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Na super!

Ich Torfkopp hab das Passwort für mein richtiges Profil vergessen, und da mittlerweile der E-Mail-Provider, über den ich mich anmeldete, kostenpflichtig geworden ist, komme ich nicht mehr an das zugesandte Passwort heran.

Natürlich könnte ich einfach nach meinem alten Profil suchen und via Kopieren & Einfügen meinen in nächtelanger Schwerstarbeit ausgefüllten Fragebogen übertragen, aber Krüzitürkennocheins, wenn ich nach meinem alten Profil suche, kriege ich die wenig tröstende Systemmeldung, dass meine Suchanfrage leider kein Ergebnis brachte, ich jedoch nicht verzagen und es mit anderen Buchstabenkombinationen nochmal versuchen soll - DA KRIEGST DOCH DIE PLACK!

Dabei war mein altes Profil wirklich klasse, sozusagen der volle Abräumer. Heerscharen von wollüstigen FS-Damen rannten mir die Bude ein und winselten geradezu um ein Bild/Telefonat/Date/Kind von und mit mir.

Und nun?

Ach, ist doch alles Scheiße...

P.S.: Flirtmatches kann ich leider nicht beantworten, da ich kein Premium-Mitglied bin. Bitte daher die Möglichkeit nutzen, mich via E-Mail anzuschreiben; wie das geht, steht in den 25 Antworten.

P.P.S.: Irgendwie hat der Betreiber dieses Angebots die Reihenfolge der Fragen geändert, sodaß meine beunruhigend chronologisch verfaßten Antworten nun wild durcheinandergewürfelt sind - wenn ich Zeit und Muße habe, werde ich mich um eine entsprechende Umstrukturierung kümmern.
Verdammt, was hab ich da bloß in meinem richtigen Profil geschrieben?
Es muss auf jeden Fall etwas ganz besonders Einfühlsames, Charmantes, Unwiderstehliches gewesen sein, denn wenn ich mich recht erinnere, wurde ich ständig auf meine wirklich EXZEPTIONELLE Traumfraubeschreibung angesprochen.

Schöner Mist, jetzt hocke ich hier im verqualmten Büro, malträtiere mir das Hirn, aber es kommt - wie so oft - nichts bei raus. Das einzige, an was ich gerade denken kann, ist leider nicht geeignet, vor den Augen der gestrengen Friendscout-Sittenwächter Gnade zu finden - was kann ich denn dafür, dass sich die scharfe polnische Putze gerade über den Papierkorb bückt und verboten aufreizende Einblicke in die C&A-Unterwäsche Kollektion Herbst/Winter 2002/2003 gewährt?

Ja, ja, ich höre die entrüstete Friendscout-Damenwelt schon schreien: "Schwein! Chauvi! Dreckskerl!" - na und? So ist das nunmal mit halbwegs normalen Männern: ich DENKE ja nur daran, ich FANTASIERE vielleicht auch ein bisschen - aber ich würde nicht für alles Geld der Welt REALITER überprüfen, ob das nun reine Baumwolle oder doch nur Polyester ist.

Geht mir doch fort, ihr bigotten Heuchler!

Herrje, ich könnte schwören, dass in meinem richtigen Profil was anderes stand - irgendwo hab ich mir doch dieses vermadeldeite Passwort aufgeschrieben!

Was ist Ihnen wichtig in einer Beziehung?
Genau HIER, bei dieser Frage, habe ich mich ganz besonders ins Zeug gelegt, das weiß ich HUNDERTPROZENTIG! Schließlich erfährt frau hier, was sie von ihrem potentiellen neuen Traumprinzen so alles zu erwarten hat.

Wenn mich nicht alles täuscht, hab ich oft gelesene Allgemeinplätze wie "guter Sex", "Treue", "Harmonie" und anderes Gesülz weggelassen und mich stattdessen auf die wirklich wesentlichen Dinge konzentriert ... ja Krüzitürkennocheins, muss man sich denn beim Staubsaugen wirklich so tief bücken? Die Tante macht mich noch ganz kirre, da lugt doch ein Passionata hervor, die Dinger erkenne ich doch meilenweit gegen den Wind! Ich mag die bordeauxfarbenen besonders gerne, mit diesen neckischen Spitzenapplikationen ... GUTE GÜTE! Das muss ja mindestens 75 D, wenn nicht gar DD sein ... wer stellt denn solche Superweiber als Putzfrauen ein? Ich hab doch den falschen Job, ich sollte mich selbständig machen und eine Reinigungsfirma mit einem ganzen Trupp polnischer Traumputzen gründen ... hähä ... ich wüsste schon, wen ich da sofort als Kunden gewinnen würde ... MANN! MÄDEL! Bück Dich bitte in eine andere Richtung, ich muss mich hier an wichtige Sachen erinnern!

Ja, wo war ich? Was mir wichtig in einer Beziehung ist - höhö - 75 D wär nicht schlecht ... NEIN! Nur Spaß! Ist nicht wirklich wichtig, kann auch 80 E sein ... Mann, ich bin albern, wahrscheinlich Übersprungshandlung wegen schlechtem Gewissen ... DAS STEHT DOCH ALLES IN MEINEM RICHTIGEN PROFIL!

So, habe mich unter Vorschützen lendenlahmer Ausreden (wichtige Kundentermine, höhö) für heute verpisst. Bin jetzt (14:00 Uhr) wieder zu Hause und suche immer noch mein Bullrichsalz. Mein Magen nimmt mir die paar Bierchen von gestern übler als gewöhnlich; ich befürchte, das muss das Alter sein. Früher konnt ich ja nächtelang durchzechen und war am nächsten Tag trotzdem geistig und körperlich auf der Höhe - heute brauche ich mich nur an einem besoffenen Penner vorbeidrücken, und schon krieg ich Migräne.

Es ist nicht zu fassen - ICH STERBE VOR SCHAM! Habe gerade eben den ADAC angerufen, um mein unwilliges Auto zur nächsten Werkstatt abschleppen zu lassen. SCHICKEN DIESE IRREN MIR DOCH EINEN WEIBLICHEN GELBEN ENGEL! Wie soll man(n) da locker bleiben?

Und es kam, wie es kommen musste: ich erkläre der Dame kurz, was nicht geht - daraufhin setzt sie sich in mein Auto, dreht den Zündschlüssel um ... und, nein wirklich, es ist wieder Mal typisch: MEIN UNDANKBARES AUTO SPRINGT SOFORT AN! Schnurrt wie eine Miezekatze, als wäre nie etwas gewesen.

Die Dame blickt mich an, lächelt weise und herablassend, wie eben nur Frauen lächeln können, und sagt mir, EINEM VERSIERTEN CONNAISSEUR AUTOMOBILER TECHNIK, mitten ins Gesicht: "Na ja, Männer und Technik!"

Mit Mühe konnte ich mich beherrschen, der gelben Zimtziege nicht doch ihr vorwitziges Maul zu stopfen ... und mein Magen verdaut sich gerade selbst - ich muss jetzt zur Apotheke.

Meine lieben Damen, ich bin entsetzt! Beziehungsweise leicht bis mittelschwer irritiert! Eben schreibt mich eine weitere Berliner Göre (Krankenschwester, wie ich in meiner unnachahmlich deduktiven Manier anhand einiger ihrer Aussagen skalpellscharf schloss) an und verkündet mir, dass sie von etlichen FS-Kolleginnen auf mein Profil aufmerksam gemacht wurde und doch bitte mal stellvertretend für die anonym bleiben wollenden Informantinnen herausbekommen soll, was es mit meinem Profil so auf sich hat.

SCHICKT IHR IMMER JEMAND ANDEREN VOR?

Ihr dürft mich gerne direkt anschreiben, ich gebe bereitwillig Auskunft, bin in der Regel ein liebenswürdiger Chatpartner und verzichte weitestgehend auf plumpe Anmache und Kopulationsaufforderungen! Ehrlich! Ich schwör`s!

Wobei ich Euch natürlich trotzdem dankbar bin - die charmante Krankenschwester hat mich jetzt schon wieder viel länger an den PC (der übrigens, wie mein Auto, wieder so tut, als hätte er nie Probleme verursacht - logisch, in einer Stunde kommt ja auch mein privater PC-Spezialist, um die von mir dramatisch geschilderten Funktionsstörungen zu beheben. ES WIRD WIEDER PEINLICH WERDEN!) gefesselt, als ich eigentlich heute hier rumdaddeln wollte.

AHA! Eine interessante Vermutung bzgl. meines Wohnortes wird mir eben von der reizenden Karbolmaus präsentiert: meine eingangs formulierte Bemerkung "DA KRIEGST DOCH DIE PLACK!" soll auf eine Residenz im Kölner Raum schließen - HAHAHA! WEIT GEFEHLT!

Heute morgen bin ich ja wieder super gelaunt - Auto sprang nicht an (auf die Kiste kann nicht mal ein blinder polnischer Autoknacker stolz sein); der liebe Kollege, der mich daraufhin mitnahm, muss gestern Zwiebelkuchen mit Knoblauch-Altbiersauce an Carmagnola-Minze gegessen haben (zumindest roch er danach) und hat zu allem Überfluss beim Abbiegen aus der kleinen Nebenstraße, in der ich wohne, die Vorfahrt missachtet - BUMMS!

Natürlich gibt er mir unterschwellig die Schuld, obwohl er die ganze weitere Fahrt beteuerte, dass das nicht so schlimm sei. MIR macht der nichts vor; ich weiß genau, was in seinem Kopf vorging: "WENN ich den Deppen mit seinem ewig defekten Oldie nicht abgeholt hätte, DANN wäre ich auch nie in diese Rechts-vor-Links-Zone gefahren und hätte NIEMALS dem kreidebleichen Türken Gelegenheit gegeben, meinen biederen Familien-Kombi auf der rechten Seite künstlerisch zu verformen."

Immerhin hat mich der Pförtner soeben respektvoll begrüßt und bewundernd festgestellt, dass ich gestern bis fast Mitternacht in der Firma war - wenn der wüsste, was ich eigentlich so getrieben habe. Mit waidwundem Blick und resignierter Stimme replizierte ich: "Was soll ich machen - sonst erledigt die Arbeit ja keiner!"

Zutiefst befriedigt registrierte ich die Schamgefühlswellen, die der brave Stechuhr-Knecht daraufhin eruptierte. Tja, was wissen diese tariflich Angestellten schon von den hehren Opfern, die man als außertarifliche Lichtgestalt tagtäglich ohne Murren bringt?

Gerade eben lache ich über eine dreiste Berliner Göre (ohne Oberweite, wie sie netterweise gleich gestanden hat), die mich hier inmitten meines hirnschmalzfordernden Versuches, mich an mein richtiges Profil und seine genialen Antworten zu erinnern, einfach so mir nichts, dir nichts anchattet. Da ist sie also wieder, meine fulminante Wirkung auf das andere Geschlecht - sogar ohne richtiges Profil! Tja, die Frauen von heute sind nicht mehr so anspruchsvoll wie noch im letzten Jahr, als ich in meinem alten Profil schier übermenschliche Anstrengungen unternahm, den olympischen Vorstellungen der FS-Titaninnen gerecht zu werden.

So, jetzt ist es passiert! SAUEREI! Jetzt kann ich mich gar nicht mehr konzentrieren! Nebenan im Büro singt die Superputze polnische Volksweisen (d.h., sie summt sie vielmehr - richtig lasziv, dieses Luder!), die oben erwähnte Göre ködert mich mit ihren jüngsten Männergeschichten aus Friendscout, und mein Passwort fällt mir immer noch nicht ein. SO KANN DOCH KEINER ARBEITEN!

Außerdem bekomme ich eben eine höchst verdächtige eMail von einer "Wendy", die mir in plakativen Skizzen schildert, wie ich mein Geschlechtsteil vergrößern könne. Das verunsichert mich dann doch einigermaßen - woher weiß diese Wendy eigentlich, wie es um mein bestes Stück bestellt ist? Diese Firma ist doch ein unglaublicher Tratschverein, wahrscheinlich ist "Wendy" die blöde Zicke aus dem Rechnungswesen, die mich nicht leiden kann, seit ich ihr damals ... ähm ... ach, auch egal.

Du meine Güte, jetzt habe ich den ganzen Tag mit einer (anderen) Berliner Göre verquatscht, die mir dann auch erklärt hat, WARUM mich so viele Berlinerinnen anfunken: ich hab aus gewohntem Misstrauen der Preisgabe personenbezogener Daten gegenüber als Postleitzahl die hoch originelle Nummernkombination "12345" eingegeben. Ja woher soll ich denn wissen, dass dieses grenzbescheuerte System daraus einen Wohnort in Berlin generiert?

Also, zur Sicherheit jetzt hier hochoffiziell:

ICH WOHNE NICHT IN BERLIN!

UND ICH WERDE AUCH NICHT GLEICH NACH DEM ERSTEN CHAT DAHIN ZIEHEN!

Wenn ich gewusst hätte, was das für einen Stress gibt, hätte ich gestern KEIN neues Profil angelegt, sondern mich männlich-markant meinem Alzheimer-Schicksal ergeben und auf weitere Nutzung des Friendscout-Angebotes verzichtet. Na gut, nun ist's zu spät - ich mag vielleicht ein Schoppel sein, aber ich bin KEIN Aufgeber!

Außerdem findet sich bei mir alles früher oder später - meist später - wieder an, also werde ich auch das Passwort für mein richtiges Profil irgendwann wiederfinden. Und, bevor Ihr mich mit Fragen löchert: DA STEHT AUCH MEIN RICHTIGER WOHNORT DRIN!

So, nun mach ich für heute Feierabend, muss ja nicht wieder Mitternacht werden - Mann-o-Mann, meine besten Jahre schenke ich dieser Firma hier ...

Uppsala, war schon ausgeloggt und auf dem Weg zum Firmenparkplatz - nach einiger vergeblicher Suche ist mir dann doch eingefallen, dass ich Riesenhirsch ja gar nicht mit meinem eigenen Auto gekommen bin. Natürlich ist kein Arsch mehr in der Firma - WIE KOMM ICH JETZT HEIM?

S-Bahn ist hier echt 'ne Mutprobe für Leute, denen das Skandieren von linksradikalen Parolen auf einer DVU-Wahlveranstaltung keinen Kick mehr bereitet - WEGEN EUCH und vor allem wegen BETTINA AUS BERLIN muss ich mein so junges Leben nun in nach Urin stinkenden Schrottwaggons der Deutschen Bahn lassen. DANKE! VIELEN DANK!

Und Adieu, Welt ... Adieu, polnische Putzfrauen ... Adieu, Passionata! ... Adieu, 75 D ... wahrscheinlich werde ich nie wieder in den Genuss kommen, stümperhaft am Rücken einer erregten Dame nach dem Verschluss ihres BHs zu forschen, um dann nach etlichen peinlichen Grabbelein höflich, aber bestimmt darauf hingewiesen zu werden, dass dieses Scheißding vorne aufgeht, wenn mich die glatzköpfigen Schlägerhorden nacher in der S-Bahn mal zur Brust nehmen ... irgendwie wird mir das alles fehlen ... irgendwie muss ich jetzt gegen Tränenschübe ankämpfen ...

Hach, es war alles in allem ein schönes Leben ... ICH BEREUE NICHTS! ...

Na ja, obwohl. Dass mir dieses SCHEISS PASSWORT nicht einfällt, also, das bereue ich schon ...

So, es hat alles keinen Sinn, ich geh mich jetzt opfern ... Tschüss, Ihr Lieben, begrabt meine Leiche zusammen mit meiner blöden Kiste auf dem Schrottplatz ...
Ich bin zu gutgläubig! Bzw. zu naiv! Bzw. zu blöd! Bzw. zu _____ (Adjektiv bitte nach Gusto einfügen).

Nachdem der Grundtenor der eingegangenen Vorschläge der meisten Damen in die Richtung: "Sag Anuschka einfach, dass Du ihre Tochter toll findest - das schmeichelt ihr und beendet die Misere!" ging, habe ich mich nach einigem Zögern dazu durchgerungen, genau so vorzugehen.

Dienstag Abend, 18:45 Uhr. Anuschka betritt überschwenglich (Ne, mit "ä" schreib ich das nicht!) fröhlich mein Büro und zaubert aus ihrem Putzwägelchen ein eindeutig als Flasche zu erkennendes, adrett verpacktes Präsent. Ich winde mich - soll ich ihr GERADE JETZT INS GESICHT SAGEN, dass ich lediglich auf ihre Leibesfrucht scharf bin?

Anuschka merkt sofort, dass mit mir was nicht stimmt - sie "bützt" mich besorgt ab (ich sehe schon die Kollegen!!!) und fragt mich in ihrem polnischen Singsang: "Sie sehen ungesund aus! Sind Sie krank?"

Ich zögere, druckse herum, murmele unverständliches Zeug in meinen imaginären Bart - es fällt mir einfach schwer, Frauen weh zu tun! Und Anuschka kann so unglaublich fies "lieb" gucken; ich glaube, ALLE Frauen haben die genetisch programmierte Gabe, gerade vor dem geplanten Offenbaren von unangenehmen Entscheidungen GANZ BESONDERS LIEB, UNSCHULDIG und "wer mir heute wehtut, ist ein Charakterschwein"-mäßig dreinzuschauen.

DU LIEBES BISSCHEN! Das kann ja noch heiter werden, ich bin VÖLLIG DURCH DEN WIND!

HÄTT ICH DOCH BLOSS MEIN MAUL GEHALTEN!

Der Reihe nach:

Die werte Anuschka (so der Name der Mutter meines Polenmädchens), ihres Zeichens Sternbild Krebs, Chiromantin, 45 Jahre alt, moppelig und des Deutschen leidlich kundig, hat sich riesig über mein Präsent gefreut und mir gestern Abend als "verspätet Geschenk für Tag von Valentin" (O-Ton Anuschka) ein - nervenschwache Leser bitte wegschauen - BLUMENBOUQUET MIT LANGSTIELIGEN ROSEN zart errötend überreicht.

Ich dachte mir nichts weiter bei, bedankte mich artig und erkundigte mich im Verlauf des anschließenden Smalltalks unauffällig nach ihrem Töchterlein. Daraufhin antwortete mir Anuschka - meine Hände zittern jetzt noch vor Erregung - im ungefähren Wortlaut, dass sie ihre Tochter angewiesen hätte, jetzt in einer anderen Etage zu putzen, weil Anuschka ja VIEL LIEBER IN MEINER ETAGE PUTZE, da dort ja so ein "NETTER DEUTSCHER MANN" sei ... zu allem Unglück muss sie meinen völlig verdatterten Gesichtsausdruck sowie meinen cardio-vaskulären Zusammenbruch missinterpretiert haben, denn ehe ich mich noch wehren konnte, brannte sie mir einen recht unschwiegermütterlichen Kuss auf die Wange und schte glückselig saugend von dannen, nicht ohne mich vorher zublinzelnderweise auf das morgige Wiedersehen hinzuweisen.

ICH ... ich STERBE! ICH BIN JA SO WAS VON NAIV! WIE KOMM ICH DA JETZT RAUS?

MEIN LEBEN HAT WIEDER EINEN SINN!

Wie gut, dass es aufmerksame Kollegen gibt! Gestern wurde ich ja trotz HOCHVERDIENTEN Urlaubs permanent von hilflosen Mitarbeitern daheim telefonisch belagert, die offenbar ohne mich plötzlich nicht mehr leben können. Nach etlichen wüsten Beschimpfungen und Hinweisen auf meine arbeitsrechtlich zugesicherte "Erholungspausen" meldete sich schlussendlich noch ein besonders intrigantes Kollegenexemplar und teilte mir unter anderem mit, dass er just in das gewaltige Dekolletee einer unglaublich attraktiven Traumputze starre. Den Telefonhörer auf die Gabel knallen, in Windeseile meine Autoschlüssel in meinem sprichwörtlichen Schreibtischchaos suchen und mit quietschenden Reifen (es war glatt, da drehen die schon mal durch) Richtung Arbeitsstätte rasen, war nur eine Sache von Sekunden.

Ich kam natürlich zu spät in die Frima, und konnte so mein dezentes Misstrauen der Aussage meines Kollegen gegenüber nicht völlig beseitigen - ABER ICH ROCH IHR PARFÜM!

Heute muss ich meinen Urlaub übrigens unterbrechen, ich hab noch SO VIELE WICHTIGE DINGE ZU ERLEDIGEN, da darf ich einfach nicht egoistisch sein und nur an mein Vergnügen denken - ICH FAHR DANN JETZT IN DIE FIRMA, UND DAS IN MEINEM URLAUB!

Ich glaube, heut wird das nix mit einem weiteren Eintrag im Profil.

Nachdem mich gewisse Damen BIS IN DEN FRÜHEN MORGEN vom schlafen abhielten - während zeitgleich meine Magen-Darm-Virus geschwächten Eltern im 15-Minuten-Takt anriefen, um mir mitzuteilen, dass sie in den NÄCHSTEN 15 Minuten sterben werden, aber das ihren Erstgeborenen ja augenscheinlich nicht interessiere, weil nebenher DEUTLICHE Tippgeräusche zu vernehmen seien, die darauf schließen lassen, dass die UNTER SCHMERZEN AUF DIE WELT GEBRACHTE PERSONIFIZIERUNG DES UNDANKS (ich befürchte, damit bin ich gemeint) alles andere wichtiger findet, als das baldige Ableben seiner WUNDERBAREN, GÜTIGEN und GEDULDIGEN Erzeuger mit ehrlicher Betroffenheit zu kommentieren - bin ich heute doch etwas geschwächt.

Außerdem habe ich GNADENLOS verpennt, was mir sonst eigentlich nicht passiert. In diesem speziellen Falle kommt mir natürlich die landesweite Kenntnis der Bockigkeit meines Vehikels zu Gute: keiner denkt auch nur einem Moment daran, dass meine dreistündige Verspätung eine andere Ursache haben könnte, und alle erkundigen sich mehr oder weniger betroffen - meist mehr hämisch - nach den Ursachen der automobilen Verweigerung.

Da ich ungern lüge, beließ ich es heute Morgen bei einem primatenhaften, gutturalen Grunzen, welches in Verbindung mit meinem ramponierten Äußeren dazu führt, dass sogar meine ewig vorwitzige, dreiste, unverschämte, UNERZOGENE, ZICKIGE, NERVRAUBENDE Azubine einen großen Bogen um mich macht.

ICH BIN VERZWEIFELT! Habe letzten Freitag unseren Betriebsrat gefragt, ob der Abzug meiner polnischen Traumputze ein hinreichender Grund für eine fristlose Kündigung sei - er warf mich ohne viel Federlesen aus seinem Büro.

Schließlich blieb mir nur eine Wahl: telefonisch becircte ich unsere Vorstandssekretärin (auch "das Monster von der 5. Etage" genannt) und log (JA! EINE NOTLÜGE, NA UND?) ihr die Hucke voll bzgl. diverser pikanter Interna, die ich ihr NUR nach Feierabend in epischer Breite schildern könne. Sie schlug ein konspiratives Treffen in einer stadtbekannten Absackerbar nach Feierabend vor (HILFE!), ich konnte sie rechtzeitig davon überzeugen, dass es unauffälliger sei, wenn ich später in ihr Büro käme. Nach einigen geschickt eingewobenen Komplimenten über ihre neue Frisur (natürlich hab ich sie seit Monaten nicht gesehen, aber Frauen haben ja IMMER eine neue Frisur) willigte sie ein, mir gegen 18:30 Uhr Zutritt zum elektronisch, biometrisch und mit geifernden Zerberussen gesicherten Vorstandstrakt zu gewähren.

18:30 Uhr - Arbeitsbeginn der Putzkolonne - ich stehe mit Puls 180 und Magenkrämpfen vor der Vorstandsetage, wie vereinbart ertönt der Summer, ich öffne die Tür und spähe den mit teurer moderner Kunst ausstaffierten Gang der Firmenleitung aus - was sehe ich am anderen Ende des Flurs saugen? JA! DIESELBE ALTE VETTEL, DIE MICH SEIT TAGEN DER ERINNERUNGEN AN MEIN SÜSSES POLENMÄDCHEN BERAUBT!

Immerhin - das ist auch eine Form sozialer Gerechtigkeit.

Pharmazeuten haben doch alle einen an der Kalotte - will mir dieser brusthaarondulierte Äther-Junkie doch allen Ernstes weismachen, dass Bullrichsalz nicht ungefährlich sei, nämlich Magenrupturen verursachen könne, und ich doch stattdessen lieber Rennie (ja, dieses "permanenter Stress und Hektik bestimmen unseren Tagesablauf"-Rennie) kaufen soll. Klar, ist ja auch ein geiles Geschäft: 8 Rennie kosten dreimal soviel wie mein geliebtes Bullrichsalz - nur dass da 180 (sic!) Tabletten drin sind.

Habe den widerlichen Gierschlund zum schlecht verhohlenen Entzücken seiner überdies wirklich REIZENDEN Kollegin (Hach, ich steh` einfach auf diese Mädels mit dem streng nach hinten gerafften Haar, der Intellektuellen-Brille und dem makelos weißen, auf Taille geschnittenen Kittel) als inkompetenten Wucherer bezichtigt und ihm das mir beleidigt hingeworfene Wechselgeld (5 Cent) mit den mondänen Worten "Stimmt so!" als Trinkgeld dagelassen.

Bevor der blöde glotzende Depp noch was sagen konnte, war ich schon aus dem Laden geflitzt - allerdings nicht ohne vorher der süßen Pharmaschnecke noch zuzuzwinkern. Das nächste Mal warte ich solange, bis die letzte Tatteroma aus dem Laden verschwunden ist, und werde mich dann von ihr INTENSIV über die furchtbaren Nebenwirkungen von Natriumhydrogencarbonat aufklären lassen...


ICH BIN GLÜCKLICH!

UND WIE!

JIPPIDEIDUUUUU!

Also, nicht dass ich mein Polenmädchen etwa gesehen hätte die letzten Tage - und dass OBWOHL ich jeden Abend ab 18:30 Uhr nägelkauend im Büro saß, mit meinem "Polyglott - Polnisch für Putzfrauen" bewaffnet, Telefonkabel gekappt und Rolladen heruntergelassen - aber ich habe aus zuverlässigen Quellen erfahren, dass sie momentan nur Urlaub hat! Die zuverlässige Quelle ist im Übrigen ihre Kollegin, die sich bei näherer Betrachtung als ziemlich nett, aufgeschlossen und - MAN HALTE SICH FEST - MUTTER MEINER ZUKÜNFTIGEN BRAUT herausgestellt hat!

JA! KEIN SCHMÄH! DAS IST DIE LIEBENSWERTE MAMA MEINER TRAUMPUTZE!

Gut, ich habe den weisen Spruch meiner Oma "Junge, schau Dir die Mutter an, und Du weißt, wie Deine Frau mal aussehen wird!" noch im Gedächtnis, ABER OMAS HABEN NICHT IMMER RECHT!

Es ist also durchaus von Vorteil, auch physisch eher unattraktiven Frauen gegenüber nett zu sein - meine Schwiegermama in spe hat mir gestern übrigens einen selbstgebackenen Kuchen mitgebracht, IST DAS NICHT SÜSS?

So, jetzt muss ich mich fein machen, in 45 Minuten kommt meine sehr verehrte Frau Schwiegermutter in mein Büro, ich habe ihr auch ein kleines Präsent besorgt - was, verrate ich nicht! Man muss ja schließlich einen guten Eindruck hinterlassen, denn - laut meiner weisen Oma - "führt der Weg zum Herzen einer Frau über das Becircen ihrer Mutter!"

Die Frage hatte ich ausgelassen - aus gutem Grund! Keine halbwegs normale Frau würde mich noch mit dem Hintern anschauen, wenn sie wüsste, was meine Eltern für Nervprofis sind. Hui, hui, das war echt schlau, darüber geflissentlich die Klappe zu halten - ist ja geradezu "in" bei Friendscout, nur seine Schokoladenseiten zu präsentieren und die Leichenberge im Keller unauffällig pfeifend zu verschweigen.

Klar hätte ich auch lügen können - wie alle hier - aber was mache ich denn dann, wenn ich tatsächlich mal ein adäquates Counterpart nach hause schleppe und meinen Altvordern vorstelle? So blöd kann ja keine Frau sein, dass sie nicht schon nach 3,2 Sekunden merkt, dass da was nicht stimmt, wenn mich meine Mutti anlässlich des gerade eingeschenkten Aperos besorgt fragt, wie's eigentlich meiner Prostata geht.

Oder wenn dann die grausam peinlichen Kindheitsgeschichten aufgetischt werden - vorzugsweise zwischen Hauptgang und Dessert - und sich meine lieben Erzeuger gegenseitig darin überbieten, die Geschichte von den Toilettenpapierschnipseln, die ich in mein Ohr stopfte, um dem infernalischen Geschnarche meines Papas Einhalt zu gebieten, die dann von der kollektiv grölenden Nachtschicht der Notaufnahme in einer durchaus diffizilen OP entfernt wurden, so darzustellen, als sei das erst vorgestern passiert ... jemineh, ich erröte bei der Erinnerung! Mal gut, dass ich das ausgelassen habe!

Meine lieben Damen:

WAS HEISST DA BITTE "Selbst Schuld!"?

Nur weil ich Anuschka nicht gleich ins Gesicht gebrüllt habe, dass ich lediglich an ihrer Tochter interessiert bin? WEIL ICH EIN HÖFLICHER, VORSICHTIG TAKTIERENDER MENSCH BIN?

WAS HÄTT ICH DENN SONST TUN SOLLEN?

Also wirklich, das ist nicht fair - versetzt Euch doch in meine Lage:

mein Polenmädchen (sie heißt übrigens Sonja und ist eine von 3 Töchtern Anuschkas ... DREI TÖCHTER! Himmel ... wo sind die anderen?) putzt nun irgendwo in den unergründlichen Weiten dieses Bürokomplexes - ich werde sie so schnell wohl nicht wiedersehen.

Anuschka überhäuft mich derart mit Aufmerksamkeiten, dass alle KollegInnen INKLUSIVE MEINER DREISTEN AZUBINEN unverhohlen grinsen; zudem habe ich bereits den ersten Tratsch über meine "Liaison" mit Anuschka aufgeschnappt - ICH WERD HIER NOCH WAHNSINNIG!

So, und als Krönung des ganzen bekomme ich von Euch NICHT ETWA ZUSPRUCH, ANTEILNAHME oder gar VERSTÄNDNIS, sondern lediglich Hohn und Spott präsentiert - na vielen Dank!

Es wäre viel nützlicher, wenn Ihr mir mal Vorschläge machen könntet, WIE ICH AUS DIESER BESCHISSENEN SITUATION wieder herauskomme!

Ja, Krüzitürken noch eins, Ihr Mädels behauptet doch immer, in Beziehungsdingen so kapital erfahren zu sein ...

NA DANN ZEIGT DOCH MAL!

Anuschka hält sich seltsam bedeckt - Gott, ist mir das peinlich alles! Auf der einen Seite käme ich mir blöd vor, jetzt nochmal klären zu wollen, dass ich ja GAR NICHTS VON IHR wollte, auf der anderen Seite ärgert mich das schon maßlos, jetzt als Riesendepp dazustehen.

Am Verhalten meiner Azubinen und - vornehmlich weiblichen - Kollegen glaube ich zudem zu erkennen, dass sich hier alle über mich das Maul zerreißen. Zu allem Überfluss habe ich vorgestern auf meinem Schreibtisch einen kleinen Teddybären vorgefunden, mit einer Putzschürze bekleidet und einem Besen in den Tatzen - WAS SOLL DAS JETZT WIEDER?

Als ich in der Abteilung fragte, wer etwas über den Teddy wisse, scholl mir nur johlendes Gelächter und postpubertäres Gekicher entgegen - SEHR SCHÖN! WIRKLICH UNGEMEIN LUSTIG, MEINE KOLLEGEN!

Ich meine, der Teddy ist ja schon knuffig, das will ich gar nicht abstreiten - aber ich habe so eine dunkle Ahnung, dass das eine GANZ FIESE ANSPIELUNG sein soll...

Tja, und mein Polenmädchen ward seitdem auch nicht mehr gesehen - und das jetzt gerade, wo der beginnende Frühling irritierende Hormonausschüttungen initiiert - ganz besonders bei meiner bescheuertsten Azubine: Tigerlook-Mini, bauchfreies Top, neues Bauchnabel-Piercing und Plateau-Schaftstiefel aus den 70ern ... jede Vogelscheuche würde vor Neid den Hut ziehen!

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Guten Morgen, Welt! Guten Morgen, Ihr Lieben!

Ja, ich lebe noch! Und das ist umso erstaunlicher, als dass ich gestern Abend aufgrund meiner Unfähigkeit, Fahrpläne, Zuglinien und Bahnsteige korrekt zuzuordnen, selbstverständlich in die falsche S-Bahn gestiegen bin, 35 Minuten brauchte um zu merken, dass ich ganz woanders hinfahre, weitere 10 Minuten warten musste, bis ich endlich aussteigen konnte, dann fast eine halbe Stunde auf einem menschenleeren Dorfbahnhof auf den nächsten Zug in Gegenrichtung wartete, nach 20 Minuten vom Schaffner ohne gültige Fahrkarte erwischt wurde (meine galt nur für 3 Zonen, ich war allerdings schon 8 gefahren), nach hysterischen Heul-, Schrei- und Winselkrämpfen dann doch keine Strafe zahlen musste (Danke, Herr Sch.! Das war wirklich einfühlsam von Ihnen), und schließlich nach launiger, dreistündiger Fahrt daheim ankam.

Überflüssig zu erwähnen, dass der alldonnerstagliche Ex-Firma-Stammtisch schon lange im Gange war, ich meine Odyssee unter dem höhnischen Johlen bereits alkoholisierter Ex-Kollegen bis ins letzte Detail schildern musste, und dann gegen 1:30 Uhr mit ca. 8-10 Bier auf nüchternen Magen von einem mildtätigen Aserbaidschaner an der Parkbank, auf der ich eingeschlafen war, geweckt und gefragt wurde, ob er mich nach Hause fahren könne. JA! Es gibt noch edle Menschen in diesen düstren Zeiten - ich nahm sein Angebot an.

Mir geht`s echt schlecht, muss mich erst mal um meinen Magen kümmern.

WO VERDAMMT IST DAS BULLRICHSALZ???

Schließlich bringe ich unter unsäglichen Qualen "Anuschka, ich muss Ihnen etwas sagen!" heraus - prompt explodieren ihre rehbraunen Augen auf waidwundgeschossenes Bambi-Niveau; sie setzt sich vor meinen Schreibtisch, öffnet das Geschenk (ein polnischer Vodka tritt zum Vorschein) und angelt aus einem unteren Fach ihres Putzwagens zwei Whisky-Gläser. "Mit Vodka redet es sich leichter!" sagt sie bestimmt, schenkt beide Gläser voll, schiebt mir eines zu und schaut mich erwartungsvoll an.

Ich nehme das Glas, proste ihr zu, kippe das erstaunlich leckere polnische Kartoffelschnapssurrogat auf ex hinter die Binde und eröffne ihr:

"Anuschka, es kann so nicht weitergehen! Es sind Gefühle im Spiel, die nicht erwidert werden - das tut jetzt sicherlich weh, aber lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende!"

Anuschka schweigt und schaut mich mit ihren Scheinwerfern an, als wolle sie rufen: "Ja, Du Schwein! Schieß endlich!" - sie schenkt nochmal nach.

"Ich weiß, dass ich früher etwas hätte sagen sollen! Es ist meine Schuld, es ... ich ...". Meine Stimme zittert.

Anuschka kippt ihrerseits ihr Glas hinunter, steht abrupt auf und lächelt mich an: "Das finde ich richtig süß! Aber ich bin glücklich verheiratet! Und polnische Männer sind sehr eifersüchtig! Wir sollen lieber Freunde bleiben!"

Während ich nach Luft schnappe, räumt sie die beiden Gläser weg, entsichert ihren Putzwagen und entschwindet mit den Worten: "Ich putze später hier, wenn Sie sich wieder beruhigt haben!"

Ich bin ja an sich nicht abergläubisch, aber was mein PC die letzten Stunden so an seltsamen Reaktionen zeigt, lässt mich doch ins Grübeln geraten. Seit ich aus der Apotheke wieder da bin, habe ich mich die ganze Zeit mit einer WEITEREN Berliner Göre unterhalten (die sehr charmante Susann sei hiermit gegrüßt), aber die letzten Stunden stellte mein dummer Rechenknecht immer häufiger mit hässlichen blauen Fehlermeldungen ("Bluescreens") die Arbeit ein, so dass ich permanent den Reset-Schalter drücken, auf den bescheuerten Scandisk warten und mich in Friendscout neu einloggen musste.

Nun, es ist Freitag Abend, ich denke, das ist ein Omen ... DAS WAHRE LEBEN FINDET OFFLINE STATT! Bis später, meine Lieben! Ein schönes Wochenende wünsche ich Euch!

P.S.: Musste mich eben noch von einer recht rabiaten Berliner ... ähm ... nein, Göre wäre zu nett ... als "Provinzler, der sich im Berliner S-Bahn-Dschungel verlaufen hat und am liebsten die Unterwäsche von polnischen Putzen selber trägt" beschimpfen lassen - ich schreib`s nochmal, speziell für gefrustete Großstadt-Autistinnen:

ICH WOHNE NICHT IN BERLIN - NICHT MAL ANSATZWEISE IN DER NÄHE!

Die ersten Beschwerden trudeln ein: ich solle doch erwachsene Einwohnerinnen der Bundeshauptstadt nicht immer als "Berliner Gören" titulieren - HALT, HALT! Bitte, meine Damen, lasst mich das erklären:

Ich verbinde mit der Bezeichung "Göre" nur die angenehmsten Erinnerungen an meine Studentenzeit, die u.a. auch in Berlin ein kurzes Intermezzo fand. War ich doch als blutjunger Studiosus aufs heftigste in eine waschechte Berliner Göre verknallt (die sich im übrigen selbst so bezeichnete), obwohl das wahrlich kein ungezogenes Mädchen war. (Na gut, die ein oder andere Ungezogenheit vollführten wir schon in der netten Lichterfelder Lilienthal-Hütte ihrer Eltern, aber das gehört hier nicht her ...)

SIND WIR JETZT WIEDER GUT MITEINANDER, MEINE SEHR VEREHRTEN BERLINER GÖREN?

Och nööööööö, das darf doch nicht wahr sein!

Den ganzen Tag freue ich mich schon auf den abendlichen Bürofrieden - und natürlich auf meinen polnischen Lichtblick; ich habe sogar schon einen Satz auf polnisch auswendiggelernt: "Guten Abend, wären Sie so nett und würden nochmals dahinten saugen?" - und was ist heute?

WAS SOLL DENN DAS SEIN? HILFE! ICH BIN BLIND! HOFFENTLICH BÜCKT DIE SICH NICHT AUCH NOCH!

Was mache ich jetzt bloß? WO BIST DU, MEIN SAUGENDES POLENMÄDCHEN?

ICH KÜNDIGE! JAWOLL!

IN SO EINEM VERSIPPTEN SCHEISSLADEN KANN DOCH KEIN MENSCH VERNÜNFTIG ARBEITEN!

Ehrlich, Ihr Lieben, mir ist KEINESWEGS nach Späßen zumute, ich koche innerlich - aber der Reihe nach:

Gestern war ein friedlicher Tag, will sagen EIN HERRLICHER TAG! Azubinen in der Berufsschule, Sekretärin ab 9:30 Uhr hysterisch heulend verschwunden, weil ihr "Lebensgefährte" (hahaha, ne, ich sag da jetzt nix drüber, "Lebensgefährte", huhuhu, wer die Frau kennt, naja, ähem, egal jetzt) sie kurz nach ihrem Eintreffen im Büro anrief und gestand, daheim AUF DEN GOLDHAMSTER getreten zu sein!

Kurzum: keine nervenden Rangen, die mir ihre orthographischen Verhöhnungen der deutschen Sprache (vulgo "Berichtsheft") unter die Nase halten und/oder untereinander Zickenkriege ausfechten. Auch keine Anrufe, da ich mich mit der hundsverreckten Telefonanlage nicht auskenne und somit nicht weiß, wie ich vom Sekretariat auf mich umstellen kann (es KANN natürlich sein, dass ich das schon weiß, mich aber nur absichtlich so blöd stelle!).

Nun, was macht die dergestalt ihrer Alltagspflichten enthobene außertarifliche Lichtgestalt? RICHTIG, sie geht ein bisschen in anderen Abteilungen klönen, neudeutsch auch "networking" genannt. Ehrlich gesagt war mein Hauptantrieb ja, in Erfahrung zu bringen, wo mein bezauberndes Polenmädchen abgeblieben ist, nachdem meine Retina vorgestern Abend irreversible Schäden nahm, als ich die bärbeißige Putzwuchtbrumme in mein Büro stampfen sah.

Dass man mich hier noch überraschen kann, sodass ich mit offenem Mund vor dem Monitor hocke und suadenhaft "Das glaub ich nicht!" in meinen imaginären Bart brabble, hätte ich nicht gedacht.

Da chatte ich durchaus angeregt mit einer (Kölner?) Dame, um dann nach einer Stunde mit folgender Offenbarung geschockt zu werden:

Sie selbst sei "Produktionsassistentin" für eine dieser idiotischen Nachmittags-Talkshows; sie planen nun ein Special über Singles im Internet zu machen, und ich solle doch UNBEDINGT als Talkgast zur Aufzeichnung kommen, man würde mir auch Fahrt und Übernachtung zahlen.

JA BIN ICH EIN SILBERNACKEN IM AFFENHAUS UND PRÄSENTIERE PUBERTÄR KICHERNDEN SCHULKLASSEN MEIN GEMÄCHT?

UND DANN AUCH NOCH FÜR LAU?

Also, an die Damen und Herren dieses Gewerbes:

ICH BIN KÄUFLICH, ABER HABE MEINEN PREIS:

1.000 Euro: ich rede mit synthetisch verfremdeter Stimme hinter einer Milchglasscheibe über meine Erfahrungen, und jeder Witz kostet 100 Euro extra.

5.000 Euro: ich lasse Euch meine sonore Kontratenor-Stimme, bestehe aber auf diesen schicken schwarzen Säuferbalken über meinem Gesicht.

10.000 Euro: stark geschminkt und mit Sonnenbrille stehe ich Euren Moderatoren Rede und Antwort; und ich verlange eine Versicherung für den Fall, dass mich meine arme Mutter erkennt und vor Scham über ihren Sprössling einen Herzanfall erleidet.

Ernstgemeinte Angebote mit Nennung einer ECHTEN Kontaktperson, die verhandlungsberechtigt ist, bitte hier in mein Postfach.

Als erstes habe ich also meine Projektleiterinnen VORSICHTIG taktierend interrogiert - klar muss man bei Frauen anders vorgehen, wenn man sich Hinweise auf den Verbleib einer scharfen Superputze erhofft.

Zwei Mal Fehlanzeige ("Hä? Putzfrauen? Um die Zeit bin ich längst daheim!"), ein Mal Volltreffer ("Du meinst diese Schlampe mit den Riesentitten, die sie jedem Idioten ins Gesicht drückt?") Ich reagierte natürlich brüsk: "Ekelhaft, oder? Was die Kerle nur an solchen Weibern finden, ich schäme mich manchmal für mein Geschlecht!"

Leider war nicht mehr als unverhohlener Neid aus ihr herauszubringen, also ab in die anderen Etagen. Dort war es einfacher: zum einen nur männliche Kollegen, zum anderen genügte die bloße Erwähnung des Wortes "Putzfrau", um zu erkennen, wer mein Polenmädchen bereits kannte (glasige Augen, Atemnot, erhöhte Speichelproduktion), oder nur eine ihrer Kolleginnen (missmutiges Grunzen verbunden mit der Frage, ob ich nix besseres zu tun hätte, als sie vom Arbeiten abzuhalten).

Und, was soll ich sagen, die Gerüchte verdichten sich: SIE PUTZT JETZT IN DER VORSTANDSETAGE!

Ja sauber, prima! Das war ja abzusehen!

AUSBEUTER! KAPITALISTISCHE VETTERNWIRTSCHAFT!

SO KANN ICH NICHT ARBEITEN! WISSEN DIE IDIOTEN DA OBEN DENN NICHTS VON DER MASLOW`SCHEN BEDÜRFNISPYRAMIDE?

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Tag der Veröffentlichung: 17.11.2009

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