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Prolog

So wie an den meisten Frühlingstagen stolzierte ich den Bürgersteig entlang, um meine beiden Freundinnen Violetta und Stacey zu besuchen. Ich bog um die Ecke und stoß prompt mit einem Typen zusammen. "Passen Sie gefälligst auf", zischte ich ihn an und ging weiter, ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen. "Miststück", hörte ich ihn noch murmeln, doch ich ignorierte ihn einfach. Mein Weg führte in eine abgelegene Straße, wo mich, wie immer beim Durchgehen, ein furchtbares Unbehagen packte. Es war so kalt, so düster, ganz anders als auf den anderen Straßen, die alle ziemlich gleich aussahen.Doch es war der schnellste Weg, und ich musste mich beeilen den ich wwar viel zu spät dran.Nur sehr zögernd ging ich die verlassene Straße entlang. Bei jedem Schritt ertönte ein lautes Klacken meiner High-Heels, was das Ganze nicht weniger unheimlich machte. "Ganz ruhig, Carie," sagte meine innerliche Stimme zu mir.

 

Auf einmal hörte ich einen lauten Aufschrei, der mich sofort zum Stillstand brachte. Schnell weg hier, bevor ich am Ende diejenige bin, die aufschreit, dachte ich während mir, allein bei der Vorstellung daran, ein kalter Schauer über den Rücken lief. Mit schnellen Schritten hastete ich den Bürgersteig entlang, als ich plötzlich einen harten Griff an meiner Schulter spürte. Ich versuchte mich loszulösen, doch der Griff war steinhart. Mein Körper versteifte sich und ich wagte es nicht, mich umzudrehen, denn zu groß war die Angst, welch widerliche Visage mich anblicken würde, doch das erledigte er schon ganz von alleine. Er packte mich und drehte mich zu ihm um. Sein Gesicht war von unzähligen Narben übersät, er stank fürchterlich nach Alkohol und nach Mief. "Na, Schnitte", sagte er gespielt freundlich und sein Atem widerte mich so an, dass ich die Nase rümpfte. "Lassen Sie mich sofort los!", schrie ich. - "Pssst...wir wollen doch kein Aufsehen erregen." Er griff in seiner Hosentasche und zückte ein Messer hervor, woraufhin ich einen lauten Schrei ausstieß. "Sei still!", fauchte er wütend und hielt mir mit seiner flachen Hand den Mund zu. Ich biss in seine Hand, was sich, wie sich herausstellte ein gewaltiger Fehler war, denn nun rammte er mir mit voller Wucht das Messer in die Seite. 

 

Der stechende Schmerz der spitzen Messerklinge durchfuhr meinen ganzen Körper.Ich spürte einen grässlichen Schmerz der jede Ader meines Körpers erfrieren ließ.Mir stieg ein wiederlicher Geruch in die Nase, der Geruch meines Blutes.Ich sah wie das Blut auf den Boden tröpfelte und wie es sich in meine Kleidung einsaugte.Mit schmerverzerrtem Gesicht fiel ich zu Boden. Ächzend lag ich am Boden, stemmte meine Hand gegen die Einstichswunde. Ich rang nach Atem als erneut eine Schmerzenswelle meinen Körper durchzog. Meine Gedärme verkrampften und ich brüllte in die Stille. Warum konnte ich nicht Tot sein? Der schlimmste Tod war kein Vergleich zu dem was ich fühlte! Nach Atem ringend krümmte ich mich am Boden, zu schwach zum Weinen, oder um mein Leben zu kämpfen... Ich schloss die Augen, ungewiss ob ich wieder erwachen würde. Laut atmete ich, immer schneller und flacher.Das Atmen fiel mir unheimlich schwer und der stechende Schmerz in meiner Magengegend wurde mit jedem Atemzug stärker, als ob der Typ mir noch weitere Male das Messer in die Seite gerammt hätte.Ich krümmte mich vor Schmerz und ein lauter, unüberhörbarer Schrei verliess meine Kehle."Viel Spaß in der Hölle!", lachte er und trat mir in den Hinterkopf, woraufhin alles vor mir verschwamm und ich nur noch Schwarz sah.

Kapitel 1

Ich schlug meine Augen auf - unter mir reiner Asphalt, über mir die klare Sternennacht. Mein Kopf schmerzte und Blut klebte an meiner Kleidung. Meine Hand tastete meinen Bauch ab, dort zeichnete sich eine tiefe Wunde. Ich stand auf und merkte, dass mir tausend Fragen durch den Kopf schossen. "Wer war ich? Wo war ich? Wie hieß ich?"Mein Kopf platzte beinahe vor Fragen, und das Schlimmste: Ich wusste keine Antwort.

  Ich schaute mich um. Ich stand auf einer abgelegenen Straße. Aus weiter Entfernung konnte ich lauten Straßenlärm hören. Ich folgte dem Lärm, wenn auch mit etwas unsicheren Schritten, in der Hoffnung einen Anhaltspunkt zu entdecken. Ich kam den Lärm immer näher, der Geräuschpegel stieg zu einem ohrenbetäubenden Maß und mit einem Mal wurde ich von leuchtenden Farben eingehüllt. An der Art der grellen Schilder, die hoch über mir leuchteten, konnte ich mir zusammenreimen, dass ich wohl in einer großen Stadt sein musste. Nur hatte ich noch immer keine Ahnung welche. Ich stand mitten in der Stadt, um mich herum überall Autos, Geschäfte und sehr viele Menschen. Ich fühlte mich hier nicht sehr wohl, also verschwand ich in eine der hintersten Gassen, die ich finden konnte. Es stank alles fürchterlich nach Alkohol, und alles war schmutzig, doch ich schaffte mir selber Mut an und rollte mich in einer der hintersten Ecken zusammen. In meinen Kopf fühlte ich nichts als pure Leere, ich konnte mich an nichts mehr erinnern. Ich wusste noch nicht mal, wie alt ich war oder wie ich aussah, nur an meiner Haut ließ sich erkennen, dass ich ziemlich jung sein musste. Abgesehen von diesem Detail wusste ich jedoch gar nichts mehr - und das war ein beschissenes Gefühl.

"Aufwachen!" Ich öffnete meine Augen. War ich etwa eingeschlafen? Ein großer bulliger Kerl rüttelte an mir. "Sie ist wach", sagte er und wandt sich zu einem blonden Typen zu. "Ey, das ist unser Platz!", sagte ebendieser und schaute mich böse an. "Äh … ähm ...", murmelte ich verwirrt, unfähig meine wirren Gedanken in einen klaren Satz zu verwandeln, und strich mir übers Haar. "Wer bist du und was willst du hier!?", fragte er. "Tsch-tschuldige", nuschelte ich und rappelte mich vom Boden auf. "Lass sie...", versuchte ein dritter Typ zu schlichten, doch der bullige Kerl unterbrach ihn nun fast schreiend: "Das ist unser Platz. Niemand hat hier was verloren!", und machte einen großen Schritt auf mich zu. Er schaute mir durch dringlich in die Augen. "Ich … ich gehe dann mal", verkündete ich unsicher und versuchte mich an ihn vorbei zu drängen , doch er packte mich am Arm und zog mich näher zu sich heran, so dass unsere Nasen sich fast berührten. Dabei schaute er mich an, ohne zu blinzeln, so dass ich beinahe das Gefühl hatte, er wolle mich mit seinen Blick förmlich erdolchen. "Lass sie los, Nathan!", schrie der Junge von vorhin und zog mich von ihm weg. "Jake!", knurrte der bullige Typ, dessen Name anscheinend Nathan war, und zog mich erneut am Arm. "Leute, Leute!", hörte ich plötzlich eine hohe Stimme reden, "Lasst doch mal das arme Mädchen in Ruhe!" Ich hatte sie anfangs gar nicht bemerkt. Sie hatte schwarzes langes Haar, das ihr bis etwas unterhalb ihrer Schulter ging. Ihre braunen Augen strahlten förmlich in der Dunkelheit. Sie kam näher und umrundete mich taxiernd. "Wie heißt du?", fragte sie. "Ich weiß es nicht", antwortete ich ihr. "Woher kommst du?" fragte sie. Wieder antwortete ich mit "Ich weiß es nicht." 

"Sie weiß es nicht!? Die verarscht uns doch eh!", fauchte Nathan mich wütend an. "Nathan!", zischte das Mädchen, und schon war er still. Mir kam es so vor, als ob dieses kleine, zierliche Mädchen die Anführerin der Gruppe war. "Hm … interessant. Du weißt nicht, wie du heißt und woher du kommst.", sagte sie und ich nickte stumm. "Mein Name ist übrigens Mandy, schön deine Bekanntschaft zu machen. ", sagte sie und reichte mir höflich die Hand, zögernd schüttelte ich sie und lächelte. "Das hier ist Nathan, der da ist Jake und der Blonde heißt Andi. Du hast einen ziemlich schlechten Eindruck auf meine Jungs bekommen, so sind sie normalerweise nicht. Naja, meistens zumindest." Nathan öffnete seinen Mund, um zu widersprechen, doch Mandy erhob mahnend ihren Zeigefinger, sodass er sich wohl nicht traute seine Worte auszusprechen.. "Du hast also keinen Namen?", fragte sie und ich nickte. "Dann geben wir dir einen.", verkündete sie und lächelte. "Hmm …, was würde wohl zu dir passen?" Ich wusste selber nicht, was zu mir passen würde - ich wusste ja nicht mal, wie ich aussah. "… Jenna.", nuschelte Jake plötzlich und schaute mir intensiv in die Augen. "Perfekt.", jubelte Mandy fröhlich, "und wie siehst du denn überhaupt aus?" Ich schaute an mir herunter und sie hatte Recht: meine Klamotten waren zum Teil zerrissen und verschmutzt. "Du kriegst auf jeden Fall neue Klamotten. Und essen musst du auch noch. Das ist die perfekte Zeit zum Shoppen, nicht wahr?", sagte sie und wandte sich den Jungs zu, die dort nur herumstanden und wortlos nickten. "Komm mit", forderte sie mich auf und nahm mich an der Hand. "Ist es nicht viel zu spät dafür?", wollte ich verdutzt wissen. "Für uns ist es genau richtig", antwortete Mandy verschmitzt und lachte.

Gemeinsam gingen wir eine kleine Gasse entlang. Es war schmuddelig und kalt hier. Möglicherweise empfand ich die Temperatur nur so weil ich nichts mehr als ein kurzes Shirt anhatte. Schützend verschränkte ich die arme vor der Brust. Wir kamen an einer kleinen Straße raus, wo etliche Casinos standen. Männer standen vor den Geschäften und schauten skeptisch zu uns rüber. Als Mandy meinen ängstlichen Blick bemerkte, sagte sie nur: "Ignorier` sie", und zog mich die Straße entlang, die Jungs stets an unserer Seite. Desto länger wir der Straße folgten, desto weniger wurde die Anzahl der Casinos und wir begannen, diverse Geschäfte zu passieren. Mandy hatte anscheinend ein ganz bestimmtes Ziel, sie blieb an einem Geschäft stehen und winkte Andi zu sich herbei. "Kinderspiel ", murmelte er und beugte sich zu dem Türschloss runter. Nach Sekunden fiel das Schloss auf den Boden und die Glastür stand weit offen. "Welche Größe hast du?", fragte Mandy, nachdem sie das Geschäft betreten hatte und den Laden kritisch betrachtete. Es war eine kleine Boutique die mit keiner großen Auswahl ausgestattet war. "Ich weiß nicht…“, murmelte ich. "Ich schau mal nach." Mandy trat hinter mich und schaute sich das Etikett an, welches an meinem Shirt hing. "Wow, ganz schön teure Marke. Größe 38", bemerkte sie und ging dann kurzerhand zu den Kleiderhaken, von denen sie promp einige Kleider herunternahm und sie mir zuwarf. "Probiere die mal an", forderte sie mich auf und mein Kopf wurde prompt rot, bei dem Gedanke, mich vor den Jungs ausziehen zu müssen. "Ganz ruhig", sagte Mandy, die anscheinend meine Verlegenheit mitbekommen hatte, "Da hinten sind die Umkleiden!" Erleichtert steuerte ich in deren Richtung und zog mich erst dan um, als ich mich im Schutz einer Kabine befand. Aufgeregt zog ich mir den ersten Kleidungsstück über den Kopf. Schüchtern trat ich aus der Kabine und lies mich von den anderen betrachten. "Nicht schlecht, nicht schlecht", sagte Nathan und pfiff durch die Zähne, woraufhin Mandy ihm wütende Blicke zuwarf, anscheinend waren die beiden ein Paar. "Sieht perfekt aus! Das nehmen wir!", rief Mandy fröhlich aus und grinste. "Lass' abhauen, bevor die Bullen kommen", meinte Jake und zündete sich eine Zigarette an. "Ja, wir haben keine Zeit, um großartig shoppen zu gehen", stimmte Andi ihn zu. "Typisch Jungs, haben keine Ahnung von Shoppen. Naja, kann man nichts machen", sagte Mandy und nahm sich noch ein paar Klamotten von der Stange. 

Ich hastete schnell zur Kabine zurück, um mich umzuziehen. Die ganze Zeit fragte ich mich, was Jake mit Bullen meinte. Als ich den Vorhang der Umkleide zur Seite schob, stand Mandy schon mit 2 Tüten vor mir. "Wollen wir das wirklich alles stehlen?", fragte ich schockiert nach. "Sicher doch, Püppchen.", fragte Jake keck und zwinkerte mir zu. "Wir können doch nicht die ganzen Sachen stehlen", stieß ich entsetzt aus. "Und wie wir können", erwiederte Nathan und nahm seiner Freundin die Tüten ab. Eine laute Sirene lies uns aufhorchen. "Scheiße! Los jetzt!", hetzte Jake. Wir flohen rasch aus dem Laden und suchten Unterschlupf in der nächstgelegenen Gasse. "Wohnt ihr eigentlich auf der Straße? Ist das nicht zu kalt?", flüsterte ich als einige Zeit vergangen war. "Wir schlafen überall da wo wir eben was finden, in einer Gasse, in Lagerhäusern; so ziemlich allem wo keine Bullen hinkommen. Und wenn es es zu kalt wird haben wir halt Decken", erzählte Andi und ich nickte nur stumm. "Und so wie's aussieht, schlafen wir heute hier", stellte Jake fest und holte aus seiner Tasche schmutzige Kissen und ein paar Decken. "Auf dem kalten Boden?", wollte ich wissen. "So ist das Leben, Baby", meinte Jake. Ich nahm mir ein Kissen und legte mich darauf, meine Augen schlossen sich fast von selbst und ich fiel in einen tiefen Schlaf.

Kapitel 2

Müde öffnete ich meine Augen und blickte in das helle Licht was auf mich herunter strahlte.

Ich versuchte aufzustehen, doch fürchterliche Schmerzen durchzogen meinen Rücken und ich beschloss liegen zu bleiben.

Jenna - mein neuer Name.Zwar wusste ich nicht wie ich vorher hieß, doch ich konnte mir kaum vorstellen das es schöner klang.Ich drehte meinen Kopf leicht zur Seite und zuckte vor Schreck leicht zusammen als ich Jake dort friedlich schlummernd liegen sah. Seine kakaobrauen Haare standen ihm wirr vom Kopf ab, irgendwie sah er schon gut aus.Schnell schlug ich mir diesen absurden Gedanken aus dem Kopf, doch irgendwie gefiel er mir. Er hatte einen breiten Rücken, einen trainierten Nacken und durch seinen Langarmshirt zeichneten sich deutlich Bizeps ab. Seufzend betrachtete ich mir genauer sein Gesicht, seine vollen Lippen hamonierten gut mit seiner spitzen Nase.Ein Traum."Was tust du da nur? Beobachtest einen Jungen beim schlafen. Du bist verrückt" sagte mein inneres Ich.Ich schlug mir mit meiner Hand gegen meiner Stirn um Jake mir förmlich aus den Kopf und aus meinen Gedanken zu schlagen, doch er war immer noch da.Was war nur los mit mir?Plötzlich schlugen sich seine Augen auf und ich zuckte vor lauter Schreck zusammen und konnte nur schwer einen Schrei unterdrücken."Bin ich etwa so sexy?", Neckte Jake."Was?", Fragte ich nervös und schaute ihn direkt in seine warmen, braunen Augen."Du beobachtest mich, und das ganz schön lange."stellte er lachend fest."Ich beobachte dich nicht!", versuchte ich mich zu verteidigen, doch meine verlegene Röte die sich auf meinen Wangen färbte, lies mich verraten."Ich weiss das ich gut aussehe, streite es nicht ab!" Meinte er und grinste."Ähm...ich..." meine Wörter gingen mir so langsam aus und ich versuchte einen sinnvollen Satz zu bilden, doch es war so als ob nicht nur mein Gedächtnis verschwunden wäre sondern mit ihnen auch meine Wörter. Die Wörter die mir nun fehlten."Nicht so schüchtern, Püppchen.""Wieso nennst du mich immer Püppchen? Sehe ich etwa aus wie eine Puppe? Nein.",fauchte ich ihn an und er schien kurz erstaunt über meine Schlagfertigkeit, ein warmes Lächeln umspielten seinen Mund und wir schauten uns für einen Moment nur an."Eine wunderschöne Puppe...", nuschelte er."Oh! Unsere letzten Schlafmützen sind auch schon wach!" Verkündete Nathan lautstark der sich anscheinend an uns angeschlichen hat.Ich erschreckte mich so sehr das ich einen spitzen Schrei ausstieß, woraufhin Jake und Nathan laut anfingen zu lachen, sie krümmten sich schon auf den Boden und wischten sich die Lachtränen weg. "Ich hab dich noch nie so schreien hören", kommentierte Nathan. "Vielleicht liegt das auch daran das wir uns nur seit ein paar Stunden kennen", erwiederte ich, und musste selber ein bischen Lachen bei dem Anblick wie Jake lachend auf den Boden lag."Es ist ja schon selten das du überhaupt was sagst. Gestern standest du vor mir, und sahst mich an als ob ich dich umbringen wöllte." gröllte Nathan und konnte sich nicht mehr Halten vor Lachen. "Den Anschein hatte ich auch" meinte ich und verollte genervt die Augen, den das gelache ging mir nun langsam auf die Nerven."Ich hätte dich schon nicht umgebracht. Höchstens hätte ich dir ein paar hübsche Muster mit meinen Messer in deine Haut geritzt" sagte Nathan doch ich erkannte das es nur ironisch gemeint war. Andi und Mandy bogen in dem Moment um die Ecke und gingen vollbepackt auf uns zu.Andi schleppte mühsam zwei Matratzen während Mandy nur zwei Körbchen trug."Frühstück!" Gab sie fröhlich von sich und hielt die beiden Körbchen sichtbar hoch."Wo hast du das den her, Schatz?", wollte Nathan etwas irritierend von seiner Freundinn wissen, anscheinend wunderte sich Jake auch darüber, genauso wie ich."Frisch gestohlen!" Verkündete sie feierlich und hollte eine Flasche Champangner aus einem der Körbchen. "Eine Flasche Champangner zum Frühstückt?" Stellte ich verdutzt fest."Bei uns schon" meinte Nathan und lies die Champagnerflasche mit einem lauten *Päng* knallen und füllte dessen Inhalt in 5 Glässer rein."Achso, das hatte ich total vergessen" sagte Mandy, "Ich habe noch Matrazen für uns mitgenommen. Naja, beziehungsweise Andi. Wir konnten leider nur zwei mitnehmen aber so haben wir es eben kuschliger. Ich habe immer noch fürchterliche Rückenschmerzen von letzter Nacht!"."Super, Schatz" sagte Nathan fröhlich und drückte ihr einen zarten Kuss auf den Mund.Nur sehr mühsam stand ich auf und half Andi mit den platzieren der Matrazen, woraufhin ich mich dann auf sie draufsetze.Man erkannte nicht mehr das es sich um weisse Matrazen handelte, den sie waren von etlichen Flecken überseht, doch viel besser als der harte Boden.Nachdem ich mich einige Minuten auf der Matratze entspannt hatte, nahm ich mir das Glas Champangener und nippte daran, es schmeckte bitter und prickelte leicht an meiner Zunge.Mit einem Zug leerte ich den restlichen Inhalt des Glases und stellte es wieder zurück."Schmeckt gut, nicht wahr?" Fragte Mandy mich und leerte ebenfalls ihr Glas in einem Zug, ich nickte und griff ins Körbchen, heraus hollte ich ein Stückchen Baguette das ich gierig anknabberte."Ich hab mich bei Fred erkundigt, er hält uns einen Platz im alten Lagerhaus in der East Street frei" berichtete Mandy."Klingt gut!", antwortete Nathan."Ja, endlich 'n Dach übern Kopf" stimmte Jake ihn zu."Wer ist den Fred?" Fragte ich verdutzt."Fred ist ein alter Kumpel von uns. Er besorgt uns immer die guten Plätze im Lagerhaus", meinte Jake und ich nickte.Ich beugte mich grade nach vorne um mir noch ein Stück von dem Baguette abzureissen, da hörte ich ein eigenartiges Klacken.Ich drehte mich um, um zu schauen was sich hinter mir abspielte, und erschrack als ich regestierte dass ich nur Milimeter von einer schussbereiten Pistole entfernt war. Der Halter der Pistole war ein recht bulliger Mann, hinter ihm standen noch mindestens 10 andere Leute."Aufstehen und Hände hoch!" Fauchte der Anführer uns wütend an, langsam befolgten wir seine Aufforderung. Meine Knie zitterten vor Angst und ich konnte mich kaum noch auf den Beinen halten."Und jetzt entfernt euch von uns! Los!!" Schrie er und wir machten uns schnell davon, nur Nathan blieb eisern stehen."Nathan? Was tust du da?" Zischte Mandy ihn an."Ich lasse mir garnichts wegnehmen!" Knurrte er und ging auf den Anführer zu, dessen Pistole auf Nathans Brust zeigte."Es sind zu viele!" Rief Mandy und Nathan schüttelte zu ihrem bedauern den Kopf."Ich nehme es mit ihnen allen auf." Brummte er."Ach, ist hier jemand ganz mutig? Mal sehen wie mutig du bist wenn ich dir in deine schlaue Birne schiesse" lachte der Anführer hämmisch. Nathans Hand wanderte ganz unauffällig zu seiner Hosentasche, wo er schnell ein Messer zückte und es prompt in die Brust des Anführers rammte und er mit einem schmerzerfüllten Gesichtsausdruck zu Boden fiel und die Pistole fallen lies.Daraufhin wurden die anderen der Gruppe ziemlich wütend, wie wild schossen sie auf Nathan, doch kein einziger traf.Gekonnt wich er den Schüssen aus und rannte zu uns, "Na los!" Schrie er, und mit diesen Worten rannten wir los, um unser Leben.Durch die ganze Innenstadt verfolgten sie uns, und der Schweiss lief mir schon die Kehle hinunter.Ich hatte das Gefühl einen ganzen Marathon zu laufen.Nur schwer lief ich der Gruppe hinterher, und einer von denen hätte mich fast gekriegt! Aber nur fast. Mein neues Leben ist schon aufregend. Aber daran müsste ich mich gewöhnen.Natürlich wagten sie es nicht, mitten in der Innenstadt wild umher zu schissen, da die Gefahr bestand das die Polizei aufmerksam wurde, aber manche hatten auch Messer dabei, und wenn einer von diesen Kerlen jemanden von uns erwischen würde, würden sie ohne zu zögern das Messer in uns rammen.Doch igendwann schien es so, das wir die Typen abgehängt haben.Wir haben eine ganz schön weite Strecke zurück gelegt und jeder von uns war aus der Puste."Sowas machst du nie wieder! Das war der größte Fehler den du je gemacht hast! Wieso hast du ausgrechnet den Anführer umgebracht?" Zickte Mandy ihn an. Ich war schwer beeindruckt das Mandy jetzt noch reden konnte, den meine Lunge war so trocken das ich keinen einzigen Ton von mir locken konnte, anscheinend ging es Nathan auch so, den er brachte eine Weile bis er antwortete."Dieser Kerl hat mich einfach aufgeregt!" Schimpfte er."Und Essen haben wir auch keines Mehr, genauso wenig wie Matratzen" stimmte Jake ihn zu."Dan müssen wir uns halt eben Essen klauen. Heute ist doch Obst- und Gemüsemarkt, oder nicht?" Meinte Mandy, woraufhin alle nickend zustimmten, außer ich."Ja dann los!" Brummte Andi.

 

Es dauerte eine Weile bis wir am Markt angekommen waren, wir hockten uns hinter einem großen Busch und beobachteten die Menge."Ich finde das ist eine gute Situation, um unseren Neuling beizubringen wie man richtig stiehlt" erläuterte Jake grinsend und deutete auf mich."Super Idde!" Stimmte Nathan ihn zu.

Mandy und Andi waren auch ganz schnell zu überzeugen.Mir war etwas mulmig bei der Sache, aber ich musste mich wohl meinem Schicksal übergeben. Ich wartete auf den richtigen Zeitpunkt und schlüpfte aus unserem kleinen Versteck hinaus und ging auf die Menge zu, die mich wie ein strömender Fluss mit sich ziehen ließ. Ich schaute mich im Markt etwas um, bis ich einen geeigneten Stand fand. Ich gesellte mich zu den Leuten, die sich um den Stand herum versammelt hatten und steckte unaufällig eine Obstsorte nach der anderen in meiner Tasche. "Hey! Lass die Finger von meinem Obst, du Diebin!" Die Stimme der Verkäuferin ließ mich aufschrecken und ich lief ohne Nachzudenken los. "Bleib stehen!", schrie sie mir hinterher, doch ich rannte einfach weiter in die Menge hinein, ohne Mitleid mit den Leuten zu haben, die ich anrempelte. Irgendwann sah ich den Busch, wo sich meine Gruppe versteckte. Schnell eilte ich zu ihnen und machte ihnen mit hektischen Bewegungen klar, dass wir ganz schnell abhauen sollten. Ich konnte nicht reden, da vor Angst meine Sprache aussetzte. Sie kapierten schnell, und wir rannten los. Wir waren viel zu schnell für die etwas dickere Verkäuferin, und so haben wir sie auch schnell abgehängt. "Fürs Erste nicht schlecht. Zeig mal", sagte Jake erledigt von dem anstrengenden Gerenne. Stolz überreichte ich ihm meine reiche Beute, die alle mit großen Augen betrachteten. Jeder nahm sich ein Obststück und biss genüsslich rein. "Ohh...schmeckt das gut", schwärmte Mandy über ihre Mango. Ich schnappte mir eine Orange, dessen Schale ich ordnungsgerecht in den Mülleimer schmiss. Jake nahm sich ebenfalls eine Orange, doch er verzichtete auf den Mülleimer und schmiss die Schale auf den Boden. Typisch. Nachdem alle ihr Obst gegessen hatten, war natürlich noch reichlich Obst übrig geblieben, das wir in unseren Taschen aufbewahrten. Wir gingen in das Lagerhaus, worüber alle schon die ganze Zeit sprachen. Es war weiss, mit vielen Graffitis besprüht. Es sah ziemlich schmutzig aus und nicht gerade einladend. Doch wenigstens ein Dach über dem Kopf. Wir gingen hinein und ein ekelhaftiger Mief stieg in meine Nase. Eine Richtung aus Alkohol, Urin und Dreck. Wir gingen in eine ganz bestimmte Richung, dort wartete nämlich schon Fred auf uns. Er begutachtete mich so, als ob er gerade eine neue Spezies endeckt hätte. "Hallo. Schön, dich kennenzulernen", begrüßte er mich und schüttelte meine Hand. Dabei grinste er über beide Ohren und ich merkte, dass ihm sämtliche Zähne fehlten. Wir setzten uns auf den harten Boden und die anderen unterhielten sich mit Fred, während meine Neugierde auf die Leute fiel, die in der Halle versammelt waren. Mein Blick blieb bei einem Mädchen hängen. Sie hockte in der dunkelsten Ecke der Halle und starrte ins Nichts. Sie hatte blondes Haar, und was besonders auffiel waren ihre stahlblauen Augen. "Wer ist das?", fragte ich Jake flüsternd und deutete auf das Mädchen. "Das ist Grace. Sie ist neu hier", flüsterte er zurück. Sie unterschied sich zu den anderen. Sie war anders - genauso wie ich. "Man erzählt von ihr, dass sie hier ist, weil sie sich ihren Eltern widersetzt hat, und die haben sie dann rausgeschmissen. So reiche Knacker, weißte?", erzählte mir Jake und ich nickte nur stumm. Ich wandte meinen Blick von Grace ab und widmete mich Fred, der sich gerade mit den anderen über einen Diebstahl unterhielt. "Morgen Nacht ist doch die beste Gelegenheit", hörte ich Mandy sagen. "Das braucht Zeit, Mandy. Wir müssen alles ganz genau vorbereiten. Wenn die Bullen uns erwischen, wandern wir in den Knast", erwiderte Fred. "Shit. Shit. Shit", schimpfte Mandy. Mein Blick fiel erneut zu Fred. Er war dürr und hatte eine schwarze Mütze an, die seine roten Haare betonten. Seine Kleidung bestand nur aus einer kurzen Hose und einem Shirt von irgendeiner Band, dessen Name ich nicht wusste. Auf einmal traf sein Blick meiner und ich schaute schnell weg, doch ich spürte, dass er mich immer noch anstarrte. Der Typ machte mir Angst. "Was ist mir ihr?", fragte Fred. Ich schaute wieder zu ihm und bemerkte, dass er mich meinte. "Was soll mit ihr sein?", erwiderte Jake. "Wieso ist sie bei euch? Ich dachte, ihr nehmt nicht jeden auf." - "Soll ich auf ewig das einzige weibliche Wesen in dieser Gruppe sein?", widersprach Mandy. "Sie ist so...schwach, so zierlich. Sie wird kein Vorteil für euch sein. Sie steht euch nur im Weg." Als er die Worte aussprach, traf es mich wie Messerstiche, die er mir in den Körper rammte. "Sie steht uns nicht im Weg!", verteidigte mich Jake, wofür ich ihm sehr dankbar war. "Doch. Was kann sie denn? Andi knackt jedes Schloss, Mandy hat die perfekte Führungsposition, Nathan schlägt jeden zu Boden und Jake hat viele Kontakte, die euch nützlich sind und knackt jedes Computersystem. Und sie? Gar nichts." In seinen Worten spiegelten sich purer Hass und sein Blick durchbohrte mich förmlich. "Ruhe jetzt!", gab sich Andi zu Wort. "Naja, eure Entscheidung. Wie schon gesagt, sie wird euch nur im Weg stehen."Und mit diesen Worten drehte sich Fred von uns weg und legte sich auf seine abgenutzte Matratze. Es war komisch, wenn jemand über mich redete und ich genau danebenstand. Ich hoffte wirklich, dass ich Fred nicht allzu oft begegnen würde, denn ich hatte wirklich keine besonders große Lust, ihm zuzuhören, wie er über mich redete. Ich setzte mich etwas weiter weg von der Gruppe und legte mich auf den kalten Boden. Soll er doch über mich reden! Mir doch egal. Ich schaute zu Grace und bemerkte, dass sie mich beobachtete. In ihrem Blick spiegelte sich Mitleid. Als unsere Blicke sich trafen, lächelte sie mich an, und ich lächelte ebenfalls. "Hallo", formte sie mit ihren Lippen. Mein Lächeln wurde etwas breiter und ich versuchte ebenfalls ein Hallo mit meinen Lippen zu formen. Eine Weile schauten wir uns nur an und es war so, als ob wir uns mit unseren Blicken unterhalten würden. Sie verstand mich. Sie empfand genau das Gleiche wie ich. Sie nahm sich eine Decke und kuschelte sich in ihr ein und es dauerte nicht lange, bis ihre Augen zuklappten. Ich spürte starke Arme, die sich um meinen Bauch schlangen. Erschrocken riss ich meine Augen auf. Müde wälzte ich mich auf die andere Seite und Jakes liebevolles Gesicht schaute mich grinsend an. "Sei nicht so sauer auf ihn. Er ist ziemlich schlecht gelaunt. Da sagt er solche Dinge nun mal", flüsterte er und ich wusste im ersten Moment nicht, wovon er sprach. Doch dann merkte ich, dass er von Fred redete - den hatte ich fast vergessen. Aber nur fast. "Nein, schon ok", gab ich zu verstehen. "Wirklich? Sieht mir nicht danach aus", flüsterte er mir ins Ohr, was furchtbar kitzelte und ich leise kichern musste. Um mich zu provozieren, hauchte Jake mir ins Ohr und ich musste noch etwas lauter kichern, woraufhin ich ein lautes Brummen hörte. Erschrocken schaute ich mich um und bemerkte erst jetzt richtig, dass alle um uns herum schliefen. Die Luft war feucht und stunk komischerweise nach Salz. "Nicht so laut, mein Püppchen", neckte Jake. "Zu dem Thema 'Püppchen' habe ich dir schon mal was gesagt." Er verrollte kurz die Augen und schaute mich durchdringend an. "Diese Standpauke werde ich nie vergessen", meinte er und grinste. "Gut", meinte ich grinsend. Für eine Weile sagten wir nichts, wir schauten uns nur an und lächelten. Sein Blick wurde verführerischer und er näherte sich langsam. Ich spürte seinen heißen Atem auf meiner Wange, der immer heißer zu sein schien. Sein Mund näherte sich meinen und mein Herz schien schneller zu schlagen. Nein. Nein. Nein! Nicht jetzt! Nicht so! Schnell wandte ich meinen Kopf weg und drehte mich ruckartig auf die andere Seite. "Hab ich was Falsches gemacht?", wollte Jake leicht schockiert wissen. "Nein", brummte ich. "Mhm...", nuschelte Jake nur. Dann sagten wir nichts mehr. Was hatte ich nur getan? Ich wollte ihn doch küssen. Unbedingt! Aber nicht so. Nicht in einer alten, schmutzigen Lagerhalle. So stellte ich mir meinen ersten Kuss nicht vor. Okay, vielleicht war es gar nicht mein erster Kuss, aber der erste Kuss in meinem neuen Leben. Und der müsste perfekt sein.Kapitel 3Müde streckte ich meine Glieder und gähnte einmal laut.Ich öffnete meine Augen und schaute mich um.Jake lag genau neben mir und die anderen ein paar Meter weiter.Irgendwie tat er mir leid, ich hatte einfach seinen Kuss abgelehnt. Was er jetzt wohl von mir denkt?Ich setzte mich auf und merkte das schon einige in der Halle wach waren. Grace schien auch grade erst wach geworden zu sein.Sie schaute neugierig zu mir rüber und grinste bei dem Anblick von Jake, sie wackelte ihre Augenbrauen und zwinkerte mir zu woraufhin ich mir ein lautes Lachen verkneifen musste.Sie machte einen Kussmund und deutete auf Jake und dann auf mich. Ich grinste verlegen und rieb mir die Müdigkeit aus den Augen. Am liebsten würde ich jetzt bei ihr sein. Aber dürfte ich das? Dürfte ich mich einfach von der Gruppe entfernen? Ich denke nicht. Aber einen Versuch war es wert. Ich wollte grade aufstehen doh scheiterte sofort, den etwas spitzes drang in meinen Fuß ein. Mit schmerzverzertem Gesicht setzte ich mich wieder hin und schaute was es war.Ich erkannte das es ein Teil von einem Spiegel war. Ich schaute in den Spiegel, und zum ersten Mal sah ich mein Spiegelbild.Ich hatte schwarz-brauenes langes Haar, meine Augen waren Braun - fast schwarz.Meine Lippen waren wunderschön Rot und ich strich mir kurz mit der Zunge über die Lippen, um sicher zu gehen das ich kein Lippenstift trug.Ich sah aus wie Schneewittchen, fiel mir auf.Ich sah rüber zu Grace, die mich verwundert ansah. Anscheinend war sie erstaunt warum ich solange mein Speigebild betrahtete. Entweder war ich total eingebildetet oder ich sah mich das erste Mal. In diesem Fall stimmte letzteres.Ich stmmte mich mit meinen Händen ab, um aufzustehen.Mit wackligen Füßen ging ich zu Grace.Ich setzte mich ohne ein Wort neben sie und lächelte sie an, "Hay!", begrüsste ich sie."Hey", erwiederte sie und lächelte mich sanft an. Ihre glockenhelle Stimme war Musik für meine Ohren."Wie heisst du?", fragte sie neugierig. "Jenna", antwortete ich."Grace.""Ich weiss", erwiederte ich."Ist das dein Freund?", wollte sie wissen."Nein. Das ist eine lange Geschichte", sagte ich und seufzte. "Ich bin eine gute Zuhörerin."Und so erzählte ich ihr meine Geschichte.Jedes einzelnde Detail erzählte ich ihr, und sie hörte jedes mal neugierig zu."Wow", sagte sie schockiert und zugleich überrascht.Ich bemerkte das Jake nun wach war. Er schaute sich ein paar mal irritiert um, anscheinend suchte er mich.Als er mich endeckte schien er noch iritierter zu sein."Oh, dein Freund ist wach", meinte Grace kichernd."Er ist nicht mein Freund!", streitete ich ab doch Grace schien nicht ganz überzeugt zu sein."Sieh mal, er kommt rüber!", sagte sie und kicherte.Jake schlenderte zu uns rüber und schaute immer noch etwas irritierend aus, "Was machst 'n du hier?", wollte er wissen."Ich war schon wach und...ich dachte ich setzte mich eine Weile zu Grace", meinte ich."Hm..ok", nuschelte Jake nur und ging sich mit den Fingern durch die Haare."Hey." Grace streckte ihm die Hand entgegen, nur zögernd schüttelte er sie und lächelte dann etwas. "Schön dich kennenzulernen", meinte er nur."Dieser Boden ist ja noch schlimmer als der auf der Straße!", schimpfte Jake."Ohh ja!", bestätigte ich.Jake setzte sich neben mich auf den Boden und gähnte laut, "Wie viel Uhr haben wir?", wollte er wissen."Öhm..." Grace schaute kurz auf ihre Armbanduhr, "8:50.""Schon so früh? Och nee", meinte er müde und gähnte erneut.

Kapitel 3

Ich spürte starke Arme, die sich um meinen Bauch schlangen. Erschrocken riss ich meine Augen auf.

Müde wälzte ich mich auf die andere Seite und Jakes liebevolles Gesicht schaute mich grinsend an.

"Sei nicht so sauer auf ihn. Er ist ziemlich schlecht gelaunt. Da sagt er solche Dinge nun mal", flüsterte er und ich wusste im ersten Moment nicht, wovon er sprach. Doch dann merkte ich, dass er von Fred redete - den hatte ich fast vergessen. Aber nur fast.

"Nein, schon ok", gab ich zu verstehen.

"Wirklich? Sieht mir nicht danach aus", flüsterte er mir ins Ohr, was furchtbar kitzelte und ich leise kichern musste. Um mich zu provozieren, hauchte Jake mir ins Ohr und ich musste noch etwas lauter kichern, woraufhin ich ein lautes Schnarchen hörte. Erschrocken schaute ich mich um und bemerkte erst jetzt richtig, dass alle um uns herum schliefen. Die Luft war feucht und stunk komischerweise nach Salz.

"Nicht so laut, mein Püppchen", neckte Jake. "Zu dem Thema 'Püppchen' habe ich dir schon mal was gesagt." Er verrollte kurz die Augen und schaute mich durchdringend an. "Diese Standpauke werde ich nie vergessen", meinte er und grinste. "Gut", meinte ich grinsend. Für eine Weile sagten wir nichts, wir schauten uns nur an und lächelten. Sein Blick wurde verführerischer und er näherte sich langsam. Ich spürte seinen heißen Atem auf meiner Wange, der immer heißer zu sein schien. Sein Mund näherte sich meinen und mein Herz schien schneller zu schlagen. Nein. Nein. Nein! Nicht jetzt! Nicht so! Schnell wandte ich meinen Kopf weg und drehte mich ruckartig auf die andere Seite. "Hab ich was Falsches gemacht?", wollte Jake leicht schockiert wissen. "Nein", brummte ich. "Mhm...", nuschelte Jake nur. Dann sagten wir nichts mehr. Was hatte ich nur getan? Ich wollte ihn doch küssen. Unbedingt! Aber nicht so. Nicht in einer alten, schmutzigen Lagerhalle. So stellte ich mir meinen ersten Kuss nicht vor. Okay, vielleicht war es gar nicht mein erster Kuss, aber der erste Kuss in meinem neuen Leben. Und der müsste perfekt sein.

 

Müde streckte ich meine Glieder und gähnte einmal laut. Ich öffnete meine Augen und schaute mich um.Jake lag genau neben mir und die anderen ein paar Meter weiter. Irgendwie tat er mir leid, ich hatte einfach seinen Kuss abgelehnt. Was er jetzt wohl von mir denkt? Ich setzte mich auf und merkte das schon einige in der Halle wach waren. Grace schien auch grade erst wach geworden zu sein. Sie schaute neugierig zu mir rüber und grinste bei dem Anblick von Jake, sie wackelte ihre Augenbrauen und zwinkerte mir zu woraufhin ich mir ein lautes Lachen verkneifen musste. Sie machte einen Kussmund und deutete auf Jake und dann auf mich. Ich grinste verlegen und rieb mir die Müdigkeit aus den Augen. Am liebsten würde ich jetzt bei ihr sein. Aber dürfte ich das? Dürfte ich mich einfach von der Gruppe entfernen? Ich denke nicht. Aber einen Versuch war es wert. Ich wollte grade aufstehen doch scheiterte sofort, den etwas spitzes drang in meinen Fuß ein. Mit schmerzverzertem Gesicht setzte ich mich wieder hin und schaute was es war.Ich erkannte das es ein Teil von einem Spiegel war. Ich schaute in den Spiegel, und zum ersten Mal sah ich mein Spiegelbild. Ich hatte schwarz-brauenes langes Haar, meine Augen waren Braun - fast schwarz.Meine Lippen waren wunderschön Rot und ich strich mir kurz mit der Zunge über die Lippen, um sicher zu gehen das ich kein Lippenstift trug. Ich sah aus wie Schneewittchen, fiel mir auf. Ich sah rüber zu Grace, die mich verwundert ansah. Anscheinend war sie erstaunt warum ich solange mein Speigebild betrachtete. Entweder war ich total eingebildetet oder ich sah mich das erste Mal. In diesem Fall stimmte letzteres. Ich stemmte mich mit meinen Händen ab, um aufzustehen. Mit wackligen Füßen ging ich zu Grace.Ich setzte mich ohne ein Wort neben sie und lächelte sie an, "Hay!", begrüsste ich sie."Hey", erwiederte sie und lächelte mich sanft an. Ihre glockenhelle Stimme war Musik für meine Ohren."Wie heisst du?", fragte sie neugierig. "Jenna", antwortete ich."Grace."

"Ich weiss", erwiederte ich.

"Woher weisst du das?", wollte sie wissen.

"Hat mir Jake erzählt."

"Ist das dein Freund?", wollte sie wissen.

"Nein. Das ist eine lange Geschichte", sagte ich und seufzte.

"Ich bin eine gute Zuhörerin." Und so erzählte ich ihr meine Geschichte. Jedes einzelnde Detail erzählte ich ihr, und sie hörte jedes mal neugierig zu.

"Wow", sagte sie schockiert und zugleich überrascht. Ich bemerkte das Jake nun wach war. Er schaute sich ein paar mal irritiert um, anscheinend suchte er mich. Als er mich endeckte schien er noch iritierter zu sein."Oh, dein Freund ist wach", meinte Grace kichernd.

"Er ist nicht mein Freund!", streitete ich ab doch Grace schien nicht ganz überzeugt zu sein.

"Sieh mal, er kommt rüber!", sagte sie und kicherte.

Jake schlenderte zu uns rüber und schaute immer noch etwas irritierend aus, "Was machst 'n du hier?", wollte er wissen.

"Ich war schon wach und...ich dachte ich setzte mich eine Weile zu Grace", meinte ich.

"Hm..ok", nuschelte Jake nur und ging sich mit den Fingern durch die Haare.

"Hey." Grace streckte ihm die Hand entgegen, nur zögernd schüttelte er sie und lächelte dann etwas. "Schön dich kennenzulernen", meinte er nur.

"Dieser Boden ist ja noch schlimmer als der auf der Straße!", schimpfte Jake.

"Ohh ja!", bestätigte ich.

Jake setzte sich neben mich auf den Boden und gähnte laut, "Wie viel Uhr haben wir?", wollte er wissen.

"Öhm..." Grace schaute kurz auf ihre Armbanduhr, "8:50."

"Schon so früh? Och nee", meinte er müde und gähnte erneut, von seinem Gähnen angesteckt musste ich auch Gähnen.

"Willst du dich nicht unserer Gang vorstellen?", wollte Jake von Grace wissen, woraufhin sie prompt den Kopf schüttelte."Wieso nicht?", fragte ich.

"Hm...ich weiss nicht", bezweifelte sie.

"Vielleicht nehmen sie dich ja sogar auf, das wäre super! Sie haben mich aufgenommen, also werden sie dich auch locker aufnehmen", versuchte ich ihr Mut zu machen.

"Na gut. Ein Versuch ist es wert..." nuschelte Grace und erhob sich. Jake und ich standen ebenfalls auf und gingen mit Grace zur unseren Gruppe. Alle waren schon wach und unterhielen sich.

"Morgen", begrüsste ich sie.

"Morgen", kam es von ihnen alle gleichzeitig zurück.

"Ich möchte euch jemanden vorstellen!", verkündigte ich und deutete auf Grace, die schüchtern in die Runde blickte.

"Haay", stieß Mandy fröhlich aus und sprang sofort auf um Grace die Hand zu schütteln. Andi und Nathan hingegen begrüssten sie nur zögerlich mit einem kurzen "Hay."

"Kann sie sich uns anschliessen?” wollte ich wissen.

"Auf gar keinen Fall! Wir kennen sie doch erst seit ein paar Minuten! Wir sind doch keine obdachtlosen Aufnahme!”, schimpfte Nathan aufgeregt woraufhin ich ihn einen wütenden Blick zuwarf.

“Ihr habt mich auch aufgenommen!”, zickte ich ihn an.

“Das war ja auch was anderes! Du konntest dich an nichts erinnern und warst auf dich ganz alleine gestellt. Außerdem wollte es Mandy so!”, erwiederte Nathan.

“Ja wer sagt den das ich Grace nicht gerne in der Gang hätte?”, gab sich Mandy zu Wort.“Nein! Wir sind schon zu viele!”, meckerte Andi.“Jedes Mitglied zählt!”, meinte Jake.

“Die Gang ist nur so stark wie das schwächste Glied”, zitiere Andi und schaute zu Grace die nur schüchtern wegschaute.

“Okay, wir machen ein Kompromiss: Grace bleibt jetzt ein paar Tage bei uns, und wenn sie uns gefällt dann tritt sie der Gruppe bei. Wenn nicht, dann halt nicht”, schlug Nathan vor.

Alle stimmten zu, nur durch Andis Gesichtsausdruck konnte ich erkennen das er nicht sehr begeistert war.

“Leute! Mein Magen knurrt! Lasst uns was essen”, meldete Jake sich zu Wort.

“Ja, lasst uns alles zusammenpacken!”, sagte Mandy. Ich hilf Grace mit dem packen ihrer Sachen während die anderen ihre Sachen packten. Grace hatte nicht viel dabei, nur eine blaue Sporttasche und einen Gitarrenkoffer.“Du spielst?”, fragte ich und deutete auf die Gitarre woraufhin sie nur lächelte.

“Ja, schon seit 3 Jahren. Das ist das einzigste was ich richtig kann”, meinte sie etwas verlegen.

“Du musst mir mal was vorspielen!”, meinte ich und lachte. Nachdem wir alles zusammen gepackt hatten, gingen wir aus der Lagerhalle. Endlich. Lange hätte ich es dort wohl nicht mehr ausgehalten. "Ich sterbe vor Hunger!", meldete sich Jake zu Wort und schlang seine Arme um seinen Bauch."Ich auch. In der nächsten Ecke gibt es ein kleines Geschäft. Wir können da ja was klauen", schlug Nathan vor woraufhin alle zustimmten - alle außer Grace.

"Ihr klaut?", fragte sie schockiert.

"Klar! Wo wollen wir den sonst Essen herholen?", meinte Jake.

"Ich verdiene mir mein Geld", sagte sie, "Komm, ich zeige es euch!"

Kapitel 4

Grace führte uns runter in die U-Bahn. 

Dort lungerten ein paar Obdachlose herum und ab uns zu rannte ein Geschäftsmann eilig in die Bahn hinein. “Wie willste'n hier dein Geld verdienen?”, wollte Nathan von Grace wissen. 

“Warte ab”, sagte Grace nur. 

Sie stoppte und legte ihren Gitarrenkoffer auf den Boden, wobei die anderen es nur mit erstauntem Gesicht mitverfolgten, doch ich hatte schon längst durchschaut, was Grace vorhatte. 

Sie öffnete den Koffer und holte ihre Gitarre heraus, dann nahm sie ihre Sporttasche und wühlte etwas darin herum, bis sie einen Hut herauszog und den vor sich auf den Boden hinlegte. Anscheinend wussten die anderen nun auch von Graces Vorhaben, denn sie schauten nicht mehr erstaunt, sondern neugierig, was als Nächstes passieren würde. Grace setzte an und fing an zu spielen. Ihre Finger glitten elegant über die Saiten und ihr wunderschöner Gesang perfektionierte ihren Auftritt. Wir machten Grace Platz, damit auch wirklich jeder ihren Auftritt sehen konnte. Und tatsächlich sammelten sich immer mehr Leute um Grace. Schon als aus Grace Kehle der erste Ton hervorlockte, erkannte ich sofort, um welches Lied es sich handelte. Ich wusste nicht woher ich es wusste, doch mein Bauchgefühl sagte mir, dass dieses Lied einst zu meinem alten Leben gehörte. Another Love von Tom Oddell. “I wanna take you somewhere so you know I care, but it´s so cold and I don´t know where...”, sang sie in ihrer glockenhellen Stimme. Meine Augen hafteten an ihren Lippen und den anderen ging es genauso wie mir, denn von den Augenwinkeln sah ich, dass schon fast ihre Kinnladen runterfielen. Das Geld fiel schon fast von ganz alleine in den Hut. Als sie den Refrain sang, musste ich wirklich aufpassen nicht loszuheulen, “On another love, another love, all my tears have been used up, on another love, another love, All my tears have been used up, on another love, another love, all my tears have been used up...” Irgendetwas sagte mir, dass ich früher mit diesem Lied Glück empfand - aber auch etwas Trauer. Warum das so war, wusste ich nicht. Als Grace das Lied fertig sang, applaudierte die ganze Menschenmasse - inklusive Mandy, Nathan, Andi, Jake und mir. “Das war so schön!”, quiekste Mandy und sprang Grace um die Arme. 

“Danke, danke!”, sagte Grace etwas überrumpelt. Die Menschen warfen noch ein paar Münzen in den Hut hinein und gingen dann wieder. Grace hob den Hut auf und zählt das Geld darin nach, “80$ und 56 Cent!”, sagte sie überglücklich. “So viel Geld über ein Lied!?”, wunderte sich Nathan. “Ja, man kein sein Geld auch ehrlich verdienen. So, und jetzt kaufen wir unser Essen. Kaufen ist viel besser als klauen”, meinte sie. 

Erst jetzt merkte ich, dass sie vollkommen recht hatte. Ich habe mich viel zu schnell damit abgefunden, dass die Gang klaute, und dann habe ich da auch noch mitgemacht. Gut, dass mir Grace die Augen öffnete. “Gut...vielleicht hast du ja recht!”, zeigte Andi Nachsicht, doch gleich danach fing er laut an zu lachen, “Nein, klauen ist viel besser als kaufen!” “Sie werden es nie verstehen”, sagte Grace zu mir, woraufhin ich zustimmend nickte. “Lass uns jetzt endlich was essen! Ich sterbe vor Hunger!”, quengelte Jake. “Ja, okay. Lasst uns in den Kiosk gehen und was kaufen und dann im Park picknicken”, schlug Grace vor. “Picknicken!?”, schrie Andi entsetzt aus, und Jake und Nathan starrten Grace ebenfalls fassungslos an. “Ja, picknicken. Ich hoffe, ihr wisst, was das ist.” “Klar wissen wir was das ist, aber wir picknicken doch nicht!”, beschwerte sich Nathan. “Wieso? Die Sonne scheint und draußen ist es schön warm”, meinte sie. “Ich finde, das ist eine gute Idee. Wir waren noch nie picknicken und das ist mal was anderes”, meldete ich mich zu Wort. “Na gut. Dann gehen wir halt picknicken”, meinte Andi und das Wort picknicken sprach er mit solcher Abscheu und Distanz aus, dass mir schon beinahe das Gefühl überkam, dass er jeden Moment kotzen würde. “Gut”, sagte Grace zufrieden und ging voran. Wir gingen aus der U-Bahn-Station ins Freie und gingen in den Kiosk hinein, den Grace beschrieben hatte. Der Kiosk hatte eine komische Atmosphäre. Nicht viele Leute hielten sich hier auf und hinter der Theke stand ein robuster Kerl. Wir entschieden uns für 4 Flaschen Schokomilch, 10 belegte Brötchen (Ja, ich war schon sehr erstaunt über die Menge, aber anscheinend war es nichts Außergewöhnliches für die Jungs), 8 Schokoriegel und eine Zeitschrift, die sich Mandy unbedingt holen wollte - Cosmopolitan. Als wir bezahlten und den Laden verließen, gingen wir in den Stadtpark. “Was ist, wenn uns die Bullen hier erwischen?”, hörte ich Nathan Jake in den Ohr zufllüstern. “Werden sie schon nicht”, flüsterte Jake zurück und Nathan antwortete nur stumm mit einem Nicken. Stolz präsentierte uns Grace ihre gestreifte Picknickdecke, “Die hab ich von meiner Grandma”, meinte sie dazu. “Was ist eigentlich mit deiner Familie?”, wollte ich wissen, doch ich bereute sofort meine Frage, als ich Graces traurigen Gesichtsaudruck sah. “Ich möchte nicht darüber reden”, nuschelte sie nur und wandte den Blick ab. “Okay”, sagte ich und versuchte das Thema abzulenken, doch Grace blickte die ganze Zeit über traurig auf den Boden. “Habt ihr eigentlich Geschwister?”, fragte ich in die Runde. “Ich habe einen Bruder und der sitzt direkt neben mir”, sagte Mandy und zeigte grinsend auf Andi. “Wie jetzt? Ihr seid Geschwister?”, fragte ich verwirrt. “Ja, klar!”, sagte Andi. Jetzt wo ich genauer hinsah, bemerkte ich, dass sie sich sehr ähnlich sahen. Um ehrlich zu sein, sahen sie identisch aus! Beide hatten eine Stupsnase, wunderschöne Augen, die jedes Mal glitzerten, wenn die beiden aufgeregt waren, und einen schmalen, langgezogenen Mund. Der einzige Unterschied war, dass Mandy schwarzbraune Haare hatte und Andi blonde. Beide besaßen Tattoos an beiden Armen und Piercings. Mandy hatte ein Zungenpiercing (das wusste ich, weil sie oftmals die Zunge raustreckte) und etliche Piercings am Ohr. Andi hatte Tunnel an beiden Ohren und ein Nasenpiercing. Sie könnten glatt Zwillinge sein. “Wieso hat mir das niemand erzählt?”, fragte ich nach. “Naja, es gab noch keine Möglichkeit dazu”, antwortete Mandy. “Ah, okay.” Ich blickte zu Grace rüber, sie saß immer noch still neben mir und beobachtete das Szenario. Ich nahm mir ganz fest vor, sie nie wieder mehr auf ihre Familie anzusprechen. Wir saßen im Park bis in die späte Nacht und redeten über alles Mögliche, als ich plötzlich ein lautes, eigenartiges Knurren wahrnahm. “Psstt!!”, flüsterte ich und unterbrach somit das Gespräch zwischen Jake und Nathan. “Was?”, zischte Nathan mich feixend an, doch erstarrte förmlich, als er auch das Knurren hörte. “Ich wusste gar nicht, dass es hier wilde Tiere gibt!”, flüsterte Nathan. “Gibt es hier ja auch nicht!”, flüsterte Grace zurück, die übrigens das erste Mal wieder sprach, seit ich sie über ihre Familie gefragt habe. Das Knurren kam immer näher und ich erkannte in der Dunkelheit, dass es ein sehr großes Tier war. Es war gewaltig groß! “Was machen wir jetzt?”, fragte Grace leise und wimmerte. “Ich...ich lenke ihn ab und ihr haut ab. Ich komme schon selber zurecht”, sagte ich entschieden und ernst. “Nei..”, wollte Grace mich anfeixen, doch ich kam ihr zuvor: “Sag nichts! Los, haut schon ab!” Ich wusste selber nicht so recht, warum ich das sagte, aber ich war mir sicher, dass ich der Gang mein Leben zu verdanken habe, denn ohne sie wäre ich hier draußen vermutlich verhungert. Selbst wenn ich nun sterben würde, dann würde ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht sterben. Nur sehr zögernd entfernten sie sich von mir und ich stand nun ganz alleine vor der Kreatur. Die Kreatur sprang auf mich und mit einem dumpfen Knall fiel ich auf dem Boden und die Welt vor mir verschwand.

Kapitel 5

Ich konnte ganz deutlich den Atem der Kreatur vor mir spüren und ich kniff die Augen zusammen um es nicht ins Gesicht zu blicken.

Die Angst brodelte in mir und beherrschte meinen Körper vollends.

Plötzlich durchfuhr mich ein großer Schauer den eine - wirklich widerliche - Zunge leckte mein halbes Gesicht ab und ich schlug automatisch meine Augen auf.

Und das was ich sah erschrack und erleichterte mich zugleich den ich hätte niemals mit so etwas gerechnet.

Es weder ein Wolf, noch ein schreckliches Wesen.

Nein, es war einfach nur ein Hund. Okay, ein riesiger Hund der wegen seiner Größe ziemlich gruselig in der Dunkelheit wirkte aber trotzdem war es nur ein stinknormaler Hund.

Um genauer zu sein war es eine deutsche Dogge, und fast genauso groß wie ich. Der Hund bellte mich fröhlich an und leckte erneut mein Gesicht ab woraufhin ich ein ziemlich unelegantes, “Bääh!”, von mir gab und den Hund zwischen den Ohren kraulte. “Leute! Kommt raus!”, schrie ich in die Dunkelheit hinein. Anfangs bekam ich keine Antwort zurück, doch dann hörte ich ein lautes Räuspern. Nathan sah ich als erstes, er stellte sich schützend vor die Gruppe, “Was ist das das?”, fragte er und zog eine Augenbraue hoch.“Keine Angst. Es ist nur ein Hund”, versuchte ich sie zu beruhigen und streichelte den Hund über den Rücken, um zu beweisen das er mir nichts tat.Mandy war die erste, die sich langsam an den Hund ran traute und ihn langsam und behutsam streichelte, woraufhin er es mit einem kleinen Stupser gegen die Hand bedankte.“Siehste? Ganz lieb!”, beteuerte ich nochmals.Bei dem Gedanken, dass ich vor grade mal 5 Minuten gedacht habe das dieser total niedlicher Hund ein Monster wäre, musste ich leicht kichern.Jake drängte sich an Nathan vorbei und gesselte sich zu dem Hund, indem er sich leicht bückte und ihm die Hand vor die Schnauze hielt, die er neugierig beschnupperte und dann ein zufriedenes Wuff von sich gab.“Ich weiss schon wie wir ihn nennen! Wir nennen ihn..-”“Chiko”, beendete ich seinen Satz, ohne es wirklich beabsichtigt zu tun den der Name kam mir wie von selber aus dem Mund.“Das ist gut, Jenna!”, lobte Jake mich und grinste über beide Ohren, “Das ist ja noch besser als Timo.”“Du wolltest diesen Kötter ernsthaft Timo nennen!?” Andi legte den Kopf in den Nacken und fing an schallend drauf los zu lachen, Mandy stimmte direkt darauf ein.“Hey! Das ist kein Kötter, klar?”, stellte Jake klar und strich Chiko behutsam den Rücken entlang, “Aber Timo ist echt ein grässlicher Name.” Und jetzt find auch Jake an zu lachen und ich konnte mir ein Grinsen auch nicht mehr verkneifen, nur Grace blieb einige Meter weiter weg von uns und betrachtete unser Schauspiel. “Was ist los?”, fragte ich sie und jetzt bemerkten auch die anderen was mit ihr los ist. “Ich hab Angst”, sagte sie mit zittriger Stimme und ich sah das ihr einige Tränen die Wange runterliefen.“Wovor hast du Angst, Grace?” Doch die Frage konnte ich mir auch selber beantworten den so wie sie auf Chiko starrte, wusste ich das sie panische Angst vor ihm hatte.“Grace, das ist nur ein Hund, vertraue mir.” Ich ging auf Grace zu und nahm ihre Hand, doch sie zog die Hand schneller weg als ich gucken konnte und erst jetzt fiel mir auf wie stark sie am ganzen Körper ziterte.“Ein riesiger Hund! Mit rießigen Tatzen und riesigen Maul. Und..und..”, ihr Atem stockte und sie versteifte sich als Chiko schnuppernt zu ihr rüberlief.Grace stieß einen lauten Schrei aus und machte einen gewaltigen Schritt nach hinten.Und dann ging alles sehr schnell.Chiko erschrack durch Grace´ lautes Schreien und machte einen Satz nach vorne, woraufhin Grace so sehr erschrack das sie nach hinten viel und mit einem, “Auu!”, auf dem Po landete.Chiko begab sich, immer noch schnuppernd, zu ihr und legte seinen Kopf auf ihre Beine und ich hörte wie Grace´ Atem zuerst immer unregelmäßiger wurde, doch dann nach einer gewissen Zeit immer ruhiger.“Siehst du, er tut dir nichts”, meinte Mandy und lächelte zufrieden.“Nimmt. Ihn. Weg” stotterte sie und ich merkte das ihre Angst noch nicht ganz verschwunden war.Andi befolgte sofort was sie sagte und entfernte Chiko nur mühsam von Grace - so mühsam das Nathan sogar noch mit anpacken musste.Als Chiko sich dann ein paar Meter von Grace entfernt hatte, entspannte sie sich wieder und ich half ihr wieder auf die Beine.“Können wir ihn behalten?”, fragte ich und blickte dabei besonders in Grace´ Richtung die nervös auf ihre Unterlippe biss und die Achseln zuckte, “Wenn er mir nicht zu nahe kommt, meinetwegen.”“Jap, ich bin auch dafür”, sagten Jake und die anderen waren auch sehr schnell überzeugt darüber Chiko aufzunehmen.Fröhlich schloss ich Chiko in die Arme und flüsterte ihn sanft, “Du gehörst jetzt zu uns”, ins Ohr und streichelte ihn sanft.“Lass jetzt abhauen”, drängte Ntahan und schaute sich hastig um. Seine Angst, das die Polizei kommen würde war anscheined größer als ich gedacht habe den so nervös wie jetzt hatte ich ihn bisher noch nie gesehen. Okay, vielleicht liegt das auch daran das ich ihn nicht so lange kenne wie vielleicht die anderen aber ich bin mir ziemlich sicher das Nathan kein Typ ist der vor irgendetwas Angst oder Furcht hat, außer davor ins Gefängnis zu kommen.“Ja, hast recht. Wir sollten wirklich mal von hier abhauen”, stimmte Jake ihn zu.“Okay, dann lasst uns das Zeug zusammen packen”, meldetet sich mandy zu Wort und begann damit die Picknickdecke in den Rucksack zu stopfen. “Hey! Sei vorsichtig damit!”, feixte Grace Mandy an und nahm ihr die Decke erst zu falten und dann schön sorgfältig in den Rucksack zu legen.“Ist doch nur eine Decke!”, feixte Mandy zu zurück an und Mandy wollte grade ansetzten um etwas zurück zu maulen doch ich stellte mich zwischen den beiden und schaute sie herausfordernd an, “Schluss jetzt! Wir sind ´n Team, klar?”, sagte ich entschieden und Grace nickte ohne zu zögern und begann die anderen Sachen einzupacken, während Mandy immer noch breitbeinig, und dramatisch die Hand in die Seite gestützt, mich ansah und eine Augenbraue hob, “Spiel dich nicht so auf, Jenna. Du bist auch erst seit paar Tagen dabei.”“Weiber”, murmelte Nathan vor sich hin, was nicht für unsere Ohren gedacht war aber selbst Mandy hörte es, was ich durch ihren empörten Gesichtsausdruck erkannte.“Wie bitte!?”, fauchte sie durch ihre Zähne, was dadurch wie ein zischen klang.“Leute! Wir haben jetzt wirklich keine Zeit für eurer Scheiss Beziehungsdrama!” brummte Jake. Mandy atmete hörbar tief ein und aus, um sich zu kontrollieren, und nickte dann.Das restliche Zeug war schnell gepackt, also waren wir auch dementsprechend schnell vom Park weg, in Richtung Lagerhaus. Wir gingen ziemlich eilig dorthin und ganz besonders Nathan hetzte förmlich die Straße entlang.“Mein gott, renn doch nicht so!”, maulte sie genervt.Nathan ignorierte sie einfach und ging schnurstracks weiter.Es dauerte nicht lange bis wir in die bekannte Straße abbogen und man das Lagerhaus sehen konnte.“Wenn ich diese Nacht wieder so schlafe wie letzte, dann sterbe ich!”, meckerte Jake während er die Tür des Lagerhauses öffnete und wir alle reingingen.Der wiederliche, aber auch bekannte Geruch von Urin und Alkohol stieg mir wieder in die Nase.“Dann mal viel Spaß”, meinte Nathan und lachte laut. Doch auf einmal hielt er inne und zog die Luft ein.“Was?”, fragte ich verwirrt und versuchte Nathan´s Blick zu folgen, doch ich stieß nur auf eine leere Matratze.“Wo ist er?”, fragte er ohne einen Ausdruck auf der Stimme oder auf seiner Mimik zu hinterlassen.“Der ist bestimmt nur kurz weg”, meinte Andi locker und winkte ab doch Nathan schüttelte schnell denk Kopf. “Nein, um diese Uhrzeit ist er immer da. Immer”, beteuerte er.“Wenn ihr Fred sucht, er ist weg.”Ich zuckte vor Shcreck leicht zusammen als ein alter Penner, der sich lässig an der Wand anlehnte, uns ansprach.“Wohin?”, wollte Nathan wissen.“Sitzt im Knast. Wurde heute geschnappt von den Bullen.”“Wusst´ ich´s doch!”, meinte Nathan und schaute jeden von uns eindringlich an.“Wir müssen”, setzte er an, “Ihn da raushauen.”“Raushauen?”“Ja! Wir brauchen ihn! Ohne ihn sind wir geliefert!”, sagte er mit ernster Stimme.“Bist du vollkommen übergeschnappt? Wie wollen wir den in den Knast rein? Da lauert es doch nur von Bullen, man!”, meldete sich Andi zu Wort.“Ihr wisst genauso wie ich das wir keine andere Wahl haben!”“Keine andere Wahl? Es gibt immer eine andere Wahl, Leute! Und wieso braucht ihr ihn?”, sagte ich entschieden ernst.“Das verstehst du noch nicht”, fauchte Nathan mich an.“Dann erkläre es mir, verdammt und mal!”, schrie ich und ich zuckte noch nicht einmal mit der Wimper als mich alle anstarrten.“Nein!”, zischte Nathan mich an und wandte sich wieder den anderen zu, Na toll, ich werde mal wieder ignoriert.“Wir kriegen das hin. Jake häckt sich in ihre Computer, dann brauchen wir noch ein Ablenkungsmanöver, ein paar Polizeiuniformen, mehr nicht!”, beteuerte Nathan nochmals und schaute jeden eindringlich in die Augen - ja, sogar mich.“Nathan, sowas großes haben wir noch nie gemacht!”, bezweifelte Andi.“In eine Polizeistadion einbrechen? Oh gott, oh gott!” Grace schien vor Verzweiflung zu platzen, sie wühlte sich ständig nervös durch die Haare und biss sich wie verrückt auf die Unterlippe, sodass ich mich schon wunderte warum sie nicht blutete.“Na und? Wie Jenna schon sagte, zusammen sind wir stark!”, erwiderte er und lächelte mir kurz zu, “Einverstanden? Leute, tut es für Fred!”“Einverstanden!”, sagten wir alle im Chor und fielen daraufhin in ein lautes Gelächter.Um ehrlich zu sein bezweifelte ich das die ganze Aktion klappen würde aber ich lies mir nichts anmerken.Und ja, es stimmte, gemeinsam waren wir stark.

Impressum

Texte: CrytsalReed14
Bildmaterialien: CrystalReed14
Tag der Veröffentlichung: 03.01.2014

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch an meiner besten Freundin. Ich verdanke ihr alles weil sie mir immer Mut zuspricht, und dafür liebe ich sie. Selbst in schweren Tagen, hat sie mir gezeigt aufzustehen und weiter zu machen! Danke! Ich liebe dich.

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