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Wenn ein Wunsch zum Verhängnis wird

 



Es ist Donnerstag Abend. Gerade komme ich total erschöpft von einer Vorlesung, der Göttinger Universität. Es ist zwar nicht weit von meinem Studentenwohnheim bis zur Uni aber wenn man eine Lesung durchstehen muss, wo mich meiner Meinung nach, eine Schlaftablette wacher hält als der Dozent im Saal, fällt es mir schwer mich durch den späten Berufsverkehr zu kämpfen. Selbst mit meinem Stadtflitzer komme ich heute nicht vorwärts. Und jetzt habe ich es endlich geschafft. Ich bin heil angekommen. Wobei. Ich glaube die Schmerzen, die mich durchzucken sind Krämpfe vom langen sitzen auf den harten unbequemen Stühlen. Doch was meckere ich. Ich kann froh sein überhaupt einen Platz, geschweige denn einen Fuß in den Hörsaal bekommen zu haben. Die Universitäten heutzutage sind ja auch nicht gerade organisiert. Wozu meldet man sich denn noch zu Kursen, Seminaren und Lesungen an, wenn die Leiter sich nicht einmal damit befassen ob denn alle Anwesenden, die mehr oder weniger gewollt kommen, auch kommen können. Damit meine ich wenn der Veranstaltungsraum voll ist, kannst du draußen bleiben und du bist umsonst gekommen. So gesehen hatte ich ja noch Glück. Ich will nämlich dieses Jahr noch fertig werden. Fazit: ich brauchte die Lesung über Knochenbrüche bei Pferden und Ponys.



Ach muss ich unhöflich sein. Ich komme gerade an, habe es gerade geschafft den Schlüssel der Haustüre umzudrehen, nach dem ich mich 2 Stockwerke hoch gequält habe, weil der Fahrstuhl wieder kaputt ist, Klack in meiner Wohnung, rede nur über meinen harten Tag von der Uni und du weißt noch nicht einmal wer ich bin oder warum ich dich volllabere. Gestatten. Ich bin Angela Klinger und die Blasen unter meinen Füßen machen mir zu schaffen. Balancierend ziehe ich die Schuhe aus und werfe sie neben mein Schlafsofa. Und wie das so ist nach einem harten Tag, wo man sich am liebsten nur noch mit etwas süßen oder irgendwelchen Resten der letzten warmen Mahlzeit auf die Couch  lümmeln will, vielleicht noch etwas leckeres dazu Trinken, da checkt man seinen Anrufbeantworter oder die Mails und die platzen auch wieder aus allen Ecken. Es ist ein Wunder dass der Speicherplatz das mit macht.




Viele Nachrichten können vornherein schon gelöscht werden. Da es sich dabei nur um Werbung handelt, die man erhält weil du es einmal gewagt hast an einem Gewinnspiel teilzunehmen oder eine Anfrage auf eine Wohnung gestellt, mit dem realistischen Fokus, dass ich nicht ewig im Studentenwohnheim leben kann. Doch es gibt auch vernünftige Nachrichten. Eine Mail ist von Marie. Ja wer ist Marie. Marie und Ich waren sozusagen Sandkastenfreundinnen. Und wie das so oft ist, haben wir uns im Laufe der Zeit aus den Augen verloren oder einfach keinen Bock gehabt dem anderen immer hinterherzulaufen. Aus der Mail heraus lädt sie mich für morgen Abend zu sich ein. Sie scheint ihren ersten Job bekommen zu haben und das will sie wohl richtig feiern. So wie ich sie einschätze wird das Feiern bis zum geht nicht mehr. Zum Glück hat sie eine Anschrift mit eingefügt, inklusive einen Wegweiser aus dem Internet. Wir scheinen uns trotz der langen Sendepause immer noch gut zu verstehen. An meinen Laptop schließe ich den Drucker an und drucke mir die Mail aus. Glücklicherweise war noch genügend Tinte vorhanden. Auf einen Abstecher in den Supermarkt hätte ich nämlich jetzt nicht auch noch Nerven gehabt. Während der Drucker druckt, antworte ich auf Maries Mail, indem ich mich für die Einladung bedanke und ihr zusage. So ist das auch erledigt. Mit einem Thai Gericht und einem weißen Tee, schlafe ich vor dem Fernseher ein.




Jetzt ist es so weit. Wieder eine Uniwoche hinter mir und der Freitagnachmittag ruft. Ich mache mich jetzt auf den Weg zu Marie. Dank einer guten Autobahnverbindung, bin ich verhältnismäßig schnell in Frankfurt am Main. Bis jetzt hatte auch noch alles mit der Wegbeschreibung, meiner Freundin geklappt. Nun müsste es hier noch einmal nach rechts gehen und... Gefunden. Da ist es und ich kann hier sogar ein paar Stunden mit der Parkscheibe stehen bleiben. So weit so gut. Bei der Haustür erblicke ich dann noch glücklicherweise eine Klingel mit dem Namen meiner Freundin Marie. Es klingelt: "Marie?" Ich melde mich mit: "Angela.” Ein summen ist zu hören und ich kann die Tür des Treppenhauses öffnen. Hoffentlich wohnt sie nicht im 4 Stock. Nein ich habe Glück. Im zweiten Stock hält mir Marie die Haustür auf und hält mir einen Aperitif entgegen. "Komm rein und amüsier dich. Habe alles eingeladen was ich kenne. Also stürz dich in die Masse." Lächelnd schiebe ich mich an ihr vorbei durch den schmalen und langen Flur. Laute Musik und tanzende Freunde von Marie überfluten mich. Von hinten kommt Marie und scheint zu merken, dass ich von selber keinen Anschluss finde. "Komm mal mit. So das hier ist Max. Er macht irgendwas mit Pferden. Stellst du Pferdedecken her?" "Nein aber ich rufe des Öfteren bei euch in der Zentrale an um welche zu bestellen." "Ach so, ja dann warst du der Typ, der die falsche Decke bestellt hatte. Na ja bei so vielen Kundentelefonaten, verlier in schnell den Überblick. Na ja bin ja noch nicht so lange in dem Geschäft. Also Ihr mögt Pferde und ich bin dann mal bei dem Typ da drüben." Interessiert schaue ich Max an: "So du kaufst Pferdesachen. Woher kennst du dann Marie?" "Na ja wie Marie eben schon erzählt hat, hatte ich bei der Bestellung einen Fehler gemacht und da habe ich bei der Service Hotline angerufen und die haben mich dann mit Marie verbunden. Na ja in einem weiteren Gespräch sind wir etwas auf private Themen gekommen und ich glaube sie hat alle Kunden aus der Datenbank eingeladen. Hoffentlich merkt das ihr Chef nicht sonst ist sie ihren ersten Job im Callcenter schneller los als das der heutige Einstand zu deren Gunsten vorbei ist. Und du? Was hast du mit Pferden am Hut?"




"Ich liebe Pferde. Schon als ich ganz klein war, habe ich immer alles getan um regelmäßig an Reitstunden teilnehmen zu können. Egal wo egal wann. Na ja ist ja auch egal. Jetzt bin ich kurz davor mein Studium zur Pferdewirtin abzuschließen. Und danach würde ich dies auch gerne zum Beruf machen. Ja so ist das und vorallem will ich danach auf eigenen Beinen stehen. Und wie sieht es bei dir aus? Wofür brauchst du Pferdesachen?" "Ich habe auch früh mit dem Reitunterricht angefangen. Nur war ich in vielen  Reitdisziplinen nur als mangelnder Reiter zum Vorschein gekommen. Ich war sogar schon kurz davor das Reiten aufzugeben. Interessiert dich das alles Überhaupt?" "Das klingt doch spannend. Komm erzähl. Hast du es aufgegeben?" "Also gut. Wo hatte ich aufgehört? Ach ja. Also ich wollte dann etwas Abstand zum Reiten gewinnen. Es war für mich demütigend zu sehen wie Stangen beim Springen runterfielen, Tonnen umgestoßen, Gatter klirrten, Rinder fliehten, Gerten kaputt gingen. Na ja für allmöglichen Aktivitäten, der Standard Reitdisziplinen habe ich auch Sachen gekauft. Da ich diese nie viel brauchte, ließ ich sie zu einem guten Preis weiterverkaufen. Hat auch gut geklappt und ich denke, die Pferde waren in der Zeit auch froh gewesen, nicht so schlecht von mir geritten zu werden. Na ja zu der Zeit war ich noch Minderjährig gewesen und ging zur Schule. Na ja und eine meiner damaligen Klassenkameradin, zeigte auch für meinen Reiterstopp Verständnis. Sie ist auch Reiterin und besser als Ich. Sie ist in einem anderen Stall, weil der näher für sie ist. Wenn sie dran bleibt reitet sie demnächst an internationalen Wettkämpfen, für Vielsetigkeit mit."




"Entschuldige die Unterbrechung aber du redest die ganze Zeit von Sie. Hat Sie auch einen Namen oder ist Sie dein Schwarm oder eine Exfreundin?" "Ach. Ne. Linda. Ich sitze jedenfalls Zuhause und will gerade eine Bilanz aus meinen verkauften Pferdesachen anfertigen, als der Zusteller kommt. Ich denk mir, gut machst du das später und schaue ob irgendetwas wichtiges in der Post ist und es war etwas wichtiges dabei. Stell dir vor ich hatte eine Reise nach Spanien gewonnen. Schön und gut. Im ersten Moment habe ich mich auch riesig gefreut. Nur hatte ich nie an einem Preisaufschreiben teilgenommen und das interessante an dem Gewinn war, es gab keine Busfahrt, keine Rundreise und wie ich hinkommen sollte war  auch nirgends erwähnt. Auf einem Bild war nur ein Foto mit einem Bauernhaus mit Weideland zu sehen. Beim studieren der Karte fand ich dann noch eine Telefonnummer, weiter Nichts. Kein Absender, keine Daten zum Reiseantritt."




"Ja und? Was hast du gemacht?" "Ja also, nachdem ich die Nummer entdeckt hatte, war ich schon kurz davor, dort anzurufen. Dann dachte ich mir, bin ich denn gekloppt, einfach  irgendwen anzurufen? Na ja, hatte dann den Brief schon zerknüllt in den Mülleimer geworfen und mich wieder an meine Bilanz gesetzt. Doch ich habe nichts zu Stande gebracht. Kannst du dir das vorstellen? Du bekommst einen völlig anonym Brief mit einem Foto und einer Handynummer und weißt nichts damit anzufangen, dennoch beschäftigt es dich ungemein?" "Erwartest du jetzt eine Antwort von mir? Also ich war noch nicht in so einer Situation. Ja und was ist jetzt mit dem Brief?" "Brief? Ach so ja. Entschuldige. Ja! Den habe ich liegen gelassen wo er war und entschied mich Linda anzurufen. Ich erzählte ihr von dem Brief und weißt du was sie mich gefragt hat?" "Nö" "Ob ich ihr die Nummer vorlesen könnte." Verdutzt schaue ich Max an. "Ist nicht wahr oder? Du nimmst mich auf den Arm oder?" "Ne und genauso habe ich auch am Hörer gesessen und ihr die gleiche Frage gestellt. Aber es war ihr voller Ernst. Gut dachte ich mir. Tu ich ihr den Gefallen und kramte den zerknüllten Brief wieder aus dem Müll und bat Linda um etwas Geduld, da ich das Foto erst wieder entknittern musste. Ich laß ihr die Nummer vor und von ihr kommt nur. Ich zitiere: “Das ist die Nummer meiner Tante. Nette Hütte wo die wohnt. Nimmst du mich mit auf deine Reise?"




"Wie. Jetzt komm ich nicht mehr mit." "Das wollte ich dann auch von ihr wissen. Ich war schon kurz davor aufzulegen, weil Linda einen Lachanfall bekam, doch bevor ich auflegte, bat sie um Gnade und erzählte mir, dass sie den anonymen Brief abgeschickt hätte. Linda erzählte mir, dass sie es doof fände, wenn ich mit dem Reiten aufhören würde, wo es mir doch eigentlich Spaß machen würde und da ist ihr ihre Tante in Spanien eingefallen. Die züchtet dort reine Araber und diese sind Spitzenmäßig für Distanzritte. Und das mit dem Brief sollte ihre Einladung zu ihrer Tante sein um mal diese nicht typische Reitdisziplin kennen zu lernen. Nach dem sie mir das erklärt hatte, bat ich sie dennoch um Bedenkzeit und legte auf." "Ja und weiter?" "Ich will ja Eurer Unterhaltung ja nur ungern stören aber, wo hattet Ihr gedacht zu schlafen?" Auf einmal steht Marie voll besoffen vor Max und mir und weist daraufhin, dass in ihrer Bude zu wenig Platz wäre damit hier alle schlafen könnten. Ratlos schaue ich zu Boden. Dass ich mich noch nicht um eine Schlafgelegenheit gekümmert hatte. War es denn schon so spät?




Max antwortet auf Maries Hinweis: "Sie kommt mit mir. Und weil es ja auch schon reichlich spät ist gehen wir jetzt auch. Es hat uns gefreut Marie und noch viele Gehälter in deinem Job." Marie wünscht uns noch: "Freut mich für Euch und eine schöne Nacht noch." Max harkt sich einfach bei mir unter, gemeinsam schreiten wir wie ein Paar aus solchen Klatsch und Tratsch Zeitschriften, zur Tür heraus. Der richtige Zeitpunkt um hier einiges klar zu stellen: "Ok. Und was von ich gehe zu dir habe ich nicht mitbekommen?" "Du willst mir doch jetzt nicht im Ernst erzählen, dass du jetzt noch, leicht betrunken Auto fahren willst, oder? Und außerdem, so beschämt wie du zu Boden geschaut hast, wette ich, dass du keine Unterkunft hier in der Nähe hast. Also." "Wie Also? Das beantwortet nicht meine Frage." "Ja du kannst mit zu mir kommen. Ich habe in dem Hotel hier um die Ecke ein Zimmer. Entweder du bevorzugst es in deinem Auto zu schlafen oder du verbringst die restliche Nacht in einem frisch bezogenen Bett. Keine Sorge ich bevorzuge Doppelbetten." "Woher weißt du denn, dass ich mit dem Auto hier bin?" "Du solltest demnächst deine Taschen nicht so positionieren, dass es gerade zu einladend ist, den Inhalt zu studieren." "Und wieso bist du dir so sicher, dass ich dir jetzt in dein Hotelzimmer folge?" "Wärst du sonst mit hektischen Atem und auf unsicheren Pums, mir durchs gesamte Treppenhaus hinterhergelaufen?" Und erneut hat er es wieder geschafft, mich aus der Fassung zu bringen. Er hat recht. Wir stehen jetzt vor dem Haus und ich schaue kurz von meinem Auto zu Max. "Also Gut. Überredet. Du hast gewonnen. Wenn man bei deinem Hotel umsonst parken kann, nehme ich deine Einladung gerne an." Er nickt zufrieden. Ich biete ihm daraufhin an, dass wir zum Hotel fahren. Dies tun wir dann auch. Schnell sind wir am Ziel und das kann sich sehen lassen. Von Flutlichtern wird ein beeindruckender Eingang angestrahlt. Ich frage Luft schnappend: "Wir haben uns in der Adresse geirrt, oder? Ich meine du hast hier doch kein Zimmer. Also kein Ding, ich kann verstehen, wenn du mir vielleicht imponieren wolltest oder was weiß ich aber wo ist denn jetzt das Zimmer?" "Na hier. Kommst du jetzt? Oder hast du es dir jetzt anders überlegt?" "Äh, ne. Ich weiß nicht wie du das machst aber wir kennen uns nicht, du erzählst mir deine Lebensgeschichte und trotzdem schein ich dich nicht zu kennen. Warum hast du mir das überhaupt erzählt?" "Jetzt komm doch erst einmal rein. Details können wir doch noch Morgen bequatschen." Und schon wieder laufe ich sprachlos hinter ihm her.




An der Rezeption, des Hotels, scheint Max ein bekannter Gast zu sein, zumindest schließe ich das aus der folgenden Unterhaltung: "Herr Schimmer, wir haben uns schon Sorgen gemacht. Und das wo doch so viele Erwartungen auf Ihnen lasten. Ihr Zimmer ist natürlich nach Ihren Wünschen. Die Reinigung war auch schon da." Max zu der Dame: "Es wäre nett wenn Sie der Dame noch passende Schlafgaderobe besorgen würden. Wenn möglich am besten gestern. Sie verstehen. Die Feier hat sich länger hingezogen als erwartet, doch ich denke es hat sich gelohnt. Die Karte bitte." "Ja natürlich. Hier und einen Moment." Nach dem ich etwas abseits der Unterhaltung gelauscht hatte, kommt die Dame wieder aus einem Hinterzimmer und überreicht mir ein, dem Duft nach, ein aus der Reinigung, frisch gewaschenes und gebügeltes Nachthemd. Ich sage zu der Dame: "Äh, vielen Dank. Was bekommen Sie dafür." Sie: "Das ist schon in Ordnung. Ich wünsche einen schönen Aufenthalt." Ich wende mich mit dem tollen Nachthemd in der Hand an Max. "Max, ich verstehe Nichts mehr, wie machst du das?" "Wolltest du etwa so schlafen?"

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 25.01.2016
ISBN: 978-3-7396-3360-2

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