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Liebster Rudolf


Logbucheintrag: 09.April 1912, 19:47Uhr
RMS Titanic, fertiggestellt in der Rederei White Star Line ist unter Britischer Flagge bereits zur morgigen Jungfernfahrt.
Alle nötigen Sicherheitsvorkehrungen wurden überprüft und das Schiff mit allen nötigen Lebensmitteln bereits versorgt.
Kontrolle durch den Kapitän Edward John Smith erfolgte bereits um 16:05 Uhr. Keine Mängel festzustellen.
Planmäßige Abfahrt am 10. April 1912 um 12Uhr ist einzuhalten.
Schriftführer: 1.Offizier William Murdoch.

Liebster Rudolf.
Ich habe heute eine Kreuzfahrt nach New York gebucht. Unsere Kinder sind schon ganz aufgeregt. Genau wie ich sind sie ja noch nie mit einem so großen Schiff gefahren. Joseph freut sich ganz besonders darauf im Wasser nach Delfinen Ausschau zu halten und Marie, die fragt ob wir denn auch feinen, hübschen Damen begegnen werden. Rudolf, du glaubst gar nicht wie schön es ist, beide so glücklich zu sehen. Ich versuche alles um dieses Glück so lange wie möglich festzuhalten, doch ich spüre wie es mit mir zu Ende geht. Diese Reise ist das Letzte was ich unseren Kindern noch geben kann bevor ich sie verlassen muss. Es soll wie ein Abschied sein und doch nicht traurig. Wir legen morgen Mittag ab in Richtung Frankreich. Es wird wohl eine schöne Reise werden.
In Liebe deine Anastasia

Logbucheintrag: 10.April 1912, 09:04Uhr
Anlegeplatz 12, Southhampton
Geplante Ablege Zeit: 12 Uhr
Passagiere: 1300 Gäste, 900 Besatzungsmitglieder.
Kapitän Edward John Smith gibt Kommando zum Ablegen. Seile werden eingeholt und Kurs auf Cherbourg, Frankreich, genommen.
Verzögerung des Auslaufens um eine Stunde, durch eine Kollision, die durch ein schnelles Manöver verhindert werden konnte. Keine Verletzten.
Auslaufen aus dem Hafen in Southhampton erfolgt um 13:12 Uhr.
Schriftführer: 1.Offizier William Murdoch

Liebster Rudolf.
Das Schiff ist traumhaft. Marie und Rudolf bestaunen jeden Winkel, den wir neu entdecken. Beim Auslaufen des Schiffes durften wir zwar nicht an der Reling stehen, da diese Plätze für die höheren Klassen reserviert waren, aber trotzdem war es einfach herrlich zu sehen, wie das Land hinter uns immer kleiner wurde und irgendwann nur noch Wasser um uns herum war. Unsere Kabine ist sehr klein. Wir teilen uns zu dritt ein Bett. Das ist aber nicht schlimm denn so habe ich unsere Kinder nah bei mir. Momentan befinden wir uns im Hafen von Cherbourg in Frankreich. Gerne hätte ich mit Marie und Joseph einen Landgang unternommen, doch fühle ich mich heute zu schwach. Ich habe beide losgeschickt ein bisschen auf dem Schiff zu spielen, denn jetzt wo die höheren Klassen an Land sind, ist keiner da, der sich beschwert. Ich glaube es tut ihnen ganz gut, mal aus der kleinen Kabine zu kommen und so sehen sie auch nicht wie schlecht es mir wirklich geht.
In Liebe, deine Anastasia.

Logbucheintrag: 10. April 1912 18:47
Fahrt nach Cherbourg verlief ohne Probleme und sonstige Vorkommnisse. Einfahrt in das Hafenbecken erfolgte planmäßig um 18 Uhr.
Anlegeplatz 4, Cherbourg, Frankreich
Geplante Ablegezeit: 20 Uhr
Von Board gegangene Passagiere: 22
An Board gekommene Passagiere: 274
Fracht wurde aufgeladen.
Kapitän Smith gibt Kommando zum Ablegen um 20:12 Uhr.
Kurs auf Queenstown, Irland.
Geplante Ankunftszeit: 11:04 Uhr
Schriftführer: 1.Offizier William Murdoch

Liebster Rudolf.
Marie und Joseph schlafen schon. Ich bin noch einmal aufgestanden um mir den Himmel anzuschauen. Mrs Foster hatte mir gesagt, dass auf hoher See dieser so klar ist wie nirgendwo. Sie hatte Recht. Es ist wirklich wunderschön. Ich habe mir einen langen Schal umgebunden, der wild im Wind flattert. Es ist sehr kalt auf offener See.Wie sehr wünsche ich mir, dass du jetzt bei mir wärst, mich haltest und mit mir in den Himmel schaust. Doch ich weiß diese Zeit ist schon lange Vergangenheit, so sehr es mir auch schmerzt. Manchmal habe ich das gefühl, dass du neben mir stehst, und wie ich jetzt in den Himmel sehe glaube ich dich lachen zu hören. Ich vermisse dich sehr.
In Liebe, deine Anastasia.

Logbucheintrag: 11.April 1912, 11:17
Auf dem Weg nach Queenstown, Irland, passierte uns ein kleines Fischerboot, keine weiteren Vorkommnisse.
Einfahrt in das Hafenbecken um 11:08 Uhr
Anlegeplatz 67, Queenstown, Irland
Von Board gegangene Passagiere: 7
An Board gekommene Passagiere: 13, lediglich drittklassig Reisende.
Verzögerter Auslauf, durch einen Außerplanmäßigen Wechsel des Chefkochs, der vorherige hatte sich eine schwerwiegende Verletzung an der rechten Hand zugezogen, als er das Buffet des letzten Abends vorbereitet hat.
Frachträume wurden aufgefüllt.
Schiff um 13:10 Uhr bereit zum Ablegen.
Kapitän Smith gibt um 13:25 den Befehl zum Ablegen.
Vorgelegte Route: Atlantikroute Richtung New York
Schriftführer: 1.Offizier William Murdoch

Liebster Rudolf.
Die Kinder sind so voller Lebensfreude, ich habe sie lange nicht mehr so erlebt. Joseph macht sich keine Sorgen mehr um mich, sondern genießt in vollen Zügen den wundervollen Ausblick vom Heck des Schiffes. Er hat diesen Platz zu seinem Lieblingsplatz erkoren und niemand anderes darf sich ihm nähern. Auch Marie hat ihren Spaß, sie hat eine Freundin gefunden und zusammen laufen sie über das Schiff und dann kommt sie jede Stunde zu mir um mir von ihrer neuesten Entdeckung zu erzählen. Auch wenn ich mittlerweile ans Bett gefesselt bin habe ich das Gefühl alles vom Schiff zu sehen. Unsere Kinder sind meine Augen.
Rudolf, sag mir was ich tun soll. Ich spüre wie mich mit jeder vergangenen Stunde der Krebs mehr zerfrisst. Ich fühle mich so hilflos, was soll nur mit Marie und Joseph geschehen? Ach wärst du doch noch bei mir Rudolf. Ich vermisse dich sehr.
In Liebe, deine Anastasia.

Logbucheintrag: 12. April 1912, 14 Uhr
Funk meldet um 08:32 Uhr vermehrte Eisflächen in östlicher Richtung. Labradorstrom verursacht gefrierung von Wasser in einer Höhe von 2 Metern. Route wird in Koordinaten 22°0´N,47°0´W geändert.
Koordinate beschreibt die südliche Route Richtung Westen.
Planmäßige Ankunft in New York verzögert sich dadurch um ca drei Stunden.
Keine weiteren Vorkommnisse.
Schriftführer: 1.Offizier William Murdoch.

Liebster Rudolf.
Mir fällt es schwer zu atmen und Marie und Joseph machen sich große Sorgen um mich. Durch meinen schlechten Zustand fällt es mir schwer die beiden weiterhin davon zu überzeugen, dass es mir gut geht. Ich sehe in ihren Augen die Angst und ich fühle mich schuldig.
In Liebe, deine Anastasia

Logbucheintrag: 13.April 1912,17:38 Uhr
Keine besonderen Vorkommnisse. Neue Route zeigt keinerlei Probleme.
An Board findet heute Abend das Kapitänsdinner statt, Brücke wird deshalb vom Chefsoffizier Henry Wild geleitet.
Schriftführer: 1.Offizier William Murdoch

Liebster Rudolf.
Irgendetwas ist passiert. Es gab einen großen Ruck und und dann wieder Stille. Dank den Schmerztabletten vom Schiffsdoktor kann ich mich auf dem Schiff bewegen doch was ich sehe, gefällt mir gar nicht. Direkt neben dem Sachiff befindet sich ein riesiger Eisberg. Alle auf dem Schiff sind in Panik und keiner will uns sagen was passiert ist. Ich muss schnell zurück in unsere Kabine, ich habe schließlich Marie und Joseph da gelassen.
In Liebe, deine Anastasia.

Logbucheintrag: 14.April 1912, 23:36Uhr
Unerwarteter Zwischenfall durch einen Eisberg direkt vor der Titanic. Alarmglocke wird dreimal von Frederick Fleet im Ausguck geläutet. 6. Offizeir James Moody nimmt die Warnung entgegen und der wachhabende Offiezier drehte das Schiff bereits hart Backbord.
Schiff kollidiert trotzdem um 23:40 auf Steurbord Seite mit dem Eisberg.
Bereits genannte Warnungen von Vortagen waren ignoriert worden.
Evakuierung wird um 0:05 angeordnet.
Um 0:15 gingen Notrufe an andere Schife raus. Die aber erst in drei Stunden die Titanic erreichen würden.
Um 0:45 werden die Rettungsboote ins Wasser gelassen und die Passagiere unter dem Birkenhead-Grundsatz Frauen und Kinder zu erst evakuiert.
Schließen der Feuerschranken in den Fluren des Schiffes wird angeordnet.
Nach allen ergriffenen Maßnahmen sinkt die Titanic um 2:10 nach einem Bruch in der Mitte des Schiffes im Punkt 41° 44´N, 49° 57´W.
Schriftführer: Unbekannt

Liebster Rudolf.
Das Schiff ist mit dem Eisberg kollidiert und wir sinken. Es gibt keine Möglichkeit für uns auf eines der Rettungsboote zu kommen. Nicht weil wir Gäste der dritten Klasse sind, sondern weil wir nicht aus unserem deck rauskommen. Alle Feuerschranken sind bereits zugemacht. In unserer Kabine warten Marie und Joseph noch auf mich und ich beeile mich um zu ihnen zu kommen. Vor der Tür wische ich meine Tränen weg und hole tief Luft. Ich lese beiden eine Gute Nacht Geschichte vor und erzähle ihnen nichts von der Massenpanik und dem Unglück außerhalb unserer Kabine. Ich gebe beiden einen Kuss auf die Stirn und verspreche ihnen, dass alles gut werden würde und sie bald ihren vater wieder in die Arme nehmen können. Ich weiß dass Jospeh spürt was los ist, aber auch er behält es für sich. Und nachdem sich unsere Kabine langsam mit Wasser füllt lege ich mich zu ihnen ins Bett und kuschel mich an sie. Wir denken an dich und dass wir bald bei dir sein werden.
In Liebe, deine Anastasia.


Inspiriert durch die Familie, die am Ende des Films in ihrer Kabine liegt, während alle anderen sich zu retten versuchen.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 25.04.2012

Alle Rechte vorbehalten

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