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„Gott, ich weiß gar nicht mal wirklich was ich hier mache, und...“ der Rest meines Satzes geht in gequältem Stöhnen unter.
Ich will aufstehen, weg von mit wem auch immer ich gerade spreche, und einfach nur nach Hause. Leichter gesagt als getan; sobald ich aufstehe geben meine Beine unter mir nach und die Welt beginnt sich wie verrückt zu drehen. Wer... hatte noch mal die Idee gehabt mir Alkohol zu geben? Ich glaub ich will es gar nicht wissen, sonst gibt es nur wieder Anschuldigungen und Streit.
Eine Hand kommt aus dem Nichts und hält mich am Ellbogen. Meine Güte, ich hätte nie gedacht dass ich für so eine Kleinigkeit einmal so dankbar sein würde. Aber es ist eindeutig leichter mit Unterstützung zu stehen. Oder gar nicht zu stehen. Genau, das wird das Beste sein.
Ich setze mich wieder hin.
„Und wer zur Hölle hat gedacht dass es eine gute Idee ist überhaupt

Alkohol zu trinken? Welcher Neandertaler denkt sich so einen Scheiß aus?“
Lachen neben mir. Eindeutig weiblich, aber nicht so extrem tussenhaft wie das der anderen Mädchen. Ich schaue nach links, und versuche auszumachen, wer da über meinen Kommentar gelacht hat. Naja, eher über mein Selbstgespräch. Hat sie überhaupt darüber gelacht?
Ich glaube ich werde es nie herausfinden. Es ist eine Sache, zu versuchen zu laufen wenn man betrunken ist, aber gleich danach den Kopf ruckartig zu drehen kommt dem Wunsch nach dem eigenen Verderben gleich.
Mein Kopf fällt wie automatisch in meine Hände, und wieder stöhne ich gepeinigt. Fühlt sich so die Hölle an?
Eine Hand auf meiner Schulter. „Hey. Geht’s dir gut?“
Das Mädchen von gerade eben? Keine Ahnung. Ist ja auch egal.
„Was denkst du denn? Klar, mir geht’s super, ging mir noch nie besser.“ Ich hoffe ich bin in meinem Zustand noch zu Sarkasmus in der Lage.
Sie lacht. Es ist dieselbe.
„Was trinkst du auch so viel? Ich hab dich beobachtet – hast ganz schön was weggekippt.“
Kein Kommentar. Nein, ich werde nichts sagen, ich werde...
„Hättest ja früher mal eingreifen können, vielleicht würde's mir dann gerade nicht so beschissen gehen.“
„Wie denn beschissen? Kopfschmerzen hast du nicht, soviel ist klar. Und schlecht dürfte dir auch nicht sein.“
Oh ja, sie hat mich beobachtet.
„Es is' einfach nur... wie Watte. Als hätte jemand meinen Kopf mit Watte ausgestopft. Und dabei die Watte durch die Ohren gedrückt. Bäh, fühlt sich grauenvoll an. Viel zu langsame Gedanken.“
Wieder die Hand auf der Schulter. Oder immer noch? Ich hab keine Ahnung. Kommt davon, wenn man sich nicht mal kurz ansieht mit wem man redet weil man zu sehr in Selbstmitleid versinkt.
„Du wirst das schon durchstehen.“
Sie steht auf. Geht sie? Aber ich weiß doch noch gar nicht wie sie heißt!
Warte warte warte... ist das Panik? Wegen einem Mädchen das du nicht einmal kennst?


Nun ja... vielleicht ist es ja Panik. Sie kommt nett rüber, und bei weitem nicht so idiotisch wie die anderen hier. Was mache ich nochmal hier...? Ich weiß es immer noch nicht.
Ich zwinge meinen Kopf nach oben um zu sehen, ob sie noch da ist.
Wie sich herausstellt ist sie das.
Grünes Top, und kurze dunkle Feen-Haare, und helle Augen die mich erwartungsvoll an blitzen.
„Bleib da.“ Schlimmer hätte es nicht kommen können. Das war ja kaum lauter als ein Flüstern! Und hast du dich ernsthaft so bemitleidenswert angehört? Schande über dich!


Ich befehle meinem Hirn sich gepflegt eins über den Schädel zu hauen und sehe sie weiterhin an.
Sie lächelt, auch wenn man es ihr nicht sehr ansieht. Der Mund kaum verzogen, die Haltung nicht geändert. Aber diese Augen! Sie gehört zu der Sorte Mensch, die mit den Augen ehrlicher lächeln können als andere mit dem ganzen Gesicht.
Und sie setzt sich wieder zu mir. „Ich bin Fae. Brauchst du Hilfe nach draußen?“
„Cas. Und du glaubst gar nicht wie verdammt freundlich das wäre.“

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Tag der Veröffentlichung: 16.06.2012

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