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Vorwort:


Versucht nicht die Welt daran zu hindern, sich zu drehen. Versucht nicht die Sonne vom Scheinen abzuhalten. Versucht nicht zu verstehen, was Ihr nicht verstehen wollt. Ihr werdet dran scheitern!
Versucht nicht, mich zu ändern. Versucht nicht aus mir zu machen, was ich nich sein will: Wie die meisten von Euch. Ihr werdet dran verzweifeln!
Versucht nicht mich

zu finden, findet Euch zunächst selbst! Ihr werdet einen Weg finden.

Dies ist der meine...

Es ist ein stinknormaler Tag, nichts besonderes ist passiert. Alles ist so wie immer, normal wie jeden Tag. Und ich habe es schon wieder getan: ich habe ein Wort in den Mund genommen für das es keine Erklärung gibt. Niemand hat mir bisher erklärt, was normal ist. Gibt es so etwas überhaupt? Oder ist dieser Begriff schon so selbstverständlich für uns, dass wir uns darüber den Kopf nicht zerbrechen. Vielleicht bedeutet normal sein, einer bestimmten Regel ausnahmslos zu folgen und wer es nicht tut, wird grausam bestraft.

Meine Eltern sagten immer, ich benehme mich nicht wie ein normaler Junge, doch wie sich ein normaler Junge benimmt, konnten sie mir selbst nie sagen. Dass ich anders bin, wußte ich schon immer, nur nicht, was an mir so anders war. Irgendwann im Leben kommt man an den Punkt, an dem man es herausfindet und in meinem Fall, spielt mein bester Freund Alexander wohl die wichtigste Rolle.

Wir kennen uns seit wir denken können und waren immer wie Brüder zu einander. Wir haben all die schönen Dinge unseres jungen Lebens gemeinsam durchlebt, sind durch Höhen und Tiefen gegangen und waren immer ehrlich zueinander. Eigentlich waren wir wie die anderen Jungs in unserem Alter auch. Nur eine Sache unterschied uns von ihnen und obwohl wir uns alles anvertrauten, wußten wir beide in diesem Punkt nichts voneinander. Zugegebener Maßen war es schon seltsam, dass wir nie über Mädchen redeten. Die anderen Jungs hatten schon mehrere Freundinnen, wir noch keine und das mit 20 Jahren. Aber ehrlich gesagt, hat uns das nicht gestört. Sollten doch alle denken, was sie wollten. Und das taten sie auch und wie sie es taten.

Irgendwann kommt man an einen Punkt, an dem es einem allerdings nicht mehr egal ist, was andere Leute denken und damit meine ich nicht Jene, die sich ein Urteil über mich bilden aber mich nicht einmal kennen. Du lernst Dich selbst besser kennen und willst Dir wichtige Personen auch besser kennen lernen und dann fragst Du Dich, ob sie genauso sind wie Du und Du begibst Dich auf eine Expedition ins Unbekannte. Vielleicht erfährst Du Dinge, die Du lieber nicht erfahren hättest, vielleicht aber entdeckst Du Gemeinsamkeiten oder lernst Dinge aus einer anderen Perspektive kennen. Was auch immer eintreffen wird, das Ende vom Lied ist immer das Selbe: es ist irreversibel (nicht mehr rückgängig zu machen).

Rede ich wirres Zeug? Macht nichts, denn verwirrt war ich auch, als meine Expedition ins Unbekannte ihren Lauf nahm. Bei mir selbst stieß ich auf Dinge, die ich nicht verstand. Ich schaute in mich hinein und sah Jemaden, Jemanden, der nur unscharf erkennbar war. Mein Herz schlug Purzelbäume, in meinem Bauch veranstalteten Schmetterlinge Freudenflüge und meine Knie waren plötzlich Wackelpudding. "Was zum Teufel ist los mit mir", fragte ich mich immer und immer wieder.

Es war, als würde ich den Mount Everest besteigen. Ich war schon weit gegangen, doch noch lange nicht an der Spitze des Gipfels angelangt. Doch mit jedem Schritt wurde alles ein Stück weit klarer und Vieles rätselhafte ergab immer mehr einen Sinn. Manche Menschen finden sich bis zu ihrem Lebensabend nicht, bei einigen geht es schnell, bei anderen dauert es länger und widerum andere geben auf. Ich brauchte einige Zeit, bis ich alles über mich wußte, aber nicht eine Sekunde bereue ich.

Ich fasste nach langem Überlegen einen Entschluss: ich muss über meinen Schatten hinwegspringen und allen, die mir wichtig sind, verraten, was ich erkannt habe. Ich hatte jedoch Angst davor, sehr große Angst. "Was ist, wenn sie mich abweisen?", fragte ich mich. "Wird sich für mich etwas ändern?" Das konnte bis dato nur Gott wissen, dessen Plan niemand kennt. Tagelang zerbrach ich mir den Kopf darüber, womöglich auch Wochen, Monate, ja vielleicht sogar ein Jahr, ich weiß es nicht, aber auf jeden Fall, kam es mir sehr lange vor. Ich lag Nächte lang wach und schob es immer wieder vor mir her bis ... bis zu jenem Tag X.

Meine Mutter und ich hatten einen Streit, keine Ahnung, worum es diesmal ging. An eines aber erinnere mich genau und es ist eine Frage, die mir meine Mutter stellte: "Was ist nur los mit Dir in letzter Zeit? Wenn Du etwas auf dem Herzen hast, dann sprich mit mir verdammt nochmal darüber. Du hast doch etwas, oder?" Und ich antwortete ihr: "Ich sage Dir, was mit mir los ist, aber wir müssen auf Dad warten, denn er soll es auch hören. " Also warteten wir auf ihn und ich kann nur sagen, es waren die längsten 30 Minuten meines Lebens.

Meine Eltern hatten mit so ziemlich allem gerechnet und insgeheim auch schon mit dem, was ich nun endlich bereit war auszusprechen. Ich war erleichtert, meinE Eltern eher gefasst und gleichzeitig froh über meine Ehrlichkeit, ja sogar leicht beeindruckt. Ich hätte es schon viel eher wagen sollen, aber die Theorie ist meist leichter als die Praxis. Aber ehrlich gesagt, der schwierigste Teil der Geschichte stand mir noch bevor. Wie sollte ich es Alexander beibringen und wie würde er wohl reagieren? Da ich dies unbedingt wissen musste, gab es nur einen Weg es herauszufinden: Karten auf den Tisch.

Wir hatten uns geschworen, immer ehrlich zu einander zu sein und das waren wir. Wir gaben uns dieses Versprechen, als wir 12 waren und dieses durfte ich um keinen Preis brechen. "Lieber sterbe ich in Ehrlichkeit gebadet, als in einer Lüge zu ertrinken." Ich bat ihn, sich mit mir an einem stillen Platz zu treffen. Mir gingen viele Dinge durch den Kopf, während ich auf ihn wartete, denn wie immer kam er zu spät. Welche Dinge, kann ich nicht sagen. Und dann kam er. Am Liebsten wäre ich unsichtbar gewesen, aber da musste ich nun durch. Zunächst tauschten wir uns über den vergangenen Tag aus, dann aber fragte er mich nach Grund, warum ich ihn unverzüglich unter vier Augen sprechen wollte. Ich atmete tief durch, redete etwas um den kochendheißen Brei und nahm schließlich all meinen Mut zusammen und sagte ihm, was schon vor langer Zeit hätte gesagt werden müssen. Danach schwiegen wir für Minuten. Man konnte sogar die Stille hören, so laut war unser Schweigen.

Ich war froh, als Alexander dann endlich die Situation sprengte. Ich konnte kaum glauben, was ich da hörte. Hatte er das wirklich gerade gesagt? "Bitte sag das noch einmal, damit ich weiß, dass ich nicht geträumt habe!" Es war kein Traum, das was folgte jedoch schon. Der schönste meines Lebens und er darf niemals enden. Eine riesige Mauer war endlich eingestürzt und dies erleichterte und verschönerte unser Leben zugleich. Wir fühlten uns freier und so gut wie nie. Unser Leben veränderte sich grundlegend und das zum Guten. Auch das unserer Familien veränderte sich, jedoch zum Umgekehrten als bei uns.

Eben noch lag ein Bericht aus einem bekannten Magazin vor mir auf dem Tisch und ich fand mich in der Geschichte, die er erzählte, wieder. Es ging um Menschen, die das Selbe durchlebt hatten wie ich und deren Familien reagierten, wie die meine. Die Familien dieser Menschen fragten sich plötzlich: "Was ist da schief gegangen? Was werden unsere Freunde, der Rest der Familie und die Nachbarn denken?" Ihr Leben geriet aus den Fugen wegen etwas, das längst keine Seltenheit und seit jeher Gott gegeben ist. Mein Freund und ich verstehen Reaktionen wie diese bis heute nicht, diese Abneigung und dieses nicht offen sein für Neues ebenso nicht. Ganze Familien gingen und gehen kaputt. Und warum? Das alles geschah und geschieht nur wegen diesem ein Satz: "Ich bin schwul." Und: ich habe die Liebe meines Lebens gefunden. Mein Freund Alexander ist das größte Geschenk auf der Welt.

Connor

Impressum

Texte: All rights reserved
Tag der Veröffentlichung: 11.12.2008

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für meine Lieben

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