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„… und als Sir Ludwig sein Schwert gegen den Drachen erhob, sank dieser zu Boden und verschwand in einem plötzlich auftretenden Nebel. Sir Ludwig rannte zu der am Boden liegenden Prinzessin Rosalinde. Er beugte sich über sie und in dem Moment öffnete sie ihre Augen. Sir Ludwig brachte Prinzessin Rosalinde zurück in ihr Schloss, wo ihr Vater, der König des Landes schon auf sie wartete. Als er den Retter seiner Tochter erblickte, dankte er ihm und gab ihm als Belohnung seine Tochter Rosalinde zur Frau. Es wurde eine große Hochzeit gefeiert, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.“
Ich packte das Märchenbuch zurück ins Regal und zog die Decke meiner Schwester ein Stück höher.
„Und was ist mit dem Drachen passiert?“, fragte Marie aufgeregt.
Lächelnd setzte ich mich auf ihre Bettkante.
„Der wurde zurück in seine Welt geschickt.“
Eigentlich hatte ich keine Ahnung was mit dem Drachen passiert war. Aber Marie war gerade mal vier Jahre alt und da konnte ich ihr ja irgendetwas erzählen und sie würde es mir glauben.
„In seine Welt? Und da kann er jetzt niemandem mehr etwas tun?“
Meine Schwester guckte mich mit einem einerseits fragenden aber andererseits auch ängstlichen Gesichtsausdruck an.
„Marie, hör mir jetzt mal zu. Das eben war ein Märchen. Es gibt keine Drachen. Du brauchst keine Angst zu haben, okay? Schlaf jetzt.“
„Okay.“
Marie nahm ihren Kuschelbären fest in den Arm. Ich gab ihr noch einen Kuss auf die Stirn und machte das Licht im Zimmer aus.
„Aviana?“
Ich drehte mich noch einmal zu ihr um.
„Ja?“
„Ich hab dich lieb.“
„Ich dich auch kleine Schwester.“
Ich grinste ihr kurz zu, drehte mich dann um und ging auf den Flur. Die Tür machte ich bis auf einen kleinen Spalt hinter mir zu und ging dann in mein Zimmer. Die Dielen knarrten unter meinen Füßen. Es gab dem leeren Haus etwas von lebhaftigkeit. Ich fühlte mich nicht so alleine. Meine Mutter war Backgroundsängerin und deshalb ziemlich oft unterwegs. In der Zeit passte meine Großmutter auf mich und Marie auf. Sie wohnte mit bei uns im Haus, hatte zwar ihre eigenen Räume, aber sie war da falls etwas sein sollte. Auch holte sie Marie jeden Tag vom Kindergarten ab. Ich war ja erst siebzehn und musste noch in die Schule.
Ich drückte die Klinke von meiner Zimmertür und hörte das vertraute quietschen der Schaniere. Es waren diese kleinen Geräusche, die mir die Angst vor dem alleine sein nahmen. Mein Zimmer war warm und gemütlich. In der Mitte stand ein großes Bett, umfasst von einem Eisengestell. Am Kopfende hatte ich eine Lichterkette angebracht, die bereits leuchtete. Vier Fenster erlaubten mir den Blick auf den wundervollen Sternenhimmel, den die Nacht heute bot. Vor einem Fenster stand mein dunkelbrauner Schreibtsich auf dem sich Hefte und Bücher stapelten. Vor einem anderen Fenster lag ein gemütlicher Sitzsack. Das größte Fenster besaß eine breite Fensterbank auf der ein Polster lag. Es war mein Lieblingsplatz. Rechts von meinem Bett, stand ein weiches, orientalisches Sofa. Davor lag ein roter Schnürenteppich und daruf stand ein weißer kleiner Tisch auf dem sich Zeitschriften stapelten. Mein Kleiderschrank war versteckt hinter einer weiteren Tür im Zimmer. Links von der Eingangstür war die zum Kleiderschrank und rechts davon war die Tür zu meinem eigenen Badezimmer. Im Großen und Ganzen war ich ziemlich glücklich mit meinem Reich.
Ich nahm Anlauf und schmiss mich auf mein Sofa. Dann zog ich eine der Zeitschriften hervor und las ein bisschen. Nach einiger Zeit fielen meine Augen zu und ich machte mich fertig für das Bett.
Am nächsten morgen klingelte mein Wecker um halb sechs. Ich musste zur Schule! Ich zog mich an und packte meine Tasche. Da Montag war, hatte ich auch Sport und kramte deswegen noch meine Sporttasche hervor. Im Bad machte ich schnell die nötige Katzenwäsche und lief dann mit meinen Taschen bepackt nach unten in die Küche, in der meine Großmutter schon frühstück machte.
„Guten Morgen Gram.“
Meine Großmutter mochte es nicht, dass wir sie Oma nannten. Sie fühlte sich dafür noch viel zu jung. Verständlich sie war ja auch erst 54 Jahre alt. Sie hatte meine Mutter mit gerade mal 20 Jahren bekommen. Und meine Mutter mich bereits mit 17 Jahren. In unserer Familie war das Kinderkriegen auf die frühe Jugend ausgelegt! Auf jedenfall, nennen wir sie Gram, keine Ahnung wo das herkommt, aber es war schon immer so!
Ich nahm meine Gram in den Arm und gab ihr einen Kuss auf die Wange.
„Setz dich ich habe Pfannenkuchen gemacht“
Ich setzte mich an den Tisch und sie stellte mir einen Teller mit Schokopfannkuchen hin. Dazu noch einen Orangensaft. Der Tag konnte gar nicht besser anfangen!
Als ich meinen Teller bis auf den letzten Schokoladenrest geleert hatte, stand ich auf und zog mir meine Schuhe an. Dann nahm ich meine Jeansjacke vom haken und schulterte meinen Rucksack.
„Aviana, warte dein Essen.“
Gram kam in den Flur und steckte mir einen Brotdose, sowie eine Flasche Apfelsaft in die Tasche und öffnete mir dann die Tür.
„Viel Spaß in der Schule, kleine.“
„Danke Gram.“
Ich hatte es aufgegeben sie zu ermahnen mich Kleine zu nennen. Aber ihr war es egal, dass ich schon lange nicht mehr die Kleine war, für sie blieb ich das.
Als ich de Bushaltestelle erreichte setzte ich mich auf eine Bank und kramte in meinem Rucksack nach meiner Musik. Ich setzte meine Kopfhörer auf und schaltete den Player an. Sofort dröhnte mir der Bass einer amerikanischen Rockband in die Ohren, die meine beste Freundin Jamie auf meinen Player geladen hatte.
Dann kam auch schon der Bus, wie immer total überfüllt. Nachdem ich dem Busfahrer meine Karte gezeigt hatte reckte ich meinen Hals um zu gucken ob noch irgendwo ein Platz frei war. Tatsächlich war im hinteren Berich noch ein Platz neben einem Jungen frei. Gerade als ich zu ihm herüber sah, drehte sich auch sein Kopf und er fixierte mich mit seinen Augen. Ich starrte den Jungen an und er erwiderte meinen Blick. Für einen kurzen Moment überfiel mich dieses gefühl, dass ich in letzter Zeit immer öfters spürte und bereitete mir Schwierigkeiten beim atmen. Wegen einer roten Ampel musste der Busfahrer auf einmal eine Vollbremsung hinlegen und ich fand meine Kontrolle wieder. Ich wandt meinen Blick ab und machte mich auf den Weg zu dem freien Platz. Das Gefühl war verschwunden. Die ganzen Kinder die sich in den Gängen des Busses aufhielten versuchten ihr bestes um Platz zu machen, doch diese neuen Busse, mit extra viel Sitzplatz und super schmaler Gangbreite machten es fast unmöglich zu dem leeren Platz hervorzudringen. Ich quetschte mich so gut es ging nach hinten durch und spürte dabei immernoch den Blick des Jungen auf mir. Als ich es endlich geschafft hatte blieb ich vor dem leeren Platz stehen und sah den Jungen an. Mittlerweile hatte er den Blick von mir abgewandt und sah aus dem Fenster. Er hatte pechschwarze Haare, die im hereinscheinenden Licht der Sonne blau schimmerten. Dann wandte er sich mir zu. Seine Augen waren von einem unglaublichen blau und als sie meine fanden blitzen sie kurz auf und ich glaubte für eine kurze Zeit eine Veränderung zu spüren. Doch so schnell es gekommen war, so schnell war es auch schon wieder verschwunden.
„Darf ich?“
Ich zeigte auf den leeren Platz auf dem aber noch seine Tasche stand. Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel und er zog seine Tasche auf seinen Schoß. In meinem Bauch kribbelte es ungewohnt und ich spürte wie ich rot wurde.
„Danke!“
Schnell setzte ich mich hin und versuchte nicht allzu oft zu ihm rüber zu linsen. Die Busfahrt verging sehr ruhig, denn mit meinen Kopfhörern konnte ich alles andere was um mich herum passierte ausblenden. Als der Bus dann an meiner Schule hielt waren viele der Kinder die den Gang verstopft hatten bereits ausgestiegen.Ich packte schnell meine Kopfhörer ein und stieg dann aus. Zu meinem Erstaunen stieg auch mein gutaussehender Sitznachbar aus. Ich hielt kurz an und tat so als ob ich meine Schnürsenkel neu binden müsste. Dann blickte ich hoch und folgte mit meinen Blick dem neuen Jungen. Tatsächlich betrat er die Schule. Als er hinter der Tür verschwunden war erhob ich mich und betrat das Schulgebäude.
Es war mitten im Schuljahr, warum sollte er jetz an unsere Schule wechseln? Doch das war mir ersteinmal egal, ich kannte ihn schließlich nicht. Dennoch wurde ich das Gefühl nicht los, dass irgendetwas komisch an ihm war.
Im Klassenraum angekommen legte ich meine Tasche neben meinen Tisch und setzte mich. Ich lehnte mich zurück und ließ meinen Blick im Raum schweifen. An der Tür blieb ich jedoch hängen. Da stand der Typ aus meinem Bus. Lässig die jacke über die Schulter geschmissen und die Tasche in der hand erwiederte er meinen Blick und das gleiche Lächeln von heute morgen umspielte sein gesicht. Er sah aber auch unverschämt gut aus. Schnell wandte ich meinen Blick von ihm ab, ich hatte ihn schon viel zu lange angestarrt. Ich fixierte meinen Blick auf die leere Tafel vor mir. Aus dem Augenwinkel konnte ich jedoch sehen, wie er geradewegs auf mich zugesteuert kam. Neben meinem Tisch blieb er dann stehen.
„Hi, ich bin Cassian.“
Erschrocken von der tiefen Stimme drehte ich mich zu ihm um. Seine Augen suchten meine, doch ich wollte ihm nicht schon wieder angucken, sonst würde ich mich erneut verlieren.
„Ähm.. Ich bin Aviana.“
„Ist hier neben dir noch frei?“
Leider konnte ich nicht nein sagen, denn meine Sitznachbarin Leonie war seit zwei Wochen in den USA beim Schüleraustausch und da würde sie die nächsten zehn Monate auch erstmal bleiben.
„Ja, hier ist frei.“
„Danke, weißt du, ich bin neu hier und da du das einzige bekannte Gesicht bist …“
„Bekannt? Ich kenn dich doch gar nicht!“
Verständnislos sah ich ihn an. Ein Fehler wie sich herasustellte, denn sofort fing er mich mit seinen Augen ein das komische Gefühl überkam mich. In meinem Bauch begann plötzlich alles zu rumoren, in meinem Kopf fing sich alles an zu drehen und mein Herz raste unglaublich schnell. Mein Atem ging plötzlich nur noch stoßweise und ich spürte wie meine Stirn schweiß bildete. Dann gongte es zur Stunde und wie aus einem bösen Albtraum erwacht drehte ich mich ruckartig zur Tafel.
Was war da eben passiert?
Total in Gedanken versunken ging die Stunde an mir vorüber und als es erneut zur Pause gongte hatte ich bereits meine Tasche gepackt und verschwand so schnell es ging auf dem Flur. Ich ging auf direktem Weg zur Mädchentoilette und begutachtete mich ersteinmal im Spiegel. Aber von meinem Schweißausbruch war nichts mehr zu erkennen, auch sonst sah ich aus wie immer. Meine roten Locken fielen mir über die Schulter und meine grünen Augen wurden von meinen mit Maskara geschminkten Augen umspielt. So hatte ich das Haus heute früh verlassen. Noch einmal überlegte ich, was vor noch nicht einmal zwei Stunden mit mir passiert war. Es war nicht zum ersten Mal passiert dass ich so etwas Derartiges gespürt habe, aber noch nie war es so intensiv. In dem Moment als ich Cassian direkt in die Augen sah, hatte es begonnen. Konnte es mit ihm zu tun haben? Auch wenn das die einzige momentane Erklärung war, die in meinem Kopf einen Platz fand, würde sie noch mehr Fragen aufwerfen die ich nicht zu beantworten gewusst hätte. Auch hatte ich jetzt keine Zeit mehr denn nach und nach füllte sich die Mädchentoilette mit aufgescheuchten kleinen Mädchen die laut vor sich hinkicherten. Ich schulterte meine Tasche und verließ die Toilette. Ich setzte mich an meinen Lieblingsplatz im Treppenhaus. Eines der Fenster hatte nämlich eine Fensterbank die genauso breit war wie die in meinem Zimmer.
Den Rest des Tages versuchte ich Cassian so gut es ging aus dem Weg zu gehen. Was sich als nicht so einfach herausstellte. Der Direktor meinte es gut mit mir und hatte Cassian in alle Kurse gesteckt, die auch ich belegt hatte. So konnte ich mich zwar nicht komplett von ihm fernhalten, auch weil er sich jede Stunde neben mich setzte – warum musste ich auch in allen Kursen neben Leonie sitzten? – aber ich vermied den Augenkontakt mit ihm.
Als ich zu Hause die Tür aufschloss, stieg mir sofort der leckere Duft von Gram’s selbstgemachtem Apfelkompott in die Nase, sodass mein Bauch wie auf Kommando anfing zu knurren. Schnell ging ich in die Küche und nahm mir eine Schüssel voll.
Vollkommen satt und erschöpft von dem Tag schmiss ich mich auf mein Sofa. Es daurte nicht lange da fielen meine Augen zu. Als würde ich in eine andere Welt eintauchen fing ich an zu träumen. Zu meiner verwunderung träumte ich lediglich von Cassian und seinen blauen Augen. Das piepen meines Handys in meiner Schultasche holte mich zurück in mein Zimmer. Es war die Erinnerung an mein Schwimmtraining. Ich war seit vier Jahren im Schwimmteam unsere Stadt und es machte mir sehr viel Spaß, außerdem war ich auch ziemlich gut im schwimmen. Schon zweimal hatten wir bei den regionalen Meisterschaften die Goldmedaille gewonnen.
Total benommen und schnappte ich mir meine Schwimmtasche und verließ mein Zimmer. Auf dem weg nach unten dachte ich an meinen Traum. Das Cassian in meinem Traum aufgetaucht war ließ mich nachdneken. Die einzige Erklärung die ich hatte machte mir Angst. Eigentlich glaubte ich doch nicht an Liebe auf den ersten Blick.
Ich hatte dringend eine Ablenkung nötig! Die Schwimmtasche um meiner Schulter erinnerte mich was ich vorhatte. Ich schwang mich also auf mein Fahrrad und radelte zur Schwimmhalle. Auf dem Weg dorthin, nahm ich meist den Weg durch das Feld, da die Schwimmhalle etwas abseits von der Stadt lag und es auf den Feldstraßen schneller ging als auf den Hauptstraßen. Um mich herum schwirrten die Vögel und auf den Feldern graste eine Gruppe von Rehen. Plötzlich verschwamm meine Sicht und die Bäume schienen sich um mich zu drehen. Ich bremste das Fahrrad ab und ließ es fallen. Ich brauchte etwas woran ich mich festhalten konnte. Mein Bauch fing an verrückt zu spielen und auch mein Herz fing an wie wild zu rasen. Ich taumelte die Straße entlang, auf der Suche nach etwas woran ich mich lehnen konnte, als ich von etwas großem vor mir zum stehen kam. Ohne weiter darüber nachzudenken lehnte ich mich gegen was auch immer sich vor mir befand. Ich hatte etwas Kaltes wie eine Wand oder etwas kantiges wie einen Baumstamm erwartet, doch es war ungewohnt weich an meiner Wange und auch meine Hände fühlten etwas weiches. Auch wenn ich nicht zuordenen konnte was sich vor mir befand war ich dankbar dass es da war. Langsam legte sich mein Herzrasen und auch mein Bauch fühlte sich wieder normal an, nach und nach bekam ich auch wieder den Überblick auf meine Umgebung. Langsam drückte ich mich ab und und blickte hoch. Niemand anderes als Cassian stand vor mir und schaute mich besorgt an. Schnell rückte ich von ihm ab. Oh Gott war das peinlich. Ich hatte irgendwo mitten im Wald einen komischen Anfall und an wen musste ich mich lehnen um mich zu erholen? Was machte er eigentlich hier?
„Alles in Ordnung bei dir?“
Der sorgenvolle Blick war noch nicht aus seinem Gesicht verschwunden.
„Ja, klar. Ähm… mir ging es noch nie besser.“
Ich drehte mich auf dem Absatz um und lief zu meinem Fahrrad, das zu meinem Erstaunen nicht weit entfernt lag. Ich hob es auf und trat in die Pedalen. Ich fuhr an Cassian vorbei und guckte dabei angestreckt geradeaus, denn ich wollte nicht in seine Augen sehen.
Als ich glaubte mich außer Reichweite zu befinden, bog ich in einen Seitenweg ein, der zum Wald führte. Für das Schwimmtraining hatte ich jetzt keine Kraft mehr. Ich stellte mein Fahhrad hinter einen großen Baum und ging zu Fuß weiter. Was war nur mit mir los? Ich wusste nicht mehr was ich denken sollte. Alles in meinem Kopf drehte sich um die zwei Anfälle die ich an diesem Tag erlitten hatte. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Was spielte Cassian da nur für eine Rolle in diesem ganzen Chaos? Oder war es nur Zufall, dass gerade er sich in der Nähe von mir aufhielt wenn ich diese Anfälle bekam? Ich wusste gar nichts mehr. Um mich etwas auszuruhen setzte ich mich auf einen morschen Baumstamm und legte meinen Kopf in meine Hände. Ich blendete alles andere um mich herum aus und fing an nachzudenken. Es musste schließlich eine plausible Erklärung für das alles geben. Ich atmete langsam ein und aus, in der Hoffnung, so etwas Ordnung in meine Gedanken zu bekommen. Aber es half nichts. Je mehr ich mich anstrengte darüber nachzudenken, was heute alles passiert war, desto mehr verschwamm meine Erinnerung. Ich hob meinen Kopf und schaute mich im Wald um. Früher war ich oft hierher gekommen. Ich war immer auf die Bäume geklettert weil man hoch oben in den Bäumen den besten Überblick hatte. Vielleicht würde ich von oben auch einen besseren Überblick auf alles haben. Ich stand auf und suchte nach einem schönen großen Baum. Ich zog meine Schuhe aus und kletterte bis an die Spitze. Oben angekommen setzte ich mich auf einen stabilen Ast und ließ meine Beine baumeln. Mit dem Wind in meinen Haaren und dem Blick über alle Baumwipfel fühlte ich mich schon gleich viel besser. Ich hörte die Blätter rascheln und die Vögel singen. Es war als wäre alles für kurze Zeit vergessen und nur die Natur und ich würden existieren. Meine Gedanken wurden wieder klarer und ich konnte endlich in Ruhe darüber nachdenken was es mich Cassian auf sich hatte. Am Morgen im Bus hatten die Symptome in dem Moment angefangen, als er mich ansah. Im Klassenraum war es genauso. Aber auf dem Feldweg war er doch nirgends zu sehen als ich noch bei mir war. Doch wo kam er auf einmal her als ich den Anfall bekam? Er musste schon die ganze Zeit in meiner Nähe gewesen sein, sonst hätte er nicht so schnell vor mir stehen können. Also hatte ich auch da den Anfall in seiner Nähe bekommen. Konnte das einen Zusammenhang haben? Und wenn ja was würde das bedeuten? Ich musste dringend mit Cassian sprechen, auch wenn ich mir nicht sicher war was ich ihm sagen könnte. Ich konnte ja schlecht zu ihm gehen und ihn fragen: ‚Hey, Cassian, weißt du warum ich so komische Anfälle bekomme?‘ Er würde mich angucken und auslachen wenn er von nichts eine Ahnung hatte. Aber irgendwie musste ich mit ihm sprechen auch wenn es mir vor einer erneuten Begegnung mit ihm grauste. Ich zog mich an einem dünnen Ast hoch und kletterte wieder vom Baum herunter. Auf halbem Weg jedoch verschwamm meine Sicht und das allzu bekannte Gefühl im Bauch überfiel mich. Vor Schreck rutschte ich von dem Ast auf dem ich gerade noch stand und fiel. Im letzten Moment konnte ich mich noch an einem hervorstehenden Stumpf festhalten. Ich streckte meine Zehen in der Hoffnung schon dicht am Boden zu sein. Doch ich spürte nichts. Meine Sichte kehrte noch nicht zurück also konnte ich nicht erkennen wie weit ich fallen würde wenn ich den Ast loslassen würde. Ich klammerte mich also an den Ast und hoffte dass meine Augen bald wieder richtig funktionieren würden.
„Aviana, du kannst loslassen, ich fange dich auf.“
Liebend gerne hätte ich einfach darauf gehört und vertraut was die Person unter mir verlangte, doch die Tiefe der Stimme verriet mir, dass es sich um Cassian handeln musste.
„Was tust du hier?“
Bevor ich ihm vertraute und mich wer weiß wie tief von einem Baum fallen lassen würde, wollte ich wenigstens erfahren, warum er auch in diesem Augenblick plötzlich da war.
„Das tut jetzt nicht zur Sache. Lass einfach los, es ist nicht weit bis zum Boden. Ich fange dich, versprochen.“
Ein Teil in mir sagte, dass ich ihm vertrauen sollte, doch der andere Teil war strikt dagegen. Es war wie eine Diskussion von Engel und Teufel auf meinen Schultern. Abgelenkt von den Argumenten die in meinem Kopf herumschwirrten bemerkte ich zuerst nicht, dass meine Sicht wieder klar wurde und ich sehen konnte wie weit ich vom Boden entfernt war. Langsam wagte ich einen Blick nach unten. Zum einen sah ich Cassian, der direkt unter mir stand und den Kopf in meine Richtung streckte, zum anderen konnte ich die Entfernung die zwischen mir und dem Boden als sehr weit einschätzen. Einfach loslassen wollte ich nicht. Cassian schien bemerkt zu haben, dass sich etwas verändert hatte.
„Keine Angst, es ist aus deiner Sicht tiefer als es eigentlich ist. Vertrau mir und lass los, ich fang dich auf.“
Er grinste zu mir hoch.
Auch wenn ich ihm für das Grinsen am liebsten auf den Kopf gespuckt hätte, hatte ich keine andere Möglichkeit als ihm zu vertrauen. Ich blickte zu ihm runter und nickte leicht.
„Okay, bei drei. Eins. Zwei. Drei!“
Ich ließ los und landete in den Armen von Cassian. Er fing mich auf als würde ihm mein Gewicht nichts ausmachen. Ich hatte erwartet dass er mit mir zu Boden fallen würde und lediglich meinen Fall etwas abfangen würde, aber dass er so standhaft da stand und mich in seinen Armen hielt, hatte ich nicht erwartet. Langsam setzte er mich auf den Boden ab.
„Alles klar?“
Das Lachen war aus seinem Gesicht verschwunden und wurde durch Sorge ersetzt. Ich ging ein paar Schritte rückwärts um eine gewisse Distanz zwischen uns zu bekommen. Cassian wurde mir immer unheimlicher.
„Was geht hier vor sich?“
Kaum hatte ich es ausgesprochen bereute ich die Frage auch schon wieder. Was sollte er darauf antworten? Er hielt mich sicher für verrückt.
„Irgendwann musst du es ja erfahren.“
Mit dieser Antwort hatte ich nicht gerechnet. Sofort wurde ich neugierig.
„Was muss ich erfahren? Hat es mit diesen komischen Anfällen zu tun?“
Cassian fing mich mit seinen Augen ein und wieder war da dieses kurze blitzen, dass sie veränderte. Es war als würde die Pupille verschwinden und durch einen Strich ersetzt. Aber das war ja absurd. Ich stand wahrscheinlich wegen dem beinahe Sturz noch unter Schock.
„Es mag sich im ersten Moment für dich vielleicht komisch anhören, und du wirst es nicht verstehen, aber ich bin nicht zufällig hier.“
„Warum bist du dann hier?“
Meine Neugierde war geweckt. Egal was für ein Spiel Cassian mit mir spielen wollte, ich spielte mit. Vorerst.
„Ich bin hier weil ich dich gesucht habe. Du musst wissen, dass ich nicht gewöhnlich bin.“
Das glaubte ich ihm sofort.
„Und du bist es auch nicht.“
Das wagte ich jedoch zu bezweifeln.
Cassians Blick wurde intensiver und er kam auf mich zu. Kurz vor mir blieb er stehen. Er schloss seine Auge und nahm meine Hand. Er legte sie auf seine Brust. Unter seinem Hemd spürte ich sein Herz schlagen. Dann überkam mich ein Gefühl, das einem Stromschlag glich. In meinem Kopf formten sich Bilder, die ich nicht einzuordnen wusste. Es waren Bilder von Kreaturen die in unterschiedlichsten Farben aufleuchteten. Im ersten Moment konnte ich diesen Kreaturen keinen Namen zuordnen, doch als ich sie näher betrachtete konnte man klar erkennen, dass es sich um Drachen handeln musste. Sie schwebten majestätisch durch die Lüfte und glitten über das Wasser als wären sie eins mit den Elementen. Es war als würden sich alle Bilder um einen bestimmten Drachen drehen. Überall tauchte er auf in seiner schwarzen, wunderhübschen Pracht. Dann verschwand alles andere was vom schwarzen Drachen hätte ablenken können und es war als würde er sich in einem leeren hellen Raum befinden, auch meine Sicht änderte sich und es kam mir vor als würde auch ich in dem Raum stehen. Der Drache öffnete seine Schwingen und kam direkt auf mich zu. Eigentlich hätte ich Angst haben müssen, doch ich war so fasziniert von der Schönheit dass ich ganz ruhig stehen blieb. Je dichter der Drache kam desto mehr kam es mir vor als würde sich der Fokus ändern. Jeden Millimeter den er auf mich zukam brachte mir eine andere Sichtweise auf seinen riesigen Körper. Ich erkannte, dass seine Schuppen alles andere als nur schwarz waren. Sie schimmerten in dem hellen Licht des Raumes blau. Als er direkt vor mir stehen blieb, sank er seinen Kopf und ich konnte ihm genau in die strahlend blauen Augen gucken in denen sich ein schmaler schwarzer Strich befand. Für einen kurzen Moment flackerten seine Augen und der schwarze Strich verwandelte sich in eine normale runde Pupille. Ich zuckte innerrlich zusammen. Diese Augen kannte ich. Entsetzt vor meiner eigenen Erkenntnis riss ich meine Hand von Cassians Brust. Ungläubig blickte ich ihn an und ging auf Abstand. Als er seine Augen öffnete, sagte er nichts. Das brauchte er auch nicht, denn in dem Moment in dem er mich wieder ansah, war mir klar dass er es war, den ich eben gesehen hatte. Cassian sagte nichts. Er schien auf eine Reaktion meinerseits zu warten. Ich allerdings hatte Mühe meine Sprache zu finden. Die Bilder waren so real. Das Flackern. Ich hatte es mir nicht eingebildet als ich es das letzte Mal gesehen hatte. Was hatte das alles zu bedeuten? Warum zeigte er mir all diese Dinge?
„Was ist das für ein krankes Spiel? Wer bist du Cassian?“
Auch wenn sich in meinem Kopf bereits eine Antwort formte und alles was ich gesehen hatte nur diese eine Antwort zuließ wollte ich es von ihm hören.
Cassian kam noch einen Schritt auf mich zu. Er senkte kurz den Blick und sah mir dann direkt in die Augen. Ich sah wie sich seine Pupillen zu einem schmalen Schlitz verengten, doch auch wenn mir das eigentlich noch mehr Angst hätte machen müssen, hielt ich seinem Blick stand.
„Ich bin ein Drache.“
Eine Gänsehaut überkam mich und ich spürte wie ich anfing zu zittern.
„Genauer gesagt ein Wandler, ich kann zwischen Mensch und Drache wandeln.“
Mein Zittern wurde stärker und ich strich mir über die Arme. Cassians Blick veränderte sich wieder und Sorge spiegelte sich in seinen Augen.
„Hast du Angst vor mir?“
Unfähig zu sprechen schüttelte ich nur den Kopf. Ich hatte keine Angst vor ihm. Ich kam mir auf einmal so lächerlich vor. Die gesamte Situation kam mir lächerlich vor. Es war wie in diesem Twilight Film. So unrealistisch und doch schien es wahr zu sein. Dennoch verstand ich nicht warum er es mir erzählt hatte.
„Warum erzählst du mir das alles? Wir kennen uns doch kaum. Heute Morgen im Bus habe ich dich das erste Mal gesehen und heute Nachmittag vertraust du mir dein wahrscheinlich größtes Geheimnis an.“
„Das ist der Punkt. Du kennst mich nicht, aber ich weiß schon seit meiner Geburt von deiner Existenz.“
„Das ist doch absurd. Warum solltest du mich schon so lange kennen?“
„Das ist kompliziert zu erklären.“
Cassian fuhr sich mit der hand durch seine Haare. Er schien nach Worten zu suchen.
„Wird ein Wandler geboren, wird zur selben Zeit ein Mensch geboren. Dieser Mensch ist der Partner des Wandlers und zugleich die einzige Person die den Wandler am Leben erhält. Meine Vorfahren waren keine Wandler, sie waren Drachen. Sie hatten keine menschliche Gestalt und wurden deshalb von allen gejagt. Sie wollten sich nicht länger verstecken und gingen deshalb einen Pakt mit Hades dem Gott der Unterwelt ein. Sie wollten eine Möglichkeit in Ruhe zu leben. Hades gab ihnen diese Möglichkeit. Er bot ihnen an sich wandeln zu können, so konnten sie normal leben und verloren dabei nicht ihr altes Selbst. Doch dafür zahlten sie einen hohen Preis. Hades wusste dass sie ihre Unstreblichkeit deshalb nicht verlieren würden und das missfiel ihm also forderte er ihre Drachenherzen. Ohne ihre Drachenherzen würden sie sterben, auch wenn sie sich in ihrer menschlichen Gestalt befanden. Hades gab deshalb jedem Wandler einen menschlichen Partner. Dieser Partner trug fortan das Drachenherz des Wandlers. Würde der Mensch sterben so würde auch der Wandler sterben. Wird heute ein Wandler geboren, so wird auch ein Menschenkind geboren, dem von der Vorseheung her bestimmt ist, der Partner des geborenen Wandlers zu sein. Du bist mein Partner, und in dir schlägt mein größter Schatz. Mein Drachenherz.“
Total überfordert rutschte ich mit dem Rücken an dem Baumstamm der hinter mir stand herunter und stützte meinen Kopf auf meine Knie. Ich musste erst einmal tief Luft holen und alles in eine Reihenfolge bringen. Es musste alles logsich verknüpft werden, doch ich schaffte es nicht. Im Grunde gab es auch keine logische Reihenfolge, immerhin hatte ich es hier mit einem Halbdrachen zu tun. Dabei hatte ich doch Marie gestern Abend noch versichert es gäbe keine Drachen. Wieder holte ich tief Luft. Ich spürte wie sich Cassians Hand auf mein Knie legte und ich zuckte vor Schreck zusammen. Sofort nahm Cassian seine Hand von meinem Bein. Ich blickte ihn an. Er war so wunderschön und für einen kurzen Moment verflüchtigten sich alle meine Fragen.
„Dein Schicksal ist auch mein Schicksal. Unsere Leben sind bis zu unserem Tod miteinander verbunden.“
„Du meinst wohl bis zu meinem Tod, der dich mitreißen wird?“
Langsam verstand ich und die Last die nun auf mir lag machte es mir schwer Cassian weiter anzusehen.
„So darfst du nicht denken.“
Er legte seine Hand unter mein Kinn und zwang mich seinen Blick wieder aufzunehmen. Es wurde schon dunkel im wald aber Cassians Augen leuchteten so hell, dass ich sie trotz der Dunkelheit noch sehen konnte. Ein Kribbeln breitete sich bei seiner Berührung in mir aus. Cassian lächelte und auch ich musste grinsen.
„Gib mir deine Hand. Ich will dir was zeigen.“
Cassian erhob sich und zog mich mit einem lockeren Handgriff auf seinen Rücken.
„Gut festhalten.“
„Was?“
Doch ich bekam keine Anwort mehr. Ich spürte wie Cassian unter mir bebte und sich veränderte. Er wurde immer wärmer und größer. Seine Haut wurde zu einem schuppigen schwarz und auch sein Kopf wurde deutlich größer. Bevor ich verstand, dass Cassian sich gerade in einen Drachen verwandelte schwebten wir schon in der Luft. So etwas Wundervolles hatte ich noch nie erlebt. Seine Schwingen waren unglaublich groß und sahen umwerfend aus in dem schwachen Mondlicht. Der Wind wehte sehr stark und zerzauste meine Haare. Aus Angst herunterzufallen, legte ich mich flach auf Cassians Rücken und schlang meine Arme so weit es ging um seinen Hals.
„Geht es dir gut?“
„Das ist fantastisch. Unglaublich. Ich kann einfach nicht fassen, dass wir fliegen!“
Ich konnte nicht einschätzen wie viel Zeit verstrich, aber als Cassian wieder im Wald landete kam es mir vor als wären wir stundenlang geflogen. Ich lag immernoch auf Cassians Rücken als er sich zurück verwandelte und es war ein unbeschreibliches Gefühl zu spüren wie sich alles veränderte, es war als würde auch ich mich verändern. Als er wieder ganz er selbst war rutschte ich von seinem Rücken und stellte mich vor ihn hin.
„Das war einfach irre. Du bist irre. Oh Gott ich bin eben geflogen. Naja du bist geflogen, aber es war so toll.“
Auf Cassians Gesicht formte sich ein großes Lachen und auch ich musste verlegen, von meinem Redeschwall grinsen. Ich spürte wie mir die Röte ins Gesicht stieg und senkte meinen Blick. Die plötzliche Stille die zwischen uns herrschte brachte mich aber dazu wieder in Cassians Gesicht zu blicken. Das Lachen war erloschen und wurde von einem ernsten, eindringlichen Blick ersetzt.
„Es gibt noch etwas, dass du wissen musst.“
Egal was jetzt noch kommen würde, es konnte nicht noch abgedrehter werden. Das dachte ich jedenfalls.
„Die Anfälle die du hattest waren nicht von normaler Herrkunft. Du musst wissen wenn unsere menschlichen Partner, also wenn du Schmerzen empfindest, empfinde auch ich diese Schmerzen, nur viel stärker. Als du das erste Mal einen dieser Anfälle bekommen hast, spürte ich dass sie nicht von natürlicher Herkunft sein konnten. Ich suchte in den Schriften meiner Vorfahren doch ich konnte keine parallelen feststellen. Ich habe dich aufgesucht um herauszufinden was es damit auf sich haben könnte. Seit ich dich gesehen habe, quälen mich die gleichen Träume. Sie handeln immer von dir. Sie zeigen Bilder von längst vergangen Kämpfen meiner Vorfahren in denen du die Schlüsselfigur spielst. Ich weiß nur nicht wieso. Ich meine du warst damals noch gar nicht geboren und ich kann es einfach nicht in einen Zusammenhang bringen.“
Cassians Worte machten mich nervös. Was meinte er mit längst vergangenen Kämpfen?
„Cassian, erzähl mir von diesen Kämpfen.“
Er schaute mich etwas überrascht an, fing aber trotzdem an zu erzählen.
„Bevor wir den Pakt mit Hades eingehen konnten, wurden wir von einer Gruppe aufständischer Drachen angegriffen. Sie wollten sich uns nicht anschließen. Sie wollten ihre Macht nicht verlieren. Damals hatte unsere Art die Macht über die Elemente. Ein jeder Drache beherrschte eines der vier Elemente. Nur wenig auserwählte hatten die Macht über zwei. Sie wurden die Anselme genannt. Wir konnten damals von Glück reden, dass sie für unsere Seite kämpften, denn nur sie waren unbesiegbar. Leider wurden sie im Siegeszug alle getötet. Wir wissen, dass es die andere Gruppe von Drachen noch gibt, irgendwo. Sie nennen sich die Takhisis, nach der Göttin der bösen Drachen. Die Prophezeiung besagt, dass sie kommen werden um sich zu rächen und nur die Anselme könnten sie besiegen. Leider verloren wir die Macht über die Elemente zu herrschen nachdem wir den Pakt mit Hades eingingen. So konnte auch kein weiterer Anselm geboren werden, der uns eines Tages retten würde.“
„Warum habt ihr dadurch eure Macht verloren?“
„Der Ursprung der Macht befand sich in unserem Drachenherz und da durch den Pakt, das Drachenherz an die menschlichen Partner geht besitzen wir die Macht nicht mehr.“
„Aber würde das nicht bedeuten, dass wir die Macht besitzen?“
„So einfach ist das nicht. Du hast nur in Drachengestalt die Möglichkeit deine Macht zu beherrschen.“
„Das ist alles so kompliziert, und was hat es jetzt mit meinen Anfällen zu tun?“
„Das versuche ich noch herauszufinden, deswegen bin ich ja hier.“
Plötzlich verschlechterte sich meine Laune. Während ich mit Bauchkribbeln vor ihm stand, war ihm im Grunde nur wichtig zu erfahren, warum er solche Schmerzen hat. Wie konnte ich mir auch nur eingebildet haben, er wäre hier, weil ich Eindruck auf ihn gemacht habe? Ich kam mir so lächerlich vor. Eigentlich wollte ich nichts lieber als zu verschwinden. Ich drehte mich zur Seite und war im Begriff zu gehen.
„Cassian, das ist mir alles zu viel. Ich möchte jetzt nach Hause gehen und …“
Doch bevor ich an ihm vorbei gehen konnte, hielt Cassian mich am Arm fest. Er zog mich wieder vor sich. Ich stand so dicht vor ihm, dass ich seinen Atem spürte. Mein Herz begann zu rasen. Cassians Hand verweilte immer noch an meinem Arm und seine andere legte er auf mein Herz. In mir glühte es.
„Es ist komisch es schlagen zu fühlen“, flüsterte Cassian.
Seine Hand an meinem Arm lockerte sich und lag nun flach auf meiner Schulter. Ich spürte wie mein Herz immer schneller schlug. Er grinste, er fühlte, dass ich nervös war. Ich sah wieder dieses Blitzen in seinen Augen und die schwarzen Striche ersetzten seine runden Pupillen.
„Deine Augen. Was machst du damit?“
Ich sprach so leise, dass man meinen konnte ich wäre gerade einen Marathon gelaufen.
„Das bin nicht ich. Das bist du. Immer wenn ich dich ansehe, verändern sie sich.“
„Warum?“
Cassian antwortete mir nicht, stattdessen beugte er sich zu mir herunter und küsste mich. In dem Moment als sich unsere Lippen berührten hatte ich das Gefühl innerlich zu verbrennen, doch im gegensatz zu mir schien er eisigkalt zu sein. Erschrocken ließ ich von ihm ab. Er betrachtete mich und in seinem Blick spiegelte sich Verwunderung, und zugleich konnte ich Sorge darin erkennen. Er musterte mich und schien dabei angestrengt nachzudenken. Ich stand ihm wortlos gegenüber und wusste nicht was ich sagen sollte. Nach einer gefühlten Ewigkeit ergriff er dann das Wort.
„Komm, ich bringe dich nach Hause.“
Ohne ein weiteres Wort hob er mich auf seinen Rücken, verwandelte sich und flog mich nach Hause. Da es schon dunkel war landete er unbemerkt in unserem Garten. Aber er verwandelte sich nicht wie im Wald zurück. Ich rutschte von seinem Rücken herunter und ging ein paar Schritte von ihm weg. Als ich mich umdrehte war er schon verschwunden.
Ich ging ins Haus und lief sofort in mein Zimmer. Ich schmiss mich auf mein Bett und verfluchte mich für das was passiert war. Aber was war überhaupt passiert? Ich rekapitulierte noch einmal alles in meinem Kopf. Es war alles einfach zu abgedreht. Heute Morgen noch war ich ein ganz normales Mädchen und heute Abend war ich der Partner eines Drachen. Ich war geküsst und ich war total verwirrt. Warum hat Cassian mich da so stehen lassen im Garten? War der Kuss so schlecht? Es war schon komisch, wie auf einmal alles in mir Feuer zu fangen schien. Ich konnte nicht sagen ob das normal war, denn verliebt war ich noch nie. Mich in einen Drachen zu verlieben war definitiv nicht geplant, vor allem weil ich ihn ja erst seit heute morgen kannte. Ein Tag. Es kam mir vor wie ein gesamter Monat. Was hatte Cassian nur mit mir gemacht? Ich stand vollkommen neben mir. Die geschichte mit den Wandlern und den Anselmen machte mir Angst, gewaltige Angst. Ich hatte noch so viele Fragen. Doch Cassian war nicht da um sie mir zu beantworten. Er war einfach verschwunden. Ich würde ihn morgen in der Schule abfangen und um noch ein paar Antworten drängen.
Doch Cassian erschien am nächsten Tag nicht in der Schule. Auch den rest der Woche konnte ich ihn nirgends finden. Er war wie vom Erdboden verschluckt.
Zwei Wochen waren inzwischen vergangen als ich vom Schwimmtraining nach Hause fuhr. Ich hatte Kopfhörer auf und hörte laut Musik, als Cassian plötzlich mitten auf dem Fahrradweg stand und ich eine Vollbremsung hinlegen musste. Mein Fahrrad kam genau vor ihm zum stehen und er hatte noch nicht einmal die Anstalten gemacht beiseite zu gehen. Ich riss mir die Kopfhörer runter und blaffte ihn an.
„Sag mal spinnst du?“
Etwas anderes fiel mir spontan nicht ein. Außerdem war ich sauer. Was bildete er sich eigentlich ein nach zwei Wochen nachdem er mich in eine Geschichte eingeweiht hatte die alles andere als normal war und einem Kuss der mich in meinen Träumen verfolgte?
„Ich muss dringend mit dir sprechen.“
Sein Ton war bestimmend und das reizte mich. Auch wenn mein Herz vor Freude Cassian zu sehen am liebsten Freudensprünge gemacht hätte wollte ich das nicht zeigen. Ich blieb kalt.
„Was glaubst du eigentlich wer du bist? Du kommst einfach in mein Leben, stellst es total auf den Kopf und dann verschwindest du einfach. Plötzlich bist du wieder da und willst mit mir sprechen. Tut mir leid ich aber nicht mit dir!“
„Aviana, das war keine Frage. Ich muss mit dir sprechen.“
Er kam auf mich zu und zog mich vom Fahrrad. Seine Hand hatte sich fest um meinen Oberarm gelegt und er zog mich von der Straße weg. Hinter einem alten, stinkenden Müllcontainer blieb er dann stehen, meinen Arm ließ er aber nicht los. Sein Blick veränderte sich aber wieder. Cassian entspannte sich und auch sein Griff lockerte sich. Er schien erleichtert.
„Was willst du?“
Ich sah ihn fragend an.
„Es tut mir Leid, dass ich einfach aus dem garten verschwunden bin ohne ein Wort zu sagen, aber ich musste mit jemandem sprechen.“
„Achso und das fiel dir plötzlich ein? Nachdem du mich geküsst und nach Hause gebracht hattest fiel dir auf einmal ein dass du dringend weg musstest um mit jemandem zu sprechen? Cassian, willst du mich veräppeln?“
„Gerade wegen dem Kuss musste ich mit jemanden sprechen. Mir ist nämlich etwas klar geworden als wir uns geküsst haben. Ich hab dir doch von den Anselmen erzählt? Sie werden zwar schon mit der Fähigkeit geboren zwei Elemente zu beherrschen, aber sie können die Kraft noch nicht einsetzten. Erst zwischen ihrem 17. und 18. Lebensjahr sind sie dazu in der Lage. Werden sie 18 verändert sich ihr Körper vollständig. Verstehst du?“
Nein, ich verstand nichts. Überhaupt nichts. Cassian schien das zu merken.
„Bei unserem Kuss wurdest du unheimlich heiß und ich wurde kalt. Das ist nicht normal. Vor allem, weil wir beide nächsten Monat 18 Jahre alt werden. Deshalb habe ich den ältesten Wandler aufgesucht und viel mit ihm besprochen. Wir sind zu dem Entschluss gekommen, dass ich ein Anselm geworden wäre, hättest du nicht mein Drachenherz in dir. Dir ist unglaublich heiß geworden und ich habe gespürt wie schnell dein herz gerast ist, ohne die Macht des Elementes Feuer wäre das gar nicht möglich gewesen und du hättest es nicht überlebt dieser Hitze ausgesetzt zu sein. Das Drachenherz in dir scheint so stark zu sein, dass das Element zum Vorschein kommt. Es ist am stärksten wenn ich in deiner Nähe bin, weil ich das gegenstück bilde. In mir schlummert nämlich das Element Wasser. Bin ich dem Drachenherz nahe, so wird die Kraft des Elementes stärker. Die Anfälle hattest du weil sich das Drachenherz verwandeln will um die vollkommene Macht des Elementes freizusetzten.“
Vor Entsetzten blieb mir der Mund offen stehen. Was Cassian da erzählte klang genauso absurd wie total logisch. Wenn ich das alles richtig verstand würde es sogar Sinn ergeben.
„Du willst mir also sagen, dass bei der Trennung des Herzes und deinem Körper das eine Element mit dem Herzen gegangen ist und das andere in deinem Körper geblieben ist?“
„Das ist total verrückt, ich weiß. Aber es ist auch gleichzeitig die einzige Erklärung die uns eingefallen ist. Vorallem war es eine Erklärung die uns sehr gerufen kam, denn die Takhisis sind gekommen und bereit zu kämpfen.“
„Was? Nicht das es reicht dass in mir das wahrscheinlich gefährlichste Element schlummert, jetzt muss ich es auch noch einsetzten um irgendwelche bösen Drachen zu bekämpfen? Langsam fange ich an zu glauben ich befinde mich in einem schlechten Film.“
„Also ich würde mir den Film angucken.“
Er guckte mich schelmisch an. Was sollte das nun wieder?
„Verdammt Cassian. Was sollen diese Spielchen?“
„Welche Spielchen?“
„Ich habe dich zwei lange Wochen gesucht und du hast dich noch nicht einmal gemeldet. Weißt du wie es ist eine total abgedrehte Geschichte von jemandem erzählt zu bekommen und dann verschwindet dieser Typ? Ich weiß echt nicht mehr weiter, denn jetzt tauchst du wieder einfach auf, erzählst mir wieder so eine total abgedrehte geschichte und…“
Cassian drückte seine Hand auf meinen Mund.
„Aviana, kannst du jetzt bitte mal für einen kurzen Augenblick deinen Mund halten?“
Benommen von der plötzlichen Nähe nickte ich nur. Cassian grinste.
„Gut! Es ist so, wenn du in meiner Nähe bist mit dem Drachenherzen in deiner Brust, dann könnte ich in meiner Drachengestalt die Elemente beherrschen. Zumindest das was in mir schlummert. Mit dem Feuer in dir müssen wir etwas ausprobieren. Aber wenn du mir vertraust können wir es schaffen. Uns bleibt nur nicht mehr viel Zeit.“
Cassian nahm die Hand wieder von meinem Mund und da sah ich wieder die Veränderung seiner Pupillen und musste lachen. Cassians gesicht wurde wieder ernster.
„Du glaubst gar nicht wie schwer es mir gefallen ist, nach unserem Kuss einfach so abzuhauen.“
Auf diesen rapiden Themenwechsel war ich nicht vorbereitet und lief sofort rot an. Als Cassian seine Hände auf meine Hüften legte tobte das feuer in mir. Er hatte Recht; unsere Elemente wurden stärker je näher wir uns waren.
„Spürst du das?“
Ich nickte. Es war unglaublich. Ich legte meine Hände auf seine Brust und spürte auch in seiner Brust einen schlagenden Rhythmus. Ich hatte mich nie gefragt was in Cassian schlug wenn in mir sein Drachenherz schlug. Erschrocken von dem schlagenden gefühl unter meiner Hand blickte ich ihn an. Ohne dass ich es ausprach antwortete er mir schon.
„Das ist dein menschliches Herz, was du da schlagen spürst.“
Ich war total überweltigt. Eigentlich war es ja das naheliegendste trotzdem machte es mich auf eine gewisse Weise ziemlich glücklich. Cassians Blick wurde intensiver.
„Ich würde gerne etwas ausprobieren.“
Er zog mich mit den Händen an meinen Hüften auf die Zehenspitzen und kam mir dann mit seinem Kopf entgegen. Dann küsste er mich. Im ersten Moment fühlte ich die Hitze die in mir aufstieg und Cassians kalten Mund auf meinem. Aber ich wollte diesesmal nicht von Cassian zurückweichen. Ich hörte, wie schon bei dem Flug auf seinem Rücken, plötzlich eine Stimme in meinem Kopf.
„Aviana, du musst dich entspannen und dein Herz sich öffnen lassen.“
Erst wusste ich nicht was Cassian mir damit sagen wollte und ich war kurz davor von ihm zurückzuweichen, aber dann hatte ich eine Ahnung was er damit bewirken wollte. Ich versuchte mich zu konzentrieren - die Tatsache dass Cassian und ich uns immernoch küssten machte das nicht einfacher – und versuchte mich dann völlig zu entspannen. Nach einer kurzen zeit spürte ich wie die Hitze in meinem Körper von etwas kaltem eingefangen wurde. Es war als würden die Elemente sich vermischen und in meinem Körper eine gleichmäßige Temperatur erzeugen. Als sich alles beruhigt hatte ließ Cassian von mir ab.
„Wow!“
Mehr konnte ich nicht hervorbringen. Cassian hatte ein zufriedenes Grinsen im Gesicht.
„Es funktioniert. Hast du gespürt wie die Elemente sich vermsicht haben? Wie sie von uns übergesprungen sind? Du brauchst kein Drache zu sein Aviana. Wenn du nur in meiner Nähe bist reicht das schon. Es ist unglaublich.“
Cassian nahm mich an die Hand und führte mich von den Müllcontainern weg. Hinter einem Haus blieb er stehen.
„Spring auf.“
Er deutete hinter sich auf seinen Rücken. Voller Vorfreude hüpfte ich auf seinen Rücken, doch Cassian war so groß, dass ich wieder herunterrutschte.
„Du bist echt ziemlich klein.“
Ich boxte ihn in die Schulter.
„Hey, nenn’ mich nicht klein. Vielleicht bist du ja auch einfach zu groß!“
Ohne einen weiteren Kommentar hob mich Cassian auf seinen Rücken. Ich spürte wie er sich verwandelte und machte mir plötzlich Sorgen ob uns jemand sehen würde. Doch Cassian schien das nicht zu interessieren. Er hob einfach ab und flog davon. Mein fahrrad lag immernoch auf dem Fahrradweg!
Wir flogen zu einem abgelegenen Waldstück welches an einen See grenzte. Cassian verwandelte sich zurück und ließ mich von seinem Rücken gleiten.
„Ich würde gerne versuchen ob ich in Drachengestalt die Elemente kontrollieren kann. Also wenn ich dir ein Zeichen gebe, dann machst du genau dass was du vorhin gemacht hast, ja?“
„Okay.“
Ich ging ein paar Meter von Cassian weg und lehnte mich gegen einen Baum. Er verwandelte sich wieder in den Drachen und drehte sich zu mir um. Auch wenn er vom Äußerlichen seinem menschlichen Wesen überhaupt nicht glich konnte ich ihn in seinen Augen erkennen. Cassian nickte mir zu. Ich entspannte mich und ließ mein Feuer frei. Doch das einzige was ich sehen konnte war eine Wasserfontäne die sich auf dem See formte. Auch spürte ich nicht, dass mich das Feuer verließ. Ich versuchte mich mehr anzustrengen, vielleicht hatte ich mein Herz noch nicht genug geöffnet. Doch nichts geschah. Dann hörte ich wieder Cassians Stimme in meinem Kopf.
„Aviana, komm zu mir. Ich glaube es liegt daran, dass wir uns nicht berühren. Vielleicht brauchen wir einen direkten Kontakt.“
Ich ging auf Cassian zu, der sich bereits herunterbeugte.
„Kannst du auf meinen Rücken klettern?“
Ich nickte und versuchte über seine Schwingen auf den Rücken zu kommen. Mit jedem Schritt hatte ich Angst Cassian dabei weh zu tun.
„Du tust mir nicht weh, weißt du wie leicht du bist? Ich spür dich kaum.“
„Hey, sag mal kannst du meine Gedanken lesen?“
„Du kannst doch auch meine hören. So ist das wenn ich ein Drache bin. Anders können wir uns nicht verständigen.“
Als ich endlich auf Cassians Rücken saß, klammerte ich mich an seinem Hals fest. Ich wollte ihm so nah wie möglich sein. Nicht nur damit die Elemente überspringen konnte.
„Versuch es noch einmal.“
Ich tat was er gesagt hatte und versuchte mein Herz zu öffnen. Ich blickte an Cassians Kopf vorbei auf den See und was ich da sah war einfach atemberaubend. Vor uns baute sich diesesmal nicht nur eine riesige wasserfontäne auf sondern auch viele kleine Feuerbälle schwebten durch die Luft. Es war ein unbeschreibliches Spektakel. Cassian ließ die Feuerbälle mit den Wasserstrahlen tanzen. Wie bei einem Feuerwerk sprühten blaue Spritzer und rote Funken durch die Gegend. Auf einmal verschwand alles wieder und Cassian hob ab. Ich klammerte mich noch fester um seinen Hals.
„Du bist ja ein richtiges Klammeräffchen.“
„Cassian, das eben war unglaublich. Es hat funktioniert, oder? Jetzt könnt ihr die Takhisis besiegen.“
„Ja, jetzt haben wir eine Chance.“
Wir flogen nicht lange, da ging Cassian auf einer großen Wiese wieder runter und verwandelte sich sofort.
„Was wollen wir hier?“
„Hier wird es gleich zum Kampf kommen.“
„Jetzt? Hier? Zum Kampf?“
Ohne eine Antwort lief er zu einem am Rande stehenden Busch und holte eine Tasche hervor.
„Hier zieh das an.“
Er reichte mir eine schwarze Hose und einen schwarzen Kapuzensweater, außerdem gab er mir noch schwarze Stiefel.
„Wozu brauch ich das?“
„Ich möchte nicht, dass man dich auf mir erkennt und dich womöglich verletzt. Ich könnte es nicht ertragen wenn dir etwas zustoßen würde.“
„Vorallem, weil dann auch du sterben müsstest.“
„Das ist zwar richtig, aber nicht der Grund weshalb ich mir Sorgen mache. Ich war auch so lange weg, weil ich versucht habe eine Möglichkeit zu finden um dich aus der gesamten Sache herauszuhalten, nachdem ich herausgefunden hatte was es mit uns auf sich hat. Wenn ich könnte würde ich dich da immernoch raushalten.“
„Es ist jetzt aber nicht mehr möglich. Ich bin jetzt genauso ein Teil dieses Kampfes wie du oder jeder andere Wandler. Egal was du sagst ich helfe euch und ich bleib bei dir.“
„Widerstand zweglos?“
Ich grinste.
„Widerstand zweglos!“
„Deine Dickköpfigkeit hat mir schon gefallen als ich dich das erste Mal gesehen hatte. Eigentlich gehört es sich ja nicht sich in seine Partnerin zu verlieben, aber es kam so über mich!“
Cassian kam auf mich zu und drückte mir seinen Mund auf meinen. Ich erwiderte seinen Kuss und bevor mich die Hitze überfallen konnte öffnete ich Cassian mein Herz und ich spürte wie das Wasser das Feuer dämpfte. Hatte er eben gesagt, er war verliebt in mich? Mein Herz machte einen Satz. Ich ließ von ihm ab und wollte ihm gerade die gleichen Worte sagen, als sich der Himmel verdunkelte und Cassian mich hinter den Busch zog.
„Los, zieh die Sachen an. Es geht los.“
Schnell schlüpfte ich aus meinen Sachen und zog die schwarzen über. Cassian ging derweil auf der Wiese auf und ab. Dann hörte ich wie er mit jemandem sprach. Neugierig kam ich hinter dem Busch hervor. Neben Cassian standen meherere Personen, die ich nicht kannte. Es waren wahrscheinlich Wandler. Neben ihnen standen bereits verwandelte Drachen. Sie sahen einfach wunderschön aus in ihre verschiedenen Farben. Einer von ihnen hatte einen bronzefarbenen Körper und ein anderer war so blau wie das Meer in der Karibik. Doch so schön schimmern wie Cassian tat keiner. Plötzlich tauchten auf der anderen Seite der Wiese auch Drachen auf. Ich konnte gleich erkennen, dass sie zu den Takhisis gehören mussten. Sie sahen nämlich ganz anders aus. Angsteinflößend. Sie hatten lange weiße Hörner auf dem Kopf und ihre Mäuler waren viel länger und von einer Reihe fieser hervorstehender Zähne gezeichnet. Ich stellte mich neben Cassian und klammerte mich an seinen Arm. Er drehte sich zu mir und zog mir die Kapuze über meine roten Haare, dann steckte er sie so gut es ging darunter und schob mich hinter sich.
„Egal was passiert, du darfst dich nicht zu erkenen geben.“
Ich lehnte mich gegen seinen Rücken und flüsterte ein leises okay in sein Shirt. Cassian ging etwas in die Knie und streckte seine Hand noch hinten.
„Na los, komm Huckepack. Es geht los.“
Mit einem schnellen Ruck saß´ich auf seinem Rücken und er verwandelte sich. Ich rutschte höher sodass ich mich an seinem Hals festhalten konnte.
„Versuch dich so hinzulegen wie du es das erste Mal gemacht hast als wir geflogen sind.“
Langsam streckte ich meine Beine nach hinten und klammerte mich noch fester an seinen Hals. Ich ärgerte mich dass ich mich nicht mit einem Seil festbinden konnte, doch ich konnte es nicht mehr ändern. Neben mir sah ich wie die Drachen neben Cassian zum angriff übergingen, er blieb aber stehen.
„Was tust du?“
„Ich warte bis sie die anderen angreifen und dann schlagen wir zwei zu. Öffne dich wenn ich es dir sage.“
„Okay, wie du meinst.“
Ich beobachtete wie die Drachen aufeinander zuflogen und einer nach dem anderen zu Boden ging. Es war ein schreckliches Bild. Doch es schien als würde das alles zu einem Plan gehören, denn Cassian rührte sich nicht.
„Es geht los, bist du bereit?“
Über diese Frage brauchte ich nicht nachzudenken, eigentlich hatte ich jetzt auch keine Wahl mehr.
„Bereit wenn du es bist!“
Cassian hob ab und flog direkt auf die Gegner zu. Er blieb in der Luft und schlug mit seinen großen Flügeln.
„Jetzt Aviana, öffne dich.“
Ich tat was er wollte und öffnete mich. Vor uns baute sich eine Wand aus Wasser auf und Cassian schleuderte sie den Takhisis entgegen. Einige ließ er in einer Blase aus Wasser zu Boden sinken, sie hatten keine Chance aus ihnen herauszubrechen denn in Verbindung mit dem Feuer war die Blase undruchdringbar. Cassian war so konzentriert darauf die Blasen auf den Boden zu führen dass er nicht bemerkte wie einer der Takhisis direkt auf uns zukam.
„Cassian! Vor uns.“
Doch da war es schon zu spät. Der Drache holte mit seiner großen Pranke aus und schlug feste zu. Cassian, sank zu Boden. Wir fielen ziemlich tief und landeten unsanft. Ich wahrscheinlich noch weicher als Cassian. Ich rutschte von seinem Rücken und ging vor ihn um ihm in die Augen zu sehen, doch sie waren geschlossen. Cassian schien bewusstlos.
„Cassian, verdammt, wach auf.“
Doch seine Augen blieben geschlossen. Ein plötzlicher Windstoß wehte meine Kapuze von meinem Kopf und meine roten Haare kamen zum vorschein. Natülich blieb das von den Takhisis nicht unbemerkt und sie kamen direkt auf mich zu. Jetzt bekam ich langsam Panik.
„Cassian, du musst aufwachen. Was soll ich jetzt tun?“
„Mädchen, hör mir zu.“
Ich drehte mich um und erkannte ein braunes Augenpaar, dass zu einem grünen Drachen gehörte und mich musterte.
„Wenn du und Cassian wirklich so eine Verbindung habt wie er gemeint hat, dann kannst auch du die Elemente kontrollieren. Bringe Cassian dazu dir Zugang auf sein Element zu geben und du kannst es schaffen.“
„Ungläubig schaute ich ihn an.
„Aber ich weiß doch gar nicht wie ich das machen muss.“
„Wenn du die Kraft erstmal hast, dann weißt du sie auch zu benutzen.“
Ich wollte noch etwas erwidern doch die Augen von dem Drachen schlossen sich wieder und die Tatsache, dass der Takhisis unmittelbar vor mir war ließ mir keine Zeit mehr. Ich lehnte mich an den Hals von Cassian und versuchte ihn zu erreichen.
„Cassian ich weiß dass du mich hörst. Du musst mir ein Gefallen tun, okay? Geb mir den Weg zu deinem Element frei. Bitte.“
Ich spürte wie sich etwas in ihm veränderte und plötzlich hatte ich den Schlüssel in der hand, der mir alles öffnete. Ich griff nach dem Wasser und ließ es mit meinem Feuer verschmelzen. Ich schloss meine Augen und schickte Cassian noch eine Nachricht. Dann ließ ich es einfach passieren. Feuer und Wasser verließen mich und als ich meine Augen wieder öffnete waren sie alle verschwunden. Keine Takhisis waren mehr zu sehen. Erschöpft fiel ich zu Boden. Ich atmete langsam ein und aus. Doch ich konnte einfach nicht ruhig atmen. Alles drehte sich um mich herum und ich spürte wie ich das bewusstsein verlor.
„Aviana, kannst du mich hören?“
Jemand rüttelte an meinen Schultern. Ich schlug die Augen auf.
„Hey, man schüttelt niemanden der die Augen zu hat!“
Cassian sah mich erleichtert an.
„Was hast du bloß gemacht? Sie sind alle weg. Du hast sie alle besiegt. Du bist eine Heldin.“
Cassian hob mich hoch und wirbelte mich durch die Luft.
„Lass mich runter, mir wird schon ganz schlecht.“
„Erzähl, wie hast du das gemacht? Ich wusste nicht dass es überhaupt möglich ist, dass du die Elemente kontrollieren kannst.“
„Das wusste ich auch nicht.“
Ich blickte mich um und suchte nach den braunen Augen die mich dazu gebracht hatten. Ich fand sie hinter Cassian. Sie gehörten zu einem alten Mann der schon über achtzig sein musste.
„Der Mann dort drüben hat mich dazu gebracht, aber wie ich das geschafft habe weiß ich nicht. Ich hab sie einfach losgelassen.“
„Du bist unglaublig Aviana.“
„Das bin ich wohl!“
Ich grinste. Dann fiel ich Cassian einfach in die Arme.
„Weißt du eigentlich was ich für eine Angst hatte als du da lagst und dich nicht gerührt hast?“
„Ich weiß, das muss schrecklich gewesen sein. Aber ich konnte dich hören. Deswegen war es dir wahrscheinlich möglich auf das Wasser zuzugreifen.“
Cassian zog mich von den anderen weg.
„Und stimmt es auch, was du danach gesagt hast?“
Ich wusste was er meinte, aber diesen Triumph wollte ich ihm nicht gönnen.
„Was habe ich denn gesagt?“
„Das du verliebt in mich bist.“
„Und wenn?“
„Ich glaub dann machst du mich zu dem glücklichsten Drachen auf der Welt.“
Ich musste grinsen und Cassian zog mich zu einem Kuss zu sich.
„Na dann musst du aber ziemlich glücklich sein!“
„Ach sei still!“
Erneut drückte er seine Lippen auf meine. Dann zog er mich auf seinen Rücken, verwandelte sich und flog in den Sonnenuntergang.
Ich klammerte mich an seinen Hals und legte mich flach auf seinen Rücken.
„Cassian?“
„Ja?“
„Verlass mich aber nicht wieder.“
„So lange dein Herz in mir und mein Drachenherz in dir schlägt nicht.“

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Tag der Veröffentlichung: 25.04.2012

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