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Berlin, Potsdamer Platz


Regen prasselte auf meiner Haut. Mein Gesicht war schon klatschnass geworden. Die Musik meines MP3 - Players spielte unbeirrt weiter, was ich an der leisen Melodie, die aus meinen winzigen Kopfhörern kam, erkennen konnte. Ich spürte wie mir das Blut aus der Nase, den Ohren und dem Hinterkopf lief. Die Wärme, mein Lebenselixier schien offensichtlich aus meinem Körper Tropfen für Tropfen zu weichen. Meine Augen waren starr gegen den Nachthimmel Berlins gerichtet. Die Kälte der Strasse spürte ich nicht mehr. Nun war also mein Schicksal besiegelt, dachte ich mir während sich mein ganzes Leben an mir, wie ein Kinofilm im Zeitraffer, abspielte. Eine Traube von Menschen versammelte sich um mich. Besorgt waren ihre Gesichter. Das Gesicht dieses Mädchens kam mir wieder in den Sinn. “Ich habe von dir geträumt” flüsterte der kleine blonde Engel. Dann fing sie an zu kichern und verschwand wieder. Plötzlich wurde alles schwarz. Das Licht ist ausgegangen. Ich war tot.

Dachte ich!

“Hey… ist alles in Ordnung?” flüsterte mir eine bekannte Stimme verschlafen zu. Ich schoss hoch und blickte mich panisch um. Mein Hemd war schweißgebadet, schenkte dem jedoch keine Beachtung. Mein Herz raste. Bum bum bum bum bum bum, wie ein Presslufthammer hämmerte es gegen meinen Brustkorb. Ich schnappte nach Atem und meine Augen irrten planlos umher. Als ich wieder meine Orientierung fand beruhigte ich mich ein wenig und holte tief Luft. Ich ließ das Geträumte auf mich wirken. “Es war wieder dieser Traum…” ließ ich meine Freundin wissen. Schon seit zwei Wochen wiederholt er sich, mit einer Kontinuität, dass ich inzwischen zu behaupten wage, er wolle mir irgendetwas sagen. Ich wusste nur nicht ob es was Gutes oder was Schlechtes war. Auch wenn ich Angst hatte wenn ich davon träumte, faszinierte er mich doch auf eine Art und Weise, die ich nicht zu erklären wusste. Tagsüber dachte ich über ihn nach, sofern ich nicht gerade in der Nachrichtenagentur arbeitete. Ich steigerte mich mittlerweile derart hinein, dass meine Freundin unsere Beziehung als ernsthaft gefährdet ansah. Sie hielt dennoch zu mir, aber wie lange noch? Eine Frage, worauf ich keine Antwort wusste.
Ich setzte mir nun in den Kopf, der Sache auf den Grund zu gehen. Am Besten bevor meine Beziehung daran zerbrach.
Ich beschloss weiter zu schlafen, da ich morgen früh raus musste. Gleichzeitig beschloss ich mich direkt nach der Arbeit mit meiner Nachforschung zu beginnen, um des Rätsels Lösung zu finden.

Der Tag verging wie im Flug und ich eilte nach Hause. Im Schnellschritt ging ich geradewegs zur U - Bahn. Glücklicherweise hatte ich es nicht weit bis nach Hause. Es waren zwei Stationen, die mich von zu Hause trennten. Wieder kamen diese Gedanken in meinen Kopf. Ein kurzes Antippen an meine Schulter lies mich hochschrecken. Anscheinend war ich so sehr darin vertieft gewesen, dass ich den Fahrkartenkontrolleur nicht kommen sah. Er forderte mich auf meinen Fahrschein zu zeigen und nach einem kurzem Rumkruschen wurde ich auch fündig. Wortlos streckte ich ihm das kleine Stück Papier entgegen. Nach dem er diese einer kurzen Prüfung unterzog, nickte er mir mit einem freundlichen Lächeln zu. Er wünschte mir noch eine schöne Fahrt und machte sich auf den Weg zum nächsten Insassen. Sobald er aus meiner Sichtweite war, schenkte ich ihm keine Beachtung mehr. Geistesgegenwärtig drehte ich mein Gesicht zum Fenster hinaus. Ich ertappte mich dabei, wie ich versuchte die Pfeiler im Tunnel zu zählen. Inmitten meiner Konzentration die mir selbst auferlegte Aufgabe zu lösen, schrak ich plötzlich auf. Wie auf Kommando drehte sich er halbe Zugabteil in meine Richtung. Ich spürte wie mir Schamröte ins Gesicht stieg. Ich drehte mich schnell weg. Wieder mit dem Blick zum Fenster. Und wieder passierte das selbe wie gerade eben. Mir blieb auch diesmal beinahe das Herz stehen, als ich wieder diese große Gestalt zwischen all den Säulen sah. Es war kein Gesicht zu sehen, was mich bei der Dunkelheit auch nicht wunderte. Jedoch schätzte ich anhand der Größe und der Statur, dass es sich hierbei um einen Mann handeln musste. Er schien eine Jacke oder einen Mantel zu tragen auf jeden Fall war es etwas was ihn um diese Jahreszeit gut zu wärmen schien. Außerdem fiel mir auf, dass seine Haare für einen Mann definitiv zu lang waren. Auf andere Details habe ich nicht geachtet, das überlasse ich gerne den Frauen. Irgendwann, als ich bemerkte dass niemand mehr zu sehen war, wandte ich meinen Kopf wieder weg vom Fenster. Ich wandte mein Gesicht als nach vorne und erschrak ein weiteres Mal den der Typ oder besser gesagt, das Wesen saß plötzlich genau vor mir, genau eine Sitzreihe von mir entfernt. Ich drehte mich auf alle Seiten, doch niemand schien etwas bemerkt zu haben. Ich fragte mich natürlich ob mein Verstand allmählich angefangen hatte mir Streiche zu spielen. Streiche, die ich nicht unbedingt als lustig empfinden würde. “Wer bist du?” fragte ich ihn flüsternd. Doch meine Frage blieb unbeantwortet. Das Wesen löste sich auf noch bevor die Durchsage zur nächsten Station ertönte. Ich bemerkte, wie sich plötzlich ein reges Flüstern und Tuscheln erhob. Ich gab mein Bestes, dem keine Beachtung zu schenken. Ohne einen weiteren Gedanken darüber zu verlieren, stieg ich aus. Von da an waren es nur wenige Meter bis hin zur Haustür. Etwa auf dem halben Wege zog ich meinen Haustürschlüssel aus meiner Manteltasche. Ich schloss die Tür auf, sprintete die Stufen hoch und öffnete die Haustür. Sofort spürte ich die Wärme die mir entgegen kam und mich mit einer intensiven Umarmung willkommen hieß. Ich spürte wie mir der süße Plätzchenduft in die Nase stieg. Stetige brummende Geräusche, welche typisch für ein Handrührgerät waren, waren aus der Küche zu hören. Meine Freundin schien tatsächlich noch am Backen zu sein. “Du kommst aber spät!” kommentierte sie meine Heimkehr noch aus der Küche heraus. “Tut mir leid, hatte Stress auf der Arbeit, gab viel zu tun.” entschuldigte ich mein spätes Erscheinen. Ich ging geradewegs auf die Küche zu. Hätte ich das bloß nicht gemacht, dachte ich mir, denn anstatt eines Kusses voller Sehnsucht, bekam ich ihren Frust in voller Bandbreite zu spüren. “Es ist mittlerweile zehn Uhr abends. Dachte du machst heute nur bis sieben und um acht wollten wir eigentlich zusammen die Plätzchen backen. Übermorgen gehen wir zum Weihnachtsfest meiner Eltern, oder hast du das etwa schon vergessen?!” bohrte sie wieder nach. Sie hatte offensichtlich Spaß daran mir immer eins reinzudrücken; zu meinem Leidwesen. Gott, wie ich sie dafür regelrecht hasste. Ich fühlte, dass sich etwas ändern musste. Inzwischen ging sie mir mehr aufm Sack, als das ich sie liebte. Selbst der einst so gute und unanständig scharfe Sex ist eingeschlafen. Nicht mal für ‘nen fünf - Minuten Quickie konnte ich die Nerven und die Lust aufbringen.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 22.11.2012

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