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Prolog


Heaven


Heaven betrachtete sich im Spiegel. Sie liebte ihr makelloses Gesicht, die reine Haut, ihre strahlenden blauen Augen. Sie fuhr mit den Fingern durch ihre schwarzen, schulterlangen Haare. Schon über ein Jahr befand sie sich nun in diesem Körper, und doch hatte sie sich noch nicht daran gewöhnt. Sie konnte noch immer kaum glauben, dass sie das war. Noch einen Moment lang betrachtete sie sich, bis sie schließlich aus ihrer Starre gerissen wurde.
Das Telefon läutete. Frustriert stieß Heaven einen Seufzer aus, machte sich aber sofort auf den Weg zum Hörer. Wer wagte es, sie dabei zu stören, sich selbst zu betrachten und wer konnte um diese Zeit anrufen, immer hin war es schon spät in der Nacht. Mit der Hoffnung, die Nummer zu kennen, blickte sie auf den Display, doch sie war ihr fremd. Eigentlich wollte sie nicht abheben, doch irgendetwas drängte sie dazu. Bevor sie allerdings abhebte, stieß sie einen Seufzer aus.
''Ja?'' fragte sie genervt. Ihr Anrufer durfte gerne merken, in welcher Stimmung sie sich befand. Die Meinung anderer Leute hatte sie noch nie interessiert.
''Du musst etwas für mich erledigen'' flüsterte eine düstere Stimme durch den Hörer. Verdutzt hielt sie das Telefon von ihrem Ohr weg, um es schließlich doch wieder an sich zu nehmen.
''Hören sie mal, wer auch immer sie sind, lassen sie mich in Ruhe.'' fauchte sie. Keiner durfte es wagen, ihr etwas zu befehlen. Ihr schien es ein Zufall, dass jemand dumm genug war, sie anzurufen und dann auch noch etwas von ihr zu fordern, deshalb entschloss sie sich, den Unbekannten nicht aufzusuchen. Vielleicht lag das aber auch nur an ihrer guten Stimmung. Endlich hatte sie eine Verabredung mit dem gut aussehenden Jason, hinter dem so schon Jahre lang her war.
Summend drehte sie sich erneut zum Spiegel um, als sie in die Augen eines schwarzhaarigen Mannes blickte, der sie grinsend betrachtete. Mit offenem Mund blickte sie ihn an, bereit etwas zu sagen, doch plötzlich spürte sie einen stechenden Schmerz an ihrem Hinterkopf, der sie tief in die Schwärze hinab zog.

Kapitel 1


Dany

Die Ampel war rot. Heute hatte Dany wirklich eine rote Welle und das passte ihm so gar nicht.
Unruhig blickte er auf seine Uhr. 7:55 Uhr. Er würde zu spät kommen, wenn es so weiter ging. Selbst sein riesiger Truck, der schneller als so manches Auto seiner Freunde fuhr, konnte ihm jetzt nicht mehr weiter helfen. Das Glück schien diesmal wohl nicht auf seiner Seite zu sein. Kein Wunder, so oft wie er schon verschlafen hatte und dann auf den letzten Drücker aus dem Haus gegangen war, musste das mal passieren.
Endlich wurde es grün. In Höchstgeschwindigkeit fuhr er Richtung Schule, doch als er sie erreichte, war es schon acht Uhr.
Er parkte in seiner gewohnten Lücke, die seit Anfang der Highschool ihm gehört hatte. Auf dem Gehweg stand Jozy und zappelte unruhig mit den Armen. Kaum zu glauben, dass sie auf ihn gewartet hatte. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht, zog Dany den Schlüssel heraus und stieg aus dem Auto.
Jozy rannte direkt in seine Arme, gab ihm aber sofort danach einen Stoß in den Bauch.
''Du kannst nicht ein Mal pünktlich kommen, oder?'' stieß sie vorwurfsvoll hervor. Selbstbewusst grinste Dany sie an.
''Hey, du bist es, die immer auf mich wartet!'' gab er zurück und warf spielerisch die Hände in die Höhe. Als Strafe für diesen Spruch bekam er einen erneuten Schlag in den Bauch. Provokant hob er seine Hände an den Bauch.
''Aaah. Wann bist du so stark geworden, Jozy. So kenn ich dich ja gar nicht.'' bemerkte er grinsend.
''Tja, in mir ist wohl mehr verborgen, als du glaubst.'' murmelte sie mehr zu sich, als zu Dany, doch er hörte es trotzdem. Er spürte, wie sauer sie wirklich war, dass er erneut zu spät gekommen war. Jozy wartete fast jeden Tag auf ihn und handelte sich deswegen genauso viel Stress ein wie er. Er verstand nicht, warum sie das alles auf sich nahm, doch es gefiel ihm. Eine echte Freundin tat ihm zur Zeit wirklich gut.
Danys Vater war als er fünf Jahre alt war, gestorben. Seitdem hatte sein Herz ein Riss, doch diesen Sommer wurde alles nur noch schlimmer. Seine Mutter hatte eine schlimme Krankheit gehabt, weshalb man sie ins Krankenhaus einliefern ließ. Dort wurde festgestellt, dass sie Lungenkrebs im Höchststadion hatte. Seitdem war sie nicht mehr sie selbst und Dany musste sich überwiegend um alles alleine kümmern, doch er nahm ihr das alles nicht übel. Er verstand sie sogar, er verstand, dass sie angefangen hatte zu rauchen, nachdem sein Vater gestorben war. Er rauchte selbst von Zeit zu Zeit, wenn er mal wieder so verzweifelt war, dass das Leben für ihn ohne Sinn schien. Es war seiner Mutter immer egal gewesen, wenn sie Lungenkrebs bekam, da sie wusste, dass sie am Ende wieder vereint mit ihrem Ehemann sein würde.
Im Schnellschritt gingen die beiden aufs Klassenzimmer zu.
''Glaubst du der Alte ist schon da?'' fragte Dany nervös. 'Der Alte' war sein Klassenlehrer, Herr Klein, welcher ihn schon immer gehasst hatte. Das andauernde zu Spät kommen änderte das auch nicht gerade.
''Hmm.. ich denke mal schon, er kommt doch normalerweise nicht zu spät.'' antwortete sie. Dany nickte geistesabwesend.
''Du musst endlich aufhören, auf mich zu warten, er hasst dich langsam auch schon.'' stellte Dany fest und blieb stehen. Jozy lief noch einige Schritte weiter, bis sie schließlich merkte, wie weit sie sich von ihm entfernt hatte. Lächelnd drehte sie sich zu ihm um.
''Du weißt doch, dass ich das gerne für dich mache. Ich hab dich gern.'' gab sie und Dany sah, wie ihre Wangen leicht rot anliefen. Jozy war für ihn nie mehr als eine Freundin gewesen und heimlich wünschte er sich, dass es ihr genauso ging.
''Du bist toll, weißt du das.'' sagte er, lächelte und lief zu ihr.
Endlich erreichten sie das Klassenzimmer. Jozy wollte schon die Tür aufreißen, als Dany sie an der Schulter festhielt.
''Warte.'' flüsterte er und hoffte, dass man es im Zimmer nicht hören würde.
''Was?''
''Tut mir Leid.'' entschuldigte er sich. Jozy sah ihn verständnislos an.
''Was?''
''Kannst du nur noch 'Was?' sagen?'' fragte er lächelnd.
''Es tut mir Leid, dass du wegen mir so in Schwierigkeiten bist'' erklärte er schließlich, grinste sie kurz an und öffnete anschließend die Tür zum Klassenzimmer.
Kaum waren wir eingetreten, herrschte Stille im Raum.
''Was für eine Überraschung, was für eine Überraschung. Ich habe schon auf dich gewartet, Dany.'' gab Herr Klein wütend von sich. Nun trat Jozy neben ihn und erst jetzt fiel ihm auf, dass auch sie zu spät gekommen war.
''Und Frau Michtell ist auch gleich dabei. Du solltest lieber aufpassen, mit was für Leuten zu dich abgibst. Am Ende sinkst du noch auf ihr Niveau herab.'' stellte er fest und wies mit seiner Hand zu ihre Plätzen. Ohne ein weiteres Wort, setzten sich die beiden.
Als die Glocke zur Pause läutete, atmete Dany erleichtert aus. Die Stunde war grässlich gewesen und doch hatte er sie überstanden. Es schien ihm fast wie ein Wunder.

Impressum

Texte: Copyrights liegen natürlich alle bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 19.08.2012

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