Kapitel 1
Ich konnte ich nicht bewegen, geschweige denn irgendetwas unternehmen. Der Wagen
raste unaufhörlich darauf zu. Mein Mund formte sich zu einem Schrei, doch nichts kam heraus. Meine Stimmbänder waren wie gelähmt, so wie scheinbar alles an mir. Ich konnte mich nicht glauben, dass es nun das Ende sein würde. Der Wagen raste weiter, obwohl mein Vater nun unaufhörlich auch die Bremse drückte. Es war hoffnungslos.
Meine Mutter war nun auch aus der Starre erwacht und langsam nahm ich ihren herzzerreißenden Schrei wahr.
Es WAR das Ende. Ob ich wir es nun wollten oder nicht.
In Gedanken ging ich alles noch einmal durch; den schönen friedlichen Urlaub an einem abgelegenem See, die schöne eingefrorene Winterlandschaft und die witzigen Stunden die wir zusammen verbracht hatten
Wir waren das erste Mal wieder glücklich gewesen seit mein Bruder, mein Beschützer und mein allerbester Kumpel gestorben ist. Er war mein Zwillingsbruder - und ich hatte ihn geliebt wie niemand anderen, selbst meine Eltern oder meine beste ,und einzigste, Freundin Alison hatte ich nie so lieben können wie ihn. Er war erst 15 Jahre gewesen, so wie ich. Er hatte mich immer aufgezogen und veräppelt, aber wenn es ernst wurde, hat sich keiner freiwillig mit ihm angelegt. Aber dadurch musste ich mir auch sehr viele Beleidigungen anhören, wie zum Beispiel: Fay du bist wirklich ein Weichei, immer sich hinter dem Rücken von Jared verstecken.
Doch das war nun ein ganzes Jahr her und ich tröstete mich immer damit, dass er immer noch bei mir war, ich konnte ihn bloß nicht sehen. Manchmal bildete ich mir ein seine Stimme im Traum zu hören oder,wie jetzt, in gefährlich Situationen. Ich hörte sein fröhliches Lachen, sah seine wunderschönen grünen Augen, in denen jedes Mädchen sich verlor, und fühlte seine sanften Hände auf meiner Wange.
Doch das alles war nur eine Illusion, denn der Wagen, mit dem wir uns auf der Heimreise befanden, raste immer noch unaufhörlich auf den Abgrund zu.
Ich fragte mich warum es so lang dauerte, doch dann erinnerte ich mich an eine Reportage , die ich mit Alison mal im Fernsehen angeschaut hatte, bei der herausgefunden wurde, dass wenn etwas Schreckliches passiert, wie zum Beispiel einen Unfall, dass der Verstand alles viel schneller Wahrnahm und Verarbeitet durch das Adrenalin und somit kommt es einem vor, als ob alles in Zeitlupe geschehen würde. Allerdings hat man auch erst eine Schrecksekunde, durch die man sich wie gelähmt fühlt.
Nun, jetzt weiß ich wieso ich mich am Anfang nicht hatte rühren können.
Durch das Eis auf den Straßen und der Sucht meines Vater immer zu schnell zu fahren, konnte er nun nicht mehr bremsen, während wir dem Abgrund immer näher kamen.
Mein Vater, Josh Kennedy, nahm die falsche Abzweigung und da er immer zu schnell fuhr bemerkte er die Schilder nicht und fuhr geradewegs in eine Straße, die mit einem Abgrund endete. Und jetzt fuhren wir darauf zu, doch anstatt langsamer zu werden, was mein Vater ja mit der Bremse beabsichtigte, wurden wir nur noch schneller, durch das Glatteis auf den Straßen und der starken abfallenden Neigung dieser Straße.
Wir waren fast am Abgrund angelangt, als ich ganz ruhig wurde. Der Schrei meiner Mutter, Liane Kennedy, hatte aufgehört und man hörte nur noch das Quietschen der Reifen, die vergeblich versuchten irgendwo auf dem glatten und rutschigen Boden Halt zu finden.
Wir erreichten den Abgrund und fielen.
Wir schrien alle drei und plötzlich wurde ich ohnmächtig. Das könnte man wohl als Glück bezeichnen, doch ich wäre lieber bis zur letzten Sekunde bei meinen Eltern geblieben, die ich zwar nicht so sehr liebte wie Jared, mein verstorbener Zwillingsbruder, aber trotzdem liebte ich sie sehr.
Als es schwarz vor meinen Augen wurde, hörte ich auch zu schreien und ließ mich gleiten. Ich spürte nicht den Aufprall, der zwar von ein paar Bäumen ein bisschen gemildert wurde und ich spürte auch nicht den Schmerz den meinen Körper durchzuckte.
Alles war totenstill.
Als ich stöhnend zu mir kam, durchzuckte mich der Schmerz, wie ich noch keinen kannte. Am liebsten wäre ich wieder eingeschlafen oder was ich auch immer gemacht hatte.
Als ich langsam die Augen öffnete und mich auf alles mögliche einstellte, blickte ich geradewegs in ein – auf seltsamerweise – wunderschönes und leuchtendes Gesicht.
War ich im Himmel? Ich hatte gedacht man könnte keine Schmerzen mehr empfinden sobald man im Himmel sei, denn den Körper lässt man ja auf der Erde zurück. Als ich diese Theorie ausprobieren wollte und meine Augen wieder schloss, um von neuem zu versuchen mich zu bewegen, schoss ein so scharfer Schmerz durch meinen Körper, dass ich einen Aufschrei nur mühsam unterdrücken konnte und diese Theorie sofort wieder aus meinen Gedanken verbannte.
Also war ich gezwungen meine Augen erneut zu öffnen, um mich umzuschauen. Dieses mal erschrak ich so sehr vor dem Gesicht des komischen Wesens über mir, dass ich dummerweise – aber das konnte ich nun wirklich nicht gewusst haben – mich erneut bewegte und ,da ich nicht darauf vorbereitet gewesen war, laut aufschrie.
Sofort verzog das Wesen, das immer noch über mir schwebte – ja es schwebte wie ich nun bemerkte -, sein Gesicht zu einem wohl mitfühlenden Gesichtsausdruck und setzte sofort zum Reden an.
»Hey. Ich bin Manadela! Ich bin.. ehm nun ja, ich glaube, dass werde ich dir später sagen, aber bis dahin ist wichtig, dass du deinen Mund hälst, denn sonst hast du ein riesiges Problem. Und das ist mein Ernst.. Wirklich!«
Manadela – was für ein beschissener Name – ging nun zu einem Stuhl ,soweit ich das aus dem Augenwinkel betrachten konnte - ich konnte ja meinen Kopf nicht bewegen, geschweige denn etwas anderes – und setzte sich hin.
Kurz darauf ging eine Tür auf und ein Geruch der stark an Desinfektionsmittel erinnerte breitete sich im Raum aus. Währenddessen hatte ich meine Augen wieder geschlossen, die ich nun langsam wieder öffnete und zum zweiten – oder nein – zum dritten Mal sah ich direkt in ein Gesicht. Doch dieses Mal war ich darauf vorbereitet, da mich Manadela – ich finde diesen Namen immer noch beschissen! - schon zwei mal dermaßen unter Schock gesetzt hatte, dass ich nun erleichtert war ein mehr menschliches Gesicht zu sehen. Er beugt sich noch etwas tiefer zu mir hinab und als er sich dann nach einer gefühlten Stunde wieder aufrichtete strahlte sein Gesicht wie ein Honigkuchenpferd.
Doch ehe er etwas zu den anderen Leuten sagen konnte, die sich inzwischen im Raum befanden, machte ich vorsichtig meinen Mund auf, doch da der Schmerz wegblieb wagte ich zu sprechen.
»W.. Wo bin ich?« War das gerade ich gewesen?! Oh mein Gott ich hörte mich an wie eine alte Rostschraube die jahrelang nicht in Betrieb war und nun wieder benutzt wurde ohne vorher geölt zu werden.
»Du bist in einem Krankenhaus Kleine. Alles wird gut ok?« Er wandte sich ab und rief den anderen zu: »Sie ist aufgewacht! Schnell, schnell holt den Arzt!« Und wieder an mich gewandt fügte er hinzu: »Du bist im Denver Hospital. Aber als erstes warst du im Krankenhaus von Walls, da konntest du aber nicht bleiben, weil sie nicht die nötigen Geräte für Komapatienten hatten.« Er lächelte mir noch einmal freundlich zu, während ich völlig geschockt dalag – Koma!
Ich hatte tatsächlich im Koma gelegen. Was war mit meinen Eltern? Was war überhaupt passiert? Dummerweise konnte ich mich an nichts – rein gar nichts – erinnern … Was nicht gerade half mein Gedächtnis zurück zubekommen.
Als die Leute, samt dem Mann der sich zu mir hinunter gebeugt hatte, das Zimmer verließen, um »Die anderen Patienten zu betreuen.« , kam Manadela wieder zu mir hinüber.
In ihrem feenhaftem Gesicht war keine Regung zu sehen, als sie mich musterte.
»Der Arzt ist auf dem Weg hierher. Zu ihm darfst du über meine Anwesenheit auch nichts sagen! Ich werde es dir später erklären.« Und mit einem wissenden Blick fügte sie noch hinzu: »Sonst wird demnächst auch noch ein Seelenklempner hier eintreffen.«
Ihr Schmollmund verzog sich langsam zu einem Grinsen. Meinte sie mit Seelenklempner etwa einen Psychologen?! … Und wenn sie nicht langsam mit diesem bescheuertem Grinsen aufhört, dann .. - doch leider kam ich nicht soweit mir es auszumalen was ich mit ihr anstellen würde, denn Tür öffnete sich.
Im Stillen machte ich mich schon auf – auf was eigentlich? - naja, jedenfalls auf etwas erschreckendes gefasst, doch als sich ein älterer Mann über mich beugte und mich prüfend ansah, seufzte ich erleichtert auf.
Und wie sich herausstellte war er wirklich sehr nett … netter als die anderen auf jeden Fall – und damit meinte ich eindeutig Manadela! -.
Nachdem der Arzt, Dr. Harsen, ein paar Untersuchungen (von denen einige eindeutig schmerzhaft waren, da ich mich bewegen musste) abgeschlossen hatte, verabschiedete er sich mit den Worten: »Wenn du sonst noch irgendwelche Wünsche hast, du reden willst oder sonstiges, dann drücke auf diesen Knopf.« Er deutete auf einen großen, roten Knopf rechts neben meinem Bett an der Wand und fuhr fort. »Dann wird sofort jemand kommen. Alles klar?«
Er lächelte mir noch einmal zu und ging ohne ein weiteres Wort. Manadela ignorierte er, was mich wunderte, denn sie saß wieder auf dem Stuhl am Fenster und zog ständig Grimassen, was ich wirklich nicht witzig fand, denn Dr. Harsen unterhielt sich mit mir über meinen Zustand und das hatte im Moment höchste Priorität – ok, ein bisschen witzig war es schon, sie hatte nämlich wirklich überhaupt kein schauspielerisches Talent, aber das sagte ich ihr nun lieber nicht.
Was Dr. Harison betraf, ich hatte gedacht, er sei wirklich nett, doch als ich diesen roten Knopf betätigte, kam eine dumme Pute ins Zimmer und schnaufte mich an wieso ich den die ganze Zeit klingle und dass sie keine Zeit hätte, sie sei ja soooo beschäftigt. Seit dem musste ich mich notgedrungen mit Manadela – Gott, wie ich diesen Name hasse! - beschäftigten.
»Also Manadela... erstmal: Hast du dir diesen Namen selbst ausgesucht?«
»Ja habe ich. Wieso denn?«
»Also ehm … « Ich druckste ein bisschen herum bis ich mit der Wahrheit herausrückte, denn so mies war ich eigentlich auch wieder nicht – auch wenn man das manchmal meinen könnte, aber ehrlich … ! -. »Naja, ich meine Manadela. Wer heißt heutzutage noch so?! Das hört sich wirklich besch .. ähh nun ich denke du weißt was ich damit sagen will?«
Wow! Also entweder sie war doch talentiert in Sachen Schauspiel oder es ließ sie wirklich kalt, dass ich gerade ziemlich fies zu ihr war.
»Naja wenigstens heiße ich nicht Fay! Fay hier, Fay da! Mein Name hört sich wenigstens nicht an wie eine Abkürzung für irgendeine Mülldeponie oder sonst was.« Erwiderte sie nach einiger Zeit.
Ich glaub's hakt! Hatte sie meinen Namen gerade wirklich – wort wörtlich – in den Dreck gezogen?! Jetzt hasse ich sie wirklich! Davor habe ich nur ihren Namen gehasst, aber jetzt hasse ich sie beide! Was wollte sie dann noch hier, wenn sie mich anscheinend auch nicht leiden konnte? Also Leute gibt’s … Moment mal, sie war ja gar nicht menschlich, immer hin ist vorhin geschwebt! Also war ich gezwungen noch einmal mit dieser .. dieser .. schwebenden .. Kuh zu reden: »Ich glaube du hast noch etwas vergessen!«
Sie schaute mich irritiert an: »Was denn?«
»Na eine Erkärung. Hast du's etwa schon vergessen?!«
»Achso … Nein, nein entschuldigung. Und sorry, dass ich dich vorhin so beleidigt habe, das wollte ich echt nicht!« Jaja alles klar!
»Dann … « Irgendwie wollten die Worte meinen Mund nicht verlassen, aber ich schaffte sie dennoch hochzuwürgen. »Tut mir auch Leid. War nicht so gemeint, obwohl ich deinen Namen ...« Bevor ich sonst noch irgendetwas von mir geben würde, das ich wohl oder übel bereuen könnte, sagte ich nur noch:» Also, deine Erklärung … bitte!«
»Okey. Also sie wird ziemlich lang und bitte unterbrich mich nicht andauern, denn .. naja ich fang einfach mal an ...«
Und dann begann sie zu erzählen.
Mir blieb der Mund offen stehen; sie log mir garantiert etwas vor – das konnte doch nicht sein!
Das war nur mal ein kleiner Ausschnitt vom Anfang der Geschichte. Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir ein Kommi da lassen würdet, damit ich weiß ob ich weiter schreiben soll oder nicht! Vielen Dank schon mal im Vorraus! :)
Sobald ich dann mehr weiß über eure Meinung zu dem wirklich kurzen Anfang(^^) der Geschichte, werde ich mehr reinstellen!
Glg Amy
Tag der Veröffentlichung: 06.08.2010
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