Es war Nacht im Sternenhimmelweg 4 im Stadtteil Hohenschönhausen von Berlin. Dort lebte ein achtjähriges Mädchen namens Connie mit ihren Eltern und ihrer 3 Jahre jüngeren Schwester Kimie. Connie war das wohl verträumteste Mädchen der Welt. Sie erfand gern Geschichten über Fabelwesen, Zauberwälder und Elfen. Und wenn sie groß ist, möchte Connie eine Elfe werden. Ihre Mama sagte immer "es gibt keine Elfen", doch Connie wollte ihr das nicht glauben. "Bloß weil Mama noch keine gesehen hat heißt das ja nicht, dass es keine gibt. Ich glaube an Elfen und irgendwann werde ich eine sehen, so steht es auch immer in den Märchen geschrieben. Und dann zeige ich Mama, dass es sie doch gibt." Es war schon spät. Schlafenszeit für Connie und Kimie. "Gute Nacht Kimie. Gute Nacht Mama und Papa." "Gute Nacht Prinzessin, träum schön." "Ja."
Connie ging zu Bett und lag noch einige Zeit wach, bevor sie einschlief. Im Traum stand sie mitten auf einem Waldweg, links und rechts von ihr war alles wunderbar grün. Eine warme Sommerbrise kitzelte ihre Nase. Der Geruch von wohlschmeckenden Waldbeeren lag in der Luft und Connie folgte ihm, getreu dem Motto "Immer der Nase nach". Sie blickte umher und entdeckte ein paar Himbeerensträucher, ging auf sie zu und aß einige der Beeren. Gekicher war von der anderen Seite der Sträucher zu hören. Connie lugte hindurch...
"Guten Morgen meine Kleine. Zeit für die Schule Connie," weckte sie ihre Mutter Carolina. Verschlafen schaute Connie ihre Mutter an. "Oh, guten Morgen." "Mach Dich bitte für die Schule fertig Connie." Einige Sekunden später stand Connie aus ihrem Bett auf. Sie putzte sich die Zähne, wusch sich und zog sich an, dann setzte sie sich zu ihren Eltern an den Frühstückstisch.
Nach dem Frühstück schnappte Connie sich das Pausenbrot, das ihre Mutter für sie geschmiert hatte, und stopfte es sich in die Schultasche. "Tschüß Mama und Papa," sagte sie und verließ die Wohnung. Sie hörte ihre Mutter noch hinterherrufen: "Tschüß und viel Spaß in der Schule." Connie hatte dort viele Freunde und Kunst und Musik waren ihre Lieblingsfächer. Dieser Schultag war sehr kurz, denn es gab die Jahresabschlusszeugnisse. Connie hatte nur Einsen und Zweien und wird in die dritte Klasse versetzt.
Connies Eltern freuten sich sehr über ihre guten Leistungen und zur Belohnung wollten sie in der kommenden Woche mit ihr in den Zoo gehen.
An diesem Abend ging Connie schon früh schlafen, nicht nur, weil sie müde war ...
In ihrem Traum stand sie wieder vor den Himbeersträuchern und hörte Gekicher. Sie spähte durch die Sträucher hindurch und wurde vom Licht der Sonne geblendet, so sehr, dass sie nicht erkannte, was sich hinter den Sträuchern befand.
"Komm schon... komm hindurch...," sagte eine sanfte Stimme. "Na los... trau Dich... hab keine Angst."
Langsam tastete Connie sich durch die Sträucher. Als sie hindurch war, konnte sie immernoch nichts sehen.
"Komm her zu mir... komm näher," sagte die fremde Stimme. Connie hielt sich die Hände über ihre Augen, damit die Sonne sie nicht zu sehr blendete. Sie ging ein paar Schritte gerade aus. So langsam gewöhnten sich Connies Augen an das helle Licht. Sie nahm die Hände runter und erkannte nun, wer gekichert hatte: ein kleines weibliches Wesen mit hauchdünnen Flügeln. "Wer bist Du?" fragte Connie. "Ich heiße Juel. Und Du bist Connie, nicht wahr?" "Äh... ja... woher weißt Du meinen Namen?" Das kleine Wesen kicherte und antwortete: "Elfengeheimnis."
"D-Du bist eine E-Elfe? Eine richtige Elfe?" "Oh ja." Das kleine Wesen tanzte, sprang und hüpfte um Connies Kopf herum.
"Na komm endlich und folge mir," rief Juel, als sie ein wenig durch die Luft schwebte. "Aber wohin führst Du mich?" "Zu einem fantastischen Ort, wo alles blüht und hübsch und bunt ist und wo es niemals Winter wird." Connie folgte der Elfe in die Richtung zu einem unbekannten Ort. Nach einer Weile blieb sie nächdenkend stehen. "Warum gehst Du nicht weiter?" "Juel... das ist nur ein Traum, nicht wahr?", fragte Connie. "Oh ja, das ist ein Traum, nein... es ist Dein Traum." "...aus dem ich bald aufwachen werde." "Das liegt ganz bei Dir," antwortete Juel und flog weiter voraus. Connie folgte ihr, in der Hoffnung, dass sie nie mehr aus diesem Traum aufwachen würde. Auf einmal wurde es dunkel und beinahe konnte Connie die eigene Hand vor den Augen nicht sehen. "Achte auf Deine Füße, sie könnten sonst in einer Baumwurzel stecken bleiben," sagte Juel. "Wo sind wir hier?" fragte Connie. "Das hier ist das Reich der Elfen. Hier wird es niemals Tag, schon seit Jahrhunderten." "Ich dachte Du führst mich an einen zauberhaften Ort," sagte Connie enttäuscht. "Genau hier her wollte ich Dich führen. Weißt Du, dieser Ort war nicht immer so dunkel wie jetzt. Vor langer Zeit war hier ein Ort der Schönheit, des Friedens und der Freiheit. Bis ein dunkles Zeitalter anbrach und beinahe unsere Gemeinschaft auslöschte. Kaum mehr als ein Dutzend von uns haben überlebt." "Was ist passiert?" fragte Connie besorgt. "Die böse Hexe Jojette hat uns die Sonne gestohlen. Elfen können ohne Sonnenlicht nicht lange überleben. Sie verlieren in der Finsternis ihren Lebenswillen und gehen... in den Himmel, wo es schön ist." Connie sagte zunächst kein Wort. Die Geschichte stimmte sie traurig. Nach einer Weile fragte sie Juel: "Aber was hat das mit mir zu tun?" "Du bist auf der Welt das einzige achtjährige Mädchen, das noch an uns glaubt. Du hast einen starken Glauben an uns. Deshalb erbitten wir sehnlichst Deine Hilfe." "Und wie kann ich euch helfen?" "Indem Du eine von uns wirst. Aber mehr dazu, zu gegebener Zeit."
Sie gingen tiefer in die Dunkelheit hinein. Connie folgte dem Licht, das von Juel ausging. Nach kurzer Zeit hielten beide inne. Juel machte eine komische Bewegung, dann war das Geräusch einer massiven sich öffnenden Doppeltür zu hören. Aus dem sich dahinter befinden Raum entfaltete sich ein gleißend helles Licht. "Das einzige noch existierende Licht in unserem Leben ist das Licht dieses Tempels," sagte Juel. "Tritt ein." Connie stieg einige wenige Stufen hinauf und trat ein in den riesigen Raum. Die goldenen Wände glänzten. "Das Elfenlicht läßt den Raum erstahlen." Connie hatte noch nie etwas schöneres gesehen. Sie hörte lautes Flügelschlagen und sah einige Elfen auf sich zu fliegen. "Ein neues Gesicht in unserer Mitte." "Willkommen, willkommen."
"Komm doch näher."
Connie trat näher in die Mitte des Raumes hinein. Die Elfen umschwärmten sie und betrachteten sie dabei genau. "Hört mal her, Freunde," sagte Juel und alle drehten sich zu ihr um. "Das ist das Mädchen, nach dem wir gesucht haben. Connie wird uns das Licht zurück bringen." "Zumindest will ich es versuchen," warf Connie ein.
"Hallo Connie, ich heiße Matilda." "Und ich Trixie." "Ich bin David." "Und ich Consuela." "Mein Name ist Mike." "Und meine Wenigkeit nennt man Tom." "Ich bin Mark." "Mich nennt man Carolina." "Und ich bin Josie." "Ich bin Peter." "Und ich Maja." So stellten sich die Elfen der Reihe nach vor. "Und jetzt machen wir schnellstens eine gute Elfe aus Dir," sagte Consuela. "Und wie?," fragte Connie. "Sieh einfach nur zu," antwortete Maja. Die Elfen begannen Connie zu umkreisen und führten dabei einen speziellen Tanz auf. Connie wurde es ganz warm ums Herz und sie spürte, wie sie langsam Flügel bekam. Als die Elfen fertig waren, trug sie ein wunderschönes Elfenkleid und hatte vollständig gewachsene Flügel. "Jetzt siehst Du aus wie wir. Später bringen wir dir bei, wie man zaubert," sagte Trixie. "Aber nicht mehr heute. Morgen ist auch noch ein Tag," fügte Juel hinzu. "Aber ich werde bald aus diesem Traum aufwachen und ob ich ihn noch einmal träume, weiß ich nicht," meinte Connie besorgt. "Keine Angst, Du wirst nicht aufwachen," entgegnete David. "Woher willst Du das wissen?" fragte Connie. "Elfen wissen vieles, was die Menschen nicht verstehen," antwortete Maja.
Es vergingen Tage und Nächte ohne, dass Connie aufwachte. Sie fragte sich warum, fand aber keine Antwort und auch die Elfen antworteten ihr darauf nicht. Sie hatte wenig Zeit darüber nachzudenken, denn sie hatte ein Versprechen gegeben, das es einzulösen galt, nämlich, dass sie das Sonnenlicht zurück erlangen würde. Doch dafür musste sie erst einmal zaubern lernen und das war gar nicht so einfach, wie es aussah. Doch Connie war ehrgeizig und lernte schnell. Innerhalb weniger Tage lernte sie die wichtigsten Elfenzauber: Der "Inferno" erzeugt für kurze Zeit künstliches Sonnenlicht, der "Reweaponius" ist ein Entwaffnungszauber, der "Liverte" läßt alles verdorrte neu erblühen, der "Sword" dient zum Angriff, der "Paralyus" lähmt den Gegner und der "Savior" dient zur Abwehr gegnerischer Angriffe. Es bereitete Connie keine großen Schwierigkeiten, all diese Zauber innerhalb eines Tages zu lernen.
"Kommen wir nun zum letzten Zauber, den Du lernen musst: dem "Fly". Dies ist ein Schwebezauber, damit kannst Du alles, was Du willst, zum Schweben bringen. Richte den Zauber auf Dich selbst und Du wirst fliegen wie wir," sagte Juel. "Okay, ich will es versuchen." Connie hielt ihre Hände auf sich gerichtet und rief "Fly", doch nichts geschah. "Du musst Dich ein wenig vom Boden abstoßen," riet Maja. "Gut, noch einmal. Fly." Wieder nichts. Beim dritten Mal schaffte es Connie aber dennoch wenigstens für ein paar Sekunden einige Millimeter zu schweben. "Noch einmal, dann hast Du es raus," sagte Tom. Und tatsächlich... sie schwebte über dem Boden. "Benutze Deine Flügel, um zu fliegen," rief Juel Connie zu. Connie schlug mit ihren Flügeln und drehte ein paar Runden durch den Raum. "Ich fliege... ich kann es nicht fassen, ich fliege," sagte Connie vor Freude strahlend.
"Nun kommt der schwierigste Teil: Du mußt lernen, gleichzeitig zu fliegen und zu zaubern," sagte Juel, als Connie auf sie zu flog. "Aber das lernst Du morgen. Für heute soll es genug sein. Du solltest noch ein wenig das Fliegen üben." Und so flog Connie noch viele Runden bis es an der Zeit war, schlafen zu gehen.
Mitten in der Nacht wurde sie unsanft aus dem Schlaf gerissen. "Achtung Elfen, bildet eine Linie, sie kommt," schrie Maja. "Was? äh...wer?," fragte Connie irritiert. "Die Hexe und ihr Gefolge. Sie kommen, um uns das letzte Licht zu nehmen, das wir noch haben: nämlich unser eigenes Elfenlicht." Sofort sprangen alle auf und gingen in Position, bereit um zu kämpfen. Auch Connie war in Bereitschaft. Plötzlich flog mit lautem tosen die steinerne Tür des Tempels auf. "Elfen, hebt Eure Hände," wies Juel ihre Freunde an, "und denkt an etwas Schönes. Du auch Connie." Alle hoben streckten die Hände gen Himmel aus und Connie dachte an ihre Familie. Sie konnte sehen, dass etwas glockenförmiges, beinahe transparentes sich um die Elfenschar ausbreitete.
"Euer Schutzwall wird Euch nichts nützen," schrie die böse Hexe Jojette und begann hämisch zu lachen.
"Leider hat sie recht. Die Schutzglocke wird nicht lange halten," rief Tom. "Dann sollten wir sie nicht aufrecht halten und lieber unsere Kräfte schonen," schlug Connie vor, "los, Hände runter!" Alle ließen ihre Hände sinken und die Schutzglocke löste sich allmählich auf. "Gutes Mädchen, das beschleunigt die Sache ein wenig. Ihr werdet euer Licht niemals wieder bekommen," sagte die Hexe in düsterem Ton. "Falsch," sagte Connie und jagte der Hexe einen Sword auf den Hals. Doch diese wehrte ihn mit einer kurzen Handbewegung ab und lenkte ihn auf Connie zurück. Der Zauber riss sie zu Boden. "Ist das alles?," lachte die Hexe. "Oh nein," sagte Connie und drehte sich zu den Elfen um. "Sie können Dir nicht helfen. Sie haben vor langer Zeit versucht mich zu besiegen und sind gescheitert. Sie haben es geschafft mit einem Entwaffnungszauber sich selbst zu entwaffnen. Es war ein Leichtes ihn abzuwehren. Mit anderen Worten, sie können nicht einmal die einfachsten Zauber mehr ausführen, denn ihre Kraft reicht für diese nicht aus. Sie haben ihre letzte Energie für diesen Schutzwall verschwendet." Die Elfen blickten wehmütig und flehend zu Connie. Diese richtete sich auf und wandte sich wieder der Hexe zu. "Also gut, dann schaff ich es eben allein." "Du dummes Mädchen. Deine Zauber sind nicht annähernd so stark wie meine." "Vielleicht, aber ich bin mutig und töricht genug es zu versuchen und werde Dich eines besseren belehren," giftete Connie zurück. Plötzlich fing Connie an zu lachen. "Worüber lachst Du dummes Mädchen?," fragte die Hexe. "Du wirst es sehen, wenn es soweit ist," anwortete Connie und richtete erneut einen Sword auf die Hexe. "Hast Du denn nichts dazu gelernt, Menschenkind?," schrie die Hexe und wehrte ihn erneut ab. Connie wich aus und griff sie immer und immer wieder an und immer und immer wieder blockte die Hexe ihren Zauber und immer und immer wieder wich Connie aus, auch den Zaubern, die die Hexe von sich aus auf Connie abfeuerte. "Deine Zauber sind immer schwächer geworden. Du hast all Deine Kraft dafür verschwendet, sie auf mich abzufeuern, während ich ihnen meist nur ausgewichen bin," sagte Connie. Die Hexe erstarrte beinahe vor Entsetzen. "Jetzt weißt Du, was so lustig war. Ich habe Dich dazu gebracht, Dich selbst zu schwächen. Jetzt ist meine Zeit," sagte Connie laut und schrie, "LIVERTE."
"Neeeeeiiiiin, das kann nicht sein," klagte die Hexe und verschwand wie von Geisterhand.
Nach einem kurzen Moment sagte Connie erfreut: "Seht doch, seht hinaus. Die Sonne scheint." Die Elfen flogen hinaus und erfreuten sich an diesem wunderschönen Anblick. Nur Juel blieb bei Connie und fragte: "Woher hast Du gewußt, was Du zu tun hattest?" "Menschengeheimnis," antwortete Connie frech grinsend. "Ich habe es gespürt, das sie schwächer wurde und Du hast mir beigebracht, dass der Liverte alles verdorrte neu erblühen läßt. Warum dann nicht auch ein verdorrtes Herz? Und das neue Leben ist genau dort," sagte Connie und zeigte mit dem Finger hinaus. Dort hockte eine junge Frau und pflückte Blumen. Es war die eben noch bösartige Hexe. "Als wäre nie etwas gewesen," sagte Connie beiläufig und ging...
Die Sonne kitzelte ihre Nase und Connie fand sich in einem weißen Raum wieder. "Bin ich im Himmel?"
"Nein mein Schatz, Du bist in einem Krankenhaus," antwortete Connies Mutter und umarmte ihre Tochter. "Wir sind so froh, dass Du endlich aufgewacht bist," sagte Connies Vater. "Was ist denn passiert?," fragte Connie. "Du bist Schlafgewandelt und hattest einen Unfall."
"Dann war es vielleicht doch nur ein Traum," murmelte Connie vor sich hin. Sie blickte zum Fenster hinaus und sah eine kleine Gestalt auf dem Fensterbrett. Sie winkte Connie zu und sagte: "Danke... für alles. Auf wiedersehen Connie." Connie winkte zurück und sagte leise: "Auf wiedersehen kleine Juel," und murmelte: "Es war doch kein Traum."
Texte: All rights reserved
Tag der Veröffentlichung: 12.01.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für alle Kinder der Welt.