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Das Prinzip der verlorenen Ferrarifelge



Stell wir uns vor wir haben in unserem Keller eine Ferrarifelge liegen. Nagelneu. Der Preis dieser Felge liegt bei 2000 Euro. Leider ist die Felge für uns völlig wertlos da unser Auto ein Golf ist.
Nach langen Jahren des Aufbewahrens werfen wir das Teil endlich weg. Auf den Sperrmüllhaufen. Unwiderruflich.
Drei Wochen später kommen wir durch glückliche Umstände zu einem Ferrari. Und dieser hat nur drei Räder.

Also jetzt übertreibt er aber ....



Ja, antworte ich darauf. Aber nur ein klein wenig.

OK, genau ein Ferrari wird es vielleicht nicht sein aber es können viel wichtigere Dinge werden die genau nach diesem Prinzip arbeiten. Doch lesen sie selbst.

Wer hat diese Situation nicht schon einmal erlebt: Man wirft irgendetwas endgültig weg und kurze Zeit später brauchen wir genau das Ding.

OK, aber was nutzt uns diese Erkenntnis?



Um das zu verstehen müssen wir zuerst erkennen warum dieser Effekt auftritt. Es handelt sich hierbei um die in dieser Welt immer auftretenden Widerstände. Nichts läuft wie geschmiert. Für jeden Erfolg muss gekämpft werden. Das ist das Schicksal eines erfolgreichen Menschen.
Ein negativ denkender Mensch würde behaupten: "die Welt sei gegen ihn". Ist sie natürlich nicht. Dazu ist der Welt unser kleines Schicksal zu unbedeutend. Aber im Umkehrschluss können wir uns an den starken Regeln eben dieser Welt hochziehen. Wir müssen nur verstehen wie diese wirken.
Eine dieser Regeln ist eben der natürliche Widerstand zum Erfolg. Warum es diesen Widerstand gibt lässt sich über den Begriff Erfolg erklären. Ein Erfolg ist immer das Ergebnis eines Willensaktes der eine Veränderung zum persönlich besseren Zustand bewirkte. Und da sehen wir schon den natürlichen Widerstand. Gäbe es diesen Widerstand nicht, dann würden die Geschehnisse ohnehin automatisch den gewünschten Lauf nehmen. Es wäre also gar kein Willensakt notwendig da der gewünschte Zustand wahrscheinlich sowieso schon längst Status quo sein würde. Wahrscheinlich würde in uns deshalb nicht einmal der Wunsch nach diesem schon vorherrschenden Zustand aufkeimen.
Eigentlich klar. Wir wünschen uns ein neues Auto weil wir keines haben. Hätten wir eines müssten wir uns keines wünschen.

Wie immer auch: Wenn Sie den Keilriemen einer Waschmaschine verschenken oder entsorgen werden sie nach kurzer Zeit einen Schaden an ihrer Waschmaschine haben. Wenn der Schaden nicht ein kaputter Keilriemen ist dann werden sie eine günstige Maschine bekommen bei der nur eben besagter Keilriemen fehlt.

Und was nutzt uns diese Erkenntnis?



Ganz einfach. Wir drehen den Spieß um. Wir investieren in unser Schicksal.
Wenn wir eine günstige Waschmaschine brauchen, dann werfen wir einen Keilriemen bewusst weg. Haben wir keinen Keilriemen, dann besorgen wir uns einen um ihn wegzuwerfen.
Um die Wirksamkeit des Prinzips anschaulich zu beschreiben lesen sie die folgenden Beispiele. Es sind Geschichten die sich tatsächlich genau so ereignet haben.

Herr A. wollte mit seiner Frau aus seinem alten Haus ausziehen und in ein neues Haus übersiedeln. Trotz langem Suchen fanden sie kein attraktives Objekt. Zwei Jahre lang suchten sie schon eine geeignete Immobilie. Sie hatten natürlich genaue Vorstellungen, die alle zusammen nicht so leicht erfüllbar waren, wollten aber auch keine Kompromisse eingehen. Sie hatten schon Anfragen bei mehreren Immobilienmaklern laufen die auch regelmäßig mit Angeboten aufwarteten, aber es war nie das Richtige dabei. Herr A. kannte das Prinzip der verlorenen Ferrarifelge und entschied, für sein altes Haus einen neuen Wintergarten zu kaufen. Seine Frau schlug sich mit der flachen Hand an den Kopf und erklärte ihn für verrückt. So viel Geld für einen Wintergarten auszugeben wo sie doch sowieso bald ausziehen wollten. Sie hoffte ja nächsten Winter schon in einem neuen Haus zu wohnen. Er versuchte ihr zu erklären dass er das gerade deshalb tat.
Unmittelbar nachdem der Wintergarten montiert worden war und er die nicht unerhebliche Rechnung dafür bezahlt hatte meldete sich einer der Immobilienmakler und präsentierte ihnen IHR neues Haus.
Es entsprach beinahe haargenau den komplizierten Vorstellungen und Wünschen die sich die beiden über ihr neues Haus gemacht hatten.
Der Wintergarten war also die verlorene Ferrarifelge, das Opfer an das Schicksal eines erfolgreichen Mannes.

Herr und Frau M. wünschten sich ein Kind. Leider wollte die Sache einfach nicht klappen. Sie waren beide schon bei diversen Ärzten, hatten schon alle peinlichen Untersuchungen hinter sich und waren auch schon mit den Nerven am Ende. Da entschied sich Herr M. seiner Frau ein teures Geschenk zu machen. Er überlegte lange was er im Sinne des Prinzips einer verlorenen Ferrarifelge kaufen sollte. Es musste etwas Teures sein, etwas was als Mutter oder werdende Mutter überhaupt nicht brauchbar war. Er kam auf ein Cabriolet. Einen Roadster. Da sie schon öfter von einem Mazda MX5 geschwärmt hatte, kaufte er so einen Wagen und schenkte ihn seiner Frau zum Geburtstag. Die Freude war groß aber von kurzer Dauer. Sie wurde schwanger und fuhr aus Rücksicht auf ihren Nachwuchs nicht mehr mit offenem Verdeck. Als das Baby zur Welt gekommen war stellte sich der MX5 als das unsinnigste Auto schlechthin dar. Man konnte keinen Kinderwagen einladen und das Einsteigen war eine Prozedur weil das Auto zu niedrig war. Deshalb stand der Wagen zwei Jahre unbenutzt in der Garage und wurde dann verkauft. Er hatte seinen Dienst getan, er war die Ferrarifelge.


Ende

Impressum

Texte: Copyright: David Alscher
Tag der Veröffentlichung: 09.02.2012

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