Am nächsten Tag musste ich leider wieder in die Schule und es kam mir vor, als würde mich jeder hassen. Trish würdigte mich nicht eines Blickes, sie war stinksauer, dass ich ihr den Freund ausgespannt hatte und sie auf der Toilette allein hab stehen lassen. Zuerst wollte ich herausfinden, ob sie etwas wusste, da ich so einfach vor ihr verschwunden war, aber wie es schien war sie ahnungslos.
Und außerdem bekam ich von fast allen Lehrern Nachsitzen, weil ich meine Hausaufgaben die letzten Male nie erledigt hatte.
Als die Schulglocke zum Ende läutete, kam es mir schon fast wie ein Wunder vor, dass ich diesen Tag überlebt hatte.
Am Eingang traf ich mich mit Marc, wir hatten ausgemacht, heute zusammen von der Schule nach Hause zu laufen. Als ich ihn erblickte, musste ich grinsen. Er stand ganz lässig an der Eingangstür, während Emba vor ihm stand und auf ihn einredete.
»...Und weißt du was meine Mutter dann gesagt hat! Ich hab Hausarrest! Eine ganze Woche lang! Das ist doch unglaublich, nicht wahr.« erzählte sie ihm fassungslos.
Ich unterdrückte mein Lachen und lief zu den beiden. Als Emba mich sah, lächelte sie zwar freundlich, aber hörte auf zu erzählen.
»Oh lasst euch von mir nicht stören!« sagte ich schnell, doch Emba hatte bereits ihre Tasche vom Boden aufgenommen und Marc einen Abschiedskuss gegeben.
»Ich muss jetzt sowieso los. Viel Spaß euch beiden noch.« wünschte sie uns und ging durch die Tür. Einen Moment lang sah ich ihr nach und konnte in ihren Augen sehen, wie besorgt sie wegen mir war.
»Läuft es mit dir und Emba gut?« fragte ich ihn, denn der Ausdruck von Emba beunruhigte mich.
»Es geht so. Sie hat gehört, dass wir zusammen auf diese Party gegangen sind und seitdem ist sie ziemlich misstrauisch. Ich sage ihr zwar immer, dass zwischen uns nichts läuft, aber trotzdem kommt sie davon nicht ganz weg.« erklärte er mir verlegen.
Er nahm seine Tasche vom Boden und hielt mir die Tür auf. Draußen waren eine Horde Schüler zu sehen, was kein Wunder war, denn heute war Ausflugstag der jüngeren Schüler. Wie hatte ich diesen Tag früher geliebt. Doch heute war ich froh, dass ich schon zu alt dafür war. Ich hätte keinen ganzen Tag die eiskalten Blicke von Trish ertragen können und Gerard, der wahrscheinlich wieder mit mir reden wollen würde. Mal ganz abgesehen von Josh.
»Aber wegen mir brauch sie doch gar keine Angst zu haben. Hast du ihr nicht gesagt, dass ich einen Freund habe?« fragte ich ihn.
»Doch natürlich, aber es hilft alles nichts.«
Er kratzte sich an den Haaren, was ich als Zeichen auffasste, dass er wirklich ratlos war. Ich berührte seine Schulter und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln.
»Ich bin sicher, ihr kriegt das hin.« beschwichtigte ich.
»Wenigstens gibt es eine gute Neuigkeit.« sagte ich fröhlich.
»Du bist Trish los! Sie rennt jetzt einem total widerlichen Typen hinterher. Ich war mit den beiden im Schwimmbad und es war unerträglich. Das Einzige gute an dem Tag war, dass ich meine Fähigkeit entdeckt habe.« erzählte ich stolz.
»Du hast was? Und da lässt du mich über Emba reden! Warum hast du nicht schon früher etwas gesagt?«
»Naja, bisher gab es nie Gelegenheit und außerdem wollte ich das von dir und Emba doch hören!« stammelte ich.
Endlich waren wir ans Ende der Horde gelangt, wo sich die Masse endlich löste. Noch nie konnte ich mit vielen Menschen an einem Ort umgehen, ich hatte geradezu Platzangst.
»Und was ist deine Gabe?« fragte Marc neugierig.
»Warte, noch nicht.« antwortete ich und schaute mich hastig um. Es waren eindeutig noch zu viele Menschen um uns herum. Im Eiltempo liefen wir weiter, sodass wir schon Minuten später für uns alleine waren.
»Ich kann mich teleportieren.« fing ich stolz zu erzählen an. Seine Augen weiteten sich kaum merklich.
»Als ich mit Trish im Schwimmbad gestritten habe, war ich plötzlich an einem anderen Ort und da habe ich dann herausgefunden, was ich kann. Und weißt du was? Es gibt Hexen!« erzählte ich weiter. Marc lachte laut auf.
»Im Ernst, Hexen?« fragte er ungläubig. Doch ich nickte nur ernst, woraufhin er verstummte und mich ebenfalls ernst anblickte.
»Da gefällt mir Vampir aber besser. Hexen sind so … böse.« sagte er während es ihn schauderte. Ich legte meinen Kopf schief und lächelte.
»Ach und Vampire nicht? Wir haben sogar schwarze Augen, die uns immer wieder daran erinnern, dass wir böse sind … « stellte ich mit trauriger Miene fest.
»Du bist aber nicht böse.« sagte er.
Natürlich war ich nicht böse, noch nicht. Zu meinem Glück hatte ich ja Joseph auf meiner Seite, der mich immer unterstützte.
Tag der Veröffentlichung: 13.08.2012
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