Was passiert ist, ist passiert. Vorher zu sehen war es nicht. Könnt ich doch die Zeit zurück drehen. Doch anstatt, dass alles ist wie früher, stehe ich, den Untergang der Sonne bewundernd am Meer und erinnere mich...
Erst war es der Eine, dann der Andere. In meinen Händen halte ich ein Blatt Papier mit traurig schönen Worten. Connor, Du hast das Gedicht für Alex geschrieben:
"Vor dem Grab des Geliebten"
In tiefer Trauer blicke ich hinab, dann zu Dir. Warum mußtest Du gehen? Gott, warum ?
Du warst alt genug um zu leben, doch zum Sterben zu jung. Sie gaben Dir mit 16 nur ein Jahr noch, draus wurden zwei. Nie hatten wir genug Zeit und zu spät haben wir die Zeichen gesehen, die unser Leben bedeuteten. Es blieb noch Zeit für ein "Ja". Heute steh ich am Meer und übergebe Dich ihm. Eine Rose noch werfe ich Dir hinterher, doch kein Abschied. Ich folge Dir bald, denn sie geben mir noch ein Jahr.
Alexander Schatz, ich liebe Dich über alles auf dieser Welt. Warte auf mich!
Dein
Connor
Viel Zeit zum Kennenlernen war uns nicht gegönnt. Es scheint mir, es war erst gestern, da wir uns zum ersten Mal sbegegnet sind. Es im war Hospital. Alexander lag auf meiner Station, mit Aids infiziert. Dass er sie lebend verlassen würde, war bereits ausgeschlossen. Ich war seine Krankenschwester und schnell wurden aus drei sich fremden jungen Menschen beste Freunde. Alexanders Leidensweg war kurz und eines Tages im August schlief er in der Nacht ein und erwachte nicht mehr. Connor und ich übergaben ihn dem Meer.
Es dauerte nicht lang, da auch Connor im Krankenhaus lag mit dem Wunsch, endlich gehen zu dürfen. Und so geschah es, dass er Alex an einem Tag im Oktober folgte. Und ich übergab ihn dem Meer.
Ich kehre oft dorthin zurück in stiller wie absurder Hoffnung, dass ihr Tod nur ein Traum war. Ich bin in meinem Leben nie zuvor und auch nicht danach zwei Menschen begegnet, die einander so vertraut und geliebt haben. Ihr Tod ist ein schmerzlich großer Verlust. Umso kostbar schöner sind die Erinnerungen an beide. Ich werde sie nie vergessen.
Der Weg, den Connor und Alex beschritten, führte sie durch Himmel und Hölle. Doch das Ziel war es wert. Sie fanden etwas, das unvorstellbar schön ist. Im Stillen haben sie gehofft und dafür gebetet, dass ihre Krankheit sie nicht vor dem Erreichen des Ziels umbringt. Das war der einzig wahre Wunsch, den sie jemals jeder für sich auch hatten. Bemerkenswert. Wie ich die beiden gekannt habe, wie ihr Wesen war, ist so schön, dass ich es nicht beschreiben kann. Kein Sternen-alphabet könnte mit seinen Buchstaben jemals Worte Formen, die dies ausdrücken können. Aber das hier sagt alles, oder nicht?:
"Für Alexander von Connor - in ewiger Liebe:
Letzte Worte eines Sterbenden
Ich sitze hier vor einem leeren Blatt Papier. Die Worte in meinem Kopf fließen in meine Feder, welche die royalblaue Tinte zu geschriebenen Gedanken formt.
Die Worte schreien schweigend Deinen Namen, der eine wohltuende Melodie spielt. Der Wind trägt sie fort, zu einem wunderbare Ort.
Die Erinnerung an Dich bringt bringt die Sonne in mein Herz zurück, die für einen Moment den schattigen Schleier verdrängt. In diesen kostbaren Momenten bist Du so lebendig wie einst, und näher als ich mir selbst es je sein könnte.
Die Stille ist überall zu hören. Und sie kommt näher, immer näher. Meine Zeit ist gekommen, ich gehe nun, gleich sind wir wieder Eins."
Schönere Worte kann man in seinen letzten Momenten nicht sprechen, nicht wahr?
Nele
Texte: All rights reserved
Tag der Veröffentlichung: 02.01.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für meine Lieben