Freiheit
Für mich gab es nie einen wirklichen Sinn in meinem langen Leben. Das Verlangen, das Monster in mir, hat es von der ersten Sekunde an bestimmt.
Warum es so war? Dank meiner Eltern wurde ich in diese gottverdammte Welt hinein geboren, in der es von Tod, Qualen und Hass nur so wimmelte.
Diese verdammte Familie ging mir jetzt schon höllisch auf meine kostbaren Nerven.
Wenn man es überhaupt Familie nennen durfte. Von außen sah es vielleicht so aus, als wir das erste Mal die Menschenwelt betraten. Wir alle hatten unsere Menschengestalt angenommen, unser Fürst und Herrscher hatte meinen Vater beauftragt, dies zu tun. Und natürlich hatte man sich dem zu Fügen.
Und somit mussten mein Bruder und ich unfreiwillig mit ziehen.
Wieso ich nicht einfach abgehauen bin?
Mein Zwillingsbruder sah mich aufrichtig an. Er war der einzige in meinem Leben, dem ich wirklich vertraute. Mein Entschluss stand fest.
Aber von meinem Bruder Adrian nicht. Nur wegen ihm zog ich bei der ganzen Schauspielerei mit.
„Komm schon, Bastien. Du wirst es überleben“, sagte er am Abend vor unserem Aufbruch zu mir. Ja, überleben würde ich es vielleicht noch. Aber was geschah danach? Wie lange sollte es noch so weiter gehen?
Ich wusste keine Antworten auf diese beschissenen Fragen. Und langsam wurde mir alles zuviel. Also schaltete ich mein Gehirn für eine Weile ab und schaute der Sonne dabei zu, wie sie hinter dem rötlichen Himmel verschwand.
Wir saßen schon eine Weile im Auto. Mein Hintern schmerzte dramatisch.
Adrian sah man nichts an, seine Augen strahlten. Er fand die menschlichen Wesen faszinierend. Was ich überhaupt nicht von mir behaupten konnte. Sie waren ein Haufen Dreck, sie durften nicht einmal vor Knien vor mir rumrutschen um mit mir sprechen zu dürfen.
Was fand er so toll an ihnen? Ich schüttelte meinen Kopf und stützte ihn mit meinen kräftigen Arm ab.
Sie würden doch eh nur als Blutbeutel dienen. Es war ihnen kein Ewiges Leben vergönnt, sie waren einfach nur da, um uns am Leben zu erhalten.
Niemals wollte ich auch nur ein Tier anrühren. Adrian war vom Typ er total verschieden. Klar, wir waren Zwillinge, aber das hieß ja noch lange nichts.
Er kam eher von meiner Mutter. Braunes, wirres Haar, eiskalte blaue Augen und war ungefähr fünf Zentimeter kleiner als ich.
Er passte überhaupt nicht zu unserer Rasse, er war viel zu liebevoll. Aufgebracht schnaubte ich.
„Beruhig dich!“, schrie mein Vater zu uns nach Hinten. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind! Dabei waren wir beide schon neunzehn und ausgewachsen. Wir wandeln schon seit über sechshundert Jahren in der Unterwelt. Und jetzt würden wir etwas völlig neues kennenlernen. Etwas, was ich überhaupt nicht wollte.
Hatte ich Angst? Niemals!
Mein Bruder musterte mich und ich verkniff mir weitere solche Überlegungen. Er war immerhin mein über alles geliebter Bruder. Auch, wenn die Menschen uns als Seelenlose, kaltherzige Monster sahen. Meine Familie war zu meinem Bedauern anders. Warum war ich in diese Familie geboren?
Ich schüttelte wieder meinen Kopf. Ich schielte zu meiner Mutter hinüber, die in der verdunkelten Limousine saß. Wenn sie schlief, sah sie nicht wie ein dämonischer Vampir aus, sondern glich eher einem zarten Engel.
Wenigstens hatte ich mehr von meinem Vater. Er besaß, genau wie ich, pechschwarzes Haar. Meine Augen waren ein grotesker Unterschied, sie schimmerten, wie die meines Vater, grünlich. Beim besten Willen konnte ich mir nicht vorstellen, warum Adrian unbedingt fast alles von meiner Mutter abbekommen hatte. Schicksal? So was gab es nicht! Seufzend schaute ich wieder nach draußen. Der Himmel hatte sich sehr schnell verdunkelt. Nicht wunderlich in diesem verrottetem Gebiet. Meine Lieder flatterten und ich schloss meine Augen.
Plötzlich hielt der große Wagen und ich schaute mich verschlafen um. Schon da? Ging ja schnell.
Mein Bruder klatsche in die Hände und stieg sofort aus. Wie kindisch!
Seufzend riss ich eines der Türen auf.
Der Wind wehte mir leicht die Haare ins Gesicht. Erstaunt blickte ich mich um.
Leichte Berge zogen sich rund herum, viele Wälder waren zu sehen. Unser riesiges Haus stand alleine im Umkreis von ein paar Kilometern. Ein See plätscherte vor uns. Es war wie aus einem Märchen entsprungen. Pah!
Adrian hob meine Mutter aus dem Wagen. Sie schlief tief und fest. Stirnrunzelnd folgte ich meiner Familie. Das Haus sah von außen wie eine kleine Villa aus. Gräulich, weiße Wände, kleiner blühender Garten vor der großen Terrasse und mehr als drei Stockwerke zierten das Haus.
Ich stampfte neben meinem Bruder her. Mein Vater war noch in der Limousine.
Stieg aber letzten Ende trotzdem aus, nur um uns zu sagen, dass er wieder los musste. Typisch. Ich zog die Augenbrauen zusammen. Adrien sah mich aufmunternd an und zusammen gingen wir in unser neues Haus.
Super, jetzt fing es also an. Ein ungutes Gefühl beschlich mich, als ob wir beobachtet wurden.
Mit einem schiefen Lächeln schloss ich unsere Haustür. Ich würde mich jetzt wohl öfter so fühlen. Menschen verfallen unserer Anziehungskraft viel zu leicht und dienen dadurch als leichtes, nein, sehr leichtes Opfer. Ich hörte eine zierliche Stimme, die weiter weg rief, immer wieder. Freiheit.
Adrian sprach immer von wahrer Liebe zwischen einem Mensch und unseres Gleichen. Konnte es sein?
Ich schüttelte den Kopf. Niemals.
Ich seufzte. Hier stand ich nun, unfähig mich zu bewegen. Um mich herum wildes Gestrüpp, Bäume und sonstige Pflanzen. Ich runzelte die Stirn.
Ganz weit stand ich auf einem Berg und blickte hinunter zum Tal. Es sah wunderschön aus in der Nacht, gerade als die Sonne untergegangen war.
Als kleines Kind hatte ich öfters Zeit mit meinem Vater hier verbracht. Es war eine unbeschwerte Zeit.
Grinsend zog ich meine Ballerinas aus und stellte mich an den Rand der Klippe. Ich wollte den Windzug spüren, ich wollte mich endlich wieder menschlich fühlen.
Hier oben gelang es mir. Ich lachte mir die Seele aus dem Leib, streckte meine Arme aus und rief:„Freiheit!“
Ich wusste, dass mich keiner hören konnte, doch es tat gut. Der Wind spielte ein wunderschönes Lied für mich.
Vögel sangen dazu.
Was konnte ich mir mehr wünschen?
Nichts. Hier oben fühlte ich mich wie damals, ein unbeschwerter Mensch, der sich nichts sehnlichster wünschte. Aber war das genug?
Ich stand hier an meinem Abgrund, ohne genau zu wissen, was ich machen sollte.
Standet ihr schon mal am Abgrund? In diesen einem schrecklichen Moment, wo ihr einfach nicht mehr weiter wusstet und wo jede erdenkliche Lösung ausfiel?
Alles Weitere war sinnlos. Gewesen.
Ich stehe hier und warte auf mein Ende und meinen Abgrund, doch hatte ich den Mut dazu, es jetzt zu beenden?
Ich schüttelte den Kopf. Niemals könnte ich das meiner Granny oder meiner Mum antun. Und dennoch wünschte ich mir meine Freiheit, meine Seele baumeln lassen, einfach zu singen, ohne das es mich stören würde.
Ich trat ein paar Schritte rückwärts breitete wieder meine Arme aus und sang.
Ich sang einfach drauf los, den Kopf in den Nacken gezogen. Dann drehte ich mich, immer wieder. Ich spürte die Luft um mich herum und fühlte mich unglaublich heile.
Lachend fiel ich auf die Blumenwiese. Meine braunen, gelockten Haare fielen wie ein Fächer um mich herum.
Die Natur, sie zog mich immer wieder neu an. Ich strahlte und zog tief die Bergluft ein.
Irgendwann würde ich springen ich wollte den Luftzug fühlen, ich wollte fliegen können. Einfach so frei sein, wie ein Vogel.
Dann vibrierte mein Handy in meiner Hosentasche und holte mich in die Realität zurück. Genervt ging ich ran. „Hmmm?“, sagte ich etwas verträumt. Dabei sah ich in den Himmel, wo langsam Sterne zu sehen waren.
„Mensch, Nathalie! Wo steckst du? Ich muss dir unbedingt was erzählen!“
Ich seufzte. Meine Freundin Monika, die Tratschtante schlecht hin. Ich runzelte angestrengt meine Stirn.
„Was ist denn nu wieder los?“, fragte ich bissig.
Die Verbindung brach für kurze Zeit. Huch.
„Bist du schon wieder auf dem Berg?“, wollte sie wissen.
„Ja, ich muss auch auflegen, sorry. Ich rufe dich gleich an, wenn ich zu Hause bin.“ Schnell legte ich auf und steckte mein Handy wieder zurück in meine Röhrenjeans. Ich hievte meine schwarze Hängetasche von der Blumenwiese und torkelte den Weg hinunter. Öfters fiel ich hin und musste nur über mich selber lachen.
Ich rannte wieder weiter nach unten und fiel dann auf meinen über alles, geliebtes Hinterteil.
Kichernd holte ich mehr Schwung und rutschte den Abhang hinunter.
Es war einfach unüberlegt, doch es machte so viel Spaß, wie ich schon lange nicht mehr empfunden hatte.
Nach der Trennung von meinem geliebten Freund Jaden, der wegen seinem Vater umziehen musste, war nichts mehr wie vorher gewesen.
Aber jetzt hatte sich vieles geändert. Ich hatte die alte Stelle meines Vaters wieder gefunden und diese gab mir neue Kraft.
Ich zog tief die nächtliche Luft ein. Nie wollte ich hier weg, diese kleine Stadt erfüllte mich immer wieder voller Freude. Ich genoss das Gefühl breitete meine Hände gen Himmel aus. Am liebsten wäre ich jetzt dort.
Grinsend machte ich mich wieder auf und lief über die Straße. Dabei stieß ich tollpatschiger Weise gegen eine Laterne.
Bum!
Schon lag ich unten. „So ein mist!“, ich fluchte, rieb mir die Stirn und stand wieder auf. Dabei achtete ich gar nicht darauf, dass ich am Kopf blutete, bis sich meine Hand merkwürdig klebrig anfühlte.
„Oh man, was war heute nur los?“, rief ich aufgebracht, mitten im Nichts.
Wütend stampfte ich einmal mit dem Fuß auf den Boden. Ich wischte meine Hände an meinem T-Shirt ab und kramte ein Taschentuch aus meiner Tasche raus. Wenn meine Mutter das rauskriegen würde, dann würde sie mich erst recht niemals wieder dort hoch lassen.
Ich lief, mit dem Taschentuch an meiner Platzwunde, weiter über die Straße und begegnete einem großen, weiß gräulichen Haus. Komisch, das stand doch vorher nicht hier.
Ich runzelte die Stirn, aber das beunruhigte mich nicht weiter. Schnell rannte ich wieder los und schaffte es gerade über den gegenüberliegenden See.
Ich ließ meine Tasche auf den nassen Rasen fallen und kniete mich hin. Schnell wusch ich, versuchte es zumindest, die Wunde sauber. Tupfte sie wieder mit einem neuen Taschentuch ab und grinste fröhlich, als ich mein Spiegelbild im See sah.
Verträumt blickte ich mich um und setzte mich wieder normal hin. Am liebsten würde ich nicht nach Hause gehen, seufzte ich in Gedanken.
Ich ging zum Steg und zog meine Schuhe aus, krempelte meine Hose bis zu den Knien hoch und tauchte leicht meine Füße in den See. Leicht ließ ich mich nach hinten fallen, streckte meine Arme aus und zog tief die Nachluft ein.
Wieso mich die Natur immer besonders anzog, wusste ich nicht genau. Wieder vibrierte mein Handy.
Grummelnd fischte ich es aus meiner Hosentasche und schaute auf den Touchdisplay. „Oh neee!“
Meine Mum. Ich biss mir auf meine Unterlippe, bis Blut hervortrat.
Stillschweigend nahm ich ab. „Nathalie! Hörst du mich? Wo bist du? Schatz?? Geht es dir gut?“
Ich seufzte. „Klar Mum, wir haben Ferien, hast du das schon vergessen? Ich bin am See und kühle meine Füße etwas ab…“ Weiter kam ich nicht.
„Du bist – was?! Und was ist, Fräulein, wenn jemand kommt und dich mitnimmt?“
Ich seufzte. „Wir wohnen in einer Kleinstadt Mum! Hier passiert doch so gut wie nie was!“
„Aber was ist, wenn es so wäre?“ Grummelnd legte ich einfach auf.
Vorsichtig zog ich meine Füße aus dem Wasser und trocknete sie mit einem erneuten neuen Taschentuch einigermaßen ab. Schlüpfte in meine Schuhe und nahm energisch meine Tasche.
Zu guter Letzt schaltete ich mein Handy aus und blickte in den Himmel. „Das wird ärger geben, doch das war es absolut wert…“, flüsterte ich und ich glaubte zu wissen, dass jemand mich hörte.
Widerwillig drehte ich mich um und lief weiter, nach Hause. Ein Tornado war nichts gegen meine Mutter.
Endgültig zog sich die Nacht über den ganzen Himmel. Erleichtert sah ich meinen Bruder im Wohnzimmer an. Er nickte glücklich.
Adrian erhob sich aus dem Sofa und ging zum Fenster, verschränkte seine Arme miteinander und sah einfach nur hinaus. „Der See strahlt soviel Zufriedenheit aus, findest du nicht?“, säuselte mein Bruder.
Ich zog die Augenbrauen hoch und sah ihn an. „Hast du zu viel Blut getrunken?“
Er lachte leise, aber schüttelte den Kopf.
„Die Jagd eben, hat nichts damit zu tun.“ Er drehte sich zu mir um und grinste frech.
Ich schnalzte mit der Zunge und sprang auf. Adrian zog beide Augenbrauen zusammen und sah nach draußen. „Was ist?“, fragte ich leicht gereizt.
„Da draußen ist jemand.“ Ich stellte mich neben ihn. Und tatsächlich.
„Was macht ein Mensch um die Uhrzeit noch draußen?“, fragte Adrian murmelnd. Ich zuckte mit den Achseln.
„Was weiß ich. Bestimmt ist der besoffen oder so.“ Adrian ging auf die Terrasse und ließ mich einfach stehen. Was zum?
„Schau mal!“ Genervt trat ich neben ihn. Ich hatte dazu echt keine Nerven!
Doch als ich diesen Jemand mehr betrachtete, sah ich, dass es noch ein junges Mädchen war. Sie lachte, immer wieder. Wie konnte man nur so überaus fröhlich sein? Verdammt!
Ich zog meine Augenbrauen zusammen, wollte aus dem schlau werden, was ich sah.
„Wer ist das?“
Adrian schüttelte den Kopf. „Was macht sie da überhaupt?“
„Was weiß ich, hab ich gesagt!“, sagte ich gereizt. „Geht mich das was an?! Nein, also!“
Adrian lachte hart. „Sieht aus, als badet sie mit den Füßen…“
Ich lehnte mich an einem Pfosten. Was tat ich hier? Einen Blutbeutel beobachten?
„Sie ist der erste Mensch den wir sehen, Bastien.“
„Könntest du damit aufhören?! Ich will nicht das unser Vater davon erfährt, dass ich vorhin mit dir Tiere aussaugen war!“ Ich schrie aus vollem Hals.
Adrian lachte wieder und klatschte in die Hände. Oh man!
„Schau doch mal, sie geht.“ Er sah traurig aus?!
„Willst du etwa die ganze Nacht hier sein?“, fragte ich ihn.
„Zu gern…“
„WAS?! Du spinnst doch!“ Ich lachte ihn dafür aus und verschwand im Haus. Adrian war immer noch dort, sah dem Blutbeutel zu, was auch immer sie machte. Ich hörte ihn sogar öfters kichern! Das war doch nicht auszuhalten!
Ich warf die Tür zu meinem Zimmer zu und schmiss mich auf mein riesiges Bett.
Langsam schloss ich die Augen, wollte einfach nur noch schlafen.
Leise fing ich an, weg zutreiben…
Als ich endlich zu Hause ankam, völlig aus der Puste, stand meine Mum vor der Tür. Sie trug einen Bademantel und hatte ihre Haare eingedreht.
Ich seufzte und ließ die Schultern hängen. Da konnte ich mich ja auf was gefasst machen!
Sie schlug mit voller Kraft die Tür zu und zerrte mich zu unserem grünen Sofa.
„Da setzt du dich hin!“ Ich tat, was sie verlangte.
Schweigend sah ich zu Boden.
Ich hörte Schritte. Grandma kam nach unten.
Verzweifelt sah ich sie an. Sie lächelte.
„Mutter!“ Meine Mum lief zu Granny und stützte sie. Granny fing nur an zu seufzten. „So alt bin ich auch wieder nicht!“
Ich kicherte leise. Sofort warf meine Mum mir einen bösartigen Blick zu und ich verstummte.
Als Granny sich zu mir gesetzt hatte, fühlte ich mich wie im Gericht. Meine Granny war mein Verteidiger und Mum die Richterin.
Sie zog ihre Augenbrauen zusammen. „Sag mir wo du warst!“
Ich zuckte unter ihrer gewaltigen Stimme zusammen. Granny streichelte meinen Rücken.
„Ich… Ich war auf dem Berg“, gestand ich.
Unsicher schaute ich in ihr wütendes Gesicht. Und dann seufzte sie und ließ sich in den gegenüberliegenden Sessel fallen.
Dabei rieb sie sich das Gesicht. „Du bist einfach so stur! Was wäre, wenn dich jemand mir weggeschnappt hätte?“
Ich schluckte und stand auf. Meine Hände waren zu Fäusten geballt.
„Mum! Ich bin sechzehn Jahre alt! War ich jemals ungezogen, oder habe etwas getan, was du nicht verlangtest?
Ich will einfach darauf! Es gibt mir Kraft! Ich spüre Papa bei mir…!“ Weiter kam ich nicht. Vor stress klappte ich nach hinten und schluchzte.
Granny legte meinen Kopf auf ihren Schoß. „Ruhig. Schsch…“ Sie tätschelte meinen Kopf und strich meine Haare aus dem Gesicht.
Meine Mum beugte sich vor mich hin und nahm mein Gesicht in ihre zarten Hände. Dabei sah sie mich aufrichtig an.
„Ich will doch einfach, dass du auf dich aufpasst. Ich habe doch nur noch euch beide!“
Ich nickte. „Mum, ich passe immer auf mich auf.“
Granny nickte. „Jetzt lass sie doch schlafen. Die Sommerferien sind bald vorbei, sie sollte sich noch etwas auskurieren.“
Meine Mum nickte und verschwand in der Küche, die in ihr Schlafzimmer führte. Ich begleitete Granny nach oben. „Gute Nacht mein Mäuschen.“
Sie drückte ihre Lippen auf meine Stirn und verschwand in ihrem Zimmer.
Ich überließ meiner Granny mein Zimmer, solang sie sich noch nicht besser fühlte.
Schnell schleppte ich meine Sachen nach unten und bereitete das Schlafsofa vor. Zufrieden mit meinem Werk, ging ich auch zu meiner Mum und wünschte ihr eine gute Nacht.
Dabei fiel mir Monika ein. Seufzend wühlte ich nach meinem Handy und schaltete es ein. Elf anrufe?!
Ich schluckte und rief Monika an. Sie nahm gleich beim zweiten Klingeln ab.
„Nathalie! Endlich!“, rief sie fröhlich.
Gähnend antwortete ich:„Ja Hi, Moni.“
Sie kicherte.
„Also, was ist so unglaublich wichtig?“
Jetzt fing sie richtig an zu lachen. „Jetzt sag’s mir schon! DU hast mich mitten aus … was Wichtigem rausgeholt!“
Sie wusste natürlich was ich meinte…
„Na gut! Ich bin nur so aufgeregt!“
„Ist dein Freund wieder bei dir?“ Sie schluckte laut. „N-Nein!“
Ich kicherte. „Was ist sonst?“
„Wir haben neue Nachbarn! Na ja, zumindest ansatzweise…“
Ich zog die Augenbrauen hoch. „Hä?“
„Heute Abend zog eine neue Familie in der näher von euch ein! Ich weiß nur, dass die zwei Zwillingssöhne haben. Ist das nicht geil?“
Ich schüttelte den Kopf. „Na und?“ Ist es etwa das was ich denke?
Ich stöhnte auf. „Die haben den See ruiniert!“, rief ich aufgebracht.
„Du weißt davon?“, sie wirkte traurig. „Ne du. Ich habe heute nur ein Haus gesehen, gleich gegenüber lag doch der See.“
Ich schmunzelte.
„Ich find’s nicht schlimm, nur weil du so an der Natur hängst. Der See ist doch trotzdem noch da!“, sagte sie kichernd.
Ich seufzte. „Egal. Ich bin müde okay? Wir treffen uns Morgen.“
„Tschau!“ Somit legten wir auf. Ich schmiss mein Handy einfach aufs nächst beste Sofa und kuschelte mich in die Decke.
Auch wenn es nicht kalt war, es war mir schon immer wichtig gewesen zugedeckt zu sein. Ich seufzte wohlig.
Schnell glitt ich ins Reich der Träume.
Kälte
Am nächsten Morgen war ich schon sehr früh wach. Ich räumte zügig meine Bettwäsche weg und zog mich um. Danach deckte ich für uns den Frühstückstisch, womit ich meine Mum leider auslassen musste, denn die war schon um vier Uhr losgefahren, und goss Kaffee für Granny in ihren Stammbecher.
Zufrieden lächelte ich und schaltete den Fernseher ein.
Dann machte ich mich auf den Weg um Granny zu wecken. Leise tappte ich durch den Flur und schlich die Treppe rauf.
Grinsend streckte ich mich nach dem Lichtschalter aus und lachte als Granny mich verschlafen ansah.
„Guten Morgen!“, sagte ich fröhlich. Sie rieb sich die Augen und stand langsam auf.
„Der Tag gestern hat dir gut getan. Du bist fast wie ausgewechselt!“ Ich umarmte sie kurz und nickte.
„Mir ist viel klar geworden. Komm nach unten! Der Frühstückstisch ist gedeckt!“
Ich ließ sie kurz allein und flitzte nach unten. Beinahe wäre ich gestolpert. Erschrocken griff ich schnell nach dem Gitter.
Seufzend setzte ich mich auf den Stammplatz von mir und wartete auf Granny. Sie kam auch schon schneller als sonst runter zu mir. Sie grinste mich fröhlich an. Ich liebte sie über alles!
Als wir fertig gefrühstückt hatten räumte ich alles ab und fragte Granny zögernd:„ Du Granny?“
„Hm?“
„Kann ich nachher mit Monika was unternehmen?“
Sie lächelte mich an. „Natürlich.“
„Danke!“ Ich fiel ihr um den Hals und musste lachen. „Nicht so stürmisch!“
Jetzt lachten wir beide.
Später rief ich dann Monika an. Wir verabredeten uns bei mir, also musste ich mich nicht unnötig weiter auf hübschen.
Aber als sie dann vor meiner Tür stand, klappte meine Kinnlade herunter.
Ihre blonden, langen Haare hatte sie locker hoch gesteckt, sie trug leichtes Make-up das ihre Augen nur noch mehr zur Geltung brachte.
„Was hast du mit meiner Moni gemacht?“
Sie kicherte und küsste mich auf beiden Wangen. „Ich habe mich fertig gemacht und habe dasselbe mit dir vor!“
„NEIN!“, lachend lief ich ins Haus und sie verfolgte mich. Lange ging das so weiter, auch wenn es noch so kindisch war. Mit ihr konnte man echt alles machen.
Doch irgendwann hatte sie mich doch in ihren Fängen. „So! Du entkommst mir nicht!“ Sie kicherte erneut.
Ich seufzte und war leicht angenervt. Doch ließ sie sich davon keines Wegs beirren. Schnell zog sie mich ins Bad und holte ihre Schmink Utensilien raus.
„Dann wollen wir mal anfangen!“
„Können wir das nicht lassen?“, versuchte ich erneut.
Sie schüttelte nur ihren Kopf. „Ne, ne. Wir machen das jetzt!“ Sie grinste siegessicher.
Ergeben seufzte ich.
„Komm schon. Du würdest so hübsch aussehen mit ein bisschen mehr Farbe im Gesicht! Jaden würde dir das auch raten.“ Autsch. Das war wie eine Ohrfeige ins Gesicht.
Ich zuckte kaum merklich zusammen und nickte nur benommen. Monika bemerkte nichts davon.
„Na siehst du! Du kannst ihm nicht ewig hinterher trauern.“ Sie holte einen Kamm hervor und bürstete meine langen, lockigen Haare.
Meine blauen Augen blickten in den Spiegel und manchmal auf Monika, wenn sie irgendwas mit meinen Haaren anstellte. Sie sprühte mich mit Haarspray voll und es klebte unheimlich!
Dann drehte sie mich zu sich um und schminkte leicht mein Gesicht.
Am Anfang zuckte ich etwas unter ihren Berührungen zusammen, doch ich stellte mich nicht mehr so an, es war ja keine Mordattacke auf mich. Oder doch? Ich grinste.
Sie lächelte zufrieden und drehte mich wieder zum Spiegel. Ich staunte.
Das war nicht die Nathalie, die ich vorher gewesen war. Mein Gesicht wirkte nicht mehr so fade wie vorher. Nein, meine Haut sprühte nur so vor Energie. Meine Haare hatte sie leicht zu einem Zopf zusammen gebunden, ließ aber ein paar Strähnen raus hängen. Ein Haarreif rundete das Ganze ab.
Sie hatte meine Wimpern mit Mascara bearbeitet, genau wie meine Lippen mit rosa Lipgloss. Ich hielt eine Hand an den Spiegel, konnte nicht fassen, was ich da sah.
„Du bist ein Naturtalent“, sagte ich zu Moni. Sie grinste vor Stolz.
„Und jetzt gehen wir zusammen zum See!“ Ich drehte mich hastig zu ihr um. „Wie bitte, was?“
Sie nickte fröhlich. „Du hast mich schon gehört!“ Sie nahm meine Hand und zerrte mich ins Wohnzimmer. „Warte!“, sagte ich.
Sie seufzte und drehte sich zu mir um. „Was ist denn noch?“
Ich zog meine Augenbrauen zusammen. „Soll ich etwa so rausgehen?“ Sie sah nach unten.
„Oh.“
Ich nickte. „Dann zieh dich um!“
Ich seufzte, aber bevor ich mich auch nur umdrehen konnte, nahm sie wieder meine Hand und zog mich in mein, oder besser gesagt, vorübergehend Grannys, Zimmer.
Sie machte an meinem Kleiderschrank halt und krempelte ihn um. „Moni! Ich habe meine Ordnung da drinnen!“, rief ich zu ihr, doch sie hörte nicht auf mich. „Ach was! Man brauch keine Ordnung im Kleiderschrank.“
Ich seufzte. Super, da wartet wieder arbeit auf mich.
Sie zog eine schwarze Hotpants und ein dunkelblaues Top heraus und warf es mir direkt ins Gesicht. „Hey!“
„Verdient!“, zischte sie, musste dann aber lachen.
Ich lächelte zurück und verschwand im Badezimmer.
„Ich bin schon mal unten!“ Ich kicherte. „Bis gleich!“
Ich hörte ihre Schritte und zog mich hastig um. Schweigend betrachtete ich mich im Spiegel. Ein Jahr ist es her, genau ein Jahr, Jaden.
Ich schluckte meine Tränen hinunter. Nein! Ich werde ihm nicht mehr nachtrauern! Ich schüttelte meinen Kopf um wieder klar denken zu können, schnappte mir meine schwarzen Ballerinas und suchte mein Handy.
Monika hüpfte ungeduldig auf und ab. „Na mach schon! Ich will heute noch los!“
Ich kicherte. „Ich hab’s ja schon.“ Schnell steckte ich es in meine Hosentasche und zog die Tür hinter uns zu.
Zusammen gingen wir Richtung See. „Du weißt schon dass es etwas weit ist, oder?“, fragte ich sie gelassen. Monika war komplett anders als ich. Sie liebte die Natur nicht so wie ich. Moni liebte eher ihre Stadt, einkaufen und was sonst Mädchen noch so mochten. Genau wie diese langweiligen Twilight-Mist.
Es war ja nicht mehr auszuhalten! Sie hatte mich tatsächlich wieder in diesen bescheuerten Film rein gesteckt.
Erinnerungen wurden wach. Zusammen mit Jaden hatte ich den ersten Teil gesehen, seit dem verabscheute ich die Saga zutiefst.
Sollen sie doch alle…! Ich schüttelte den Kopf.
„Klar, weiß ich das!“ Monika grinste spöttisch. Ich lachte nur.
Sie tat mir gut und half mir, über Jaden hinwegzukommen. Anfangs war es echt schwer gewesen. Wie es ihm wohl geht?
Bevor ich diesen Gedanken überhaupt aussprechen konnte, zerrte mich Monika schon zur Seite. „Mensch, Nath!“, brüllte sie. Ich zog meine Augenbrauen hoch. „Was denn?“
Sie musterte mich. „SO ganz zufällig bist du eben fast in ein Auto gerannt!“ Ich schüttelte den Kopf. „Ne, eigentlich nicht…“
Sie seufzte genervt. „Pass einfach besser auf!“ Sie ging voraus und ich hing wieder verträumt in den Wolken. Wie es wohl war, zu fliegen?
Nach einer Weile Fußmarsch, waren wir endlich angekommen. Zugegeben, ich wäre ohne Monika um einiges schneller gewesen. Aber dann wäre sie auch nur beleidigt gewesen, ich wollte keinen streit mit ihr anfangen.
Sie lief voraus und ich kicherte leise. Dieses weiß gräuliche Haus stach mir wieder ins Auge. Es war total fehl am Platz. Kopfschüttelnd ging ich weiter und steckte meine Hände tief in die Hosentaschen.
Monika zog sich schnell ihre weißen Ballerinas aus und plätscherte mit den Füßen im Wasser herum.
Ich grinste und tat es ihr nach.
Doch dann wurde sie immer fieser. Sie schmiss mir immer Wasser entgegen, so dass ich eigentlich hätte ausweichen müssen, aber dabei stürzte ich ins tiefe Wasser.
Sie lachte mich aus, als ich wieder hoch kam.
„Man! Jetzt sieh an was du gemacht hast!“, brüllte ich sie genervt an. Dabei wartete ich nur darauf, dass sie
darauf reagierte. Als sie näher kam und mich rausziehen wollte, zog ich sie mit aller Kraft mit ins Wasser.
Es machte laut Platsch und ich musste so richtig anfangen zu lachen.
Immer wieder bespritzen wir uns mit Wasser, doch irgendwann gab sie keuchend auf. Wir beide zogen uns aus dem Wasser und legten uns auf den Steg.
Meine Lieder flatterten und ich schloss sie genüsslich. Die Sonne strahlte uns warm an. Irgendwann aber, tippte Monika mich an. Seufzend machte ich die Augen auf.
„Tut mir Leid, ich wollte dich nicht wecken!“, sagte sie besorgt. Was hatte sie nur?
„Kein Ding“, sagte ich gelassen und hievte mich auf. Dabei musste ich laut gähnen. „Du bist ja wirklich eingeschlafen!“, sagte sie vorwurfsvoll. Ich lächelte sie nur entschuldigend an.
„Meine Mutter hat mich eben angerufen. Ich soll nach Hause.“
Ich nickte und stand dann ganz auf, aber sie hielt mich fest und sah mir ernst ins Gesicht. „Du kannst noch hier bleiben, ich weiß, dass du noch nicht weg willst.“
Wie recht sie doch hatte.
Ich nahm dankend an und setzte mich wieder hin. „Bis nachher! Ich ruf dich an!“ Somit ging sie im Laufschritt davon.
Ich seufzte wohlig, da ich noch nicht ganz getrocknet war, blieb ich noch länger in der Sonne sitzen.
„Hmmm.“ Ich gähnte wieder und rollte mich zusammen. Ich hörte Autogeräusche, doch ich wollte mich nicht
umdrehen, um nach zu schauen.
Meine Lieder flatterten und ich schloss sie. Stöhnend legte ich mich auf die andere Seite. Die Sonne kitzelte mich ins Gesicht. Dabei glitt ich immer weiter in den Schlaf…
Als ich am späten Nachmittag zu Adrian runter ging, erahnte ich schon fast wo er sich aufhielt. Seufzend lehnte ich mich gegen das Treppengeländer.
„DU liest schon wieder?“, fragte ich gelangweilt.
Er schaute zu mir auf und grinste breit. Dabei blitzten zwei lange Fangzähne auf. Ich grinste zurück und entblößte meine.
„Hast du Durst?“, fragte ich ihn, dabei kam ich herunter und setzte mich neben ihn. „Nö nö.“
Ich seufzte. Plötzlich hörte ich zwei Stimmen in mein Ohr dringen. Oh man ey!
„Hat man denn hier gar keine Ruhe?!“, aufgebracht ging ich zum Fenster und Adrian folgte mir. Es war ein Sommerlicher Tag draußen.
Und ich hatte recht behalten. Schon wieder dieser bekannte Blutbeutel und noch eine andere dazu. „Haben die nichts Besseres zu tun?“ Innerlich fluchte ich. Nirgends hat man seine Ruhe.
Adrian lachte auf und stieß mich kräftig an die Schulter. „Ey!“, sagte ich und lachte.
Doch dann schreckte Adrian auf einmal auf. Ich schaute in die Richtung, in die er gebannt starrte.
Eines der Mädchen, nein Blutbeutel!, war ins Wasser gefallen. Ich seufzte. Adrian taute auf und ging ein Schritt nach vorne, doch ich hielt ihn auf.
„Was gedenkst du da zu tun?“, fragte ich ihn energisch. Er seufzte. „Nichts, nichts.“ Er hob die Hände und ging wieder rein.
Es machte laut Platsch und die zweite war hineingeflogen. Hatten die etwa spaß daran? Ich warf immer wieder verstohlene Blicke auf das braunhaarige Mädchen.
Ach man!
Fluchend verschwand ich in mein Zimmer und Adrian folgte mir schweigend.
„Wann kommt Vater nach Hause?“, fragte ich ablenkend. Adrian schüttelte nur den Kopf. „Nachher erst und dann auch nur ganz kurz.“
Ich schaute ihm nachdenklich ins Gesicht. „Wie geht’s Mutter?“
Auch diesmal nur ein Kopfschütteln. „Sie schläft den ganzen Tag durch. Sie hat Kummer, weißt du.“ Er stand von meinem Sofa auf und schlürfte in sein Zimmer. Die Unruhe hatte draußen aufgehört. Zufrieden ließ ich mich ins Bett fallen und machte die Augen zu.
Später hörte ich Autogeräusche. Vater müsste da sein! Schnell sprang ich auf und lief zu Adrian. Doch er war weg. Seufzend lief ich nach unten auf die Terrasse.
Vater stieg gerade aus seinem Wagen aus und grinste breit.
Adrian stand schon an seinem Auto. Ich lief ihm locker entgegen.
„Und schon eingelebt?“, wollte Vater wissen. Wir nickten beide etwas benommen.
Er lachte darauf, doch dann wurde sein Gesicht ernster.
„Es tut mir aufrichtig Leid, doch der Fürst will mich übers Wochenende sehen. Ich muss an der Konvergenz teilnehmen“, sagte er entschuldigend. Adrian nickte nur und drückte ihn leicht. Ich tat es ihm nach.
Schnell flitzte unser Vater an uns vorbei, hoch zu Mum. Ob sie noch schlief?
Seufzend wollte ich mich gerade umdrehen, als mich Adrian fest am T-Shirt packte.
„Was ist?!“, zischte ich. Er war sprachlos, unfähig zu sprechen. Dennoch nickte er in eine Richtung. Sofort schnellte mein Blick zum See.
Dort lag sie, einfach so. Der andere Blutbeutel hatte sich aus de Staub gemacht. Was tat sie da bloß? Erschrocken sah ich zu Adrian.
Er knurrte. Und ich konnte nur meinen Kopf schütteln. Was war nur mit uns los, verdammt?!
Ich stieß einen lauten Fluch aus und ballte meine Fäuste.
Dann sah Adrian wieder zu mir. „Sie schläft.“ Ich blinzelte. Bitte was?
„Schlafen? Einfach so, mitten am helllichten Tage, irgendwo an einem gefährlichen Platz, SCHLAFEN?!“ Mein Raubtier meldete sich aufgebracht. Adrian sah erschrocken zu mir und stieß mich ins Haus.
Gerade noch rechtzeitig. Wäre es mit mir durchgegangen, hätten wir uns entblößt, als das was wir sind. Aber was war daran verkehrt, dass ich zu ihr wollte?
NEIN! Ich schüttelte den Kopf. Gerade kam unser Vater nach unten gestampft und nickte uns noch einmal zu. Wir brachten kein Wort raus und hofften, er würde sie übersehen.
Unser Vater war viel zu beschäftigt und stieg schnell in seinen Wagen und gab Gas. Sekunden lang herrschte unbehagliche Stille zwischen uns.
Das Mädchen, nein! Blutbeutel! Sie blinzelte erschrocken auf und stützte sich auf die Arme ab, um irgendetwas aus ihrer Hose zu kramen. Sie lächelte.
Wie kann man nur so verdammt leichtsinnig sein!
Sie streckte sich genüsslich und steckte ihr Handy in die Hosentasche. Dabei stand sie etwas benommen auf und taumelte etwas. Eindeutig, sie hatte zulange in der Sonne gelegen. Ich knurrte.
Verdammt, Menschen waren ja noch leichtsinniger, als irgendwelche anderen Geschöpfe!
Das Mädchen blickte in unser Haus und mein Atem stockte. Sie musterte es und schüttelte abwertend mit der Hand. Ich blinzelte, bekam einfach keinen Ton über meine Lippen.
Sie sammelte sich kurz, atmete tief ein und lief los. Und wie sie rannte!
Staunend ging ich auf die Terrasse und sah dabei zu, wie sie weglief, weiter weg. Immer weiter weg von mir. Mein längst verstummtes Herz zog sich schmerzhaft zusammen.
Was war nur los mit mir!
Verdammt!
Die letzte Woche der Sommerferien verging viel zu schnell. Immer wieder traf ich mit Monika, meiner verrückten besten Freundin. Wir lernten zusammen am See und machten immer nur quatsch.
Es war eine unbeschwerte Zeit gewesen, eine Zeit, die ich niemals vergessen werde.
Seufzend erhob ich mich aus meinem Bett. Sechs Uhr morgens.
Heute begann der erste Schultag der zehnten Klasse. Ich war so aufgeregt! Schnell sprintete ich nach oben, um zu meinem Kleiderschrank zu gelangen. Ich wählte einen schwarzen, luftigen Minirock und eine weiße Bluse mit einem Taillengürtel dazu. Passende Ballerinas durften natürlich nicht fehlen. Grinsend stolperte ich die Treppen hinunter und stopfte mir schnell ein halbes Brötchen in den Mund.
„Ich gehe jetzt!“, rief ich nach oben zu Granny, die auf unserem Balkon saß und strickte.
„Mach’s gut meine Kleine!“ Schnell packte ich mir meine Tasche und schloss die Tür.
Ich zog einen tiefen Atemzug der Luft in mich hinein und sprintete zur Garage. Ich teilte zusammen mit Granny einen kleinen Peugeot. Er war schwarz und man konnte ihn gut als Cabrio verwenden.
Grinsend fuhr ich los. Ich hatte erst seit einem Monat meinen Führerschein und war unglaublich stolz drauf.
Der Schulweg war nicht lang, dennoch fuhr ich lieber mit dem Auto zu Schule. Es war erheblich leichter als hinzugehen. Und mit dem Schulbus wollte ich erst recht nicht fahren.
Monika und meine restlichen Freundinnen, Sabrina, Jamie und Sue standen schon am Schultor und warteten auf mich. Schnell lief ich ihnen entgegen.
„Bin ich zu spät?“, fragte ich völlig schlapp. Meine Freundinnen lachten nur und Moni schüttelte den Kopf.
„Ne, ne. Du hast es gerade so noch geschafft. Ich grinste.
Zusammen gingen wir ins Schulgebäude, zur den Schließfächern. Plötzlich kam eine Freundin von Monika zu uns gerannt.
„Monika! Moni!“, rief sie und hielt völlig aus der Puste vor uns an. Sie beugte sich leicht nach vorne.
„Was ist los?“, Monika zog beide Augenbrauen verwundert nach oben und beugte sich ihr entgegen.
Jessica, Monikas Freundin, schaute aufgebracht zu ihr auf und antwortete leise:„Hast du schon die Jungs gesehen? Ich meine die beiden Neuen!“
Ich seufzte und schloss mein Schließfach auf, um meinen restlichen Kram mitzunehmen. Wieso interessieren sich alle dafür? Das ist doch Schwachsinn! Kichernd schmiss ich meinen Spind zu und drehte mich zu Monika um, die sich angeregt mit Jessica unterhielt.
„Können wir?“, fragte ich sie.
„Klar! Jess, kommst du mit?“ Jessica schüttelte nur den Kopf. „Ich habe die erste Stunde frei. Geil oder?“ Sie grinste und entblößte zwei Reihen weißer Zähne.
Monika und Jessica verabschiedeten sich voneinander und wir gingen zusammen ins obere Stockwert.
Sie seufzte. „Interessierst du dich überhaupt nicht mehr für Jungs?“
Ich schüttelte genervt den Kopf und haute ihr mit meiner Faust leicht auf ihre Schulter. „Nein. Wieso auch? Ich habe da im Moment keine Lust drauf.“
Monika zuckte mit den Schultern und ließ das Thema fallen. Ich wusste, sie würde niemals aufgeben.
Endlich kamen wir an unseren Klassenraum an und es fühlte sich mit einem Schlag vertraut an. Lächelnd setzte ich mich in die vorletzte Reihe und begann meine Sachen rauszukramen. Monika setzte sich zu mir.
Sofort kam Christian zu mir. Seufzend wandte ich den Blick ab und schaute zu Boden.
„Hey.“ Seine Stimme klang so vertraut!
„Hallo“, murmelte ich. Monika stupste mich an und ich schoss ihr einen wütenden Blick zu.
Christian und ich waren sehr gute Freunde, meinerseits sogar beste Freunde. Aber seitdem ich mit Jaden zusammen gewesen war, hatte er sich verändert. Er hatte mich ignoriert, oder manchmal, wenn er es nicht tat, mörderische Blicke zugeworfen.
Aber er hatte mich aufgefangen, genauso wie Monika, als Jaden mich verlassen musste. Urplötzlich aus heiterem Himmel. Ich hatte es nie verstanden.
„Wie geht es dir? Wir waren deine Ferien?“ Ich zuckte etwas zusammen, schaute zu ihm auf und begegnete seinen braunen Augen. In ihnen sah ich so viel Liebe, dass ich am liebsten weg geschaut hätte. Aber ich musste mich zusammen reißen. Er war schließlich mein bester Freund.
„Mir geht’s ganz gut, soweit. Die Ferien waren zwar etwas kurz, hat trotzdem unheimlich spaß gemacht.“ Ich schaute lächelnd zu Monika, sie erwiderte meinen Blick und wir fingen an zu lachen.
„Scheint ja so, als hättet ihr wirklich eine menge Spaß gehabt“, sagte er lächelnd.
Auch er hatte sich verändert, sah älter aus. Seine braunen Haare waren wirr gestylt und kleine blonde Strähnchen waren zu erkennen. Er meinte immer, es sei Natur. Wer’s glaubt. Und gewachsen war er! Man konnte ihn schon beim Wachsen zusahen. Und was war mir vergönnt? Ich blieb bei meinen Mickrigen 1.65 m.
Ich nickte. „Und wie!“ Monika und ich klatschen in die Hände und fingen wieder an zu lachen.
Christian setzte sich lächelnd einen Platz neben mich.
Grummelnd stützte ich einen Arm auf meine Wange ab und schaute mich verträumt in der Klasse um. Alle waren gut gelaunt, doch es würde nicht lange wahren. Die Ferien waren vorbei, die Wiedersehensfreude war groß. Nach ein paar Tagen müsste die Laune weit nach unten gesunken sein. So wie immer.
Ich lächelte wieder. Ich würde heute wieder auf den Berg gehen, meinem Vater erzählen, wie es mir ging.
Die schrille Glocke klingelte und alle zuckten etwas zusammen. Ich hatte sie fast zwei Monate nicht mehr gehört.
Ihren schrillen Klang werde ich trotzdem niemals vergessen, sagte ich in Gedanken.
Unser Lehrer, Herr Jenkins, war völlig außer Atem, als er unsere Klasse betrat. Er schmiss die Ledertasche auf sein Pult und rückte seine Krawatte zurecht. Stöhnend warf ich mich nach hinten und rutschte den Stuhl weiter runter.
Das alte Prozedere hatte begonnen.
Christian schaute erwartungsvoll zu mir und ich zwinkerte ihm zu. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und starrte vorne an die Tafel.
Herr Jenkins räusperte sich und fing langsam an zu sprechen, als alles ruhig war.
„Guten Morgen! Die Ferien sind zu ende und ihr habt es alle in die zehnte Klasse geschafft. Glückwunsch meinerseits. Aber ausruhen dürft ihr euch noch lange nicht.“ Er zwinkerte uns zu und ging zur Tür. Alle murmelten etwas Unverständliches und verfolgten unseren Lehrer mit ihren Blicken. Ich schaute desinteressiert zur Tafel.
Christian sah zu mir herüber und ich erwiderte sein Lächeln.
Ich wechselte meine Position und rutschte weiter nach vorne, um meine Arme auf den Tisch zu legen. Müde legte ich meinen Kopf auf meine Arme und schaute zu Christian der genau an den Fenstern saß.
Ich sah Vögel vorbei fliegen und wünschte mit ihnen draußen zusammen zu sein. Freiheit, spukte es wieder in meinem Kopf herum.
Ich grinste. Nachher würde ich wieder bei dir sein, Vater.
Plötzlich bekam ich von hinten einen unheimlichen Luftzug ab und drehte mich schlagartig um. Erschrocken sah ich mit weit aufgerissenen Augen die beiden Neuen an. Sie sahen sich von der Gesichtsform her sehr ähnlich. Der Größere von den beiden, hatte schwarzes, wirr gestyltes Haar, das ihm bis über seine Augen fiel. Zwei stechend grüne Augen sahen sich in der Klasse um. Der Kleinere von den beiden, hatte braune, mittelange Haare und eiskalte blaue Augen. Aber in seinem Blick lag Zufriedenheit und Wärme. Er lächelte und mein Atem stockte.
Ich wusste nicht was sie suchten, aber der Blick von den beiden schweifte immer wieder in der Klasse herum. Ich drehte mich Augenblicklich um und schaute zu Christian. Ich musterte ihn. Er sah geschockt und nervös aus, wieso nur?
Ich seufzte und rutschte wieder weiter im Stuhl runter. Ich hörte Schritte und die beiden Neuen setzten sich genau hinter uns. Ich grummelte. Christian sah wieder mich an und er grinste, was ich überhaupt nicht verstand. Verständnislos drehte ich mich zu ihm um und musste sofort grinsen.
Er verwuschelte absichtlich meine Haare und ich schlug ihn auf seinen Arm. Er lachte. Monika stupste mich an und ich schaute verwirrt zu ihr. Meine Hand lag immer noch auf Christians Arm.
„Pass lieber auf, du weißt was deine Mutter sagt.“ Sie grinste frech. Ich stöhnte und drehte mich wieder der Tafel um.
Unserer lieber Herr Jenkins, ich schaubte, fing sofort mit dem Unterricht an. Hatte ich die Rede verpasst, mit dem er immer neue Schüler ankündigte? Na ja, egal.
Nach zwei Stunden waren wir endlich befreit und ich klaubte meine Sachen zusammen. „Hey Nath, lass mal nachher zu dir.“
Ich stöhnte. „Ich wollte eigentlich wieder auf den Berg“, sagte ich zu ihr und stand auf, sie kicherte nur. Christan folgte mir und schloss sich uns an, als wir aus der Klasse gingen.
Auf die Neuen achtete ich nicht weiter, sie waren mir egal.
„Aber wieso das denn?“, fragte sie enttäuscht. Ich stöhnte genervt auf, sie wusste genau was ich meinte.
„Achso“, flüsterte sie, sodass Christian es nicht hören konnte. Er ging schweigend neben uns her, was ich eigentlich nicht gewohnt war. „So schweigsam heute“, sagte ich neckend.
Er lächelte mich mit einem schiefen Lächeln an und legte einen Arm um meine Schultern.
Monika seufzte genervt auf. „Ihr seht aus wie ein Pärchen.“ Ich schnalzte mit der Zunge.
„Er ist für mich wie ein großer Bruder, mir doch egal, wie es für andere aussieht“, gab ich schnippisch zurück.
Sie lachte.
Christian meldete sich nicht mehr zu Wort. Eigentlich hätte mich das stutzig machen sollen doch ich wollte ihn nicht mit meinen Fragen bombadieren.
Bei der Überlegung schmunzelte ich.
So lief der Schultag nur an uns vorbei und es war Mittagspause. Ich streckte mich genüsslich und ging nicht wie immer, in die Cafeteria. Christian folgte mir. Monika wollte noch mit Jessica reden, da ich heute keine Zeit hatte. Ich verdrehte die Augen.
Mit den Schulbüchern in der Hand stieß ich die Tür zum Freien auf. Heute war ein schöner sommerlicher Tag.
Ich lächelte. Christian spürte ich hinter mir, achtete aber nicht weiter darauf.
Er wusste ja sonst auch nie, wo er sein sollte.
Ich schmiss die Bücher neben mich und setzte mich auf den Rasen, die Tasche lag neben mir.
Christian setzte sich schweigend neben mich. Ich seufzte und drehte mich zu ihm um. Er schaute starr nach vorne, jedoch schielte er immer zu mir rüber und schmunzelte.
„Was ist los?“, fragte ich ihn unsicher.
Ich zog eine Augenbraue hoch und musterte mich. „Nichts.“
„Ja das sehe ich, nichts tust du. Schweigst wie ein Grab und träumst so vor dich hin. Sag mir doch was los ist.“
Er lachte und streichelte meine Wange. „Ich habe nur ein bisschen nachgedacht, das ist alles. Du solltest nicht immer so viel grübeln, steht dir nicht.“ Er schmunzelte wieder und lachte daraufhin.
Ich schnalzte mit der Zunge und drehte mich beleidigt weg.
„Ach komm schon!“, er lachte wieder, lauter als zuvor. Ich seufzte genervt und stützte mein Kinn auf meine Beine, die Arme hatte ich um meine Beine geschlungen.
Die Sonne kitzelte auf der Haut.
Wieder spürte ich einen eiskalten Luftzug und erstarrte sofort. Christian bemerkte sofort was los war und drehte mich zu sich um.
Seine Augen sahen todernst aus. „Was spürst du?“, flüsterte er. Wie bitte, was?
Erschrocken sah ich ihn an. „Was soll ich schon spüren? Die Sonne, wärme und so weiter…“ Er schüttelte mitten im meinem Satz den Kopf.
„Du weißt was ich meine“, sagte er streng. Seine Hände lagen beschützend auf meinen Schultern.
Ich lächelte und sagte:„ Es ist nichts, wirklich. Ich freue mich nur so sehr, dass wir uns endlich alle wiedersehen.“ Zum Teil hatte es wenigstens gestimmt. Christan nickte nur und umarmte mich fest.
Dabei vergrub er sein Gesicht in meine Haare. Lachend streichelte ich seinen breiten Rücken. Er war wirklich gewachsen. Oh man!
Ich spürte immer noch etwas kühles, etwas, was mir Angst machte. Ich schaute zur Tür und dann kamen die beiden Neuen heraus. Schnell vergrub ich mein Gesicht in seinen Nacken, um sie nicht ausschauen zu müssen.
Christan ließ mich los und grinste mich frech an. Super Timing, Idiot!
Ich spürte die Blicke auf mir, wagte trotzdem nicht, mich umzudrehen. Seufzend nahm ich meine Sachen und erhob mich. „Kommst du?“
„Willst du nicht mehr hierbleiben?“, fragte er mich und stand auch auf. Er überragte mich vollkommen.
Ich schüttelte den Kopf und nahm seine Hand. Die beiden Neuen in unserer Klasse schnellten den Kopf in meine Richtung und ich drängelte mich an ihnen vorbei, zur Tür. Dabei würdigte ich ihnen keines Blickes. Christian drückte meine Hand fester.
Ich roch ihren betörenden Duft, der mich erschaudern ließ. Es war, als wenn ich gezwungen worden wäre, zu ihnen zu gehen. Doch ich wollte nicht und ging weiter im Laufschritt durch die Cafeteria. Ich steuerte genau zu Monika hin.
Sie wirkte etwas überrascht, lächelte dann aber. Doch sie stockte als sie meine und Christians Hand mit einander verschränkt sah. Mit einer Augenbraue hochgezogen mustere sie mich und ich schüttelte nur den Kopf. Ich wusste nicht warum, aber ich brauchte Christian, um nicht sofort durchzudrehen.
Christian schien das nicht weiter zu stören und lächelte siegessicher. Ich seufzte nur und wir setzten uns, ich ließ seine Hand los und verschränkte meine auf den Tisch.
Meine Freundinnen waren alle hier und schauten immer zwischen Christian und mir hin und her. Ich konnte ihre gaffenden Blicke spüren.
Ich wandte mich zu Monika. „Was hast du morgen vor?“
Sie wirkte überrascht antwortete mit rauer Stimme. „Ehm. Noch nichts bisher, wieso?“
Ich grinste. „Jetzt schon.“ Wir lachten beide. Ich hörte wie Jamie, Sabrina und Sue sich über die neuen in unserer Klasse unterhielten. Stöhnend hörte ich ihnen gezwungener Weise zu. Warum ging es immer nur um die? Waren die so besonders? Ich kannte die Antwort. Vielleicht.
„Ich habe gehört sie wohnen in der Nähe der Stadt, so ungefähr in deiner Nähe, Nath.“
Ich nickte. „Ja, in der Nähe vom See.“ Alle staunten auf. „Du warst dort?“, wollte Jamie wissen. Ich lächelte.
„Tut mir Leid, euch enttäuschen zu müssen. Ich war nur öfters am See, daher weiß ich das. Außerdem war ich zusammen mit Monika dort.“ Ich zwinkerte ihr zu und sie fing an zu lachen.
„Ja es war so toll!“ Wir klatschten in die Hände. Dabei entging mir nicht Christians Blick. Ich lächelte ihn an und wandte mich wieder dem Gespräch zu.
„Ich bin so neidisch! Nimm uns nächstes Mal mit!“
Ich seufzte. Super, das hatte mir gerade noch gefehlt. Zögernd nickte ich.
„Darf ich auch mitkommen?“, fragte Christian an mich gewannt. „K-Klar“, sagte ich erstaunt.
„Gut! Dann Morgen nach der Schule!“, sagte Monika fröhlich. Ich lachte.
Nach der Schule begleitete mich Christian aus dem Schulgebäude, bis zum Parkplatz. An meinem Auto angekommen grinste ich ihn an. „Wo steht dein Auto?“
Er lachte und zeigte in die andere Richtung. Es stand genau neben meins. Ein schwarzer BMW. Ich schüttelte grinsend den Kopf und suchte meinen Autoschlüssel.
„Warum gehst du alleine auf den Berg?“, fragte er mich mit sanfter Stimme. Ich blickte erschrocken auf. Seine braunen Augen strahlten.
Ich schluckte. „Na ja, ich war dort immer mit meinem Vater…“
„Verstehe.“
„J-Ja“, sagte ich, immer noch erstaunt über seine Nähe. Er kam einen Schritt auf mich zu, und umarmte mich. Seine Arme hatte er um meine Taille geschlungen.
Ich lachte. „Nicht so stürmisch!“ Er stimmte in mein Lachen ein.
Wieder holte mich die Kälte zurück und ich erschauderte Augenblicklich. Christian sah mich besorgt an und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Mein Blick driftete in eine bestimmte Richtung, die mich anzog. Ich sah sie wieder. Die Neuen. Ich stöhnte auf. Was war nur mit denen los, man?
Christian schaute in die Richtung, in der ich hinstarrte. Augenblicklich erstarrte er. Seine Arme umfassten mich stärker. Ich spürte seine gewaltige Kraft.
Erstaunt sah ich ihn wieder an, doch er starrte wie gebannt die Neuen an. Ob er dieses komische Gefühl auch spürte?
Ich streichelte sein Gesicht und er starrte mich wieder an. Seine Augen waren schmerzverzerrt. Was hatte er nur? Dann schüttelte er seinen Kopf und sah auf mich herab. Er lächelte verwegen.
Seine Augen wurden glasig, ich sah ihm an, dass er über etwas angestrengt nachdachte.
Verdrehter Tag.
Dann veränderten sich seine Gesichtszüge. Erst verwirrt, wütend und dann lag wieder unglaublich viel Wärme in seinen Augen. Er drückte mich an meinen Wagen und ich quiekte erschrocken auf. Er kam mit seinem Gesicht immer näher und drückte seine weichen Lippen auf meine.
Ein Schauder überzog meine Haut. Ich wusste, es war falsch, doch ich konnte mich nicht bewegen. Zu erstarrt war mein Körper. Er drückte mich weiter an mein Auto und drängte ein Knie zwischen meine Beine.
Der erste Schultag verlief einigermaßen gut. Obwohl mich die ganzen Blicke gewaltig auf meine kostbaren Nerven gingen, ermahnte mich Adrian immer, mich “normal“ zu verhalten.
Natürlich hatte ich ihm öfter Beleidigungen zukommen lassen, die er gekonnt wegsteckte. Er war mir ein Rätsel.
Hätte ich keine Jahrhunderte lange Ausbildung für diesen Tag gehabt, würde es mir sichtlich schwer fallen, diesen gigantischen Zog standzuhalten.
Ich wusste nicht woher er kam, doch mich beschlich immer wieder dieses komische Gefühl.
Und dann, wusste ich auch woher. Erschrocken blickte ich zu dem Mädchen, dass immer am See war.
Von ihr ging er aus!
Adrian sah mich besorgt an, doch ich versteinerte meine Gesichtzüge zu einer kalten Maske. Was war das bloß?
Ich knurrte, als ich sah, dass ein anderer sie berührte. Er umarmte sie, immer wieder lachten sie zusammen und redeten wirres Zeugs.
Ich zog genervt meine Augenbrauen zusammen.
Warum störte es mich so, dass ein anderer Junge, nein Vampir, sie anfasste? Adrian bemerkte, dass der Freund von Blutbeutel kein normaler Mensch war.
Er zischte. „Was soll das?“
Ich schüttelte den Kopf. „Ich weiß es beim besten Willen nicht.“
Adria schmunzelte. Plötzlich stand Blutbeutel auf und zog ihren Freund mit sich. Er schaute sie an, als wäre sie sein Eigentum. Sie schaute mich nicht einmal an, was mich zutiefst ärgerte.
Ich drehte mich weg, als sie an uns vorbeigerauscht war und seufzte.
Der Rest des Schultages hatte ich, sie nicht einmal wieder gesehen. Adrian bemerkte es auch, was mich noch mehr ärgerte. Hatte er irgendwelche Ansprüche auf sie? Pah! Das ich nicht lache!
Wir gingen gerade über den Schulhof zu den Parkplätzen. Ich hatte meine Tasche über eine Schulter geschmissen und schaute mich gelassen um.
Ich spürte einen Blick auf mir ruhen und sah sofort wieder Blutbeutel. Oh man!
Sie lachte gerade und ihr angeblicher “Freund“ umarmte sie. Schon wieder!
Aber diesmal schaute er auch zu uns.
Er drang in meine Gedanken ein. Was zum Teufel…?!
„Lass sie in Ruhe! Ich warne dich!“ Mit diesen Worten entzog er sich aus meinem Gedächtnis, drückte Blutbeutel gegen ein Auto und küsste sie.
Die Wut durchzuckte mich und mein Raubtier erwachte. Meine Fangzähne wuchsen und sprangen fast aus meinem Kiefer. SO lang waren sie vorher noch nie gewesen. Hätte Adrian mich im letzten Moment nicht gestoppt und in eine Ecke gezerrt wäre ich auf Blutbeutels Freund losgegangen.
Ich hatte es in ihren Augen gesehen, sie wollte es nicht, sie wollte ihn nicht.
Adrian drückte mich mit seiner ganzen Kraft gegen die Wand und ich keuchte auf und versuchte mich zu beruhigen.
Was für ein Arsch! Küsste er einfach mein Eigentum!!!
Verdacht
Völlig überrumpelt hatte ich Christian weggestoßen und war Hals über Kopf in mein Auto gestürmt und weggefahren.
Ich sah wie der Kleinere seinen größeren Bruder an die Wand drückte. Ich sah seine roten Augen, die hervor traten und mich keine Sekunden aus den Augen ließen. Krampfhaft versuchte ich nicht daran zu denken.
Die Autofahrt war schlimmer als jede andere. Wieso hatte Christian das getan? Wir waren doch solange beste Freunde!
Auf keinen Fall wollte ich mehr daraus machen. Kopfschüttelnd parkte ich mein Auto in die Garage und lief ins Haus.
Auf dem Küchentisch lag ein Zettel.
Liebe Nathalie,
Grandma und ich sind zusammen ins Krankenhaus gefahren. Ihr Zustand hat sich binnen Minuten immer weiter verschlechtert.
Wenn du das liest, sind wir wahrscheinlich schon im Krankenhaus. Bitte komm nicht nach, ich bitte dich darum, wenn ich wieder gekommen bin, dass alles
im normalen Zustand ist. Vielleicht kommt Oma ja mit.
Bis später
Deine Mum.
Überrascht klappte mein Mund auf und ich schüttelte meinen Kopf. Vielleicht hatte sie geschrieben. Wie schlimm stand es wirklich um Granny?
Ich solle nicht dabei sein? Sah sie so schlimm aus? Sie hatte doch noch so fröhlich gewirkt heute Morgen…
In Gedanken versunken schnappte ich meine Tasche und lief zum See.
Nachher würde ich noch zum Berg gehen, den Kopf frei kriegen. Seufzend rannte ich auf die gegenüberliegende Straße und ich sah den See schon von weitem.
Heute glitzerte er in seiner ganzen Pracht und war vollkommen Klar. Der Wind wehte mir ins Gesicht.
Ich beschleunigte und gerade fuhr ein schwarzes Auto an mir vorbei, mit verdunkelten Scheiben.
Ich runzelte die Stirn, achtete aber nicht weiter drauf.
Das Auto raste mit Hochgeschwindigkeit an mir vorbei und hinterließ eine Rauchwolke. Ich hustete.
„Verdammt!“
Keuchend blieb ich kurz stehen. „Umweltverschmutzer!“
Ich schüttelte kurz meinen Kopf und lief weiter. Bald kam ich endlich am Steg an und setzte mich hin.
Vorher drehte ich mich nochmals zum Haus um. Das Auto stand vor der Eingangstür. Nicht schon wieder die…
Schulterzuckend drehte ich mich wieder um und räumte meine Hausaufgaben raus. Hier konnte ich mich schon immer am besten konzentrieren. Heute hatten wir zum Glück nicht viel auf bekommen, erleichtert erledigte ich zu erst die schwierigste von allen: Mathe.
Schon bald war ich fertig und schaute auf die Uhr. Erst halb drei. Meine Mutter würde sowieso erst am späten Abend zurückkehren, wenn überhaupt.
Ich seufzte, packte meine Sachen wieder ein und zog meine Ballerinas aus. Langsam tauchte ich meine Füße wieder ins kalte Wasser.
„Hmmm.“ Das tat so gut.
Ich stützte mich hinten mit meinen Armen ab und schaute in den Himmel. Ein paar Wolken streiften durch die Landschaft. Ich seufzte und schloss meine Augen. Die Sonne kitzelte auf meine Haut und mein Gesicht kribbelte. Langsam wurde ich immer müder, bis ich schließlich mich ganz auf dem Steg ausbreitete und wohlig seufzte.
Bilder zogen an mir vorbei. Christians, wie er mich geküsst hatte, ohne meinen Willen, die Neuen, die an unsere Schule gekommen sind, meine Oma, wie sie mich immer angelächelt hatte und zuletzt Monika. Eine wahre Freundin.
Langsam verschwammen die Bilder und wurde immer unschärfer. Ich seufzte erneut und fiel in den Schlaf.
Es war wie ein Nebel der um mich herum schwirrte.
Nachdem Blutbeutel so schnell abgefahren ist, hatte ich mich wieder im Griff. Die unglaublichen Gefühle, die auf mich niederprasselten nahmen ihr Ende.
Adrian stieß mich in unser Auto und er fuhr. Genervt über diese Tatsache, beleidigte ich ihn ununterbrochen. Irgendwann kamen wir dann am Wald an, der in Richtung See führte.
Ich hörte Schritte und ein rasendes Herzklopfen. Adrian schielte zu mir herüber und gab mehr Gas.
Ich schaute ihn verwirrt an. Was ist nun schon wieder mit dem los?
Dann sah ich sie, das braunhaarige Mädchen. Sie lief zum See?
Mein Blick wurde weich und dieser unglaubliche Zog fing wieder an zu schmerzen. Verdammt!
Ich schüttelte meinen Kopf, doch mein Blick blieb an ihr hängen. Adrian schaute auch zu ihr herüber, was mich noch mehr aufbrachte.
Ich schnalzte mit der Zunge und wartete ungeduldig auf unser Haus. Im Rückspiegel erkannte ich sie, wie sie uns hinterrief. Ich musste grinsen.
Schnell kamen wir Zuhause an und sofort stiegen wir aus. In übermenschlicher Geschwindigkeit waren wir schon drinnen.
Ich keuchte etwas und schlug mir heftig gegen die Brust. Seit wann kann ein Blutbeutel solch ein Verlangen auslösen?
Ich schüttelte erneut meinen Kopf um wenigstens noch einen Klaren Kopf zu behalten.
Adrian seufzte hart neben mir auf. Er hatte sich an die Küchentheke gelehnt und seine Hände in seinem Gesicht vergraben.
Ich zog beide Augenbrauen hoch und ging zu ihm. „Was ist’n jetzt los?“
Er schüttelte nur den Kopf und seufzte schon wieder. Schnell musste ich handeln. Ich zog einen Blutbeutel aus unserem Kühlschrank und riss es mit meinen Reißzähnen auf, kippte Adrian das ganze Zeug schnell in seinen Mund.
Er saugte es in binnen Sekunden vollkommen aus.
Erleichtert seufzte ich. „Tut mir Leid“, flüsterte Adrian.
„Ach was, dir ging’s nicht gut, ich hole mir auch lieber einen.“
Meine Reißzähne wuchsen ein Stück weiter und ich schnappte mir einen Blutbeutel und schlug meine Zähne rein.
Hastig trank ich es leer. Es schmeckte widerlich. Ich wusste nicht wieso, es war immerhin das gleiche Blut, was ich immer zu mir nahm.
„Was ist?“ fragte Adrian.
„Das Blut schmeckte Fade“, sagte ich schnell und warf mich auf das Sofa.
„Wie kann das möglich sein? Ich fand es relativ normal.“
Ich zog meine Augenbrauen zusammen. „Ja, ja. Ist auch gut jetzt“, sagte ich energisch.
Adrian schüttelte seinen Kopf, schnappte sich sein Buch und marschierte nach oben. Ich seufzte und legte meinen Kopf in Nacken.
Plötzlich hörte ich ein berauschendes Herz, zarte, flache Atemzüge. Mein ganzer Körper reagierte darauf und ich zuckte zusammen. Der Duft kam vom See.
Ich sprang auf meine starken Beine und schaute zum Fenster hinaus. Ich seufzte dramatisch. Das ist doch wohl jetzt nicht wahr, oder?
Genervt schmiss ich die Tür auf und trat auf die Terrasse.
Sie ist schon wieder einfach so eingeschlafen! Wieso macht ein Blutbeutel so was? Und dann auch noch mein Blutbeutel?
Ich schüttelte den Kopf und lief zu ihr herüber.
Leise schlich ich mich an sie heran und beobachtete ihr schlafendes Gesicht. Sie sah so weit weg aus, so weit weg von dieser grauenhaften Menschenwelt. In ihrer eigenen Welt gefangen.
Verwunderung glitt über mein Gesicht. Sei wirkte zufrieden und ich konnte mir überhaupt nicht denken, wieso. Leise seufzte sie und es ging mir durch Mark und Bein. Was stellte sie bloß mit mir an?
Ich setzte mich zu ihr hin und genoss die Stille. Der See plätscherte leise. Auch wenn ich es am Anfang nicht wahr haben wollte, ich wusste, dass ich völlig Unrecht hatte, was die Menschenwelt betraf.
Wie konnte mich nur wegen so was verändern? Ein kleines, unerfahrenes Mädchen? Das ich noch nicht einmal kannte. Verzweifelt schaute ich mich um. Mein Bruder hatte noch keinen Verdacht geschöpft, dass ich mich so nah bei ihr aufhielt. Langsam beugte ich mich vor und strich ihr über die Wange. Sie zuckte leicht zusammen.
Sie fühlte sich so zart und zerbrechlich an, dass es mir mein verstummtes Herz brach. Ich schluckte hart. Plötzlich kniff sie die Augen zusammen und sah mich durch kleine Schlitze an. Ich beugte mich weiter vor und sah ihr ganz genau ins Gesicht. Zwei wunderschöne blaue Augen sahen mir direkt ins verstummte Herz.
Mit zusammengekniffenen Augen sah ich nach oben. War ich etwa schon wieder eingeschlafen? Ich wollte eigentlich nur nachdenken. Meine Augen weiteten sich von ganz alleine, als ich in ein vertrautes Gesicht sah. Er lächelte mich an. Seine Hände waren neben meinem Kopf abgestützt. Ich war unfähig, mich auch nur ein Stück zu bewegen.
Er kam mit seinem Gesicht näher und blies mir seinen Atem in mein Gesicht. Er roch einfach unwiderstehlich gut.
Nach Natur und ein wenig nach Honig.
Ich sah in seine grünen, dunklen Augen. Sie schimmerten leicht, durch die Sonneneinstrahlung, die sich auf den See widerspiegelte.
Er lächelte mich an und ich glaubte zu wissen, einem Engel begegnet zu sein. Ich schüttelte meinen Kopf und stand plötzlich auf, er hatte sich schnell zurück gezogen. Es war der Neue auf unserer Schule, der Größere. Ich musterte ihn. Wieso war er hier? Schnell rieb ich meine Augen, hatte ich es vielleicht nur geträumt?
Als ich meine Augen wieder öffnete hockte er immer noch da. Komisch. Ich drehte mich ganz zu ihm um und saß einfach nur schweigend da. Starr blickte ich in seine wunderschönen Augen.
Sein Haar fiel ihm leicht darüber. Er runzelte die Stirn und musterte mich ebenso wie ich ihn. Es kam mir vor wie Ewigkeiten, die wir uns einfach schweigend anstarrten.
Doch schließlich seufzte er und lächelte wieder. „Hallo“, hauchte er. „ich glaube, wir kennen uns noch nicht.“ Seine Stimme war ruhig und klar. Wie der See hinter mir.
Ich nickte. „Hey, ich bin Nathalie.“ Er grinste „Bastien.“ Ich lächelte zurück und fühlte mich unglaublich, als ich sein traumhaftes Lächeln erblickte. Wie machte er das nur?
Bastien stand in einer fließenden Bewegung auf. „Darf ich mich zu dir setzen?“ ich nickte eifrig.
Überraschung spiegelte sich in meinem Gesicht wieder. In der Schule hatten wir uns gegenseitig ignoriert, doch jetzt, scheint er wie ausgewechselt.
Trotzdem war ich auf der Hut.
Bastien setzte sich leise neben mich, hätte ich es nicht gesehen, wäre es mir gar nicht aufgefallen.
Er bewegte sich so leise, wie eine Katze. Er neigte den Kopf zu mir und musterte mich. Ich legte meine Arme um meine Beine und stützte meinen Kopf auf die Knie. Grinsend beobachtete ich die Vögel, die umher flogen. Sie waren alle so elegant, fröhlich und sangen den ganzen lieben Tag lang.
Ich seufzte leicht und wandte den Blick wieder ab. „Wohnst du in dem Haus?“, fragte ich und wedelte mit meiner zarten Hand in die andere Richtung, wo das weiß gräuliche Haus stand. Man konnte es schon fast Villa nennen.
Er blinzelte. „Ja.“
Leise kicherte ich. „Dacht ich’s mir doch. Weißt du, vorher war dort noch ein kleines Stück Wald“, ich zeigte auf sein Haus, „Mein Vater hatte mich öfters stundenlang mitgenommen.“ Ich grinste.
„Tut er das jetzt nicht mehr?“, fragte Bastien verwundert.
Ich schüttelte meinen Kopf. „Er ist gestorben. Erst dieses Jahr.“
Bastien blickte mich erstaunt an, ich zeigte jedoch keine Regung. „Das tut mir Leid. Wie ist das passiert?“
Alte Wunden rissen wieder auf. Bisher hatte ich noch nie mit jemanden darüber geredet. Es wurde Zeit, ich musste loslassen. Ich musste meinen Vater frei lassen, wie ein Vogel, damit er weiter fliegen konnte.
Ich schluckte laut.
„Er hatte mich öfters zu den Bergen mitgenommen. Dort oben waren wir immer und endlich habe ich unsere kleine Lichtung wieder gefunden. Er hatte sich genau an dieser Stelle umgebracht, wegen Jahrelanger Depressionen. Meine Granny liegt im Krankenhaus. Ich hatte eigentlich vorgehabt sie zu besuchen, doch meine Mutter verbot mir es. Ich solle sie so in Erinnerung behalten, wie ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Ich weiß, sie kommt nicht wieder zurück…“ Am Ende wurde ich immer ein Stückchen leiser. Ich vergrub mein Gesicht, damit Bastien es nicht sehen konnte. Der Schmerz schüttelte mich innerlich.
Bastien brachte kein Wort heraus. Ich fühlte wie er seinen Arm um meine Schulter legte und mich näher an ihn heranzog. Meinen Kopf hatte ich an seine Schulter gelehnt.
Es war so leicht, mich einfach neben ihn zu setzten und zu schweigen. Ich fühlte mich unendlich glücklich in seiner Nähe. Plötzlich vibrierte mein Handy. Nicht jetzt! Verdammt noch mal…
Ich ging seufzend ran, ohne wirklich auf den Touchdisplay zu schauen. Bastiens Arm lag immer noch auf meiner Schulter.
„Hallo?“, sagte ich schläfrig.
„Ich bin’s Christian.“ Schock.
Warte! Ich wusste doch gar nicht was ich sagen sollte! Ich biss mir auf meine Unterlippe. Oh Gott, wieso ausgerechnet jetzt?! „Was willst du, Christian?“, fragte ich aufgebracht.
Ich schaute Bastien an, er wirkte verärgert.
„Ich… wollte mich entschuldigen. Können wir uns treffen?“, fragte er zögerlich. Ich seufzte, ich hatte ihm noch nicht verziehen.
„Es ist gerade sehr schlecht, Chris.“
„Warum?“, wieso war er immer so neugierig?
„Ich… bin gerade beschäftigt.“ Zum Teil stimmte es ja, ich schaute nochmals Bastien an der jetzt triumphierend grinste. Ich lachte.
„Hast du da jemanden bei dir?“, sofort verstummte ich. „Ja“, seufzte ich leise.
Am anderen Hörer zischte es. „Chris?“, fragte ich unsicher.
„Er ist es oder?“, fragte Christian unruhig.
„Ja, aber -“, weiter kam ich nicht, Christian hatte grummelnd aufgelegt. Super. Ich seufzte und schaute wieder zu Bastien. Schnell stopfte ich mein Handy wieder in meine Tasche zurück.
Dabei blieb sein Arm immer noch beschützend auf meiner Schulter. Er regte sich keinen Zentimeter.
Dann seufzte ich und schaute wieder direkt in sein perfektes Gesicht. „Ich muss los“, sagte ich zerknirscht.
Er nickte nur, doch bevor ich aufstehen konnte, hielt er mich noch fester.
„Zeigst du es mir irgendwann mal?“, fragte er mich mit einem neugierigen Gesichtsausdruck.
Ich schaute ihn fragend an. „Was zeigen?“
„Die kleine Lichtung auf den Klippen“, sagte er leise.
Ich biss mir auf die Unterlippe, nickte aber zaghaft. Bastien lächelte triumphierend.
„So jetzt muss ich aber los“, sagte ich neckend und riss seinen Arm von meiner Schulter, sprang in einer fliesenden Bewegung auf und hob meine Tasche vom Steg auf. Hinter mir hörte ich keinen Laut, aber ich fühlte seinen Atem auf meinem Nacken. Ich drehte mich um und trat einen Schritt zurück.
„Bis Morgen dann.“
Er nickte etwas traurig, fasste sich dann aber wieder. „Bis dann.“
Ich lächelte ihm noch mal zu und rannte auf die Straße zu. Ohne meinen Blick abzuwenden, lief ich weiter auf dem Bürgersteig, zu meinem Haus.
Keuchend rang ich nach Luft, als ich erst am Wald angekommen war. Ich lehnte mich gegen einen Baum und atmete ruhig ein und aus. Schnell klaubte ich meine Wasserflasche aus meiner schwarzen Hängetasche und trank hastig.
Erleichtert seufzte ich und steckte sie zurück. Den Rest des Weges ging ich langsamer als vorher.
Zu Hause angekommen, schmiss ich meine Tasche neben das Sofa und schnappte mir die Fernsehzeitung. Ich seufzte und Blätterte zu unserer jetzigen Woche. Heute war Montag, hm.
Ich stöhnte auf. Talkshows, Gerichtshsows, Soaps, die mich eh überhaupt nicht interessierten, und sonst nichts Weiteres. Ich schmiss die Zeitschrift wieder auf unseren Fernsehtisch und hievte mich ergeben vom Sofa.
Ich wusste was ich jetzt zu tun hatte. Schnell griff ich mein Handy aus meiner Tasche und rief meine Mutter an. Nach dem dritten Klingeln nahm sie endlich ab.
„Mum! Wie geht’s es Granny?“, platzte es gleich aus mir heraus.
Ich hörte ein kleines Wimmern. „Schatz, ich komme gleich nach hause“, sagte sie endlich. Ich stöhnte erleichtert auf, aber stockte dann. „Was ist mit Granny, Mum?“
Sie seufzte und ich hörte sie leise Weinen, was praktisch nie der Fall war. „Sie hat es nicht geschafft.“
Mein herz drohte zu zerbrechen. „Nicht geschafft?“
Sie wimmerte wieder leise als Antwort. „Ich bin gleich da.“ Sie legte auf. Ich schmiss das Handy aufs Sofa und versuchte mich an der Lehne festzuhalten. Es klappte nicht, ich stürzte in meine ganz persönliche Hölle. Meinen Abgrund. Ich weinte um mein Leben. Das Gesicht in den Händen vergraben, schluchzte ich und wippte immer vor und Rückwerts.
Es handelte sich um Minuten, die sich wie Tage anfühlte, bis meine Mum dazu stieß. Sie hielt mich an meinen Schultern fest und weinte einfach mit. Ich habe sie noch nie in meinem Leben weinen gehört, nicht einmal, als unser Vater von uns gegangen war.
Sie hatte es vorher gewusst, dass er Depressionen gehabt hatte, sie hatte ihn los gelassen. Ich versuchte den Schmerz, der in mir aufflammte und mich zu verbrennen drohte, zu unterdrücken und schaute meine Mum mit Tränen überflossenem Gesicht an.
Sie streichelte meinen Rücken und dann umarmte ich sie. „Es wird alles wieder gut werden, Oma ist jetzt dort oben.“ Ich sah zu ihr auf und sie zeigte in den Himmel. Das war sie wohl, dort würde sie sogar Grandpa wiedersehen. Ich lächelte etwas zaghaft.
Sie nickte mir aufmunternd zu und hob mich in ihre Arme. Ich klammerte mich fest an ihrer weißen Bluse.
Mum brachte mich wieder in mein Zimmer und legte mich ins Bett. Zuvor hatte hier noch Grandma geschlafen. „Mum?“, fragte ich sie, als sie sich gerade wieder umdrehen wollte.
„Ja, Schätzchen?“ Sie lächelte unsicher.
„Können wir mir ein neues Bett kaufen?“
„Warum?“, fragte sie erstaunt.
„Zuletzt hatte Granny hier noch geschlafen…“
Sie nickte. „Wir werden Morgen gleich losfahren. Jetzt ruh dich aber erstmal aus, okay?“
Ich nickte wieder und sie gab mir einen Kuss auf meine Stirn. „Bis Morgen, Schatz.“
„Ja“, flüsterte ich leise. Sie knipste das Licht aus und schloss leise die Tür. Ich hatte immer noch meine Alltagsklamotten an, also zog ich mich schleunigst um.
Mein Herz brannte immer noch vor Schmerzen. Sollte ich morgen Abend endlich Vater besuchen gehen? Innerlich freute ich mich darauf. Aber davor, musste ich noch mit Christian sprechen. Ich seufzte und legte mich wieder in mein Bett. Es roch so sehr nach Granny.
Ich rollte mich im Bett zusammen und kniff die Augen zu. Nach gefühlten Stunden schlief ich endlich ein. Der Nebel hatte mich wieder in seinen klauen und riss mich in die Schwärze. Eine traumlose Nacht stand mir bevor.
Am nächsten Morgen wachte ich mit einen Schrei auf Grannys, mein Bett auf. Ich hatte nichts geträumt, nur von der Schwärze, die mich in ihren Klauen gefangen hielt. Sie zog eine hässliche Fratze.
Ich schüttelte meinen Kopf und tappte ins Badezimmer. Erschrocken sah ich in den Spiegel. Meine Augen strahlte tiefe Leere aus. Ich hatte tiefe Augenringe bekommen, meine Unterlippe war aufgeplatzt. Hatte ich darauf rumgekaut?
Schnell holte ich meine neuen Anziehsachen aus meinem Kleiderschrank. Die Unordnung war immer noch da als Monika hier gewesen war. Ich schüttelte erneut meinen Kopf und konzentrierte mich auf meine Aufgaben.
Zügig zog ich mich um, putze meine Zähne, kämmte so gut es ging meine Haare durch und kramte mein Puder aus meiner kleinen Schminktasche. Ich tupfte ein bisschen unter meine Augen und auf meine Wangen.
Ich seufzte. Jetzt sah es wenigstens erträglich aus. Ich schnappte meine gepackte Tasche und sah mich um. Mum war wieder zur Arbeit gefahren. Ohne Granny war alles so unglaublich ruhig, die Stille gefiel mir gar nicht. Ich schluchzte wieder und wimmerte leise.
Eine kleine Träne kullerte über mein Gesicht. Ich schüttelte meinen Kopf und marschierte zur Garage. Ich stieg in meinen schwarzen Peugeot und schnallte mich an. Danach gab ich Vollgas und kam schließlich an der altbekannten Schule an.
Die Nacht war ziemlich Unruhig gewesen. Ich musste die ganze Zeit schmerzhaft an Blut- nein, an Nathalie denken.
Ich schüttelte meinen Kopf und fuhr mir schnell durchs Haar. Ich musste nicht in den Spiegel sehen um mich zu vergewissern, dass sie richtig lagen. Sie taten es immer.
Stöhnend zog ich meine schwarze Jeans mit einem weißen Hemd an und machte mich zu Adrian auf, der ohne Decke mit ausgebreiteten Armen in seinem Bett schlafend dalag. Ich runzelte die Stirn. Der konnte schlafen wie ein Toter. Ich grinste.
Seine Decke hatte er von Bett runter geschmissen. Ich sah ihn flach Atmen. Wieder grinste ich, diesmal aber frecher.
„ADRIAN
?!“
Er schreckte auf und ging gleich zähnefletschend in Angriffspose. Lachend lehnte ich mich an seine Zimmerwand und musterte ihn.
Ich schaute zu mir auf und sein Blick verriet überdurchschnittliche Wut.
„Boah ne, nicht schon wieder“, seufzte Adrian.
Ich lachte laut und stieß mich von der Wand ab und drehte mich der Tür zu. „Mach dich fertig, sonst kommen wir wegen dir zu spät.“
Er murmelte etwas Unverständliches und ich ging grinsend nach unten. Schnell riss ich den Kühlschrank auf und holte mir einen Blutbeutel. Meine Reißzähne ragten hervor und ich stieß sie unsanft hinein.
Ich stellte mir vor, wie ich es bei Nathalie getan hätte. Am liebsten hätte ich sie gestreichelt und geküsst, über ihren sanften Hals geleckt und – Mist!
Ich keuchte und der leere Beutel schlug zu Boden. Das Blut hatte abscheulich geschmeckt, sogar noch schlimmer als am Vortag. Ich schüttelte ungläubig den Kopf.
Adrian kam nach unten gerannt und musterte mich. „Was ist los?“, seine Stimme klang fordernd. Ich seufzte.
„Das Blut schmeckt jeden Tag schlimmer, probier du mal.“ Er musterte mich mit seinen scharfen, eiskalten blauen Augen. Ich drehte mich um und holte einen weiteren raus und hielt ihn ihm hin.
Er hob eine Augenbraue und schnappte sich ihn. „Na gut, wie du willst.“
Ich lehnte mich an die Wand und musterte ihn. Sanft stieß er seine Zähne in den Blutbeutel. Ich verzog das Gesicht. Doch er schloss genüsslich seine Augen, biss es leer war.
„Und?“, fragte ich ihn aufgebracht.
Er schüttelte den Kopf. „So normal wie eh und je.“
Ich zog beide Augenbrauen in die Höhe. „Was?“
„Keine Veränderung. Ich weiß nicht wieso es so bei dir ist.“ Er zuckte mit den Schultern und schmiss meinen und seinen Blutbeutel weg. „Ich habe mal von Vater gehört, dass ihm das gleiche widerfuhr, als er unsere Mutter zum ersten Mal gesehen hatte. Es war wie ein unwiderstehlicher Ruf der von ihr ausging, verstehst du was ich meine?“
Ich nickte zaghaft. „Meinst du, Mutter war vorher ein Mensch?“ Das hatte ich gar nicht gewusst.
Er lächelte mich an und nickte. „Klar, Vater hatte sie verwandelt.“
Ich schluckte laut.
„Egal, zurück zum Thema.“ Er schaute mich ernst an. „Bist du irgendeinem Mädchen begegnet, das eine unbeschreibliche Anziehungskraft auf dich ausübt?“
Ich dachte zurück, als ich Nathalie in der Schule begegnet bin. Immer wieder. Es war wie ein Sog der mich zu ihr zog. Ich nickte zaghaft.
„Und, wer war’s?“ Adrian ging an mir vorbei, um seine Tasche zu holen.
Ich haute mit meiner geballten Faust auf den Küchentisch. Er bekam leichte risse, da ich nicht mit meiner ganzen Kraft zugeschlagen hatte. „Nathalie“, sagte ich leise. Adrian drehte sich überrascht um. „Und, wer ist das genau?“, hakte er weiter nach.
„Der erste Mensch, den wir gesehen haben, Adrian“, erinnerte ich ihn.
Jetzt schaute er mich noch überraschter an. „Interessant. Deswegen bist du in ihrer Nähe so launisch.“
Ich zog eine perfekte Augenbraue hoch. „Bitte was!?“
Adrian lachte laut. „Hättest dich mal sehen sollen, warst wie ausgewechselt. Sonst immer der ruhige, coole Bastien. Jetzt taucht sie auf, das erste menschliche Wesen was wir sehen und du hast dich auf sie geprägt. Am besten wir reden nachher mit Mutter darüber.“ Er schüttelte lachend den Kopf. „Wenn ihr das erzähle, sie würde endlich wieder Lächeln vor Stolz.“
„Du wagst es nicht! Außerdem würde ich das nie zulassen!“ Die Wut stieg bei mir ins unermessliche. Adrian lachte wieder laut. „Jetzt lass uns gehen, Bastien.“
Ich schnaubte vor Wut und setzte mich hinters Steuer, bevor Adrian auch nur etwas anderes sagen konnte. Seufzend stieg er neben mir ein.
„Ich fahre.“ Dann gab ich Vollgas.
An der Schule angekommen, kam auch gleich Monika auf mich zu, die wartend am Tor zu mir herüber schaute. Neben ihr her, lief Christian. Ich unterdrückte ein genervtes stöhnen.
Dabei fiel mir wieder ein, dass wir uns alle heute unten am See treffen wollten. Diesmal schüttelte ich genervt den Kopf. Das kann ja heiter werden.
Monika stürmte mir direkt in die Arme. „Hey! Ich freue mich schon auf nachher.“ Sie grinste mich triumphierend an. Kann sie etwa Gedanken lesen?
Dann sah ich zu Christian, der mich unentwegt musterte. Ich lächelte zaghaft und Monika zog mich vorwärts. Hinter uns her, marschierte Chris.
Die Schule war ziemlich überfüllt und ich konnte mich dadurch ziemlich gut ablenken. Ich wollte niemanden aufbinden, was wirklich in mir vorging. Granny. Ich seufzte und Monika bemerkte es, zog mich trotzdem weiter in Richtung Schließfächer.
„Was ist los?“
Ich schüttelte den Kopf. „Nichts, ich habe nur darüber nach gedacht, was ich heute anziehen soll“, log ich. Dabei wunderte es mich, dass ich nicht rot wurde.
Monika lachte. „Ich kann ja nachher zu dir nach Hause kommen und dir helfen.“ Erschrocken riss ich meine Augen auf. Wir standen schon bei den Schließfächern.
„Nein!“, rief ich aufgebracht und ballte die Fäuste. Sie schloss ihren Spind zu und beobachtete mich.
„Wieso nicht?“
Ich schüttelte den Kopf. „Lieber nicht. Ich habe nicht aufgeräumt und so. Wir treffen uns einfach heute Abend beim See okay?“ Ohne auf ihre Antwort zu warten ging ich an ihr vorbei. Ich wusste, dass sie es nicht verdient hatte, dass ich sie anlog. Ich wollte es doch erstmal allein verstehen und verdauen.
Genervt verließ ich den Flur und wollte gerade die erst beste Treppe nehmen, als ich bekannte Stimmen vernahm. Bastien. Nicht jetzt! Meinte es Gott nie gut mit mir?
Ich seufzte und sie drehten sich mir zu. Adrian und Bastien drehten sich zu mir um und musterten mich unbehaglich.
Innerlich stöhnte ich auf. Auf die beiden hatte ich besonders keine Lust. Der unwiderstehliche Duft drang wieder in meine Nase und ich hielt sie zu. Keuchend rannte ich die Treppen hoch und drängelte mich zwischen ihnen. Ich wusste, dass sie mir hinterher sahen, doch ich wollte nicht zurück Blicken.
Schnell erreichte ich meinen Klassenraum und setzte mich in die vorletzte Reihe. Christian, Monika und meine restlichen Freunde, Sue, Jamie und Sabrina saßen schon auf ihren Plätzen. Ich stöhnte genervt und zog meinen Stuhl zurück. Gerade kamen Adrian und Bastien durch die Tür. Ich versuchte Bastiens Duft möglichst zu ignorieren.
Ich setzte mich schweigend hin und sah aus dem Fenster. Super. Perfektes Wetter für den See.
Dann hörte ich, wie jemand Stühle absichtlich laut zurück zog und ich drehte mich nach hinten und begegnete Bastiens unbeschreiblichen Blick. Seine Augen glühten.
Ich konnte meinen Blick nicht von ihm nehmen, wäre das jetzt hier kein überfüllter Klassenraum, hätte ich mich wahrscheinlich auf ihn gestürzt. Aber ich konnte das nicht tun, also schüttelte ich meinen kopf und sah zur Tafel. Gerade kam Herr Jenkins ins Klassenzimmer.
Damit begann wieder eine langweilige Unterrichtsstunde. Und ich bemerkte, wie Bastien mich unentwegt anschaute.
Der Abend am See
Die Stunden zogen sich in die Länge. Mein Kopf schaltete sich immer wieder auf Durchzug, ich konnte die Anspannung einfach nicht abschalten. Christian sah öfters besorgt zu mir.
Manchmal schielte er aber auch zu Bastien herüber. Doch irgendwann waren zwei Stunden Geschichte auch vorüber und ich seufzte erleichtert auf. Monika schien ziemlich Happy zu sein.
„Warum so glücklich heute?“, fragte ich sie neugierig und klaubte meine Schulsachen zusammen. Sie sah mich verständnislos an.
„Ach, du weißt es ja noch gar nicht!“ Sie klatschte aufgeregt in die Hände und ich schüttelte nur grinsend den Kopf.
Zusammen gingen wir aus dem Klassenraum, von Christian gefolgt.
Monika lief rot an. „Vaughn kommt mich Heute wieder besuchen.“ Ich verdrehte die Augen und lachte. „Dein Freund? Na dann. Aber was wird aus heute Abend?“
Sie schaute mich entsetzt an. Ich wusste sie würde sich das niemals entgehen lassen. „Er kommt natürlich mit!“, sagte sie aufgebracht und ich nickte nur stumm.
Der Schultag verlief ganz angenehm, wenn man die störende Blicke ignoriert die immer von Adrian und Bastien kamen, wenn wir uns zufällig über den Weg liefen. Dann konnte man wirklich sagen, dass es ein wunderbarer Tag war. Ganz abgesehen davon, dass Granny ihn nie wieder mit erleben würde. Heute würde ich mit Monika darüber reden, wenn ich es denn konnte.
Die Cafeteria war nicht so überfüllt, wie sie es sonst immer war. Manche Klassen unternahmen Schulausflüge, deswegen genoss ich ausnahmsweise die beruhigende Stille.
Monika gefiel das ganz und gar nicht. Sie liebte die Aufmerksamkeit um sich herum.
„Wollen wir heute noch ein paar mehr einladen? Ich kenne da zufällig welche, die zu gern mitkämen“, sagte Sue aufgeregt.
Ich seufzte. Super. Aus unseren gemeinsamen Abend wurde wohl nichts mehr. Doch dann sagte sie zwei Namen, womit ich überhaupt nicht mit gerechnet hätte.
„Zum Beispiel die beiden Neuen, wie heißen sie noch mal?“, fragte Sabrina.
Ich riss meine Augen auf und flüsterte:„ Adrian und Bastien.“ Sie nickte erfreut. „Dann laden wir sie doch auch gleich mal ein!“ Ich ließ meinen Kopf hängen. Na toll.
„Du scheinst sie besser zu kennen, Nath. Vielleicht solltest du sie fragen.“ Sabrina wedelte erleichtert mit der Hand.
„Oh nö!“
„Oh doch!“, sagten alle gleichzeitig. Ich seufzte ergeben.
Plötzlich kamen gerade Adrian und sein Bruder Bastien in die Cafeteria. Bastien schaute gleich zu mir und grinste frech. Ich lächelte nur verlegen zurück.
„Na gut, ich mach’s ja schon.“ Ich stieß meinen Stuhl zurück und sah in die Runde.
„Du willst das jetzt machen?“, fragte Monika schüchtern. Ich nickte. „Klar, besser jetzt als später.“
Ich verdrehte noch mal meine Augen und drehte mich dann um. Bastien und sein Bruder saßen genau vier Tische hinter uns. Super. Ich stieß meine Hände in die Hosentaschen und seufzte. Was sollte ich bloß sagen?
Die wenigen Schritte machten mir zu schaffen. Nervös biss ich mir auf meine Unterlippe.
Als ich die Hälfte geschafft hatte, sah ich zu Bastien auf der mich besorgt musterte. Diesmal grinste ich frech.
Innerlich staute sich meine Nervosität bis zum Höhepunkt, aber ich versuchte äußerlich Ruhig und Gelassen zuwirken. Leider nur mit halben Erfolg. Hoffentlich sah man es mir nicht an, betete ich.
Bastien sah mich erstaunt an. „Hey“, sagte ich gelassen, immer noch meine Hände in den Hosentaschen versteckt.
Beide nickten mir zu. „Hallo Nathalie, darf ich dir vorstellen, das ist mein Bruder Adrian.“ Er wedelte mit der Hand in die Richtung seines Zwillingsbruders.
Ich lächelte ihn zaghaft an. „Setz dich doch“, sagte Adrian. Ich zog beide Augenbrauen hoch. „Na ja, ich bin eigentlich hier, um euch etwas zu Fragen.“
Bastien schmunzelte.
„Die anderen veranstalten Heute so was wie eine Party am See, kleines Zusammentreffen von Jugendlichen.“ Ich zuckte mit den Schultern. Ehrlich gesagt, wäre es mir tausendmal lieber gewesen, wäre es nur ein ganz normaler Abend zusammen mit meinen Freundinnen gewesen. „Tja, na ja. Meine Freundinnen hatte natürlich die brillante Idee, euch auch einzuladen.“ Ich seufzte genervt. „Sie wollen euch beide etwas näher kennen lernen und da ist so ein Abend“, ich wedelte lässig mit der Hand, „doch auch ganz, hm … Vorteilhaft würde ich es jetzt nicht unbedingt nennen, aber es ist eine gute Gelegenheit.“ Ich grinste.
Bastiens Augen strahlten.
Dann meldete sich Adrian zu Wort:„Wir kommen gerne, nicht wahr Brüderchen?“ Adrian verwuschelte Bastiens Haare und der fauchte ihn an. Ich riss meine Augen auf.
Zügig sprach Bastien weiter und sah direkt in meine Augen. „Wann geht’s los?“
Ich schüttelte meinen Kopf. „Eh… um 19 Uhr am See. Ihr habt es ja nicht weit.“ Schnell drehte ich mich grinsend um und ging zu meinen Freundinnen, vier Tische weiter. Alle Blicke lagen auf mir und ich seufzte.
Der Schultag verlief relativ schnell. Das kam daher, dass wir heute kaum Stunden hatten. Innerlich sträubte es sich in mir, wenn ich an heute Abend dachte.
Ohne heute auf Christian zu warten, stieg ich in meinen Peugeot ein und schnallte mich an. Schnell warf ich meine Tasche nach hinten und gab Gas. Das kleine Radio im Auto lief im Hintergrund. Ich sang nebenbei leise mit.
Als ich Zuhause ankam, warf ich gleich meine Tasche in die Ecke und lief in mein Zimmer.
Ich ließ mich auf mein Bett sinken und schloss meine Augen. Leise döste ich vor mich hin.
Mein Körper wurde immer schlaffer und ich seufzte wohlig. Der Tag war anstrengend gewesen, ich konnte mich sicher noch etwas ausruhen…
Doch Falsch gedacht. Jemand klingelte an meiner Haustür. Genervt seufzte ich auf und lief nach unten. Meine Haare waren ziemlich verwuschelt, aber das störte mich wenig.
Neugierig machte ich die Tür auf, und siehe da. Monika.
„Hey Moni“, ich rieb mir verschlafen meine Augen. Sie zog beide Augenbrauen hoch und musterte mich.
Die Art wie sie mich musterte gefiel mir gar nicht. Noch nie jemanden gesehen, der kaum geschlafen hatte?, wollte ich ihr zu zischen, doch ich hielt mich zurück.
Doch dann versetzte ein schmerzhafter Stich genau durch mein Herz und ließ es schneller werden. Der See!
Ich schüttelte meinen Kopf und zog schnell Monika ins Haus.
„Wie spät haben wir es?“, fragte ich sie bissig.
Sie lachte. „Du siehst echt komisch aus!“
Ich zog meine Augenbrauen zusammen und sah sie wütend an. „Beantworte bitte einfach meine Frage!“
Sie verstummte sofort. „Ich glaube, 17 Uhr. Ich bin mir nicht sicher.“
Sie runzelte die Stirn. „Warum bist du denn so angezogen?“ Sie streichelte meinen Arm.
Ich seufzte. „Ich bin eingeschlafen…“, murmelte ich. „Kannst du mir helfen?“ Ich grinste.
Sie nickte eifrig und zog mich in mein Zimmer.
Schnell steuerte sie direkt auf meinen Schrank zu. „Setz dich dahin!“, sie wies ohne ihren Blick von meinem Schrank zu wenden, auf mein Bett. Stumm gehorchte ich ihr.
Es dauerte nicht lange, da warf sie mir schon Kleidungstücke zu. Direkt ins Gesicht. Ich zischte. „Lass das mal!“
Sie lachte und suchte weiter.
Grimmig schnaubte ich und lief im Zimmer auf und ab.
Dann schaute sie fröhlich auf und holte ein schwarzes, trägerloses, knielanges Kleid heraus. Unten war es mit Rüschen verziert und das machte es beinahe perfekt. „Gefunden!“, rief sie glücklich.
„Du willst, dass ich mich da reinzwänge?“
Sie nickte.
Ich seufzte ergeben. Sie gab mir noch schwarze Riemchen Sandalen mit hohem Absatz. Ich schüttelte den Kopf.
„Soll ich mir die Hacken brechen?“
„Ach was, du packst das schon.“ Sie räumte die anderen Klamotten genüsslich wieder in den Schrank.
Ich seufzte und ging ins Badezimmer.
„Wenn du fertig bist, sag mir bescheid! Dann komm ich dir deine Haare machen!“, rief sie zu mir herüber. Ich schloss das Badezimmer ab und setzte mich auf den heruntergeklappten Klodeckel.
Dann zog ich mich entschlossen um und trappelte zum Kleid, das ich an der Dusche aufgehängt hatte.
Vorsichtig nahm ich es herunter und zog es mir über. Ich drehte mich zum Spiegel um und erschrak. Hätte das Kleid noch ein paar Risse gehabt, würde man sicherlich denken, dass ich gerade aus meinem Grab gekrabbelt wäre. Meine Haare waren nicht verwuschelt, sie standen zu Berge. Ich seufzte und holte meine Bürste heraus.
Ich zog sie sachte durch und bekam eine Gänsehaut. Dafür würde ich Jahre brauchen!
„Moni!“, brüllte ich verzweifelt und schloss das Badezimmer auf.
Sie stand schon grinsend vor der Tür und zog mich zum Spiegel, entzog mir die Bürste und holte ihr Schminktischen heraus. „So“, sagte sie zufrieden. „Schließ deine Augen, ich werde versuchen, dir nicht weh zu tun.“
Ich nickte benommen und tat, was sie verlangte. Dabei summte ich in Gedanken mein Lieblingslied.
Zwar bemerkte ich, wie sie versuchte meine Haare zu bändigen, aber schmerzhaft war es nicht. Ich grinste und flüsterte:„ Danke.“
Sie lachte. „Gern geschehen. Was würdest du nur ohne mich machen?“
Ich seufzte. „Keine Ahnung.“
Dann gewann die Stille wieder die Oberhand zwischen uns. Ich roch Haarspray und zog die Nase kraus.
Sie hantierte an meinem Gesicht und ich zog scharf die Luft ein.
„Fertig“, hörte ich Zufriedenheit in ihrer Stimme?
Ich machte meine Augen auf und starrte mein Gegenüber an.
Die Haare, leicht wellig, flossen mir in voller Pracht über den Rücken. Meine Augen waren von dicken, schwarzen Wimper umrandet und leichter Lipgloss umspielten meine rosa Lippen. Ich strahlte und ließ meine Augen funken sprühen.
„Du bist unglaublich!“ Ich fiel Monika in die Arme und sie lachte laut. „Ich weiß.“ Sie grinste mich an.
„Jetzt aber schnell, sonst kommen wir noch zu spät.“ Wir ließen einander los und schnappten uns unsere Schuhe. Ich holte mir noch meine kleine, schwarze Handtasche und steckte Geld, Lipgloss und mein Handy ein.
Zufrieden nickte ich und schnappte mir meinen Schlüssel.
Auf dem Hinweg, erzählte ich endlich von meiner Granny. Ich wusste, dass ich sie endlich gehen lassen musste.
Und nur weil ich schwäche gezeigt hatte, bat ich meine Mutter darum, mit ein neues Bett zu kaufen. Ich würde ihr später sagen, dass dies nicht mehr sein müsste.
„Das tut mir so Leid!“ Monika fiel mir wieder in die Arme und wimmerte leicht. Ich tätschelte ihren Rücken und gewann wieder Abstand zwischen uns. Ich grinste.
„Ich habe sie los gelassen. Es musste sein. Sie ist dort oben“, ich zeigte in den Himmel, „besser aufgehoben. Glaub mir.“ Monika lächelte zaghaft und zusammen gingen wir zum See.
Am frühen Abend kam ich fertig nach unten ins Wohnzimmer. Adrian wartete bereits auf mich. „Das hat aber lange gedauert, Brüderchen.“
Ich schnalzte mit der Zunge und warf mich auf das andere Sofa.
„Ich bin eben anders als du“; murmelte ich genervt.
Adrian lachte nur, nickte aber. Dann sah er mich ernst an. „Wir sollten mit Mutter sprechen“, sagte er entschieden.
Ich seufzte. Ich wusste was jetzt kommen würde. Aber vermeiden ließ es sich dennoch nicht.
Ergeben stand ich auf und folgte Adrian in Mutters Schlafzimmer.
Adrian klopfte leise an und betrat das Zimmerchen, von mir gefolgt.
Elisabeth, unsere Mutter, saß an ihrem Schminktisch und schaute überrascht zu uns auf. Sie wartete schon auf das Sehnlichste, unserem Vater.
Sie grinste. „Was macht ihr beiden Hübschen denn hier?“ Wolltet ihr nicht zum See gehen?“, fragte sie lächelnd.
Wir beide nickten und Adrian ergriff das Wort. „Mum, wir haben euch beiden etwas verheimlicht. Wir waren uns nicht ganz sicher, bis heute.“
Elisabeth drehte sich zu uns um und musterte mich. „Was ist geschehen?“, fragte sie ernst.
Adrian wedelte sachte mit der Hand. „Nichts schlimmes, zumindest noch nicht.“
„Erzähl weiter.“
„Es geht um Bastien.“
Ich seufzte genervt auf. Adrian beachtete mich nicht weiter.
„Wir haben vor ein paar Tagen zum ersten Mal ein Menschenmädchen gesehen. Und wir glauben, da Bastien alle Anzeichen aufweist, dass er sich auf sie geprägt hat.“
Mutter quiekte erschrocken auf und nahm meine Hände in ihre. „Das ist ja wundervoll!“ Sie lachte und weinte vor Freude. Ich runzelte die Stirn.
Adrian sprach hastig weiter. „Das Problem ist aber, dass er kein anderes Blut mehr vertragen wird, als ihres.“
Elisabeth runzelte die Stirn. „Euer Vater kann auch nur von mir trinken.“
Adrian nickte. „Er kann kein Blut mehr zu sich nehmen, wir haben es über die Tage versucht und für ihn wurde es immer unerträglicher.“ Jetzt zu mir gewandt, sprach er weiter. „Du musst es ihr sagen.“
Ich riss erschrocken meine Augen auf und hüpfte vom Bett weg. „WAS! Nein?!“
Adrian lachte. „Sie wird es besser auffassen, da sie das gleiche spürt wie du. Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, wie sie es überhaupt so lange aushält ohne dich.“
Er schüttelte lachend den Kopf. „Nathalie muss um einiges Stärker sein, als wir glauben.“ Das Raubtier in mir brüllte vor Verlangen auf, als er Nathalies Namen aussprach.
„Nathalie, so heißt sie also“, sagte Mum nachdenklich.
Dann schüttelte sie lächelnd den Kopf und sah mich an. „Wir müssen mit Andrej darüber reden. Aber ich gebe euch hiermit mein vollstes Einverständnis. Bastien, hol sie dir!“, sagte sie aufrichtig und voller Liebe.
Ich konnte nicht anders als stumm zu nicken. Sollte ich es wirklich wagen?
Was ist, wenn sie nichts mehr mit mir zu tun haben will?
Elisabeth sah mein nachdenkliches Gesicht, stand langsam auf und kam auf mich zu. Dann flüsterte sie mir sanft ins Ohr:„ Sie wird dir glauben, du unterschätzt sie. Ich war damals genauso. Es könnte nur schwieriger werden, da Adrian sagte, sie habe einen starken Charakter. Glaub mir mein Sohn, du wirst es schaffen.“
Damit ging sie wieder zu ihrem Schminktisch und bürstete ihre Haare. Wir verließen schweigend ihr Zimmer.
Adrian sagte beim verlassen des Zimmers:„ Du wirst von ihr trinken müssen heute Abend. Das ist dir schon klar oder? Dein Körper, sowie dein Innerstes stößt anderes Blut ab.“
Ich nickte wieder. „Ich weiß“, ich stöhnte genervt auf. Ich schloss leise Mutters Zimmertür.
„Ich zweifle nur daran, dass sie zu mir kommt. Sie hält mich immer auf Abstand.“ Wir gingen die Treppe hinunter.
Adrian nickte. „Aber sie fühlt das Gleiche wie du, Bastien. Gib euch beiden eine Chance.“
Damit schloss er die Haustür des Hauses auf und trat dem rot verfärbten Himmel entgegen.
Ich tat es ihm schweigend nach.
Hatte ich am Anfang noch geglaubt, es gäbe keine Liebe für mich? Da hatte ich mich völlig geirrt, gestand ich mir selber ein. Aber ich wollte sie und ließ all die vorherigen Gedanken über die Menschen einfach über Bord werfen. Ich lächelte der Untergehenden Sonne entgegen.
Als Monika und ich auf der Party ankamen, fielen mir fast die Augen aus dem Kopf. Sie hatten den See völlig verändert. Überall standen Feuerfackeln im Boden, Boote waren am Steg fest gemacht und ein riesiges weißes Unterstandzelt stand mitten auf dem Rasen, es war an zwei Seiten komplett offen. Die Musik erklang dröhnend vom Zelt. Ich verdrehte die Augen.
Viele Leute hatten sich hier versammelt und einer kam direkt auf uns zugesteuert. Er hatte blondes, wirres Haar und umwerfende blaue Kristall Augen. Ich blickte ihn verblüfft an und musste erstmal blinzeln. Gab es Engel? Jetzt bezweifelte ich es nicht mehr.
Lachend warf sich Monika ihm in die Arme und sie küssten sich. Ich schaute erstmal verlegen weg und ging weiter zum Steg. Die Fackeln ließen das alles sehr Romantisch wirken. Die Sonne ging gerade unter und kitzelte auf meiner Haut. Ich schloss die Augen und der Wind blies mir die Haare aus dem Gesicht.
Ich seufzte zufrieden und öffnete meine Augen. Hastig drehte ich mich wieder um. Monika und ihr Freund kamen gerade auf mich zu, händchenhaltend.
Ich winkte ihnen lächelnd zu.
„Nathalie? Das ist mein freund Vaughn. Vaughn? Das ist meine beste Freundin Nathalie“; sagte sie mit einem Strahlen im Gesicht. Ich grinste verlegen und er streckte eine Hand zu mir hin. Ich nahm sie an und er sagte mit männlicher Stimme. „Freut mich dich endlich kennen zu lernen. Monika hat mir schon viel über dich erzählt.“
Ich errötete noch mehr und trat ein Schritt zurück und verschränkte meine Arme hinter meinem Rücken.
„Freut mich auch sehr.“
Monika lachte. „Macht es dir was aus, wenn ich und Vaughn tanzen gehen?“, sie lächelte ihn verführerisch an und ich schüttelte den Kopf. „Nein, geht nur.“
Damit ließen sie mich alleine und ich drehte mich wieder der Sonne zu. Sie verschwand ganz hinter dem rötlichen Himmel und ich verzog das Gesicht. Schade.
Ich atmete tief die Seeluft ein und lächelte zufrieden. Plötzlich berührte eine kalte Hand meine Schulter und ich fuhr erschrocken herum. Dabei fiel ich fast ins Wasser, hätte Bastien mich nicht aufgefangen. „D-Danke“, brachte ich
stotternd hervor.
Er lächelte mich engelsgleich an. Bastien sah umwerfend aus in seinem schwarzen Hemd und dunkelblauer Jeanshose.
Ich seufzte und er ließ mich wieder runter. „Ich dachte schon, ihr würdet nicht kommen. Obwohl, wo ist Adrian?“ Ich schaute mich um.
„Er ist hinten bei den anderen“, er zeigte mit der Hand über seinen Rücken. Ich nickte verlegen und schaute zu Boden. „Wollen wir uns setzten?“ Ich schaute überrascht zu ihm auf und sah in seine wunderschönen, grünen Augen.
„Wo denn?“
Er lachte. „Na hier.“ Er zog mich zu einer Bank, die auf dem Steg angebracht war. Sie war mir gar nicht aufgefallen. Wir setzten uns hin und ich schaute auf den See. Er plätscherte wie eh und je, klar und sanft.
Ich seufzte und schaute zu Bastien, der mich überrascht musterte. „Was ist denn?“
„Eh, nichts, nichts“, sagte er hastig und lächelte mich an. Bekam ich hier was nicht mit?
„Warum bist du nicht bei den anderen?“, fragte ich ihn.
Er zog eine Augenbraue hoch und streichelte mein Gesicht. „Das könnte ich dich ebenso fragen.“
Ich lächelte. Ich wusste nicht warum, aber in seiner Nähe fühlte ich mich unendlich sicher und froh. Als ob mein zweiter Teil wieder zu mir zurückgekehrt war.
„Ich freue mich, dass du gekommen bist“, sagte ich glücklich und legte meinen Kopf auf seine starke Brust und seufzte zufrieden. Dennoch hörte ich sein Herz nicht schlagen. Aber es beunruhigte mich nicht.
Er zögerte etwas, doch dann nahm er mich in die Arme und versteckte seinen Kopf in meinen Haaren und atmete tief ein. Ich hörte ein grollen in seiner Lunge aufsteigern. Mein ganzer Körper reagierte darauf und ich bekam eine Gänsehaut.
Leise kicherte ich und schlag meine Arme um seinen Hals, als er aufblickte.
„Du bist so wunderschön“, hauchte er mir in mein Ohr. Ich erschauderte erneut unter seiner Berührung.
Erneut knurrte er und legte seinen Kopf auf meine Schulter.
Mit einem Ruck zog er mich von der Bank runter, auf seinen Schoß. Ich quiekte auf. War ich so unaufmerksam gewesen? Ich schüttelte den Kopf und strich es aus meinen Gedanken.
„Bastien“, ich flüsterte seinen Namen.
Er schaute mich mit unergründlichen Augen an. „Ja?“, hauchte er zurück.
„Küss mich.“ Ich wusste nicht wieso ich das gesagt hatte, vorher ging unsere Beziehung nicht weiter als Freundschaft. Aber aus unergründlichen Gründen wollte ich mehr haben. Ich wollte ihn.
Bastien lächelte ein schiefes Lächeln und berührte mit seiner Stirn die meine.
„Willst du das wirklich?“, fragte er mich leise. Ich nickte benommen.
Dann streifte er mit seinen weichen, kostbaren Lippen über meine. Mein Körper reagierte wie auf Knopfdruck darauf, die Gänsehaut verstärkte sie unheimlich. Seine Hände glitten sanft über meinen Rücken.
Er verstärkte den Kuss und ich ließ es gewähren. Langsam glitt ich mit dem Rücken auf die Bank und er drückte mich dagegen. Ich schlang meine Hände um seinen Hals und seufzte unter seinen Kuss. Langsam griff ich in seine wuschligen Haare und beugte meinen Rücken durch.
Plötzlich erklang eine männliche Stimme, aber ich nahm sie nur als Hintergrund Geräusch war. Entschlossen zog ich ihn näher an mich heran, wollte gar nicht daran denken, das der Kuss schon beendet sein sollte.
Doch dann riss er sich behutsam von mir los und schaute auf. Er knurrte und ich schaute auf.
Adrian stand da. Ich bemerkte, dass Bastien genau über mir kniete und seine Arme um meine Taille schlang.
Er zog mich von der Bank und wir liefen vom Steg.
Die Röte schoss mir ins Gesicht. Man war das Peinlich, direkt von seinem Bruder entdeckt worden zu sein! So was passiert aber auch nur mir.
Ich seufzte und Bastien schaute mich neugierig an. Wir hatten uns ein ganzes Stück von der Party entfernt und er drückte mich gegen einen Baum und stieß seine Hände genau neben meinen kopf ab. Dachte er, ich wollte fliehen?
Seine Augen glühten in der Dunkelheit.
Mein Atem ging stoßend und rau, ich war noch völlig außer Puste von dem Kuss gewesen.
Bastien schluckte laut und sprach leise. „Ich muss mit dir reden, bevor wir weitermachen…mit“, er stockte und sah mich verlegen an.
Ich schaute zu Boden. Mit mir reden? Wozu denn noch? War es denn nicht offensichtlich, dass ich mich in ihn verknallt hatte?
Er seufzte und kuschelte sich an mich, sein Kopf war gesenkt. Horchte er meinem Herzschlag?
Dann sah er wieder auf und lächelte verlegen.
„Dann schieß los“, sagte ich neugierig.
Er stieß sich mit den Händen ab und drehte sich um, seine Hände hatte er in seiner Hosentasche vergraben. „Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll…“, fing er an. Ich seufzte trat vor ihm hin und streichelte sein Gesicht. „Dann fang ich eben an.“ Ich wollte ihm um keinen Preis der Welt jetzt gehen lassen.
„Ich mag dich, sehr sogar, Bastien. Du weißt gar nicht wie sehr! Ich habe bisher nur einmal so empfunden und wurde enttäuscht. Doch ich will nicht mehr zurückdenken, du hast mir den Kopf verdreht, hörst du? Bitte geh nicht!“ Ich schluchzte und schlag meine Arme um seine Mitte.
Sein Atem passte sich meinem an und er schluckte laut. „Nathalie“, er flüsterte leise.
Ich sah zu ihm auf und er drückte mich erneut an einen Baum und drückte seine Lippen auf meine. Ich schlang seufzend meine Arme um seinen Hals.
Seine kalten, aber weichen Lippen schmeckten köstlich und ich konnte nie genug davon kriegen. Er wandte sich wieder von mir ab und senkte seinen Kopf. Er keuchte laut.
Ich streichelte seine Wange. Er hob seinen Kopf und seine glühend, roten Augen sahen mir in meine Seele. Ich schrak nicht zurück und drückte mich nur wieder an ihm. Es war mir in diesem Moment egal.
Seine stoßenden Atemzüge wurden langsamer, bis sie ganz aufhörten. Ich wusste nicht wie lange wir einfach nur da standen, doch schließlich trat er wieder einen Schritt zurück und sah mich an.
„Hast du keine Angst vor mir?“, fragte er überrascht. Ich schüttelte den Kopf und trat wieder einen Schritt vor ihn hin und streichelte sein Gesicht. Seine roten Augen sahen mich an.
Ich lächelte. „Was bist du?“, fragte ich leise.
Er zögerte. Wollte er abschätzen, wie ich darauf reagiere?
Dann seufzte er. „Ich… Ich komme aus der Unterwelt. Ich bin ein“, er stockte und das nächste Wort brachte er nur flüsternd heraus, „Vampir.“
Ich zog beide Augenbrauen hoch und musterte ihn. Dann zeigte er mir seine langen Fangzähne und ich trat einen Schritt zurück, nicht aus Angst, dass er mir etwas antun könnte. Sonder eher überrascht, dass er sie mir zeigte.
Ich schüttelte ungläubig meinen Kopf und trat wieder einen Schritt vor und berührte seine Reißzähne.
Ich musste mich etwas strecken, doch es gelang mir und er ließ mich sie berühren.
Ich lächelte. „Danke.“ Er zog seine Augenbrauen hoch. „Wieso danke?“
„Das ich sie berühren durfte“, flüsterte ich leise.
Er lachte leise und schlang seine Arme um meine Taille. „Du nimmst es besser auf, als ich gedacht hätte“, sagte er leise. Ich kicherte.
„Ist deine Familie auch so wie du?“, fragte ich neugierig.
Er brachte etwas Abstand zwischen uns, um mir ins Gesicht zu sehen. Was suchte er bloß in meinem Blick?
„Ja. Aber unsere Familie unterscheidet sich etwas von den anderen.“
„Es gibt mehr von… euch?“, fragte ich vorsichtig und er nickte. „Alle sind unterschiedlich und nur selten tauchen welche in der Menschenwelt auf. Manche von uns, verehren euch Menschen sehr und mache verabscheuen euch.“
Ich runzelte die Stirn. „Kenne ich welche? Außer euch natürlich.“
Er nickte langsam. Erschrocken riss ich meine Augen auf.
„Christian ist ein Dämon, kein Vampir. Und Vaughn, den du sicherlich kennen gelernt hast, ist ebenfalls ein Vampir wie wir. Er verehrt deine Monika sehr musst du wissen.“ Er lächelte zaghaft.
„Weiß sie darüber bescheid?“
Er nickte und ich erschrak. „Sie wusste es?“
„Vaughn hatte sie aufgeklärt. Er ist ein sehr guter Freund unserer Familie. Er ist auf sie geprägt worden“, sagte er sanft.
„Geprägt?“, fragte ich vorsichtig.
Er lächelte mich an und streichelte über meine Wange. „Ja, so wie ich auf dich.“
Ich zog meine Augenbrauen in die Höhe. „Wie meinst du das?“
Er lachte leise. „Fühlst du das nicht? Das Band zwischen uns? Jedes Mal wenn du mich siehst?“
Ich nickte benommen. Ja, ich hatte es gespürt. Am ersten Tag, wo ich ihn das erste Mal gesehen hatte, war es das intensivste gewesen, was ich jemals gefühlt hatte.
Doch hier in seiner Nähe zu sein, wie er mich beschützend in seinen Armen hielt, wusste ich es besser. Mein Herz hämmerte mir gegen meinen Brustkorb.
Bastien war mein. Ich lächelte.
„Und wie!“, rief ich und schlang meine Arme fester um seinen Hals. Er kicherte.
Dann räusperte er sich. „Ich muss dir noch was sagen“, sagte er vorsichtig.
„Was denn?“ ich lächelte ihn liebevoll an.
„Ich…“, er verstummte und musterte mich. Dann seufzte er. „Mein Körper stößt seit ich dich das erste Mal gesehen habe, fremdes Blut ab“, begann er leise.
Ich musterte ihn besorgt. „Ich habe es weiterhin versucht, aber es klappte nicht, so wie ich es wollte. Mein Bruder erzählte mir, dass“, er sah mich dabei eindringlich an, „ich mich nur noch von dir ernähren könnte. Ich hatte mit meiner Mutter darüber gesprochen und sie gab mir ihr Einverständnis.“
Er verstummte. Ich nickte besorgt. Er konnte kein anderes Blut mehr zu sich nehmen? Oh Gott!
„Und was jetzt?“, fragte ich in die Stille hinein.
Er seufzte. „Jetzt bitte ich dich darum“, sagte er leise. Ich schaute ihn nachdenklich an. Ich wusste genau was er meinte. Er vertrug kein anderes Blut mehr und ich musste ihm wohl oder übel meins geben.
„Sterbe ich dabei?“, fragte ich vorsichtig. Er schüttelte hastig den Kopf. „Um Gottes Willen, nein!“ Er brüllte schon fast.
Ich seufzte erleichtert auf. Ich wollte ihn bei mir haben und wenn er dadurch sterben würde, könnte ich es mir nicht verzeihen. Leise sprach ich:„Dann ist es in Ordnung. Ich erlaube es dir.“
Meine Stimme hörte sich kräftig an und ich sah ihm dabei direkt in seine roten Augen, die sich vor Verlangen nach mir verzehrten.
Er vergrub seinen Kopf in meine Haare. „Du weißt gar nicht, was du mir gerade für ein Geschenk machst“, sagte er leise.
Ich trat einen Schritt zurück und mustere ihn streng. „Aber vorher will ich noch was von dir wissen“; sagte ich entschieden. Er nickte zaghaft.
„Was wird aus uns beiden?“, fragte ich leise.
Er legte seinen Kopf etwas schief und musterte mich, dann lächelte er. „Nathalie?“, fragte er mich mit melodischer Stimme.
„Ja?“
„Willst du meine Freundin sein?“, fragte er leise. Ich lächelte und sprang ihm in die Arme. „Ja!“, rief ich glücklich und wir fielen beide um ins Gras.
Ich lachte leise und Bastien stimmte mit ein.
Dann nahm er mich in die Arme und sah mich eindringlich an. Ich streichelte seine Wange und schloss die Augen. Er kniete sich vor mich hin und schnupperte an meinem Hals. „Ich erlaube es dir“, wiederholte ich leise.
Er knurrte und mein Körper reagierte intensiv darauf, meine Gänsehaut kam zurück.
Dann leckte er mit seiner kalte Zunge über meinen zierlichen Hals und biss vorsichtig hinein. Ich bemerkte es kaum.
Ich hörte ihn langsam schluckten und eine Welle voller Glückshormone überrollte mich.
Ich schlang vorsichtig meine Arme um seinen Hals und drückte ihn näher an mich. Er seufzte und ließ langsam von mir ab und leckte mir über die Bisswunden.
Bastien blickte auf uns sah mich mit seinen roten Augen an. „Warum werden deine Augen eigentlich rötlich?“, fragte ich voller Neugier. Er lachte kurz und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht.
„Wenn mein Innerstes nach dir Verlangt, oder wenn ich erregt… bin“, sagte er leise. Ich nickte. „Wenn du wütend wirst, sind sie dann auch so?“, hakte ich weiter nach.
Er lachte leise. „Wenn ich ziemlich wütend werde, dann ja.“
„Damals, als Christian mich geküsst hatte“, unter diesen Worten zuckte er zusammen, „musste dich Adrian an die Wand drücken, damit du nicht gleich auf uns los gehst. Ich habe deine glühend roten Augen da das erste Mal gesehen.“
Er schaute mich verwundert an. „Du hast das mit angesehen?“, fragte er leise. Ich nickte. „Du musstest wohl richtig sauer sein“, sagte ich lachend.
Er lächelte mich an. „Wer dich ohne dein Einverständnis anfasst kriegt es mit mir zu tun“, sagte er ernst und ich wusste, dass er es auch so meinte.
Langsam zogen sich seine Reißzähne zurück und seine grünen, wunderschönen Augen kamen langsam wieder zum Vorschein.
Ich wuschelte ihm durch seine Haare und er lachte. Dann gähnte ich. Hatte ich nicht ernst vorhin geschlafen?
„Du bist müde“, stellte er belustigt fest. „Soll ich dich nach Hause bringen?“
Ich grinste. „Gerne.“
Er hievte sich vom Gras auf und zog mich mit ihm. „Bereit?“, fragte er mich. Ich schaute ihn überrascht an. Was kam denn jetzt?
Dann schaute er mich lächelnd an und hob mich auf seine Arme und rannte los. Er rannte so schnell, dass ich meinen Kopf an seine Brust gedrückt hielt. Er schnurrte zufrieden.
Schon nach ein paar Minuten waren wir an meinem Haus angekommen. Woher wusste er, wo ich wohnte?
Ich schaute ihn nachdenklich an. Ich würde ihn später noch mal danach fragen.
„Oh Mist!“, rief ich aufgebracht.
Bastien musterte mich besorgt. „Was ist denn?“
„Meine Tasche. Sie muss noch auf dem Steg liegen“, sagte ich besorgt.
Er lachte. „Warte.“ Und mit diesen Worten war er verschwunden.
Schnell machte ich mich auf den Weg zum See, um Nathalies Tasche zu holen.
Der Wind blies mir meine Haare aus dem Gesicht. Ich lachte glückselig.
Sie hatte mich verstanden, Nathalie empfand genauso für mich, wie ich für sie. Wie viel Glück hatte ich bloß mit ihr?
Mehr als ich verdient hatte, dass wusste ich schon.
Ich war schnell am See angekommen und begegnete Adrians Blick. Ich schaute ihm lächelnd ins Gesicht, schnappte ihre schwarze, kleine Tasche und sauste wieder davon. Er müsste wissen, wie es gelaufen war.
In Höchstgeschwindigkeit sauste ich durch den Wald und war schon wieder vor ihrem Haus angekommen und stand ganz Nah vor ihr. Sie quiekte erschrocken auf, doch dann blinzelte sie und umarmte mich.
Ich gab ihr schnell ihre Tasche und sie kramte nach ihrem Schlüssel.
„Danke“, sie grinste und schloss die Tür auf.
„Willst du mit rein kommen?“ fragte sie mich fröhlich und ich nahm dankend ihr verlockendes Angebot an.
Drinnen war alles verdunkelt, also schaltete ich schnell den Schalter an. Ein warmes Wohnzimmer hieß mich willkommen. An der Seite standen zwei Sofas und ein Sessel. An den Fenstern stand ein Fernsehtisch mit einem großen Fernseher drauf. In der anderen Ecke war ein größerer Tisch mit vier Stühlen. Vor mir war genau eine große Treppe die in die andren Zimmer führte.
Sie ging schnell zur Küche und holte sich ein Wasser aus dem Kühlschrank.
„Ahhh. Das tut gut“, seufzte sie und nahm einen weiteren Schluck.
Ich setzte mich auf eines der grünen Sofas und schaute sie nachdenklich an.
„Mum? Bist du Zu Hause?!“, rief sie. Keine Antwort. Sie zuckte mit den Schultern und sah einen Zettel auf dem Küchentisch liegen.
„Mum ist auf einer Geschäftsreise“, murmelte sie und sank neben mich und las sich den Zettel weiter durch.
„Sie kommt erst in fünf Tagen wieder.“ Sie runzelte die Stirn und sah mich dann an.
„Ich ruf sie eben mal an“, sagte sie schnell, stand auf und ging zu ihrer Tasche, die in der Küche lag.
Sie kam mit ihrem Touchhandy wieder und setzte sich neben mich. Nathalie kuschelte sich an mich und wählte dabei eine Nummer.
Es klingelte viermal und dann nahm schon ihre Mutter ab.
„Mum? Ja ich Bin’s. Warum hast du mir nicht bescheid gesagt? Ach so. Okay, ja mach ich. Ja Mum, du kennst mich doch. Nein, ich werde nicht mehr allein“, sie schaute mich verführerisch an „nach draußen gehen. Ja okay, ich dich auch. Bis später.“ Sie legte auf und sah mich lächelnd an.
„Alles geklärt“, sagte sie zufrieden.
Ich lachte und setzte sie auf meinen Schoß, dabei schlang ich meine Arme um ihre Taille und drückte sie an mich.
„Willst du über Nacht hier bleiben? Meine Mum kommt eh erst in ein paar Tagen nach Hause“, sie zuckte mit den Schultern, „Ich möchte hier nicht unbedingt alleine sein…“
Ich lächelte sie an und streichelte über ihr zartes Gesicht. „Natürlich, wenn du es wünscht.“ Sie nickte und lehnte ihren Kopf an meine Brust.
Sie seufzte leise und schlief danach schnell ein. Wenn sie schlief, sah sie wie ein Engel aus. In ihrer eigenen Welt gefangen.
Ich trug sie nach oben und betrat leise ihr Zimmer. Schnell schaltete ich das Licht an und erstarrte.
Sie hatte ein neues Bett bekommen, dass roch ich. Es war ziemlich groß.
Ich legte Nathalie auf das Bett und zog die Bettdecke zurück um sie hinein zu legen. Dann gab ich ihr einen Kuss auf die Stirn und legte mich neben sie.
Sie seufzte und drehte sich zu mir herum. Ich nahm sie kichernd in den Arm und glitt langsam in das Reich der Träume. Mit ihr zusammen.
Texte: Die Story und Charaktere habe ich selbst frei erfunden.
Tag der Veröffentlichung: 26.07.2010
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
An meine Freundin Ela, ich hoffe dir Gefällts's :D
Ich habe dich Lieb!