Eins vorweg – ich glaube nicht an ein Leben nach dem Tod, demzufolge glaube ich nicht an Gott und im Grunde genommen – an gar kein höheres Wesen.
Vom Tod habe ich meine eigene Vorstellung, eine vollkommen natürliche. Solange ich denken kann, fühle ich in mir die ewige Verbundenheit mit der Welt wie ich sie sehe, höre, schmecke und empfinde. Dieses Wissen ist für mich selbst logisch und simpel. Aber es ist sehr schwer, ein solches Gefühl in Worte zu fassen. Vielleicht verstehen mich viele deshalb nicht, obwohl sie möglicherweise genauso denken wie ich?
Ich will dennoch versuchen, mich zu erklären, diesmal schriftlich – schwarz auf weiß.
Wenn ich gestorben bin, werde ich nicht mehr wissen, dass ich gelebt habe. Ich werde auch nicht wissen, dass ich tot bin. Ich werde meinen Tod nicht erleben – der Satz an sich ist schon paradox!
Ich werde den Tod nicht fühlen und ebenso wenig das Nichtsein, also gibt es das Nichts nicht. Was bedeutet nun mein Tod?
Da es ein Nichts nicht gibt, gibt es logischerweise ein Etwas. Und dieses Etwas – die Welt – kann nur bewusst erlebt werden. Als Individuum bin ich aus dieser Welt samt meines Bewusstseins jedoch gelöscht. Restlos. Und da es mich als ICH nicht mehr gibt, übernimmt diese Funktion ein anderes Lebewesen. Das kann ein Mensch sein, der bereits in dieser Welt existiert, oder einer, der gerade im Moment meines Todes geboren wird, vielleicht sogar ein intelligentes Lebewesen auf einem anderen Planeten – das liegt außerhalb jedweder Erkenntnis. Ich denke, es geschieht einfach per Zufall, sowie ja vieles im Universum zufällig passiert.
Ich versuche es bildlich auszudrücken: Jedes einzelne Bewusstsein, jedes einzelne ICH ist in einem großen Computer als Programm gespeichert. Jeder, der ihn benutzt, ruft sein Lebens-Programm auf. Es muss für ihn als Hauptprogramm im Vordergrund ablaufen, sonst kann der Computer, der sich Welt nennt, nicht funktionieren.
Betrachtet aus meiner Perspektive, ist mein Programm das Hauptprogramm – das ICH, betrachtet aus der Perspektive eines anderen Menschen, ist dessen Programm das Hauptprogramm – das ICH. Wenn ich sterbe, wird mein Programm und somit mein ICH gelöscht, aber das Hauptprogramm des anderen – das (ebenso)-ICH – ist noch da und läuft! Der Computer Welt funktioniert weiter auch ohne mich – und trotzdem mit ICH (eines anderen Menschen).
Man könnte sich auch einen gigantischen Raum vorstellen, in dem es unendlich viele Bücher gibt. Jedes Buch beinhaltet die Lebensgeschichte einer Hauptfigur – des Ich-Erzählers. Ein Buch wird geöffnet, vom Licht angestrahlt. Es ist meine Lebensgeschichte und mein Leben beginnt, erzählt von Ich-Rosa. Plötzlich wird es dunkel, das Buch schließt sich. Mein Leben ist zu Ende. Aber das Licht ist nicht wirklich ausgegangen, es ist nur weitergewandert! Es leuchtet für ein anderes Buch, für eine andere Lebensgeschichte und wieder für das Leben eines Ich-Erzählers. ICH-du? ICH-Julia? ICH-Alex? Oder ICH-X?
Die Namen ändern sich. ICH bleibt.
Und so geht es immer weiter und immer weiter, bis in alle Ewigkeit.
Geschrieben von ICH – Rosa Ananitschev :-)
September 2010
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Texte: Rosa Ananitschev
Bildmaterialien: Coverbild: Rosa Ananitschev
Tag der Veröffentlichung: 31.12.2010
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