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Eine Reise auch in meine Kindheit

Diesen Kommentar zu meinem Buch „In der sibirischen Kälte“ ließ Adina H. mir schon vor Jahren zukommen. Er hat mich seinerzeit zu Tränen gerührt und ich gebe zu – das tut er heute immer noch, jedoch mehr auf schmerzliche Weise. Sie hat mir damals erlaubt, das Feedback auf meiner Homepage zu veröffentlichen. Nun verspüre ich den Wunsch, ihre Worte noch einmal hier zu zitieren.

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Rosa, ich habe es durch, Dein Buch ‚In der sibirischen Kälte‘! Und ich bin tief beeindruckt … ehrlich. Vieles in Deinen sehr offenen Schilderungen hat mich zum Nachdenken gebracht, einige Momente – zum Lachen. Einiges hat mich auch traurig gestimmt.

Du hast so viele Erinnerungen, die in meinem Gedächtnis schon sehr verblasst waren, wieder ins Leben gerufen. Es war eine Reise auch in meine Kindheit, mit allen Höhen und Tiefen, und in die Jugendzeit, in unserem, doch eher schönem Dorf, unserem Schönfeld. Weißt Du, Rosa, woran ich denke … wie viele Wege und Pfade gibt es in den Wäldern, Wiesen und Feldern, in dem ausgetrockneten Sumpf, wo wir, wenn auch getrennt, gewandert sind. Der Baggersee, die Schule … und so viel mehr verbindet uns … Obwohl wir uns nie besonders nah waren, wo wir doch fast Nachbarn waren, hat mich Dein Buch Dir ein ganzes Stück näher gebracht.

Du bist klasse! Ich wünsche Dir viel Erfolg und gewiss Inspiration und Kreativität beim Verfassen Deiner weiteren Werke, die es mit Sicherheit doch noch gibt, oder? Und ich bin auch ein bisschen stolz, dass ich so eine землячка* habe. 

Bei einem Schriftsteller muss man, wie bei einem Chirurgen, das Gefühl haben, in guten Händen zu sein, damit man sich im Vertrauen betäuben lassen kann.“
/Saul Bellow (*1915-†2005), amerikanischer Schriftsteller/

Und das Gefühl, „in guten Händen zu sein“, hatte ich beim Lesen Deines Buches. Jetzt fange ich mit „Andersrum“ an und bin mir sicher, es wird genauso spannend sein.

Viel Glück Dir und viele zufriedene und dankbare Leser!

Adina

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* землячка /semljatschka – russisch: eine Frau, die aus der gleichen Gegend, dem gleichen Ort oder dem gleichen Land kommt. Vergleichbar mit „Landsfrau“.

 

Mein Nachwort

 

In den letzten Jahren ist in Russland so viel Schreckliches geschehen, das zwangsläufig auch unser beider Leben beeinflusst hat. Ich weiß, Adinas Gefühle haben sich genauso verändert, wie auch meine. Wenn ich an das Schöne in der Vergangenheit denke, dann wird es vom Dunklen überschattet; die Gegenwart des Landes macht fast alles Gute zunichte. Das Leben hat sich verändert, Werte haben sich verändert. Männer ziehen in den Krieg, viele freiwillig – für Geld, und manche, um ihre finsteren Neigungen ausleben zu können. Diejenigen, die zurückkommen, sind verkrüppelt oder in Bestien verwandelt – Gewalt und Verbrechen werden zum Alltag. Die Menschen feiern ihren großartigen Führer Putin, Stalin wird erneut auf das Podest gehoben. Die Diktatur blüht auf. Was ist mit den Menschen dort passiert, frage ich mich und habe keine Antwort.

Ist dieses Land immer noch unsere Heimat oder bloß der Geburtsort ohne jegliche wertvolle Bedeutung? Auf jeden Fall löst die „Reise“ in meine sibirische Kindheit kaum noch Heimatgefühle aus und mir wird klar – solch eine Heimat möchte ich nicht haben.

 

Willkommen auch auf meiner Homepage: http://www.rosa-andersrum.de
Mein Blog: https://rosasblog54.wordpress.com/

Impressum

Texte: Rosa Ananitschev
Cover: Rosa Ananitschev
Tag der Veröffentlichung: 16.02.2025

Alle Rechte vorbehalten

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