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Sandra wischte sich die dünne Schweißschicht von der Stirn. Das, was sich die Menschen seit Monaten gewünscht hatten, war nun endlich eingetroffen: Die über Deutschland herein gebrochene Hitzewelle hatte den langen und kalten Winter, der sich bis in den späten Frühling gehalten hatte, vertrieben und versuchte nun mit glühendem Enthusiasmus das blühende Land in eine zweite Sahara zu verwandeln.
„Scheiße“, stöhnte Sandra. „Das ist ja nicht zum Aushalten. Kann es nicht mal wieder ein bisschen abkühlen?“
Ihre Kollegin warf ihr einen gespielt vorwurfsvollen Blick zu. „Komisch. Ich kann mich daran erinnern, dass du vor zwei Wochen noch gebettelt hast, es möge doch endlich Sommer werden. Und hier ist er nun. Warum beschwerst du dich?“
„Was interessiert mich mein Gerede von gestern? Ich hab mich eben anders entschieden. Jetzt möchte ich es wieder kühl haben. Alles über zwanzig Grad ist unmenschlich.“
Sandras Kollegin lachte. „Dir kann man es wirklich nicht recht machen. Ich mach jetzt Feierabend und wünsche dir eine ruhige Nacht. Vielleicht kühlt es ja ein wenig ab.“
„Schön wär's“, grummelte Sandra vor sich hin und widmete sich dem Reservierungsbuch, das aufgeschlagen vor ihr auf der Rezeption lag.
Das Hotel war bis auf wenige Zimmer ausgebucht. Daraus schloss sie, dass es keinesfalls eine ruhige Nacht werden würde. Je mehr Gäste sich in dem Haus aufhielten, desto mehr Anrufe aus den Zimmern würden sie davon abhalten, für ein paar Minuten die Augen zu schließen. Im Geiste sah sie sich in wilden Diskussionen mit den Besuchern, warum die Eiswürfelmaschine in der Lobby nicht funktionierte, ob es nicht möglich wäre, mehr gekühltes Wasser in der Minibar einzulagern und ob das Frühstück auch auf das Zimmer gebracht werden kann. Manchmal kotzte ihr Job sie regelrecht an.
Die Drehtür setzte sich in Bewegung.
„Auch das noch“, stöhnte Sandra innerlich. „Hoffentlich hat der Spätdienst die Zimmer wenigstens ordentlich hergerichtet.“
Nachdem die vier rechtwinklig zueinander angebrachten Scheiben sich um 180 Grad gedreht hatte, schritt ein junger Mann in die Lobby und kam mit forschen Schritten auf sie zu. Sein Alter schätzte sie auf knapp Dreißig. Er trug einen weißen, sommerlichen Anzug, darunter ein pfirsichfarbenes Hemd mit einer weißen Weste. Seine Gesichtszüge wirkten freundlich und entspannt. Die Hitze schien ihm, trotz seiner langen Kleidung, überhaupt nichts auszumachen.
„Guten Abend“, begrüßte sie den späten Gast.
„Hi“, erwiderte dieser mit einem Lächeln, das Sandra plötzlich wieder an den Prinz auf dem weißen Pferd denken ließ, das sie sich als Teenager herbei gesehnt hatte. „Könnte ich ein Zimmer bekommen?“
„Ja, Sie haben Glück. Wir haben noch ein Einzelzimmer frei. Allerdings muss ich Sie darauf hinweisen, dass die Klimaanlage in unserem Haus derzeit so überlastet ist, dass Sie einstellen können, was Sie wollen, aber unter fünfundzwanzig Grad wird es nicht werden.“
Der Mann grinste und entblößte dabei eine weiße Zahnreihe, die der Farbe seines Anzuges in nichts nach stand. „Machen Sie sich keine Gedanken. Ich bin ja hier, um Abhilfe zu schaffen. Gestatten, Ludwig Eismann.“
Er streckte ihr die Hand entgegen. Sandra ergriff sie und fröstelte im gleichen Augenblick. Seine Haut war so kühl wie das Glas einer Wasserflasche aus der Minibar.
„Oh, schön, dass Sie jetzt schon da sind“, scherzte sie. „Also, ich hätte da gerne einen kühlen Wind, zwanzig Grad und …“
„Keine Sorge. Ihr Leiden unter diesem unerträglichen Klima hat ein Ende. Wie gesagt: nur aus diesem einen Grund bin ich hier. Um ihnen die Hitze aus dem Leib zu treiben.“
Fast wäre Sandra rot geworden, als sie die doppeldeutige Bemerkung verstand. Sie war froh, dass sie sich dem Reservierungsbuch zuwenden konnte und dem Mann nicht in die Augen schauen musste, um dort seinem verführerischen Lächeln zu unterliegen. Würde er sie bitten, mit ihr aufs Zimmer zu kommen und ihm eine Dienstleistung der ganz besonderen Art anzubieten, sie hätte nur schwerlich widerstehen können.
„Also, hier sind ihre Schlüssel. Zimmer 25. Das ist im zweiten Stock auf der rechten Seite.“
Eismann nahm die Schlüssel entgegen und grinste Sandra erneut an. „Vielen Dank. Und ziehen Sie sich schon einmal warm an. Es wird kalt heute Nacht.“
Dann ging er mit forschen Schritten auf die Treppe zu und verschwand aus Sandras Blickwinkel.

Die Nacht blieb erstaunlich ruhig. Nicht ein einziges Mal klingelte das Telefon und keiner der Gäste ließ sich in der Lobby sehen. Das Hotel wirkte wie ausgestorben.
Der Fernseher in dem von der Rezeption abgetrennten Raum spielte eine Talkshow nach der anderen. Langweilig, nervtötend und vor allen Dingen: einschläfernd. So kam es, dass Sandra nur kurz die Augen schloss, aber vergaß sie wieder zu öffnen.
Sie träumte von einer Kreuzfahrt, die sie von der südamerikanischen Küste weiter nach Süden führte. Sie passierten den untersten Zipfel des Kontinents und trieben in der ruhigen See weiter, immer der grellen Mittagssonne entgegen. Dann wurde es kälter. Die angenehme Brise, die sie umweht hatte, frischte auf. Und plötzlich tauchten, in weiter Ferne, die majestätischen Berge der Antarktis auf. Ein Gefühl der Freiheit breitete sich in ihr aus, als sie die weißen Hügelketten betrachtete, die noch kälteren Wind zu ihr trieben und eine Gänsehaut auf ihren Armen hervor riefen.
Genau in diesem Augenblick wachte sie auf. Das Schiff war verschwunden, der Südpol war verschwunden, das Einzige, was weiterhin existierte, war die Gänsehaut auf ihren Armen und die eisige Kälte, die sie umgab.
Zunächst dachte Sandra, die Klimaanlage würde verrückt spielen. Doch ein Blick aus dem weit geöffneten Fenster belehrte sie eines besseren. Nicht nur, dass ein eiskalter Wind durch das Fenster blies und das Innere des Raumes in einen Kühlschrank verwandelte: es schneite!
Ungläubig rieb sie sich die Augen. Aber die dicken weißen Flocken blieben bestehen. Wie Federn fielen sie vom Himmel, wurden vom Sturm umspielt und wehten durch das Fenster, wo sie auf ihrer Haut landeten und sich innerhalb weniger Sekunden in eiskalte Wasserperlen verwandelten.
„Das kann doch nicht sein“, flüsterte sie. Ihr Blick fiel auf den Kalender. Das rote, verschiebbare Quadrat stand auf dem 15. Juli. Erneut blinzelte sie, aber die Winterlandschaft bestand auf ihrer Anwesenheit.
Ludwig Eismann.
Der Name hallte in ihrem Kopf wie das Echo in einer riesigen Höhle. Sollte er dafür verantwortlich sein, dass mitten im Hochsommer plötzlich der Winter ausbrach? Das war doch völlig absurd, oder?
Sandras Blick fiel auf den Fernseher. Auf dem kleinen Gerät huschten Bilder von zugeschneiten Straßen vorbei. Das Weiß des Schnees wurde in das blaue Licht von Polizei- und Krankenwagen getaucht und wirkte dadurch wie die Dekoration in einer Diskothek. Lediglich die Musik fehlte. Stattdessen rauschte die Stimme des Nachrichtensprechers durch das Zimmer.
„ … kommt es im ganzen Land zu Stromausfällen und schweren Massenkarambolagen. Besonders betroffen sind die neuen Bundesländer, die aufgrund der fehlenden Elektrizität völlig von der Außenwelt abgeschnitten sind. Augenzeugen berichten von Plünderungen, die …“
Sandra schluckte.
Sie hatte das Gefühl, immer noch in ihrem Traum gefangen zu sein, aber die Gegenstände, die sie berührte, machten einen äußerst realen Eindruck. Sie kniff sich, doch wachte nicht auf. Sie schloss die Augen, und als sie diese wieder öffnete und aus dem Fenster sah, war der Schnee weiterhin nicht der schwülwarmen, sternklaren Nacht gewichen, die eigentlich hätte vorherrschen müssen.
Mit klopfendem Herzen verließ sie das Büro und trat hinter den Tisch in der Rezeption. Ihr Finger glitt über die geöffnete Seite des Reservierungsbuches und kam auf dem letzten Eintrag zur Ruhe.
„Zimmer 25“, flüsterte sie sich selbst zu. Dann rannte sie fast die Treppe hinauf in den zweiten Stock und stand unsicher vor der geschlossenen Tür.
Ihre Armbanduhr zeigte drei Uhr in der Früh an. Innerlich sträubte sie sich dagegen, die Nachtruhe eines Gastes zu stören, aber sie brauchte einfach Gewissheit.
Ihr Klopfen wurde prompt beantwortet.
„Herein. Die Tür ist offen.“
Sandra drückte die Klinke nach unten und erstarrte für einen kurzen Augenblick, als sie Eismann, wie einen buddhistischen Mönch, im Schneidersitz auf dem Boden vorfand: völlig nackt!
„Entschuldigen Sie bitte die Störung.“
„Oh, das macht nichts“, trällerte Eismann vor sich hin. „Gefällt Ihnen die Temperatur nun besser?“
„Sind Sie etwa dafür verantwortlich?“
Ein breites Grinsen legte sich auf das Gesicht des Gastes. Es wirkte überaus echt, so als wäre er unheimlich stolz auf seine Tat und wartete nun auf eine Lobeshymne, die auf ihn herab prasselte.
„Nein“, entgegnete Sandra schnell. „Das ist … Es ist Sommer, und draußen schneit es!“
„Ja, habe ich toll hin bekommen, oder? Wobei ich sagen muss, dass es nicht ganz einfach war. Hat mich fast eine volle Stunde Trance gekostet, bis ich da draußen mal richtig aufgeräumt habe mit dem Klima.“
„Das geht so nicht! Ich weiß nicht, wie Sie das geschafft haben, aber Sie können es nicht mitten im Sommer schneien lassen. Die ganze Welt da draußen steht Kopf.“
Eismann wirkte verwirrt. Seine Stirn legte sich in Falten und aus seinen Augen sprach absolute Verständnislosigkeit. „Aber sie haben sich doch gewünscht, dass es kalt wird“, stotterte er.
„Aber doch nicht so kalt! Machen Sie das sofort wieder rückgängig!“
Abrupt wechselte der Ausdruck auf dem Gesicht des Gastes. Auf einmal sah er aus wie ein Postbeamter, der einem Kunden, der drei Stunden lang in der Warteschlange gestanden hatte, erklären musste, dass das Amt nun schließt und er am nächsten Tag wiederkommen soll. „Das geht nicht. Eismann. Ludwig Eismann, Sie erinnern sich?“
„Wie bitte?“
„Eismann“, wiederholte er. „Mein Name ist Programm. Ich kann Eis und Kälte erzeugen, aber keine lauen Sommernächte.“
„Wollen Sie damit sagen, dass ganz Deutschland nun mitten im Hochsommer Thermokleidung tragen soll?“
„Nun ja …“ Eismann stand nackt wie er war auf und ging zu einem der Sessel, über den er seinen weißen Anzug gelegt hatte. Er kramte erst in der Innentasche und als er dort nicht fand, was er suchte, durchwühlte er auch die anderen Taschen. Schließlich zog er mit geschäftiger Miene ein Handy hervor und tippte auf der Tastatur herum. „Mal sehen …“
„Was machen Sie nun?“, fragte Sandra und war mit einem Schritt an seiner Seite. Aus dem Augenwinkel heraus sah sie verschiedene Namen auf dem Display des Gerätes vorbei flitzen.
„Der hier könnte vielleicht gehen, aber … nein, ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre.“
Mit der Gewandtheit einer Raubkatze schnappte sich Sandra das Handy und starrte auf den von Eismann gewählten Eintrag.
Jonathan Feuermann.
„Ich glaube wirklich nicht, dass es klug ist, Jonathan anzurufen, während ich hier bin“, protestierte Eismann. Er versuchte Sandra das Handy wieder zu entreißen, doch diese drehte sich weg.
Mit zusammengekniffenen Lippen stand Eismann da, während sie die Nummer auf dem Display wählte und das Handy an ihr Ohr hielt.
„Hier ist Jonathan“, meldete sich eine tiefe Stimme, die gut zu einem der drei Tenöre hätte gehören können.
„Äh … ja, hallo. Wir haben hier ein Problem“, stotterte Sandra in das Mikrofon. „Es ist arschkalt hier und …“
„Ich verstehe“, unterbrach sie die Stimme. „Geben Sie mir drei Sekunden und ich werde mich ihres Problems annehmen.“ Dann wurde das Gespräch unterbrochen.
„Das war dumm“, warf ihr Eismann vor. Im gleichen Augenblick klopfte es gegen die Tür. Noch bevor Sandra oder der Gast etwas sagen konnte, öffnete sich der Eingang und ein Mann in einem knallbunten Reggea Outfit betrat den Raum. Unter der Strickmütze, welche die Farben Jamaikas darstellte, hingen lange Rasterzöpfe nach unten.
„So“, plapperte der Mann freudig drauf los. „Sie brauchen also ein wenig Feuer unterm Arsch, richtig?“ Dann fiel sein Blick auf Eismann und seine gute Laune verflog wie eine Feder in einem Taifun.
„Scheiße. Du?“
„Ja, ich“, erwiderte Eismann zähneknirschend und hielt sich mit der Hand an der Lehne des Sofas fest. Ungläubig beobachtete Sandra, wie sein Körper in Richtung der Tür gezogen würde, als befände sich dort ein Magnet, der ihn magisch anzog.
„Fuck! Warum muss immer mir so eine Scheiße passieren.“
Mit einem Krachen schlugen die Hände von Feuermann in den hölzernen Türrahmen. Lange Krallen fuhren aus seinen Fingerspitzen und bohrten sich in das Material, dass splitterte wie ein Holzscheit unter einem Beil.
„Ich hab doch gesagt, sie sollen das nicht tun“, schrie Eismann. Seine Worte gingen in einem Sturm unter, dessen Zentrum sich direkt zwischen den Männern befand.
Sandra torkelte zwei Schritte zurück. Mit Entsetzen beobachtete sie, wie die Füße der Männer vom Boden abhoben. Sie hielten sich weiterhin am Türrahmen und an der Sessellehne fest, doch ihre Körper wurden scheinbar von dem Sturmzentrum angezogen.
Der Wind im Zimmer wurde stärker. Schon lang nicht mehr war es nur ein Sturm. Was sich hier manifestierte, wurde mehr und mehr zu einem handfesten Orkan. Das Schreien der Luft war ohrenbetäubend. Gegenständen flogen durch die Gegend, und auch Sandra musste sich an einen Schrank klammern, um nicht abzuheben.
„Warum hat die blöde Kuh das gemacht“, kämpfte die Stimme von Feuermann gegen den Sturm an.
„Keine Ahnung. Konnte sich wohl nicht für das richtige Wetter entscheiden. Wie Menschen nun mal sind. Immer schön Wünsche äußern, und wenn sie dann in Erfüllung gehen, ist es auch nicht richtig.“
In der Mitte des Raumes bildete sich eine Windhose. In dem trichterförmigen Wirbel flogen kleine Eiskristalle umher. Immer wieder leckten Flammen an ihnen, brachten sie zum Schmelzen, tropften dann auf das Feuer und ließen dieses wiederum erlöschen, nur um kurze Zeit später wieder zu gefrieren und ein weiteres Mal von neu auflodernder Glut aufgetaut zu werden.
Sandra schrie.
Eismann schrie.
Feuermann schrie.
In dem Inferno aus Stimmen und Wind lag kaum noch etwas, das an die Realität erinnerte. Es war ein Szenario, wie es sich ein Hollywood-Regisseur gewünscht hätte.
Dann wurde der Sog der Windhose zu stark für Eismann. Seine Hände rutschten von der Sessellehne ab. Im gleichen Moment erfüllte ein grässliches Krachen die Luft. Das Geräusch erinnerte Sandra an das von brechende Knochen. Doch es handelte sich nur um die Holzverkleidung der Tür, die dem stetig steigenden Zug von Feuermanns Krallen nicht mehr gewachsen war und wie ein auf den Boden fallendes Kristallglas zerbrach.
In Zeitlupe nahm Sandra den Flug der Männer in das Zentrum des Orkans auf. Mit den Füßen voran tauchten sie in den Wirbel aus Eis und Feuer, der sich gegenseitig eliminierte. Sie berührten sich, es gab einen fürchterlichen Blitz, begleitet von einem Donner, der selbst die Mauer von Jericho zum Einsturz gebracht hätte und dann wurde es ruhig.

Sandra nahm die Hände von den Augen. Sie sah nur weiß. Aber es war kein Schnee. Die Farbe wirkte weder warm noch kalt. Sie war einfach … weiß. Neutral.
„Yo, das haben wir ja fantastisch hin bekommen, Bitch“, fluchte eine Stimmer hinter ihr. Als sie sich umdrehte erblickte sie einen Afroamerikaner, kaum achtzehn Jahre alt. Er trug überweite Kleidung und die zahlreichen Goldketten hoben sich in einen scharfen Kontrast von seiner dunklen Haut ab.
„Scheiße. Warum hast du das gemacht?“
„Was gemacht?“, fragte Sandra verstört.
„Die Elemente aufeinander losgelassen. Yo. Weiß man bei euch Menschen nicht, dass sich Gegensätze anziehen? Jetzt sind sie im Arsch, Alte.“
„Entschuldigen Sie?“
„Nein, verdammt noch mal. Nichts entschuldige ich. Nur weil ihr verdammten Erdenbürger nicht wisst, was ihr wollt, macht ihr nichts als Ärger. Feuer! Wasser! Jedem Volltrottel ist klar, dass das nicht gut geht. Und ich habe nun die Drecksarbeit und kann in mühevoller Arbeit die beschissenen Elemente wieder voneinander trennen. Das letzte Mal hat so ein Scherz fast fünfhundert Jahre gedauert. Dreck, verdammter!“
Ohne Sandra weiter zu beachten entfernte sich der Mann von ihr.
„Hey, warten Sie“, rief sie ihm nach, doch der Schwarze mischte sich mit dem Weiß der Umgebung zu einem grauen Fleck und war nach wenigen Augenblicken völlig verschwunden.
Sandra sah sich um. Außer Weiß war nichts zu sehen. Keine Gegenstände, keine Menschen, nichts. Einfach nur weiß.
„Fünfhundert Jahre?“, schluchzte sie. „Ich werde verhungern und verdursten …“
„Hey Baby, darum würde ich mir keine Sorgen machen“, flüsterte ihr der Mann zu, der urplötzlich neben ihr stand. Vom Stil her hätte es sich um Humphrey Bogart handeln können, nur dass sein Anzug und auch der typische Hut mit Hutband in verschiedenen Blautönen gehalten war. „Schätzchen, wenn es nur Wasser ist, was du brauchst. Da kann ich dir helfen.“
Galant nahm er ihre Hand in die Seine und deutete einen Handkuss an. „Gestatten. Mein Name ist Water. Humphrey Water.“
Als Sandra aus der Ferne das Rauschen hörte, schloss sie die Augen. Sie wusste auch ohne hin zu sehen, dass das Geräusch von einer riesigen Wasserwand verursacht wurde, die wie eine Killerwelle im pazifischen Ozean auf sie zuraste, um sie mit Haut und Haaren zu verschlingen.

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Tag der Veröffentlichung: 15.07.2010

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