Cover

Mein Zahnarzt hat mich lang nicht mehr gesehen,
dabei hab eine Krone ich im Mund,
die ist nur provisorisch eingesetzt.
Ich geh nicht hin, weil der Geruch der Praxis
allein schon jagt den Puls in kalte Höhen,
dort kriege Bauchweh ich und kalte Füße.

Nun sag ich mir, stell dich auf deine Füße,
musst der Gefahr ins blanke Auge sehen,
gehst hin und öffnest mutig deinen Mund,
nachdem gelassen du dich hast gesetzt
auf jenen Marterstuhl der Zahnarztpraxis,
den man verstellen kann in allen Höhen.

Ein Bohrer sirrt in markdurchdringend Höhen,
und Gänsehaut kriecht kalt bis in die Füße.
Ich kipp nach hinten und will nichts mehr sehen,
mach zu die Augen, sperre auf den Mund,
ergebe mich verängstigt und entsetzt
dem Zugriff dieser weißsterilen Praxis.


Ich hoff’, der Arzt hat wohlerworb’ne Praxis
und ist dentistisch voll auf seiner Höhen!
Ich bin verkrampft vom Kopf bis in die Füße
und kann im Liegen nur die Decke sehen.
Viel spitz’ Gerät erkundet meinen Mund,
was mich erst recht in Angst und Pein versetzt.

Und nun wird eine Zange angesetzt,
umfasst die Krone mit gezielter Praxis
und zieht sie aus dem Kiefer in die Höhen.
Ein Ruck geht mir durch Mark und Bein und Füße,
und schon ist in Dentistenhand zu sehen
die Krone, die noch eben steckt’ im Mund.

Jetzt darf ich spülen mir den Mund,
bevor das Werkzeug wieder angesetzt
vom Arzt mit mitleidloser, kalter Praxis,
zu kratzen, schleifen tief und in den Höhen.
Den Nerv getroffen, blitzt’s bis in die Füße,
doch ist das Ende der Behandlung abzusehen


Dann kann ich sehen neu in meinen Mund
die Krone eingesetzt. Und aus der Praxis
in Himmelshöhen tragen mich die Füße.

Impressum

Texte: Cover-Illustration mit freundlicher Genehmingung von Martin Senn, dem Schöpfer großartiger Drahtobjekte und anderer Kunstwerke www.martinsenn.ch
Tag der Veröffentlichung: 08.09.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Allen Zahnärzten dieser Erde

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