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Kapitel 4


Moskau
Die Tür der Straßenbahn schloss sich hinter mir und ich suchte mir einen freien Platz. Neben einem großen dunkelhaarigen Mann ließ ich mich auf den Sitz nieder und kramte in meiner Tasche. Als ich spürte, dass jemand mich beobachtete, blickte ich hoch und versankt in den stahlgrauen Augen meines Sitznachbarn. Diese Augen kamen mir bekannt vor. Da viel mir der gestrige Abend ein.
- So sieht man sich wieder!-
Ertönte seine Stimme. Wie am Abend zuvor durchlief ein Kribbeln mein Körper. Mein Blick blieb an seinen Lippen hängen und ich dachte wie es wohl sein mag sie auf meinen Lippen zu fühlen. Doch ich rief mich zu Besinnung und lächelte ihn an.
- Adrian.-
Sagte er und reichte mir die Hand.
- Tanja.-
antwortete ich und legte meine Hand in seine. Seine Hände waren kalt doch das störte mich nicht. Elektrische Impulse jagten durch meinen Körper und meine Finger fühlten sich an, als ob sie gleich verbrennen würden, doch ich konnte und wollte meine Hand nicht entziehen. Das Gefühl war einfach unbeschreiblich schön. Er führte meine Hand zu seinen Lippen und drückte einen zärtlichen Kuss auf meinen Handrücken.
- Ein wunderschöner Name für eine wunderschöne Frau.-
Ich senkte meine Augen und meine Wangen färbten sich rot.
- Danke.-
flüsterte ich und versuchte ihm meine Hand zu entziehen. Er ließ sie widerwillig los doch seine Augen sahen noch immer tief in die meinen. Nach einer Weile, die mir wie eine Ewigkeit vorkam, senkte ich die Augen um seinen Blick zu entkommen, der mir bis in die Seele reichte. Ich fühlte mich vollkommen nackt vor diesen Mann. Es kam mir vor als ob er in die tiefste und dunkelste Ecke meiner Seele sehen konnte. Zwar ist es sehr eigenartig, aber ich hatte nichts dagegen, denn ich vertraute ihn, wie seltsam es sich auch anhört. Ich spürte, dass er mich noch immer ansah. Langsam hob ich meinen Blick und lächelte verlegen.
- Wenn es ihnen nichts ausmacht würde ich sie gerne zu einer Tasse Kaffe einladen.-
- Gerne, aber leider muss ich jetzt zur Arbeit.-
- Ich könnte Sie nach Feierabend von der Arbeit abholen.-
- Das wäre nett.-
Die Straßenbahn hielt an und ich sah zu meinem entsetzen das ich raus musste. Schnell stand ich auf und verabschiedete mich. Hastig lief ich auf die Straße und bog um die Ecke zu meinem Juwelierladen. Ich schloss die Tür auf und legte meine Tasche auf die Tresse um die Jalousien hoch zu kurbeln. Sofort wurde es in dem Laden hellt. Die Tür öffnetete sich und mein Angestellter Pjotr trat ein.
- Guten Morgen.-
Begrüßte er mich.
- Guten Morgen.-
Entgegnete ich ihm. Er ging in den Pausenraum. Als ich ihm folgen wollte, fiel mir auf das ich Adrian gar nicht gesagt habe wo ich arbeite und auch nicht wann ich Feierabend habe. Ich schlug mir mit der Hand vor die Stirn. Nein, wie blöd kann man nur sein.
- Ist alles in Ordnung?-
Fragte mich Pjotr, der vor mir stand.
- Ja alles in Ordnung, ich habe gerade nur festgestellt das ich verdammt blöd bin.-
- Ach quatsch.-
lächelte er,
- Ich habe vor dir keine so kluge Frau getroffen.-
sagte er und auf seinem zerfurchten Gesicht machte sich ein Grinsen breit.
Pjotr ist 50 Jahre alt und arbeitete schon mit meinem Vater zusammen in diesem Geschäft. Nach dem Tod meiner Eltern hat er mir den Vater ersetzt.
Meine Wangen verfärbten sich rot und ich senkte den Blick. Schnell huschte ich an ihm vorbei und hängte meinen Mantel an einen Kleiderhacken.
-Wieso denkst du das du blöd bist,-
hackte er nach. Erst wollte ich im von Adrian nicht erzählen, doch dann dachte ich mir, schaden wird es nicht also legte ich los und erzählte ihn von unsere Begegnung gestern Abend und heute in der Straßenbahn und das ich vergessen habe ihm zu sagen wo ich arbeite. Schallendes Lachen erfüllte den Raum.
- Ach Schätzchen das wird schon. Ich habe damals auch nicht gewusst wo Erna arbeitet und ich habe trotzdem zu ihr gefunden. Und wie du siehst sind wir jetzt schon seid vielen Jahren glücklich verheiratet. Wenn der junge Mann ein Treffen mit dir möchte, wird er schon herausfinden wo du arbeitest und zudem weiß er ja wo du ausgestiegen bist.-
- Denkst du-?
- Ich denke nicht nur, ich bin mir sicher.-
- Aber…-
- Kein Aber, warte ab, heute Abend wirst du sehen ob er vor dem Geschäft stehen wird und ich habe das so meine Zweifel das du heute Abend enttäuscht wirst, also Kopf hoch, Liebes.-
Ich nickte und wandte mich dem Kunden zu der gerade eingetreten ist.
Die Zeiger der Uhr wollte sich nicht bewegen und der Tag schleppte sich nur sehr langsam dahin. Ich war total aufgeregt und sehnte dem Ladenschluss herbei um zu sehen ob Adrian kommt.
Ich konnte echt nicht glauben was ich da dachte. Mich haben wohl alle guten Geister verlassen. Ich habe noch nie in meinem Leben einem Mann hinterher geschwärmt und jetzt tu ich es, denn ich konnte nur an ihn denken. Bei der Arbeit war ich nicht ganz dabei, ständig viel mir etwas hin oder ich hörte den Kunden nicht richtig zu. Mit mir war heute wirklich nichts anzufangen. Ich benahm mich wie ein verliebter Teenager, obwohl ich aus dem Alter schon lange raus bin.

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Tag der Veröffentlichung: 25.05.2010

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