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Dies ist das 2. Kapitel zu meinem Buch :)

Kapitel 2

Sie



Die Überfahrt war für Lara eine Mutprobe, da sie zwar sehr gut schwimmen konnte, allerdings Panik vor tiefem Wasser hatte. Dazu kam aber auch noch, dass die Styx ja nicht nur irgendein Fluss war. Im Fluss der Unterwelt tummelten sich viele Kinder der Titanen und andere schreckliche Monster die darauf warteten, dass sich ab und zu eine der Seelen zu weit aus dem Boot neigte und sie nach ihr haschen konnten. Lara starrte auf das gleichmäßig dahinfließende Wasser und versuchte etwas Ordnung in ihre Gedanken zu bringen und ihre Angst zu besänftigen. Sie beruhigte sich mit dem Gedanken, dass bis jetzt ja alles gut gelaufen war. Nachdem Aphrodite sie beauftragt hatte an Hades eine Botschaft zu versenden, musste sie den Eingang zur Unterwelt nur finden, sich den Seelen anschließen und hatte den Fährmann erfolgreich bestochen. Ein Blick über das Boot sagt ihr, dass er sich an das Steuer zurückgezogen hatte und in sich gekehrt genau wie sie zuvor auf das Wasser schaute.
Die anderen Seelen beachteten sie gar nicht und starrten mit einem leeren Blick vor sich hin. Sie zögerte kurz und ging dann ein paar Schritte näher an ihn heran um ihn sich besser ansehen zu können.
„Du solltest ihn nicht so anstarren!“, ertönte eine leise Stimme hinter ihr.
Sie sah sich um und zwei kleine gelbe Augen blitzten aus dem Dunkel unter der Treppe zum Steuer hervor. Der kleine Troll, der vorher den Sack für die Münzen aufgehalten hatte, trat aus der Dunkelheit und Lara schrak zurück.
„Du musst keine Angst haben“, flüsterte er, „zumindest nicht vor mir.“
„Was willst du von mir?“, fragte sie misstrauisch.
„Nichts, nur dich warnen.“
„Warnen?“, ungläubig schüttelte sie den Kopf.
„Du weißt nicht, worauf du dich eingelassen hast! Aphrodite mag zwar eine Göttin sein, aber hier unten kann dich nichts beschützen, nicht mal sie.“
„Ich glaube ich weiß sehr wohl, worauf ich mich eingelassen habe! Aphrodite hat mir alles erzählt und mich auf alles vorbereitet.“, sagte sie mit leichtem Trotz in der Stimme.
„Hat sie dir alles erzählt, bist du dir wirklich sicher?“
„Ja natürlich…“, sie sah wohl ziemlich verwirrt aus.
„Die Unterwelt ist ein gefährlicher Ort. Sei darauf gefasst, dass nicht alles so ist, wie es dir erzählt wurde. Du bist vielleicht Aphrodites Tochter, aber das heißt nichts für die anderen Götter. Sich in die Unterwelt einzuschleichen ist verboten und Gnade ist eine Tugend, die nur selten hier unten zu sehen ist.“
„Ich weiß, dass ich mich vor dem Zerberus in Acht nehmen muss und dem Jäger werde ich versuchen nicht zu begegnen!“
Das kleine hutzelige Männchen lachte ein sarkastisches Lachen.
„ Wenn du nur versuchst ihm nicht zu begegnen, wird er dich schneller haben, als dir lieb ist. Weißt du denn nicht, dass er das persönliche Schoßhündchen von Hades ist? Allerdings eins mit gefährlichen Reißzähnen.“
„Ich weiß, dass er alle Menschen, die ungefragt in die Unterwelt kommen, gefangen nimmt und dass dann die Richter entscheiden, was weiterhin mit ihnen geschieht. Und ich kann keine Umwege machen und muss auf direktem Weg zu Hades. Also sollte ich ihm nicht begegnen!“
„Er ist ein seelenloses Wesen und niemand, den er gefangen genommen hat, ist hier je wieder lebend, geschweige denn überhaupt noch mal hier rausgekommen. Von Begegnen kann keine Rede sein.“
Ihre Augen weiteten sich erschrocken.
„Wie meinst du das?Mir wurde erzählt…“
„Er wird kurzen Prozess mit dir machen, sobald er auch nur ahnt, dass du keine Seele bist! Da hilft dir auch nicht, dass du zu Hades musst. Er wird dich ,bevor du auch nur das Wort ‚Hades’ gesagt hast, ausgelöscht haben.“
In diesem Moment durchbrachen sie eine Nebelbank und Lara sah zum Fährmann auf, der sie aus seinen schwarzen Augen anstarrte. Er gab ein schauerliches Lachen von sich, dass noch weit über das Wasser schallte und rief ihr leise zu:“ Nimm dich in acht. Ein Jäger kennt kein Erbarmen!“
Lara wandte sich wieder dem kleinen Troll zu, doch dieser war in die Dunkelheit des Bootes zurückgekehrt und hielt sich verborgen. Also stellte sie sich an den Bug des Schiffes uns sah dem näherkommenden Ufer entgegen, dass sich immer mehr in der Dunkelheit vor ihr abzeichnete.

Als sie am anderen Ufer auf den morsch aussehenden Steg stieg hatte sie weiche Knie und war froh, dass der Steg nur morsch aussah und es aber anscheinend nicht war. Aber das war nicht der einzige Grund für die instabilen Knie. Sie beugte sich vor und holte tief Luft. Während sie sich wieder aufrichtete, spürte sie von hinten einen Windhauch und eine kleine runzelige Hand an ihrer eigenen. Sie erschrak, doch augenblicklich riss sie sich zusammen, da sie sich denken konnte, dass es der kleine Troll war, der ihr etwas in die Hand schob. Als die kleine Hand weggenommen worden war, schloss sie die ihre fest und nahm sie hoch um sich den kleinen zerfledderten Zettel zu besehen. Er war zu einem kleinen Viereck gefaltet worden und schien aus einem sehr alten Papier zu bestehen. Vorsichtig und ohne Aufsehen zu erregen faltete sie ihn auseinander und sah eine kleine feine Schrift:

Verhalte dich unauffällig! Er ist der Seelenjäger und wird nicht lange fackeln, dich zu töten, wenn er erfährt, was du bist! Wenn du nicht weiterweißt,versuch es bei Silas!



Sie blickte sich kurz zu ihm um und sah nur, wie der kleine Troll dem Fährmann zunickte und sich daran machte das Boot vom Steg zu lösen. Charon selber schon auf seinem Boot am Steuer stehend, nickte ihr dankbar auf den Spiegel zeigend zu und verschwand kurz darauf mit seinen Boot im dichten Nebel.
‚Wer sollte der Jäger sein?’ fragte sich Lara. Bis jetzt hatte sie niemanden gesehen, den sie als Jäger identifizieren konnte. Eine von den Seelen würde es wohl kaum sein.
Einen Augenblick später fing die Seelenmasse an sich zu bewegen und sie schaute nach vorne, wo sich eine hühnenhafte Gestalt mit geschmeidigen und dennoch festen Schritten den Weg bahnte. Sie starrte auf seinen breiten Rücken und da durchzuckte sie die Erkenntnis, dass dies der Jäger sein musste. Sein auf Krieger ausgerichteter Körper schrie ja schon fast ‚Ich bin es!’
Der Seelenstrom kam kurz zum Stillstand und Lara reckte sich auf die Zehenspitzen um einen einen Blick auf ihn zu werfen, welcher aber leider durch die anderen vor ihr stehenden Seelen verdeckt wurde. Eine leise innere Stimme in Lara schnauzte sie an ’Was verstehst du doch direkt unter unauffällig? Dich auf dem Präsentierteller servieren und noch einen Blick auf sein Gesicht erwischen?’ Augenblicklich ließ sich auf ihre Fersen zurückfallen und versuchte in sich gekehrt zu wirken.
„Folgt mir“, ließ der Jäger seine tiefe melodische Stimme laut erklingen und drehte sich um. Die Seelen folgten ihm und ohne zu zögern gliederte sich auch Lara in die Menge ein, um nicht aufzufallen. Sie war sich nicht sicher, ob er etwas von ihrer Anwesenheit bemerkt hatte. Allerdings riet ihr sein stockender Gang zur Vorsicht.
Anscheinend war dieser Mann nicht nur mit einem Kriegerkörper ausgestattet, sondern hatte auch noch ein paar weitere Fähigkeiten. Anders konnte sie seine stockenden Bewegungen nicht einordnen und in der Unterwelt gab es viele unglaubliche Fähigkeiten.
Sie hielt ihren Kopf gesenkt und schielte dennoch immer wieder zum Jäger hinüber, welcher mit weit ausholenden Schritten über den Steg vom Wasser weg hinaus in die triste Landschaft schritt. Ein weiteres Stocken in seinen fließenden Bewegungen ließ sie auffahren, als sie sich gerade neugierg reckte um ihn genauer in Augenschein zu nehmen. Zwar war er in einen weiten Mantel gehüllt, doch ohne jeden Zweifel konnte sie die sich über den Rücken spannenden großen Muskelstränge erkennen, welche sie zur Vorsicht aufriefen. Bald würde sie das zweite Tor zur Unterwelt erreicht haben und von ihrem Ziel nur noch einen kleinen Schritt entfernt sein. Dann konnte sie ihrer Mutter beweisen, dass sie bereit war, ihren Platz bei ihr einzunehmen.


Er



Immer wieder und immer intensiver spürte er die Blicke auf seinem Rücken, was ihn zu einem leicht irritierten stockendem Gang verleitete. Er versuchte dieses Gefühl von sich abzuschütteln und verlieh seinem Schritt noch etwas mehr Festigkeit. Dieses Gefühl der Ungewissheit machte ihn wütend und er musste sich zwingen nicht zwischen die Seelen zu springen und dem Tier in ihm Ausgang zu gewähren.
Sollte er auch nur eine Seele nicht unbeschadet zu den Richtern bringen, würde das auch für ihn Konsequenzen haben. Diese Konsequenzen war er nicht bereit auf sich zu nehmen.
Er pfiff dreimal und kurz darauf stob seine Hündin Zerbera um eine Felsformation. Sie war die Tochter des Zerberus und unterschied sich von ihm dadurch, nur einen Kopf im Gegensatz zu den Dreien des Zerberus zu haben und durch ihre geringe Größe, die dennoch immer noch größer war als ein normaler Hund und schon an ein großes Pony herankam.
Mit einem freudigen Hecheln gesellte sie sich neben ihn und lief neben ihm her.
Mit einem Flüstern auf den Lippen schaute er zu ihr herunter.
„Hast du auch das Gefühl, dass irgendwas nicht stimmt? Mich lässt das Gefühl nicht los, dass hier etwas schief läuft.“
Wieder spürte er, wie seine feinen Jagdinstinkte ihre Fühler ausfuhren und sein Kiefer abermals zu schmerzen anfing. Seine Eckzähne verlängerten sich und unter seinem Mantel schoben sich die zusätzlichen Knochen durch die Haut. Wütend über sich selbst und die Schmerzen, die sein Körper ihm bereitete, schüttelte er sich erneut. Das Gefühl ließ sich dadurch allerdings nicht vertreiben.

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Texte: Alle Rechte an diesem Buchtext liegen bei mir!Viel Spaß beim lesen!
Tag der Veröffentlichung: 24.02.2011

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