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Die Bauern saßen im Wirtshaus bei einem Krug Bier. Draußen schien die Mittagssonne und ihre Arbeit blieb liegen. Sie lebten hier am Rand des Königreiches zusammen mit ihren Familien. Das Dorf bestand aus einer Ansammlung von Häusern entlang der alten Handelsstraße, die nach Norden führt. Hinter den Häusern befinden sich die Felder und Wiesen, auf denen die Bauern ihr Vieh weiden. Die Felder waren zum Schutz vor wilden Tieren mit Palisaden geschützt. Sie lebten hier am Randes des Königreiches fernab von den großen Städten. Nur alle Monde kamen fahrende Händler in dieses Gebiet, um sie mit Waren und dem neuesten Klatsch zu versorgen. Doch die Menschen hier waren nicht traurig, dass sie hier lebten. Der Boden war gut und die Felder trugen reiche Ernte. Das Königreich grenzte hier an einen großen Wald der als unbewohnbar galt. Die Soldaten in den umliegenden Grenzstationen hatten deshalb auch einen ruhigen Dienst. Die Menschen in den umliegende Dörfern lebten ihr eigenes Leben, dass nur vom Wechsel der Jahreszeiten bestimmt wurde. Im Frühjahr begann die Aussaat, im Sommer war die Ernte, im Herbst wurden die Vorräte für den Winter eingebracht. Der Winter hier war kalt und kurz. Jetzt um die Mittsommertage war es für die Bauern an der Zeit, nach ihrem Korn zu sehen. Wenn es reif genug ist, muss es geerntet werden. Doch heute war kein Bauer auf dem Feld. Sie saßen alle im Wirtshaus und sahen erwartungsvoll nach vorn. Dort saß Paul Hink neben dem Dorfschulzen und dem Schmied. Paul Hink erhob sich von seinem Stuhl und begann zu erzählen. "Ich habe euch hier versammelt, weil etwas Wichtiges geschehen wird. Doch hört erst, wie es mir heute früh im Wald ergangen ist."

Sobald die Sonne aufging, hatte Paul Hink das Dorf verlassen, um Holz einzuschlagen. Hohe, uralte Bäume umstanden den Weg, durch deren Blätterdach die Sonne kaum zu sehen war, das aber auch eine angenehme Kühle verbreitete. Er lenkte seinen Wagen um eine Kurve, als er etwas sah, was ihn abrupt anhalten ließ. Vor ihm stand ein Gefährt mit riesigen Baumscheiben als Rädern und Ästen als Deichsel. Während er überlegte, wem so ein Gespann wohl gehören mochte, hörte er im Wald vor sich ein Knacken und eine Gestalt kam aus dem Wald. Sie war vom Kopf bis zu den Füßen mit Pelz bedeckt und ihre Arme waren so lang wie ihre Beine. Auch ihre Füße und Hände waren gleich, so dass sie auch mit dem Fuß dickere Stämme umfassen konnte. Die kleinen Augen sahen neugierig unter den Wulsten hervor, die unter der fliehenden Stirn saßen. "Seid gegrüßt, Fremder", sagte die Gestalt, als sie den Wagen mit den Menschen sah. "Guten ... Tag!", stotterte Paul Hink. "Kommt mit mir, Ihr seid mein Gast", antwortete die Gestalt. Während der Bauer abwartete, pfiff der Mann, denn um so einen musste es sich nach der Sprache handeln, und ein großer Bär kam herbeigelaufen. Ohne Widerwillen setzte er sich hinter die Deichsel, biss hinein, und zog den Wagen fort. Der Bauer folgte seinem neuen Bekannten, der sein Gefährt zielsicher durch den Wald lenkte. Nach einiger Zeit kamen sie an eine Senke. Die Bäume umstanden ein etwa fünfzig Klafter großes schüsselförmiges Gebiet, in dessen Inneren mehrere Hügel aufgeschüttet waren. Doch diese mussten künstlich sein, denn zwischen ihnen liefen viele Gestalten umher, die aussahen wie sein neuer Freund. Auch große Feuer und Gestelle, an denen das Fell von Tieren abgeschabt wurde, deutet auf eine menschenähnliche Lebensweise hin. Als ihr Vordermann das Dorf betrat, stieß er einen lauten Ruf aus. Viele Wesen kamen zusammen, um die Neuankömmlinge zu bestaunen und zu begrüßen. Während der Bär mit dem Gefährt weiterzottelte, blieb ihr Vordermann stehen und drehte sich um. "Ich grüße Euch nochmal, Mensch. Ihr wundert euch, dass ich Eure Sprache spreche? Alle Rassen dieser Welt sprechen diese Sprache, wusstet Ihr das nicht? Ist ja auch gleich. Ich bin Lomar, und das ist Haruk." Dabei wies er auf einen weiteren Ork, der zu ihnen getreten war. "Wir sind Torun.", fuhr Lomar fort," Das heißt in unserer Sprache Menschen, aber von den anderen Rassen werden wir als Orks bezeichnet. Wer bist du?" Der Bauer sah seinen Gegenüber verwundert an. Er nannte seinen Namen und sagte: "Ich bin Paul Hink und wohne in dem Dorf, das unweit von hier liegt, und schon mein Großvater fuhr in diesen Wald Holz einzuschlagen. ich wusste gar nicht, dass es euch gibt!" Nun begann Haruk zu sprechen. "Das ist auch kein Wunder, denn normalerweise zeigen wir uns euch Menschen nicht. Unser Leben verläuft tief in den Wäldern und starke Zauberkräfte schützen uns gewöhnlich." Daraufhin hielt er inne und sah den Bauern an. "Mensch, wir haben eine Bitte!", begann der Ork. Der Bauer wusste, dass nun etwas wichtiges passieren würde. Ihm schlug das Herz bis zum Hals und seine Handflächen wurden feucht. "An mich?", fragte er vorsichtig. Mit dem gleichen ernsten Ton fuhr der Ork fort. "Sicher weißt du, dass es unter uns verschiedene Clans gibt, de sich zu Verbände zusammengeschlossen haben, an deren Spitze ein König steht." Der Bauer nickte. "Wir haben erfahren, dass einige Stämme den Kriegshammer ausgegraben haben, und die Vorherrschaft über das Orkland und die gesamte Welt übernehmen wollen." "Oh Ihr Götter" Dem Bauern saß bei diesen Worten ein großer Kloß im Magen und seine Kehle war ihm zugeschnürt. "Die Sache steht schlimmer, als du annehmen kannst. Das, was du hier siehst, ist der klägliche Rest unseres einst stolzen Clans. Die feindlichen Horden stehen kein Mondviertel weit von hier entfernt. Gehe in dein Dorf zurück und bereitet Euch auf das Schlimmste vor!" Daraufhin drehte sich Haruk um und ging weg. Lomar sah ihm erst nach und wandte sich dann an den Menschen. "Unser Häuptling ist kein Freund vieler Worte. Er hat auch in den Kämpfen der letzten Zeit viele Freunde verloren. Geh nun und bereite dein Dorf vor." Der Bauer drehte sich zu seinem Wagen und kletterte auf den Kutschbock. Tausend Fragen schütteten sich über ihn. Was sollte er tun, was war jetzt wichtig. Er wusste es nicht. Das beste wäre wohl ins Dorf zu fahren, um sich Rat zu holen.

"So und nun sitzen wir hier, um die nächsten Schritte zu beraten", schloss Paul Hink seinen Bericht. Er sah sich um, denn keiner der Männer in dem Gastraum sagte etwas. Alle sahen ihn mit starrem Blick an. Was musste er nun tun, um die Dorfbewohner aus ihrer Starre zu reißen. Während er noch darüber nachdachte, hub Hubert Knal an zu sprechen: "Wir müssen fliehen. Sofort und alle, sag ich." Zustimmendes Gemurmel setzte ein. Immer mehr stimmten dem lauthals zu. "Leute", begann er," Ein starker Wind mag einen Grashalm biegen, aber biegt er auch ein Bündel Grashalme? Ich werde meine Familie nicht schutzlos den schwarzen Horden ausliefern und ich weiß, ihr wollt es auch nicht. Mögen wir auch selbst schwach sein, im Wald stehen die Orks, die unsere Hilfe brauchen. Wenn wir uns mit ihnen zusammen dem Feind entgegenstellen haben wir eine Chance." "Aber welche?" Erleichtert darüber, dass die Bauern sich doch wehren wollten, fuhr Paul Hink fort: "Wie schicken drei, vier Jungen sofort zu dem Garnisonen, die in Tagesritten von hier liegen. Dort sollen sie soviel Lärm machen, dass Soldaten herkommen. Andere sollen zu den umliegenden Dörfern reiten, um die Menschen bereitzumachen." "Und womit willst du kämpfen? Mit Fäusten? Mit den Spießen, mit denen wir die wilden Tiere von unseren Feldern fernhalten? Oder mit den Bögen, mit denen wir auf Jagd gehen? Und wer soll kämpfen? Wir Bauern etwa?" Daraufhin lachten viele, aber viele sahen Paul Hink auch erwartungsvoll an. "Mit allen und allem. Wir kämpfen, wie es in den Legenden steht. Ein Dreschflegel ist eine gute Keule. Eine geradegeschmiedete Sense ergibt eine gute Lanze. Die Bögen mit denen wir Wild jagen, können uns auch gute Dienste leisten. Wir sind uns alle Freund und stehen fest zusammen. Eine bessere Waffe gibt es nicht." Er wollte gerade zur Rede ansetzen, als mit einem Ruck die Tür des Gastraumes aufflog. Das Gemurmel verstummte und alle sahen zu der Gestalt, die dort im Türrahmen stand. Sie stützte sich au einen Knotenstock, als sie in die Mitte des Raumes ging. Sie trug einen langen grüne Umhang, dessen Kapuze weit über das Gesicht hing, und der sehr staubig aussah. Den Umrissen nach musste dieser Mensch, wenn es denn einer war, nur nach aus Haut und Knochen bestehen. "Na, Ihr Hosenscheißer", begann die Gestalt zu reden. "Andolf", riefen die Bauern wie im Chor, nachdem sie die Stimme erkannt hatten. "Ja, ich bin's Andolf, der Priester eures Dorftempels. Seht mich an!" Bei diesen Worten warf er die Kapuze vom Kopf und auch Paul stockte der Atem. Er kannte en Priester als einen Mann mittleren Alters mit einem kleinen Bäuchlein und kurzen schwarzen Haaren. Doch nun stand vor ihnen eine ausgemergelte Gestalt, die wohl vor einem Mond das letzte Mal Wasser gesehen hatte. Die Haare waren weiß und der Bart berührte fast den Boden. "Seht mich an", wiederholte der Priester "So sieht man aus, wenn man gegen die schwarze Magie kämpft. Schon seit einem Mond haben wir erfahren, dass sich starke zerstörerische Kräfte im Norden zusammenbrauen. Einige Magier müssen die Siegel gebrochen haben, die dieses Wissen verbergen sollten. Doch nun säen sie Hass auf die Menschen Elfen und Zwerge unter den Trollen und Orks. Und es fällt ihnen leicht, zu leicht, denke ich. Aber haben wir nicht alle selbst Schuld? Schauen wir nicht verachtend auf diese Geschöpfe, wenn sie uns einmal begegnen. Wer von Euch hat denn überhaupt schon mal einen Troll oder Ork gesehen. Keiner - das dachte ich mir. Und doch ist es noch nicht zu spät zum Handeln. Sicher verlieren wir momentan manche Schlacht im Bereich des magischen. Aber das liegt auch daran, dass wir alle viel zu viel für uns allein gelebt haben. Die Elfen, die Menschen und Zwerge haben ihr Bündnis, dass sie einst schlossen, glatt vergessen. Erst im letzten Mond ist eine Gruppe von Leuten ausgezogen, das Bündnis zu erneuern. Doch es hat trotzdem zu lange gedauert. Die magischen Schutzwälle, die uns einst schützten, sind eingefallen. Nun ist dieses Dorf der Bereich des Königreiches der am dichtesten an das Reich der finsteren Horden grenzt. Darum ist es wahrlich an der Zeit, dass ihr euch rüstet." Ohne ein weiteres Wort drehte sich der Priester um, und verließ das Wirtshaus.

Langsam dämmerte Paul Hink, was gerade geschah. War er das überhaupt, der die Leute zum Widerstand aufgerufen hatte? Sein Herz klopfte so wild, dass er annahm, die anderen müssten es auch hören. Der Schmied Jochen Plotz erhob sich: "Ihr habt Paul und den Priester gehört. Ich bin dabei. Bringt alle eure Geräte zu mir. Egal ob Keulen, Sensen oder Dreschflegel, wir es ihnen schon zeigen." Nach diesen Worten erhoben sich alle Bauern und verließen das Wirtshaus.

Auch Paul Hink machte sich auf zu seinem Hof. Dort ging er in das Wohnhaus, wo seine Frau mit den Kindern saß. Erwartungsvoll blickten sie ihn an. Mit wenigen Sätzen umschrieb er die Situation. Danach herrschte langes Schweigen. "Gut, dann wollen wir!", beendete die Bäuerin die Stille. "Was wollen wir?" "Wie jeder Kampf zwei Parteien hat, so hat auch jedes Ding zwei Seiten. Du hast gesagt, finstere Mächte treiben die Orks. Wir als kleine Bauern können uns selbst mit Hilfe der Soldaten nicht gegen solch starke Gegner wehren." "Ich verstehe" "Genau, und deshalb , mein lieber Mann, wird es Zeit für mich. Ich werde gemeinsam mit den anderen Frauen den Tempel aufsuchen und gemeinsam um Hilfe bitten." Paul Hink nickte. 'Andorf hat sicher nichts gegen solche Unterstützung einzuwenden', dachte er. Sein Sohn jedoch fragte: "Wer soll uns helfen, Mutter. Die Götter? Werden die Götter vom Himmel fahren?" Die Frau lachte. "Nein, nicht Götter sondern Menschen. Wenn ihr alt genug währt, hättet ihr es erfahren. Doch nun ist es auch egal. Im Inneren des Tempels befindet sich ein Gegenstand mit dem wir Kontakt zum großen Tempel bei der Königsstadt aufnehmen können. Dort werden wir um Hilfe bitten, und man wird sie uns gewähren, dessen bin ich sicher. Doch gelingt dieser Kontakt nur dann, wenn viele Menschen anwesend sind." Daraufhin nahm sie ihr Umschlagtuch und verließ das Haus. Der Bauer vernahm lautes Rufen. Seine Frau rief die Dorffrauen zusammen. "Nun ist es an uns. Sohn, wir sammeln das Werkzeug zusammen. Und du, Tochter, behüte den Herd und das Haus."

Während er um sein Haus zur Scheune ging, dachte er noch mal über das Gesagte nach. Sie standen einem starken Feind gegenüber mit Verbündeten, die sie nicht mal kannten. Die noch nicht mal wussten, dass sie die Verbündeten waren! "Oh, ihr Götter", rief der Bauer auf einmal und blieb stehen. Ihm war, als ob ihm jemand in den Bauch getreten hatte. Er wandte sich an seinen Sohn. "Nimm den Wagen und bringe das Werkzeug zur Schmiede. ih gehe schon vor. Ich werde nicht dort sein. Aber warte dort auf mich!" "Ja, Vater. Mache ich." Der Bauer fuhr seinem Sohn über das Haar und eilte zur Schmiede. Dort angekommen wandte er sich gleich an den Meister: "Jochen, du musst mitkommen. Wir müssen mit den Orks reden." der Schmied legte seinen Hammer auf den Amboss und sah Paul erstaunt an. "Wenn wir mit den Orks zusammen kämpfen wollen, wäre es doch schlau, wenn sie das auch wüssten", erklärte Paul Hink. Der Schmied schmunzelte. "Da magst du recht haben. Hier läuft es auch ohne mich. Lass uns fahren!"

Mit immer noch zittrigen Beinen setzte sich der Bauer zum Schmied auf dessen Wagen. "Paul, ich bewundere dich.", begann der Schmied ," bisher haben wir gedacht, das du nicht ganz rund läufst. Bitte verzeih, aber du warst so in dich geschlossen. Nun aber entwickelst du dich innerhalb von Stunden zu einer Person, die das unmögliche möglich machen will. Was du im Wirtshaus gesagt hat, hätte kein Offizier besser machen können. Sollten wir lebend aus dieser Sache herauskommen, dann sollst du unser neuer Dorfschulze werden." "Aber Hein macht dich seine Sache gut!", winkte Paul ab. 1"Ja und nein. Aber das ist erst später dran. Zeige mir nun den Weg zu diesem Orkdorf"

Am Abend dieses wälzte sich Paul auf seinem Bett in und her. Er konnte einfach nicht einschlafen, obwohl alles so gut lief. Die Frauen hatten Unterstützung aus der Hauptstadt zugesagt bekommen. Die Greifenreiter werden ihnen zu Hilfe eilen, doch werden sie erst in vier Tagen hier sein, wenn das Wetter mitspielt. Die Greifen konnten mit Adlerklauen und Löwentatzen aus der Luft angreifen und auch ihr Schwanz war eine nicht zu unterschätzende Waffe. Die Reiter waren mit magischen Waffen ausgerüstet, und ausgewählt, das Land gegen Angriffe wie diese zu beschützen. Vielleicht war es gerade das, was seine innere Unruhe hervorrief: Er, der kleine Bauer Paul Hink hatte lebenden Legenden herausgerufen, Orks und Greifenreiter. Auch die Orks waren sichtlich erfreut gewesen, dass die Menschen mit ihnen zusammen der Gefahr entgegenstehen würden. Erst spät in der Nacht fand Paul Hink Ruhe in dieser Nacht.

Am Morgen des nächsten Tages begann der schwierigste Teil der Unternehmung. Die Bauern mussten zu einem schlagkräftigem Haufe zusammengeführt werden. Sie mussten lernen, ihrem Nachbarn zu gehorchen, wenn er ihr Truppführer wurde. Sie mussten lernen, Kürbisse mit dem Dreschflegel zu zerstören, und vieles mehr. Einige alte Bauern, die in ihrer Jugend noch das Schwertfechten erlernt hatten, standen als Hilfe zur Verfügung. Als auf dem Dorfanger Metall auf Metall klang, berührte jemand Pauls Schulter. Vor ihm stand Lotte, die Frau des Schmiedes. "Wie können wir euch helfen?", fragte sie und Paul sah hinter ihr die Frauen des Dorfes. "Ihr könnt ..." "Wir wollen auch mit euch kämpfen, denn schließlich ist es auch unser Dorf. Und komm mir nicht mit dem schwachen Geschlecht. Wenn ich dir eine mit der Kuchenrolle überziehe, dann hörst du die Vöglein singen." "Ja, ich weiß, Lotte. Wartet hier bitte!" Daraufhin rief Paul die Männer zusammen, die er zu Truppführern ernannt hatte. gemeinsam gingen sie zu den Frauen. "Wir haben entschieden, dass ihr uns unterstützen könnt. Lotte ist euer Truppführer und ihr bekommt lange Stangen mit Spitze und Haken. Damit sollt ihr uns vor Reitern schützen und sie vom Pferd holen." "Und anschließend versohlen wir ihnen den Hintern, dass sie nach Mutti schreien" Paul nickte nur. Er konnte sich dem Humor nicht anschließen, denn er spürte die Last auf seinen Schultern.

In der zweiten Nacht vor dem Vollmond begann ein Klopfen durch die Nacht zu schallen. "Was ist das?", wurde Paul von seiner Familie gefragt. "Die Trommeln der schwarzen Mächte."

Als die Morgensonne am Himmel erschien, nahm Paul sein Horn von der Hauswand und blies hinein. Wie abgesprochen fanden sich innerhalb kurzer Zeit alle Dorfbewohner und einige Wagen vor seinem Haus ein. 'Meine Armee', dachte Paul, nicht ganz ohne Stolz. Er ging an die Spitze des Zuges und gemeinsam gingen sie durch den Wald. Sie lagerte nach zwei Stunden Marsch auf einer Wiese. Nur Paul Hink und Jochen der Schmied wussten, dass sie sich unmittelbar neben dem Dorf der Orks befanden. Die Dorfbewohner vermieden an diesem Tag alle Scherze. Gemeinsam bauten sie die Sperren auf, hinter denen sie den Angriff erwarten wollten. Die Bogenschützen suchten ihre Plätze aus und bereiteten sich vor. Plötzlich hörten die Dorfbewohner ein Geräusch, Es hörte sich an, wie ein Klappern oder Schaben. Es kam aus der Richtung, in der Paul das Dorf der Orks wusste. Etwas später schälte sich eine lange Schlange pelziger Gestalten aus dem Wald auf die Wiese Sie hatten zu einem rhythmischen Singen angestimmt, zu dem sie klatschten. Dies war so eingängig, dass erst wenige Menschen mitklatschten, und dann immer mehr. Die Orks zogen vor den Menschen vorbei und verschwanden dann wieder im Dickicht. An diesem Abend wurde das Essen schweigend eingenommen, denn viele wussten nicht, ob sie ihre Lieben wieder sehen würden. Auch Paul und seine Frau saßen mit ihre Nachbarn am großen Feuer, denn in dieser Nacht wollte keiner allein sein. Und doch wollte mit seinen Gedanken für sich sein, um sich auf den morgigen Tag vorzubereiten.

Schon früh lockte die aufgehende Sonne die Dörfler aus ihren Lagern. Wie Paul von Harun wusste, würde der Angriff in der Mittagssonne stattfinden. Von der dann zu erwartenden Hitze versprachen sich die Feinde zusätzliche Vorteile. Doch die Dörfler hatten sch darauf mit einem Tee vorbereitet, der sie unempfindlicher gegen Hitze machen sollte. Die Liese, die ganz am Ende des Dorfes wohnte und mit der niemand so recht zu tun haben wollte, hatte diesen Tee gemischt. Paul saß zusammen mit den anderen Männern hinter der Sperre und wartete. In seinem Kopf kreisten die Gedanken. Er hatte Angst vor dem unbekannten Feind, und er hatte das Vertrauen in die Dörfler, sich diesem Feind zu stellen. Er wurde aus den Gedanken gerissen, als ein Signal ertönte. Ein langer Heerwurm bewegte sich am Rande seines Blickfeldes von links nach rechts. Paul konnte einzelne Standarten und auch menschenähnliche Wesen entdecken. Plötzlich ertönte wieder ein Signal und die Wesen schwangen in der Bewegung nach links. Nun marschierte die gesamte Front auf die Verteidiger. Kalter Schweiß trat Paul auf die Stirn als er diese Menge sah. Mühelos konnten sie von dieser Masse eingeschlossen werden. Doch genau in diesem Moment hörte Paul ein Brummen links und rechts. Er sah sich um und sah, die Orks sich rechts und links der Menschen aufstellen. Die Bären standen zwischen ihnen. Paul hörte ein erleichtertes Gemurmel von seinen Mitbewohnern. Insgesamt war die Front der Verteidiger damit genauso lang, wie die der Angreifer. Ob den Angreifern die veränderte Situation bewusst wurde, konnte Paul nicht ausmachen. Die Front näherte sich stetig. Plötzlich stoppte sie. Paul sah eine Reihe Gestalten niederknien. "Deckung - Bogenschützen", hörte er jemanden Rufen, als auch schon der erste Schwarm Pfeile über die Menschen flog. Paul kroch hinter die Deckung. Nun war es soweit. Jeder Augenblick konnte sein letzter sein. Er fühlte sich wie das Kaninchen vor der Schlange. Doch in dieser Situation hörte er die Worte des Schmiedes: "Für unser Dorf! Vorwärts!" Sie waren für ihn das Signal aufzuspringen und sich ins Handgemenge zu stürzen. Er sprang hinter der Deckung hervor und fasste seinen Dreschflegel fest. Er rannte dem Feind entgegen. Die Gestalten in ihren schwarzen Rüstungen hoben ihre Schilde, um die Schläge abzuwehren. Er folgte ein lautes Scheppern, als Holz an Metall und Metall an Metall stieß. Obwohl er keinen Schritt wich, begann Paul langsam müder zu werden. Sein Gegenüber jedoch kämpfte immer noch mit frischer Kraft. In den Augenwinken nahm er wahr, wie einige Dorfbewohner blutüberströmt zusammensackte und weggezogen wurden. Die Gegner kämpften weiter, wie schwer die Verwundung auch war, die die Dörfler ihnen beibrachten. "Zieht euch langsam zurück" Bei diesen Worten ging Paul langsam zurück und hielt sich mit dem Dreschflegel die Gegner vom Hals. Sie rückten jedoch unerbittlich nach, so er sich keinen Ausweg wusste und annahm, dass es nun mit ihm zu Ende ging. Doch genau da hörte er ein lautes Kreischen. Schon im nächsten Augenblick sah er die gelben Greifen am Himmel. Sie kreisten kurz über dem Schlachtfeld und stürzten sich dann auch schon auf die Gegner. Die magischen Waffen der Reiter brachen den Bann, unter dem die schwarzen Kämpfer standen. Viele sackten wie tot zusammen und die anderen ergaben sich den Orks.

Lomar und seine Leute führten die Gefangenen weg und Haruk kam zu Paul. "Das haben wir gut gemacht", sagte er zu Paul und reichte ihm die Hand. "Ja, das habt ihr gut gemacht", hörte Paul hinter sich eine ihm unbekannte Stimme. Als er sich umsah, sah er vor sich einen Reiter in seiner schwarzen Rüstung. Das Bild seines Tieres auf der Brust wies ihn als einen Greifenreiter aus. "Wir danken euch", fuhr er fort," Ihr habt unser Köigreich in dieser Schlacht gerettet. Die Soldaten konnten nicht kommen, da die schwarzen Mächte die Köpfe ihrer Anführer gefangen hatten. Deshalb hatten wir Angst, dass die schwarzen Mächte auch Euch versklaven könnten. Doch Dank dir, Paul, habt ihr starke Verbündete gefunden. Wir stehen tief in deiner Schuld."

Ob er noch was sagte, konnte Paul nicht mehr hören, denn er hatte angefangen, vor Erregung wie ein kleines Kind zu weinen. Seine Frau und sein Freund, der Schmied, nahmen ihn in ihre Mitte, damit er sich wieder fangen konnte.

Die Dorfbewohner pflegten ab nun regen Kontakt zu den Orks, mit denen sie kunstvolle Holzarbeiten gegen Metallwaren tauschten. Als nach zwei Jahren die Kämpfe zu Ende waren und die finsteren Mächte wieder versiegelt, erinnerte sch der Greifenreiter an sein Versprechen und lud Paul und den Schmied zu sich auf die Burg des Ordens.

Was immer auch später in seinem Leben noch passierte, diese Begegnung war für ihn ein Erlebnis von dem noch die Enkel seiner Enkel Enkel berichten werden.

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Tag der Veröffentlichung: 19.12.2008

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