Unglaublich hier, mit welcher Kraft
Sich manches Tier die Fänge schafft
Wenn auch gilt für Jene: Qual
Für Andre heißt dies: Abendmahl
Es will auch Menschen nicht ins Hirn
Wie schaffet man so zarten Zwirn
Den zu erschauen schwer gelingt
…selbst eine Brille nicht viel bringt
*
Das alte Netz hängt nun in Fetzen
Auch ahnt man kein erneutes Wetzen
Fieberhafter Spinnengier
Nach der nächsten Mahlzeit hier
Neues Netz ist nicht zu sehen
Fallenstrick lässt sich nicht spähen
Und so glaubt man, hier beim Schauen
Spinne ist wohl abgehauen
Kann auch sein, sie hat verriegelt
Sich im Kokon, eingeigelt
Oder tot für ihre Brut
Dann als Mahlzeit dient sie gut
Doch ich will mich nicht aufhalten
Über Glauben, Schalten, Walten
Denn es naht das Abenteuer
Im Garten auf dem Steingemäuer
Horch, es brummt vom nächsten Hügel
eine Fliege mit dem Flügel
Stürzt herab
Nach kurzer Dauer
Eben grad auf diese Mauer
Netz ist futsch, ich schrieb es schon
Sicherheit ist Fliegenlohn
Doch man sieht nur Altes hängen
Ahnt nichts von den neuen Fängen
Fliege sitzt nach Tiermanier
Putzt sich Beine, dort und hier
Streicht sich letztlich übers Haupt
Zuversichtlich, man es glaubt
Die Facetten ihrer Augen
Prüfend sichernd Gegend saugen
Und zuletzt nach der Toilette
Tanzt die Fliege Pirouette
Warum fliegt sie nicht zurück
In die Welt ins Fliegenglück
Nein, sie tanzt hier auf der Mauer
Und niemand ahnt die Spinnenlauer
*
Doch nur scheinbar gleicht der Tanz
Unbekümmertheit hier ganz
Denn was nicht zu sehen ist
Klebt verzwirnt als Spinnenlist
Und es kommt wie man nun ahnt
Fliegenunheil sich anbahnt
Fliege hüpft fernab der Sinne
Unlösbar auf Mauerrinne
Und schon klackern Spinnenbeine
Fühlen Beute an der Leine
Klack, klack, klack für jeden Schritt
Klack, klack, klack für jeden Tritt
Fliege zappelt immer mehr
In den Fäden hin und her
Flügelschlagend voller Braus
Doch sie schafft es nicht heraus
Spinne stoppt und peilt die Lage
Späht den Zielpunkt, keine Frage
Aus dem Grund, weil Faden singt
Ob der Fang ihr auch gelingt?
*
Fliege ist auf einmal still
Sie wohl grad pausieren will
Nein, sie putzt sich voller Huld
Doch die Spinne hat Geduld
Fäden tönten, wie die Bimmel
Einmal schon, laut in den Himmel
Spinne wartet voller Qual
und lauert auf das zweite Mal
Sie weiß schon wo, das Ziel ist klar
So sicher wie das Suppenhaar
Doch lässt sich Ziel viel besser streben
Wenn im Opfer wohnt viel Leben
Da
Die Fliege
Tanzt erneut
Spinnenfaden Stöße streut
Zu der Spinne
An der Wand
Was weiter folgt… liegt auf der Hand
Gierig wüten Spinnenkiefer
Voller Spannung schau ich tiefer
Gleich holt Spinne Fliege weg
Übrig bleibt der Tanzplatzfleck
*
Und genau wie ich es dachte
Kam die Spinne, gar nicht sachte
Grabschte sich die Fliege fest
Und verschwand dann in ihr Nest
Gegenwehr ist hier verfehlt
Landepunkt auch schlecht gewählt
Meistens trifft es nur die Dummen
Die als Opfer später brummen
Manchmal aber, nur bisweilen
Lässt sich Fliegenfreude teilen
Wenn nach emsig langem Tanz
Fliege schafft den Freiheitsglanz
Wenn die Spinne ihrem Essen
Das jetzt frei und ganz vermessen
Um die Weidfrau Kreise zieht
Rache schwört per Spinnenlied
Manchmal ist dies unbedacht
Wenn die Fliege Faxen macht
Denn die Spinne kann auch schießen
Wenn ihr Spinnenfäden sprießen
*
Somit finden wir zurück
Was hier hemmte Fliegenglück
Denn für Augen unsichtbar
Spann die Spinne Fadenhaar
Auf die Mauer furchtbar fein
Webte sie die Fädlein rein
Unsichtbar für unsre Augen
Meint man, dass sie nicht viel taugen
Doch der Spinne fehlt der Trug
Für Gejagte ist's genug
*
Jeder Tag ist Abenteuer
Wie auf jedem Steingemäuer
Großes muss man nicht erringen
„Glück“ liegt auch in kleinen Dingen
Texte: Andyhank
Bildmaterialien: Illustration von Andyhank
Tag der Veröffentlichung: 03.03.2013
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