KAPITEL: 1
Die warme Morgensonne strich langsam über meine weiche Haut und mir rieselte ein Schauer über den Rücken.
Ich wandte mein Gesicht dem Fenster zu und sah auf die weite grasbedeckte Landschaft hinab.
Die Sonne stand allein am hellblauen Himmel. Die Vögel auf der großen Weide sangen ihr schönstes Lied. Mein Leben war perfekt doch mir fehlte etwas Entscheidendes: Die Liebe.
Mein Herz war gezeichnet von Trauer und Schmerz.
Der Tod meiner Mutter hatte mein Leben gespalten.
Mein Herz gespalten.
Meine Seele zerstört.
Doch trotzdem rekelte ich mich auf dem Bett und mein tiefschwarzes Haar schmiegten sich in Wellen über meinen schmalen Rücken. Langsam rollte sich meine Gestalt von dem goldene Himmelbett mit
dem roten Samtüberwurf und schlich tänzelnd zu dem riesigen Schrank. Er war das einzige Überbleibsel meiner Mutter und über und über mit Ornamenten verziert. Das weiße Kleid, das ich gezielt aus dem Schrank nahm, passte wie angegossen und betonte meinen Körper an den richtigen Stellen.
Dann machte ich mich mit meiner blattgrünen Tasche auf den Weg nach draußen.
Alles hatte ich perfekt durchdacht.
Jeder Schritt, der mein Herz endlich von der Trauer und mich endlich von der Isolation befreite sollte.
Auf den langen Fluren standen, wie immer, meine Leibwachen. Sie waren zu meinem Glück noch schläfrig und so war es ein leichtes für mich, mich an ihren Speeren vorbei zu stehlen.
Ohne ein Geräusch zu verursachen stieg ich die modrige Treppe zur alten Hintertür hinab.
Das Holz war schon morsch und bröckelte und das verrostete Schloss klemmte.
Ich drehte leicht am Knauf und sofort war ein quietschendes Geräusch zu hören.
Von oben hörte man Stimmengewirr und laute Schritte polterten die alte Treppe hinunter.
Nun zerrte ich schon an dem Schloss und mit einem "Pling" sprang es endlich auf.
Schnell stürzte ich nach draußen durch den, mit Wildblumen bewachsenen, Garten und auf die riesige Mauer zu, die das Anwesen von der Außenwelt abgrenzte.
Hinter mir waren schrille und männliche Rufe zu hören und dann Schritte, die mich verfolgten.
Ich ließ mich nicht beirren und lief noch schneller auf die Mauer zu, während meine Haare leicht im Wind flatterten und mir der süße Geruch von Wald entgegenschlug.
Dann endlich erreichten meine Füße die Mauer und ich kletterte geschickt nach oben.
Unter mir vernahm ich das Knurren der Wachhunde, doch diese und mein altes Leben ließ ich mit dem Sprung auf die andere Seite für immer zurück.
KAPITEL 2
Grazil landete ich auf allen Vieren und stolperte in den dunklen Wald, der an die Mauer anschloss.
Es war ein schönes Gefühl endlich frei zu sein. Nach 17 Jahren die Sonne richtig genießen zu können und die weite Welt zu entdecken.
Mit schnellen Schritten lief ich über den Blätterboden und nahm den Geruch von Erde und Gras in mich auf. Es war ein schöner Tag und die Vögel zwitscherten fröhlich in ihren Nestern.
Die grünen Bäume umschlossen mich wie eine zweite Haut und ich schob vereinzelt Äste aus dem Weg.
Plötzlich ließ mich ein Knacken hinter mir aufschrecken und ich beeilte mich einen Weg aus diesem Dschungel zu finden. Doch es schien aussichtslos und mein Herz begann unregelmäßig zu schlagen.
Hinter einer alten Weide blieb ich schließlich schwer atmend stehen und konzentrierte mich auf mein Inneres. Es war ein leichtes die goldene Kugel in mir zu finden und meine Energie mit ihrer zu verbinden. Langsam umspielte die Sonne meine zarte Haut und ein leichter Goldschleier legte sich um mich. Ich spürte einen intensiven Schmerz zwischen meinen Schulterblättern,
der sich langsam und qualvoll in meinen Rücken bohrte. Ich konnte das Blut in meinen Ohren rauschen hören und dann keuchte ich ein letztes Mal auf. Der Goldschleier war verflogen und zwischen meinen Schulterblättern prangten 2 silberne Flügel.
Sie waren hauchdünn und das Sonnenlicht spiegelte sich in verschiedenen Farben in ihnen.
Meine Flügel, wie lange hatte ich sie nicht mehr entfaltet?
Wie lange hätte ich sie noch verstecken können?
Was hätte mein Onkel wohl mit mir gemacht, wenn er gewusst hätte, dass meine Flügel silbern und nicht golden waren?
So viele Fragen und keine Antwort.
Nur die immer wiederkehrende Angst blieb.
Ich seufzte und stieß mich in die schwüle Luft ab.
Mit ein paar kräftigen Schlägen erreichte ich die Baumkrone um dann weiter in die grenzenlose Luft zu
steigen. Als ich meinen Blick nach unten wand, sah ich nur noch eine kleine Miniaturlandschaft.
Es wirkte alles so unecht und doch war es einzigartig.
Faszinierend.
Die schwüle Luft umfing mich und ein warmer Wind trieb mich gen Osten.
Kapitel 3
Erschöpft ließ ich mich auf einer Baumzweigung nieder, während der eisigkalte Wind um die Bäume pfiff.
Ich hatte es geschafft zu fliehen und jetzt sollte ich hier jämmerlich erfrieren?
Nicht mit mir!
Langsam fingen meine Flügel wieder an zu schlagen und mein Körper erhob sich träge in die kalte Nachtluft.
Aus dem noch normalstarkem Wind wurde langsam ein Sturm und es fing an aus Eimern zu gießen.
Innerhalb von Sekunden war meine Kleidung durchnässt und ich fing heftiger an zu zittern.
Überanstrengt von der Flucht versuchte ich den heftigen Windböen zu entgehen doch meine Kraft ließ stetig nach.
Die Muskeln wurden schwach, meine Flügel schlugen nur noch halb so schnell und ich stieß ein Gebet gen Himmel.
Gerade, als ich dabei war abzustürzen, erfasste eine heftige Böe meine Flügel und ich wurde regelrecht ins nirgendwo katapultiert.
Dann fielen meine Augen zu, mein Körper entspannte sich endlich bis auf den letzten Muskel
und ich glitt endlich in die ruhige Dunkelheit.
Konnte schlafen.
Mich beruhigen.
Meine Seele beruhigen.
KAPITEL 4
Verpeilt öffnete ich meine Augen ein wenig, um sie auch gleich wieder zu schließen.
Es war Tag und die warmen Sonnenstrahlen wärmten meinen Körper.
Nach ein paar Mal Blinzeln schlug ich meine Augen erneut auf.
Ich lebte. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, während in meinem Hirn der Gedanke von Freiheit und Glück langsam Gestalt annahmen.
Mit pochendem Herzen richtete ich mich auf nur um zu registrieren, dass ich viel zu schwach war.
Meine Beine verweigerten mir den Dienst und ich klappte in mich zusammen.
Meine Flügel hatten sich bei dem Sturz wieder eingezogen, sodass sie mir keine große Hilfe waren.
Ich seufzte und kämpfte mich erneut auf meine Wackelpuddingbeine.
Es war schwer das Gleichgewicht zu halten doch nach einigen Sekunden hatte ich es endlich geschafft und konnte mich wacker halten.
Jetzt erst mal schauen wo mich dieser Sturm hingeschleudert hat, dachte ich leicht panisch.
Mein zweifelnder Blick glitt umher, während ich mich langsam im Kreis drehte.
Ich lag auf einem Feld voller Wildblumen.
Langsam stieg mir der süße und starke Geruch der Pflanzen in die Nase, während meine Augen jede einzelne Farbe in sich aufsogen.
Sattes gelb, helles violett und zartes rosa.
Langsam löste sich eine Träne aus meinem Augenwinkel und lief meine Wange herab.
Das alles gehörte mir, die ganze Welt war mein.
Natürlich wurde ich von meinem Onkel über die Welt gelehrt und über das, was neu war.
Elektronik, Fernseher aber auch Autos und normale Schulfächer.
Mein Gehirn konnte alles aufnehmen, als würde es aus 100000 Türen bestehen und hinter jeder ein anderes Thema.
Ein komisches Gefühl riss mich aus meinen Gedanken.
Ich wurde beobachtet, dass spürte ich genau.
Meine Gedanken rasten, während mein Blick unruhig umherschweifte.
Dann ertönte ein lauter Schuss und etwas durchbohrte meine linke Seite.
Als der Schmerz mich erreichte war ich schon lange im Reich der Trübheit und ein allesverzehrendes Schwarz hatte mich umfangen.
KAPITEL:5
Die Dunkelheit vor meinen Augen löste sich langsam auf, tropfte von der Decke und zerlief auf dem Boden.
Meine Körper spannte sich an und meine steifen Muskeln knackten.
Was war passiert als sich die Kugel in meine Seite bohrte.
Hatte man mir meine Freiheit wieder genommen oder gleich mein, bis vor kurzem,
isoliertes Leben?
Ein klebriger Nebel schützte mein Gedächtnis vor den Ereignissen. Verwehrte mir den Einblick in meine eigenen Erinnerungen. Ich befahl meinem benebelten Körper sich aufzusetzen und zu meiner Verwunderung befolgte er den Befehl.
Meine müden Augen öffneten sich langsam und ich sah, dass ich noch immer auf der Blumenwiese lag. Gelbe Blüten kitzelten meine nackten Füße und ich grub meine Zehen in die warme Erde.
Mein Blick glitt forsch nach unten doch nur noch ein blutiges Loch in meinem weißen Kleid erinnerte an Vergangenes.
Meine Selbstheilung war sehr gut und meine Haut sah immer noch wie Alabaster aus, während mein Kleid eher einem blutigem Kartoffelsack glich.
"Alles egal, hauptsache du lebst", schrie mir mein inneres Ich zu.
Ich seufzte, es hatte ja recht….
Mein unruhiger Blick glitt über die Baumreihen, doch ich konnte keine erneute Gefahr ausmachen. Außerdem versperrte mir der Nebel die Sicht auf die ersehnte Erinnerung.
Leise raschelnd stießen meine silbernen Flügel aus meinem Rücken, während ein kühler Wind meine schwarzen Haare flattern ließ.
Meine schmalen Füße stießen sich vom Boden ab und meine prachtvollen Flügel entfalteten sich zu voller Größe.
So schwebte ich zwischen den Schäfchenwolken über den, sich langsam rot färbenden, Himmel.
Kapitel: 6
Aus dem rot wurde ein tiefes blau und nach einer Stunde konnte man kaum noch die Hand vor Augen sehen.
Ich seufzte, als ich plötzlich in einen starken Sog gezogen wurde. Mit einem Aufschrei drehte ich mich nach der Ursache um, während meine Flügel mir den Dienst verweigerten.
Ein Flugzeug, wie ich feststellte und nicht nur irgendeins eine A 380, wollte mich tatsächlich in seine Triebwerke ziehen.
Mein Überlebensinstinkt wurde wach, denn ich wollte nicht als Hackfleisch enden.
Je näher ich dem Triebwerken kam desto heftiger wurde der Sog und meine großen Flügel versuchten verzweifelt sich zu befreien.
Ich hatte Glück, dass es Abend war und alle Rollläden unten, sonst wäre ich vor den Augen der Passagiere zerfleischt worden und mein Geheimnis gelüftet.
Doch ich wollte nicht sterben, meine Freiheit nicht verlieren, sondern leben.
Mit einem Keuchen trieb ich meine Flügel zu höchster Schlagfertigkeit an und steuerte schräg aus dem Sog heraus. Mit den Armen rudernd stürzte ich aus dem todesbringenden Sog, während das Passagierflugzeug an mir vorbei zog.
Ich war gerettet.
Doch das war nicht alles, die Dunkelheit wurde noch nicht einmal vom Mond erhellt, welcher sich hinter den Wolken verbarg..
Ich musste landen, nur wo?
Mein Blick schweifte umher, als ich in einiger Entfernung ein paar Lichter wahrnahm. Ein Dorf. Ich seufzte erleichtert und meine Körper bewegte sich auf die Lichtersammlung zu. Es waren nicht viele doch ausreichend um sie von hieraus zu erkennen.,
Je näher ich dem Dorf kam, desto mehr Gerüche nahm meine feine Nase auf. Morsches Holz und Hartz, Gemüse und Schweiß, doch auch der Geruch von Schafen.
Ich hatte schon seit Tagen kein Essen mehr bekommen und mir lief das Wasser im Munde zusammen.
Meine Flügel legten sich an eng an meinen Körper und ich flog im Sturzflug nach unten.
Mit einem lauten Krachen landete ich in einer riesigen Eiche und zog meine Flügel ein um sie
zu schützen.
Ich war gelandet auf jeden Fall halbwegs. Langsam kletterte ich den halb morschen Baum hinunter, bis meine Füße sattes Gras fühlten. Ich grub meine Zehen in die Erde und wühlte mich in den brauen Untergrund.
Was für ein herrliches Gefühl.
Kapitel: 7
Mein ausgehungerter und müder Körper bewegte sich fast wie von selbst auf das kleine Dorf zu. Mein Magen knurrte vor sich hin und ich schimpfte innerlich.
Ich war mal wieder super organisiert und ohne essen verduftet.
Als die ersten Häuser in Sicht kam knurrte ich. Das waren keine Menschen so viel war sicher. Es roch herb und noch stärker nach Wald als gewöhnlich. Gestaltwandler. Ich musste hier weg, denn sie würden mein Geheimnis, welches niemand kannte, sicher lüften, denn dafür waren ihre Nasen perfekt ausgerichtet. Ich wollte grade klangheimlich die Flucht ergreifen als ein gewaltiges Knurren mich innehalten ließ.
Mit einem innerlichen Schimpfwortanfall drehte ich mich mit einem breiten Lächeln um und schaute in das Gesicht 5 riesiger Wölfe.
"Sorry, ich wollte euch nicht stören", meinte ich mit einem übertrieben breitem Lächeln und machte auf dem Absatz kehrt um die Flucht zu ergreifen. Was mir auch gelang allerdings nur 5 Meter weit und dann war ich auch schon mit meiner Kraft am Ende und mein ausgehungerter Körper ging kraftlos zu Boden.
Ich seufzte innerlich und rieb mir leicht mein Hinterteil, welches den Sturz abgefedert hatte.
Dann nahm ich auch meine Umgebung wieder war, welche aus 5 verdutzten Kötern bestand.
Ich grinste und meinte keck:" Ist ja gut ich ergebe mich!"
Damit war mein Lachanfall perfekt und meine glockenhelle Stimme erhellte die Nacht, während sich mein Magen mit einem Knurren bemerkbar machte.
Ich seufzte, als mich plötzlich eine Schnauze packte und wegtrug.
Auf meinen Protest achteten diese Kolosse gar nicht und brachten mich strack ins Dorf. Erst jetzt sah ich, dass es gar nicht so klein war und aus sowohl Zelten als auch Holz-und Steinhütten bestand.
Doch das war es nicht, was meine Nase entdeckt hatte, nein, es war der zweite Geruch an diesem Ort, der in meine Nase stieg.
Er juckte leicht doch es war Gewöhnungssache.
"Bah, Blutsauer", stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen aus.
Ich hörte einen der Fellberge kläffen/lachen.
"Na das kann ja noch was werden", murmelte ich vor mich hin, während mich die 5 Hündchen in das größte Zelt brachten.
Kapitel: 8
Das Zelt war rappelvoll und es roch nach Schweiß& Kötern .
"Verdammt du dreckiger Hund nimm dein Maul von mir", brüllte ich den Fellberg, der mich im Maul hielt, an.
Es war sofort mucksmäuschenstill im Raum und der Koloss lief mich auf den Boden plumpsen. Angeekelt rieb ich mir die Sabber vom Körper und stand auf.
Ungefähr 200 Augenpaare waren auf mich gerichtet und ich schnaufte, bevor ich fragte, was dieses Affentheater soll.
"Ich denke wir stellen lieber die Fragen", hörte ich eine raue und autoritäre Stimme sagen.
Auf einem prunkvollen, mit Gold überzogenen Stuhl, saß ein älterer Mann mit blonden, langen Haaren und braunen Augen. Er war vornehm gekleidet und ein kokettes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab.
Mit einem empörten Schnauben ließ ich mich auf dem Stuhl nieder, den er mir anbot.
"Dürfte ich deinen Namen erfahren?", fragte er herzlich.
Ich schnaufte und stellte eine Gegenfrage:" Wozu?"
Er lachte und antwortete mir sogar:" Ein kluges Mädchen! Allerdings ist es unhöflich dich mit >>Mädchen<< anzusprechen."
Ich sah es ein und blickte mich verstohlen um. Die anderen Zuschauer saßen ebenfalls an Tisch und schauten ihren, wohl oder übel, Anführer gespannt an.
Ich seufzte und gab ihm was er wollte:" Mein Name ist Amelina!"
Er nickte, doch seine Augen zeigten, dass er in Gedanken vertieft war.
"Schön, schön und was verschlägt dich hierher?", war seine nächste Frage.
Ich zeigte mich willig und beantwortete auch diese:" Naja ich hatte ein paar sehr schlechte Tage". Damit zeigte ich auf mein Kleid, welches noch den Einschuss und Blutflecken aufwies.
Seine Augen weiteten sich doch er bedachte mich nur mit einem interessierten Blick.
Mir wäre fast ein "Genug geklotzt" herausgerutscht doch ich konnte mich grade noch zügeln, als der gütige Herr wieder das Wort ergriff:
"Was bist du?"
Erschrocken sprang ich auf und wich zurück.
Von allen Seiten konnte man ein Knurren hören und erst jetzt fiel mir auf, das im Zelt ausschließlich Gestaltwandler waren.
Die Vampire fehlten, doch wenn man vom Teufel spricht…. .
Die Zelttür wurde aufgerissen und eine ganze Horde Vampire stürzte nach links und rechts auf die freien Stühle, während 3 Personen auf den Anführer zusteuerten.
In der Mitte ein blondhaariger Mann mit gelben Augen und daneben, wahrscheinlich,
seine Frau. Sie hatte dunkelbraune Haare und grasgrüne Kulleraugen. Der dritte war, vom Aussehen her in meinem Alter, hatte schwarze, vom Wind zerzauste Haare und türkisfarbene Augen. Sein Gesicht war markant und glich dem des ersten.
Wahrscheinlich die Elter, schoss es mir durch den Kopf.
Sie waren alle bleich und von solch einer Schönheit, wie es nur Vampire waren.
Mit galanten Schritten liefen die drei zu den restlichen prachtvollen Stühlen.
"Wer ist das?", hörte ich die liebevolle Stimme der Frau.
Kapitel 9:
"Darf ich unseren Gast vorstellen", äußerte sich der Anführer der Gestaltwandler an die Vampire gewandt.
"Gast?", stieß ich aus der Fassung geraten aus.
"Dieser", damit zeigte ich auf den Köter, der mich getragen hatte, "Sabberberg von Köter hat mich verschleppt!"
Ich hörte ein wütendes Brüllen und konnte mich gerade noch nach rechts retten, als der Fellberg sich auf mich stürzte.
"Genug", schallte plötzlich die Stimme des Anführers durch das Zelt und alle Gestaltwandler senkte den Kopf.
Mit einem selbstgefälligem Lächeln in Richtung Köter wandte ich mich wieder nach vorne.
"Kahlin, was ist hier los?", hallte die Stimme des Vampires in meinen Ohren.
Mit ein paar Sätzen erklärte der Anführer es ihnen und der Vampir nickte.
"Amelina also", wandte er sich zu mir und ich sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an.
" Mein Name ist Toru, willkommen in unserem bescheidenem Heim", grüßte er mich.
Ich sah ihn gelangweilt an und Kahlin schnuffelte in der Luft.
"Was, in drei Teufels Namen, bist du?", fragte er nun wahrlich interessiert.
Auch alle anderen Anwesenden schnupperten nun, doch keiner sagte etwas.
"Komisch", hörte ich die Vampirin von ihrem goldenen Stuhl aus murmeln.
Innerlich grinste ich doch die Stimme des dritten Vampires ließ mich die Luft anhalten.
"Ein Mischling", knurrte er abstoßend. Und das war sein Fehler. Er hatte gerade mein Geheimnis verraten. Ich knurrte und rief erzürnt:" Das geht dich gar nichts an, das geht niemanden etwas an."
"Ein Mischling, sehr interessant. Sag, was bist du?", fragte mich Toru nun sichtlich interessiert.
Ich ließ mich auf meinem Stuhl zusammensinken und legte das Gesicht in meine kühlen Hände.
Das konnte doch nicht wahr sein, nur wegen diesem Vampir kannten nun alle mein Geheimnis. Meine Gedanken versuchten das alles zu verarbeiten, während ich mich langsam erhob.
Dann seufzte ich und gab das erste Mal in meinem Leben mein Geheimnis preis.
Kapitel: 10
Als ich in das Glas eines der Blutegel sah, schauten mir traurige Augen entgegen. Meine Augen. Es war schwer für mich über etwas zu sprechen, was ich mein Leben lang geheim gehalten hatte.
Mit einem seufzen sank ich tiefer in den bequemen Stuhl und fing mit zitternder Stimme an zu erzählen:" Mein Name ist Amelina. Meine Eltern sind kurz nach meiner Geburt umgebracht worden. Es war eine stürmische Nacht und meine Mutter wog mich sachte im Arm als es an der Türe klopfte und mein Vater öffnete. Dann hörte man nur noch zwei Schüsse und meine Mutter kippte, mit mir auf dem Arm, vorne über. Sie begrub mich unter sich und man sah mich nicht mehr. Durch den starken Blutgeruch wurde meiner verborgen und der Angreifer fand mich nicht.
Mein Onkel nahm mich kurze Zeit später bei sich auf. Am Anfang spielte er den lieben Onkel doch als ich alt genug war fing er an mich zu schlagen", ein Schlurzer entrang meiner Kehle und ich erzählte leise weiter, " er sperrte mich 17 Jahre ein und misshandelte mich. Allerdings wusste er nicht das ich anders war und er ließ nicht zu, dass ich mich verwandelte."
Meine Augen waren auf den braunen Erdboden gerichtete und eine bedrückende Stille folgte auf meine knapp gehaltene Geschichte.
Mit der Wahrheit über meine Gestalt hatte ich immer noch nicht herausgerückt und ich sah die Erkenntnis darüber in Torus Augen. Meine Finger nifftelten am Saum meines "Kleides"
und meine Gedanken liefen Amok.
Mein Herz zog sich bei dem Anblick der Anwesenden zusammen. Ich war es nicht gewohnt im Mittelpunkt zu stehen.
"Du Arme", hörte ich die mittleidige Stimme der Frau auf dem Thron.
Mit verblüfftem Blick sah ich in ihr feines Gesicht. Ich war Gefühle mir gegenüber nicht gewöhnt und schon gar nicht Mitleid.
Mein verblüffter Blick machte der Neugierde Platz.
Diese Wesen waren anders. Nicht so wie mein Onkel und seine Männer. Diese Gestalten besaßen ein Herz, eine Seele und Stolz.
Wahren, reinen Stolz.
Die zärtlichen Blicke zwischen Toru und seiner Gemahlin und der stolze Blick Kahlins ließen mich Hoffnung schöpfen. Hoffnung, dass nicht alle Wesen so grausam waren, wie mein Onkel.
"Weißt du, Amelina, ich finde du bist…….", weiter kam der Anführer der Vampire nicht, denn die Müdigkeit der vergangenen Tage zeigte endlich seine Spuren und so sackte ich langsam in meinem Stuhl zusammen und glitt in einen traumlosen und erholsamen Schlaf.
Kapitel: 11
Gleisendes Sonnenlicht juckte in meinen Augen und ein Kribbeln in der Nase ließ mich endgültig aufwachen. Mit einem Nießen saß ich verpeilt in einem hellen Himmelbett, geschmückt mit feinsten Metallsternen und einem dunkelblauen Vorhang.
Die goldenen Strickkordel hielten diese Fest, sodass ich eine gute Sicht auf den geschmackvoll eingerichteten Raum hatte.
Die Wände zierte eine etwas altertümliche Tapete, welche jedoch einen perfekten Kontrast zu den Eichenmöbeln herstellte.
Ein Schrank an der rechten Seite und ein Schreibtisch mit Laptop auf der linken.
Meine feine Ohren nahmen Schritte war und ich erinnerte mich wieder wo ich war.
Mein Körper zitterte leicht, wie sollte es jetzt weiter gehen?
Ein leises Klopften riss mich aus meinem innerlichen Frageblock.
Ein unsicheres "Ja" entschlüpfte meinen zarten Lippen und es war zu spät etwas anderes zu sagen, denn schon wurde die Türe geöffnet und eine bullige Frau trat ein.
"Ich bin Maria! Waschen, anziehen und dann geht’s ab zu Meister. Also beweg deinen zierlichen Arsch aus dem Bett!", rief sie mit einer Stimme, die einem Mafiaboss hätte gehören können. Gestaltwandler, sagte mir meine Nase eindeutig und ich schwang meine Beine aus dem Bett. Maria schlug derweilen die Türe mit einem lauten Knall hinter sich zu.
Sie sah aus wie eine böse Haushälterin aus den Geschichten. Groß, stämmig, schwarze Haare und roter Lippenstift, dazu einen weißen Kittel und die Stimme.
Gruselig.
Nach einer anständigen Dusche, welche mein Körper und meine Muskel gut gebrauchen konnten, begab ich mich in einem Handtuch gewickelt zum Schrank.
Die großen Türen quietschten und ich musste die Türe buchstäblich aufreißen.
Doch nach getaner Arbeit und mit großen Augen sah ich den Schrankinhalt an.
Hier war alles vertreten, sowohl in Farbe als auch in Form.
Mein Herz machte einen Freudensprung und ich stürzte mich auf die Kleiderreihen.
Nach ein paar Minuten entschied ich mich für eine schwarze Hotpan, ein lilanes Halbtop und schwarze Stiefel.
Meine Haare glitten mir in leichten Wellen über meinen Rücken und mein, nun ausgeruhter, Körper bewegte sich freudig auf die Türe zu.
Auch ohne den Weg zu kennen lief ich durch dieses prachtvolle Haus, wahrscheinlich das einzige große Haus, während meine Ohren den Rest erledigten.
Das Ergebnis:
Ich stand verpeilt auf einem riesigen Übungsplatz, einer Einheit von Vampiren gegenüber, welche gerade mit Toru trainierten.
"Ah, Frischfleisch", rief ein stämmiger Vampir mit blonden Haaren.
"Ach was, das is doch nur irgendeine Tussi", meinte ein braunhaariger Typ mit einem Matcholächeln.
Doch anstatt wütend zu sein brach ich in schallendes Gelächter aus, womit ich alle Blicke auf mich zog.
"Ah, Amelina, schön dich zu sehen, willst du auch mittrainieren?", fragte mich den Clananführer der Blutsauger mit einem ehrlichen Lächeln.
Ein Nicken und schon fing das Training mit einem Hindernisparcours an.
Ein leichtes für alle. Während Toru uns weiter antrieb, zog mir jemand den Fuß weg und ich landete der Länge nach im Matsch. Mein Gesicht war braun und übersäht mit Grasfetzen.
Mit einem lauten Knurren erhob ich mich und lief auf den Matcho von eben zu. Meine Augen blitzten gefährlich und das Adrenalin rauschte in meinen Ohren.
"Du und ich, heute Abend", knurrte ich ihn gefährlich an und verschwand zurück ins Haus.
Kapitel:12
Mit einem wütenden Seufzen schmiss ich mich der Länge nach auf mein urgemütliches Bett.
Selbst die weiche Matratze konnte meine Wut nicht verpuffen lassen.
So ein Macho, knurrte mir mein Inneres Ich entgegen.
Mit einem halben Herzinfakt fuhr ich hoch, als Maria die Tür mit einem Knall aufriss.
"Da will dich einer sehen", schrie sie beinahe.
Ich nickte leicht und lies mich wieder in die Kissen sinken. Als die Tür sachte geschlossen wurde sah ich auf, direkt in orangene Augen.
Es stand kein geringerer Blutegel vor mir als der Macho von eben.
Mit einem Knurren in der Brust stieß ich die Wörter nur so zwischen zusammengebissenen Zähnen aus:" Was willst DU?"
Mit einem lüsternen Lächeln sah er mich an und stürzte sich dann buchstäblich auf mich.
Mit den Armen rudernd krabbelte ich unter ihm her und trat ihm mit aller Gewalt zwischen die Schulterblätter. Er sackte nach vorne zusammen und ich stapfte, fest entschlossen, am ganzen Körper bebend und immer noch in Kampfkleidung, aus dem Raum in Richtung der Stimmen, welche mein feines Gehör wahrnahm.
Es waren viele und ich konnte Kahlin und Toru heraushören.
Eine Versammlung, ging es mir durch den Kopf, doch das war mir egal.
Ich war stinksauer und das passierte wirklich nicht oft.
Eine riesige, mit Gold überzogene Flügeltür trennte mich davor meiner Wut Ausdruck zu verleihen. "Hey du!", rief plötzlich eine raue Stimme hinter mir.
Ich fuhr herum und meine Haare peitschten mir ins Gesicht.
2 Wachen in hellblauer Uniform und Waffen kamen auf mich zu gelaufen doch die konnten mich auch nicht aufhalten.
"In der heiligen halle findet eine Versammlung statt. Wir haben den Befehl keinen hereinzulassen", rief der größere der beiden und wollte meinen Arm fassen, doch ich tauchte blitzschnell untendurch und trat ihm in die Kniekehlen.
Mit einem Stöhnen und die Knie haltend ging er zu Boden.
Auch die zweite, ebenfalls schwache Wache, folgte bald darauf.
Meine, in einem schwarzen Handschuh steckenden Hände drückten die gewaltigen Flügel auf und vor mir erstreckten sich die Weiten der heiligen Halle.
Tag der Veröffentlichung: 03.10.2011
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