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Vorwort



Mal wieder neigten sich die Sommerferien dem Ende zu. Kate saß oben in ihrem Zimmer und packte ihre Schultasche für den ersten Schultag. Nun würde sie in die 10. Klasse des Gymnasiums Schöneberg gehen.
In den Sommerferien hatte sich Kate oft mit ihrer besten Freundin Natascha Folkers getroffen, die in die selbe Klasse ging wie sie selbst. Leider konnten die Freundinnen sich in den letzten zwei Wochen nicht sehen, da Natascha mit ihrer Familie auf Ibiza war. Daher freute sich Kate schon tierisch darauf ihre Freundin wieder zu sehen, da sie ihr sehr fehlte.
Nachdem sie auch ihr Zeugnis eingepackt hatte, ging sie zu ihrem Kleiderschrank und nahm eines ihrer Zauberbücher heraus, die sie in der Rückwand versteckt hielt. Kate hatte nämlich so etwas wie magische Kräfte. Dies hatte sie an ihrem dreizehnten Geburtstag von ihrer Oma erfahren.
Ihre Oma hatte zwar keine solche Begabung genauso wenig wie Kates Mutter oder ihre kleine Schwester Lin, dafür wusste sie aber genau über ihre Vorfahren bescheid. Darüber hinaus hatte sie bemerkt, dass wenn Kate in der Nähe war, immer etwas unerklärliches geschah.

Zum Beispiel an Kates elften Geburtstag. Sie war sichtlich gelangweilt. Niemand außer ihrer Großmutter bemerkte, dass Kate schief grinsend auf ihren Onkel zeigte. Auf einmal ging dieser zur Geburtstagstorte hinüber und steckte seinen Kopf hinein.
Einfach so. Alle sahen ihn erschrocken an, nur Kate lachte und ihr Onkel guckte total verwirrt. Es schien als wisse er nicht, wo er war und auch nicht was geschehen war.
Zufall oder Zauberei?
Zudem hatte ihre Großmutter erfahren, dass eine ihrer Vorfahren im achtzehnten Jahrhundert als Hexe angeklagt und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. So stand es jedenfalls in dem Tagebuch ihrer Vorfahren, dass in der Familie wie ein kostbarer, ungeschliffener Diamant gehütet wurde. Doch auch in ihren allgemeinen Nachforschungen über diese Frau kam sie zu dem selben Ergebnis. Diese Informationen erklärten ihr zumindest, warum niemand das seltsame, andere Buch, dass auch seit Jahrzehnten in ihrer Familie weiter vererbt wurde, öffnen konnte.
An Kates dreizehnten Geburtstag beschloss sie dann das Familienerbstück an Kate weiter zu geben. Als Kate das seit Jahrzehnten verschlossene Buch dann entgegen nahm, war ein leises Klicken zu vernehmen. Mühelos schlug Kate das seltsame Buch auf, von dem in diesem Augenblick ein grelles, hellweißes Licht ausging. Damit war Kates Schicksal besiegelt.
Doch damals wusste niemand, welch gigantische Ausmaße dieses einmal annehmen würde.


Kapitel 1



Wie jeden Abend übte Kate, um besser mit ihren Kräften umgehen zu können, die noch immer nicht ganz so wollten, wie sie und um ihre magischen Kräfte eventuell noch zu erweitern.
Kate ging konzentriert an einen neuen Zauber her ran, der eigentlich Gegenstände zum Schweben bringen sollte. Plötzlich war ein ohrenbetäubender Knall zu hören.
Der Stoffteddy von Kates kleiner Schwester flog in die Luft, zerriss dort in tausend kleine Fetzen und verteilte sich auf den Boden ihres Zimmers.
Kate hatte ihn wohl oder übel ausversehen in die Luft gesprengt.
„Kate! Was zum Teufel machst du da oben? Deine Schwester schläft schon! Sei also bitte ein wenig leiser“, rief ihre Mutter genervt, da es ein langer Tag für sie gewesen war.
Die vierjährige Lin hatte sie ganz schön auf Trapp gehalten.
„`Tschuldigug! Ich bin jetzt leise, versprochen,“ rief Kate, immer noch erschrocken über ihre Tat, zurück.
Doch nicht nur sie hatte sich erschrocken, auch ihre kleine pechschwarze Katze Seraphina ist bei der Explosion ganz schön zusammen gezuckt und schaute Kate säuerlich an.
„Das war eigentlich ein einfacher Zauber! Wie hast du denn das nun wieder so... so hin bekommen“, meckerte Seraphina und sprang auf das Bett.
Auf Seraphina lastete ein Fluch. Vor Jahren war sie einmal ein Mensch gewesen, doch sie kam hinter das grausame Geheimnis einer magischen Legende. Leider kann sie nicht über ihr erworbenes Wissen über diese Legende sprechen, noch darüber, wer ihr das Leben als Katze auferlegt hatte. Jedes mal wenn sie versucht darüber zu sprechen, krümmt sie sich vor Schmerzen und ihr blieb die Luft weg.

Seit einem Jahr lebte sie jetzt schon bei Kate, die sie im vorigen Frühjahr auf einem Spielplatz getroffen hatte. Sofort hatte Seraphina bemerkt, welch außergewöhnliche Kräfte Kate besaß und folgte ihr bis zu ihrem Haus. Nachdem sie zwei Tagen im Garten herumgelungert hatte, wurde sie von der Familie Taylor aufgenommen.

„Ich hab nur kurz noch mal überlegt, ob ich wirklich alles für morgen eingepackt habe“, versuchte Kate sich zu verteidigen, was sich aber sofort als Fehler herausstellen sollte.
„Was? Kein Wunder das da was schief geht! Du weißt doch ganz genau, dass du dich bei jedem Zauber konzentrieren musst“, meinte Seraphina sofort.
„Ist ja gut“, murmelte Kate und ließ es für heute mit der Zauberei sein.

Am nächsten Morgen ging Kate frisch und sogar munter aus dem Haus. Auf dem Weg zur Bushaltestelle traf sie wie immer auf Natascha.
„Hola Tascha! Mann freue ich mich dich wieder zu sehen” rief Kate lachend.
Die beiden Freundinnen fielen sich um den Hals, als hätten sie sich Jahre nicht mehr gesehen.
„Wie war es denn so auf Ibiza“, fragte Kate neugierig, als sie sich wieder auf den Weg gemacht hatten.
„Es war einfach phänomenal! Traumhaft“ seufzte Natascha.
Sie erzählte Kate alles von ihrem Urlaub auf Ibiza. Angefangen bei dem wunderschönen, warmen Wetter, das azurblaue Meer, das Luxushotel in dem sie mit ihrer Mutter wohnte bis hin zu dem süßen Boy am Pool, den sie kennen gelernt hatte.
Als sie um die nächste Ecke bogen, sahen sie schon wie der Bus auf die Haltestelle fuhr.
„Puh! Grade noch rechtzeitig“, witzelte Kate.
Die beiden kamen immer als die Letzten an der Bushaltestelle an. Die Busfahrer belächelten sie nur noch und warteten auf sie, sagten aber nichts mehr dazu.
In der Schule und schließlich auch in der Klasse angekommen, trafen sie auch schon auf Felizitas und Doreen, die auf sie gewartet hatten. Sie hatten gerade ihre Freunde und Klassenkammergraden begrüßt, als es dann auch schon zur ersten Stunde klingelte.

„Endlich“ murmelte Natascha, als das schrille läuten der Schulklingel die große Pause ankündigte.
Sofort verließen Kate und Natascha mit den anderen Schülern die Klasse. Doch mitten im Flur stolperte Kate und als wäre das nicht schon schlimm genug, fiel sie zudem auch noch irgendeinem Typen vor die Füße.
„Oh, Verdammt“, rief sie, als sie ihren langsam anschwellenden Knöchel sah.
Kate wappnete sich schon gegen irgendeinen dämlich Spruch, den jeder andere normale Schüler jetzt ablassen würde. Doch statt dessen hörte sie eine freundliche Stimme fragen, ob sie sich weh getan hätte.
Zunächst beachtete Kate den Jungen nicht und kümmerte sich erst einmal um ihren schmerzenden Knöchel. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich. Dabei ließ sie ihre Hand langsam über ihren verletzten Knöchel streifen. Nachdem Kate ihre großen, grün grauen Augen wieder geöffnet hatte, war nichts mehr von der Schwellung zu sehen. Erst dann bemerkte sie, dass der erwartete Spruch ausgeblieben war und stattdessen eine Frage nach ihrem Befinden gestellt worden war. Als Kate verblüfft aufsah, streckte ihr der Junge seine Hand entgegen und half ihr auf die Beine. Sie bemerkte, dass er größer als sie selbst war und schwarze Haare in genau der richtigen Länge besaß, wie Kate fand. Auch fielen ihr seine schönen grünen Augen sofort auf.
„Ähm, ja... ich meine nein. Nein, ich habe mir nicht weh getan. Danke“, stotterte Kate nervös.
Der Junge sah sie noch einmal prüfend an und meinte dann mit einem wundervollem Lächeln: „Dann ist ja gut. Pass das nächste mal ein wenig auf, ja?“
„O-okay“, flüsterte Kate und ihre Wangen färbten sich rosa.
Als der Junge weiterging, kam auch schon Natascha auf Kate zu und zerrte sie Richtung Schulhof. Dort starrte sie Kate eine Weile lang verwundert an.
Sie hatte Kate noch nie so offensichtlich zaubern gesehen, jeder andere hätte es auch sehen können.
„Was war denn eben mit dir los“, wunderte sich Natascha.
Auch hatte Natascha noch nie zuvor erlebt, dass Kate so nervös, ja sogar sprachlos war und das gegenüber eines Jungen. Die Kate, die Natascha kannte, war frech, manchmal etwas vorlaut, witzig und vor allem selbstbewusst! Aber so etwas wie eben war noch nie vorgekommen.
„Gar nichts! Was soll schon gewesen sein? Ich hab nur mal wieder nicht aufgepasst“, murmelte Kate und gewann langsam ihre Fassung wieder.
„Ach, mach mir doch nichts vor! Du weißt genau, was ich meine! Seit wann wirst du denn bitte sprachlos“, sagte Natascha und starrte ihre Freundin ungläubig an.
„Ja, na gut. Ehrlich? Ich hab keine Ahnung, was eben los war. Ich wurd auf einmal total verlegen“, meinte Kate stockend und so leise, dass es nur Natascha hören konnte.
„Sag mal, was ist eigentlich mit Tim? Hast du ihm schon deinen Brief gegeben“, fragte Kate und versuchte so heimlich von ihrem Sturz vorhin abzulenken.
„Na ja... ich hab mich noch nicht getraut, ihm den Brief zu geben“, gab Natascha zu und ging damit auf das Ablenkungsmanöver ein.
„Aber warum denn nicht? Du hast doch die ganzen Sommerferien daran geschrieben. Trau dich endlich, bevor sich eine andere an Tim ran schmeißt“, rief Kate aufgebracht.
Sie verstand nicht, warum ihre Freundin diesen blöden Brief nicht einfach diesen einen Jungen geben konnte. Was bitteschön war daran so schwer?
„Pssst, jetzt schrei doch nicht so! Wirklich, Kate! Ich glaube, ich sollte das ganze einfach sein lassen! Ich trau mich halt nicht. Es sei denn...“, flüsterte Natascha und beugte sich näher zu Kate, damit niemand anderes mithören konnte.
„Es sei denn, was“, fragte Kate sofort argwöhnisch und wich ein wenig zurück.
„Na es sei denn, Du gibst Tim den Brief für mich“, meinte Natascha verschwörerisch.
Eigentlich hielt Kate von dieser Idee nicht viel. Aber da Natascha ihre beste Freundin war, tat sie ihr diesen gefallen.
„Okay. Ich mach es. Und wann“, stöhnte Kate genervt.
„Jetzt gleich“, jubelte Natascha, glücklich darüber es nicht selbst tun zu müssen.

In der nächsten Pause hielten Natascha und Kate Ausschau nach Tim.
Nach einer Minute rief Natascha plötzlich heiser: „Da drüben! Da ist er. Unter der großen Eiche.“
Nun schaute auch Kate zu der großen Eiche, die ziemlich einsam mitten auf dem Schulhof thronte. Dort stand, wie erwartet Tim. Aber neben ihm stand noch jemand, der ihr auf unangenehmer Weise bekannt vor kam.
„Na los! Geh schon“, drängelte Natascha, die vor Aufregung jetzt nur noch flüstern konnte.
Langsam ging Kate auf die Jungen zu. Sie hatte Glück. Tim war heute nur in Begleitung eines einzigen Jungen an dem Stammplatz der erfolgreichen Fußballmannschaft der Schule. Also war die Gefahr nicht so groß, dass sie sich heute noch einmal blamierte. Als Kate näher kam, erkannte sie den anderen Jungen bei Tim plötzlich.
„Nein! Das kann doch nicht wahr sein“, murmelte sie geschockt vor sich hin.
Doch da war es schon zu spät. Jetzt konnte sie nicht mehr zurück.
„Hallo“, sagte Kate in einem bemüht lockerem Tonfall an die Jungen gewandt.
Ihr Herz begann plötzlich zu rasen, als hätte sie einen hundert Meter Sprint hinter sich.
„Hallo“, antwortete der Junge amüsiert, der Kate von weitem schon bekannt vorgekommen war und auch Tim stimmte verdutzt in seine Begrüßung ein.
Anscheinend hatte der Junge auch sie wiedererkannt, denn er lächelte sie aufmunternd an. Es war der Junge dem sie in der letzten Pause vor die Füße gefallen war. Kate räusperte sich, bemüht den Jungen nicht an zu starren und wandte sich an Tim.
„Ähm, den Brief soll ich dir von einer Freundin geben“, meinte sie, immer noch um Fassung bemüht.
„Okay, danke“, murmelte Tim nur verschämt und nahm den Brief an sich.
„Wie geht´s eigentlich deinem Knöchel“, fragte der Junge, als Kate sich gerade wieder aus dem Staub machen wollte.
„Oh, gut. Wieso“, rutschte es Kate auch schon heraus ohne, dass sie darüber groß nachgedacht hatte.
Nun starrte der Junge Kate verwundert an.
„Hey, Jungs! Freitag Abend will die Mannschaft noch kicken. Seid ihr auch dabei“, rief eine Kate sehr bekannte Stimme hinter ihr dazwischen.
Als sie sich umdrehte, sah sie den Star der Fußballmannschaft vor sich stehen, der zudem noch zwei Klassen über ihr war.
„Colin“, stöhnte Kate geschockt. Mit ihm hatte sie nun gar nicht gerechnet.
„Ach, Kate. Was machst du denn hier“, zwitscherte Colin mit seinem gewohnten Charme.
„Äh, ich gehe zufälligerweise auch auf diese Schule“, entgegnete Kate bissig.
Dann erst sah Colin den Brief in Tims Hand.
„Ach, Kate! Keiner schreibt heutzutage noch Liebesbriefe“, sagte er, mit einem Blick auf den Brief und konnte sich ein lachen nicht verkneifen.

Das war mal wieder typisch für ihn. Er konnte nie seinen Mund halten, schon gar nicht, wenn er seine kleine Schwester in Verlegenheit bringen konnte, was nicht sehr häufig vor kam.
„Moment mal! Der ist nicht von mir, Colin! Er ist von einer Freundin“, murmelte Kate empört und lief zu ihrem Bedauern rot an.
„Klar! Das sagt jede“, rief Colin und schaute seine Schwester abschätzend an.
„Allerdings hätte ich nie gedacht, dass du auf Tim stehst“, fügte er noch immer abschätzend hinzu.

„Tue ich auch nicht! Nichts gegen dich, Tim. Du scheinst echt nett zu sein. Aber der Brief ist echt nicht von mir“, rief Kate sofort, um sich zu verteidigen.
Diese Situation war ihr jetzt schon viel peinlicher, als der Sturz von heute morgen.
„Na ja, wie auch immer. Also kann ich auf euch zählen? Die Realschüler wollen nämlich noch ein kleines Matsch Freitagabend haben. Anscheinend kriegen die nicht genug. Bis jetzt haben sie immer gegen uns verloren“, summte Colin fröhlich weiter und nahm keine Notiz mehr von Kate.
Es sah so aus, als würde gleich eine Debatte über Fußball anfangen und Kate wendete sich von den Jungen ab.
„Okay, bis dann! Und Tim meine Freundin würde sich freuen, wenn du das nicht so heraus zögerst mit dem Brief“, rief Kate über die Schulter und betonte jede einzelne Silbe in dem Wort „Freundin“. Im weggehen hörte sie noch einen Teil des Gesprächs.

„Sag mal, Colin...woher kennt ihr beide euch denn? Bist du mal mit ihr gegangen“, fragte Tim und sah Kate nach.
Gellend lachte Colin los und hielt sich den Bauch. Auch Kate musste grinsen.
„Mit Kate? Bist du verrückt! Das wäre ja Inzucht! Mann, Kate ist meine kleine Schwester“, grölte Colin und spielte den Beleidigten.
„Echt? Deine Schwester? Na ja, jetzt wo du es sagst. Viel Ähnlichkeit habt ihr ja aber nicht“, murmelte Tim verschämt.
Das stimmte. Colin und Kate hatten nicht viele äußerliche Ähnlichkeiten. Colin war groß, muskulös, hatte blaue Augen, ein kantiges Gesicht und abstehendes, strohblondes Haar, genau wie ihre Mutter. Kate dagegen war klein, schlank fast schon zierlich, hatte graugrüne, große Augen, ein ovales Gesicht und lange, wellige, fransig geschnittene, kastanienbraune Haare. Die einzigen Gemeinsamkeiten lagen bei ihnen in ihren Charakterzügen. Colin war wie Kate frech, humorvoll, selbstbewusst und auf seine Art sehr charmant. Auch der andere Junge lachte.
„Hmm, deine Schwester. Wie heißt sie denn“, fragte er und sah Kate auch noch einmal nach.
„Katelin...also Kate. Warum willst du das wissen, Mark“, fragte Colin nun und beäugte den Jungen namens Mark misstrauisch.
Als Kate wieder bei Natascha war, wurde sie auch gleich stürmisch von ihr empfangen. Sie wollte alles von dem Gespräch wissen und was Colin von ihnen wollte, quetschte sie auch aus Kate heraus.

„Hallo Zauberlehrling! Wie war Schule“, mauzte Seraphina, als Kate in ihr Zimmer kam.
Man hörte, dass sie bis eben noch geschlafen hatte.
„Hmm, verwirrend, würde ich sagen“, murmelte Kate und erzählte auch Seraphina, was heute alles in der Schule los war.

„Du hast was“, schrie die kleine, pechschwarze Katze aufgebracht, als Kate ihr erzählte, dass sie ihren Fuß geheilt hatte, während Mark, endlich wusste sie, wie der Junge hieß, sie beobachtet hatte.
„Du weißt doch, was für Folgen es haben kann, wenn ein normaler Mensch von deinen übernatürlichen Kräften erfährt oder wenn sogar der Zirkel plötzlich etwas von dir weiß“, regte sich Seraphina auf.

Natürlich wusste Kate, was für Folgen das auf sich ziehen konnte. Zumal die meisten einigermaßen normalen Menschen nicht an Magie glaubten und diese sie deshalb überfordern würde. Man würde sie vermutlich für verrückt erklären und in irgend so eine psychiatrische Anstalt stecken.
Kate hatte außerdem total Angst davor, was passieren würde, wenn ihre Familie dahinter kommen würde. Würden sie es tatsächlich über sich bringen, Kate in eine Klinik einweisen zu lassen oder würden sie Kate so lieben, wie sie war? Als Hexe.
Wenn allerdings die Information, dass es tatsächlich noch eine Junghexe gab, dass es Kate gab, in die Hände des Dunklen Zirkels fallen würde, wäre Kate so gut wie erledigt!
Denn auf keinen Fall würde Kate jemals Mitglied des Zirkels werden. Nie würde sie sich dem Teufel verschreiben. Seraphina hatte ihr zwar nie viel über den Zirkel erzählen können, dennoch wusste sie, dass er sich der dunklen Magie verschrieben hatte, dass er sich allem Bösen verschrieben hatte. Der Anführer, wenn man es so nennen konnte, war ein sehr brutaler und rücksichtsloser Mann, ein sehr mächtiger Magier, der Satan höchstpersönlich. Er herrschte in der Hölle. Doch das reichte ihm nicht. Er wollte über alles herrschen, über Hölle, Erde und Himmel. Dieses Ziel verfolgte er ohne Rücksicht auf andere. Er würde dafür über Leichen gehen. Das war der Fürst der Finsternis, wie er sich nennen ließ.
Der Fürst der Finsternis würde auch nicht zögern Kate umzubringen, wenn er von ihr erfahren würde, denn es gab nur noch sehr wenige Junghexen, die eine magische Ausbildung absolvierten. Kate selbst kannte keine andere Hexe, außer Seraphina. Aber das zählte nicht, da auf ihr ein Fluch lastete.
Einige Menschen hatten magische Kräfte, wenn auch keine starken, ohne, dass sie jemals in ihrem Leben etwas davon erfahren würden. Verschwendete Macht, wie der Fürst es nannte und weshalb er jagt auf diese Menschen machte. Er wollte ihre Magie für sich und er suchte nach einer bestimmten Person. Nach wem wusste Kate nicht. Aber sie war sich sicher, dass Seraphina es wusst, es aber wie so vieles nicht sagen konnte.

„Ja, ich weiß! Tut mir Leid, wirklich! Ich hatte mich nicht unter Kontrolle“, entschuldigte sich Kate etwas gereizt und sah Seraphina schuldbewusst an.
„Es langt doch schon, wenn Natascha weiß, dass du eine Hexe bist, womit ich übrigens auch nicht einverstanden war“, sagte Seraphina, klang aber nicht mehr ganz so wütend.
„Seraphina, fang jetzt nicht wieder damit an! Das haben wir bereits geklärt! Tascha ist meine beste Freundin, ich vertraue ihr“, warnte Kate, die nun ihrerseits sauer wurde.
Vor Monaten hatten sie sich darüber gestritten, ob Kate die Tatsache, dass sie eine Hexe war, weiterhin vor Natascha verbergen sollte. Kate wollte ihrer Freundin nicht mehr ein so wichtiges Detail ihres Lebens verschweigen und ihr die Wahrheit über sich erzählen. Doch Seraphina war dagegen. Sie befürchtete, dass Natascha dieses Geheimnis nicht verwahren könnte. Dieser Streit war nun fünf Monate her und immer noch loderte der Streit zwischen den beiden bei Zeiten wieder auf.
„Okay, okay“, murmelte die Katze.
„Ach, wo wir gerade über Tascha reden. Ich treffe mich am Freitag Abend mit ihr im Wald auf den alten Spielplatz, um den Aufrufezauber zu üben. Du weißt schon, der mit den Kerzen. Ich will hier nicht schon wieder etwas in die Luft sprengen“, erklärte Kate trocken, während sie ihr Zauberbuch aus dem Versteck im Schrank nahm.
„Hmm, ja. Ich glaube es ist besser eine Zeit lang keine Magie in diesem Haus aus zu üben. Kate, ich habe das dumpfe Gefühl, dass der Zirkel bald deine Spur aufnehmen wird. Die Magie, die du ausübst, wird sie früher oder später zu dir locken“, murmelte Seraphina nachdenklich und schien ihre Worte ernst zu meinen.
„Was? Nein! Du musst dich irren! Wenn sie meine Spur verfolgen dann...“, keuchte Kate panisch, doch ihre Stimme brach.
Sie wusste, was passieren würde. Der Zirkel würde früher oder später hier auftauchen. Bei ihr zu Hause. Er würde zuerst ihre Familie finden und sie nicht verschonen. Für sie waren sie nur Steine, die ihnen auf dem Weg zu Kate im Weg waren. „Was soll ich nur tun“, flüsterte Kate ängstlich. Sie konnte doch nicht ihre Familie dem Zirkel und damit dem Tod ausliefern. Das würde sie sich nie verzeihen.
„Keine Sorge, Kate! Es ist nur so eine Vorahnung. Aber es wäre besser schon einmal ein paar Vorkehrungen zu treffen“, sagte die Katze ernst und sah Kate eindringlich an.
„Ich verstehe! Ich fange sofort an einen Schutzwall zu errichten“, antwortete Kate fest.
Dies würde ihr letzter Zauber in diesem Haus sein. Sofort bereitete sie alles vor und verfiel schon fast in Hektik.
„Ganz ruhig! Geh die Sache langsamer und konzentrierter an“, mauzte Seraphina und Kate versuchte sich zu entspannen.
Sie sprach den Bann. Wind kam auf und zerzauste ihr das lockige Haar. Er hielt nur ein paar Sekunden an, dann war alles vorbei.
„Gut gemacht. Das Haus ist jetzt vor Eindringlingen geschützt. Und jetzt solltest du dich ausruhen“, meinte Seraphina und kuschelte sich auf dem Stuhl an Kates Schreibtisch ein.
Erschöpft von dem Zauber, ließ sich Kate auf das Bett fallen und schlief sofort ein.


Kapitel 2



Am Freitag Morgen in der Schule standen Kate und Natascha wie gewohnt mit Doreen und Fee auf dem Schulhof, als plötzlich Tim und Mark auf sie zusteuerten.
„Oh mein Gott“, flüsterte Fee, als sie sah, dass die beiden Jungen auf sie zu kamen.
„Seht mal, die steuern genau auf uns zu“, keuchte Fee und zupfte nervös ihre Sachen zurecht.
Tim und Mark waren in der erfolgreichen Fußballmannschaft der Schule. Sie gewannen jedes Spiel und waren daher sehr beliebt bei den Mädchen. Auch Kate sah die Jungs nun näher kommen.
„Oh nein! Was mach ich nur“, dachte Kate und wurde bei Mark´s Anblick sofort nervös.
„Hallo Kate“, rief Mark, als Kate sich gerade überlegte einfach weg zu laufen.
„Hallo“, flüsterte Kate verschüchtert.
Als die Jungs vor den Mädchen standen, hielt Tim Kate Natascha´s Brief hin und sagte: „Hier, der Brief von deiner Freundin. Ich habe mich echt beeilt ihn zu beantworten.“
Während er dies sagte, lächelte er Natascha freundlich an, die auf die Sekunde genau rot anlief und auf den Boden starrte.
„Ach, übrigens! Wir wollten fragen, ob ihr Lust habt heute Abend zu unserem Spiel zu kommen. Wir würden uns freuen, wenn wir etwas Unterstützung hätten“, sagte Mark und lächelte Kate anzüglich an.
„Ihr könnt natürlich auch mitkommen“, fügte er noch an Fee und Doreen gewandt hinzu.
„Ähm, das geht leider nicht“, wollte Kate sagen, doch Fee kam ihr zuvor.
„Klar! Wir werden da sein! Heut Abend auf dem Bolzplatz neben dem Wald, nicht“, trällerte sie und sah die Jungs freudestrahlend an.
Tim nickte zur Antwort.
„Du kommst doch auch, oder“, fragte Mark Kate, der mitbekommen hatte, dass sie etwas anderes hatte sagen wollen.
Doch schon wieder funkte ihr jemand dazwischen. Diesmal Doreen.
„Na klar, kommt Kate auch“, lachte Doreen fröhlich.
Daraufhin lächelte Mark noch einmal Kate an, die sofort rosa Wangen bekam und sagte: „Okay! Also bis dann!“
Dann gingen die Jungen wieder.

„Wow! Woher kennst du die so gut“, rief Fee, die total aus dem Häuschen war.
„Ich würde nicht sagen, dass wir uns gut kennen“, murmelte Kate immer noch perplex darüber, dass sie heute Abend wohl doch zu dem Spiel gehen würde.
„Ach, Quatsch! Komm schon! Was sollte dann der Brief bedeuten? Da läuft doch was“, unterstellte Doreen ihrer Freundin Kate.
„Ach, hör doch auf! Und wenn es so wäre, was es aber nicht ist, würde es dich nichts angehen“, meinte Kate, lächelte aber verklärt und hakte sich bei Natascha und Fee unter.
Damit war das Thema erst einmal beendet.

Als Kate und Natascha nach der Schule endlich alleine waren, gab Kate ihr den Brief. Sofort riss Natascha den Umschlag auf und begann zu lesen. Während sie las, wechselte ihr Gesichtsausdruck von starr zu ungläubig, dann zu geschockt und schließlich strahlte sie bis über beide Ohren. Als sie wieder aufsah, sah sie wieder ungläubig aus, lächelte aber und gab den Brief an Kate weiter.

„Hallo Tim!
Wie geht es dir?
Du bist mir vor kurzem auf dem Schulhof aufgefallen. Na ja, eigentlich bist du mir schon vorher aufgefallen. Bei den Fußballspielen und beim Training deiner Mannschaft. Als ich dich sah, war ich sofort hin und weg. Deine Art zu reden, dein Lächeln, einfach alles an dir gefällt mir. Vielleicht bin ich dir auch einmal aufgefallen. Bitte schreib mir zurück! Mich interessiert es brennend, wie du mich findest!
Deine Natascha

Hi Natascha!
Mir geht es gut, danke.
Klar, bist du mir auch schon aufgefallen. Und ich finde dich süß. Wollen wir uns nicht vielleicht mal treffen. Nur du und ich? Wie wäre es mit Samstag 15:00 Uhr im Amadeus? Ich werde da sein und warten. Ob du kommst, kannst du mir ja heute Abend beim Spiel sagen. Ich freue mich schon!
Tim“

„Hey, Tascha! Das freut mich! Du musst einfach ja sagen! Das ist die Chance! Tim mag Dich! Sag mal, hörst du mir überhaupt zu“, rief Kate begeistert.
Sie freute sich riesig für ihre Freundin.
„Ja“, murmelte Natascha leise. Sie glaubte noch immer nicht, was sie da gelesen hatte.
„Ja“, kreischte Natascha nun überglücklich und fiel Kate um den Hals.
„Was soll ich nur anziehen“, fing Natascha an und als sie bei Natascha zu Hause ankamen, hatten sie ihr Outfit schon bis ins kleinste Detail geplant.
„Sag mal, Kate. Gehst du heut Abend zum Fußballspiel“,fragte Natascha und sah Kate auf merkwürdigerweise belustigter Art an.
„Hmm, ich weiß nicht. Wir wollten heute Abend doch noch zum Spielplatz“, murmelte Kate und sah Natascha trotzig an.
„Ja, aber das können wir danach ja machen. Je später, desto besser. Dann können wir uns wenigstens sicher sein, dass wirklich keiner mehr da lang kommt. Nach dem Spiel meine ich“, meinte Natascha.
„Ja, du hast recht. Wir gehen also vorher zum Spiel. Auch wenn Colin mich ne ganze Zeit damit aufziehen wird“, antwortete Kate lachend.
„Wir treffen uns dann dort“, lachte Natascha und ging zum Haus.
„Ciau“, rief Kate noch, als Natascha in der Haustür verschwand und Kate in die nächste Straße einbog.

„Mom, ich geh dann auch“, rief Kate von der Haustür aus, nachdem sie darauf gewartet hatte, dass ihr Bruder endlich los ging.
Sie wollte nicht, dass er sie sofort sah.
„Moment mal, nicht so schnell! Wo willst du denn hin“, fragte Kates Mutter sie misstrauisch.
„Ähm, ich wollte mir Colins Spiel ansehen“, murmelte Kate und versuchte den fragenden Blick ihrer Mutter auszuweichen.
„Zu Colins Spiel also. Seit wann interessierst du dich denn für Fußball und vor allem dafür was dein Bruder macht“, meinte ihre Mutter verwundert.
„Na ja, eigentlich bin ich nicht wegen Colin oder dem Spiel da, sondern weil Tascha sich das Spiel wegen Tim ansehen will. Du weißt doch, der spielt in Colins Mannschaft“, murmelte Kate die halbe Wahrheit, denn sie wusste, dass ihre Mutter ihr die gelogene Version, sie würde sich für Fußball interessieren, nie abkaufen würde.
Außerdem wollte sie ihrer Mutter nicht verraten, dass sie wegen Marks Einladung dorthin ging. Sie würde sofort merken, dass etwas mit ihrer Tochter nicht stimmte.
„Na gut, dann viel Spaß und grüß Natascha von mir“, lächelte ihre Mutter, die Kates halbe Lüge wohl glauben schenkte.
„Danke, Mom! Bis nachher“, rief Kate, als sie das Haus verließ.

„Hey Colin“, rief Mark, währenddessen auf dem Bolzplatz in der nähe des Waldes. „Da bist du ja! Wir haben schon angefangen uns aufzuwärmen. Wo warst du denn so lange?“
„Oh Mann! Meine Schwester hat mich aufgehalten“, stöhnte Colin genervt.
„Kate? Was war denn“, fragte Mark und sah, als er Kates Namen aussprach lächelnd zum Boden.
Colin fiel das nicht auf. „Mhm! Kate meinte, sie wolle heute auch mit zum Spiel und Natascha würde auch mitkommen. Boah, die bringt mich echt noch um den Verstand. Die interessiert sich noch nicht mal für Fußball. Na ja, auf jeden Fall wollte sie mit. Aber eigentlich war das nicht das Problem. Irgendwie freut mich das sogar. Aber sie hat mal wieder Lins, das ist meine andere kleine Schwester, Teddy kaputt gemacht. Ich frag mich immer noch, wie sie das geschafft hat, der war total zerfetzt. Na und Lin hat natürlich geflennt, als sie das erfahren hat und ich musste sie mal wieder beruhigen, da Mom nicht da war. Kate wollte mir einfach nicht verraten, wie sie den Teddy so kaputt gemacht hatte und da ist der Streit dann eskaliert“ murmelte Colin, während er sich umzog. „Dabei haben Kate und ich uns mal echt super verstanden und sie hat mir auch immer alles erzählt. Aber das ist seit 3 Jahren schon nicht mehr so. Sie hat sich immer mehr zurück gezogen. Nicht mal mit ihren Freundinnen trifft sie sich so oft wie früher. Sie sieht oft traurig aus, wenn ich sie heimlich beim Essen beobachte. Irgendetwas stimmt nicht mit ihr...“ Colin seufzte.
„Na dann zeigen wir es denen mal“, rief Colin, setzte ein lächeln auf sein immer noch besorgtes Gesicht und ging aufs Spielfeld.
Mark sah Colin nachdenklich nach und dachte einen Augenblick über seine Worte nach. Als er sich auf dem Spielfeld umsah, entdeckte er unter den Zuschauern Kate.

Nachdem Kate den Bolzplatz erreicht hatte, hielt sie erst einmal nach ihrer Freundin Ausschau. Suchend drängelte sie sich durch die kleine Menge Jugendlicher, die ihre Mannschaft anfeuern wollten. Da sah sie Colin und Mark ihr gegenüber am Spielfeldrand. Es sah so aus, als würde sich Colin über irgendetwas Sorgen machen. Aber der Eindruck musste täuschen, da er, als sie ein zweites Mal hinsah, mit einem lächeln zu seiner Mannschaft lief. Mark dagegen sah sich suchend um. Als Marks Blick Kate streifte, lächelte er ihr zu und lief dann auch zu der Mannschaft. Es sah so aus, als würden sie eine Kriegskonferenz halten. Sie hatten ihre Köpfe dicht zusammen gesteckt. In den Anblick des Knäuels weiß blauen Stoffes vertieft, merkte Kate plötzlich, wie etwas in ihrer Hosentasche vibrierte.
„Ja“, fragte Kate und hielt sich ihr Handy ans Ohr.
„Hallo Kate, ich bins, Tascha. Du ich schaff das nicht rechtzeitig zum Spiel. Aber ich komme sofort nach“, entschuldigte sich Natascha am Telefon.
„Was ist denn los“, wollte Kate wissen.
Sie hatte schließlich ein Recht darauf zu erfahren, warum sie hängen gelassen wurde.
„Meine Mom hat mich zum Zimmer aufräumen verdonnert“, meckerte Natascha, der das offensichtlich missfiel.
„Oh.“ Mehr bekam Kate nicht raus, da sie an den Müllberg in Nataschas Zimmer dachte.
Es würde schon alleine Stunden dauern, bis man den Boden wieder sehen konnte.
„Okay, bis nachher“ murmelte Kate und lächelte vor sich hin, in Gedanken immer noch bei Nataschas Müllberg.
„Ich komme sofort. Gib mir eine Stunde“, antwortete Natascha und legte auf.
Kate bezweifelte, dass sie nur eine Stunde brauchen würde. Als sie wieder zum Spielfeld sah, bemerkte sie, dass das Spiel schon begonnen hatte.
Nach eineinhalb Stunden war das Spiel schließlich zu Ende. Colins Mannschaft hatte 7:2 gewonnen. Natascha war bis jetzt immer noch nicht aufgetaucht und Kate überlegte schon, alleine auf den Spielplatz zu gehen, als sie plötzlich von hinten untergehakt wurde.
„Da bist du ja“, sagte eine ihr bekannte pipsige Stimme.
„Wir haben schon die ganze Zeit nach dir gesucht“, lachte eine andere bekannte Stimme.
„Oh! Hallo Mädels! Ich habe auch nach euch gesucht, konnte euch aber nirgends finden“, log Kate und sah Fee und Doreen unschuldig an.
„Wo ist denn Tascha“, fragte Fee mit ihrer pipsigen Stimme.
„Ähm...sie …“, nuschelte Kate gerade, als hinter ihnen jemand etwas rief.
„Hallo! Sorry, das ich so spät bin! Das Aufräumen hat doch etwas länger gedauert, als gedacht“, presste Natascha heraus und schnappte nach Luft.
Natascha war den ganzen Weg zum Bolzplatz gerannt und nun völlig außer Atem.
„Kate, wir sollten jetzt auch los“, murmelte Natascha und sah in Richtung Umkleidehäuschen. Mark, Tim und auch Colin kamen auf sie zu.
„Ja, entschuldigt uns! Wir haben noch etwas dringendes zu erledigen“, sagte Kate zu Fee und Doreen.
Dann drängelten Natascha und Kate sich in die Menschenmasse, die in Richtung Kleinstadt gingen. Doch Natascha und Kate folgten nicht der Masse, sondern drängelten sich quer hindurch und betraten einen schmalen Waldweg. Beide Mädchen hofften inständig, dass es keiner bemerkt hatte, da es bestimmt seltsam aussah, dass zwei junge Mädchen spät abends in den Wald gingen.
Die zwei rannten den schmalen Pfad entlang und wichen hinab hängenden Ästen aus.
„So ich glaube, wir haben es geschafft“, sagte Kate völlig außer Atem.
„Ja, ich glaube auch“, stimmte Natascha zu.
Sie sahen sich kurz um, um sich wieder zu orientieren und stellten fest, dass sie gar nicht genau wussten, wo sie waren. Vor lauter Angst jemand könnte ihnen folgen, waren sie ohne zu überlegen immer weiter in den Wald gerannt.
„Ähm, Kate? Wo sind wir“, fragte Natascha panisch, da sie erkannte, dass sie sich verlaufen hatten.
„Hier entlang“, meinte Kate unsicher und zeigte tiefer in den Wald: „Da müsste irgendwo der Spielplatz sein!“
„Hey, wo lang müssen wir jetzt“, rief Natascha, als sie an einer Weggabelung ankamen.
„Moment ich hab eine Idee“, murmelte Kate. Sie schloss die Augen und murmelteetwas unverständliches. Dann glühte etwas vor Kate auf und schoss plötzlich den rechten Weg entlang.
„Ich habs geschafft“, freute sich Kate.
„Hier entlang Natascha!“
Natascha schaute sie verdutzt an.
„Das war ein Zauber nicht war“, flüsterte Natascha und sah Kate ernst an.
Kate sah ihr kurz in die Augen und ging dann weiter, dem weißen Licht folgend.
Nach ein paar Minuten fanden die Mädchen den Spielplatz. Doch sie waren nicht alleine. Vor ihnen in der Dunkelheit standen zwei Typen auf der anderen Seite des schwach erleuchteten Spielplatzes. Erschrocken sah Kate die beiden Gestalten an, sie hatte nicht damit gerechnet, dass so spät abends noch jemand auf diesen dunklen Spielplatz sein würde und hatte sich deshalb nicht die mühe gemacht ihren leuchtenden Wegweiser wieder verschwinden zu lassen. Sofort drehte sich Kate um und schenkte ihrer Freundin einen panischen Blick, die die beiden Gestalten noch gar nicht gesehen hatte und deswegen gelassen weiter gehen wollte. Doch als sie Kates ängstliches Gesicht in dem hellen Licht ihrer Magie sah, blieb sie sofort stehen und sah sich um und entdeckte die beiden Gestalten.
„Was zum Teufel machen die denn hier“, sagte Natascha und rief kurz darauf panisch: „Mist, das sind Mark und Tim. Lass uns verschwinden. Ich glaube sie haben uns noch nicht bemerkt und mach dieses Licht weg, Kate!“
Doch es war schon zu spät.
„Kate? Natascha“, rief Tim fragend und starrte ungläubig in das grelle Licht.
Auch Mark sah die beiden misstrauisch an. Sein Blick huschte immer wieder von Natascha zu Kate zum Licht und wieder zu Kate. Er schien eifrig nachzudenken und versuchte anscheinend eine logische Erklärung für das alles hier zu finden.
„Ähm, das ist nicht so, wie es aussieht! Ich kann das erklären“, meinte Natascha hilflos.
Kate stand immer noch mit dem Rücken zu den beiden Jungen.
„Was mach ich jetzt nur“, flüsterte sie und sah erstarrt in das grellweiße Licht.
„Was...was ist das“, fragte Mark, deutete auf das seltsame Licht und sah Kate prüfend an.
Natascha wurde immer nervöser, denn Kate hatte ihr damals genau erklärt, weshalb sie ihr das mit der Magie nicht schon eher erzählen konnte. Kate hatte ihr anvertraut, dass sie fürchtete für verrückt gehalten zu werden, da die Menschen nicht an Magie glaubten oder nicht glauben wollten. Auch Natascha hatte sich anfangs geweigert an Magie zu glauben. Doch mit der Zeit gewöhnte sie sich an den Gedanken, dass es Magie gab und auch daran, dass Kate magische Kräfte hatte.
„Verdammt, Kate! Jetzt mach dieses dämliche Licht weg“, rief Natascha in ihrer Verzweiflung.
„Ich...“, murmelte Kate und erwachte endlich aus ihrer Starre.
Sie schloss die Augen und entspannte sich wieder. Dann hob sie die rechte Hand und murmelte vor sich hin, wobei sie ihre Handfläche nach oben drehte und die Hand langsam schloss. Auch das Licht verblasste so langsam und in dem Moment als Kate die Hand schloss, war auch der winzige Lichtpunkt verschwunden.
Eine Weile sagte niemand etwas. Plötzlich raschelte es neben der Schaukel. Gespannt hielt Kate die Luft an. Es hatte doch wohl nicht noch jemand das Licht gesehen und was noch wichtiger ist, das Licht in Verbindung mit Kate gebracht. Das rascheln wurde lauter. Auf einmal trat eine schwarze Gestalt aus dem Gebüsch und ging auf die Gruppe Jugendlicher zu, die immer noch erstarrt dort herumgestanden. Mark steckte seine Hand in die Jackentasche und holte geistesgegenwärtig und ohne den Blick von dem Fremden zu wenden, eine Taschenlampe hervor und richtete sie auf die fremde Gestalt. Nun konnte Kate erkennen, dass er tatsächlich eine schwarze Gestalt war und ungefähr in ihrem Alter sein musste. Er trug ein weißes Hemd, dass er allerdings mit einer schwarzen Jacke verdeckte und dazu schwarze Jeans und schwarze Schuhe. Zudem hatte er schwarze Haare und geheimnisvolle, graue Augen.
„Ziemlich gothik, aber irgendwie anziehend“, dachte Kate im Stillen nur, als sie sich von dem Schock erholt hatte.
„Sorry, falls ich euch erschreckt haben sollte! Das war keine Absicht. Aber ich hab mich wohl irgendwie verlaufen. Also ich bin Fabian“, meinte der Junge namens Fabian gelassen und grinste schief.
„Hmm, ich heiße Kate und das hier ist Natascha“, lächelte Kate und hoffte ihr magisches Licht würde von den Jungs vergessen.
„Ich bin Tim und der da ist Mark“, stellte sich nun auch Tim vor, zeigte dabei auch auf Mark und musterte Fabian eingehend.
„Woher kommst du denn?“, fragte Mark und sah ihn immer noch ein wenig misstrauisch an.
Kate ließ die Jungs allein und zog auch Natascha zur Seite.
„Mist, Tascha! Was soll ich denn jetzt machen? Die haben alle das Licht gesehen und ich denke auch Fabian hat es gesehen! Was mach ich nur“, murmelte Kate verzweifelt und sah kurz zu den Jungs hinüber, die sich angeregt zu Unterhalten schienen.
Für einen kurzen Augenblick trafen sich Marks und Kates Blicke. Als Kate merkte, dass auch Mark zu ihr sah, schaute sie schnell weg. Auch Fabian folgte Marks Blick.
„Beruhig dich erstmal Kate! Sie haben das alles bestimmt schon vergessen“, flüsterte Natascha und versuchte zuversichtlich drein zu schauen, was ihr auch fast gelang. Nun setzte sich Fabian in Bewegung und kam zielstrebig auf Kate zu.
„Hey Kate! So heißt du doch, oder? Verrätst du mir, wie du das mit dem Licht gemacht hast? Dadurch hab ich hierher gefunden. Es sah... ziemlich seltsam aus“, fragte Fabian und stellte sich ihr genau gegenüber.
Er hatte einen heiteren Gesichtsausdruck, als würde das alles ihn belustigen, als würde Kates verzweifelter Gesichtsausdruck ihn belustigen. Sein Ausdruck passte überhaupt nicht zu seiner ernsten Stimme. Auch Mark und Tim kamen nun dazu. Natascha sah Fabian erstaunt und zugleich ängstlich an. Was wusste er?
„Ich... äh, was für ein Licht“, stammelte Kate und versuchte so unschuldig wie möglich auszusehen.
„Na das Licht, dass verschwunden ist, als du irgendetwas seltsames gemurmelt hast. Jetzt stell dich nicht auf blöd. Ich kenn dich zwar nicht, aber ich weiß, dass du nicht blöd bist“, sagte Fabian etwas schärfer, doch es klang dennoch irgendwie freundlich.
Kate wurde kreidebleich, versuchte aber noch gelassen und normal zu wirken.
„Das stimmt dieses Licht konnte man sogar vom Bolzplatz sehen! Außerdem ist es echt erst nach deinen unheimlichen Gemurmel verschwunden. Einfach so“, stimmte nun auch Tim zu und machte Kates Handbewegung von vorhin nach.
„Du hast es doch auch gesehen nicht wahr, Mark“, meinte Fabian nun, ohne Kate aus den Augen zu lassen.
Es war als wollte er, sie leiden sehen. Doch Kate wollte ihm nicht zeigen, wie ängstlich sie war. Also sah sie ihn stur an und verzog keine Miene. Mark wusste nicht genau, was er gesehen hatte. Aber etwas an Kates Haltung sagte ihm, dass sie nicht gewollt hatte, dass sie alle dieses Licht sahen. Er glaubte in ihren Augen sogar etwas Angst zu sehen.
„Wovon redet ihr? Was für ein Licht? Das einzige Licht, das hier leuchtet, ist das dieser Taschenlampe“, meinte Mark und lachte: „Habt ihr etwa Halluzinationen? Ihr seid wohl etwas aufgedreht, was!“
Fabian sah ihn nachdenklich an und sagte mit monotoner Stimme: „Vielleicht hast du recht,... Mark.“
Tim sah die beiden Jungen verwirrt an, sagte aber nichts mehr.
„Warum ließ sich Fabian so schnell von Mark überzeugen“, fragte sich Kate im Stillen, war aber sehr dankbar dafür, dass Fabian aufhörte zu fragen.
„Ähm, wir sollten jetzt gehen, Kate! Es ist schon spät“, flüsterte Natascha und sah immer noch etwas ängstlich aus.
Wahrscheinlich dachte sie, dass Fabian doch nochmal davon anfangen würde.
„Du hast recht“, antwortete Kate, nach einem kurzen Blick auf ihr Handydisplay.
Sie lächelte Mark noch einmal dankbar an und drehte sich zu Natascha. „Wir sollten jetzt auch langsam Heim“, sagte Tim gedankenverloren. So schlossen sich die Jungs den Mädchen ohne ein weiteres Wort zu verlieren an, denn sie mussten sowieso erst einmal alle in die selbe Richtung gehen.

Kate ließ sich von den anderen zurückfallen, die sich mittlerweile lauthals unterhielten. Sie dachte immer noch über den Vorfall auf dem Spielplatz nach. Mark bemerkte, dass Kate nicht mehr neben ihm lief und ließ sich auch zurückfallen.
„Was ist los Kate“, fragte er besorgt und sah sie prüfend von der Seite an.
„Ach, nichts! Bin nur in Gedanken“, antwortete sie und lächelte Mark mühsam an.
„Hmm, wegen dem Licht“, riet Mark und beobachtete sie weiterhin. „Sei ehrlich, wie hast du das gemacht? Das grenzte ja schon an Zauberei“, erwiderte Mark neugierig.
„Mark, bitte... bitte nicht“, flüsterte Kate verzweifelt.
„Okay, verstehe. Hast du morgen schon etwas vor“, fragte Mark stattdessen.
Verwundert sah Kate ihn an und stotterte nervös: „Nein, wieso?“
Mittlerweile waren sie an einer Kreuzung angekommen und Kate fiel auf, dass Fabian, Tim und auch Natascha schon verschwunden waren.
„Dann sehen wir uns morgen um drei Uhr im Ambiente“, rief Mark, der in seine Straße ein bog.
Als Kate registrierte, dass Mark sich gerade mit ihr verabredet hatte, rief sie ihm hinterher, was das ganze denn solle. Doch er war schon längst im Dunkeln verschwunden.

Zu hause angekommen, wartete schon eine sehr wütende Katze auf Kate.
„Kate, wir hatten heute noch eine Zauberstunde angesetzt! Schon mal auf die Uhr gesehen? Es ist kurz vor Mitternacht“, flüsterte Seraphina stocksauer, was bedrohlicher wirkte, als wenn sie sie anbrüllte.
„Oh“, bekam Kate nur heraus und sah Seraphina entschuldigend an.
„Ja, oh! Und hör auf mich so anzusehen“, meinte Seraphina und sprang aufs Bett.
„Das tut mir Leid, Seraphina! Ehrlich! Ich hatte es total vergessen! Aber du weißt nicht, was mir heute so alles passiert ist. Aber das werde ich dir am besten morgen erzählen. Ich bin hundemüde“, gähnte Kate und ließ sich auf ihr Bett falle, direkt neben der schwarzen Katze, die sie nun misstrauisch beäugte. Nur wenige Minuten später war Kate eingeschlafen.


Kapitel 3



Mitten in der Nacht schreckte Kate auf. Sie war sofort hellwach und sah sich verwirrt in ihrem Zimmer um. Es schien alles ganz normal. Doch sie hätte schwören können, dass das Geräusch von leisen Schritten ganz in ihrer Nähe, sie geweckt hatten und auch, dass sie jemand an der Stirn berührt hatte. Langsam setzte sie sich in ihrem Bett auf. Kein Licht schien durch ihr Fenster. Nichtmal das Scheinwerferlicht des vorbeifahrenden Autos, dessen Reifen sie auf dem Asphalt rollen hörte.
„Seltsam“, murmelte Kate vor sich hin und sah sich immer noch angestrengt in ihrem stockdusterem Zimmer um.
„Seraphina, warst du das“, fragte sie in eine unbestimmte Richtung. Doch die kleine Katze antwortete ihr nicht.
Leise schob sie ihre Bettdecke weg und setzte sich auf die Bettkante, stand auf und ging langsam, darauf bedacht so wenig Lärm wie möglich zu verursachen, in die Mitte ihres Zimmers. Aus den Augenwinkeln glaubte sie zu sehen, wie sich etwas am Fenster bewegte. Aus den Augenwinckel sah sie ein Lichtstrahl, der sofort wieder verschwand. Blitzschnell drehte sie sich zum Fenster und rief etwas, dass ungefähr wie „Sens la indrea“ klang. Aus dem Nichts tauchte eine leuchtend weiße Kugel auf, die dem Licht im Wald ähnelte. Sie war genauso unnatürlich hell.
Kate konnte gerade noch ein Stück schwarzen Stoff erkennen, der aus ihrem Fenster verschwand. Danach waren da nur noch ein offenes Fenster, die Gardinen, die sich im Wind bewegten und das helle Mondlicht, welches das Zimmer nun zusätzlich erhellte, zu erkennen.
„Was zum ...“, flüsterte Kate erschrocken, als sie begriff, dass tatsächlich JEMAND in ihrem Zimmer gewesen war und dieser jemand war entkommen.
Nur zwei Schritte und sie war am Fenster. Sie musste dort ziemlich lange gestanden haben und in die Nacht hinaus gestarrt haben, denn erst als es draußen dämmerte, schloss sie das Fenster und sah sich intensiv in ihrem Zimmer um. Es sah nicht so aus, als wäre etwas gestohlen worden.
Als ihr Blick auf ihren Schreibtisch fiel, sah sie einen weißen Umschlag, der mit einem roten, altmodischen Siegel verschlossen war, dort liegen, auf dem ihr Name stand. Neugierig und ein wenig zittrig auf den Beinen ging sie darauf zu.
Doch sie kam nicht bis zu ihrem Schreibtisch. Etwas anderes erregte ihre Aufmerksamkeit. Ein kleines schwarzes Bündel lag neben ihrem Bett auf dem Boden. Als sie näher hinsah, erkannte sie erschrocken, was es war.
Seraphina lag dort auf dem Boden. Ihre Pfoten waren aneinander gefesselt und ihr war ein Knebel in das kleine Maul gesteckt worden. Kate war mit einem Satz bei ihr und nahm ihr den Knebel aus dem Maul.
„Was ist hier passiert“, fragte Kate, während sie Seraphina entfesselte.
„Ein Diener ...“, murmelte Seraphina sichtlich verängstigt.

Verständnislos sah Kate sie an.
„Ein Diener des Fürsten der Finsternis“, sagte Seraphina nun gefasster.
Doch Kate sah in ihren Augen immer noch die wahnsinnige Angst, die sie verspürte.
„Er weiß von dir! Verdammt! Woher zum Teufel weiß er es“, fluchte Kates Katze vor sich hin und sah Kate besorgt an. „Öffne den Brief! Was steht dort“, sagte Seraphina herrisch und es klang in Kates Ohren schon fast wie ein Befehl.
Wie in Trance ging Kate zum Schreibtisch und nahm den Brief in ihre zitternden Hände. Vorsichtig löste sie das Siegel und entfaltete langsam den Brief. Für einen kurzen Moment glaubte sie die Schrift zu kennen. Doch das war ja unmöglich, oder etwa nicht?
„Lies“, befahl Seraphina nun deutlicher.

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Tag der Veröffentlichung: 12.06.2010

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