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Abendliches Gespräch auf der Veranda

Sie saßen nebeneinander auf der Veranda und beobachteten, wie die Sonne unterging. Durch die dunklen Abendwolken glühte ein höllisches Rot. Die Luft war noch warm.
„Ich habe gelesen“, sagte er zu seiner Frau, „dass Luxushuren drei- bis fünfhundert Euro für zwei Stunden verdienen.“
„Das ist viel“, sagte sie. „Da hätten wir schnell das Geld beisammen und könnten das Haus verputzen.“
Er blickte zur Seite und beobachtete ihr Gesicht. Sie wirkte, fand er, beunruhigend sachlich. Aber er fuhr nur fort: „Die ganze Nacht für tausend.“
„Ich weiß nicht“, sagte sie. „Das wäre aber nichts für mich. Da müsste man nehmen, was kommt. Manche wären mir vielleicht unsympathisch. Manche Männer riechen komisch.“
Ihm fiel ein, wie er manchmal abends nach der Arbeit roch, so dass es ihm selbst auffiel. Sie beschwerte sich aber nie, wenn er sie in die Arme nahm. Wenn er aber geduscht hatte, dann sagte sie: „Oh, heute riechst du gut!“
Dann war dieser Gedanke weg, und er sagte: „Aber die Männer, die gut riechen, die würdest du nehmen?“ Er hoffte, dass sie nein sagen würde, dass sie ihn beruhigen würde.
Sie legte ihm die Hand aufs Knie: „Ach, mach doch nicht den schönen Abend kaputt.“ Sie schaute ihn nicht an. Sie hielt ihren Blick auf den Horizont gerichtet, wo die Sonne glühend unterging.


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Tag der Veröffentlichung: 28.08.2009

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