brötchen aus den Brötchenkorb, währenddessen versuchte ich  mir die Müdigkeit aus den Augen zu reiben, was nicht so recht funktonierte. 

“Du hast meinen Traum zerstört”, nuschelte ich während ich mein Brötchen mit Nutella strich.

“Stell dich nicht so an” erwiederte sie.

“Mama, hast du schon einmal jemanden kennen gelernt, der 

ziemlich...na ja wie soll ich sagen...merkwürdig war?” fragte ich mit vollem Mund.

Ich wusste selber nicht warum ich sie das fragte, schließlich sage ich ihr auch nie wenn ich jemanden getroffen habe. Aber Edwin war...anders.

“Mit vollem Mund spricht man nicht ” schimpfte sie mit ironischer Stimme und verdehte gespielt die Augen.

“Aber ja, ich habe tatsächlich schon jemanden geheimnisvollem getroffen”, erzählte sie. Sie wirkte auf mich angespannt.

“Ich war 18 und ich traf ihn auf einem Markt. Er hieß Hoyo und ich verliebte mich sofort in ihn. Seine hellblauen Augen verzauberten mich, sie waren glasklar als ob sie Spiegel wären. Ich traf ihn im Atrium.” 

“Du meinst im verboten Land ?” fragte ich.

In der Schule, und Zuhause wird uns erzählt das dass Atrium ein verbotenes Land ist. Wenn man dieses Land betreten würde, würde man angeblich zu Asche verfallen. 

In Erdkunde wurde uns gesagt das unsere Welt - Anthises - aus zwei Hälften besteht.

Die Kalte Zone, und die warme.

Ademia liegt in der warmen Zone, doch grenzt an der kalten. 

Deswegen ist es auch sehr kalt hier.

Die alten Mythen sagen das in der kalten Zone alles Böse lebt.

“Es ist nicht verboten. Die Menschen denken nur es sei verboten damit sie es nicht betreten - aber das heißt nicht das du es betreten sollst! Moment ich bringe dir eine Karte.” sie stand auf und ging zu unserem Bücherregal wo sie eine Weile rumwühlte, bis sie dann triumphierend eine große Karte hochhielt.

“Hier. Da liegt Paranoys - unser Kontinent. Hier leben wir, in Ademia. Hier liegt Valos und hier ist das Atrium, der größte Kontinent in ganz Anthises, unserer Welt”, erzählte sie.

“Wie hast du ihn kennen gelernt? Wie wurdet ihr getrennt? Ich will alles wissen!”, brachte ich zum Ausdruck.

“Ja, ich bin im Atrium aufgewachsen. Doch weil es dort sehr riskant war dort zu leben, weil es so gefährlich war, zog Hoyo mir zu liebe mit mir nach Paranoys. Dort ging ich zu einem Internat in Karadaia als ich wieder zurück kam, war er weg.” Mom schluchzte und ihr liefen unzählige Tränen die Wange hinunter. Ich gab ihr ein Taschentuch, was sie dankbar entgegen nahm. Ich mochte es nicht, wenn meine Mutter weint. Ich glaube niemand mochte das.

“Aber erzähle es bitte niemanden.” 

“Keine Sorge Mom. Ich werde es niemanden sagen”, antwortete ich ihr und strich ihr behutsam über den Rücken.

Und für einen kleinen Augenblick dachte ich an die Zeit zurück, wo ich noch ein kleines Mädchen war, und meine Mom der einzige Halt war den ich hatte.

Kapitel 3

Ziemlich müde ging ich den langen Schulgang entlang zu meinen Fach. 

Mathe -  Ausgerechnet Mathe hatten wir in der ersten Stunde, genauso fängt ein mieser Montagmorgen an.

Meine Mom hat mir gestern Abend nichts weiteres über das Atrium erzählt. Schade, denn ich hätte gerne mehr gehört.

“Tiana! Hey Tiana!” Erschrocken drehte ich mich um und

knallte prompt gegen Naomi.

Zu allem Überfluss fielen mir vor Schreck meine Bücher auf den Boden. 

“Oh Gott, Tiana!  Das tut mir leid. Warte,  ich helfe dir ” Gleichzeitig bückten wir uns, sodass unsere beiden Köpfe sich stoßten. “Au”, brummte ich.

Ich biss mir ziemlich unsanft auf meine Unterlippe, um nicht aufzuschreien, den Naomi hatte einen ziemlich harten Kopf.

Sie musste natürlich wieder im unpassendsten Zeitpunkt 

anfangen zu lachen, doch ich fand es nicht so lustig, den mein Kopf pulsierte wie verrückt.

“Schuldige”, nuschelte sie als sie bemerkte das es mir wehtat. Schnell sammelte ich meine Bücher auf und verstaute sie in meiner Tasche, “Schon gut”, sagte ich etwas gereizt.

 “Naomi! Tiana!  Da seid ihr ja! Ich habe überall nach euch gesucht  Ich schmeiße eine Party, ihr als meine Freundinnen müsst natürlich dabei sein”, sagte Lisa aufgeregt und hielt uns Einladungskarten vor die Nase.

 “Oh danke, Lisa. Wirklich nett von dir”, rief Naomi fröhlich aus. 

“Und was ist mit dir?”, fragte Lisa neugierig. 

“Ich kann nicht”, versuchte ich mich rauszureden und wollte gerade gehen, doch Naomi und Lisa waren mir 

zuvor gekommen und versperrten mir den Weg. 

“Wieso?”, wollte Lisa wissen.

“Weil es so ist” meinte ich genervt. 

“Aber...das wird die Party des Jahres! ” sie bewegte die Einladungskarte vor meinen Gesicht hin und her. 

“Ich bin spät dran. Ich muss zu Mathe, tschau” sagte ich und ging eilig davon.

“Seid wann interessiert sie sich darum das sie zu spät in Mathe ist?” hörte ich Lisa noch tuscheln.

Zügig ging ich den Gang entlang, bis ich den Raum fand worin ich die nächsten 2 Stunden wohl die schrecklichsten Stunden des Tages erleben würde.

Ich betrat den Raum und setze mich zügig zu meinen Platz.

Mr. Garden war zu meinem Glück noch nicht anwesend, also hatte ich genug Zeit meine Hausaufgaben von meiner Nachbarin Elisabeth abzuschreiben- sie war eine typische Streberin von der man Prima abschreiben konnte. Nett war sie auch noch. Naja, ich war nicht eine von denen die nie die Hausaufgaben machte und sie dann von anderen abschrieb.

Nur manchmal vergaß ich sie und ich schreib ja nur bei Notfällen bei Elisabeth ab - und das war definitiv einer.

 

 

“Kartoffelbrei mit Spinat”, brummte die Küchenfrau. 

Angewidert streckte ich meinen Teller entgegen.                

Ich stellte mir noch eine Wasser Flasche auf mein Tablett und bezahlte anschließend.

Ich drehte mich um und versuchte Ausschau nach Lisa und Naomi zu halten, doch sie waren nirgendswo zu sehen.

“Hier sind wir!”, schrie Naomi durch die Cafetaria und winkte mich hysterisch herbei.

Ohne großen Aufstand zu erregen setzte ich mich neben den beiden.

“Lisa und ich haben etwas beschlossen” sagte Naomi mit ernster Miene. 

“Ach ja? Was ist den so wichtiges?”, wollte ich wissen.

“Hier”, sagte Lisa  und legte die Einladungskarte vor mir auf den Tisch.

“Ich habe gesagt Nein!”, dabei betonte ich deutlich das letztere Wort. Ich fegte mit einer Handbewegung die Karte weg sodass sie wieder bei Lisa landete. 

“Aber du musst dorthin, Tiana!”

Der Grund warum ich nicht auf Lisas Party gehen will ist das ich mich einfach nicht wohl fühle in solchen Partys - viel zu viele Menschen.

“Willst du lieber alleine in deinem Zimmer rumhocken?”, zickte Lisa mich an.

Okay! Jetzt reicht´s! Wütend schmiss ich meine Gabel auf meinen Teller sodass mein Kartoffelpüree in allen Richtungen spritze.

“Ich bin halt nicht so wie ihr”, gab ich zu. 

Erschrocken schauten sie mich an. 

“Naomi, du bist Basketball-Team Chefin. Und du, Lisa, du bist einer der beliebtesten Mädchen der Schule und ich frage mich seit Heute wieso du dich mit Leuten wie mir abgibst.”

“Ach, Tiana. Wir lieben dich genauso wie du bist und bitte komm doch mit zur Party.” Lisa  hielt die Einladungskarte so vor ihr Gesicht sodass man nur noch ihre himmelblauen Augen sehen konnte. 

“Na gut, ich überlege es mir”, gab ich mich geschlagen und Naomi und Lisa freuten sich wie verrückt über meine fast-Zusage.

 

Erschöpft von der Schule trat ich meinen Heimweg an.

Die meisten fahren mit dem Bus nach Hause, aber da ich nicht so weit wohne kann ich auch nach Hause gehen.

Doch heute zieht mich komischerweise der Wald besonders an. 

So Geheimnissvoll, Kalt, Nass, Kühl aber doch Wunderschön zugleich. Leicht fröstelnd ging ich den Waldweg entlang.

In Ademia ist es für gewöhnlich immer kalt da es an der Grenze der kalten Zone lag.

Ich suchte gerade meinen MP3-player in meiner Tasche, um mich ein bisschen abzulenken als ich ein Merkwürdiges Geräusch wahrnahm. 

Es hört sich an ein wie ein Gelächter...

Ich versuchte den Geräuschen zu folgen, ich wirrte durch die Bäume und Sträucher als ich endlich mein Ziel erreichte.

Ich stand vor einer großen Schlucht - ringsherum waren 3 Jungs die herumturnten. Es sah so aus als ob sie Brüder wären den sie sahen sich im Gesicht sehr ähnlich. Der kleinere war ungefähr 14 und hatte fast weisses Haar. 

Der größere und kräftigste hatte Schwarze Haare und der zweite Junge kam mir unheimlich bekannt vor, nur wusste ich nicht woher ich ihn kannte.

Sie kletterten auf der Steinwand entlang, so als ob es kinderleicht wäre und sie gaben Laute von sich, von denen ich noch nie gehört habe.

Ich machte einen Schritt auf sie zu, um einen besseren Blick zu bekommen - doch ich vergaß ganz das ich gradewegs in die Schlucht zu fielen drohte.

Ich stieß einen lauten Schrei aus und fiel in die Schlucht hinein.

Doch wahrhaftig konnte ich mich noch an einem Stück Strauch  festhalten, aber lange würde das wohl nicht halten!

Mit dem Glauben, dass die drei Jungs mich hörten schrie ich nach Hilfe. Doch niemand eilte mir herbei.

Ich versuche mich mit meinen Füßen abzustützen, doch dies 

war kaum möglich. 

Mist! Hätte ich doch lieber den Vorschlag von meiner Mom dass ich einen Kletterkurs machen müsste angenommen.

Den dann würde sowas nicht passieren.

“Wer ist das?”, hörte ich eine unbekannte Stimme reden.

“Ich...ich habe sie gestern zufällig getroffen... Es hat aber nichts zu bedeuten. Trotzdem müssen wir ihr helfen ” Diese Stimme kannte ich doch! Da war ich mir ziemlich sicher!

Wieso zögerten sie noch mir zu helfen?

“Gut, Bruder. Wir helfen ihr”, hörte ich wieder die unbekannte Stimme sprechen. 

Doch es war zu spät  Ich konnte mich einfach nicht mehr halten. Dies war also das Ende von mir. 

Schreiend stürzte ich in die Tiefe. Doch ich konnte mich an etwas festhalten...an einer Hand. Die Hand zog mich hoch und ich spürte wieder festen Boden unter meinen Füßen.

“Was suchst du hier?”, schrie ein Typ mich an. Es war Edwin!

“Ich...ich ” Ich versuchte einen normalen Satz zu bilden doch meine Kehle war wie zugeschnürt.

Ich löste mich aus Edwins harten Handgriff und rannte einfach weg. Weit kam ich aber nicht den Edwin und seine zwei

Brüder haben mich schon nach paar Sekunden ein geholt. Ich war ja noch nie die beste in Sport.

“Was willst du hier? Spionierst du uns nach?” schrie der älteste Bruder und schubste mich so stark das ich gegen einen Baum knallte.

Ich spürte einen dumpfen Schmerz auf meiner Stirn und ich merkte das ich blutete.

In all meiner Verzweiflung fing ich auch noch an zu weinen.

Wieso haben sie mich den nicht in die Schlucht fallen lassen wenn sie mich so oder so töten würden?

Kapitel 4

“Alles okay?” Edwin bückte sich zu mir runter, er ries ein Stück von seinem T-shirt ab und legte es auf meine Stirn.

Als ich seinen Oberkörper sah achtete ich nicht mehr auf meine höllischen Schmerzen sondern nur noch auf ihn!

Er besass Tattoos auf seiner Brust und auf beiden Armen, sie waren schwarz und sahen aus wie Zeichen.

Mann! Er sah auch einfach nur so verdammt gut aus! 

“Edwin”, fauchte der größere Bruder ihn an.

“Unsere Aufgabe ist es den Wald zu beschützen und nicht Leute zu ermorden” knurrte Edwin.

Sind das sowas wie Waldwächter, oder was?

In was bin ich da den schon wieder reingeraten?

Das ich den Schulweg durch den Wald gewählt habe, war wohl die schlimmste Entscheidung, die ich je getroffen habe - und ich habe sehr viele schlimme Entscheidungen getroffen.

“Halt deine Schnauze!” der Bruder wurde furchtbar aggressiv und fing an zu knurren. “Jacko hat Recht, Edwin”, meinte der jüngere Bruder, der deutlich ruhiger und gelassener war als die anderen beiden.

Edwin stand auf und fing auch an zu knurren. 

Dieses Knurren war nicht einfach so ein Ich-tu-mal-so-als-ob-ich-ein-wildes-Tier-wäre Knurren.

Dieses Knurren hörte sich echt an - Wie von einem Tier. 

Eine schreckliche Gänsehaut verbreitete sich auf meiner Haut und zu allem Überfluss fing ich an an zu zittern, wegen der furchtbaren Kälte in diesem Wald.

“Na gut. Ich habe einen Fehler gemacht, trotzdem dürfen wir sie nicht töten!” 

Jacko zögerte eine Weile während der jüngere Bruder direkt Feuer und flamme mit Edwins Idee war - wenigstens ein normaler hier. 

Zögerte der Typ grade ernsthaft mich zu töten? Wie Krank ist diese Familie den eigentlich? Dann will ich gar nicht wissen wie der Vater tickt. Wahrscheinlich killt er jeden der an seiner Haustür klingelt.

Also dann will ich nicht der Postbote von denen sein.

“Ihr wollt mich töten!? Was habe ich euch den bitte getan? Und wie wollt ihr mich den bitte töten? Ihr habt noch nicht mal eine Waffe dabei!”, zickte ich sie an, woraufhin alle drei Jungs laut anfingen zu lachen. Ach, sollten sie doch an ihrer Lache ersticken und verrotten!

Ich nutzte diese Chance um wegzurennen doch - natürlich - fing mich Jacko mit einem hämischen Grinsen auf dem Gesicht wieder ein.

“So leicht wirst du uns nicht mehr los, Püppchen!”, lachte er.

“Wir wollen dich nicht Töt..” wollte der jüngere Bruder sagen - dessen Name ich immer noch nicht wusste - doch er wurde von Jacko unterbrochen.

“Oh, doch wollen wir. Der Gedanke befriedigt mich zutiefst!”, meinte Jacko und fing an laut zu lachen, sodass ich das Gefühl bekam die Erde bebte.

“Komm, hau einfach ab!”, scheuchte Edwin mich weg.

Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Die sind doch alle verrückt! Also rannte ich davon. So schnell mich meine Beine trugen konnten.

Nach ungefähr 10 Minuten konnte ich nicht mehr und ich fiel erschöpft zu Boden.

Ein letztes Mal schaute ich hinter mich: Keiner zu sehen. Niemand folgte mir.

Meine Gedanken waren vollkommen durcheinander doch eins wusste ich: Was auch immer Edwin war - er war kein Mensch.

 

Ich betrat die Wohnung und sank erschöpft in das Sofa zusammen.

Ich konnte immer noch nicht glauben was grade passiert ist. 

Sollte ich es vielleicht Mom erzählen? Oder gar Naomi oder Lisa? Nein. Am Ende halten sie mich für verrückt und schicken mich in die Klapse. Aber ich war mir so sicher das Edwin und seine Brüder nicht normal sind. Sowas kann nicht normal sein.

00:40 Uhr zeigte die Wanduhr an.

War ich etwa solange weg? Naja, kein Wunder denn ich brauchte eine Ewigkeit um aus dem Wald zu kommen.

Oh mist. 

Ich erhob mich vom Sofa und schlenderte in mein Zimmer, wo ich mich sofort in mein Bett legte und irgendwann erschöpft einschlief. Zwar hatte ich noch meine Klamotten an, doch kein einziger Funkten Energie befand sich in meinem Körper, ich war so ausgelaugt sodass ich noch nicht mal in der Lage dazu war meine Klamotten an- und auszuziehen.

 

 

“Ist irgendwas los, Spatz?”, fragte meine Mom besorgt am Frühstückstisch.

“Nein, alles in Ordnung”, log ich.

“Dann ist ja gut”, meinte sie und lächelte.

“Ja. Ich muss dann auch mal langsam los, Mom. Ich will nicht zu spät kommen.” Ich drückte mir noch den letzten Bissen von meinem Brötchen in den Mund und erhob mich vom Stuhl.

“Okay, dann bis Später, Schatz”, rief mir Mom noch hinterher bevor ich eilig die Tür hinter mir zuknallte.

Sollte ich den Schulweg durch den Wald nehmen, oder lieber den normalen? Nein, durch den Wald wäre es viel zu riskant. Wer weiss, vielleicht bringen diese Brüder mich beim nächsten mal um. Also war es besser ich hielt mich vom Wald fern.

Ich stolperte die Treppe hinunter und lief eilig um das Haus herum, wo sich ein par Meter weiter die Straße befand.

Ich ging die Straße entlang und sah das der Schulbus noch auf dem Busplatz parkte, Glück gehabt!

Schnell stieg ich ein und ergatterte mir noch schnell einen Platz neben Naomi.

“Hay”, begrüsste ich sie.

“Naa. Wie geht´s?”, wollte sie wissen.

“Gut, gut”, log ich. Ich wurde immer besser mit dem Lügen, ich lies mir nichts anmerken und anscheinend merkte Naomi auch nichts.

“Schön. Hast du es dir nochmal überlegt mit der Party?”, wollte sie wissen.

Na toll, da hat sie mal wieder meinen Schlechte-Laune-Punkt erreicht.

“Ich hab mich noch nicht entschieden”, meinte ich. Doch um ehrlich zu sein habe ich mir noch nicht einmal Gedanken darüber gemacht. Ich habe schlimmere Probleme zur Zeit.

“Na gut”, gab sich Naomi geschlagen.

Ich schaute an Naomi vorbei, aus dem Fenster und betrachtete die Landschaft die an uns vorbeizog.

Doch auf einmal, hätte ich schwören können, Edwin gesehen zu haben! Er stand am Straßenrand und schaute in den Bus hinein, genau in meine Augen.

Leider konnte ich nicht genau hinsehen um mir versichern zu können das es wirklich Edwin war. Aber das war unmöglich! Oder bin ich jetzt etwa verrückt geworden?

Ja genau, ich drehe durch. Das ist die einfachste und plausibelste Erklärung.

Kapitel 5

“Hallo? Hast du mir überhaupt zugehört?”

“Oh. Tut mir leid, Naomi. Ich war grade in Gedanken. Was hast du den gesagt?”

“Ich habe dich gefragt ob du Heute Nachmittag Lust hättest mit mir zum Strand zu gehen, und Basketball zu spielen”, sagte sie.

“Ähm...Ja klar..”, sagte ich etwas unsicher.

“Gut. Ich hol dich dann ab”, sagte sie überglücklich woraufhin ich nur geistesabwesend nickte.

Nach wenigen Minuten hielt der Bus schon an und alle Schüler drängelten sich aus dem Bus in die Freiheit - und ich mitten drin.

Lustlos schlenderte ich auf das Schulgebäude zu, Naomi ging neben mir her und laberte irgendwas, doch meine Gedanken widmeten sich nur an Edwin.

Vielleicht verfolgt er mich ja?

Wir gingen in das Gebäude und dann zu unseren Fächern.

“Welches Fach hast du jetzt?”, wollte Naomi von mir wissen.

“Geschichte”, antwortete ich nur knapp.

“Okay, gut. Ich auch”, sagte sie fröhlich.

Oh nein, jetzt musste ich mir 1 Stunde lang ihr Gelaber anhören.

Wir gingen zusammen in den Unterricht, wo schon fast alle Schüler Platz genommen haben.

Wir setzten uns rasch auf unsere Plätze und Naomi fing sofort wieder an zu labern, doch ich hörte nur die hälfte von dem was sie sagte.

Mrs. Hills betrat vollbepackt den Raum und begrüßte die Klasse mit einem knappen, “Guten Morgen!”

Alle Schüler erhoben sich und begrüßten Mrs. Hills ebenfalls mit einem “Guten Morgen.”

Wir nahmen wieder platz und schauten gebannt auf Mrs. Hills, die noch etwas ratlos in ihren Unterlagen wühlte.

Sie war eine blonde, zierliche, alte Lehrerin.

Mrs. Hills war meine Lieblingslehrerin auf der Schule, sie war immer verständnisvoll und immer lieb zu jeden einzigen Schüler - es gab keine Ausnahmen nur weil mal ein Schüler zu dick, zu dünn oder zu dumm war so wie bei den meisten Lehrern. Bei ihr waren alle Schüler gleich.

“Ah, hier ist es!”, sagte sie und grinste verschmitzt. 

Sie ging zur Tafel und machte dort eine Weltkarte mit Magneten fest.

“Zu unserem alten Thema, ´Die Mythen´, haben wir ja letzte Stunde bereits einen Test geschrieben, also wäre das Thema so gut wie abgehackt. Aber ich habe mir gedacht ich werde das Thema ein wenig erweitern. Wir haben uns bisher nur die Mythen von Anthises angeschaut. Aber wir schauen uns jetzt die Mythen eines ganz bestimmten Kontinents an: Das Atrium.” Mit einem Male wurde es in der ganzen Klasse still und jeder schaute gebannt auf Mrs. Hills.

Uns war es verboten über das Land zu reden, weil es Unglück brachte.

“Es gibt viele Theorien. Die einen sagen das in dem Land früher Menschen abgeschlachtet worden sind, die anderen sagen das in dem Land furchtbare Dinge zugehen. Dinge, von denen ihr noch nie gesehen habt, das kann ich euch versichern!” Mrs. Hills Stimme wurde komischerweise immer unheimlicher und ihre Augen leuchteten förmlich.

“Was für Dinge, Mrs. Hills?”, rief Naomi in die Klasse hinein.

“Dunkle Kreaturen”, flüsterte sie unhörbar, aber so, dass es jeder einzelende hörte.

“Es gibt aber noch andere Therorien. Flüche, Zauberei! Magie!”, meinte sie.

“Und was ist wenn das alles nicht stimmt? Wenn das nur eine Lüge ist um die Menschen von dem Land fern zu halten?” rief jemand in die Klasse hinein und ich konnte selber kaum glauben wer dieser jemand war: Es war ich.

“Das ist eine sehr schlaue Theorie, Tiana. Aber ich glaube kaum das dass stimmt.” Und mit diesen Worten krempelte sie ihr Pullover hoch sodass eine tiefe Wunde zu sehen war. Die Wunde bedeckte ihren halben Arm und die ganze Klasse zog ein angewiedertes Gesicht bei dem Anblick.

“Ja, ich war schon einmal dort. Und ich kann euch nur abraten es auch nur zu versuchen dieses Land zu betreten. Zwar liegt es in der warmen Zone - dort wo alles gute lebt - doch vergisst eines nie: Nur weil das böse bei dem guten Lebt heisst es nicht das es gutes verheisst. Den das Atrium war nicht immer so. Früher war es das Hauptzentrum unserer Welt. Jedes Lebewesen dieser Erde lebte dort, doch dann...veränderte sich alles! Und das Atrium wurde mehr gefürchtet als nichts anderes auf der Welt!”

Wieder kehrte die Stille in die Klasse hinein - noch nicht einmal ein Atemzug konnte ich heraushören.

“So, ich habe euch schon viel zu viel verraten. Ich teile euch jetzt noch ein paar Arbeitsblätter aus!”, sprach Mrs. Hills und teilte jeden ein Arbeitsblatt aus.

Was meinte sie mit ´Ich habe euch schon viel zu viel verraten´  ? Irgendetwas läuft hier schief... Welche dunkle Gestalten sind im Atrium? 

Auf dem Arbeitsblatt was wir bekommen hatten war ein langer Text abgebildet und unten drunter ein paar Aufgaben die wir erledigen sollten. 

Mit der Hoffnung, dass in dem Text mehr über das Atrium stand begann ich zu lesen.

In dem Text stand zu meinem bedauern nichts wichtiges drin, was interessant sein könnte, also begann ich damit die Aufgaben zu lösen, doch bevor ich auch nur die erste Aufgabe lösen konnte, gongte es zur nächsten Stunde.

Ich packte mein Zeug in meine Tasche ein und stürmte mit den Rest der Schüler aus der Klasse, “Der Rest ist Hausaufgabe!”, Schrie uns Mrs. Hills noch hinterher, doch dies hat wahrscheinlich niemand gehört, da die hälfte der Schüler schon die Klasse verlassen hat.

Ich zog aus meiner Tasche meinen Stundenplan heraus, um zu gucken welches Fach ich jetzt habe: Schauspielerei.

Schauspiel war mein absolutes Lieblingsfach. 

Voller Vorfreude schlenderte ich den Gang entlang, zu meinem Fach, wo ich mein Schauspielereibuch herausholte.

“Hey! Wieso warst du so schnell weg?!” Aufgrund Naomis piepsiger Stimme zuckte ich vor Erschrecken zusammen.

“Schuldige”, nuschelte ich.

“Schon okay. Was hast du jetzt?”, wollte sie von mir wissen.

“Schauspiel”, antwortete ich ihr nur knapp und knallte mein Fach zu. 

“Hm...Schade, ich hab jetzt Biologie. Naja, wir sehn uns dann später.” Sie umarmte mich kurz und ging dann in den Biologieraum.

Ich wollte grade ebenfalls zu meinem Raum gehen, als ich prompt gegen eine harte Brust knallte.

“Oh, tut mir leid!” Ich legte meinen Kopf in den Nacken und schaute direkt in das Gesicht, gegen den ich reingerannt bin.

“Oh...äh tschuldige”, murmelte ich nur.

Er hatte pechschwarzes, langes Haar und ebenso schwarze Augen mit einem Hauch von Grün. Und irgendetwas in seinen Augen verriet mir das anders war.

“Mein Name ist Riley. Und wie heißt du?”

Kapitel 6

“Ähm...Tiana”, stotterte ich vor mir her und nicht in der Lage dazu einen sinnvollen Satz zu bilden.

“Schön dich kennen zu lernen”, meinte er und lächelte zaghaft.

Als ich in seine schwarzen Augen blickte erkannte ich das sie anders aussahen wie gewöhnliche Augen.

Sie waren schwaz - Pechschwarz - sodass ich seine Pupille nicht erkennen konnte. Und es sah so aus als ob ihn jemand mit einem Pinsel etwas grün in die Iris gespritzt hätte - ein reines frisches Grün.

Ich könnte mir stundenlang diese einzigartigen Augen ansehen.

Das kurioseste dabei war das dass nicht das einzige war was an ihn einzigartig machte, den schon von der ersten Sekunde wo ich ihn auch nur anblickte merkte ich so eine komische Anziehungskraft zwischen uns.

Ja, man könnte denken das ich mir das alles nur einbilde aber ich bin nur zu hundertpro sicher das ich mir das nicht einbilde! Es war nicht so eine Anziehungskraft wie ´Liebe auf den ersten Blick´, es war eher wie eine Anziehung zwischen zwei Magneten. Ich musste mich wirklich zusammenreißen um ihn nicht in die Arme zu springen. Oh mann, wie verrückt das alles doch klingt!

"Alles gut?", fragte Riley verschmitzt und tätschelte meine Hand, was mich fast zum durchdrehen brachte den die Anziehungskraft steigerte sich! Was war mit diesen Typen los? Oder liegt das alles etwa an mir?

“Ja. Ich muss dann mal weiter.” Ich lächelte ihn noch kurz zu und drehte mich dann im Absatz um, und trat meinen Weg zum Kreativraum an.

Es wäre besser wenn ich möglichste viel Abstand zwischen uns halte sonst passiert noch etwas was ich definitiv später bereuen werde.

“Wir sehen uns dann! Man sieht sich immer zweimal im Leben”, hörte ich ihn noch rufen.

Komisch, dass ich ihn bisher noch nie so richtig wahrgenommen habe. Ich meine, sowas wie ihn kann man doch nicht übersehen! Er hat zwar nicht die größten Muskeln oder groß aber er hatte etwas.

Ich wusste zwar nicht was, aber mein Bauchgefühl sagte mir das dieser Kerl nicht normal ist. I

ch bog um die Ecke und stoß gradewegs mit Lisa zusammen.

“Auuu”, quickste sie.

Wow. Zwei Zusammenstöße am Tag! Das muss gefeiert werden.

“Oh, Hey Tiana!”, begrüßte Lisa mich und umarmte mich.

“Hey”, sagte ich etwas überrumpelt.

“Ich muss dir unbedingt was erzählen! Auf mei...” - “Ich muss jetzt echt zur nächsten Stunde, Lisa!”, unterbrach ich sie.

“Na gut, dann erzähle ich es dir eben später”, meinte sie etwas enttäuscht und drückte mir noch schnell einen Kuss auf die Wange bevor sie eilig weiter ging.

“Bis später!”, rief ich ihr noch hinterher und ging ebenfalls eilig weiter.

Als ich den Kreativraum betrat sassen schon alle Schüler auf ihren Plätzen.

Der große Raum bestand aus einer Bühne und auf der anderen Seite des Raumes standen die Stühle, wo die Schüler Platz nahmen.

Mit einem knappen, “Entschuldigung, für meine Verspätung”, setzte ich mich zu meinem Platz neben Rachel.

“Wieso bist du den schon wieder zu spät?!”, zickte sie mich an. Und genau das war der Grund warum ich Rachel hasse. Eine zickige, nervige, immer perfekte Schnepfe.

“Ich kann mich ja auch mal verspäten!”, fauchte ich sie an woraufhin sie nur die Augen verrollte und die Arme verschränkte.

“Gut, da jetzt alle vollständig sind”, begann Mr. Howards und schaute auffällig zu mir rüber, “Nächste Woche Samstag ist unser Theaterstück, falls ihr es vergessen habt. Romeo & Julia. In den nächsten Tagen werden wir unser Bühnenrequisiten zusammen basteln. Jeder kriegt eine Aufgabe, die ich jeden zugeordnet habe. Hier ist die Liste worauf steht, welche Aufgaben ihr habt!” Er hatte einen Zettel hochgehalten und befestigte ihn mithilfe einiger Magneten an der Tafel an.

“Welche Rollen ihr haben werdet, wird gleich entschieden.”

Alle Schüler stürmten zur Tafel hin, um zu schauen welche Aufgaben sie haben, während ich sitzen blieb und das Schauspiel betrachtete.

So wie ich Mr. Howard kannte hat er mir die schwierigste und komplizierteste Aufgabe zugeteilt.

Naja, wenigstens hatte ich in den nächsten Tagen was zu tun.

Lustlos schlenderte ich zu der Tafel, wo der Zettel hing und schaute welche Aufgabe ich hatte.

Ich war mit Nathan für das Licht verantwortlich.

“Eure Rollen werde ich jetzt laut vorlesen! Ich werde es nicht zweimal sagen, also hört genau zu!”, begann Mr. Howards, “Chase spielt Lorenzo. Jake spielt Tybalt. Jan spielt Mercutio und Lucas spielt der Graf von Paris. So, unsere beiden Hauptrollen wird Nathan als Romeo spielen und Rachel als Julia. Eure beiden Vertretungen, falls ihr krank werdet, sind Aron und Tiana.” Als er meinen Namen erwähnte, muss ich zugeben das ich ein wenig vor Schrecken zusammen zuckte. Ein Wunder das er mir überhaupt eine Rolle eingeteilt hat.“Yeah!”, schrie Rachel vor Freude laut aus.

War ja klar das sie wieder die Hauptrolle bekommt aber da ich schon mehr oder weniger daran gewöhnt war machte es mir jetzt so gut wie nichts mehr aus.

Mr. Howard verteilte noch die restlichen Rollen und dann fingen wir mit dem Aufbau der Bühnenrequisiten an. Nathan und ich sammelten ein paar bunte Lichterketten an und lösten die Knoten darin, doch wir hatten keine Zeit mehr sie aufzuhängen, den es gongte bereits zur nächsten Stunde.

“Morgen fangen wir mit dem Aufhängen der Lichterketten an und besorgen ein paar Lampen, klar?”, meinte Nathan.

“Klar”, bestätigte ich ihm.

Nachdem ich mich durch die restlichen 4 Stunden gequält hatte, ging ich erschöpft in die Cafeteria, wo Lisa und Naomi schon auf unserem Stammtisch auf mich warteten.

Ich nahm mir ein Tablett von der Ablage und lies mir von der Küchenfrau einen Apfel, eine Wasserflasche und ein Sandwich darauf stellen.“Haay, Tiana. Da bist du ja!”, begrüßte Naomi mich, als ich mich neben sie setzte.“Hay”, begrüsste ich sie und lächelte ein klein wenig, doch es kam mir ein wenig gezwungen und gequält vor, aber ich wollte nicht das meine Freundinnen von meinem momentanen total Chaos mitbekamen. “Wer will das den Essen? Eine Maus?”, fragte Lisa spötisch und deutete auf mein Essen.

“Ich hab nicht so viel Hunger”, meinte ich nur und fing an den Salat von meinem Sandwich zu entfernen.

“Ich kann und werde nie verstehen warum du immer das Salat vom Sandwich entfernst. Das gehört einfach dazu!”, kommentierte Naomi und schüttelte den Kopf.

“Ich mag halt kein Salat”, meinte ich schulterzuckend und biss genüsslich in mein Sandwich hinein, nachdem ich alles Salat entfernt hatte. Die beiden hatten immer was an mir zu meckern. Immer - egal was es auch war. Ob ich eine zu lange Hose trage oder mein Shirt zu blau ist, dass ich meine Haare dringend färben sollte weil sie finden das blond mir mehr stehen würde als braun.

“Naja, egal. Alsooo, was ich dir noch erzählen wollte: Jake kommt auf meine Party! Ist das nicht der Hammer!? Hailey hat es mir in der ersten Stunde erzählt. Ich kann es einfach nicht glauben!”, quikste Lisa vor Freude laut auf.

Jake Baker ist nicht nur der Captain der Footbal Mannschaft, er ist auch noch der beliebteste Typ in der ganzen Schule und er ist in meinem Schauspiel-Kurs, so wie ich mitbekommen habe spielt er Tybalt.

“Aha”, sagte ich etwas uninteressiert und widmete mich meinen Apfel, nachdem ich mein Sandwich aufgegessen hatte.

"Aha?! Mehr fällt dir nicht dazu ein?”, zickte Lisa mich an.

Ich mochte Lisa, sogar sehr. Nur manchmal war sie etwas arrogant. Oh nein, arrogant war etwas untertrieben, manchmal war sie eine eingebildete abgehobene Zicke! Ihre Eltern hatten genug Geld auf dem Konto, sie war beliebt und Jake Baker war ihr fast-Freund, wie sie es immer sagte.

“Ich freu mich doch für dich”, versuchte ich sie zu beruhigen, den ich hatte wirklich keine Lust auf Streit mit ihr.“Okay, danke”, meinte sie und lächelte zufrieden.

 

“Jemand zuhause?” Ich knallte die Haustür zu und schmiss meine Tasche in die nächste Ecke.

“Hallooo?”, schrie ich ins Haus hinein, doch keine Menschenseele antwortete mir.

Anscheinend war Mom nicht zuhause, also hatte ich sturmfreie Bude.

Ich legte mich aufs Sofa und deckte mich mit einer Decke zu.

Jeden Moment würde Naomi kommen und wenn ich in mein Zimmer würde, dann würde ich das Klingeln nicht hören, also ist es besser wenn ich solange im Wohnzimmer blieb.

Ich machte es mir auf der Coach gemütlich und machte müde den Fernseher an.

 

Ein lautes Klingeln weckte mich aus dem Nebel meiner Träume. War ich etwa eingeschlafen? Müde ging ich zur Tür, öffnete sie und sofort sprang mich Naomi voller Vorfreude an. In der Hand hielt sie einen Bastekball. Oh nein.“Na los! Was stehen wir hier noch so dumm herum? Auf zum Strand!”, stieß sie fröhlich aus.

“Jaa, ist ja gut! Beruhige dich erst einmal!”, sagte ich etwas gereizt. Wenn man mit mir direkt nach meinem Schlaf redet, bin ich für gewöhnlich sehr reizbar.“Warte, ich zieh mir meine Schuhe an”, meinte ich und ging schnell in mein Zimmer, wo ich meine Sandalleen anzog.Als ich wieder zurückkam starrte Naomi mit entsetzen auf meine Füße. “Was?”, fragte ich irritierend nach.“So kannst du doch nie im leben Basketball spielen! Zieh dir andere Schuhe an!”“Ja, ja. Ist ja gut!” gab ich mich geschlagen und schlenderte wieder in mein Zimmer.Als ich Naomi wieder unter die Augen trat, hatte ich dieses mal meine Turnschuhe an, “Schon besser!”, meinte sie und lächelte zufrieden.“Gut, können wir jetzt gehen?”, fragte ich noch etwas müde.“Jap”, sagte Naomi voller Tatendrang.Ich zog die Tür hinter mir zu, und gemeinsam gingen wir runter zum Strand. Da der Strand direkt vor meiner Haustür war hatten wir nur ein paar Meter zu laufen.“Ach, du hast es gut”, schwärmte Naomi, “Du hast den Strand direkt vor deiner Haustür ”“Ich hab hier noch nie ´n Basketballkorb gesehen”, wunderte ich mich.“Da ist doch eins ” erwiederte sie und deutete auf etwas.Ich folgte ihren Finger und ich sah tatsächlich einen Basketballkorb. “Da spielen doch schon welche!”, sagte ich zu meiner Erleichterung, den jetzt müsste ich nicht mehr mit Naomi spielen. Doch zu meinem bedauern sagte sie: “Ach, mach dir keinen Stress, wir fragen einfach ob wir mitspielen.”Oh nein, das kann ja noch peinlich werden. Und wie ich Naomi kenne wird es sehr, sehr peinlich werden.“Hay. Ich heiße Naomi und das ist meine Freundin Tiana.”Die Jungs drehten sich zu uns um, und den einen erkannte ich sofort. Es war Riley. Der eine mit dem ich heute Morgen zusammengestoßen bin. Shit. Shit. Shit!

Kapitel 7

“Hey, wir kennen uns doch”, meinte Riley fröhlich, “Ich hab es doch gesagt: Man sieht sich immer zweimal im Leben.”

“Hay. Ja sieht wohl so aus”, meinte ich und lächelte.

Wieder spührte ich diese seltsame Kraft die zwischen uns war und dieser seltsame Wunsch bei ihm zu sein.

“Ihr kennt euch?”, wollte Naomi wissen.

“Ja, wir sind heute morgen zufällig zusammengestoßen”, beantwortete Riley ihre Frage.

“Ja, das sieht Tiana ähnlich!”, scherzte Naomi auf meine Kosten und ich verdrehte nur genervt die Augen.

“Ich bin übrigens Sebastian. Schön euch kennen zu lernen”, meldete sich der andere Typ zu Wort und reichte Naomi und mir höflich die Hand.

“Habt ihr lust mit zu spielen?”, fragte Riley und schien dabei nur Augen für mich zu haben.

“Klar doch!”, stieß Naomi fröhlich aus.

“Seid ihr überhaupt mutig genug mit uns ein Match zu spielen?”, lachte Riley.

“Sie ist die Basketball-Team Chefin unserer Schule ” triumphierte ich.

“Das werden wir schon sehen ” grinste Riley. 

Sebastian drippelte den Basketball Richtung Korb, doch Naomi funkte ihn dazwischen und nahm ihn den Ball ab. 

Sie machte einen “Drop step drill” - so nannte es zumindest Naomi immer - und warf einen Korb. 

“Wir haben so gut wie gewonnen ” lachte Naomi. 

“Wir haben euch nur einen kleinen Vorsprung überlassen”, erwiderte Sebastian und grinste Riley zu.

 

Sebastian und Riley hatten Recht, sie haben uns tatsächlich nur einen kleinen Vorsprung überlassen.

Die Jungs waren verdammt gut, sogar besser als Naomi und ich dachte keiner ist so gut wie sie.

“12 zu 1  Ich habe noch nie verloren ” schrie Naomi aufgebracht.

Sebastian und Riley machten einen lockeren High-Five und grinsten triumphierend.

“Wir haben gesagt das wir euch nur einen kleinen Vorsprung überlassen haben. Das nächste mal mehr aufpassen!”, warnte Riley und lachte daraufhin laut los.

“Ich kann das einfach nicht fassen...”, ärgerte Naomi sich lautstark.

“Naja, es war ja nur ein Spiel”, meldete ich mich zu Wort.

“Ja genau. Es hat aber auf jeden Fall Spaß gemacht”, sagte Riley.

Naomi schaute nervös auf ihre Armbanduhr, “Leute, ich muss jetzt wieder los, sorry. Wir sehen uns dann morgen, Tiana!”, sie drückte mir einen Kuss auf die Wange, verabschiedete sich noch von den Jungs und ging dann.

“Ja, ich geh dann auch mal. Muss noch Hausaufgaben machen, und so. Sonst bringt mich meine Mutter noch um”, sagte Sebastian, gleich nachdem Naomi gegangen war.

"Schön dich kennen zu lernen, Tiana", sagte Sebastian und hob seine Hand, um einen High-Five zu machen.

"Ebenso", sagte ich nur und erwiderte seinen Handschlag.

Er machte mit Riley auch einen Handshclag - der deutlich komplizierter war - und zwinkerte ihn zum Abschied noch zu. Das kann nichts gutes verheißen.

“Dann waren´s nur noch zwei”, scherzte Riley als Sebastian weg war.

“Ja, sieht so aus..”

Und dann kam das was ich auf jeden Fall verhindern wollte - diese peinliche Stille.

“Hast du noch was vor? Vielleicht können wir ja was zusammen unternehmen. Der Tag ist noch jung”, unterbrach Riley die Stille und kam langsam zu mir näher.

Bei jedem Schritt den er machte stieg die Anziehugskraft zwischen uns und ich schnappte laut nach Luft.

"Ist was?", fragte Riley beschämend.

"Nein, nein. Alles gut. Klar können wir was machen. Was hast du dir so vorgestellt?", fragte ich und lächelte leicht gezwungen.

“Vielleicht können wir etwas spazieren.”

Spazieren!? Mit Surfen, Fußball spielen, Handball spielen oder mit Joggen hätte ich gerechnet, aber niemals mit Spazieren gehen.

“Sicher”, sagte ich mit etwas mulmigem Bauchgefühl, “Und wohin?”.

“Im Wald.” Allein schon das Wort ließ mich erzittern vor Furcht. Ja, ich hatte Angst. Angst davor, ich könnte ihnen wieder begegnen aber ich wollte auch nicht vor Riley blöd dastehen, also sagte ich schnell: “Ja, okay.” Und irgendetwas in mir sagte mir das dass ein riesen großer Fehler von mir war.

“Gut, dann mal los.”

Wir entfernten uns vom Strand und gingen immer tiefer in den Wald.

Und desto tiefer wir hinein gingen, desto mehr stieg meine Angst, den in jeder Ecke könnten sie herumlungern und nur darauf warten uns zu attackieren.

Stumm gingen wir nebeneinander her, ab und zu mal berührten sich unsere Hände, und bei jeder Berührung durchzog ein elektrischer meinen Körper. Allein schon wenn ich ihm in die Augen schaute, fühlte ich mich zu ihm hingezogen.

Bei jedem kleinsten Rascheln der Büsche musste ich mich wirklich zusammen reißen um nicht laut aufzuschreien und mich umzudrehen, um wegzulaufen.

Doch ich ries mich zusammen und blieb stehts bei Rileys Seite.

“Wohin gehen wir?”, wollte ich von ihm wissen.

“Wir sind bald da”, antwortete er nur und ich musste mich wohl mit dieser Antwort zufrieden geben, die meine Frage auch nicht ganz beantwortete.

 

Im Wald herrschte purre Stille.

Ab und zu mal hörte ich ein Vogelgezwitscher und ein paar Eichhörnchen die an Nüssen nagten, doch so etwas wie ein Gelächter von Jungs hörte ich nicht. 

Allmählich wurde die Stille peinlich und ich starrte auf den Boden um keinen direkten Blickkontakt aufzunehmen, den das würde die peinliche Stille nur noch peinlicher machen und gleichzeitig die Anziehungskraft steigern lassen.

“Wir sind da”, hörte ich ihn sagen.

Ich schaute vom Boden auf. Wir standen vor einem großen Baum. Eine Eiche oder sowas, ich kenne mich nicht so gut mit bäumen aus aber es war nur ein stinknormaler Baum.

“Ein Baum?!” brachte ich mit zusammengebissenen Zähnen über die Lippen. Und dafür bin ich den langen Weg gelaufen?

Riley legte seinen Kopf in den Nacken und fing an schallend zu lachen. “Das ist nicht einfach nur ein Baum, Tiana", sagte er und dabei sprach er meinen Namen so lange und melodisch aus das ich eine Gänsehaut bekam.

“Von außen sieht das aus wie ein ganz normaler Baum, aber von innen...” Riley führte mich um den Baum herum.

Auf der anderen Seite sah es nicht anders aus, nur hing etwas Moss auf der Baumrinde.

Er schob das Moss zur Seite und ich erkannte das der Baum einen Hohlraum besaß. Riley hatte recht: Das war kein gewöhnlicher Baum.

Er führte mich in den Innenraum. Es war ein wunderschöner Ort, der Boden war mit Lianen ähnlichen Gras verlegt, Blumen ragten aus der Decke heraus und auf der Wand war eine alte Schrift eingemeiselt.

 

Eintauchen

in den Frieden der Bäume.

Fliehen

in grüne Räume.

Ziehen

mit den rastlosen Wolken.

Streicheln lassen

von unruhigen Winden.

Mich verlieren

und wieder finden

 

Das was ich las beeindruckten mich zutiefst und ich starrte eine Weile, ohne ein Wort zu sagen, auf die Zeilen.

“Wow...”, nuschelte ich.

“Dies sind die Zitate der Bäume” sagte er und strich über die Schrift.

“Die Zitate der Bäume?”

“Ja, dies steht schon seit Generationen dort”, sagte Riley überzeugend. 

"Ah ok..", meinte ich eher unbeeindruckt.

Noch nie habe ich von einem Baumzitat oder ähnlicheres gehört und das es schon seit Generationen dort steht konnte ich mir auch nicht vorstellen.

“Naja...Bist du dir da so sicher?”, bezweifelte ich und Riley nickte.

“Bäume sind für mich Lebewesen. Niemand versteht sie, niemand beachtet sie, doch sie leben ”

Ich wusste zwar nicht wovon er redet, aber eins wusste ich ganz genau: Riley ist verrückt. Definitiv. 

Zuerst lernte ich Jungs kennen die mich umbringen wollten und dann treffe ich auf einen Jungen der in Bäume leben sieht. Irgendetwas läuft hier schief! Das spürte ich.

“Ich...muss gehen, Riley. Sorry aber vielleicht sehen wir uns die Tage”, sagte ich doch insgeheim hoffte ich das ich ihn nicht mehr wiedersah. Doch diese Anziehungskraft war einfach viel zu stark um mich von ihm fern zu halten - Nein, ich musste das durchziehen.

Ich quetschte mich aus dem Innenraum des Baumes und winkte Riley noch einmal flüchtig zu, der mich bestürzt anstarrte.

Okay, vielleicht tat er mir ein bisschen leid, so wie er da saß und auf mich hochblickte, und er in seinem Blick, “Geh nicht!”, schrie. Ich mochte ihn zwar aber das war mir schon eine Spur zu eigenartig.

“Tschüss”, sagte ich noch und trat dann meinen Heimweg an. 

Als ich mich etwas von ihm entfernt hatte rannte ich los. 

Nein, rennen war noch untertrieben. Ich sprintete wie ein wildgewordenes Tier durch den Wald.

Ich hatte einfach viel zu viel Angst davor das diese Jungs hier irgendwo sein würden. 

Ja, vielleicht übertrieb ich ein klein wenig aber niemand konnte sich in meine Lage versetzen. Wie diese Jungs vor mir standen, und mich anstarrten als ob sie mich jeden Moment zerreisen würden. Wie sie knurrten, als ob tief in ihnen ein wildes Tier schlummerte. Das was ich gespürt habe war Angst. Purre Angst. Solche Angst habe ich im Leben noch nie gespürt. Um ehrlich zu sein gab es auch nicht so viele Gründe in meinem Leben um Angst zu haben, aber wenn ich Angst hatte dann blickte ich dieser Angst entgegen und stellte mich ihr. 

Aber als ich vor diesen Jungs stand war es als ob all mein Mut sich aufgelöst hätte und sich aus dem Staub gemacht hat.

Als ich endlich das Strandhaus sah, stöhnte ich erleichtert auf. Endlich hatte ich es geschafft. Nur noch ein paar Meter und ich bin wieder zuhause.

Und ab dem Moment spürte ich es ganz deutlich in meiner Magengrube.

Ein leichtes Kribbeln unter meiner Haut und eine leichte Nervosität verbreitee sich auf meinen Körper.

Mein Magen machte einen Looping und schrie förmlich: "Renn weg!!"

Ich kannte dieses Gefühl zu gut.

Jemand beobachtete mich.

Kapitel 8

Kapitel 8

 

Ich blieb abrupt stehen und drehte mich langsam um meine eigene Achse, doch ich sah niemanden. Mein Gefühl trügte mich nie und ich war mir so sicher, dass irgendetwas mich beobachtete. Genau hier und jetzt. Vielleicht war es Edwin oder gar Jacko oder Rocky?

Bei dem Gedanken stockte mein Atem und eine unwahrscheinlich lange Gänsehaut verbreitete sich auf meiner Haut. Ich musste hier weg - jetzt! Zuerst blieb ich noch wie angewurzelt stehen und wagte es kaum zu atmen, doch dann rannte ich los, die letzten paar Meter zum Strandhaus und es kam mir vor wie tausende Meter, bis ich endlich vor meiner Haustür stand - total verschwitzt und aufgewühlt - und meine Schlüssel in meiner Hosentasche suchte. Als ich sie endlich in meiner Hand hielt, versuchte ich verzweifelt, den Schlüssel in das Loch zu stecken, doch ich zitterte so stark, dass es kaum möglich war.

 

Nach ungefähr zehn Versuchen, in denen ich fast zu aufgeben drohte, schaffte ich es endlich und trat in die Wohnung hinein. Es war dunkel und nur mit großer Mühe konnte ich den Lichtschalter ertasten. “Schatz, bist du das?” Ich zuckte vor Schreck zusammen, doch beruhigte mich wieder, als ich realisierte, dass es nur meine Mutter war, die vor ihrer Schlafzimmertür stand mit Schlafanzug und tollen verwuschelten Haaren. “Ja, tschuldige, dass ich so spät bin. Ich... musste noch was mit Naomi klären”, log ich. “Hab ich dich aufgeweckt?”, fügte ich hinzu, als ich merkte, dass mein Gewissen wie verrückt an mir nagte. Meine Mutter kam langsam auf mich zu, sie humpelte immer noch ein wenig. Sie erzählte mir, dass sie einen schweren Unfall gehabt hätte und deswegen was mit dem Fuß hatte. Mehr wollte sie mir leider nicht erzählen, doch ich hatte so im Gefühl, dass sie mich anlog. Und das nicht nur einmal, aber ich wollte nicht weiter nachhaken, da ich immer merkte, dass meine Mutter bei solchen Themen sich nicht sehr wohlfühlte und immer aufgewühlt war.

“Soll ich dir was kochen?”

“Nein.”

“Bist du dir sicher?”

“Ja, Mom. Ich bin müde, ich gehe jetzt schlafen. Gute Nacht.” Ich ging an ihr vorbei und drückte ihr noch einen Kuss auf die Wange. Dann huschte ich schnell in mein Zimmer, um nicht noch mehr lügen zu müssen, aber ich dachte einfach, dass ich es nicht meiner Mutter erzählten sollte. Zumindest noch nicht. Langsam schloss ich die Tür hinter mir und knipste das Licht an, wobei ich mir die Augen zukneifen musste, da das Licht meines Zimmers sehr hell war und kaum ertragbar für mich, da ich vor Kurzem erst im Dunkeln war. Mein Zimmer war sehr klein und alles war ziemlich schlicht und kreativlos gestaltet, aber mir gefiel mein Zimmer. Es war nicht so überfüllt wie Naomis Zimmer oder so dermaßen pink wie Lisas Zimmer, es war einfach ich. Mein Zimmer spiegelte wahrlich meine Persönlichkeit wieder. Einfach, langweilig und schlicht. Ja, mit diesen drei Wörtern konnte man mein Leben perfekt beschreiben. Das größte Ereignis, was in meinem Leben je passiert war, war meine Geburt. Und selbst an das erinnerte ich mich nicht. Ich zog meine Klamotten und meine Schuhe aus und warf die Klamotten in den Wäschekorb und die Schuhe in irgendeine Ecke. Und sobald mich die Wärme meiner warmen Decke umfang, schossen mir Tausende von Gedanken in den Kopf. Riley. Ich wollte zu gerne wissen, was er war oder was er nicht war. Er trägt ein Geheimnis, das wusste ich zumindest. Er trug ebenso ein großes Geheimnis wie Edwin. Ach, was redete ich denn da! Riley konnte ebenso gut Kontaktlinsen tragen und Edwin und seine Brüder waren eben öfter im Fitnessstudio, ganz einfach! Ich musste sie wiedersehen. Alle vier. Ja genau, und dann würde ich endlich erfahren, was mit den beiden los war, denn so langsam zweifele ich an meinen menschlichen Verstand. 

 

“Tiana, Aufwachen! Du bist zu spät!” Ich blinzelte durch meine Decke durch und sah meine Mom, die mich ziemlich verärgert ansah. 

“W-was?” Ich gähnte laut und zog genervt die Decke über meinen Kopf, doch Mom riss sie mir sofort wieder weg. “Hörst du nicht? Du bist zu spät!” sagte sie - wobei das schon fast an schreien grenzte - und deutete auf meine Uhr. Ich folgte ihren Blick und konnte es kaum glauben, als ich sah, dass es 08:12 war! “Oh Gott! Die Schule hat schon vor 12 Minuten angefangen!”, quiekste ich und sprang aus meinem Bett. “Beeil dich!”, meinte meine Mom streng, drehte sich auf den Absatz um und verließ eilig das Zimmer. Wie konnte ich nur den Wecker überhören? Oder hatte ich ihn gar nicht angeschaltet? Egal, darüber würde ich mir später Gedanken machen, nun musste ich mich wirklich beeilen. Als sie weg war, riss ich meinen Kleiderschrank auf und entschied mich nach reichlichem Zögern für einen schlichten Pullover und eine Röhrenjeans. Nach einem prüfenden Blick in den Spiegel ging ich ins Bad, wo ich mein Gesicht wusch, meine Zähne putzte und versuchte, mein verwuscheltes Haar zu bändigen, was ich nach dutzenden Versuchen irgendwann aufgab. Meine waren und blieben unbezähmbar. 

Ich verließ das Badezimmer und begab mich wieder in mein Zimmer, wo ich mich umzog. “Wo bleibst du denn?”, hörte ich meine Mutter rufen. “Ich bin ja schon fertig!”, rief ich zurück und riss meine Zimmertür auf. “Hier pack das ein!”, meine Mom humpelte zu mir und drückte mir eine Brotdose in die Hand. Das letzte Mal, als mir meine Mom Essen für die Schule gemacht hatte, war, als ich ungefähr 12 Jahre alt war. Verwundert blickte ich sie an. “Was denn?”, fragte sie mit erhobener Augenbraue. “Seit wann machst du mir denn wieder Essen für die Schule?” - “Darf ich denn nicht mehr meiner Tochter Essen machen?”, fragte sie und lachte laut. “Egal. Ich muss jetzt los, damit ich noch den Spätbus erwische. Tschau, Mom.” Ich drückte ihr noch schnell einen Kuss auf die Wange und verließ eilig das Haus. Als ich die Tür hinter mir zuzog und mein Blick auf den Wald fiel, in dem ich gestern noch fast vor Angst starb, verbreitete sich wieder eine lange Gänsehaut auf meinem Körper, ähnlich wie die von gestern. Nein Tiana, konzentriere dich!, schrie mich mein inneres Gewissen an. Ich atmete tief durch und stieg die Treppen runter, als ich ich ein Geräusch wahrnahm und leicht zusammenzuckte. Ich schaute mich um, doch niemand war zu sehen. Na toll, jetzt fing ich auch noch an, mir Sachen zu halluzinieren. Ich zuckte mit den Schultern und ging weiter, doch schon nach wenigen Schritten hörte ich wieder dieses Geräusch. Ich schaute mich wieder um, doch diesmal erkannte ich endlich, um was es sich handelte. Es war Chika, eine Katze, die hier ab und zu mal herumstreunerte. “Ach, du bist es”, sagte ich und nahm sie liebevoll in die Arme. Ich streichelte ihr samtes Fell und sie kuschelte sich in meinen Armen. “Na du, hast du mich vermis-”, ich wurde von einem knurrenden Geräusch unterbrochen, das meine Nackenhaare zum Stehen brachte. Dieses knurrende Geräusch kam vom Wald und allein diese Tatsache brachte mich zum zittern. Chika sprang von meinen Armen runter und fauchte dieses Etwas an, das sich anscheinend in den Büschen versteckte. “Nein, Chika!”, flüsterte ich. Doch die Katze ließ sich von mir nicht beirren und fauchte das Etwas weiter an. Ohne zu zögern packte ich nach der Katze, die sich mit Kratzen und Fauchen wehrte, und lief davon. Als wir an der Straße angekommen waren, ließ ich Chika wieder los, die mich noch einmal anfauchte und dann davonlief. So schnell würde ich sie wohl nicht wiedersehen, aber egal, denn es war mir viel lieber, als das sie von diesem Etwas gefressen sein würde. Nach langem Überlegen entschied ich mich zur Schule zu gehen, anstatt mit dem Bus zu fahren. Man, ich brauchte echt ein Auto. Einen Führerschein hatte ich zwar schon, aber momentan hatten wir kaum Geld und meine Mom musste schon sehr viele Überstunden machen, um uns gerade noch so über die Runde zu kriegen. Ich stolzierte über den Bürgersteig entlang, mit der Vorsicht, nicht über einen der großen Kieselsteine zu stolpern, die hier überall herumlagen. Ich ging hektischer und schnellerer, als ich merkte, dass niemand mehr weder auf der Straße noch auf dem Bürgersteig noch in einem der Vorgärten war. Vor ein paar Minuten hatte auf der Straße eine Autolawine geherrscht und jetzt waren alle weg? Nein, das konnte ich mir einfach nicht eingebildet haben. Noch nicht einmal ein Auto fuhr vorbei, geschweige denn ein Fahrrad. Ich war vollkommen alleine und das machte mich etwas unruhig. Meine umherwippende Umhängetasche und meine Schuhe, die auf dem Bürgersteig ein klackendes Geräusch erzeugten, machten dies auch nicht gerade leichter für mich. Ich atmete innerlich leicht auf, als ich von Weitem jemanden auf mich zugehen sah. Wahrscheinlich bildete ich mir das alles nur ein. Die Erleichterung blieb ziemlich kurz, denn als dieser jemand immer näher auf mich zukam, erkannte ich, wer es war. Es war kein Geringerer als Edwin. Edwin Novak.

Kapitel 9

Kapitel 9 

 

Edwin kam immer näher auf mich zu und meine Panik stieg von Sekunde zu Sekunde. 

Ganz ruhig, Tiana. Du kriegst das hin, versuchte ich mich selber zu beruhigen und atmete tief ein und aus. 

Er trug eine lässige Jeans und ein weisses Shirt mit einem V-Auschnitt, sodass man seine schwarzen Tattoos sehen konnte. Er hielt vor mir an und ein kleines Lächeln umspielte seinen Mund. “Ah, Tiana. Was für ein Zufall”, sagte er lässig und ging sich ebenso lässig mit seiner Hand durch die Haare. 

“H-hey”, stotterte ich und schaute verlegen zu Boden. 

“Schön, dich zu sehen. Was machst du hier?” - “I-ich gehe zur Schule”, antwortete ich. 

“Zur Schule? So spät?” - “J-ja, ich habe verschlafen” 

“Achso. Ich habe nur was in der Stadt besorgt”, meinte er und hielt eine Tüte sichtbar hoch, die er in der rechten Hand hielt und die ich erst jetzt richtig bemerkte. 

“Tiana?” Ich schaute vom Boden auf und blickte Edwin genau in seine braunen Augen. 

“Hast du Angst vor mir?” Ich musste bei dieser Frage hörbar schlucken und wusste nicht so recht, was ich antworten sollte. Ja, ich hatte Angst vor ihm, aber sollte ich ihm das jetzt einfach so sagen? Ich entschied mich dagegen und sagte stattdessen: “N-nein”, und wandte meinen Blick von ihm ab. Ich wusste nicht, wo ich hinschauen sollte, in seine fesselnden Augen oder auf seinen atemberaubenden Körper. Ich entschied mich für keines der Theorien und so landete mein Blick wieder auf den Boden, doch lange blieb es nicht so, denn Edwin nahm vorsichtig mein Kinn zwischen seinen Daumen und Zeigefinger und hob meinen Kopf an, sodass ich wieder in seine Augen guckte. 

“Wenn es mit gestern zu tun hat, dann tut es mir leid. Mein Bruder ist manchmal...sehr stur, weisst du?” Ich nickte. “Gut. Ich muss dann mal weiter”, sagte er und nahm mich überraschenderweise nochmal in die Arme, bevor er ging. Ich atmete tief durch und zog mein Handy aus meiner Hosentasche, um zu sehen, wie viel Uhr wir hatten - 9:20 Uhr. Bei dem Anblick der Uhrzeit riss ich meine Augen auf und musste nochmal tief durchatmen. Mein Blick fiel auf Edwin, den ich nur noch schwer erkennen konnte. Das war meine Chance! Wer wusste, wann ich ihn das nächste Mal wiedersehen würde, Scheiß auf die Schule. 

Bevor sich mein Gewissen melden konnte, lief ich möglichst unauffällig Edwin hinterher. 

Ich musste ihn verfolgen, um endlich zu erfahren, was hinter seiner Fassade steckte. Es war ziemlich leicht, ihn zu folgen, ohne dass er was bemerkte, denn er drehte sich kein einziges Mal nach hinten um. Als ich aus Versehen auf einen Ast trat, blieb er stehen und seine Ohren richteten sich auf, wie bei einem Hund, was ziemlich eigenartig bei ihm aussah und ich bekam fürchterliche Panik, dass er mich doch sehen würde, doch die Angst blieb nicht lange, denn er ging wieder weiter, ohne sich nach mir umzudrehen. Irgendwann verließ er die Straße und steuerte auf den Strand zu. Ich folgte ihm weiterhin möglichst unauffällig und musste mich sogar ein paar mal hinter einem Busch verstecken, wenn er sich umdrehte. Irgendwann ging er an meinem Haus vorbei, das an dem Wald grenzte. Mich überraschte es nicht, als er geradewegs auf den Wald zuging, doch er stoppte und drehte sich in meine Richtung. 

Glücklicherweise habe ich mich genau in dem Moment, in dem er sich zu mir drehte, hinter einem Busch in meinem Vorgarten versteckt. Ich nahm ein fauchendes Geräusch wahr und musste mich ein wenig nach vorne beugen, um zu erkennen, was es war. Es war Chika, die sich auf allen Vieren vor Edwin positionierte. Edwin nervte das Gefauche von Chika anscheinend, denn er verrollte genervt die Augen und machte eine abweisende Handbewegung, um die Katze wegzuscheuchen, doch Chika fauchte Edwin weiterhin an, was mich nicht sehr wunderte. Edwin war jetzt richtig genervt, denn tief aus seiner Kehle nahm ich ein Knurren war, das immer lauter wurde, bis ich mir sogar die Ohren zuhalten musste. Chika hörte sofort auf zu fauchen, machte sich ganz klein und wimmerte leicht, sodass sie mir sogar ein wenig leidtat. “Na geht doch”, lachte Edwin und drehte sich wieder weg, um dann in den Wald zu gehen. Ich wartete eine Weile ab, bis wir einen gewissen Abstand hatten, und sprang dann aus dem Gebüsch, um ihn weiterzuverfolgen. 

Hier hatte ich viel mehr Möglichkeiten, um mich versteckt zu halten, und selbst wenn ich mal aus Versehen ausrutschte oder auf einen Ast trat, machte ich mich dadurch nicht bemerkbar, denn durch die vielen Vögel, die zwitscherten, und anderen Tiere, die Laute erzeugten, hörte man dies kaum noch. 

Edwins Geschwindigkeit stieg von Minute zu Minute und ich konnte nur schwer mithalten. 

Es dauerte nicht mehr lange, als ich erkannte, wohin er wollte, er wurde wieder langsamer und ging auf einen See zu. Als ich näher kam, sah ich, dass links von dem See ein großer Platz mit Holzhäusern stand. Das alles wirkte auf mich wie ein kleines Dorf, vollkommen ausgeschlossen von der Zivilisation. 

Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und kam langsam näher. 

Edwin ging auf eine Gruppe Jugendliche zu, die sich auf dem Platz versammelt hatten. “Hey! Da bist da ja endlich!”, sagte jemand, den ich als den jüngeren Bruder von Edwin erkannte. 

“Ja, hat etwas gedauert bis ich's gefunden hab”, antwortete er, “Ich bringe es gerade meinem Vater, bin gleich wieder da.” Edwin ging auf das größere Holzhaus zu und ging hinein. Nach wenigen Minuten, die ich bangend in einem Busch verbrachte, kam Edwin wieder und ging auf die Gruppe zu. 

“Hey, Leute! Dad sagt, wir sollten uns ein wenig aufwärmen, bevor wir mit dem Training beginnen”, meinte Edwin und grinste. “Liebend gerne”, lachte Jacko, Edwins großer Bruder und schaute Edwin herausfordernd an. 

Edwins Brust hob und senkte sich schneller und er streckte alle seine Glieder und dann geschah es: Das bekannte Knurren stieg aus seiner Kehle und er schien auf einmal immer größer zu wirken. Sein Rücken beugte sich eigenartig nach vorne und seine Kleidung begann zu reißen. 

Aus seiner Haut wuchsen Haare und er hockte nun auf allen Vieren auf dem Boden. Er öffnete seinen Mund, aus dem ein gewaltiges Knurren kam, und von der einen zur anderen Sekunde stand dort, wo eben noch Edwin stand, ein riesengroßer brauner Wolf! Er schüttelte sein Fell und schaute die Gruppe herausfordernd an, die sich ebenso schnell zu Wölfen verwandelten. Oh mein Gott! Ich blinzelte schnell meine Tränen weg und ging mir aufgeregt mit der Hand über mein Haar. Mein Gefühl sagte mir, dass ich das, was eben passiert war, nicht sehen durfte, und wenn sie es wüssten, würde ich nicht wissen wollen. was sie mit mir anstellen würden. Vorsichtig machte ich einen Schritt nach dem anderen nach hinten, mit dem Blick zu den Wölfen, die sich gegenseitig ansprangen und mich nicht bemerkten. 

Ich machte einen falschen Schritt und stolperte geradewegs über eine Wurzel und landete mit einem Kreischen auf die Erde. Ich hätte mich für dieses Missgeschick selber töten können! Ich hielt gebannt den Atem an und betete im Stillen, dass diese Kreaturen mich nicht bemerkten. Ich traute mich gar nicht aufzustehen, weil ich mich dadurch wahrscheinlich noch mehr aufmerksam machen würde, aber ich nahm meinen Mut zusammen, um wenigstens meinen Kopf vorsichtig zu heben. Ich schrie laut auf, als ich einen gewaltig großen, braunen Wolf vor mir knurrend stehen sah - Edwin. Hinter ihm standen noch weitere, große Wölfe, die ihre Zähne fletschten und mich aus tiefstem Hass und Zorn anblickten. “Tötet mich nicht”, wimmerte ich und vergrub mein Gesicht in meine Hände. Ich war mir sicher, dass sie mich töten würden, aber sie sollten es wenigstens schnell und schmerzlos tun.

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Tag der Veröffentlichung: 30.01.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Meiner besten Freundinn

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