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Kapitel 1

„Ich bin nur ein Jahr lang in einem anderen Land und mein Koffer sieht jetzt schon wieder so aus als wollt ich mich da niederlassen!“ Kira stöhnte leise und genervt auf, die Besorgnis ihres Vaters konnte manchmal ja ganz witzig sein aber heute war sie einfach nur nervig. Er war immer so, und man konnte Riley Adams einfach nicht „umerziehen“ so wie ihre Mutter immer meinte. Sie standen gerade in ihrem kleinen Zimmer im Hause der Adams um zusammen den Koffer für diese lange Reise zu packen und wie immer packte ihr Vater viel zu viel ein. „Ob wir nicht noch einen Pulli reintuen sollten, dort kann es ja auch mal richtig kalt werden, meinst du nicht auch?“ Kira schüttelte nur den Kopf und lächelte. „Dad glaubst du das fünf Pullover und eine Winterjacke nicht reichen? Ich geh ja nicht in die Antarktis oder so. Ich bin doch nur ein Jahr lang weg und soweit ich weiß haben die da, wie jeder normale Mensch auch, Waschmaschinen also muss ich nicht für jeden einzelnen Tag T-Shirts und Hosen einpacken.“ „Ich mach mir ja nur sorgen das dir dann dort was fehlt und …“ Ein Blick und er war still. Das konnte nur ihre Mutter vollbringen dachte Kira und drehte sich in die Richtung in die ihr Vater entschuldigend und …ja man könnte sagen leicht ängstlich blickte. Die kleine mollige aber wunderschöne Sunako Adams stand mit verschränkten Armen und einem böse blitzenden Blick in der Tür. „Würdest du wohl endlich deine Tochter ihren Koffer packen lassen. Alleine! Und mach nicht immer so einen Aufstand wenn sie mal verreist. Herr Gott noch mal sie ist schon achtzehn Jahre alt und kein Kleinkind mehr“, „Aber sie…“ „Kein aber und kein wenn. Du mein lieber bewegst jetzt dein sexy Hintern in die Küche und machst das Abendessen fertig und ich helfe Kira das Chaos was du angerichtet hast zu beseitigen. Also los! Avanti!“. Kira`s Mutter trat ins Zimmer und kniete sich vor den schon fast berstend vollen Koffer, der auf dem Bett lag, hin. Sie hatte schon angefangen Ihn auszuräumen als sie innehielt und sich zu ihrem, noch immer im Türrahmen stehenden, Mann umdrehte. Er grinste seine geliebte Frau breit und frech an. „Ich hab also einen sexy Hintern?“ Sunako drehte sich wieder zum Koffer um und packte grinsend weiter aus. „Glaubst du ich hätte dich sonst geheiratet? Bei all deinen Macken musste es ja was Positives geben, oder? Und jetzt beweg dich sonst such ich mir einen anderen sexy Hintern“. Kira schaute ihrem Vater nach, der mit angeschlagenem Ego uns hängenden Schultern in Richtung Küche ging. Sie lachte auf und schüttelte den Kopf „Dad hast du´s mal wieder gegeben, was Mom?“. „Tja einer muss ja hier der Herr im Haus sein und außerdem macht es einfach viel zu viel Spaß ihn zu ärgern.“ „Ja, da hast du recht“. Beide lachten und genossen die Zeit miteinander die sie brauchten um den Berg Klamotten wieder rauszuräumen und den Koffer noch mal ordentlich zu packen. Als sie damit fertig waren ging ihre Mutter in die Küche um ihrem Vater zu helfen. Dadurch hatte Kira nun etwas Zeit zum nachdenken bekommen, die sie auch dringend brauchte. Sie war zwar schon oft im Urlaub gewesen, auch öfters ohne Eltern, dann aber auch nur für allerhöchstens Zwei Wochen. Und ab Morgen würde sie ein ganzes Jahr lang in einem anderen Land und von der Familie getrennt leben. Das ist schon Hart! gestand sich Kira ein und sie bekam ein bisschen Angst vor dieser langen Trennungszeit. Doch diese angst hebte sich schnell wieder auf denn sie dachte auch daran was sie in Japan, ihrer neuen Heimat für ein Jahr, alles erleben würde. Sie hatte sich das Geburtsland ihrer Mutter ganz bewusst ausgesucht um endlich die Kultur dieses Landes etwas näher kennen zu lernen. Obwohl sie Halbjapanerin ist, hatte sie sich noch nie zuvor ausführlich mit diesem Abschnitt ihres Lebens beschäftigt gehabt. Eigentlich interessierte sie sich nicht so für die Sitten und Bräuche Japans, da kam sie ganz nach ihrem Vater. Riley Adams war auch nicht so für die historischen Hintergründe seiner Urlaubsziele zu begeistern, bei ihm ist die Devise eher: Hauptsache Urlaub! Und nicht nur in diesen Dingen, auch im Aussehen stammte sie eher von ihrem Vater ab. Kira stellte sich vor ihren großen Wandspiegel neben der Tür und musterte sich von oben bis unten. Sie sah ihrem Vater wirklich ähnlicher als ihrer Mutter. Die langen blonden Haare, die katzenhaften leicht schrägen kristallblauen Augen, der schlanke Körperbau und sogar die kleine Stupfnase die ihr hübsches Gesicht zierte. Doch von ihrem freundlichen offenen Wesen her und dem fröhlich ansteckenden Lachen kam sie ohne Zweifel nach ihrer Mutter. Sie war im Großen und Ganzen eine perfekte Mischung ihrer Eltern, und so gefiel sie sich auch. Kira grinste sich breit an und gab ihrem Spiegelbild das ok-Zeichen mit der rechten Hand. Diese Geste machte sie oft wenn sie was bedrückte und danach fühlte sie sich immer besser. Auch dieses Mal. Sie verstaute noch die Gastgeschenke im Koffer und machte einen letzten Chek bevor sie zum essen in die Küche ging. Als sie in die Küche kam war alles stockfinster und sie fragte sich ob ihre Eltern wieder mal irgendwas Ausgeheckt hatten, was so ihre Eigenart war, und sie es nur nicht bemerkt hatte. Sie ging noch ein paar schritte in den dunklen, nach leckerem essen duftendem Raum als plötzlich das Licht anging. Kira standen kleine Freudentränen in den Augen als sie das Was da auf sie wartete erblickte. Ihre Eltern standen mit einer „Gute Reise!“ –Torte, die aus leckerer Nougatschokolade gemacht war, und umringt von Kira`s Freunden da und jubelten. Der Anblick war einfach zu schön um die Übermäßige Freude zurück zu halten die sie befiehl. Sie lief mit breitem Grinsen auf ihre Freunde zu, umarmte einen nach dem anderen und küsste ihre Eltern auf die Wangen. Sie war kurz davor loszuheulen deshalb sagte sie schnell etwas um sich einerseits abzulenken und andererseits um den andern zu danken. „Ich danke euch dass ihr alle da seid um mit mir Abschied zu feiern und ich würde euch auch sicher alle sehr vermissen, aber nur wenn ich jetzt sofort etwas von dieser umwerfenden Torte bekomme. Also los haun wir rein, deswegen seid ihr doch alle wirklich hier, wegen kostenlosem essen!“ Alle lachten und suchten sich Plätze um das Essen zu genießen und ausgiebig zu feiern. Alle hatten Spaß und redeten wild durch einander, und Kira fühlte sich so geborgen so dass sie keine Angst mehr vor dem morgigen Abreisetag verspürte. Sie genoss den Abend in vollen Zügen und war traurig ihn nach ein paar stunden beenden zu müssen, aber sie musste je am nächsten Morgen sehr früh raus. Alle verabschiedeten sich und obwohl sie sich vorgenommen hatte nicht zu weinen liefen ihr nun doch Tränen des Abschieds die Wangen hinunter. Der letzte Abend in ihrem geliebten zu Hause ging zu Ende und ab Morgen würde sich vieles ändern. Ein neuer Lebensabschnitt würde beginnen, sie wird bald neue Erfahrungen sammeln und vielleicht auch neue Freunde finden. Hoffentlich werde ich freundlich aufgenommen! dachte Kira noch bevor sie ins Reich der Träume glitt und sich nun doch den morgigen tag voller Vorfreude herbeisehnte.


Japan. Haus der Briscar Familie.
„Ich hoffe es ist alles vorbereitet für den morgigen Tag?“ Gerar´ das Oberhaupt der Familie Briscar stand in seinem großen geräumigen Büro und gab Anweisungen an seinen Berater weiter. „Ja Sir, alle Vorbereitungen soweit abgeschlossen. Dass Zimmer für Miss Adams ist fertig, alle haben genaue Anweisungen erhalten wie sie sich verhalten sollen und was sie preisgeben dürfen. Somit wären sämtliche Vorbereitungen die sie mir aufgetragen haben abgeschlossen.“ Gerar´ nickte. „Gut. Nun lassen sie meine Kinder zu mir kommen und die Leute von der Nachtschicht.“ Der Diener Verbeugte sich und verließ den Raum, kurz darauf traten zusammen mit der Nachtschicht die restlichen Mitglieder der Familie ein. Er schaute einen nach dem anderen an um sich zu versichern dass er auch von jedem die volle Aufmerksamkeit bekam, erst dann begann er zu sprechen. „Jeder von euch weiß das sich unsere kleine Amy hier“ er bedachte das einzige Mädchen im Raum mit einem kurzem Blick „schon lange etwas wünscht. Und das es nun morgen so weit ist das dieser besondere Wunsch in Erfüllung geht. Ich hoffe euch ist allen klar das dass Mädchen das zu uns kommen wird nichts von unserem Geheimnis erfahren darf. Deshalb erwarte ich von euch äußerste Vorsicht und das ihr euch benehmt. Das Mädchen ist ausschließlich Amy zugewiesen, niemandem sonst. Ausschweifungen werden hoch bestraft! Verstanden? Sonst noch irgendwelche fragen?“ Alle hatten verstanden. Keiner widersprach. Man sah nur eine kleine zierliche Hand die sich meldete. „Ja Amy, was für eine Frage hast du?“ „Was passiert wenn sie unser Geheimnis herausfindet?“ Die Augen des Oberhauptes verdunkelten sich gefährlich und er lies ein grauenhaftes lachen hören bei dem man seine Übergroßen und langen Fangzähne sehen konnte, die als Erkennungszeichnen seiner dunklen Gattung galten. „Falls das Mädchen es tatsächlich heraus finden sollte... so oder so…, wird sie den nächsten Sonnenaufgang nicht erleben!“


Die Stunden vergingen wie im Flug. Kira wachte in dem Moment auf als der nervige Wecker anfing zu klingeln. Sie setzte sich auf und fuhr sich mit den Händen über Haare und Gesicht. Von draußen hörte man leises murmeln und das klirren von Geschirr, das eindeutige Zeichen das ihre Eltern schon wach waren. Kira schaute sich in ihrem, von der Nacht noch dunklen Zimmer um und nahm die Vertraute Umgebung in sich auf. Die Gerüche der Nacht, das zwitschern der Vögel im nahen Wald und das leise Gemurmel ihrer Eltern. Das alles würde sie so sehr vermissen! „ Los keine Müdigkeit vortäuschen. In Erinnerungen kannst du später noch schwelgen. Ab! Steh auf und zieh dich an!“ sagte Kira mit laut-fröhlich klingender Stimme zu sich selbst und sprang mit einem Satz aus dem warmen Bett. Sie sammelte ihre Sachen zusammen die sie am Abend vorher bereit gelegt hatte, und ging ins Bad um sich Frisch zu machen und den schlaf aus den Augen zu bekommen. Nicht mal eine halbe stunde später saß sie mit ihren Eltern am Tisch und nahm sich Kaffee und ein riesiges Stück ihrer Abschiedstorte als Frühstück vor. Das war schon immer ihr Essensritual, vor jeder großen Reise. Zum Frühstück schönen starken Kaffee und ein großes Stück Kuchen. Anders sollte es auch nicht sein! Wenn es nach Kira ginge. Einmal war sie so aufgeregt vor einer Reise dass sie einen ganzen Kuchen alleine verdrückt hatte, dem entsprechend schlecht war ihr dann auch im Reisebus gewesen. Keine schöne Erinnerung! Heute nahm sie sich nur ein Stück vor, weil sie eine ganze Weile oben in der Luft sein würde. Und sie wollte ja nicht den ganzen Flug über auf der Boardtoilette verbringen. Das Frühstück ist im Grunde sehr ruhig verlaufen, es wurden nur wenige Worte gewechselt, keiner wollte den letzten Moment den sie zusammen verbringen konnten zerstören. Die Zeit verging wieder einmal viel zu schnell, so kam es Kira zumindest vor. Kaum hatten sie aufgegessen musste sie auch schon ihre Sachen holen und sich Jacke und Schuhe anziehen. Noch ehe sie sich´s versah saß sie bereits auf einem Stuhl im Flughafen und wartete darauf dass ihr Flug aufgerufen wurde. Ihre Eltern saßen jeweils rechts und links von ihr, und hielten ihre Hände. Kira war ganz in Gedanken vertieft, als sie die sanfte Stimme ihrer Mutter wahrnahm. „Und du rufst auch ganz bestimmt an wen du angekommen bist? Und warte bis du abgeholt wirst, mach nichts auf eigene Faust, ok?“ Kira wollte schon antworten als sich ihr Vater unvermittelt einmischte. „ Ach ich darf mir keine Sorgen machen, aber du oder wie?“ Sunako Adams antwortete mit einem Grinsen im Gesicht „Ja mein lieber, stimmt genau. Das ist nun mal das Privileg einer Mutter! Ich habe sie schließlich zur Welt gebracht und nicht du. Also meckere nicht rum!“
Riley Adams saß wie verdutzt da. Er hob die Hand und öffnete den Mund um etwas zu erwidern, aber er lies es dann doch sein. Seine Hand fiel runter und er saß da wie ein ausgesetztes Hündchen am Straßenrand. „Och Schatz, jetzt fehlen nur noch die Hundeohren und das Hundeschwänzchen dann bist du komplett und wir können dich im Tierheim abgeben.“ Mutter und Tochter wechselten einen belustigten Blick und fielen in schallendes Gelächter aus. Jetzt gab es auch für Kira`s Vater kein halten mehr und er stimmte fröhlich mit ein. Während sie sich den Bauch vor lauter lachen hielt brachte Kira stockend ein paar Worte heraus „Dad…haha du bist einfach… unbezahlbar!“ Sie beugte sich zu ihrem Vater rüber und umarmte ihn innig. Die freudige Stimmung wurde unterbrochen als gerade Kira`s Flugnummer durch die Lautsprecher ausgerufen wurde. Nun ist es soweit! Dachte sie und stand zusammen mit ihren Eltern auf um zum angewiesenen Gate zu laufen. Je näher sie dem Gate kamen desto fester schlossen sich die Hände ihrer Eltern um ihre. Kira empfand diese Geste nicht als aufdringlich oder gar nervig, nein Ganz im Gegenteil es rührte sie das ihre Eltern sie so sehr liebten. Alle drei blieben langsam stehen denn sie waren am Ziel angelangt. Ab hier trennten sich ihre Wege nun für ein ganzes Jahr. Um die aufsteigende Beklemmung in ihrem Herzen zu überspielen versuchte Kira ihre Eltern aufzumuntern „Hey Leute zieht nicht solche Gesichter, ich bin doch nur ein Jahr weg und nicht für immer und ewig. Außerdem wozu gibt es denn das Internet? Ich bin ja nicht ganz aus der Welt.“ Ihr Vater lächelte leicht „Naja Ich weiß wie man damit umgehen muss, aber deine Mutter ist glaube ich ein hoffnungsloser Fall.“ Kira lachte „Oh ja ich glaub auch. Mein letzter Computer kann davon ein Lied singen.“ Sunako lächelte ihre Tochter an „Tja ich hab einfach nicht verstanden was er von mir wollte. Aber ich lerne das noch da kannst du dir sicher sein, dein Vater wird mir das schon noch beibringen, dass mit dem Wool worth wep!“ „World Wide Wep, Schatz. “ Kira`s Mutter machte eine flüchtige Handbewegung „Wie auch immer“. “Also gut ich muss jetzt los mein Flug geht gleich.“ Kira nahm ihr Handgepäck was ihr Vater getragen hatte entgegen und umarmte ihre Eltern so fest als wollte sie sie nie wieder loslassen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen denn sie wusste dass sie jetzt gehen musste, sie hatte sich ja dafür entschieden. Sie löste sich aus der Umarmung, nahm ihr Gepäck und ging Richtung Schalter um ihr Ticket vorzuzeigen. Als die Dame am Schalter ihr das ok gab drehte sie sich ein letztes Mal zu ihren Eltern um und winkte ihnen. Dann ging sie gewappnet durch die Schleuse zum Flugzeug. Im Flugzeug angekommen suchte sie ihren Platz. Es war ein Sitz am Fenster neben einer etwas korpulenteren Frau die aussah wie aus einem Werbespott für Donuts. Kira verstaute ihr Handgepäck und quetschte sich an der Dame vorbei. Als sie endlich auf ihrem Platz saß und das Flugzeug zu starten begann schaute sie noch einmal aus dem kleinen Boardfenster auf ihr altes leben zurück. Auf wiedersehen! sagte sie in Gedanken. Dann richtete sie ihren Kopf wieder nach vorne und blickte voller Hoffnungen und Erwartungen ihrem neuen Leben entgegen.


Kapitel 2

Die bisher so ruhige Nacht wurde durch ein schrilles klingeln unterbrochen. Mrs.Torr wusste, kaum das sie die Tür geöffnet hatte, wer diesen Lärm verursachte. Sie zerrte ihre dicke Baumwolldecke weg, legte sich ihren Morgenmantel um und ging schweren Schrittes zur Tür. Wie schon erwartet stand die junge sharyl, das private Dienstmädchen der kleinen Amy, vor ihrer Tür. „Entschuldigung. Mrs.Torr Es tut mir so leid das ich sie wieder einmal belästigen muss aber Miss Amy lässt einfach nicht von der ihrer Idee ab das sie mit zum Flughafen fahren will. Ich hab schon versucht sie zur Vernunft zu bringen aber sie macht so ein Geschrei das ich nicht mehr weiß was ich sagen oder tun soll!“ Die ältere Frau lächelte leicht und seufzte. „Ja, Ja. Ich habe schon irgendwie geahnt das sie sich von dieser Idee nicht abbringen lassen würde. Du weist ja wahrscheinlich selbst wie sie ist wenn sie etwas nicht bekommt. Warte kurz! Ich hole nur meine Schuhe.“ Mrs.Torr ging zurück zu ihrem Bett, was so verführerisch aussah das sie am liebsten die Tür zugeschlagen und einfach alle Störungen ignoriert hätte. Dieser Gedanke war so verlockend! Doch sie besann sich und ließ nur erneut einen tiefen Seufzer hören, während sie sich die Schuhe überstreifte. Sie ging zur immer noch wartenden Sharyl zurück, diese verbeugte sich in diesem Moment so tief das man denken konnte sie wolle ihre Füße küssen. „ Danke ich danke ihnen so sehr. Ich wollte sie eigentlich nicht stören aber ich habe es trotzdem getan. Es tut mir so leid dass ich sie geweckt habe. Wirklich es tut mir unendlich Leid. Entschuldigung!“ „Ja, Ja ist ja gut!“ Aufatmend richtete sich Sharyl wieder auf. „ So oft wie du dich jetzt entschuldigt hast hätten wir schon zehn Mal oben sein können. Und außerdem hätte ich sowieso in eine paar stunden aufstehen müssen. Also mach dir nicht so viele Gedanken darüber, Herzchen.“ Sharyl lächelte die ältere Frau voller wärme an während diese schon auf dem weg zur Treppe war. „So und jetz los, beweg dich! Wenn wir zu lange trödeln hält Amy das ganze haus noch stunden auf trab mit ihrem Geschrei!“ rief Mrs.Torr Sharyl noch zu bevor sie um die nächste ecke bog.


Unterdessen saß Gerar´, in seinem Terrakotta farbenen, Marmor verzierten Bad und lies sich rasieren. „ Wie würden sie es gerne haben, Sir?“ Einen kurzen Moment überlegte Gerar´ und drehte sein Gesicht im Spiegel. „ Nicht zu kurz an den Seiten, ansonsten kann alles weg.“ Jo, der Berater und persönliche Buttler des Oberhauptes machte sich ans Werk. Er hatte gerade mal zwei Züge mit der Rasierklinge geschafft als ein klirren die bisherige Stille durchbrach. Dabei hatte sich Jo so erschrocken dass er seinem Herren einen Schnitt verpasst hatte. „Oh Sir, das tut mir aber Leid!“ Ohne Hektik nahm er ein Handtuch aus dem Regal und drückte es an Gerar´s verletzten Hals. „Ach, so schnell werde ich wohl kaum verbluten. Außerdem habe ich vorhin erst eine Mahlzeit zu mir genommen.“ Gerar´ drückte sich das Handtuch weiter an den Hals während Jo seine Tätigkeit wieder aufnahm. „Anscheinend ist Miss Amy nicht damit einverstanden, zu Hause auf den Gast zu warten!“ Gerar´ seufzte. „Wie mir scheint schon, doch sie sollte ja nicht immer ihren kleinen Kopf durchsetzten dürfen. Sie wird eindeutig zu sehr verwöhnt! Besonders von dir Jonathan.“ Jo tat so als hätte er den letzten Satz überhört und flüchtete sich in ein anderes Thema. „Was sagen eigentlich die jungen Herren zu ihrer Entscheidung bezüglich Miss Amy´s Wunsch?“ „Anfangs waren sie alle nicht so begeistert. Heath und Kai haben sich mit dem Gedanken, dass ein Jahr lang ein Mensch auf engstem Raum mit uns hier Leben wird, angefreundet. Bei Nick bin ich mir nicht sicher! Er gibt sich immer so verschlossen. Aber ich denke Amy zu Liebe wird er es akzeptieren.“ Gerade in diesem Moment hörte man wieder Schreie und stampfende Schritte auf dem Flur. Gerar´ lachte. „Wenn man vom Teufel spricht!“ Jo lächelte verhalten „Was gedenken sie zu tun? Sie wird keine Ruhe geben, jedenfalls so lange nicht bis sie mitfahren darf.“ Gerar´ nickte und verschränkte die Hände ineinander. „Wir werden sehen!“


„Miss Amy, würden sie sich bitte beruhigen und in ihr Zimmer zurück kehren?“ Die Angestellten der Nachtschicht versuchten Amy zurück in ihr Zimmer zu bringen. Vergeblich! Sie sträubte sich so sehr das man Gewalt hätte anwenden müssen um sie zurück in ihr Zimmer zu bekommen. „Ich geh hier nicht eher weg bis sich mein gnädiger Onkel hierher bemüht hat! Geht ihn holen sofort!“ Einer der Angestellten seufzte schwer. Seit zehn Minuten gab sie immer nur diese eine Antwort. Die zwei Bediensteten waren soeben am verzweifeln als Mrs.Torr zusammen mit Sharyl aus dem Flureingang kam. Diese Schüttelte nur ihren Kopf. „Amy, Amy. Immer das gleiche mit dir. Musst du denn die beiden da mit deinem Geschrei quälen? Dein Onkel wird bestimmt auch nicht gerade darüber erfreut sein.“ Als Amy zu Mrs.Torr herum fuhr veränderte sich ihr Gesichtausdruck vollkommen. Jetzt war ihr sonst so zartes und hübsches Gesicht nicht mehr mit Wut und Zorn erfüllt, sondern das eines quengelnden Kindes. „ Es ist mir egal ob er da drinnen Jubeltänze oder sonst was aufführt. Mir ist auch egal das Jo ihn so verehrt, aber mir ist nicht egal das er mir ständig vorschreibt was ich tun darf und was nicht. Besonders nicht wenn er mir verbieten will das ich sie abhole!“ Amy stampfte mit dem Fuß auf und verschränkte trotzig die Arme vor ihrer kleinen Brust und funkelte zornig Mrs.Torr an. „Ok, Ok,…“ sagte diese keuchend als sie bei der dreier Gruppe ankam. „Wir werden uns gleich noch ausführlicher über dieses Thema unterhalten, aber erst einmal möchte ich diese zwei Armen Geschöpfe von ihrer Pflicht erlösen. Ihr könnt jetzt gehen!“ Die Angestellten verneigten sich und gingen sichtlich erleichtert und schnellen Schrittes den Flur entlang zur Treppe. Mrs.Torr lächelte leicht. Sie wusste nur zu gut das es manchmal richtig anstrengend sein konnte für Amy verantwortlich zu sein. Früher als sie noch neu als Hausdame hier angefangen hatte war Amy auch schon so gewesen. Doch sie hatte sich mit der Zeit daran gewöhnt, und mit jedem Jahr das verging lernte sie Amy mehr und mehr kennen und lieben. Und heute ist sie wie eine eigene Tochter für sie. Mrs.Torr riss sich aus den Erinnerungen der vergangenen Jahre und wand sich wieder Amy zu. „Also gut, wir gehen jetzt erstmal in dein Zimmer zurück und dann kannst du mir mal erklären was dir an dem Befehl deines Onkels nicht gefällt!“ Sie legte Amy einen Arm um die Schulter und führte sie in ihr Zimmer zurück. Dort war Sharyl schon eifrig am Werk die zerbrochenen Scherben aufzusammeln. Mrs.Torr setzte sich mit Amy aufs Bett und tätschelte ihre Hand „So und jetzt erzähl mir wo dir der Schuh drückt.“ Amy begann mit erhitztem Ton zu erzählen. „Es ist so! Er hat ja gesagt ich bekomme diesen Wunsch erfüllt das sie hier her kommen darf. Und dafür bin ich ihm, auch wenn ich es nicht wirklich zugeben will, dankbar. Aber für mich beinhaltet dieser Wunsch auch sie vom Flughafen abzuholen, sie zu empfangen wenn sie den ersten schritt in dieses Fremde Land tut. Und er versteht das einfach nicht!“ Da die Wut in ihr wieder aufstieg sprang sie auf um im Zimmer hin und her zu laufen. „Ich möchte endlich eine Freundin haben. Eine richtige! Nicht irgendeine Bedienstete die mir etwas vorheuchelt weil mein hochgeschätzter Onkel es ihr so aufgetragen hat, sonder eine die gerne bei mir ist und zwar von sich aus. Ich möchte mit ihr Lachen, verschiedene Dinge erleben, ihr Japan zeigen und vieles anderes mehr. Und das schlimme ist das sie nur ein Jahr lang hier ist und da möchte ich jede einzelne Minute mit ihr verbringen. Und das versteht er einfach nicht! Keiner versteht das, oder tust du es?“ Amy setzte sich wieder zu Mrs.Torr und sah sie bittend an. „Du weist doch am besten von allen anderen das ich mir das so sehr wünsche. Ich meine ich habe ja Gott sei Dank dich, Sharyl und meine Brüder aber trotzdem fehlt mir etwas hier. Wenigstens ein mal in meinem verdammt langen leben möchte ich eine Freundin haben, eine Schwester mit der ich mich verbunden fühlen kann. Auch wenn es nur für ein kurzes Jahr ist.“ Mrs.Torr blickte sie liebevoll an. „Nun gut ich versuche noch mal mit deinem Onkel über dieses Thema zu reden aber versprechen kann ich nichts. Aber auch wenn ich mit ihm rede wäre es mir lieber du würdest von deinem vorhaben absehen und hier bleiben.“ Amy schaute sie verdutzt an. „Warum das denn?“ „Naja ich möchte dem Mädchen nicht erklären müssen das du plötzlich vor ihr in Flammen aufgehst! Bedenke doch es ist nachher mitten am Tag!“ Amy lachte „Ich könnte ja sagen ich hätte eine Art Sonnenallergie.“ Sie grinste Mrs.Torr breit an die selbst ebenfalls grinste. „Ob sie das glaubt? Wohl eher nicht! Haha….also gut, da du uns jetzt so lange aufgehalten hast das kaum noch zeit bleibt wirst du mir jetzt helfen! Einverstanden? Du suchst dir schon mal was Schickes zum anziehen raus um deinen Gast gebührend zu empfangen und ich werde hier mit sharyl weiter aufräumen und dann mit deinem Onkel reden. Na los hopp!“ Amy tänzelte zu ihrem riesigen Begebaren Kleiderschrank, der so groß wie eine Einzimmerwohnung war, um sich etwas zum anziehen rauszusuchen. Mrs.Torr schüttelte abermals den Kopf „Na das wird auf alle fälle ein aufregendes Jahr werden. Gnade Gott dem Mädchen das sie das hier heil überlebt!“


Kapitel 3

Einige Stunden später. Airport Tokyo.
Kira streckte ihre Glieder, die vom langen Flug ganz Steif waren, als sie am Gepäckschalter ankam. Müde suchte sie unter den vielen unzähligen Koffern nach ihrem eigenen. Kira stöhnte. Sie hoffte nur das ihr Koffer bald auftauchen würde, denn sie hielt es hier nicht mehr länger aus. Das ganze Getummel und die Hektik setzten ihr sehr zu. Sie fühlte sich als würde in wenigen Sekunden ihr Kopf zerspringen. Kira war zwar schon oft auf überfüllten Flughäfen gewesen, aber hier kam sie sich vor wie eine Sardine in der Dose. Da wünschte sie sich doch gleich wieder in den Flieger zurück. Dort war es obwohl der Flieger vollbesetzt war wenigstens Kühler und dort gab es auch frische, unverbrauchte Luft. Nicht so hier! Hier hatte sie das Gefühl zu ersticken. Gerade als sie dachte sie würde hier nie mehr rauskommen tauchte ihr Koffer auf dem Gepäckband auf. Sie atmete erleichtert auf und schnappte sich ihren Koffer. Anschließend drängte sie sich erfolgreich durch die Menschenmassen zur Eingangshalle durch. Dort angekommen ließ sie den Koffer und das Handgepäck auf eine dort stehende Bank fallen und sah sich atemlos um. Überall, wo hin sie auch sah waren Menschen. Es gab keinen einzigen leeren fleck! „Wo kommen die nur alle her?“ murmelte Kira. Sie stand mit offenstehendem Mund da und starrte diese Massen an. Wenn hier schon so viele Leute waren wie sollte das dann erst außerhalb des Flughafens aussehen? Einige Zeit stand sie noch da und beobachtete die an ihr vorbeiziehenden Menschen. Langsam beruhigte sie sich und ließ ihren Blick nun konzentrierte und zielgerichteter über die Halle schweifen. „So jetzt beruhigen wir uns wieder und versuchen mal herauszufinden ob schon jemand da ist der mich abholt!“ sagte sie zu sich selbst. Aber das war leichter gesagt als getan. Da waren Unmengen von Schildern! Große, kleine, bunte, weiße…und alle mit unendlich vielen Namen darauf. Bei aller Liebe, da steh ich ja morgen früh noch hier und such mich tot! dachte Kira bei sich, und suchte verzweifelt in der Menge ihren Namen. Doch es sollte einfacher werden als Gedacht. Denn in dem Moment wo ihr Blick die Eingangstür streifte trat ein großer gutaussehender Mann ein der sich aus der allgemeinen Masse abhob. Er hatte lange silberne, glänzende Haare. Eine sehr ungewöhnliche Haarfarbe, und die länge ist auch ziemlich untypisch für einen Mann dachte sie bei sich. Sein Gesicht hatte ebenmäßige Züge und schien Makellos zu sein. Die Augen konnte Kira leider nicht sehen da sie unter einer modernen Sonnenbrille verdeckt wurden. Sie musterte ihn weiter als er sich an den wartenden Menschen vorbei drängte. Auch sonst war er sehr modisch und modern gekleidet. Angefangen bei den teuren italienischen Schuhen bis hin zu dem schicken Anzug der ihn vorteilhaft kleidete. Wow! Meine Mutter würde jetzt heftig sabbern wenn sie hier wäre dachte Kira amüsiert. Er zog ihre ganze Aufmerksamkeit auf sich. So geschmeidig wie er sich bewegte war er eine Augenweide. Das Problem war nur das er sich direkt auf sie zu bewegte. Sie sah sich nach rechts und links um ob noch jemand hinter ihr stand, doch da war niemand! Er kam jetzt immer näher und näher bis er kurz vor ihr stehen blieb. Langsam mussterte er sie, dann nahm er die Sonnenbrille ab und es kamen zwei giftgrüne Augen zum Vorschein die sich in Kira`s leicht hilflosen Blick bohrten. Sie öffnete den Mund um etwas zu sagen doch keine einzige Silbe kam über ihre Lippen. Um seinen Mund zuckte es kurz, und dann fing er an mit charmantem Ton und einwandfreiem Deutsch zu sprechen. „Miss Adams? Kira Adams?“ Kira nickte leicht und schaute ihn immer noch unverwandt an. Jetzt lächelte er. Ein höfliches lächeln, und streckte ihr seine rechte Hand entgegen. Sie nahm sie und schüttelte diese. „Hallo, mein Name ist Jonathan Ford, aber sie können mich auch Jo nennen. Ich bin der persönliche Diener der Familie Briscar, Ihrer Gastfamilie für dieses Jahr. Mir wurde aufgetragen sie sicher und wohlbehalten an ihr ziel zu bringen. Sind das ihre Koffer?“ Er deutete auf ihre Koffer und nahm schon das Handgepäck von der Bank als sie endlich ein paar Worte rausbekam. „Ähm.. ich danke ihnen. Aber das kann ich auch selbst nehmen!“ sagte sie und versuchte nach ihrem Gepäck zu greifen. Doch mit einer galanten Bewegung entwand er ihr den Gurt der Tasche den sie schon ergattert hatte. „Nein, Nein. Das gehört zum Service. Und jetzt kommen sie, wir bahnen uns einen weg hier raus. Draußen wartet ein Wagen auf uns.“ Kaum das er das gesagt hatte drehte er sich um und bedeutete ihr ihm zu folgen. Sie trottete ihm hinterher durch die große Halle. Und tatsächlich! Wenige Augenblicke später hatten sie es bis nach draußen geschafft und beluden bereits den wartenden Wagen mit ihren Koffern. Kira staunte nicht schlecht. Es war eine kleine Limousine! Wow! In so etwas saß sie bisher noch nie! „ Miss Adams?“ Jo hielt ihr die Wagentür auf und half ihr beim einsteigen. Er selbst nahm vorne auf dem Beifahrersitz platz. Dann drehte er sich noch einmal zu ihr um. „Wir werden zirka eine stunde brauchen bis wir am Anwesen der Familie Briscar angekommen sind. Wenn sie durst haben sind verschiedene Getränke hier im diesem kleinen Kühlschrank zu finden.“ Er deutete auf ein schwarzes kleines Quadrat unmittelbar vor ihr. “Haben sie sonst noch irgendwelche Fragen?“ Kira dachte nach konnte aber in ihrem Kopf nur durcheinander finden. Deshalb schüttelte sie den Kopf. „Nein bisher nicht, aber danke.“ Jo nickte knapp und drehte sich wieder nach vorne. Sie fuhren los. Kira machte es sich in den weichen Ledersitzen gemütlich und schaute aus dem verdunkelten Autofenster. Langsam fuhren sie an den anderen Autos vorbei und auf die weiterführende Autobahn. Jetzt geht’s los! Dachte sie entspannt und freute sich, in weniger als einer stunde vor ihrer Gastfamilie zu stehen. Jetzt geht’s wirklich Los!


„Sie ist daha! Sie ist daha! Ich muss nur noch ein paar Minuten warten und dann ist sie schon hier!“ Amy tänzelte voller Aufregung durch den geräumigen Salon, in dem alle Familienmitglieder versammelt waren. „Oh mein Gott sie ist endlich da! Was soll ich bloß zu ihr sagen?“ Sie blieb abrupt stehen und fasste sich erschüttert mit beiden Händen an den Kopf. „Bleib mal ganz ruhig! Du wirst schon nichts falsches oder dummes sagen. Das kannst du bei deinem Wortschatz auch gar nicht, und wenn doch dann machst du es mit deinem Charme wieder wett.“ Amy grinste und drehte sich zu ihrem Bruder Nick um. „Ach Nick, deswegen bist du mein Lieblingsbruder. Du sagst mir immer so süße, liebe Sachen!“ „Ach und was ist mit mir und Heath?“ warf Kai, der jüngste der drei Brüder, ein. „Wir verzichten heute extra auf unseren Schlaf nur um deine kleine Menschenfreundin zu begrüßen. Also würde ich um ein Minimum an Dankbarkeit von dir bitten.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust und tat so als würde er schmollen. Heath der hinten in einer Ecke seine Zeitung las, verdrehte nur die Augen. Dieses Spiel kannte er nur zu gut! Amy rannte zu Kai und umarmte ihn innig. „Och natürlich bin ich euch dankbar! Euch allen! Sogar meinem liebenswerten Onkel der sich nicht mal für eine kleine Begrüßung hier runter bemühen kann.“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihren jüngsten Bruder auf die Wange. Dieser lachte und tätschelte ihr den Kopf. „Na da bin ich aber Froh! Ich meine, sonst kriegt Nick der alte Schleimer ja immer deine ganze Aufmerksamkeit, meine Schöne.“ „Hey wer ist jetzt hier der Schleimer?“ erwiderte Nick lachend. Amy und Kai vielen spontan in sein Lachen mit ein. Diese ansteckende Wirkung hatte sein Lachen immer, wenn er es denn mal tat. Die heitere Stimmung wurde durch ein leises Klopfen, an der Tür unterbrochen. Amy wirbelte herum und starrte gebannt auf die Tür. Sharyl trat ein, verbeugte sich und überbrachte die längst erwartete Nachricht. „Miss Adams ist so eben im Hof eingetroffen. Sie wird in wenigen Minuten hier sein!“ Sie war so aufgeregt das sie am liebsten direkt in den Hof gerannt und Kira Adams in die Arme geschlossen hätte. Ihre neue Freundin! Ihre Schwester! Aber anstatt Hals über Kopf rauszustürmen, beruhigte sie sich wieder setzte sich auf das Sofa im Salon und überlegte wie sie Kira wohl am besten begrüßen konnte.


Das Auto hielt auf einem gepflasterten Hof der von kleinen Bäumen, und Blumen aller Art umsäumt wurde. Gerade als Kira ihre Tür öffnen wollte stand Jo schon bereit und hielt sie ihr auf. Sie kam sich dabei vor wie eine Prinzessin! Diese voreilig gebildete Meinung änderte sich jedoch Schlagartig als sie die riesige im viktorianischen Stil gebaute Villa sah. Nein nicht wie eine Prinzessin sondern wie eine Königin! So etwas gewaltiges hatte sie bisher nur in Zeitschriften oder dem Fernsehen gesehen. Aber nun stand sie höchstpersönlich vor diesem….Schloss! Sogar so nah, dass sie die kleinen Verzierungen in den hellen Wänden sehen konnte, die aussahen wie kleine Weinreben. Kira konnte es nicht fassen, sie dürfte von heute an ein Jahr lang in diesem wundervollen Palast leben. Sie ließ den Blick weiter über die Fassade zu der großen Flügeltür, die aus edlem Rosenholz zu bestehen schien, wandern. „Sind sie bereit Miss Adams?“ fragte Jo der mit ihrem Gepäck hinter ihr auftauchte. Kira schluckte schwer aber fasste sich wieder. „Ja sicher!“ antwortete sie mit fröhlicher Stimme und fügte murmelnd einen Dank hinzu. Er nickte und bedeutete ihr wieder, wie schon zuvor im Flughafen, ihr zu folgen. Sie liefen die riesig wirkende Steintreppe hinauf und blieben vor der Flügeltür stehen die von hier aus noch gewaltiger aussah. Jo drückte Kurz den kleinen Knopf neben der Tür, der wahrscheinlich die Klingel darstellen sollte. Nur wenige Sekunden später ging die schwere Tür auf. Eine kleine junge Frau stand in der Halle, die nun sichtbar wurde. Sie trug eine Dienstmädchenuniform die aussah als würde sie direkt aus dem Mittelalter stammen. Doch das Mädchen was in dieser alten Tracht steckte war das komplette Gegenteil von mittelalterlich. Sie hatte Schulterlanges braunes Haar das frech geschnitten, und dann und wann von dünnen lila Strähnchen durchzogen war. Ihr Gesicht glich dem einer Porzellanpuppe. Helle Haut, kleine braune Augen und ein leichter rosiger Teint. Im Großen und Ganzen eine hübsche junge Frau, die anscheinend ein Fabel für die Farbe lila hatte. Denn sie trug außer den lila Strähnchen in den Haaren, noch Schuhe und Ohrringe der gleichen Farbe. Verrückt! dachte Kira amüsiert. Die junge Frau lächelte sie freudig an und schüttelte überschwänglich Kira`s Hand. „Willkommen! Willkommen! Wir haben schon eine Ewigkeit auf sie gewartet. Miss Amy wollte soeben schon eigenhändig losstürmen um sie abzuholen. Aber nun sind sie ja da. Ich freu mich so das sie hier sind! Und sicher wird…“ plötzlich wie aus dem nichts veränderte sich ihr Gesichtausdruck von purer Freude auf tiefe Niedergeschlagenheit, und sie verbeugte sich vor Kira. „Ahh Miss Adams! Es tut mir so leid. Sie hatten bestimmt eine lange beschwerliche reise hinter sich und ich dummes Ding plappere einfach so wild drauf los. Das tut mir wirklich sehr Leid!“ Kira wusste nicht was sie sagen sollte also legte sie dem Dienstmädchen die Hand auf die Schulter. „Ach das ist schon ok! Es war doch eine freudige Begrüßung. Ich finde das sehr freundlich von ihnen. Ehrlich!“ Das Dienstmädchen richtete sich dankbar lächelnd wieder auf. „Also Sharyl, lassen sie uns jetzt rein oder sollen wir noch länger die frische Luft genießen?“ schaltete sich Jo ein. „Oh ja natürlich, wie gedankenlos von mir. Kommen sie! Kommen sie! Sie werden bereits erwartet.“ Sharyl machte die Tür noch ein wenig weiter auf und trat zur Seite um Kira und Jo eintreten zu lassen. Dieser stellte die Koffer ab und wand sich Kira zu. „Würden sie bitte kurz hier warten? Ich werde den jungen Herrschaften bescheid geben das sie wohl behalten eingetroffen sind. „Ja natürlich! Ich werde so lange hier warten.“ erwiderte sie schnell bevor sich Jo umdrehte und in einen benachbarten Raum ging, der aussah wie ein Esszimmer. Kira nutzte die Gelegenheit um sich etwas genauer umzusehen. Sie stand in einer großen Halle die mit hunderten von Bildern und Gemälden versehen war. Auf den meisten Bilder war ein junges Mädchen mit goldblonden Kringellocken abgebildet was immer lachte oder lächelte. Das muss Amy sein! Dachte sich Kira und ließ den Blick weiter wandern. Außer dem Esszimmer das rechts von ihr lag gab es noch einen weiteren Raum links von ihr. Leider konnte sie nicht erkennen was sich in diesem raum verbarg da er von einer weiteren Flügeltür aus Holz verschlossen war. Aus der Empfangshalle konnte man über zwei Treppen, die ebenfalls aus Marmor bestanden, in die nächste Etage gelangen. Die Halle an sich war nur dürftig eingerichtet. Außer einem kleinen runden Tisch in der mitte des Raumes, und den scheinbar teuren Teppich auf dem er stand, störte nichts die Makellosigkeit des glänzend polierten Marmorbodens. „Mein Gott da kann man sich ja drinnen Spiegeln!“ murmelte Kira als sie ihr Spiegelbild am Boden betrachtete. Der Boden war genauso wie der restliche Raum in warmen Erdtönen gehalten. Als sie gerade ihren Blick hob und sich fragte wo wohl das Dienstmädchen Sharyl mit ihrer Jacke, die sie ihr nach dem eintreten abgenommen hatte, abgeblieben war, hörte sie herannahende Stimmen und Schritte. Kira wappnete sich innerlich und wandte sich Richtung Esszimmer um, aus dem die Geräusche kamen. Das erste was sie erkennen konnte war wie Jo zum Türbogen des Esszimmers lief, dort stehen blieb und sich leicht verbeugte. Nur wenige Augenblicke später trat das Mädchen, dass auf diesen vielen Gemälden abgebildet war, in die Empfangshalle. Sie hatte die wilden goldenen Locken zu einer leichten Hochsteckfrisur gebändigt. Ihre zarte Gestalt wurde durch ein weißes Sommerkleid aus feinstem Tüll verborgen. Ihr ganzes auftreten war einfach bezaubernd, und wurde durch ihr niedliches Puppengesicht abgerundet. Dieses strahlte regelrecht vor Freude, und das machte sie nur noch perfekter. Ein Engel in Person! dachte Kira benommen. Und gerade dieser bezaubernde Engel rannte soeben mit schnellen Schritten auf sie zu und umarmte sie überschwänglich. Kira wusste nicht so recht wie sie darauf reagieren sollte also erwiderte sie die Umarmung zögernd. Der kleine Engel löste sich von ihr und liebevolle grüne Augen blickten sie strahlend an. „Entschuldige wegen der stürmischen Begrüßung aber ich konnte mich einfach nicht zurück halten.“ Kira lächelte und schüttelte leicht den Kopf. „Das ist schon ok! Ich freu mich sehr darüber das du mich so herzlich empfängst. Ich bin Kira wie du ja sicher schon weißt. Und du bist ganz sicher Amy.“ Das Mädchen nickte eifrig. „Ja ich bin Amy und ich freue mich so sehr das du jetzt endlich bei mir bist. Ich hab schon so lange auf dich gewartet. Aber jetzt komm erstmal mit, wir können uns später noch in Ruhe unterhalten. Doch jetzt möchte ich dir noch den Rest meiner Familie vorstellen!“ Amy nahm Kira`s rechte Hand und führte sie, gefolgt von Jo, durch das Esszimmer in einen benachbarten Salon, in dem ihre restliche Familie wartete. Vor dem Salon blieb Amy stehen und drückte aufmunternd Kira´s Hand. „Bist du bereit?“ fragte sie lächelnd. Kira atmete noch einmal tief ein und nickte schließlich. Sie nahm den letzten Schritt in angriff, ohne zu wissen was als nächstes passieren wird. Und plötzlich stand sie vor drei neugierigen Augenpaaren!

fortsetzung folgt^^


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Tag der Veröffentlichung: 01.09.2009

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