Mit einem lauten Knall öffnete sich die schwere Metalltür. Die beiden Beamten betraten mit Jason Delano, der inzwischen ein gefürchteter Serienmörder geworden ist, den Raum. Zwei Polizisten zur jeweils einer linken und einer rechten Seite hatten die Oberarme des Serienmörders fest im Griff. An seinen Füßen waren Fußfesseln und an seinen Händen waren Handschellen zu sehen. Beide wurden mit einer Eisenkette zusammengehalten. Jason Delano trat nun seine letzte Reise als lebender Mann an. Der Täter unternahm keine Versuche Widerstand zu leisten oder ähnliche Vorgänge in die Tat umzusetzen. Sein Gang war fest und gefasst. Sein Herz schlug immer lauter und lauter, je näher er der Liege kam, wo er gleich seine letzten Atemzüge machen wird. Sein Puls raste. Sein Gesicht war finster, nachdenklich, ratlos. Eine Träne rann ihm still sein schönes Gesicht herunter. Es war die Angst, fühlte er. Diese Art von Angst, wie sie einige mehr und andere zu weniger zu spüren bekommen: Es war die Angst vor dem Tod. Jason wusste, dass es nun für ihn an der Zeit war, zu sterben. Er betrat den Raum, in dem sein Schicksal bereits besiegelt wurde. Von Stahl ummantelt, trennte ihn nur eine dicke Panoramascheibe aus Panzerglas von den Zuschauern. Diese saßen schon, wie Musterschüler auf ihren Plätzen. Ihre Augen sprachen viele Sprachen. Während ein Teil der Zuschauer, Genugtuung, Hass und Rache empfanden, konnte man von einem anderen Teil Abscheu und Angst, die mit einer morbiden Faszination und Neugier gepaart waren, herauslesen. Wiederum gab es auch andere, die bei seinem Anblick nichts empfanden, denn mit dem Tod ihres Angehörigen verstarb auch jegliche Emotion und jegliches Gefühl. Vor ihm stand eine Liege, die mit schwarzem Leder überzogen und hart gepolstert war. Neben der Liege stand ein höhenverstellbarer Hocker, auf dem der Arzt sich gleich setzen wird. Träge hingen kastanienbraune Lederriemen an den beweglichen Arm - und Fußstützen. In der Mitte war noch ein in Schneckenform gerollter Bauchgurt und am Kopfteil ein Halsgurt zu sehen. Auch diese beiden Gurte hatten die Farbe einer Kastanie, die gerade aus ihrer Schale gelöst wurde. An einem Ende hatten sie alle eine Eisenschnalle und sie alle verliefen in eine Pfeilform. Dazwischen zählte man sieben kleine Löcher, die sich über die gesamte Länge der Riemen aus Wildleder zogen.
Jason Delano, wurde auf die Liege gelegt. Für einen kurzen Moment wurde er von seinen Hand - und Fußfesseln befreit um dann an fünf Stellen mit dafür vorgesehenen Lederriemen festgeschnallt zu werden. Seine Beine waren in einem 45 Grad Winkel auseinander ausgestreckt worden. Zwei zusätzliche Riemen wurden auf seine Brust und um seinen Bauch geschnallt. Seine Arme waren weit von seinem Körper ausgestreckt gewesen. Der Ärmel der orangefarbenen Häftlingskleidung wurde an seinem linken Arm bis zum Ellbogen hochgekrempelt. Er wurde zum Tode durch die Giftspritze verurteilt.
Nach dem sie ihre Arbeit getan haben, verließen sie den Ort der bevorstehenden Hinrichtung eines weiteren Todeskandidaten. Sofort wurde der, eher spartanisch eingerichtete Raum hermetisch verriegelt. Dr. Foreshead erwartete den Häftling bereits.
Da lagen sie nun.
Die drei Injektionen, lagen sauber und genau nebeneinander angeordnet. Etwa ein daumendicker Abstand war zwischen, jeder einzelnen Platz. Bereit für ihre Einsatz. Lautlos und tödlich war deren Inhalt. Jede Minute konnte es soweit sein, an dem sie sich ihres Amtes walten sollten ... dem Moment, in dem sie in seinen Unterarm gesetzt und das darin enthaltene Kaliumchlorid in die Vene des Serienkillers Jason Delano injiziert werden. Die Höhe wurde genau auf das Verhältnis zur Armhöhe abgestimmt und eingestellt. Jasons Todbringer setzte sich mit der ersten Spritze in der linken Hand, neben ihm auf den kleinen hölzernen Hocker. Der Arzt räusperte sich kurz und injizierte ihm mit ruhiger Hand und professioneller Ruhe, die beinahe an Langeweile grenzte, intravenös die erste Spritze. Nicht ein Funke von Mitleid oder Sympathie war herauszusehen. Ein selbstherrliches Lächeln huschte über seinen, vom Schnauzer besetzten Mund, als er beobachten konnte, wie die erste Spritze langsam ihre Wirkung entfaltete.
Jason fühlte, wie ihn stetig das Bedürfnis zu schlafen übermannte. Seine blauen Augen wurden immer schwerer und schwerer. Wie mit Blei beschwert, schlossen sie sich. Er schlief durch das Betäubungsmittel, welches in der ersten Spritze enthalten war, tief und fest. Nicht einmal fünfzehn Minuten vergingen, als er ihm die zweite Injektion ebenso intravenös verabreichte. Seelenruhig wartete er bis auch diese ihre Wirkung zeigte. Etwa eine halbe Stunde verstrich, als er sich noch einmal entspannte und dann, fest entschlossen den Gefangenen hinzurichten, nach der dritten und letzten Spritze griff. Kurz zuvor wollte, sich der Henker, der sich Dr. Foreshead nannte, vergewissern, ob er auch wirklich die tödliche Dosis in der Spritze, zu finden war. Dieser Vorgang dauerte nur wenige Augenblicke. Durch ein kurzes Nicken, bestätigte er seine richtig gefüllte Dosis. Er nahm die Schutzkappe, wie auch bei den beiden zuvor ab und hielt diese senkrecht nach oben. Vorsichtig drückte er die Luft, die sich in der Kanüle staute, ab. Der Moment kam, an dem die Spritze mit Kaliumchlorid gefüllt, angesetzt wurde. Zügig, aber dennoch von ruhiger Hand geführt, bohrte sich die Hohlspitzennadel durch die feine Haut, der Ellenbeuge, des Schlafenden. Sekunde für Sekunde leerte sich die durchsichtige Flüssigkeit aus ihrem Füllkörper und wurde ungehindert in die Blutbahn des Strafgefangenen eingeflösst. Sein von Beruhigungs- und Schlafmittel abgeschwächtes Herz schlug nur noch träge. Nach etwa sieben Schlägen hörte sein Herz auf zu schlafen. Die Pumpe des Lebens wurde für immer außer Betrieb genommen. Gleichzeitig verlangsamte sich sein Puls, bevor auch Dieser, wenig später auf ewig verstummte. Um sicher zu gehen, wartete er immer seine akademische 15min. ab. Der Arzt fühlte nichts, als er mit seinen Finger an der Halsschlagader des Sträflings tastete - kein Puls war zu spüren.
"Der Gefangene mit der Nummer 506 673 Jason Delano weilt nun nicht mehr unter uns ..." ließ er alle Anwesenden im Raum wissen.
Er riskierte einen Blick auf seine elegante Armbanduhr von Cartier.
" Zeitpunkt des Todes ist Freitag, der 14. August 2010 um 04:33." fügte er hinzu, während er seinen Blick immer noch an seiner teuren Uhr heftete und im selben Augenblick den Totenschein erstellte und unterschrieb.
Mit diesen Worten erhob er sich von seinem Stuhl und warf einen kurzen Blick auf den Gefangenen bevor er wieder den Raum verließ. Auch die Zuschauer erhoben sich von ihren Sitzen und wandten sich zum Ausgang. Viele von ihnen dachten, über das was sie gerade zu sehen bekommen haben, nach. Nur an Einigen prallte die Hinrichtung ohne jegliche Emotionen ab.
Seine Arbeit war an dieser Stelle getan. Jason Delano war erst 27 Jahre alt. Er war der achte Häftling, der in dieser Woche sein Leben dank Dr. Foreshead lassen musste.
Kurze Zeit später, als er die Tore des Hochsicherheitstraktes des Silkwood Countys passierte, ging er dann gezielt auf seinen Old Timer zu. Er zog seine Autoschlüssel aus seiner Jackentasche und ließ den Motor starten. Als er an der Fahrerseite Platz nahm, rieb er sich kurz die Augen. In einem ruhigen Tempo fuhr er vom Parkplatz und war auf dem Weg nach Hause. Dort wird er bereits von seiner Frau und seinen zwei Kindern, empfangen. Sie warteten bereits sehnsüchtig auf ihn….
Die Kaffeemaschine hat gerade ihre Arbeit beendet. Die Tasse mit dem brühend heißen Kaffee wartete bereits geduldig auf ihn. Tiefschwarz und extra stark ... so wie Jason es bereits gewohnt war. Gleich würde er noch einen Teelöffel braunen Zucker hinzufügen ...
Jason stand noch unter der Dusche und gab sich dem warmen Wasser und der hellen und aufgeweckten, weiblichen Stimme des Morgenradios hin. Er hielt seine stahlblauen Augen geschlossen und ließ das angenehm rauschende, fast heiße Wasser auf sich niederprasseln. Er liebte dieses Gefühl. Es fühlte sich an als ob jemand seine Kopfhaut sanft massieren würde. Langsam und vorsichtig schlängelte sich der Rinnsal am seinem ganzen Körper. Der Herr im Himmel hatte offensichtlich beste Laune, als er ihn schuf. Wenig später drehte er den Regler für das kalte und das warme Wasser ab. Der Klang das rauschende Wassers wurde zunehmend ruhiger und verstummte schließlich.
Jason nahm das schneeweiße Badehandtuch aus der Halterung, die in glänzendem Chrom versiegelt war und sich in unmittelbarer Nähe der Dusche befand . Sein zweiter Handgriff, war der am on / off - Regler des Mini-Radios. Dieser fand an der einer kleinen Abstellfläche, die mit Schrauben an der Wand angebracht war, seinen Platz.
Mit Schwung deckte er mit dem Duschtuch die kostbarste Stelle eines Mannes ab.
Jason Delano war 185cm groß, brachte 84kg auf die Waage - Muskelmasse versteht sich. Das Haar war kurz und Stroh-blond. Seine blaue Augen schienen wie zwei Swimmingpools zu strahlen. Der Körper war von den Haarwurzeln der Tipp Zehen durchtrainiert gewesen. Doch seine Statur erinnerte eher an einen Athlet, wie ein Bodybuilder. Ein auf Knien um Vergebung betender Engel mit weit gespreizten Flügeln. Die lateinische Inschrift "Deus peccata dimittit", was übersetzt so viel wie “Gott vergibt alle Sünden” bedeutet, erstreckte sich über seinen gesamten Rücken.
Er sah so unverschämt gut, dass es schon an Perversion grenzte. Jason Delano war charmant, humorvoll, sportbegeistert, mehrsprachig und hoch intelligent. Er würde einfach alle Kategorien der "Liebling der Mutter" mit Leichtigkeit gerecht werden. Hätte eine heute weltbekannt US - amerikanische Rockband in ihrem berühmten Hit "Sweet Child o 'Mine", ein Mann besungen, könnte man meinen, er hätte dafür als Vorlage gedient.
Abgesehen von der Tatsache, dass er der Sohn des berühmten plastischen Chirurgen Dr. Louis Martin Delano und Alleinerbe des gesamten Vermögens von umgerechnet 10000000000 $US - Dollar war, sah man es ihm, bis auf ein paar Kleinigkeiten, nicht im Geringsten an, dass er aus einer sehr reichen Familie kam. Er bestand sogar darauf, wie der Rest seiner Kollegen behandelt zu werden. Er lernte, wie ein Besessener, verpasste keine Klausuren und schrieb seine Prüfungen wie jeder aus seinem Kommilitonen tat. Er hielt nichts von den Menschen, die sich für Wichtig oder etwas “höher Berufenes” halten, nur weil sie drei Monatsgehälter eines Arztes wurden in Ihrem Konto jede Woche zur Verfügung hatten und dank Daddy, sich im schlimmsten Falle ein Diplom kaufen konnten.
Was er aber noch mehr verteufelte, war unnötiger Luxus im Sinne von Handys mit gefühlten 200 Kilo Edelsteinen, gerade bei den weibliche Kunden so beliebt waren.
Größtenteils waren sie mit so vielen Diamanten gespickt gewesen, dass man unweigerlich Gefahr laufen müsste unbeabsichtigt einen sofortigen Großbrand ausgelöst zu haben, oder das ein unschuldiger Dritter auf immer geblendet wurde, sobald die Sonne gnadenlos darauf knallte.
Dies war auch der Grund, warum er für eine öffentliche Universität entschieden hat für eine private Einrichtung. Er war der beste seines Jahrgangs. Aber alle Privilegien und Titel, die er hatte oder haben könnte zum Trotz, blieb er mit beiden Beinen auf dem Boden. Gerne half er seinen Kollegen, wenn es ein Problem der Verständnis in einer Vorlesung gab.
Die Popularität und der Erfolg gab ihm recht ... Jason Delano sah sich selbst als ein gewöhnlicher Student und verhielt sich auch dementsprechend.
Er sah auf die Uhr, die an der Küchenwand hing. Gelassen lehnte er sich ein wenig in seinen Stuhl zurück. Ruhig trank seinen Kaffee und rauchte eine Zigarette. Sein Zigarettenkonsum war das einzig wirkliche Laster, was er mit sich trug. Ohne Kaffee und einer Zigarette kann man seiner Meinung nach keinen Tag beginnen. Jeder Raucher würde ihm Recht geben. Als sich die Zeiger der Uhr langsam aber sicher Gen 7.45 bewegten, ging er schnell in sein Schlafzimmer, um seine restlichen Kleider anzuziehen. Er schlüpfte schnell in sein marineblaues T - Shirt und zog sich schnell eine Jeans in der used - Optik an. Zuletzt schlüpfte er in seine zitronengelben Schuhe mit marineblauen Schnürsenkeln. Nur einen Augenblick später verließ er seine Wohnung. Er war gerade dabei seine Loft zu verlassen, als ihm im letzten Moment einfiel, dass er sein geliebtes Handy und seine geliebten Zigaretten auf dem Küchentisch liegen gelassen hatte, einschließlich des Feuerzeuges, wie er bald darauf feststellte. Wieder musste er den Weg, an dem er es eben erst bis zum Ausgang geschafft hatte, zurück nehmen. Mit der, zu einer angedeuteten Faust geformten Hand, öffnete er leise die Tür nach draußen. Er setzte in einem gemäßigtem Schritt den Weg zur Uni fort. Sie war nicht weit von seiner Loft weg. Punkt 8.15 begann die Vorlesung, und er war von Anfang an dabei. Pünktlich ... wie immer. Heute stand Viktimologie auf dem Kursplan. Es war seine vorletzte Vorlesung vor der Abschlussprüfung, die im August stattfand. Um da zugelassen zu werden, musste er dort erscheinen. In zwei Monaten wäre es dann soweit.
Sein Traum von Kriminologen und Profiler später ein wenig näher gerückt werden ...
oder war sein Traum doch ein anderer?
Als die Studenten den Hörsaal betraten, wartete ihr Gelehrter bereits ungeduldig auf sie. Nachdem sie sich alle auf ihre Plätze begaben, bat der Professor um Stille und verdunkelte gleich darauf den Hörsaal. Es war als würden alle auf den Film warten… nur das Popcorn fehlte. Heute würden sie auf eine Video-Konferenz Zeuge sein, wie es sie nur selten gegeben hatte.
Bald werden sie alle vor der Leinwand mit einem Serienmörder und seinen bestialischen Morden konfrontiert werden, wie sie die amerikanische Geschichte bis dahin, in so einer Form, nie gekannt hatte. Der Professor mittleren Alters, hantierte noch kurz am Beamer rum.
Der Beamer rauschte leise und kurz darauf erschien das helle Licht, welches von der Leinwand aufgefangen wurde. Der Professor streckte sich noch einmal und holte kurz tief Luft, nachdem er sich aufrichtete, denn die Bilder hatten es wirklich in sich.
Professor Bradley Williams drehte sich noch mal zu seinen Studenten und lies seinen Blick bei ihnen ruhen.
“Sollte einem von euch, bei dieser Vorstellung übel werden, so sehe es nicht als Vergehen, wenn ihr plötzlich aus dem Saal verschwindet… nur geht rechtzeitig!” klärte er sie auf.
Einige seiner Studenten sah man lächeln. Jedoch nur aus Höflichkeit.
“Ich kann euch nur sagen, diejenigen, die ihren Frühstück heute morgen verpasst haben werden sich glücklich schätzen können… Die Bilder haben es wirklich in sich.” ließ er sie zusätzlich wissen.
“Selbst mir wurde bei dem Anblick anders!” fügte er noch hinzu.
Nachdem er diesen Satz ausgesprochen hatte, überkam die meisten Studenten ein mulmiges Gefühl, denn sie wussten, dass ihr Professor der Verhaltenspsychologie der Täter und Victimologie ein ziemlich hartgesottener Mann war.
In der Tat sprengten, die Bilder die an der Leinwand gezeigt wurden, jegliche Vorstellungskraft der Studenten. Sie glichen den Bildern, wie man sie nur in den Horrorfilmen der übelsten Sorte kannte. Diese Bilder waren der Stoff aus denen Alpträume kreiert wurden. Mindestens 85 Prozent von Jasons Kollegen waren auch in der Lage, diese zu bestätigen. Die ältere Videokonferenz wurde zwischen der Universität und dem Serienmörder "The Rage" geführt. Diese wurde berühmt in allen Ländern, sagte er, als sein Spitzname, wie im Zorn mordete.
"Die Tatorte, die er hinter sich gelassen hatte, waren nichts für Leute mit schwachen Nerven. Wenn man den Gerüchten glauben schenken sollte, so besagten diese, dass die Fotos, die in der Presse und anderen Medien standen nur die harmlosesten waren, die sie finden konnten. Ja sogar Polizisten bekamen nicht alle von ihnen zu sehen. Damals hieß es, die Coroners hätten angeblich Leichen ohne Innereien gefunden. Er hatte seine Mordopfer so verstümmelt und verunstaltet, dass man die männlichen Leichen, nur anhand ihres Knochenbaues, deren Geschlecht zuordnen konnte. " The Rage" soll sogar seine Opfer bei lebendigem Leib ausgeweidet und zerstückelt haben. Man fand deren Körperteile an verschiedenen Orten. Sie waren überall nur nicht da wo sie hingehörten. Die Cops, die zuerst am Tatort eintrafen und sich einen Eindruck verschaffen konnten, mussten später psychologisch betreut werden, oder endeten in der Irrenanstalt. Man berichtete damals, dass die Organe und Teile der Extremitäten in Kochtöpfen gefunden wurden.
Teilweise waren sie sogar schon mit Salz und Pfeffer mariniert gewesen und Gemüse wie Zwiebeln sollten das Essen ein wenig Geschmack geben. Im Gegenzug wurden an den Toten überall eine rote Zahl gefunden, sie sollten anscheinend, als eine Markierung dienen, wie sie Kühe oder Schweine tragen.
Es wurden auch Farbdosen mit anderen Neonfarben gefunden.
Gedärme sollten als Innendekoration dienen oder praktische Zwecke erfüllen. Ihre Zungen dienten als Girlanden, die vorher in Farbe getaucht wurden. Aus menschlicher Haut wurden Wäscheleinen gemacht. Wie es sich auch herausstellte, benutzte er alles zu seiner Versorgung." berichtete Prof. Dr. Bradley Williams, Dozent an der Hochschule.
Als Jason sich umsah kurz, konnte er sehen, dass die Zahl der Studierenden, die in der Aula war, rasch von 40 Schülern nur 15 Schüler in einem rasanten Tempo minimierte. Der Professor war überrascht über die hohe Anzahl der Studenten, die panisch aus dem Hörsaal flüchteten.
"The Rage" hatte nicht das typische Gesicht eines psychopathischen Killer - im Gegenteil ...
Er sah aus wie der nette Nachbar und benahm sich so. Er half immer da, wenn Hilfe gebraucht wurde. Er leistete gerne Nachbarschaftshilfe, in dem er beispielsweise Autos reparierte und gebrochene Glühbirnen auswechselte. Außerdem hatte er auch einen sehr guten Draht zu Kindern und Jugendlichen. Den Kindern gab er Süßes, was auch der Grund war weshalb aus seinem Haus regelmäßig ihre hellen und lebhaften Gelächter zu hören waren. Den Jugendlichen gab er Nachhilfe in naturwissenschaftlichen Fächern, oder einen guten Rat, daher wurde er von seinen Nachbarn hochgeschätzt und sehr beliebt. Keiner von ihnen ahnte, dass er eine dunkle Seite hatte. Er übertrat, zum Glück, vieler Nachbarn nie die Schwelle, sich an Kindern und Jugendlichen zu vergreifen. Paolo verabscheute die Sorte von Männern, die sich an Kindern, Jugendliche und Frauen sexuell vergriffen oder sie misshandelten. Denn sie waren in seinen Augen, ein sehr kostbares Gut, welches man zu schützen habe. Er wurde zur lateinamerikanischen Antwort auf Ed Gein. Die Cops merkten schnell, dass sich ihr gesuchter Serienmörder auch an seine Regeln hielt, und das aus voller Überzeugung. In der Tat, befanden sich unter seinen Mordopfern nur Männer, die eine dunkle Vergangenheit hatten, oder weiter düstere Untaten betrieben, wie es beispielsweise Kinderschänder und Frauenmörder waren. Doch auch Männer, die ihre Frauen und Kinder verprügelten, ganz gleich ob im nüchternen Zustand oder im Suff, fanden bei ihm keine Gnade. Er sah sich nicht als Mörder, sondern viel mehr als Befreier der Welt vor den Dämonen in Menschengestalt. So nannte er diejenigen, deren Leben er auf eine grausame Art und Weise raubte. Er hörte es auch nicht gerne, wenn man ihn als "Mörder" oder "Killer" oder “Monster” bezeichnete. Das verletzte ihn sehr und löste in ihm eine große Bestürzung aus, wenn er die Menschen um ihn herum so redeten. Umso größer war der Aufschrei, als sein Bild in der internationalen Presse erschienen ist und damit Schlagzeilen später en masse füllte. Der Mörder ist inzwischen seit einiger Zeit verstorben.
Das letzte Mal zog er die Aufmerksamkeit auf sich, als er einen Brief an den Obersten Gerichtshof des Silkwood Countys schrieb. In dem hieß es:
"An die feinen Damen und Herren des Obersten Gerichtshofes von Silkwood County,
Ich warte seit heute, auf den Tag genau 2 Jahre auf die Vollstreckung meiner Todesstrafe, welche ich von den oben genannten Conutys von Nevada verhängt bekommen habe. Dieses Brief ist nicht als ein" schriftliches Winseln um Gnade" zu verstehen ... es ist vielmehr ein Schriftstück, ist aus der Feder eines Mannes entstanden, der unendliche Bestürzung und Wut in seinem Herzen trägt. Deshalb wollte ich Ihnen mein aufrichtiges Beileid, welches auf ihren erschreckend niedrigen Intelligenzquotienten basiert, aussprechen. Für mich ist es völlig unverständlich, wie ist es denn möglich war, dass solche weltfremden, fette Ärsche und sozial inkompetenten Damen und Herren, das oberste Amt des ehrenwerten Gericht bekleiden konnten. Vielleicht können Sie mir diese Frage beantworten. Anders kann ich es mir nicht erklären, warum ein Mann wie ich weg gesperrt wird, der im Grunde nur versucht hatte Ihnen zu helfen. Wahrscheinlich werden Männer, die sich so wie ich für eine gute Sache einsetzen nur deswegen verurteilt, weil die Justiz es einfach nicht verkraften kann, wenn einer schneller und schlauer war als sie. Ihr seit so erbärmlich, schlechte Verlierer!
Anstatt das man für so einen selbstlosen Einsatz mit Lob nur so überhäuft wird. Dankbar dafür zu sein für sie die wahren bösen Menschen aus dem Weg geräumt zu haben, wird es mir mit dem elektrischen Stuhl gedankt!
Mit freundlichen Grüßen und besten Wünschen an die sozial inkompetent und geistig beschränkten Kollegen des oberen Gerichts von Silkwood County.
.
Ihre Paolo "The Rage" dos Santos
Er hatte einfach den Stuhl gegen seinem Selbstmord eingetauscht. Aber diese älteren Video-Konferenz war ein beispielloses Zeichen dafür, wie weit Menschen können wenn ihre Sicherungen plötzlich durchgehen. " fügte der Dozent, der eine Koryphäe auf dem Gebiet der Viktimologie weg war, hinzu.
Jason Delano war damals viel zu jung gewesen, um sich an diese brutale Serie von bestialischen Morden erinnern zu können. Dies geschah in den frühen 80er Jahren.
"Wie Sie alle sehen können ... Lernen wir aus dem Bereich der Viktimologie auch, dass dies nicht nur die Opferlehre im üblichen Sinne sein muss, sondern es auch durchaus möglich sein kann, dass sich die Täter, wie wir es auch im Falle von Paolo" The Rage "dos Santos" sehen konnten, sich selbst als Opfer darstellen. Dieser Zweig wird auch als die tertiäre Viktimisierung bezeichnet. Die nächste Vorlesung findet in zwei Wochen zur gleichen Zeit statt. Bis dahin ... und seid stets wachsam. Niemand von euch weiß ob nicht vielleicht auch im Inneren ihres, nett lächelnden und freundlich grüßenden Nachbars vielleicht auch ein "The Rage" schlummert, der nur darauf wartet aus seinem Käfig befreit zu werden.” riet er ihnen.
Er lächelte. Mit diesen Worten verabschiedete er seine Studenten.
Wenn der gute Professor nur wüsste, wie recht er damit hat ...
Der Kurs war nun vorbei und der kleine Teil der restlichen Schüler stand auf und verließ den Hörsaal. Eine Pause von 20 Minuten. folgte. Nachdem Jason sich etwa auf der Wegesmitte befand, sah eine riesige Schlange von Frauen und Männern. Sie war auf beiden Seiten etwa gleich lang.
Von beiden Seiten war gut zu hören, wie sie ihr Essen herauswürgten und sich übergaben. Als sie wieder herauskamen, konnten sie nicht verheimlichen, was sie da getan haben. Er konnte sich ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen, da unter den flüchtenden Studenten und Kollegen dort waren, die sich selbst als hartgesotten betitelten und diese auch die Ersten waren, die von sich aus vollster Überzeugung behaupteten, dass sie so vieles gesehen haben und sie nichts so schnell umhauen würde.
Diese Typen wurden heute eines Besseren belehrt. Jason hatte sich aber auf der anderen Seite eingestehen müssen, dass er während der alte Bilder von ausgeweideten Leichen selbst anders wurde. Im Gegensatz zur Mehrheit stand er die Vorlesung tapfer durch.
Draußen war ein herrliches Wetter und Jason beschloss den Tag im Freien zu genießen. Schnell packte er seine Sachen zusammen, denn er wollte keine Zeit verlieren. Jede Minute sollte ausgekostet werden, dachte er sich, als er bereits die Glastür, der Universität hinter sich fallen ließ. Vor ihm erstreckte sich ein großer Campus. Er hätte überall hingehen können, dennoch beschloss er in der Nähe des alten Lehrgebäudes zu bleiben. In seinem Kopf schwirrten noch immer die grausigen Bilder, wie Bienen um den Honig. Ganz gleich was er zu unternehmen versuchte, sie wollten nicht weichen. Er nahm ein paar tiefe Atemzüge bevor er sich eine Zigarette ansteckte. Genüsslich rauchte er sie. Zug um Zug wurde der Glimmstängel kürzer. Jason holte sein Handy aus seiner Jackentasche, um einen Blick auf die Uhr werfen zu können. Er hatte noch etwa zehn Minuten bevor, wieder hineingehen musste. Bevor Jason hineinging warf er den übriggebliebenen Zigarettenstummel auf den Boden. Gemütlich folgte ein Schritt dem anderen. Stufe für Stufe. Das schrille Läuten, der Schelle ertönte. Sie läutete das Ende der Pause ein und kündigte damit eine weitere Vorlesung an. Binnen Sekunden, war die Aula brechend voll. Studenten eilten hastig in ihre Hörsäle, wo ihre Kurse stattfanden. Während sich die andern beeilten, saß Jason seelenruhig auf seinem Platz und beobachtete das rege Treiben, welches scheinbar von allen Ecken und Enden herkam. Im selben Augenblick als der Professor in den Saal erschien, verstummte jegliches Geräusch seitens der Studenten.
Der Tag in der Uni schien wie im Flug zu vergehen. Die vier Stunden, die er im Hörsaal verbrachte vergingen wie im Zeitraffer. Jason, war einer der Ersten, die das alte Lehrgebäude verließen. Keine viertel Stunde später, da war er auch schon in seiner Loft angekommen. Er beschloss seine ganze Aufmerksamkeit, seinen Studienunterlagen zu widmen, da er der festen Überzeugung war, diese sträflich vernachlässigt zu haben. Er zählte genau sechzehn Tage bis zum Abschlussexamen. Er fiel halbtot ins Bett und stand in den nächsten Tagen genauso wieder auf. Auch wenn an der Uni nicht mehr viel Kurse gegeben werden. Die Dozenten, aber auch der Dekan waren der Meinung, man solle die Studenten nicht unnötig strapazieren, sie hätten ohnehin mehr als genug zu lernen.
Ihre Fragebögen, die die Zukunft aller ihrer Studenten die Schranken für deren weiteren Werdegang legen werden, lagen längst fertig auf dem Pult des Universitätsleiters. Unter den angehenden Kriminologen kochte die Gerüchteküche beinahe über. Es sprach sich um, wie schwer doch die Abschlussprüfung sein würde. Nicht Wenige waren der Ansicht, sie wäre unmöglich zu schaffen, andere wiederum behaupteten das Gegenteil. Doch einer der Jahrgangsbesten, ließ sich davon nicht verrückt machen und ließ alles an sich abprallen. Obwohl sich einige überlegten, ihr Studium kurz vor ihrem Ziel hinzuschmeißen, kam das für Jason nicht in Frage. Er wollte dieses Studium unbedingt erfolgreich abschließen und sollte es doch anders kommen, dann hatte er es zumindest versucht.
Jason lernte wie ein Wahnsinniger. Nicht selten nahm er sich vor fünf Stunden lernen zu wollen aus denen dann zwölf wurden. Es passierte oft, dass er beim Lernen vollkommen die Zeit vergaß.
Aus ursprünglich sechzehn Tagen wurden sieben, dann vier. Ehe er sich versah, war der große Tag in greifbarer Nähe. Es blieben ihm noch exakt vierundzwanzig Stunden bis dahin. Wie auch in den Wochen zuvor, fiel er in einem traumlosen Schlaf. Jason schlief so fest, dass er nicht nur seinen Wecker, der sich die Seele aus dem metallenen Leib läutete, nicht hörte. Auch der zähe Anrufer auf seinem Handy konnte ihn nicht aus dem Schlaf reißen.
Christopher Sullivan war ebenfalls Student an der State University von Los Angeles. Chris war ein schlanker und großer junger Mann. Er war ein Mischling zwischen einem Vater der afroamerikanischen Abstammung war und einer Mutter weißer Hautfarbe. Die leuchtend grünen Augen, hatte er ihr zu verdanken. Er wuchs in einer Gegend von Los Angeles auf, in der Mord und Totschlag, Waffen - und Drogenhandel so selbstverständlich waren, wie das Grüßen des netten Postboten, der in den Vierteln in denen vorwiegend Weiße wohnhaft waren, fleißig ihre Briefe und Pakete an die adressierten Orte brachte. Dort, wo Chris wohnhaft war, traute sich keiner hin und falls sich doch einer einmal dort verirrte, kam er nicht wieder. Jedenfalls nicht lebend. Manchmal waren gerade einmal 5$ der Auslöser eines Konflikts unter den Menschen der nicht selten tödlich ausging. In diesem District, herrschte ein anderes Regiment. Man sagte, der Teufel selbst, hätte sich hier ein Platz an der Sonne gesichert. Die Regeln stellten, diese Leute auf, mit denen man sich lieber nicht anlegen sollte, die Dinge taten die selbst Gangs, die in den New Yorker Vierteln, wie die Bronx, Queens und Harlem, Angst und Schrecken verbreiteten, wie brave Waisenknaben erscheinen ließen. Es war eines der Viertel, von denen man nicht sprach. Eine Gegend, die man wie ein unerwünschtes Problemkind welches von der Gesellschaft ausgestoßen wurde, verschweigt. Chris war immer der Meinung, dass sich kein Mensch mit einem normalen Verstand hier her verlaufen würde, nicht mal ein Wahnsinniger, der aus der Irrenanstalt entflohen ist würde das… nicht mal er.
Sollte sich doch einer hier verirren, so wurde demjenigen schneller als ihm lieb ist, klar, dass L.A. nicht nur aus Hollywood, Bevely Hills und Bel Air bestand, sondern auch eine äußerst hässliche Seite hatte. Seine Eltern hatten all ihr hart Erspartes aufbringen müssen, um ihm das Studium ermöglichen zu können. Er schwor sich seine Eltern aus diesem Moloch herauszuholen, sobald er einen Job hatte.
Auch für ihn war heute der große Tag gekommen.
Christopher versuchte fieberhaft seinen Kommilton Jason Delano zu erreichen. Es brachte auch nach dem x - ten Mal nichts, also beschloss er ihm einen Besuch abzustatten.
Er streifte sich schnell ein T - Shirt über, welches er blindlings aus dem riesigen Klamottenhaufen zog, über. In lauter Eile vergaß er sich eine Jeans anzuziehen und lief, mit seiner Haushose geradewegs zu Jason.
Er brauchte nicht einmal fünf Minuten, bis er bei seinem Kumpel war. Wie ein Wahnsinniger hämmerte Chris gegen Jasons Tür. Chris hüpfte, wie ein Boxer dem ein Kampf bevorstand, als er vor seinen Räumlichkeiten wartete.
“Ey, Jason! Wach auf!” rief er lauthals, in der Hoffnung, er würde sich gleich zur Tür bewegen und ihm dann aufzumachen.
Doch auf der anderen Seite der Tür, tat sich nichts.
Jason nahm Chris’ indirekte Anwesenheit gar nicht wahr, den noch befand er sich im Land der Träume.
Chris versuchte sein Glück ein weiteres Mal. Wieder klopfte er stürmisch an der Tür. Seine Unruhe wurde immer größer und größer.
“Beweg deinen Arsch endlich aus den Federn! Es ist Zeit zum Aufstehen, Dornröschen!” rief er wieder.
Erst jetzt bemerkte Jason, dass es nun an der Zeit war aufzustehen. Ungewollt aus dem Schlaf gerissen, wandte er sich verschlafen auf die andere Seite. Er ließ seinen Blick durch den Raum schweifen, ehe sich sein Sichtfeld auf die Uhr über ihn richtete. Nun begriff er was sich gerade abspielte.
“Verdammte Scheiße! Ich komm zu spät!” fluchte er entrüstet.
Von einer Sekunde auf die andere, wurde er hellwach, wie von einer Tarantel gestochen, sprang er aus seinem Bett und ging auf die Tür zu. Chris stand bereits davor und wartete ungeduldig auf ihn.
“Chris?! Oh man… was wäre ich nur ohne dich?”
“Weißt du eigentlich wie spät es jetzt ist?!” fragte Chris ihn aufgebracht. “Ich warte hier seit genau zehn Minuten… und was macht unsere Prinzessin?! Sie schläft und schläft!” meinte er weiter.
“Könntest du bitte aufhören, dich wie eine keifende Furie aufzuführen? Die Uhr wird sich deswegen auch nicht wieder zurückdrehen.” konterte er genervt.
Er musterte ihn kurz.
“Ich geh mich schnell anziehen.” ließ er ihn wissen.
“Na schön, beeil dich nur, wir haben noch sechs Minuten.” antwortete Chris ihm ruhig.
Auf dem Weg ins Bad sammelte er all seine Kleidung, die er an seinem großen Tag anziehen wollte, auf. Eilig streifte er sich ein Hemd über. Die Zahnbürste steckte noch in seinem linken Mundwinkel als er in seine Shorts schlüpfte. Im Eifer, es doch noch rechtzeitig schaffen zu können, vergaß er fast, dass er seine Zahnbürste im Mund hatte.
“Wenn du nicht wie ein Irrer an meiner Tür geklopft hättest, hätte ich noch die Prüfung verpennt.” ließ er ihn anerkennend wissen.
“Ach was du nicht sagst… und jetzt mach, dass du da raus kommst, Mann!” hetzte Chris Jason.
“Bin doch schon unterwegs.” antwortete Jason ihm.
“Das will ich auch für dich hoffen. Schließlich bist du es, der zu seinem großen Tag zu spät kommen wird.” warnte er ihn.
Nachdem Jason in seine Klamotten geschlüpft ist und auch seine Morgentoilette ein Ende fand, verließ er auf flinken Sohlen seine Loft. Dabei rempelte er seinen Freund so stark an, so dass er Chris beinahe, wenn auch unabsichtlich zu Boden warf. Glücklicherweise bemerkte er es noch rechtzeitig.
“Wir sind echt knapp dran, Mann!” ließ Chris ihn wissen.
Jason sprintete seinen Weg zur Prüfung. Im Laufen gab er seinem besten Kumpel einen lobenden Schulterklopfer. Auch Chris sprintete mit ihm zu ihrer Prüfung. Beide waren nun auf dem Weg zu ihrem großen, schicksalsreichen Tag. Es war der Tag an dem ihre Zukunft geschrieben wurde. Sie rannten so schnell sie konnten und gerade, als der Dekan die Türe zum Prüfungsraum schließen wollte, flutschten sie durch.
An der großen Uhr im Prüfungssaal stellten die beiden erleichtert fest, dass sie es gerade noch so, pünktlich erschienen sind.
Mit ernster Mine überreichte der Professor den beiden ihre Prüfungsbögen. In seinem Gesicht war kein Funken von Emotion festzustellen. Es war völlig ausdruckslos.
“Viel Glück, Jungs!” richtete er den beiden leise aus.
Beide nickten freundlich lächelnd. In ihrem Inneren beteten die beiden unzertrennlichen Freude, dass alles gut gehen möge. Nachdenklich nahmen Jason und Chris an ihren Tischen Platz. Noch ein letztes Mal sahen sie zur Decke, holten tief Luft und widmeten wenig später den Prüfungsblättern ihre Aufmerksamkeit. Hochkonzentriert, lasen sich die beiden die Fragen durch.
Fast gleichzeitig nahmen sie ihre Kugelschreiber in die Hand und begannen damit ihre Antworten entweder anzukreuzen oder aufzuschreiben. Mal in Stichpunkten, mal in ganzen Sätzen.
Nach ungefähr der Hälfte ihrer Fragebögen, bemerkten sie auf unangenehme Weise, dass sie sich ihre Zeit ziemlich knapp eingeteilt hatten, denn kurz nach ihm fing auch Jason auch an zu stocken. Vor Aufregung begannen sie zu fluchen, dennoch waren sie nicht die Einzigen, die das taten. Die Zeit saß ihnen im Nacken. Wie vom Teufel höchstpersönlich angefeuert schrieben sie sich um Kopf und Kragen. Ihre Hände schmerzen im Nachhinein gehörig nach dem sie den Stift abgelegt hatten. Beide bewegten sich unruhig im Stuhl. Nervös klopfte Jason mit seinen schlanken Fingern auf der hölzernen Tischplatte. Chris hingegen wippte mit seinem Fuß ungeduldig mal nach oben mal nach unten. Endlich ertönte die erlösende Schelle, die das Ende der Abschlussprüfung einläutete. Erleichtert sprinteten sie aus dem uralten Lehrgebäude.
“Das muss gefeiert werden!” stellte Jason erleichtert fest.
“Worauf du dich verlassen kannst, Kumpel!” stimmte er lachend, per Handschlag zu.
“Heute Abend läuft ein Lakers Spiel. Bist du dabei?” fragte er ihn in freudiger Stimmung.
“Klar doch! Wann läuft’ s denn an?” fragte er rein informativ nach.
“Heute Abend um acht. ” informierte Chris seinen Kumpel.
“Ok. Bis heute Abend dann.” bestätigte Jason ihn.
Jason ging seinen Weg in seine Loft. Dort angekommen ließ er sich wie ein nasser Sack, der Länge nach auf seinem Bett fallen. Er schloss die Augen und genoss die Stille um sich herum. Glücksseligkeit erfüllte ihn. Er konnte es einfach immer noch nicht so ganz glauben die Prüfung nun hinter sich gelassen zu haben. Ehe er sich versah, nickte er ein. Der Stress der letzten Tagen und Wochen, ließen von ihm ab. Jason war so entspannt, wie seit Langem nicht mehr. Jegliches Zeitgefühl geriet heftig ins Schwanken, als er nach einer Zeit seine Augen wieder aufschlug.
Träge streckte er seine Hand nach seinem Mobiltelefon aus, der auf dem Nachtkästchen seinen Platz hatte. Die Uhr auf seinem Display zeigte an, dass es bereits nach vier nachmittags war. Über fünf Stunden scheint es nun her zu sein, seit dem er seine Augen schloss. Jason wurde schlagartig hellwach, als er allmählich merkte, dass es anscheinend eine Zeit lang klopfte. Während er sich aufrichtete, übermannte ihn die restliche Müdigkeit. Der Schlaf steckte noch in seinen Gliedern, als er dann zur Tür hintrottete.
“Chris! Was machst du hier?” fragte er, wobei er ein müdes Gähnen unterdrücken musste.
“Nichts. Wollte sehen, was du machst.” antwortete er leicht verlegen. “Siehst ziemlich mitgenommen aus.” stellte Chris verunsichert fest.
“Die Prüfung hatte mir den Rest gegeben.” antwortete Jason. “Komm rein.” bot Jason ihm an.
Chris betrat Jasons Loft. Er war immer wieder aufs Neue überrascht wie groß seine Räumlichkeiten waren.
“Weißt du eigentlich, wie gut du es hast?” fragte Chris ihn nachdenklich.
Ein Lächeln war in seinem Gesicht zu sehen. Jason ging seine Frage durch den Kopf. Er wagte es nicht eine Antwort darauf zu geben.
“Hast du denn keine Angst, es könnte jemand hier jemand einbrechen ohne das du es merken würdest?” fragte er weiter.
Man konnte Chris ansehen, das ihn die Größe der Loft ihn einschüchterte.
“Sicher habe ich die. Ich verdränge sie nur, sonst würde ich noch paranoid werden.” meinte Jason lachend.
Chris selbst, musste ebenso lachen, da er genau wusste wo Jasons Schwächen waren.
“Um auf deine Frage zurückzukommen, aus gutem und reichem Hause zu kommen, mag zwar einige Vorzüge haben. Man speist in Restaurants, in denen die Preisklasse von ein paar hunderte Dollar anfängt und keine Grenze nach oben hat. In Clubs konnte ich mir immer sicher sein, das ein Tisch für mich schon bereit stand, war habe ich noch nicht einmal daran gedacht, hinein zu gehen. In deiner Telefonliste reihen sich Töchter und Söhne von Ärzten, Schauspielern, Musikern und Richtern. Während sich einige Familien vor Arbeit beinahe umbringen, weil sie ihren Kindern zum sechzehnten Geburtstag ein Auto schenken möchten, haben wir eher die Qual der Wahl, in welcher Farbe man sich den Sportwagen kaufen möchte. Und um ehrlich zu sein, würde ich noch immer alles dafür geben, mit dir zu tauschen. Für mich hat mein Lebensstil, in dem ich hineingewachsen bin, nichts mit einem Vorzug zu tun. Mit einem Fluch schon eher. Es ist ein Trugschluss zu glauben, man habe es besser und leichter im Leben wenn man selbst, oder die Eltern gut betucht sind. Sehr oft ist das Gegenteil der Fall, es wird einem im Leben noch schwerer gemacht. Viele meinen, man müsse weniger tun, denn wenn etwas nicht so funktioniert wie man es sich vorstellt, können wir es uns gerade biegen. Wir haben es auch viel schwerer echte Freunde zu finden. Wir müssen unsere Persönlichkeiten verbiegen, um akzeptiert zu werden. Lange Zeit war ich sehr unglücklich und sah es als einen Fluch an. Ich verfluchte meine vermögende Familie, meine riesigen Zimmer in denen ich hauste, die Gesellschaft in der meine Eltern verkehrten. Keiner machte sich die Mühe, in einen Menschen zu blicken. Ihn ernsthaft zu fragen wie es ihm geht. Ihn zu beruhigen, man ist für einen da zu sein, wenn es demjenigen nicht gut geht oder derjenige in Schwierigkeiten steckte. Diese Einstellung hat mich schon immer angewidert. Ich fand es einfach pervers, wenn ich diese arroganten und aufgetakelten Diven reden hörte, wie sie sich über belanglose Themen wie Schuhe, Taschen, Modeschauen unterhielten und Sekundenspäter Mitleid heuchelten, wie schlimm sie es fanden, dass die anderen Nicht - Privilegierten so wenig in ihre Kinder investieren würden.”
Chris hörte ihm erschrocken zu. Er konnte nicht glauben, wie oberflächlich Menschen sein konnten. Nun verstand er seinen besten Freund sehr gut und war froh nicht zu denen dazu zu gehören.
“Ich kann dir sagen, für mich bist du ein wahrer Freund und es schert mich wenig ob du nun arm oder reich bist. Ich weiß nur, dass du ein netter Kerl bist, den ich wie meinen eigenen Bruder behandle. Was meins ist ist auch deins, mein Freund! Mi casa su casa!” beteuerte Chris.
“Du sprichst mir aus der Seele, mein Freund!” bestätigte Jason ihn.
“Aber du hast recht. Man kann es sehen wie man will. Ich glaube das wäre kein Leben für mich. Ich komme zwar aus einer verdammt üblen Gegend, aber ich würde sie wahrscheinlich vermissen, wenn ich da plötzlich weg müsste. Aber vielleicht sag ich das nur so, weil ich es anders nicht kenne.”
“Sei froh, dass du es nicht tust.” meinte Jason zu seinem Kumpel und zwinkerte ihm dabei zu. “Was magst du trinken?” fragte er seinen Gast.
“Ist egal. Das was du da hast, das möchte ich haben. Ich habe keine besonderen Wünsche.” ließ Chris ihn wissen.
“Wenn du Bock hast, können wir uns auch das Spiel bei mir ansehen, oder?” bot Jason Chris an.
“Klar, wieso nicht?” stimmte Chris ihm zu.
“Ich spiele gerade mit dem Gedanken eine Pizza zu bestellen, willst du auch eine?” fragte Jason nach.
“Kein Hunger.” kommentierte Chris kurz.
Jason nickte nur kurz.
“Was hast du nun vor? Jetzt wo wir unseren Abschlussexamen geschrieben hatten…” fragte Chris mit einem kleinen Anflug von Traurigkeit.
“kein Plan. Werde vielleicht ein wenig auf Reisen gehen und meine Mom vermisst mich bestimmt auch.” räumte Jason ein.
“Und wo soll’s denn hingehen?” hakte Chris neugierig nach.
“Werde ich dann sehen, wenn ich zu Hause bin. Vielleicht nach Frankreich, Jamaika oder Italien. Und wie steht‘s mit dir?” fragte Jason seinen Freund.
“Ich weiß es nicht… ich werde mich nach einer Arbeit umsehen müssen, da mein Traum von einer Einstellung beim FBI wie eine Seifenblase zerplatzt ist.” gestand er niedergeschlagen.
“Und das möchtest du jetzt schon wissen?” hinterfragte Jason seinen Freund Christopher.
“Komm schon, Jay! Ich habe meine Prüfung in den Sand gesetzt. Außerdem, weshalb sollte das FBI gerade MICH haben wollen, wo es doch Andere gibt, die ihre Prüfung um Welten besser geschrieben haben?” rechtfertigte er sich weiterhin voll Niedergeschlagenheit.
“Du bist ein Pessimist, Christopher Sullivan! Und zwar ein ganz Übler.” antwortete Jason prompt. “Wir haben die Prüfung gerade erst hinter uns…” fügte Jason mit ruhiger Stimme hinzu.
“Nein bin ich nicht.” antwortete Christopher ein wenig gereizt und blickte in dabei finster an.
Jason wurde dabei in seinem Versuch unterbrochen ihn weiterhin beruhigen zu wollen. Vielleicht habe er seinen besten Freund unbeabsichtigt verletzt, dachte er sich. Christopher selbst, fuhr bei seiner eigenen Stimme zusammen, als er bemerkte wie ungewohnt barsch sie ihm vorkam. Sofort entschuldigte er sich bei seinem Freund Jason.
“Nicht dafür!” antwortete Jason mit einem verständnisvollem Lächeln.
Delano gab sich alle Mühe, seine Überraschung an Christopher auszuplaudern. Dennoch konnte er sich ein verschmitztes Grinsen nicht verkneifen. Sein Lächeln verschwand, sobald sein bester Freund zu ihm sah. Er sah auf die Uhr.
“Sehen wir uns nun das Spiel an? Ein wenig Ablenkung könnte dir nicht schaden, mein Freund.” schlug Jason vor.
Christopher nickte nur stumm.
Jason griff umgehend zur Fernbedienung und schaltete zum Lakers Spiel. Noch auf dem Weg zum Wohnzimmer holte er noch zwei Dosen vom kühlen Bier. Ohne lange zu zögern, setzten sich die beiden ehemaligen Studenten anschließend auf die geräumige Couch. Die Stille zwischen den beiden währte nur kurz.
Während des gesamten Basketballspiels jubelten sie oder fluchten über die schlechten Spielzüge ihrer Mannschaft oder über die ungerechtfertigten Pfiffe der Schiedsrichter. Was anderes war auch nicht zu erwarten, wenn man bedenkt, dass auch sie nicht nur eingefleischte Basketballfans waren, sondern auch selbst spielten. Am Ende freuten sich beide, da das Spiel mit einem sehr knappen Sieg der Lakers endete.
Sie unterhielten sich noch eine Weile über das vergangene Spiel, ehe Christopher beschloss nach Hause zu gehen.
Nachdenklich trat Chris seinen Heimweg an. Ein leichtes Frösteln überkam ihn und das obwohl der Abend recht warm war.
Ohne Umwege entledigte er sich seiner Kleidung und schlief sofort auf seinem Bett ein. Es war bereits später Vormittag, als Christopher mit üblen Kopfschmerzen aufwachte. Nach dem er eine Aspirin genommen hatte verflogen die Kopfschmerzen nach kurzer Zeit.
Lange dachte Christopher über Jasons Frage nach. Das gestrige Gespräch wollte einfach nicht aus seinem Kopf weichen. Hatte er tatsächlich so sehr an sich gezweifelt, fragte er sich.
Fünf ruhelose Tage vergingen. Jeden Morgen nach dem Aufstehen flitzte er zum Postkasten, in der Hoffnung, den erlösenden Brief mit seinen Prüfungsergebnissen, in den Händen zu halten. Doch anstatt einem flachen, weißen Umschlags, erwartete ihn eine gähnende, rostige Leere. Tag ein, Tag aus. Er hasste nichts mehr, wie in der Schwebe zu stehen. Nicht zu wissen, was mit einem in Zukunft geschehen soll; so wie jetzt.
Ein stetig andauerndes Klopfen an der Glastür, riss ihn aus seinen Gedanken. Als er aufblickte, konnte er sehen, dass es sich um seinen besten Freund Jason Delano handelte.
Über beide Ohren strahlend hielt er ihm seinen Brief entgegen.
“Ich hab’s geschafft! Ich habe bestanden!” jubelte er vor Freude. “Ich kann es immer noch nicht glauben.”
Erst wenig später fiel Jason auf, dass Christopher sich gar nicht vom Fleck rührte. Mit niedergeschlagenen Gesicht, zusammengesackten Schultern schien es so, als könne er sich gerade so auf seinen Beinen halten.
Jasons Freude verflog schnell, nachdem er ihn so traurig stehen sah.
“Ich habe keinen Brief erhalten.” antwortete Christopher am ganzen Leibe zitternd.
Eine bedrückende Ruhe herrschte zwischen den beiden. Selbst das Atmen fiel ihm schwer.
“Ich habe es dir doch gleich gesagt, dass ich es nicht geschafft habe. Ich wusste es.” murmelte er enttäuscht vor sich hin.
“Ich glaube, da gibt es etwas, was ich dir sagen muss…. Versprich mir nur, nicht auf mich böse zu sein…” begann Jason leise.
Überrascht sah Chris zu ihm auf. Er überlegte was es denn war, was Jason ihm sagen wollte. All seine Mühe, sein Grinsen zu verschleiern, scheiterten kläglich.
“Den Brief, den ich eben in den Händen gehalten habe….” spannte Jason ihn auf die Folter. “es war deiner, dein Brief.” löste er auf.
“Mein? Mein Brief?” hakte Christopher überrascht nach. “Wie bist du an meine Post gekommen?” fragte er ihn aufgebracht.
In diesem Moment überlegte Chris es sich gut, ob er ihm eine reinhauen, oder einfach nur umarmen sollte. Letztendlich entschied er sich dazu, nichts zu unternehmen und auf Jasons Erklärung zu warten.
“Du warst nicht zu Hause, er hatte mehrmals an deiner Tür geklopft. Als du aber nicht aufmachtest, drückte mir der Postbote deinen Brief in die Hand, da ich ihn auf dem halben Weg zu dir abgepasst hatte.” erklärte Jason ihm seine missliche Situation.
Er war den Tränen sehr nahe gewesen. Als er dann seine Notendurchschnitt von 1,2 sah, konnte Chris sein Glück kaum fassen. Er war felsenfest davon überzeugt, die Prüfung komplett in den Sand gesetzt zu haben. Natürlich wollte er wissen, wie auch Jason Delano seine Prüfung gemeistert hatte.
“Siehst du?! SO schreibt man Prüfungen, mein Freund.” nahm er ihn freundschaftlich auf dem Arm, nach dem er in Jasons Prüfungsergebnisse einsah, der “nur“ einen Durchschnitt von 1,3 erreichte.
“Pah! Streber!” zog er ihn auf, obwohl Jason selbst, in dieser Hinsicht keinen Deut besser war.
Nach dem ungefähr einer Woche fand die Abschlussfeier statt. Sie bekamen ihre Urkunden, in denen drin stand, dass sie das Studium der Kriminologie als Jahrgangsbeste abgeschlossen hatten. Auch die Professoren, die sie beglückwünschten, hatten es nicht leicht ihre Musterstudenten, in ihre neue Zukunft zu verabschieden. Während die meisten Studenten voller Freude, ihre Hüte nach oben warfen, fiel es sowohl Jason, als auch Christopher schwer damit, diesen Schritt zu tun. Dennoch wagten sie es und waren dabei sehr nachdenklich.
“Jetzt ist es nun offiziell! Wir haben es geschafft!” meinte Chris immer noch am ganzen Körper zitternd.
Laura Delano, war eine große, kurvige Frau ende vierzig. Sie ärgerte sich sehr, dass sie zur Feier ihres einzigen Sohnes nicht anwesend sein konnte. Ausgerechnet jetzt, musste sie das Bett hüten und sich so wenig wie möglich bewegen, damit der Beinbruch, den sie sich beim Downhill zugezogen hatte, schnell heilen konnte. Sie verfluchte sich innerlich dafür, dass sie nicht besser aufgepasst hatte und sie verfluchte den Arzt, der ihr sozusagen Hausarrest erteilte. Wenn sie nicht gerade das Bett hüten musste, war Laura Delano eine passionierte Köchin und Sportlerin. Sie liebte ihre Arbeit, obwohl sie eigentlich seit dem sie, mittlerweile verstorbenen Mann Louis Martin Delano kennen - und lieben gelernt hatte, nicht mehr arbeiten musste. Laura und Louis lernten sich damals an der Yale University kennen. Es war damals von beiden Seiten Liebe auf dem ersten Blick.
Sie war damals Studentin der Pharmazie und wollte damals Pharmareferentin werden. Laura setzte sich schon dort sehr für Frauen mit Brustkrebs, ein. In ihren Augen war, es keine Arbeit sondern eine Berufung. Ihr damals größter Wunsch war es, eine Stiftung zu Gründen, die dieser Krankheit den Kampf ansagte.
Louis Martin Delano war Student der Medizin gewesen. Er wollte schon immer Schönheitschirurg sein. Beide beendeten ihr Studium mit Auszeichnung und erreichten ihre Ziele. Zu dem Zeitpunkt war sie bereits schwanger und man konnte die anfangs kleine Kugel schon vom Weitem erkennen. Aus ihr wurde eine Pharmareferentin.
Sie blieb erst zu Hause und kümmerte sich liebevoll um Jason, bis dieser in die erste Klasse kam.
Louis war nicht die Sorte von Mann, der seine Frau dazu gezwungen hatte, im Gegenteil Laura pochte sogar darauf zu Hause zu bleiben. Er war mit Leib und Seele Arzt, was man ihm auch ansah und eine Koryphäe auf seinem Gebiet. Auch er war nie streng gegenüber seinem Sohn. Nie hatte er ihm ein Haar gekrümmt und nur selten musste er seine Stimme, als in einem ganz normalen Gespräch, erheben. Im Gegensatz zu seinen Eltern, setzte er Jason nicht unter Leistungsdruck. Zwar legte er wert auf gute Noten, aber selbst wenn Jason mal eine fünf nach Hause brachte, empfand er es als nicht besonders schlimm. Man konnte nicht immer gut sein, es muss auch mal schlechte Tage geben, sagte er ihm immer, wenn sein Sohn mit einer fünf in Erdkunde nach Hause kam. Jason, hasste dieses Fach, genau wie sein Vater. Es war eine sehr glückliche Familie und wenn ein Kind eine glückliche Kindheit hatte, dann er.
Laura sah zur Seite, als sie bemerkte, dass ihr Pager anfing wie wild zu blinken. Ein breites Grinsen zog sich über ihr ganzes Gesicht. Ihr Sohn hatte ihr soeben gute Neuigkeiten gebracht. Ihr Lächeln blieb nicht lange bestehen, als sie lesen musste, dass sich seine Heimkehr um einige Tage verzögern würde. Aus ihrer Sicht, war ihr das schon viel zu lange. Kraftlos lies ihre Hand in der sie den Pager hielt, sinken. Sie beschloss noch ein wenig zu schlafen, um wenigstens etwas bei Kräften zu sein, wenn ihr Sohn wieder zurückkehren sollte. Doch wie auch jede Mutter fragte sie sich ob es ihrem Kind gut ging. Bis zu seiner Ankunft sollten noch sieben Tage vergehen. Sieben Tage bei denen sich Laura fragte, ob sie denn jemals vergehen würden.
Jason lies den Moment der Abschiedsfeier auf sich sacken. Noch immer konnte er nicht glauben, sein Studium beendet zu haben. Es erschien ihm als hätte er sich erst gestern eingeschrieben. Chris erging es da nicht anders. Nachdenklich kehrten die beiden in ihre Räumlichkeiten, in denen sie über vier Jahre gehaust haben, zurück. Jason setzte sich vorsichtig auf sein Bett und ließ seine lebhafte, aber auch lernintensive Studienzeit Revue passieren.
In den letzten drei Tagen, die ihnen noch blieben, nutzten sie die Zeit um sich noch ein letztes Mal mit ihren Studienkollegen zusammenzutun. Wieder einmal fiel er kraftlos ins Bett, doch diesmal war es nicht das Lernen, was ihm die Kraft raubte. Als er am nächsten Tag die Augen aufschlug, war es bereits später Nachmittag gewesen. Gemütlich machte er sich daran auf, seine Reisetasche zu packen. Jason hatte keine Eile da sein Flieger nach Nevada erst morgen Abend aus Los Angeles startete. Ein Klopfen unterbrach ihn in seinem Tun. Auch diesmal war es Chris gewesen, der an seiner Tür stand, doch im Gegensatz zu den letzten Besuchen, ließen die beiden den einzigen Tag, der ihnen noch blieb ruhig ausklingen. Sie redeten sehr lange über verschiedene Sachen. Nachdem Chris beschloss wieder in sein Quartier zurückzukehren, tauschten sie noch ihre Telefonnummern aus und verabschiedeten sich mit einer beherzten Umarmung.
Obwohl Jason morgen abreiste, konnte er vor Aufregung kaum schlafen. Irgendwann in einer Herrgottsfrühe beschloss er aufzustehen und sich in der offenen Küche eine Zigarette anzuzünden. Als dann zwei Stunden später immer noch keine Spur von Müdigkeit auftrat beschloss er eine große Runde joggen zu gehen. Fest entschlossen griff er nach seiner Jogginghose, einem legeren Sweater und seinem I - POD. Wenig später, war er für sein Vorhaben bereit gewesen.
Etwa 90 Minuten später, kam er triefend vor Schweiß, wieder in seine Wohnung zurück. Dort entledigte er sich seiner Sachen, duschte und im Gegensatz zu vorhin, fand er sofort seinen Schlaf.
Jason verbrachte den ganzen Tag damit, seine Sachen zu packen. Mehrmals ging er gedanklich seine Liste durch, ob er auch nichts vergessen hatte.
Der frühe Abend war nun angebrochen. Ihm blieben nur noch drei Stunden bis zum Flug nach Nevada. Noch während er die letzten Sachen zusammenpackte, rief er sich ein Taxi, welches ihn zum Flughafen fahren sollte.
Die Straßen waren frei und das Taxi kam auch recht schnell an seinem Zielort an. Eilig verabschiedete sich Jason von seinem Fahrer. Im Schnellschritt flitzte er zum Schalter um dort sein Ticket einzulösen. Nach einer ausführlichen Gepäck - und Personenkontrolle passierte er die Gateway. Kurze Zeit später saß er auch schon im Flieger nach Hause. Von nun waren es etwa 90 Minuten, die er darin verbringen würde.
Nun war es soweit. Heute war nun der Tag gewesen, an dem Laura Delano ihren Sohn Jason endlich in die Arme schließen konnte. Die Vorfreude auf den Augenblick, ließ sie ungeduldig werden und hätte sie sich nicht das Bein gebrochen, wäre sie aufgeregt aus dem Bett gesprungen. Sie war jedoch gezwungen, alles etwas langsamer und ruhiger angehen zu lassen. Vorsichtig nahm sie ihre Krücken und stemmte sich aus dem Bett heraus. In einer ehrgeizigen Geschwindigkeit humpelte sie ins Bad um sich ein wenig frisch zu machen. Als auch noch die zufallende Autotür, die langersehnte Ankunft ihres einzigen Kindes ankündigte, hätte sie beinahe ihre Gehhilfe vergessen.
Ihre Haushälterin sah Jason schon ankommen und setzte sich noch im selben Augenblick in Bewegung. Sie öffnete bereits die Tür, noch lange bevor Jason dazu kam, anzuklopfen.
“Schön Sie wieder bei uns zu haben.” ließ die Haushälterin ihn mit einem freundlichen Lächeln wissen.
“Ich war auch lange nicht mehr hier gewesen.” antwortete Jason mit einem ebenso freundlichen Lächeln.
Die Haushälterin wandte ihren Kopf zur Treppe und rief seine Mutter herbei.
“Nun kommen Sie herein, Mr. Delano.” antwortete sie ihm und winkte ihn eilig ins Haus. “Sie müssen bestimmt sehr müde sein, von den ganzen Anstrengungen in den letzten Tagen, nicht wahr?” fragte sie ihn weiter mit ihrer warmen, fürsorglichen Stimme.
Als dann auch seine Mutter an der großen Treppe im Foyer erschien, flitzte die rüstige Dame ihr zur Hilfe. In langsamen Schritten begleitete sie Laura nach unten.
Mit großer Sorge, beobachtete Jason wie seine Mutter die Treppe hinunter kam. Die Bestürzung wurde größer, als er die schwarze Titanschiene an ihrem schlanken Bein sah. Kurz bevor die Treppe endete, eilte Jason seiner Mutter zur Hilfe. Sie winkte ihn erst ab, in dem sie ihm lächelnd versicherte, dass sie seine Hilfe nicht brauchte. Wenig später erzählte sie ihm, wie es zu diesem Unglück kam. Tadelnd schüttelte er den Kopf. Ständig hielt er ihr vor, sie wäre zu alt für diesen Sport geworden, doch davon wollte Laura nichts wissen. Jason wusste, dass er gegen ihre Sturheit nicht ankommen konnte. Abgesehen davon, war er froh darüber sie wieder in seine Arme schließen zu können. Er hatte sie sehr vermisst. Ihr erging es dabei auch nicht anders. Nachdem die Haushälterin ihm etwas zu trinken brachte, beschloss Laura ihr für den Rest des Tages frei zu geben. Noch im nächsten Moment setzten sich die beiden zusammen. Sie hatten sich viel zu erzählen. Jason berichtete ihr, wie es ihm in seiner Abschlussprüfung erging, gleichzeitig dachte Laura an ihre eigene Prüfung zurück. Sie lächelte, als sie daran dachte.
Er erzählte ihr auch von seinen Plänen. Es war weit nach Mitternacht, als die beiden beschlossen schlafen zu gehen. Nach dem sie die Treppe nach oben erreichte, griff Jason ihr unter den Arm und begleitete sie in geduldigen Schritten nach oben. Laura humpelte die restliche Strecke zu ihren großzügig geschnittenen Schlafzimmer. Vorsichtig ließ sie sich auf ihr Bett nieder und auch Jason ging in sein Zimmer. Sie hinterließ genauso, wie er es vor vier Monaten verlassen hatte, stellte er mit einem müden Lächeln fest.
Als Jason seine himmelblauen Augen aufschlug, war es bereits später Vormittag gewesen. Es war ein schöner Tag, wie er schöner nicht hätte sein können. So fasste er den Entschluss auf der riesigen Terrasse zu frühstücken. Mit dem übervollen Schüsselchen flitzte er nach draußen.
Nun hatte er alle Zeit der Welt und so beeilte er sich nicht als er sein Frühstück zu sich nahm. Währenddessen ließ er sich seine Pläne durch den Kopf gehen. Langsam blätterte er sie Zeitschrift durch, die er wenige Momente zuvor mit nach draußen nahm. Darin entdeckte er ein Stellengesuch für einen Aushilfslehrer für Spanisch. Da er die Sprache fließend beherrschte, zögerte er keine Sekunde sich darauf zu bewerben. So würde er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, dachte er sich. Mit dem letzten Bissen, klappte er auch die Zeitschrift zu.
Drei Wochen später, war seine Bewerbung als Aushilfslehrer längst geschrieben und so wartete er ungeduldig auf deren Antwort.
Als die Haushälterin nun die langersehnte Post in den Händen hielt, riss Jason es ihr, vor lauter Ungeduld unabsichtlich aus der Hand. Er entschuldigte sich sofort, für sein grobes Verhalten. Die alte Dame sah es aber mit einem Lächeln gelassen. Sie verstand seine Aufregung nur zu gut. Seine Mine erhellte sich Zeile für Zeile. Jason erzählte ihr die gute Neuigkeit. Sie freute sich sehr für ihn und dennoch stimmte es sie traurig, wenn sie daran dachte, dass er bald wieder gehen würde. Jason war für sie wie ein Enkel, den sie nie hatte.
Die Dame beschloss es für s Erste für sich zu behalten, da sie seiner Mutter nicht unnötig Sorge bereiten wollte.
Abgesehen davon teilte Jason ihr mit, dass er es ihr noch persönlich mitteilen wollte, sobald die Zeit reif genug wäre.
Er wies sie an, sich so wie immer zu verhalten. Schweigend nahm sie seine Bitte zur Kenntnis.
Der zweite Monat im Jahr gebot nun seit geraumer Zeit seinen Einhalt. Die ersten Schneeglöckchen ragten aus dem schier endlosen Weiß und auch das Eis auf den Ästen der Bäume begann so langsam aber sicher zu schmelzen. Schwere Tropfen fielen träge zu Boden. Auch wenn die Bäume und seine Tiere scheinbar immer noch im schweren Schleier des Winters schlummerten war hin und wieder ein Vogelzwitschern zu hören. Man konnte förmlich spüren, wie die Rufe nach dem Frühling immer lauter wurden.
Plötzlich begann Jasons Handy unaufhörlich zu klingeln. Er bemerkte es nur deswegen, weil er sich zu dem Zeitpunkt nur zufällig in seinem Zimmer aufhielt. Ohne zu zögern nahm er den Anruf entgegen. Die Überraschung hätte nicht größer sein können, als er feststellte dass es, sein inzwischen ehemaliger Kommilitone Christopher, war der am anderen Ende der Leitung mit ihm sprach.
“Hallo alter Freund.” begrüßte Chris ihn.
“Chris bist du das?” hakte Jason müde nach.
“Klar, wer soll’s denn sonst sein?” antwortete dieser. “Schläfst du etwa schon?” fügte er spöttisch hinzu.
Eine kurze Pause trat ein.
“Eigentlich wollte ich dich fragen, was du heute Abend machst, da ich zufälligerweise auch in Reno, Nevada bin…” verkündete er fröhlich.
Jason wurde schlagartig wach, denn er freute sich seinen ehemaligen Kollegen wieder zu sehen.
“Was führt dich nach Nevada?” fragte Jason interessiert nach.
“Ich sehe mich nach einem Job um die Zeit, die mir bis zur Einstellung beim FBI bleibt, irgendwie sinnvoll ausnutzen zu können.” antwortete er ihm.
“Das ist eine wirklich schöne Überraschung, dich nach langer Zeit wieder zu hören… ich meine; wie lange haben wir uns schon nicht gesehen?” meinte Jason weiterhin.
“Fast sechs Monate um genau zu sein.” gab Chris ihm als Auskunft.
“Warst du schon mal in Vegas?” fragte Jason ihn in bester Stimmung.
“Nein warum?” fragte Chris ein wenig verunsichert.
“Sehr gut! Wie schnell kannst du hier sein?” wollte Jason von ihm wissen.
“Das kann dauern, es ist mitten in der Nacht.” beklagte er sich.
Als Jason auf die Uhr sah, wusste er das Christopher Recht hatte.
“Ich komm dich abholen, bleib da wo du bist. Ich bin in ungefähr drei Stunden bei dir.” ließ er ihn wissen.
“Also so gegen fünf Uhr?” hakte er nach.
“Gegen fünf, abgemacht.” bestätigte Jason ihn, wobei seine Vorfreude kaum zu überhören war.
“Alles klar, ich warte hier auf dich.” versicherte er ihm.
“Alles klar, bis dann alter Freund.” verabschiedete er sich.
Voller Vorfreude, machte Jason sich auf dem Weg, seinen besten Kumpel abzuholen. Kurzerhand beschloss er den Wagen seiner Mutter zu nehmen. Im flotten Tempo nahm er sich ein Stift und ein Papier und notierte seiner Mutter eine kurze Nachricht. Wenig später holte er sich ihre Autoschlüssel die in einem bronzenen Schälchen auf dem Kaminsims aufbewahrt wurde. Als Jason dann nach draußen ging, bekam er sofort den eisigen Kuss des Winter zu spüren. Obwohl er sich in dicken Mantel gepackt hatte, fröstelte es ihn ein wenig. Geschwind kratzte er das Eis von der Frontscheibe. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, stieg er in den silbernen Maserati seiner Mutter. Das Auto war das einstige Geburtstagsgeschenk an seine Mutter. Sein Vater Louis hatte es ihr gekauft. Nach dem es ihm nach dem vierten Anlauf nun endlich gelang den Motor zu starten, ließ er ihn erst einmal warm laufen. Jason stahl sich samt Auto aus der elterlichen Vorfahrt. Die Fahrt verlief ohne große Vorkommnissen. Wie abgesprochen wartete Jason um punkt einem Uhr auf seinen ehemaligen Kommilitonen Christopher.
“Steig ein.” forderte er ihn freundlich auf und öffnete die Beifahrertür.
“Das wurde auch Zeit! Ich habe mir schon den Arsch eingefroren…” ließ sein Kumpel ihn wissen.
“Bitte entschuldige, wenn ich etwas länger gebraucht habe…” antwortete Jason.
“Diese kühle Luft ist mir glaube ich in jede Ritze eingedrungen. Ich hasse diese Jahreszeit…” ließ er kopfschüttelnd verlauten.
“Nein, ich mag sie auch nicht besonders… wie war eigentlich deine Reise?” fragte Jason ihn.
“Den Umständen entsprechend gut. Mein Bus hatte ein gute Verspätung, aber ansonsten war alles ok.”
“Schön dich wieder zu sehen.” meinte Jason zu seinem Kumpel.
“Dito, mein Freund.” bestätigte ihn Chris.
“Weißt du schon wo du schlafen wirst?” fragte ihn Jason.
“Ja habe ich. Ist nicht weit von Las Vegas…” ließ er ihn wissen.
“Das ist gut… Möchtest du aber nicht viel lieber bei uns schlafen?” wollte er von ihm wissen.
“Nein, ich möchte dir wirklich keine Umstände bereiten. Aber ich weiß dein Angebot sehr zu schätzen.” antwortete er sichtlich erschöpft. “Außerdem hast du so gut wie gar kein Auge zu getan, richtig?” fügte Chris hinzu.
“Das macht mir nichts aus. Wofür sind schließlich Freunde da?” wollte Jason von ihm wissen.
“Wie gesagt, ich weiß es wirklich sehr zu schätzen. Dennoch werde ich dankend ablehnen.” entgegnete Chris freundlich aber bestimmt.
“Bleibt ganz dir überlassen…” murmelte Jason leise.
Chris’ Antwort kam für ihn ein wenig überraschend, weshalb er auch geknickt war. Er setzte seine Autofahrt fort und fuhr ihn bis vor die Tür seines Hotels. Chris bedankte sich und Jason nahm es lächelnd zur Kenntnis. Jason winkte ihm noch zum Abschied, ehe er den Wagen wendete und die Ausfahrt zur Autobahn Richtung Las Vegas nahm. Als er zum Himmel blickte war es immer noch stockdunkel, und das obwohl es bereits um sechs Uhr in der Früh war. Bis auf ein paar einzelne Autos war keine Menschenseele auf der Straße unterwegs. Es war wie ausgestorben. Tausende Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Jason schaltete das Radio an und drehte es im selben Atemzug lauter. Da ihn die Müdigkeit zu übermannen drohte Er trat mit einer leichten Fußbewegung aufs Gaspedal da er so schnell wie möglich zu Hause sein wollte, ehe er endgültig in die Fänge der Müdigkeit geriet. Als er nach einer langen und anstrengenden Fahrt zu Hause ankam, stieg er aus dem Auto und öffnete das riesige Gartentor. Dabei versuchte er so leise wie möglich zu sein. Er kehrte nach einer kurzen Zeit wieder zum Auto zurück und fuhr leise hindurch. Jason stellte den Motor ab und schlich sich ins Haus. Sobald er in seinem Zimmer eintraf legte er sich schlafen. Er fiel in einem tiefen, traumlosen Schlaf.
Er schlief auch weiter, als alle andern längst auf den Beinen waren. Als Jason auf das Display seines Handys blickte, bemerkte er, dass er mehrere Anrufe verpasst hatte. Seit dem der Winter über Nevada hereinbrach, bewegte er sich nur nach draußen wenn es unbedingt sein musste. Unmittelbar danach, verfasste er eine Mitteilung in der er sich bei Chris über verschiedene Sachen erkundigte. Nach einem kurzen Gespräch mit ihm verließ er sein Zimmer und begab sich nach unten auf dem Sofa vor dem Kamin. In seinen Gedanken war längst auf Jamaika, bei seinem Job als Spanischlehrer. Mitsamt der Decke bewegte er sich in die Küche um sich dort einen heißen Irish Coffee zu machen. Nach kurzer Zeit kehrte er auch wieder zur Couch zurück.
Die Woche neigte sich dem Ende zu und Jason beschloss einen Trip nach Vegas zu machen. Nach einer kurzen Absprache und einer anschließenden Zustimmung seiner Mutter, ihr Auto für die Tage haben zu können, machte Jason sich daran seinen Kumpel anzurufen. Nach einem längeren Wartezeichen ging Chris schließlich ans Telefon.
“Hi, ich bin’ s Jason….” stellte er sich vor.
“Hey! Na? Was hast du heute Abend noch vor?” fragte ihn Chris.
“Dasselbe wollte ich dich gerade fragen.” entgegnete Jason lachend. “Ich hatte an diesem Wochenende vor, Vegas einen kleinen Besuch abzustatten und da wollte ich dich fragen, ob du mit am Start wärst.” bot Jason ihm anschließend an.
“Nach Vegas??!” fragte Chris ihn ungläubig. “Wir sprechen selben Vegas? Las Vegas?” hinterfragte er skeptisch.
“Sicher? Wieso? Kennst du noch einen Ort namens Vegas?”
“Klar bin ich dabei. Das werde ich mir nicht entgehen lassen.” antwortete Chris fröhlich.
“Sehr gut! Wie lange brauchst du um dich fertig zu machen und deine Sachen zu packen?” wollte Jason von ihm wissen.
“Nicht lange. Bin so gut wie fertig.” entgegnete Chris ihm.
“Wann kann ich dich abholen kommen?” erkundigte Jason sich bei ihm. “Wäre 01:00 in Ordnung? Also in vier Stunden?”
“Klar? Wieso nicht?” meinte Chris.
“Schön dann bin ich um 01:00 bei dir.”
“Bis dann. Ich warte dann hier auf dich.” ließ Chris ihn wissen.
Eilig nahm sich Jason ein paar Sachen aus dem Schrank und verfrachtete sie in einer kleinen Sporttasche. Anschließend nahm er die Schlüssel an sich und begab sich auf dem Weg zum Auto. Als Jason dann nach draußen ging, bekam er sofort den eisigen Kuss einer kalten Winternacht zu spüren. Obwohl er sich auf dem Weg nach draußen, vollkommen eingemummt hatte, fröstelte es ihn immer noch ein wenig. Geschwind machte er sich auf ins Auto, einem silbernen Maserati zu steigen. Das Auto war das einstige Geburtstagsgeschenk, welches sein Vater seiner Mutter schenkte.
Nach dem er es geschafft hatte, den Motor nach vier Anläufen zu starten, versuchte er sich so leise wie nur möglich aus der elterlichen Vorfahrt zu stehlen. Die Fahrt verlief ohne besondere Vorkommnisse. Wie abgemacht, war Jason um ein Uhr in der Früh vor Chris Herberge, wo er bereits ungeduldig auf ihn wartete.
“Wo warst du?” fragte ihn Chris.
“Auf dem Weg zu dir.” antwortete Jason ihm.” und jetzt sieh zu, dass du deinen Arsch ins Auto bewegst…” forderte er ihn mit einem kecken Lächeln auf.
“Noch ein wenig länger und hätte Eiswürfel pinkeln können…” ließ Chris ihn wissen während er die Beifahrertür schloss und sich anschnallte.
“Bist du bereit?” fragte Jason ihn, während er bereits den Zündschlüssel drehte und der Motor laut aufzuheulen begann.
Mit einem lauten Reifenquietschen fuhren die beiden Freunde der stockfinsteren Nacht entgegen. Obwohl die Strassen leer waren und die Versuchung dadurch groß war das Gaspedal bis zum Anschlag nach unten zu drücken, blieb Jason konsequent. Sein Beifahrer Chris war, bis auf seinen regelmäßigen Anfragen nach der Entfernung, ungewöhnlich ruhig gewesen. Die einzigen Geräusche, die man vernehmen konnte, war das leise Rauschen des Radios und gelegentlich, ein kurzer Knall, welches durch einen Kieselstein der unter die Räder geriet, verursacht wurde. Skeptisch begann Jason Chris zu mustern. Dies dauerte nur kurz an, da er ein wenig Ruhe durchaus nicht schaden könnte, dachte er sich. Als die beiden dann das Schild mit der Aufschrift “Welcome to fabelous Las Vegas” passierten, zeigte die Uhr kurz nach zwei an. Chris nahm einen tiefen Atemzug.
“Das wurde auch echt an der Zeit!” ließ er verlauten.
“Oh ja… du sagst es… du sagst es…” bekräftigte er seinen Freund mit einem deutlichen Nicken. “Wofür wärst du eher? Dem Venetian? oder dem MGM Grand Las Vegas?” wollte er von ihm wissen.
Chris ’ Kinnlade klappte herunter, während Jason ihm die Hotels aufzählte. Als nach längerer Zeit die Antwort seines Freundes immer noch ausblieb, neigte Jason seinen Kopf zur Seite.
“Wir könnten auch ins Mirrage oder dem Belaggio gehen.” schlug Jason weiter vor.
“Mir ist es gleich… Wenn es nach mir ginge würde ich in allen Hotels gleichzeitig sein wollen.” gestand er.
“Willst du dir meinen Rat anhören?” erkundigte Jason sich bei seinem Freund.
“Bitte, nur zu.” antwortete er kurz.
“Ganz unter uns gesagt; die meisten Hotels halten nicht das was sie versprechen… Das Belaggio oder Venetian kann ich dir ohne schlechtes Gewissen empfehlen.” empfahl Jason ihm.
Kurz nach dem der Entschluss gefallen ist, parkte er den Wagen seiner Mutter vor einer grell leuchtenden Bar, dessen Aussenfassade ganz im Stil der 80er Jahre gehalten wurde. Jason stieg aus und öffnete gleich darauf die Beifahrertür, damit Chris aussteigen konnte.
Die Rezeptionistin sah auf, sobald die beiden das Hotel betraten.
“Herzlich Willkommen im Venetian, Mr. Delano. Schön, dass Sie zu uns gefunden haben.” begrüßte sie die beiden. “Wie darf ich Ihnen behilflich sein?” erkundigte sie sich weiter.
“Wäre hier noch ein Zimmer frei?” fragte er sie.
“Wir sind ausgebucht, aber ich werde sehen was ich für Sie tun kann...” ließ sie ihn wissen.
Ihre feinen, in apricot lackierten Nägel flogen über die Tasten. Gebannt sah sie auf ihren Schirm. Nach einer kurzen Wartezeit entschied sie sich ihm eine Auskunft zu geben.
“Sie haben Glück, es sind gerade zwei Zimmer frei geworden.” antwortete die Rezeptionistin, mit den langen braunen Haaren und grasgrünen Augen. Sie lächelte diskret.
“Sie sind Weltklasse, Miss! Das wollte ich hören…” ließ Jason sie fröhlich wissen.
“Wünschen Sie zwei Einzelzimmer oder ein Doppelzimmer, Mr. Delano?” hakte sie nach. “Ich sehe gerade, die Honeymoon - Suite wäre auch noch frei…” meinte sie nach einem kurzen Zögern wissen.
“Nunja…so eng ist unsere Freundschaft nun auch wieder nicht…” gab er ihr amüsiert zu verstehen. “Zwei Deluxe - Suiten würden uns auch reichen.” meinte Jason folglich.
Unmittelbar darauf stieg der Empfangsdame die Schamesröte ins Gesicht. Sie wünschte sich im Moment nichts sehnlicher, als das sich der Boden unter ihren Füssen auftun möge.
“Ich bitte tausendmal um Verzeihung.” entschuldigte sie sich unmittelbar nach ihrem Fauxpas.
“Das ist schon in Ordnung. Sie wären nicht die Erste, die dies vermutet.” beruhigte er sie. “Wir sind so ziemlich beste Freunde, nicht mehr und nicht weniger. “meinte er darauf.
“Wie lange wünschen Sie zu bleiben?” fragte sie nach.
“Vier Tage, wenn es denn möglich wäre.” ließ Jason sie wissen.
“Ich denke das dürfte kein Problem sein, Mr. Delano.” antwortete sie ihm mit ihrem schönen Lächeln.
Wieder flogen ihre makellos lackierten Nägel über die Tastatur.
Jason bat seinen Kumpel vor dem Aufzug auf ihn zu warten. Er stimmte zu und machte sich auf den Weg dahin. Währenddessen übergab die Rezeptionistin ihm die Karte. Er lächelte ihr freundlich zu als er die Zugangskarte in Empfang nahm. Unmittelbar darauf machte er sich auf dem Weg zu Chris. Der Portier wies die beiden zum Aufzug. Mit seinem weißen Baumwollhandschuh drückte er den Knopf, welcher die Türen automatisch schließen ließ. Still schweigend fuhren die beiden in die ihnen zugewiesenen Zimmer. Nicht einmal eine Minute schien verstrichen zu sein, als die beiden die Etage erreichten, in dem sich die Räume befanden. Chris zögerte keine Minute länger als und eilte in sein zugewiesenes Zimmer. Er konnte sein Glück kaum fassen. Während Chris durch die edle Suite spazierte kam er aus dem Staunen nicht mehr heraus. Nie zuvor in seinem Leben, hatte er in einem so großen Zimmer residiert.
“Ich würde sagen… Welcome to Vegas, Baby!” verkündete Jason lachend.
“Ohhh ja…ja!” antwortete Chris fast jubelnd und gab Jason einen High Five. Stolz sahen sie in die nächtliche Skyline des amerikanischen Wüstenstaates hinaus.
Sowohl Jason, als auch Chris’ Suite, falls man es noch als Suite bezeichnen konnte, hatten eine Größe von ca1500qm. An beiden Suiten wurde an jeweils einer Wandseite mit Stuck gearbeitet. Im ihren eigenen Foyers hing ein Kronleuchter der mit zahlreichen Swarowski - Diamanten. Zahlreiche Verzwirbelungen verrieten selbst dem Laien, dass dies in mühevoller Handarbeit entstand. Ein riesiger elfenbeinfarbener/roter Perserteppich lag auf Jasons Fußboden ausgebreitet und ein tiefvioletter Perserteppich mit vielen hellblauen und zarten orangefarbenen Elementen kleidete Chris Suite aus. Beide Räumlichkeiten verfügten über hochmodernen Hightech. Die Duschzellen, beispielsweise hatten keine Duschköpfe sondern siebähnliche Vorrichtungen durch die das Wasser wie ein warmer Sommerregen auf die Haut traf. Statt Rollos ließen sich die Fensterscheiben nach belieben aufhellen oder verdunkeln. Bereits am Anfang des Raumes sah man einen in der Wand integrierten 500cm langen und einen 160cm breiten Aquarium. In seinem Innern schwammen viele kleine Clownfische, blaue Doktorfische, kleine Stachelrochen und viele andere exotische Tiere. Jedoch waren ausnahmslos alle Betten in pechschwarzen Ebenholz gehalten. Wieder passend zu jedem Zimmer wurde auch die Bettwäsche in den entsprechenden Farben gewählt. Bei Jason war es elfenbeinfarbene Bettwäsche, deren Stoff aus feinster Jacquardseide bestand. Viele kleine rote Drachen zierten die Bettwäsche. In Chris’ Schlafzimmer war diese orangefarben gewesen. Auch auf seiner Bettwäsche waren viele kleine Drachen bestickt gewesen. Doch im Gegensatz zu Jasons Schlafgemach, war seiner in dunklem Violett gehalten worden. Eine riesige Terrasse erstreckte sich von einem Ende zum anderen und bildete einen Halbkreis aus schwarzem Marmor. Bei Jason wurde weißer, italienischer Marmor ausgelegt.
Ohne Aufmerksamkeit zu erregen, bezahlte er die Rechnung. Er wusste von Anfang an, das es nicht seine letzte gewesen war. Kaum sind die beiden in ihren Zimmern angekommen, schon machten sie sich wieder auf, sich ins Nachtleben zu stürzen.
Die Straßen, Bäume und ihr Garten waren von einer dicken Schneeschicht umhüllt gewesen, als Laura Delano ihre Vorhänge auseinander zog und nach draußen blickte. Es sah aus als sei sie mitten in einem Wintermärchen. Das Einzige was dafür noch fehlte war das passende Wetter. Graue Wolken an Stelle von strahlenden Sonnenschein waren im US - Bundesstaat zu sehen. Nach einem langen Schlaf beschloss sie hinauszugehen um dann eine Freundin besuchen zu gehen, der sie es schon seit Langem versprochen hatte. Auf dem Weg nach draußen fiel ihr ein kleiner Zettel im Erker auf, der geduldig auf dem Tisch seinen Leser wartete. Darin stand die Nachricht, dass Jason über das Wochenende in Vegas sei. Draußen musste sie feststellen, dass ihre Maserati nicht in der Einfahrt stand sondern Jason mit dem Auto dahin gefahren war. Es war ein kleines Ärgernis worüber sie aber schnell wieder hinweg sah. Ihr verstorbener Mann wusste anscheinend weshalb er ihr allein drei Autos schenkte. Die Gedanken an ihn schmerzten immer noch. Nach einem kurzen Anflug von Sentimentalität stieg sie in ihren schwarzen Jaguar und fuhr los.
Wie gerädert und immer noch müde von der gestrigen Nacht krochen sie aus ihren Betten. Inzwischen ist der vierte Tag im Venetian angebrochen und es war für sie an der Zeit ihre Koffer zu packen. Ohne lange zu überlegen, begaben sie sich in die Hotellobby um sich dort ein ausgiebiges Katerfrühstück zu gönnen. Das Katerfrühstück bestand aus einer Lachsplatte, verschiedenen Brötchensorten, feinstem Kaviar, mittel gekochten Eiern, Kochschinken und einem großen frisch gepressten Orangensaft. Viele Nahrungsmittel die auf dem Tisch standen kannte Chris auch von zu Hause; Von Kaviar hatte er allerdings noch nie was gehört geschweige denn es gegessen. Selbst nach den vier Tagen des Aufenthaltes in Las Vegas, glaubte Chris immer noch nicht so recht. Man ließ sich Zeit beim Frühstücken und beide schienen jeden einzelnen Bissen zu genießen. Stark genug um ihren Abend Revue passieren zu lassen, doch noch zu schwach dies zu äußern, saßen sie sich schweigend gegenüber. Jasons müden und glasigen Augen blieben fast den ganzen Tag hinter einer Sonnenbrille verborgen. Sie brauchten nicht lange, bis sie ihre Reisetaschen gepackt hatten. Die Uhr zeigte 10:45 an, als sie auscheckten und sich auf den Weg zurück zum Maserati machten. Jason setzte sich hinters Steuer, wo er noch einen letzten tiefen Atemzug tat und seine Gedanken auf die bevorstehende Rückfahrt ordnete. Als meinte soweit zu sein, startete er das Auto, schnallte sich an und fuhr los. Jason und Christopher hatten etwas mehr als die Hälfte des Heimwegs bewältigt, als die Konzentration des Fahrers merklich nachließ. Jason ließ sich so sehr auf die Witze und die Schwärmereien seines besten Freundes ablenken, dass dadurch eine wichtige Radioansage verpasst wurde. Ein Geisterfahrer kam genau in ihre Richtung. Jason bemerkte die drohende Gefahr viel zu spät. Es war eine Fahrt die ohne Umwege ins Verderben führte. Mit einer Vollbremsung und dem gleichzeitigen Anziehen der Handbremse, versuchte er die bevorstehende Kollision zu verhindern. Doch es war zu spät. Der andere Fahrer krachte ungebremst in Jasons Maserati. Der Maserati krachte ungebremst in die Leitplanke. Die Wucht des Zusammenstosses ließ, die ursprünglich als Trennung der Gegenspur gedachte, wie morsches Holz durchbrechen. Wie ein silberner Pfeil schoss der Maserati auf die andere Straßenseite, wo er erst unkontrolliert zu schlittern begann und sich dann schließlich viermal überschlug. Wie in einer überdimensionierten Waschmaschine wurden sie mehrmals durchgeschleudert. Während der wenigen Sekunden, die wie eine Ewigkeit andauerten, schlug Chris mehrmals mit dem Kopf entweder gegen das Armaturenbrett, dem Autodach oder gegen das Sitzpolster an. Schon beim ersten Aufschlag gegen das Armaturenbrett verlor Chris das Bewusstsein. Jasons Kopf wurde mehrmals zur Seite gerissen und dann gegen die Fahrerscheibe geschleudert. Wie Streichhölzer knackten deren Atlas und Axis, die ersten beiden Halswirbel, was bei Chris später schlimme Folgen haben wird, wie sich zu einem späteren Zeitpunkt herausstellte. Auch Jason hatte dabei längst das Bewusstsein verloren. Als wären sie Strohpuppen wurden sie willkürlich in alle Richtunge geschleudert worden. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam der Maserati, oder das was von ihm übrig geblieben war, zum Stehen. Vollkommen zerbeult und mit geborstetenen Scheiben, war das Auto reif für die Schrottpresse.
Etwas zur selben Zeit ging der Notruf, über den schweren Verkehrsunfall in die Telefonzentrale der Polizei und dem Rettungsdienst ein. Eine völlig unter Schock stehende, von der Stimme her zu urteilen junge Autofahrerin, teilte am Hörer mit was sich soeben vor ihren Augen zugetragen hatte. Ohne auch nur eine Sekunde der, nun überlebenswichtigen Zeit verstreichen zu lassen, wurde der Anruf an die zuständige Dienststelle weitergeleitet. Die Polizei war die erste, die am Ort des Geschehens eintraf. Die jungen Polizisten begutachteten die Unfallstelle. Während ein Beamter die Personalien weiterer Augenzeugen vernahm, sperrte der andere den Unfallort und auch den Verkehr, mit Ausnahme der mittleren Fahrspur, welche für den Rettungswagen und die Feuerwehr vorgesehen war, ab. Sie berichtete von den traumatischen Bildern, welche eine frappierende Ähnlichkeit mit einer der Szenen aus dem Streifen Final Destination aufwiesen. Doch schnell wurde klar, das hier schweres Geschütz aufgefahren werden musste. Etwa fünf Minuten später traf auch schon der Rettungshubschrauber ein. Die Fahrertür war stark verbeult gewesen und die Feuerwehrmänner beschlossen diese mit einer riesigen Metallschere aufzuschneiden. In der Zeit in der die Rettungssanitäter die Trage brachten, gelang es den Feuerwehrmännern den Fahrer aus dem Autowrack zu befreien. Zu zweit trugen sie ihn den kurzen Weg zur Trage. Auch bei Christopher bestand die selbe Arbeit. Da er schwerwiegendere Verletzungen hatte entschied sich der Notarzt ihn mit dem Heli in die Unfallklinik fliegen zu lassen. Während für Jason und Christopher immerhin eine minimale Chance bestand, den Unfall zu überleben, kam für den Geisterfahrer jede Hilfe zu spät. Alles war bei ihm noch gemacht werden konnte, war es ein Leichentuch über ihn zu spannen und auf den Bestattungswagen zu warten. Die inneren und äußeren Verletzungen waren bei beiden so gravierend gewesen, dass noch auf dem Weg ins Krankenhaus, erste Behandlungsmaßnahmen getroffen werden musste. Sobald sie im Krankenhaus eintrafen wurde alles für die bevorstehenden Notoperationen vorbereitet. Der Chirurg traf ein. Er hatte sich so sehr beeilt, dass er es nicht einmal geschafft hatte seine Schlafanzughose auszuziehen. In Sekundenschnelle wurden ihm Kittel und Handschuhe angelegt und das Skalpell gereicht. Nach dem auch die Röntgenbilder seines Patienten Christopher Sullivan, eintrafen und der erfahrene Unfallchirurg diese begutachtete wurde ihm schnell klar wie schwerwiegend seine Verletzungen waren. Neben zahlreichen Brüchen, Rissen, Prellungen und Quetschungen, hatte der Arzt traurige Nachrichten zu überbringen. Obwohl er nach 30 Jahren Berufserfahrung, schon mehrere solcher Operationen durchführte, brach es ihm immer wieder das Herz, gerade wenn es junge Menschen waren die mitten im Leben standen, beibringen musste, dass sie nie wieder laufen werden können. So sehr er sich was anderes wünschte, sprachen die Röntgenbilder eine andere Sprache. Eine traurige Sprache und sie irrten sich niemals.Es war nun traurige Gewissheit gewesenm dass Christopher Sullivan von den Lenden abwärts querschnittsgelähmt sein wird. Sein Leben lang.
Bei Jason waren die Verletzungen nicht minder schlimm gewesen. Zwar konnte er im Gegensatz zu Christopher wieder laufen können, aber auch er war nicht mehr der selbe, der er mal gewesen war. Bei ihm waren es die vorderen Hirnareale, die unter anderem für das Einfühlungsvermögen, den Gefühlen und dem Urteilsvermögen zuständig waren, die irreparabel geschädigt wurden. Noch konnte der Arzt nicht sagen, inwiefern sie ihn verändern würde, aber dachte schon daran, einen zukünftigen Serienmörder vor sich auf dem Tisch liegen zu haben? Die Ärzte versetzten ihre beiden Patienten ins künstliche Koma.
Eine, völlig in Tränen aufgelöste Mutter erreichte das Universitätsklinikum, welches sich auf die Traumatologie spezialisiert hatte. Wie es sich herausstellte, handelte es sich dabei um Laura Delano. Der Arzt hatte soeben seine Arbeit beendet, als Laura auf ihn zugestürmt kam.
“Wie geht’s ihm? Wird er durchkommen? Wie lange wird er im Krankenhaus bleiben müssen?”löcherte sie den Mediziner mit ihren Fragen.
“Und sie sind?” fragte er sie.
“Laura Delano, mein Sohn ist da drin..” antwortete sie.
“Ihr Sohn?” hinterfragte er.
“Ja, ja mein Sohn. Jason…Jason Delano. Ich bin seine Mutter.” stellte sie sich vor, wobei ihre Stimme immer noch heftig zitterte.
“Ihr Sohn hatte einen schweren Verkehrsunfall. Wir hatten ihn sofort operieren müssen. Er hat es zwar gut überstanden, dennoch ließ ich ihn vorsorglich ins künstliche Koma versetzen.” klärte er sie auf.
“Wird er irgendwelche Schäden davon tragen?” fragte sie ihn weiter.
“Nach einer Reha, dürfte er körperlich wieder ganz der Alte sein. Sein Beifahrer hatte da weniger Glück. Allerdings wurde bei diesem schweren Unfall der vordere Bereich seines Schädels stark beeinträchtigt.” versuchte der Arzt ihr seine Horrordiagnose so schonend wie möglich beizubringen.
Laura traf die niederschmetternde Nachricht bis ins Mark. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen.
“Was meinen Sie damit Doktor? Was meinen Sie mit, er hätte schwere Verletzungen im Kopfbereich?” bohrte sie mit letzter Kraft nach.
“Seine Hirnregionen im vorderen Bereich haben einen irreparablen Schaden genommen. Gemeint sind die Areale die für Gefühle, Emotionen, und Urteilsvermögen zuständig sind.” klärte sie der Chirurg weiter auf “ich fürchte, ich werde ihnen mitteilen müssen, dass Ihr Sohn, nicht mehr der selbe sein wird, wie sie ihn mal kannten.”
Sie spürte wie ihr die Kraft aus dem Körper wich. Tränen schossen ihr ins Gesicht und sie schrie sich die Ohnmacht und die Verzweiflung aus der Seele. Sie zitterte dabei wie Espenlaub. Laura sackte dann kurz darauf kraftlos zusammen. Doch noch bevor sie zu Boden fallen konnte, fing sie der Arzt auf und setzte sie auf eine der Stühle. Er ließ ihr ein Becher Wasser zukommen. Laura nahm einen kräftigen Schluck vom Wasser und kam damit auch ein wenig wieder zu Kräften.
“Kann ich zu ihm? Zu meinem Sohn.” fragte sie ihn. Ihre Stimme zitterte immer noch ein wenig.
“Ja sicher. Nur bleiben Sie nicht allzu lange, Ihr Sohn braucht Ruhe damit er schnell wieder genesen kann.” erklärte er ihr.
Sie nickte etwas erleichtert.
“Dann werde ich sie mal alleine lassen, Mrs. Delano.” meinte er.
Laura sah zur Tüt. Sie fragte sich ob sie wohl genug Kraft dafür aufbringen könnte.
Dr. van de Hoeven, der Chefarzt der Unfallchirurgie, der auch Jason nur wenige Augenblicke zuvor operierte, wurde von einem nur ein wenig jüngeren Kollegen auf halben Weg abgepasst. Umgehend erreichte ihn die Mitteilung über Chris’ Diagnose. Nun hatte er die schwere Aufgabe gehabt der Mutter des Patienten die traurige Nachricht zu überbringen. Mit einem schweren, ernsten Blick kam er auf sie zu. Wie auch Jasons Mutter, nur Augenblicke zuvor, brach auch sie tränenüberströmt und kraftlos zusammen. Mrs. Sullivan hatte soeben die Nachricht erreicht, dass ihr Sohn Chris von den Lenden abwärts gelähmt bleiben wird. Für immer.
Die Tage kamen und gingen und noch immer war kein Lebenszeichen, weder von Jason noch von Chris zu vernehmen. Beide Mütter waren der Verzweiflung nahe. Lauras Augen waren von Trauer gezeichnet. Dementsprechend waren sie auch vollkommen blutunterlaufen gewesen. Sie war regelrecht krank vor Sorge. Am vierten Tag der Dauerwache am Bett ihres Sohnes, lag ihr der Arzt nahe nach Hause zu gehen. Anfangs zierte sie sich gegen die Vorstellung, ihren Jason alleine zurückzulassen, doch nach reichlicher Überredungskunst des Arztes, gab Laura sich schließlich geschlagen. Vollkommen entkräftet nahm sie ihre Jacke und rief sich ein Taxi, welches sie nach Hause bringen sollte.
Es war noch früh am Morgen des inzwischen neunten Tages, als eine Stimme in Jasons Kopf, die ihm befahl aufzuwachen. Wie in einem schlechten Traum schoss sein Oberkörper nach oben. Er blickte panisch um sich. Durch das ruckartige Aufrichten, fehlte nicht viel und er hätte sich sämtliche Ports, Braunüllen und Infusionen aus der Haut gerissen.
“Wo, wo bin ich hier?” stellte er die Frage in den leeren Raum. “Wie bin ich hier her gekommen?” fragte er sich weiter.
Ängstliche Blicke wanderten durch den Raum, in der Hoffnung etwas Bekanntes zu erblicken. Eine Krankenschwester eilte herbei und verhinderte gerade so, noch im rechten Moment, dass er sich wie im Wahn die Spritzen aus seinen Armen zog. Zwar war er nun aus seinem Koma erwacht,jedoch waren die Medikamente und Schmerzmittel die er bekam, immer noch überlebenswichtig.
“Es ist alles in Ordnung…Sie befinden sich im Spring Valley Hospital.” klärte der Arzt ihn auf.
“Was ist passiert?” wollte Jason von seinem Arzt wissen. “Sie hatten einen schweren Verkehrsunfall…“ berichtete er ihm. “Und wenn ich mir so Ihre Verletzungen ansehe, schienen Ihre Schutzengel eine ausgezeichnete Ausbildung genossen zu haben…” meinte er dann darauf.
“Einen Verkehrsunfall?!” hakte Jason nach.
Der Arzt nickte zustimmend.
“Ihr Beifahrer hatte da nicht so viel Glück…” meinte der Mediziner weiter.
“Mein Beifahrer?” hinterfragte Jason ihn.
“Ja. Es wurden zwei Personen aus Ihrem Wagen gezogen.” berichtete er Jason.
“Tut mir leid, aber ich kann mich nicht daran erinnern einen Beifahrer gehabt zu haben.” entgegnete Jason ihm kühl.
“Doch, doch…Sie hatten einen. Sie müssen nur zur Tür hinaus, den Gang entlang gehen. Das erste Zimmer auf der linken Seite, da werden Sie ihn antreffen, Mr. Delano.” ließ er ihn wissen. “Kommen Sie…wenn Sie möchten, stelle ich ihn Ihnen gerne vor.” bot der Arzt ihm an.
Genervt verdrehte er die Augen und verließ nur widerwillig sein Bett. Still schweigend folgte er dem Mediziner. Nach einer Weile blieb dieser dann stehen und öffnete vorsichtig die Tür zum Krankenzimmer von Christopher Sullivan.
Der junge Schwarze lag immer noch im Koma und wurde künstlich beatmet. Doch anstatt Trauer zu zeigen prallten jegliche Emotionen an ihm ab. Sein Zustand ließ ihn völlig kalt und gleichgültig.
“Er wird zwar wieder aus seinem Koma erwachen, doch er wird nie wieder laufen können, nie wieder ausgehen können, nie wieder Sport machen können. Er wird für den Rest seines jungen Lebens im Rollstuhl sitzen.“ ließ der Arzt ihn wissen.
“Tja, dumm gelaufen würde ich sagen. Sowas kann eben passieren und er ist nicht der Einzige. Weshalb soll das für mich von Belangen sein? Was kümmert mich schon fremdes Elend?” verhöhnte Jason Chris’ Zustand.
“Ich denke, ich werde Sie wieder in Ihr Zimmer bringen.” schlug der Arzt ihm vor.
“Tun Sie was Sie nicht lassen können, Doc.” kommentierte er abschätzend sein Verhalten.
Auch sein Blick zeugte von Hochnäßigkeit.
Als er wieder in sein Zimmer kam, war er wieder alleine. Es störte ihn aber keineswegs; im Gegenteil. Jason genoss sie in vollen Zügen. Seine Ruhe währte nicht lange. Besuch stand an. Laura Delano wollte nach einer, nicht enden zu wollenden, Woche ihren Sohn wieder nach ihrem Jason sehen. Jason musterte sie lange nach dem er sich zu ihr drehte. Er versuchte sich daran zu erinnern wer sie war und welche Rolle sie in seinem Leben spielte.
“Sie haben schöne Augen, wissen Sie das?” ließ er sie wissen.
Er begann sie wieder zu beobachten.
“Irgendwie kommen Sie mir bekannt vor…sind wir uns schon vorher einmal begegnet?” fragte er sie. “Solche Augen vergisst man nicht, wissen Sie?” meinte er darauf.
Laura begann ihn verunsichert zu mustern. Sein Verhalten ihr gegenüber verwirrte sie. Verunsichert blickte sie zum Arzt und dann wieder zu ihm.
“Erinnerst du dich wirklich nicht mehr an mich?” fragte sie ihn mit einem deutlichen Anflug von Hilflosigkeit.
Er schüttelte den Kopf.
“Ich bin es, deine Mutter und du, Jason bist mein Sohn.” half sie seinem Gedächtnis auf die Sprünge.
“meine Mutter…” murmelte er vor sich hin, als müsste er überlegen welche Bedeutung er diesem Wort beimessen sollte.
Er fing wieder an sie zu mustern. “Wäre es denn möglich mit meinem Sohn ein wenig Zeit zu verbringen?” fragte sie den Arzt und sah wieder zu ihm.
“Sicher, wieso auch nicht?” stimmte der Arzt, ohne lange darüber nachzudenken.
Jasons Augen weiteten sich plötzlich, denn er wusste nicht so recht wie ihm geschah. Hilflos blickte er mal zum Doc und mal zu der Frau vor ihm, die sich als seine Mutter ausgab.
“Ja, deine Mutter…und du bist mein Sohn.” wiederholte sie ihren letzten Satz.
“Ich habe mir große Sorgen um dich gemacht.” ließ sie ihn wissen.
Plötzlich verfinsterte sich seine Mine.
“Weshalb? Weshalb sollten Sie sich Sorgen um mich machen?!…Ich kenne Sie doch überhaupt nicht!” blaffte er sie an.
Kurz darauf wandte er den Kopf weg von ihr und zum Fenster hin.
“Gehen Sie, verlassen Sie mein Zimmer! JETZT!” forderte er sie auf.
“Aber Jason, mein Junge…” flehte Laura ihn bitterlich an.
“Verlassen Sie mein Zimmer; JETZT!” gab er ihr im scharfen ton zu verstehen. Laura hatte mit ihren Tränen zu kämpfen, tat aber wozu sie aufgefordert wurde. Als sie dir Türe nach draußen aufmachte, empfing sie der Arzt bereits.
“Er braucht seine Zeit, Mrs. Delano.” antwortete er ihr und versuchte tröstende Worte zu finden.
Nachdem sie sich von ihm verabschiedete, rief sie sich ein Taxi, der sie dann nach Hause brachte.
Auch als es weit nach Mitternacht war, war an Schlaf nicht zu denken. Laura beschäftigten zu viele Gedanken um ihren Sohn. Sie stellte sich oft die Frage, ob er wieder derselbe sein würde, wie er einmal war; wie sie ihn kannte. Es gab Momente an denen sie daran glaubte und es gab Momente, an denen sie daran zweifelte.
Im Gegensatz zu Christopher Sullivan konnte Jason schon nach wenigen Tagen das Klinikum verlassen und nach einer drei Monaten andauern Reha, war er wieder vollständig genesen.
Als seine Mutter den Anruf von Jasons Entlassung aus der Kur erreichte, stürzte Laura sofort los, um ihren Sohn abholen zu kommen. Nach zwei sehnlichen Küsschen auf die Wange und einer innigen Umarmung stiegen die beiden zügig ins Auto. Laura musterte ihren Sohn, noch während sie fuhr. Gerade mal ein drittel des Heimwegs wurde bewältigt, als sie den Versuch wagte ein Gesprächsthema zu eröffnen:
“Du siehst gut aus.” merkte sie an- “Danke” antwortete er und nickte kurz.
“Wie fühlst du dich?” fragte seine Mutter ihn weiter.
“Den Umständen entsprechend…” meinte er ohne dabei den Blick vom Fenster zu wenden.
Christopher Sullivan wurde inzwischen aus seiner Reha entlassen. Doch im Gegensatz zu Jason musste er sich mit der Tatsache, nie wieder laufen zu können, auseinandersetzen. Es fiel ihm anfänglich nicht leicht. Er gab niemandem die Schuld, obwohl er allen Grund dazu gehabt hätte. Stattdessen sagte er sich, dass der Herr im Himmel es so gewollt hatte. Der Glaube an ihn und daran, dass es für jedes Handeln, jede Geschehnis einen Grund gab, auch wenn man nicht immer verstand, weshalb es so war wie es war. Ohne großes Aufsehen, gingen beide von nun an getrennte Wege. Ganz still und heimlich verabschiedete er sich von ihm. Und doch war dieser Abschied nicht für die Ewigkeit.
Jason Delano und Christover Sullivan sollten sich erst Jahre später wieder begegnen. Doch diesmal werden sie sich gegenüber und nicht Seite an Seite wiederfinden.
Ein halbes Jahr sind nun seit seiner Entlassung aus der Reha verstrichen. Jasons Körper erholte sich erstaunlich schnell, aber sein Geist war nicht mehr der selbe, der er einmal war. Laura hatte auch nach so langer Zeit große Schwierigkeiten mit ihrem Sohn gehabt. Jason Delano beschloss von nun an seinen eigenen Weg zu gehen. Über Nacht verschwand er aus der Vorstadtvilla. Bis auf seinen Geldbeutel ließ er alles zurück. Sein neues Leben hatte soeben seinen Lauf genommen. Er stellte sich an die Straße und hiel seinen Dauen weit von sich gestreckt. Mit stoischer Gelassenheit wartete er darauf von einem der vorbeifahrenden Autos mitgenommen zu werden. Nach etwa einer neunzig minütigen Wartezeit hatte sich seine Geduld ausgezahlt. Eine Autofahrerin hielt an. Sie kurbelte das Fenster herunter. Vor ihr stand ein attraktiver, junger Mann, von dem man, als Letztes vermuten würde, dass er aus vornehmen Hause kommt. “Wohin soll’s denn gehen?” fragte sie ihn.
“Ist mir gleich. Sie entscheiden, wo Sie mich herauswerfen.” antwortete Jason mit einem geheimnisvollen Lächeln.
“Alles klar! Na dann, kommen Sie nur rein.” kommentierte die Fahrerin seine Antwort und öffnete gleichzeitig die Beifahrertür des grauen 4er Golf TDI. Es war zwar kein Wagen mit dem er reisen würde, aber Abwechslung hatte bekanntlich noch niemandem geschadet, dachte er sich. Dann sah er zu seinem Chauffeur herüber. Er bemerkte viel zu spät, dass er bereits seit geraumer Zeit den Blick von ihr nicht wenden konnte.
“Ich fahre bis Reno…wenn du möchtest nehme ich dich bis da hin mit.” bot sie ihm an. “Ich bitte doch…ich möchte Ihnen keine Unannehmlichkeiten bereiten.” antwortete er schüchtern.
“Ach, Unsinn… meine Mitbewohnerin kommt frühestens in einer Woche. Du kannst mich ruhig duzen, wenn kein Einwand besteht…” schlug sie ihm vor.
Lächelnd sah sie zu ihm herüber und tätschelte mit ihrer zarten Hand sein Knie.
“Ich bin Raquelle.” stellte sie sich vor “und wie ist dein Name?” fragte sie ihn.
“Jason, freut mich.” antwortete er ihr kurz.
“Ein schöner Name…” antwortete sie ihm, während sie ihm in die Augen sah.
“Danke.” antwortete er ihr.
Ein kurzes Lächeln huschte über sein Gesicht.
Sie setzte ihren Golf in Bewegung und ordnete sich nach dem dritten Auto auf der Interstate ein.
“Erzähl doch mal ein wenig über dich…” schlug Raquelle nach einer Weile vor.
“Da gibt es nicht viel.” antwortete er ihr knapp. “nichts was von Bedeutung wäre.” “Schade. Ich hätte so gern mehr über dich erfahren wollen.” meinte sie ein wenig betrübt.
Sie sah kurz zu ihm.
“Wir sind fast da.” sagte sie ihm.
Jason nickte mit einem unpersönlichen Lächeln. Doch was Raquelle nicht wusste ist das sein kurzes Nicken nicht als Zustimmung zu verstehen war, sondern als etwas vollkommen anderes. Mit diesem kurzem Kopfnicken besiegelte er ihr Schicksal, er hat soeben über ihr Leben entschieden. Sie ahnte kein bisschen, was sie erwartete…
Sie parkte ihr Auto und nahm Jason bei der Hand. Raquelle führte ihn die Stufen nach oben und es ging in einem schmalen Gang weiter. Selten hatte Jason eine Frau so elegant die Stufen hochsteigen sehen, wie sie. Wenig später waren die beiden in Raquelles 2 - Zimmer Appartment. Mit scheinbarer Leichtigkeit spazierte sie in ihre Wohnung nachdem sie die Tür aufsperrte und ihn mit hinein nahm.
“Da wären wir. Willkommen in meinem kleinen Reich!” hieß sie ihn willkommen.
Interessiert sah Jason sich in ihrem kleinen Königreich um.
“Möchtest du etwas trinken?” rief sie ihm aus der winzigen Küche zu. “Das wäre nett…” stimmte er zu.
Mit einem schelmischen Grinsen öffnete sie den Kühlschrank und holte zwei Flaschen Bier heraus. Sie kam auf ihn zu und übergab ihm die offene Flasche Bier, die sie kurz zuvor öffnete. Wieder trafen sich ihre Blicke. Schließlich kamen sie sich näher und es kam dann letztendlich zum Kuss Aus einem schüchternen Kuss auf dem Mund, wurde ein leidenschaftlicher Zungenkuss. Mit ihren feinen Händen, strich sie ihm durch das Haar. Dabei ruhten seine weichen Hände an ihrer Wespentaille und er zog sie anschließend näher an sich. Als sie Körper an Körper angeschmiegt sich gegenüberstanden, wurde sein Griff fester. Raquelle schien das aber wenig zu stören; im Gegenteil sie fühlte sich sogar sehr wohl von ihm festgehalten zu werden. Wenig später nahm sie ihn an der Hand und machte sich auf dem Weg in ihr Schlafzimmer. Jason blieb nichts anderes übrig, als ihr zu folgen. Wie eine Katze robbte sie auf Knien bis sie fast zum Bettenende kam. Wenig später drehte sie sich um und packte ihn sanft am Hemd und zog ihn mit sich, wo sie Jasons Lippen wieder zu küssen begann.
Tag der Veröffentlichung: 20.02.2012
Alle Rechte vorbehalten