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In der Nacht davor träumtest du, der Placa d'Espanya würde in Flammen stehen. Schwere dunkle Rauchwolken wälzten sich zum Palau Reial Major empor. Schutt und Chaos. Gott hatte gesprochen. Doch dann war alles ganz anders.

 

Nach schier endlosen Wochen der Hitze und Dürre begann der Morgen mit einer kühlen Brise. Sie rüttelte an den halb herabgelassenen Jalousien der Terrassentür. Du wuschest dein Haar mit deinen Tränen. Das Glas mit dem Cortado zitterte in deiner Hand. Sacht schlüpften deine Beine in die schwarzen Strümpfe, Zeitlupe. Er kam hinzu und setzte sich neben dich und ein Wort brach, bevor er es aussprechen konnte. Tränen schossen aus deinen Augen wie kleine Wasserfälle gegen die weiche Seide deines schwarzen Kleidchens. Wortlos wandest du ihm seinen Rücken zu und flüstertest: Reißverschluss. Und so sehr du es versucht hast zu unterdrücken, zuckte dein Körper und du zittertest. Er bekam einfach nicht den Zipper zu fassen.

 

Auf der Straße nahm er fest deine Hand und führte dich die Gran Via entlang. Durch die große dunkle Sonnenbrille starrtest du auf die Risse im Trottoir und meintest, den Rauch zu riechen. Zebrastreifen. Kleine Füße, daneben die von einem Saurier.

 

 

 

Jetzt hast du den Kopf gehoben und dein Schritt stockt. Frieden in Grau vor dir.

 

Küsse.

 

Der Busfahrer ruft, er würde jetzt die Tür schließen! Vier Euro fünf. Der Bus wankt im Kreisverkehr. Du siehst seine Gestalt klein zurückbleiben, seinen Arm in die Höhe schnellen und alles verschwinden.

 

Du hast dann deinen Blick nach vorn gewendet, Häuser, Menschen, Straßen weichen. Regen beginnt auf die staubigen Scheiben zu tropfen.

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Tag der Veröffentlichung: 19.10.2008

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