Cover

Prolog/ 1980 Woking (England)




Mein Name ist Alice.
Alice Gibson.
In wenigen Minuten aber werde ich Alice Longbottom heissen. Dann werde ich die Frau von Frank Longbottom sein, Mrs. Frank Longbottom. Ich finde, dass hört sich gut an. Jetzt aber sitze ich noch zitternd auf einem Stuhl aus Holz in dem Schlafzimmer von Augusta Longbottom, meiner Zukünftige Schwiegermutter.
„Alice? Bist du soweit?“ Meine besten Freundinnen Lily Potter und Natalie Piasecki kommen in das kleine Schlafzimmer. Ich schüttele den Kopf, aber sage Ja.
„Ach Alice, es ist nicht schlimm, wirklich nicht!“ Lily setzt sich in ihrem dunkelgrünen Kleid vor mich auf den Boden. Natalie murmelt etwas, was sich verdächtig an hörte wie: „Ja klar, es tut wirklich nicht weh.“ Das war Natalie. In unserem letzten Hogwartsschuljahr, vor knapp zwei Jahren, hatte sie sich geschworen nie zu heiraten.
„Ich find es ja auch gar nicht schlimm!“ sage ich, wische mir eine Träne aus dem Augenwinkel und schlucke gleichzeitig. „Es ist schön! Sehr schön sogar! Stellt euch nun mal vor, ich werde Frank Longbottom heiraten. In wenigen Minuten! Frank Longbottom.“ Jetzt habe ich Mühe, die Tränen zu stoppen, die mir wie ein Fluss aus den Augen rollen. Deshalb hört sich mein Gestotter auch eher an wie: „I fin e a au ga ne sim! E i ön! Ehr ön sogar! Stell eu nu ma or, i wer Fran Longboom heiaten. In enigen Minuten! Fran Longboom.“
„Alice, hör jetzt sofort auf zu heulen! Du verschmierst dir deine ganze Schminke und was soll Frank dazu sagen, wenn er erfahren wird das seine Braut heulend in dem Schlafzimmer seiner Mutter sitzt und nicht den Mut aufbringt da raus zu treten und nur ´Ja´ zu sagen?“ Natalie sieht mich mit gespitzten Lippen an. Dann hob sie eine Augenbraue und lächelt mich an. „Weisst du noch, wie du Frank vor dem Abschlussball verflucht hast, weil du geglaubt hattest dass sein Ganzes Gesülze nicht wahr war?“


Kapitel 1/ 1977 Hogwarts


Die Hogwarts-Hymne vor mich hin trällernd, lief ich hüpfend durch den Flur, zum Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Die Treppen, von denen ich gerade komme, hatten wieder Mal ihre Wege geändert und deshalb war ich zuerst im fünften Stockwerk gelandet, bis ich mich mühsam zu der fetten Dame hervor gekämpft hatte. Vor dem Bild blieb ich stehen und lächelte die Dame an. Ich fand, dass die fette Dame gar nicht mal so fett war.
„Ach her je, schon wieder das Huffelpfuff-Mädchen! Was hast du nur immer hier verloren?“ Meckerte sie, aber ich nahm es ihr nicht übel. „Zitronen Bonbons“, sagte ich, es war das Passwort für die Wohnräume der Gryffindors. Eigentlich dürften Schüler aus den anderen drei Häusern das nicht wissen, aber meine beiden besten Freundinnen, Lily Evans und Natalie Piasecki, waren beide Gryffindors und hatten mir deshalb ihr Passwort verraten.
Trotzdem schwang die fette Dame auf und ich kletterte durch das Bild hindurch – allerdings blieb mein Fuss an der Schwelle hängen und ich fiel der Länge nach hin. Als wäre das nicht genug, hatte ich auch noch einen Fünftklässler mit mir gerissen, der ein Glas mit roter Flüssigkeit in der Hand hatte. Ja, ich verstand es wirklich gut, alle Aufmerksamkeit auf mich zu richten. Aber zu meiner Verteidigung, ich konnte nichts dafür, ich war einfach schusslig.
„Oh, tut mir Leid, das wollte ich nicht, kann ich dir irgendwie helfen?“ Ich versuchte mich aufzurichten und nicht so ein jämmerliches Bild von mir ab zu geben, was mir nicht gelang, da diese rote Flüssigkeit über mein hellblaues T-Shirt geleert wurde und es nun einen ziemlichen Fleck auf meinen Brüsten hatte.
„Äh“, stammelte der Junge. Ich musterte ihn, er hatte braunes Haar und graue Augen und kam mir sehr bekannt vor. „He, du bist doch der, dem ich gestern mein Pudding über dem Kopf ausgeschüttelt habe!“ Er machte grosse Augen.
„J…J…. ja“, stotterte er. „Und vor einer Wo… Woche ha… ha… hast du mir d… dein Tintenflä…Fläschchen über meine Ha…Hausaufgaben aus geschüttet.“ Ups.
„Das tut mir wahnsinnig Leid! Sag mir wie ich das wieder gut machen kann, es tut mir echt leid. Ich weiss nicht, weshalb das immer nur mir passiert, aber ich kann’s irgendwie nich abstellen. Also wenn du mal bei irgendwas Hilfe brauchst, dann sagst du mir einfach Bescheid. Okay? Wirklich, es tut mir leid.“ Ratterte ich in einer ungläubigen Geschwindigkeit herunter.
„Ach Gibson, ich wusste gar nicht, dass du jetzt auch auf Fünftklässler losgehst.“ Hörte ich eine mir nur allzu bekannte Stimme hinter mir. Ich wurde knall rot. Nein, röter als rot.
„Äh“, ich stand auf und drehte mich um, dabei vergass ich aber, dass der Junge ebenfalls noch am Boden lag und stolperte deshalb über ihn, bei dem Versuch nach hinten zu gehen. Bevor mein Hinterteil jedoch wieder den Boden berührte, hatten sich zwei Hände fest um meine Oberarme geschlungen und ich schaute in die spöttischen Augen von Frank Longbottom.
Frank Longbottom war der heisseste Junge der Hogwarts zu bieten hatte. Na ja, er war gleich hinter Sirius Black und dessen Freund James Potter und Adrian Miller aus Ravenclaw.
„Hübsches T-Shirt das du da trägst.“ Konnte man noch röter als röter werden? Ja man konnte. Also wurde ich nun am rötesten und hatte somit bewiesen, dass Rot definitiv ein Adjektiv war.
„Äh“, stammelte ich wieder und schaute mich Hilfesuchend nach irgendjemandem um – meinetwegen konnten jetzt gut mal ein paar Slytherins kommen. Doch leider waren alle Gryffindors nur damit beschäftigt sich gerade über Alice Gibsons neustens Missgeschick auszulassen.
„Sag Mal, was willst du eigentlich wieder hier im Gemeinschaftsraum von uns?“ Bohrte Frank weiter. Himmel, merkte er den nicht, das ich in seiner Gegenwart so wie so kein Vernünftiger Satz bilden konnte?
„Ich.. äh… ich wollte zu Lily und …äh… Natalie.“ Piepste ich. Er grinste. Gott war das Peinlich! „Na dann“, sagte er nur. „Wünsch ich euch mal viel Spass, aber denk dran Gibson, geh vor Sperrstunde zurück, sonst kommst du am Nächsten Morgen wieder im Pyjama zum Unterricht.“ Leider war mir das wirklich mal passiert. Da ich am Abend noch ziemlich spät bei meinen Freundinnen rein geschaut hatte, habe ich gleich dort übernachtet um am nächsten Morgen prompt verschlafen. Und da Lily nichts von zu spät kommen hielt, musste ich in meinem Kuh-Pyjama in den Zauberkunst Unterricht.
Ich riss mich von Frank los und flüchtete dann panisch die Treppe zu den Mädchenschlafsäälen hoch. Vor her lief ich allerdings noch in das Treppengelände. Das Lachen der Gryffindor Schüler begleitete mich nach oben.

Ich vergrub mein Gesicht in das Kopfkissen von Natalies Bett.
„Das war so peinlich!“ Nuschelte ich, aber ich glaube, es hat sich für Natalie und Lily eher angehört wie: „Dat ar o peilich!“
„Ach komm schon Alice, das kann doch jedem Mal passieren.“ Versuchte Nate mich zu trösten. Natalie Piasecki, eine hübsche Brünette, das Partygirl. Allerdings hielt sie diesen Ruf nur als Schutzschild vor sich, denn in Wirklichkeit war sie ziemlich schüchtern und war – gegen alle Behauptungen- noch Jungfrau. Ich musste gar nicht auf schauen um zu wissen das sie mit den Augen rollte.
„Aber es passiert immer nur mir! Und Frank hat es gesehen! Das ist sooo ungerecht.“ Heulte ich weiter. („Aer e assiert imma nu mi! Uuuun Fraaan aat e gsehn! Dat iiiis ooo ungeech!“) Irgendwie kam ich mir vor, wie ein Trotziges Dreijähriges Kind.
„Aber Alice, das stimmt doch gar nicht. Ich bin doch gestern erst über die Bücher von Potter in der Bibliothek gestolpert und Mark hat es auch gesehen.“ Mark Quinn, Torhüter von Ravenclaw und momentan der neuste Schwarm von Lily. Aber Lily hat es ja auch geschafft bei ihrem Fallen so graziös und elegant aus zusehen, wie kein Mensch es sonst Schaft. Und dann ist ihr Quinn auch noch zur Hilfe geeilt – na gut, James auch, aber das zählt ja nicht.
„Sieh es doch mal anders, jetzt hat Frank dich wenigstens bemerkt. Letztes Mal hat er dich nur auf die Fresse fliegen sehn.“ Das ist allerdings auch wahr. Während Frank mit einem wunderschönen Mädchen aus meinem Haus redete, fiel ich vor Schock über einen Rucksack. „Und ausserdem hast du jetzt noch Stoff für deine Kolumne bekommen!“ Ich schaute Natalie ins Gesicht. Meine Kolumne, damit meint sie meinen wöchentlichen Beitrag zu dem Hogwarts Klatschblatt. Allerdings weiss niemand – ausser Jaromir Van Dommelen (der Chefreporter und Lehrer für Muggelkunde) und Lily und Nate - wer Lica Gibbs ist. Zu gegeben, dieser Pseudoname war nicht wirklich originell. Aber bis jetzt hat niemand hinter der vorwitzigen Lica Gibbs Alice Gibson vermutet. Dazu war Alice ja auch zu tollpatschig.

Kapitel 2/ 1977 Hogwarts



Am nächsten Morgen – nein ich hatte dieses Mal nicht verschlafen, Dank Natalies Eule, die hartnäckig um viertel nach sieben an das Fenster meines Zimmers geklopft hatte- ging ich gut gelaunt die paar Treppen vom Huffelpfuff Gemeinschaftsraum bis zu der grossen Halle, als ich Opfer einer Attentat wurde.
Was ich nicht bemerkt hatte war, dass jemand durchsichtige Schnur zwischen die Tür der grossen Halle gespannt hatte und so flog ich darüber. Als wäre das nicht genug (dass mich alle Schüler anstarrten) hörte ich ein bedenkliches Klirren. Ich schaute mich unauffällig um, nein, es war kein anderer Schüler da, den ich, auszuersehen mit mir gerissen habe. Aber als mein Blick nach oben wanderte, sah ich das Grausen.
Wer auch immer sich dieser Scherz mit mir ausgedacht haben könnte, er war gut ein studiert. Denn genau über meinem Kopf befand sich einen Farbeimer, der ziemlich wackelte. Und ehe ich mich versah leerte sich auch schon blaue Farbe über meinen ganzen Körper.
„Ahhhh!“ Kreischte ich. Das war meine einzige Schuluniform gewesen, die nicht gerade in der Wäsche war. Ich konnte mir denken wer das gemacht hatte. „JAMES POTTER! SIRIUS BLACK! MEINE RACHE WIRD SCHRECKLICH SEIN! NEHMT EUCH IN ACHT! AB JETZT HABT IHR KEINE RUHIGE MINUTE MEHR, DAS SCHWÖRE ICH!“ Mein Gesicht war von Zornesröte überzogen und es wurde auch nicht besser als die ganze Schülerschar anfing zu lachen. Peiiinlich!
„Oh Alice, dass war doch keine Absicht, eigentlich war die Farbdusche für Schnifelus gedacht.“ Lachte Potter. Ich ballte meine Hände zu Fäusten und hätte sich nicht ein paar Starke Arme um meine Talje geschlungen, so wäre ich auf die vier lachenden Rumtreiber losgegangen.
„Hei Gibson, beruhig dich. Und lass Potter in Ruhe. Wir brauchen ihn für das Spiel nächsten Samstag.“ Ich atmete zischend aus. Dann drehte ich mich um und brüllte Frank Longbottom an, der mich verwirrt ansah.
„IST DASs DAS EINZIGE AN DASS DU DENKEN KANNST?! AN QUIDITCH?!“ Meine Stimme ging gegen Ende meines Geschreis etwa noch zwei Oktaven weiter in die Höhe. Ich konnte es einfach nicht glauben. Gerade bin ich voll mit blauer Farbe beschmiert worden und das einzige was ihm in den Sinn kommt, ist Potter zu verteidigen?! „DU BIST SO EIN… EIN… EIN HOLZKOPF, LONGBOTTOM!“
Wütend riss ich mich von ihm los und stampfte zum Gryffindortisch, schnappte mir dort Nate und Lily und zog sie mit mir aus der Halle.
„Hee Lic, as ol dat?“ Ich zog eine Augenbraue hoch. Natalie sprach mit vollem Mund. Aber das war nichts aussergewöhnliches, allerdings fiel ihr nur gerade den halben Essinhalt aus dem Mund, was nicht gerade Appetitlich ist, auch wenn ich nix gegessen hatte, schlägt es mir auf den Magen.
„Ich kann`s nicht fassen! Dieser Potter, er treibt mich noch in den Wahnsinn. Wusstet ihr, dass er alleine Heute, heute Morgen, mich schon vier Mal gefragt hat ob ich mit ihm ausgehe! Man sollte meinen, dass selbst der Dümmste aus Fehlern lernt, aber das trifft bei Potter nicht zu. Ich könnte ihn erwürgen! Und was er dir angetan hat, Alice, das ist ja sooo kindisch!“ Damit lenkte Lily die Aufmerksamkeit wieder meinen durchnässten Klamotten – irgendwie scheint das gerade „in“ zu sein bei mir – gestern hatte mir dieser Fünftklässler nämlich rotes Schlabber- Wasser- Was- Auch- Immer- Es– War- Zeugs über mein T-Shirt geschüttet. –
„Wenn wir uns beeilen, kannst du dich noch kurz Umziehen gehen, dann haben wir“, Natalie zog einen verknitterten Zettel aus ihrer Umhängetasche, „ Zaubertränke mit Slughorn!“ Sie stöhnte laut auf. Jeder wusste das Natalie Horace Slughorn nicht leiden konnte und umgekehrt ebenfalls. Grund dafür – vermute ich jedenfalls- ist, weil meiner Freundin in der ersten Klasse einen misslungener Zaubertrank hochgegangen war und der Professor ebenfalls was abbekommen hatte, das Resultat war, das wir Nate und Slughorn zwei Wochen lang im Krankenflügel besuchen durften.

Dank Lily kamen wir aber doch noch rechtzeitig in den Unterricht – dafür hatte ich jetzt zwei verschieden Farbige Socken, eine falsch zugeknöpfte (und eingelaufene) Bluse und ein etwas zu kurzer Rock an. Ich versuchte dass alles mit einer überdimensionaler Jacke, die meinem Bruder Janson gehörte, zu verdecken.
„Wow Gibson, wenn ich gewusst hätte, in was für ein Outfit du dich quetschst, hätte ich dich viel eher mit Farbe vollgespritzt!“ Anziehend leckte sich Sirius Black über die Lippen.
„Sei doch still Black!“ knurrte Natalie, die sowie so schon mies gelaunt war, seit sie gesehen hatte mit wem wir die erste Stunde hatten.
„Oh Piasecki, ich wusste das du einfach auf mich steht’s, deshalb bist du jetzt auch eifersüchtig auf Alice, weil ich gerade mit ihr flöte. Aber keine Sorge, Schätzchen, meine Liebe gehört nur dir!“ Er machte Anstalt vor ihr in die Knie zu gehen, doch da kamen vier allzu bekannte Slytherins um die Ecke. Sofort wurde Sirius‘ Miene stahlhart.
„Sirius“ Bellatrix Black, seine Cousine, baute sich vor ihm auf. „So, hab gehört du bist jetzt ernsthaft zu dem Blutsverräter gezogen. Schande über dich! Deine Armen Eltern. Wie konntest du nur so eine… eine… Missgeburt werden?“ Sie spuckte das Wort, Missgeburt, aus als würde man davon krank werden.
„Weisst du Bella, dein Problem war schon immer, das du keine Eigene Meinung hattest. Du plapperst einfach alles nach, was deine Eltern sagen.“ Sirius‘ graue Augen erinnerten mich an einen Sturm. Na ja, eher einen Schneesturm, so kalt wie sie blickten. Bellatrix packte ihren Zauberstab fester und beugte sich vor, damit sie etwas in das Ohr von Sirius flüstern kann, ohne dass wir anderen etwas hören konnten. Zum Glück kam dann gerade Professor Slughorn.
„Mister Black? Geht es Ihnen gut? Sie sehen so blass aus.“ Bemerkte er nur, doch Sirius schüttelte hastig den Kopf. Ich fand das sehr seltsam, Sirius war doch sonst immer mutig und sagte seiner Cousine die Meinung. Was also konnte ihn so verunsichert haben? Statt dem Professor zu zuhören, richtete ich meinen Blick starr auf Sirius, der eine Reihe vor mir sass, weil Slughorn die vier Rumtreiber getrennt hatte. Deshalb sass ich jetzt auch neben Remus Lupin, anstatt neben Lily oder Natalie. Natalie hatte das grösste Pech von uns allen, ihr Partner war nämlich Severus Snape, oder auch Schnivelus, wie die Rumtreiber ihn nannten. Lily hingegen hatte den charmanten Mark Quinn ergattert. Black benahm sich nicht auffällig, er sah sich ein paar Male nach Natalie um – aber das war nichts Neues. Meiner Meinung nach war er sowie so Hals über Kopf in sie verliebt. Warum hiess es eigentlich „Hals über Kopf“? Sollte es nicht eher „Herz über Kopf“ heissen? Ich nahm mir vor, das die Leser von Lica Gibbs‘ wöchentliche Kolumne zu fragen.
Am späteren Nachmittag, nach dem ich mich zwei Stunden lang durch alte Runen gequält hatte – weshalb habe ich so ein schreckliches Fach überhaupt genommen?!- setzte ich mich mit meinen Freundinnen auf eine Bank, beim See von Hogwarts. Es war ja erst anfangs Herbst und noch schön warm. Natalie hat es sich auf dem Boden bequem gemacht und schrieb dort gerade ein Aufsatz eines anderen Siebtklässler ab. Lily sass zusammengekauert auf der Bank und las ein Schulbuch. Wie immer, wenn sie lass, kaute sie an ihren Fingernägeln. Ich warf einen missbilligen Blick darauf.
„Lily!“ Fing ich an. „Habe ich dir nicht erst vor gestern erklärt, wie schrecklich deine Nägel später mal aussehen werden, wenn du mit dem weiter machst?“ Lily grunzte als Antwort nur und ich wendete mich dem leeren Pergament vor mich zu. Dann fing ich an zu schreiben. Nach ein paar Minuten jedoch, wurde unsere traumhaft schöne Ruhe zerstört.
Die Rumtreiber kamen mit einer ganzen Schar ihrer Bewunderer zum See und leider genau auf uns zu.
„Hey Evans! Gehst du mit mir aus?“ James‘ strahlende Mine blendete mich fast.
„NEIN POTTER! BIST DU EIGENTLICH SO DÄMLICH ODER TUTST DU NUR SO?! ICH. WERDE. NIE. MIT. DIR. AUSGEHEN. NIIIIIE! KAPIER DAS ENDLICH!“, brüllte Lily. Ich hielt mir die Ohren zu. Ich hab ja nichts gegen Lily, ich meine, sie ist eine meiner besten Freundinnen, aber wenn Lily schreit, hört es sich einfach grauenhaft an. Ihre Stimme wird dann ganz hoch, fast ein Quietschen und ich kann mir nicht vorstellen, dass James immer wieder gerne diesen einfallsreichen Wortschwall einfach nur so hinnimmt. Doch anstatt jetzt wieder abzuhauen, hatten die vier Rumtreiber einen anderen Plan. Sie setzten sich nämlich zu uns.
„Wer hat euch den Eingeladen?!“ Meckerte Natalie, die versuchte, so viel Abstand wie möglich zwischen ihr und Sirius zu bringen. Was ihr, devinitif, nicht gut gelingt, da Sirius mal wieder ziemlich anhänglich war. Das passierte vielleicht nur alle zwei Male im Jahr.
Ich packte mein Pergament wieder ein uns stand auf. „Ich geh wieder rein, Leute. Zu viel Sonne tut mir nicht gut.“ Das stimmt irgendwie, denn im Gegensatz zu Nate, die immer sofort wunderschön braun wurde, bleibe ich lange weiss und dann wird mein Körper ganz rot. Janson sagte immer, ich sehe dann aus wie eine Erdbeere. Ich fand das gar nicht Lustig.
Mit meiner Tasche bepackt wollte ich wieder zum Schloss laufen. Wie gesagt, wollte.
Aber da kamen mir Frank Longbottom, Nicolas Deil und ein blonder Junge. Ich blieb stocksteif stehen. Ich konnte Frank heute nicht mehr begegnen, so wie ich mich heute Morgen auf geführt habe.

Kapitel 3/ 1977 Hogwarts


Ich sah mich hastig nach einem Versteck um. Zum Glück gab es in meiner Nähe einen Busch. Erst als ich mich unter den Blättern versteckte, merkte ich dass es ein Brennnesselbusch war. Ich verbrannte mich überall, aber ich biss auf die Zähne, um nicht auf zu schreien. Denn das wäre extrem peinlich gewesen.
Die drei Jungs liefen an meinem Busch vorbei.
„Was denkst du, Frank, werdet ihr das erste Spiel gegen Ravenclaw gewinnen?“ Ich erkannte Ian, der Quidditchreporter vom Hogwartsklatschblatt. Ian war in der vierten Klasse und ziemlich tüchtig. Er war im selben Haus wie ich.
„Ja. Die Raben haben keine Chance gegen uns. Wir sind dieses Jahr in Topform. Schliesslich haben wir Potter, Piasecki und Frank als Jäger und Thomson und Black als Treiber. Und Brand als Sucher. Nicht zu vergessen mich als Hüter.“ Antwortete Deil. Mit Piasecki war übrigens nicht Nate gemeint, sondern ihre kleine Schwester Cordelia.
Die Jungs liefen in die Richtung vom Quidditchfeld und ich beschloss spontan ihnen zu folgen. So wie es aussah, hätten die Gryffindor Training. Also beschloss ich etwas zu spionieren. Ich selbst spielte schliesslich auch Quidditch, auch wenn ich bei weitem nicht so gut bin wie Potter oder Frank. Aber ich war auch Jäger. Ich kroch unter eine der Tribünen und konnte von dort aus das Spielfeld genau sehen. Allerdings schien der Käpt’n nicht auf zu tauchen und das war – wie könnte es denn auch anders sein?- Potter. Doch der kam und kam nicht. Nach dem Frank ihn auf die übelste Weise verflucht hatte („So ein verliebter, arroganter, eingebildeterer und scheiss Depp!“ – nur so ein kleines, noch recht harmloses Beispiel), nahm er das Zepter selbst in die Hand. Ich beschloss wieder zurück zu gehen, doch weit kam ich nicht. Denn gerade als ich auf dem kleinen Station raus ging, hörte ich hinter mir eine Stimme, die mich – schon zum Zweiten Mal dieses Tages- zu stein erstarren liess.
„Na wenn das nicht unsere Blutverräterin Alice Gibson ist. Wie geht’s denn so, Kleines?“ Es war Regulus Black, der Bruder von Sirius. Ich drehte mich nicht um, wusste aber, dass es mindestens vier weiter Slytherins hinter mir waren.
„Lass mich in Ruhe Black!“ Zischte ich.
„Na, na, nur nicht so unfreundlich. Hab gehört du hättest dich heut‘ morgen wieder mal zu Idioten gemacht. Wie schade das ich das nicht mitbekommen habe, aber das ist ja nicht so schlimm, Gibson, das könnten wir jetzt gleich nach hohlen“ Er lachte und die andern vielen mit ein.
„Nein Danke, Black, kein Interesse.“, knurrte ich ihn an, hatte mich doch umgedreht und starrte ihm nun in seine, ebenfalls, grauen Augen. Im Gegensatz zu Sirius‘, in denen immer etwas Schalk waren, waren die von Regulus ganz trocken und höchstens bösartig.
„Das ändern wir aber schleunigst, nicht wahr, Jungs? Imobilius!“ Und ehe ich mich dagegen wehren konnte, wurde ich –jetzt wortwörtlich- erstarrt. Ich fand der Imobilius - Zauber schrecklich. Man sieht und hört alles, aber man kann nichts machen. Deshalb konnte ich mich auch nicht wehren als Black den Levicorpus auf mich hetzte. Urplötzlich hing ich kopfüber. Ich spürte, wie mir das Blut von den Füssen, in den Kopf lief.
„Na, gefällt dir das, Kleine?“ Spottete einer der Jungen, ich glaube er hiess Ernesto Orwell. Black schwenkte seinen Zauberstab hin und her und da ich immer noch Kopf über in der Luft hing, und der Zauber mit seinem Stab verbunden war, schwenkte es mich mit. Ich wollte schreien. Doch das wurde mir abgenommen.
„Black, lassen Sie sofort Miss Gibson hinunter! SOFORT!“ McGonagall – ich glaub, ich hatte mich noch nie so sehr gefreut wie jetzt, sie zu sehen- kam auf uns zu gerannt. Ich plumpste unsanft auf das Gras. Aua.
„Sind Sie denn noch ganz bei Sinne? Das gibt zwanzig Abzug für jeden von euch, für Slytherin! Und jetzt, mitkommen, Black, Orwell, Crouch und Zabini! Geht es Ihnen gut, Alice?“ Die Professorin beugte sich über mich. Mir war Kotz übel und schwindlig, ausserdem hatte ich das Gefühl nicht atmen zu können. Trotzdem nickte ich. Aber die Lehrerin für Zauberkunst schien mir nicht zu glauben –Recht so! Schrie meine innere Stimme- und winkte kurzer Hand die einzige Quidditchspielerin zu und befahl ihr, es war Cordelia, mich in den Krankenflügel zu bringen. Cordelia war so ziemlich das Gegenteil ihrer Schwester. Sie war zwar ebenfalls ziemlich gross und stolz, aber eher kräftig gebaut. Ihre braunen Haare hatten keinen Glanz und fielen ihr in einem straffen Zopf über die Schulter. Ausserdem trug sie eine Brille und war, meiner Meinung nach, ziemlich verbittert.
„Warum haben sie das getan?“ Fragte mich Cordelia nach einer Weile, als wir bereits das Eingangstor basiert haben. Ich zuckte mit den Schultern, fuhr aber gleich darauf zusammen. Scheisse, tat das Weh! Ich weiss nicht mehr was passiert war, aber dann wurde plötzlich alles schwarz.

Liebe Schüler & Schülerinnen von Hogwarts!

Es ist wieder Mittwoch und auf was kann man sich mittwochs am meisten freuen? Ja genau, meinen Beitrag zu dem Klatschblatt. Die heutigen Opfer sind: Alice Gibson, Sirius Black und Marlyn Kent.

• Miss Gibson kann es einfach nicht lassen! Meine Quellen haben mir berichtet das sie am Montagabend wieder mal zu den Gryffindors gegangen ist und dort, um Frank Longbottom zu zitieren; „Auf einen Fünftklässler los gegangen sei“ Der arme Kerl, Patrik Wood (jünger Bruder vom Prachtexemplar Andreas Wood, der letztes Jahr seine Siebtes gemacht hatte) ist schon ein paar Mal Opfer von einer Peinlichen Aktion von Alice geworden. Frage, macht sie das etwa absichtlich? Denn gestern wurde sie gleich zum Frühstück mit blauer Farbe übergeschüttet. Anscheinend galt dieser Streich allerdings nicht ihr, sondern war eigentlich für Severus Snape gedacht. Pech gehabt.

• Schon wieder eine neue Freundin! Sirius Blacks Liste der Verflossenen ist unendlich und hat jetzt sogar noch eine mehr: Celine Reymond, Austauschschülerin von Frankreich. Arme kleine Französin, niemand hatte sie vor den „bösen“ Jungs aus England vor gewarnt. Nun Sirius, wir hoffen, sie hat wenigstens etwas getaugt. Die neue ist übrigens Amanda Kent, Marlyns jüngere Schwester.

• Und da sind wir schon bei Marlyn Kent angelangt. Jeder weiss, dass sie die grösste Schlampe von Hogwarts ist. Na ja, gleich nach Natalie Piasecki. (Aber ist Piasecki wirklich eine Schlampe oder doch eine Hochstaplerin?) Und jeder weiss auch das sich M. Kent nichts sehnlicher Wünscht als einmal das Bett mit Casanova Sirius Black geteilt zu haben. Eine von vielen, aber wenigstens eine. Tja, ziemlich deprimierend das sich Mister Black für die jüngere Schwester entschieden hatte.



Als ich am nächsten Morgen wieder in den Speisesaal durfte – nachdem ich gestern doch tatsächlich in Ohnmacht gefallen bin, und Madam Pomfrey mir ein Trank gegen meine Übelkeit und meine Schmerzen gegeben hatte, konnte ich wieder in mein Zimmer zurück in Huffelpfuff – leider machten diese Tränke mich aber so müde, dass ich gleich darauf sofort eingeschlafen bin und dank Lily und Natalie, die sich scheinbar noch in mein Zimmer geschlichen haben, ist mein Bericht für das Klatschblatt doch noch heute Morgen in der Zeitung auf getaucht. Dass hörte ich schon von weitem, als ich nämlich gerade durch die Eingangstür kam, kreischte Marlyn Kent schon aufgebracht herum.
„Wer auch immer diese verfluchte Lica Gibbs ist! Ich bring sie um! Wie kann sie so was nur behaupten! Das stimmt doch gar nicht! Ehrlich Leute, glaubt diesen Schrott nur nicht! Ich hasse Sirius Black! Und es ist mir scheiss egal, dass er mit Amanda zusammen ist!“ Genannter nahm es übrigens ziemlich locker auf, so locker wie möglich, wenn die Schwester von Marlyn auf seinem Schoss sass und verwundert auf die Zeitung starrte. Es fehlte nur noch dass sie fragte: „Ich bin in der Zeitung?“
Ich musste mir ein Kichern verkneifen.
„Hei Mädels.“ Meine beiden Freundinnen drehten sich bei meiner Stimme um. Ich musste zu geben, ganz so gut wie normalerweise ging es mir immer noch nicht. Mein Hals und meine Stimme waren kratzig und übel war mir immer noch was. Wenigstens hat der Schwindel auf gehört.
„Alice!“ Schrie Lily auf, und sprang mich an. „Oh Gott Alice!“
„Ach Lily, ein Gott ist sie nun wirklich nicht!“ Spottete Natalie, aber die gespielte Coolnes fiel sofort auf, wenn man ihr nur in ihre besorgten blauen Augen sah.
„Kannst du nicht einmal die Klappe halten, Piasecki?!“, zischte Sirius gereizt in ihre Richtung. Eingeschnappt sah meine Freundin zu wie mich Sirius Black – der Mann, der in allen feuchten Träumchen der Hogwartsschülerinnen vorkommt- mich umarmte. Verblüfft erwiderte ich seine Umarmung. Und war noch erstaunter als er sich vorüberbeugte und in mein Ohr eine Entschuldigung flüsterte.
„Für“, ich räusperte mich. „Für was entschuldigst du dich denn?“
„Es war mein Bruder, der dich angegriffen hat.“ Sagte er. Seine Augen wirkten, wieder einmal mehr, traurig und leer.
„Du sagst es, dein Bruder und nicht du. Sirius, du musst dich doch nicht für das was er tut verantwortlich fühlen!“
„Doch Alice, dass muss ich. Ich verspreche dir, so was wird nie wieder vorkommen.“ Dann löste er unsere Umarmung auf und der intime Moment war zu Ende. Plötzlich war er wieder der Lustige, Fröhliche und spöttische Sirius, denn Hogwarts kannte. Es war als würde man einen Schlatter umlegen.


Kapitel 4/ 1977 Hogwarts


Die nächsten Tage gingen schnell dahin. Meine beiden Freundinnen passten besser auf mich auf, als auf ihren eigenen Augapfel. Auch Sirius, der sich aus irgendeine Weise, damit verpflichtet fühlt, mich zu beschützten war ständig in meiner Nähe. Und das hiess nicht nur er alleine, sondern die ganzen Rumtreiber. Das gab natürlich Reibereien. Natalie stritt sich mit Sirius, dann flogen bei James und Lily wieder die Fetzten, weil er nicht damit einverstanden war, dass sie mit Mark Quinn aus ging. Das führte dann schlussendlich dazu, dass sich Lily mit Peter und Remus anlegte und Natalie sich mit James zoffte. Und auch Frank liess sich nicht mehr blicken – was ich sehr schade fand. Sehr, sehr, sehr schade. Am Samstagmorgen war Hogsmeade- Tag. Einmal in einem Monat durften wir Schüler und Schülerinnen nämlich in das naheliegende Dorf, in dem nur Zauberer und Hexen wohnten. Es war erst der zweite Besuch, denn wir in unserem letzten Jahr machen durften. Ich hatte eigentlich nicht sonderlich Lust mit meinen Freundinnen (und meinen selbsternannten Beschützern) hin zu gehen. Aber Lily hatte sich mit Mark Quinn verabredet und auch Natalie hatte ein Date.
„Ach komm schon Alice, dass wird bestimmt lustig!“, beharrte Lily und schaute mich aus ihren grünen Augen mit einem Hundeblick an.
„Ja klar“, antwortete ich. „Ihr beide habt ein Date, und ich bin dann das fünfte Rad am Wagen. Ehrlich, geht ihr nur hin. Ich hab sowie so kein Bock bei diesem Wetter runter zu laufen.“ Obwohl es erst der zweite Samstag im Oktober war, regnete und stürmte es schon und wenn ich nicht gewusst hätte, das es vor knapp vier Tagen noch wunderschönes Wetter war, hätte ich es nicht geglaubt.
„Na gut. Soll ich dir was mitbringen?“ Fragte Natalie mich, die sich gerade in ziemlich enge Jeans und ein Blazer mit ziemlich weitem Ausschnitt zwängte. Ich nickte. „Ja, vielleicht die neue Fashionable Witch.“ Das war eine Zeitschrift, die auch meine Mutter immer bestellt hatte.
„Okay“, murmelte Nate und legte sich knall roten Lippenstift an die Lippen.
„Sag mal Nate“, mischte sich Lily ein, die im Gegensatz zu ihr eine hübsche hellgrüne Bluse und schwarze Jeans angezogen hatte und statt meterhohe Absatzstiefel nur leichte graue Schuhe. „Warum ziehst du dich immer so aufreizend an, machst du das um die Jungs zu quälen, weil du dann sowie so nicht mit ihnen ins Bett hüpfst?“
„Nein liebe Lily, ich mache dass, damit die Jungs wenigstens etwas von mir haben, weil ich dann nicht mit ihnen schlafe.“
„Warum eigentlich nicht? Ich meine, selbst ich, bin nicht mehr Jungfrau.“ Mein erster Liebhaber war Kevin Andres gewesen – ich war in der Fünften Klasse gewesen und er in der Siebten. Ausserdem war er Schweizer und hatte einen süssen Akzent. Natalie zuckte mit der Schulter, dann runzelte sie die Stirn. „Ich weiss nicht. Vielleicht bin ich ja lesbisch oder so. Ich komme einfach nicht in Versuchung.“
„Im Of course, fallen Witch! hat es einen Test drin. Komm, ich frag dich mal ab.“ Lily kniete sich hin und zog unter ihrem Bett ein violettes Heftchen hervor, mit einer Hexe darauf, die Kussmunde verschickte. „Wo ist es schon wieder? … ach da. Also; Hast du momentan einen Freund? A) Ja, einen Freund b) Nein, weder noch.“ Natalie überlegte.
„B“
„Okay. Hast du schon einmal eine Frau geküsst? A) Ja B) Nein und C) Würd ich nie“
„B“
„Könntest du dir Vorstellen eine Beziehung mit einer Frau zu führen? A) Klar warum nicht? B) Auf keinen Fall C) Tu ich doch schon.“ Diesmal musste Natalie länger überlegen.
„Vielleicht A“ Lily stellte die nächste Frage.
„Findest du es "unnormal" lesbisch zu sein? A) Nein, warum auch, jeder sollte so leben/lieben wie er es will! B) Klar, so was kann doch nicht normal sein! C) Was bitte bezeichnet man als "normal"?“
„C“
„Hast du schon mal gedacht, dass eine Freundin/Fremde richtig süß/toll aussieht? A) Im Leben nicht! B) Naja, einmal vielleicht... C) Ja, das denke ich öfters!“
„Uff. B“
„Wäre es dir peinlich, wenn ein Mädchen dir sagt das sie dich liebt? A) Kann zwar nichts dran ändern, aber sie soll mich in Ruhe lassen. B) Ja, natürlich wäre mir das peinlich. C) Nein, warum auch?“
„B, glaub ich“ Mittlerweile hatte sich Natalie daran gemacht, aus ihren Haaren was zu machen.
„Halten dich Bekannte/Fremde für lesbisch? A) Ja, einer von beiden B) Weder noch C) Ja, Bekannte/Fremde!“
„Und, haltet ihr mich für lesbisch?“
„Ich denke nicht.“ Sagte ich.
„Okay, dann mal b“ murmelte Lily und tippte die Antwort mit ihrem Zauberstab an. „Zweitletzte Frage: Hast du viele weibliche Freunde? A) Ja, mehr als die Hälfte meiner Freunde B) Nein, weniger als die Hälfte!) C) Ja, nur!“
„Definitiv B“
„Na gut und hier die letzte: Glaubst du das du lesbisch bist? A) Ja, ich bin mir sicher! B) Nein, ich bin definitiv NICHT lesbisch! Oder C) Ich weiss es nicht, deshalb mache ich ja diesen Test.“
„Was für eine bescheuerte Frage! C“
„Also, mal sehen, hier heisst es: sind Sie: Du stehst so mittendrin...ein bisschen Bi schadet nie,...oder wie war das!“
„Na viel hat es nicht gebracht.“ Murmelte Natalie, ich lächelte. „Ausser das ihr jetzt zu spät zu euren Dates kommt.“ Sofort standen die beiden auf und umarmten mich hastig, dann rannten sie die Treppe vom Gryffindormädchenschlafsaal hinunter und ich war alleine im Zimmer von Lily und Natalie, dass die beiden noch mit Katarina De Lima und Jimmy Henrik teilten.
Also beschloss ich in die Bibliothek zu gehen und noch etwas für Geschichte zu machen.
Die Bibliothek war im Südflügel von Hogwarts. Im Gegensatz zu Natalie, die mindestens einmal die Woche irgendwelche Liebesgeschichten auslehnte („Nur weil ich selbst keinen Sex hab, heisst das nicht, dass ich nichts darüber wissen will!“), war ich eher selten hier. Dementsprechend hilflos wanderte ich auch durch die Regale, auf der Suche nach dem richtigen Buch über die Entstehung des Trojanischen Krieges. Doch dann sah ich Frank. Er trug, Himmel, er trug knall enge Jeans, dass man/frau aber auch jede Rundung seines knackigen Pos sah und ein Muskelshirt. Oh mein Gott! Ich versteckte mich hinter einem Regal, des ihm gegenüber war und beobachtete ihn eine Weile. Ich versank in meine Träume, in denen ich bereits mit ihm zum Altar lief.
„Hei Gibson, suchst du was?“ Ich erschrak, stolperte mit einem Schrei über ein paar Bücher, direkt in die Armen von Frank. Da ich abgelenkt war, hatte ich nicht gesehen oder gehört, dass er aufgestanden war.
„Oh!“ Ich schnaufte wie nach einem Kilometer lauf.
„Hei, hei, hei. Ist doch nix passiert!“ Ach ehrlich nicht? Nee, bin ja nur beim spionieren entdeckt worden!
„Äh, ja, äh. Hi. Ich… ich, ja… ich ähm…“ Geht’s mir noch gut? Was soll denn dieses Gestotter? Ich wurde Krebsrot und räusperte mich verlegen. „Ich meine, Hi, ja, ich öhm, ich suche was.“
„Und was?“ Seine hellbraunen Augen, mit der Gesprenkelten Iris schauten mich an – ich könnte darin versinken.
„öhm, ein, ja, ein Buch.“ Intelligent
„Ach echt, Alice, ich glaube in einer Bibliothek stehen mehr als nur ein Buch.
„Das glaub ich auch – ich mein, ich weiss das. Aber ich such ein bestimmtes Buch. Über den Krieg. Den Trojanischen Krieg. Für Geschichte.“ Fügte ich hinzu, als er mich mit scheelem Blick ansah. Dann wurde er blass. „Oh Scheisse!“ Sagte er. „Wir haben ja noch einen Vortrag. Ich hab über… über…äh“
„Über den Lorbeerkranz.“
„Was? Auch ja, genau! Woher weisst du das?“
„Hab ich zufällig mit bekommen“ –ja klar, ich hab extra vor der Tür gestanden und gelauscht, nur um zu wissen was Frank für ein Thema hat. Ganz Zufällig, sag ich doch.
„Oh ja. Jedenfalls, das haben wir am Mittwoch, oder?“
„Nee, Montag, dritte Lektion.“
„Scheisse. Na komm, die Geschichtsabteilung ist da drüben.“ Frank führte mich auf die andere Seite der Bibliothek und voila, da ist auch mein Buch. „Wir könnten unseren Vortrag ja auch zusammen vorbeireiten.“ Schlug er dann vor und ich dachte, ich wäre im Himmel. „Jaaa“ strahlte ich. „Ich meine Ja, klar, geht easy!“
Und dann setzte er sich neben mich und zusammen lasen wir die Bücher durch – na ja, er las und ich beobachtete ihn dabei.

Kapitel 5/ 1977 Hogwarts


Kapitel 5/ 1977 Hogwarts


Den Rest des Tages lief ich umher wie eine Geistesgestörte, mein Blick war sehr wahrscheinlich verschleiert und ich hatte ein unheimliches seliges Lächeln im Gesicht geklebt. Welches sich auch nicht verändert als ich gegen frühen Abend in einer Trick-Treppenstufe hängen blieb und danach eine knappe Halbestunde fest sass.
Ich dachte immer an Frank. An Frank Longbottom, was für ein Augenausdruck er hatte, als er sein Buch las, an seinen Geruch (er roch nach Mistelzweige und Wasser) und an seinen Körper. Ich seufzte. Mittlerweile sass ich beim Abendessen und zwar an meinem Haustisch. Normalerweise würde ich diese Regel ja ignorieren und zu meinen Freundinnen hinüber gehen, aber da gerade wieder ein Bild von Frank in meinem Kopf herumspuckte, liess ich‘s lieber.
Die Hauselfen hatten sich mal wieder selbst übertroffen, es gab Kartoffelstock -mit viel Muskatnuss (jaaamiiii)- und Kotelett und zum Nachtisch Crem Schnitten. Ich liebte Crem Schnitten. Gerade als ich meine dritte hinunter schlang, erhob sich Albus Dumbeldore, der Schulleiter von Hogwarts, und sofort war es still.
„Meine liebe Schüler und Schülerinnen. Wie ich sehe schmeckt euch das Essen mal wieder, vor allem dir Alice, nicht wahr?“ Ich wurde Tomatenrot und versteckte mein Gesicht hinter meinen Haaren, als die Schüler sich zu mir um drehten. Lachen. „Nun jedenfalls“, fuhr der ältere Herr fort. „Jedenfalls muss ich euch noch was mitteilen. Die diesjährigen Schulsprecher, Mafalda Hopkirk und Gordon Spliss, haben beschlossen keinen Weihnachtsball sondern einen Herbstball zu veranstalten. Dieser wird an den 3 November stattfinden. Natürlich wird es vorher noch ein Hogsmeade- Tag geben. Und nun, liebe Schüler, geht in eure Bette oder macht“- Seitenblick auf ein paar Schüler- „noch eure Hausaufgaben.“ Er klatschte einmal in die Hände und schon war das feine Essen verschwunden. Ich seufzte.
„Habt ihr das gehört? Einen Herbstball! Wie toll!“ Gespielt gefreut lachte Natalie. Ich kannte kein Mädchen, das Bälle noch mehr hasst wie sie.
„Ach komm schon, Nate. So schlimm wird’s auch wieder nicht werden!“ Lily klopfte ihr weniger Mitfühlender auf die Schultern. „Und Alice, was hast du heute noch so gemacht?“ Ihre Augen leuchteten.
„Ich war in der Bibliothek. Aber jetzt erzählt, wie sind eure Dates verlaufen? Lily, Natalie?“ Natalie grinste gequält.
„Los, lasst uns in die Küche gehen.“ In unserem Sechsten Hogwartsschuljahr sind wir drei zufälligerweise auf die Küche, das Reich der Hauselfen, gestossen. Jetzt liefen wir also – anstelle in unsere Schlafsäle, die geheime Treppenstufen hinunter.
Die Küche war hinter einem Bild mit Früchten versteckt, man musste die Birne kitzeln, damit man rein kam.
„Oh Miss Evans, Miss Piasecki und Miss Gibson. Was für eine Ehre. Möchte die Herrschaft etwas essen, oder trinken?“ Eine kleine Hauselfe mit zu langen Ohren überrannte uns fast.
„Ja gerne, Josefine, drei warme Schokoladen, das wäre sehr nett!“ Bestellte Lily und lies sich in einen der Korbsessel plumpsen.
„Und eine Crem schnitte bitte!“ Rief ich der Hauselfe nach. Lily schaute mich missbillig an. „Also, erzählt!“
„Ach, Mark ist einfach umreissend!“ Strahlte Lily.
„Lass das Potter nur nicht hören, eventuell nimmt er dich bei Wort!“ Grunzte Natalie, die sich misstrauisch um schaute. „Komisch“, sagte sie dann. „Ist das dort nich Pettigrew Zauberstab?“ Sie deutete auf einen gebrochenen Zweig.
Stirnrunzelnd beugte sich Lily vor um den Stab zu begutachten. „Ja. Kann sein.“
„Denkt ihr, die Rumtreiber wissen von der Küche?“, fragte ich. Nate nickte. „Halloho, Alice, schon vergessen? Es sind die Rumtreiber. Natürlich wissen sie von der Küche! Ach übrigens, habt ihr heute Black bemerkt. Sah aus wie ein Mädchen!“ Sie zwinkerte – das geheime Zeichen, dass sie glaubte, dass noch jemand da war. Ich grinste. Dann zog ich meinen Zauberstab und murmelte den Gegenzauber von Desillusio, welcher eine Person wieder sichtbar macht. Doch nichts passierte.
Lily schüttelte den Kopf. „Die sind doch viel zu schlau sich mit so einem auffälligen Zauber ab zugeben.“
„Dann auf die Alte Methode.“ Flüsterte Nate und grinste unheimlich.
„Potter ist so ein Schlapschwanzt. Von Lea McDonald auf Huffelpfuff hab ich gehört, dass er nicht mal ne Minute durchgehalten hat!“ Spottete Lily. Ich zuckte zusammen, aua, der Arme James. Ganz gerecht war es ja nicht.
„Mhm. Und wusstet ihr, das er ein Muggelbuch gekauft hat, es heisst „Die beste Stellung“. Der Arme muss ziemlich unkreativ sein.“ Murmelte ich. Mit grossen Augen starrte mich Nate an. Dann prustete sie los. „Oh Gott, Alice, von wem hast du das denn?“ Jetzt grinste ich auch, doch ehe ich antworten konnte, zog Nate schon über Sirius her.
„Findet ihr nicht auch, dass Black immer einen Schlechteren Geschmack bekommt? Ich meine, Amanda Kent! Dabei weiss doch jeder dass sie jeden an sich lässt.“
„Na dann ist sie ja etwa auf dem gleichen Niveau mit dir.“ Irgendwie ist Sirius und der Rest der Rumtreiber aufgetaucht. „Und übrigens Gibson, das Buch gehört Frank.“ Ich zuckte noch einmal mehr zusammen.

Kapitel 6/ 1977 Hogwarts


Am nächsten Morgen konnte ich aus schlafen. Es war ja Sonntag und so lag ich bis Mittag im Bett. Da ich ziemlich Hunger hatte stand ich dann doch auf und ging zum Mittagessen.
„Morgen Miss Langschläferin!“, aufgestellt winkte Natalie mir vom Gryffindortisch zu und schreit dabei durch die halbe Halle. Ich grinste. „Hi. Na da ist jemand ja gut drauf!“
Sie lachte. „Jaja, Andy hat mir geschrieben.“ Andy O’Dell war ein amerikanischer Zauberer, der letztes Jahr mit seinen Eltern nach England gezogen ist und sein letztes Schuljahr hier gemacht hatte. Die beiden hatten sich von Anfang an gemocht und als Andy auch noch Nate in den Ferien zu sich nach Hause holte, war ihre Freundschaft perfekt. „Und?“ hackte ich nach.
„Er schreibt, dass er jetzt endlich mit Kayla zusammen ist.“ Nach dem Andy den Schulabschluss in der Tasche hatte, war er wieder zurück nach New York gegangen, da er eine Ausbildung als Tierarzt – natürlich für magische Zauberwesen- bekommen hat. Tja und da gab es noch eine Lehrlingstochter, nämlich Kayla McDonald und er verliebte sich in sie, konnte sie aber nicht ansprechen, da er total schüchtern war.
„Das ist toll!“ ich nahm mir ein Brötchen aus dem Brotkorb, der vor mir stand. „Wo ist eigentlich Lily?“ Wie aufs Stichwort kam meine rothaarige Freundin wie eine Furie in die grosse Halle gerannt.
„POTTER!“ kreischte sie. Ich zuckte zusammen. Hab ich schon einmal erwähnt, dass Lily eine ziemlich grosse Lunge haben muss, wenn sie so schreien kann? „ICH. WERDE. DICH. NICHT. ZUM. BALL. BEGLEITEN!“ Sie baute sich, die rechte Hand in die Hüfte gestellt und einen Strauss voller gelben Rosen in der linken, vor ihm auf. „NIE! NIE! UND NIEMALS! DAS IST EBEN SO UNWAHRSCHEINLICH, WIE WENN ICH MIT DIR SCHLAFEN WÜRDE!“ Dann drückte sie den Blumenstrauss in den Teller von James und machte einen grandiosen Abgang.
„Warum gelingt es Lily immer und immer wieder, denn besten Abgang aller Zeiten zu machen, und mir nicht?“ fragte ich Nate. Diese zuckte nur mit den Schultern.
„Na wenigstens wurde sie schon gefragt.“ Murmelte Nate und zerrupfte ihr Stück Brot.
„Jaja, tu nur so als hätten dich nicht schon ein paar Hoffnungslose gefragt.“ Nate verzog das Gesicht. Sie wusste genau so gut wie ich, dass sie schon gefragt wurde.
„Sag mal“, lenkte sie dann ab und schnappte sich mein Brötchen.
„Hee!“ Sie beachtete mich nicht. „Also, was ich dich fragen wollte, Alice, hast du eigentlich schon einen Racheplan für die Rumtreiber?“
„Was? Weshalb denn?“ Ich hob eine Augenbraue.
„Na ja, als sie dich mit blauer Farbe überschüttet hatten, hast du ihnen blutige Rache versprochen.“
„Aber sie haben mich beschützt! Vor Regulus meine ich. Es wäre etwas fies wenn ich sie jetzt noch dafür bestrafen würde.“ Dann ging mir ein Licht auf. „Hat dich Sirius etwa wieder genervt?“
„Hmpf. Er ist so ein Arschloch! Oh Scheisse! Da kommt George Henrik.“ Henrik war ein Ravenclaw, obwohl sich alle Welt darüber wunderte, denn er war sau doof und bildete sich ein das jede mit ihm was haben möchte. Und anscheinend hatte er Natalie ins Ziel genommen, denn die verkroch sich unter dem Tisch.
„Hallo Alice“, Henriks Stimme war ein hohes piepsen, welches mir einen Schauder über die Armen laufen liess.
„Hi George.“ Ich seufzte innerlich als er sich auf Nates freien Platz nieder liess.
„Sag Mal, hast du Natalie gesehen?“ Seine blauen Glubschaugen fielen ihm fast aus den Augenhöhlen und seine gierigen, klebrigen Finger zuckten. Ich schüttelte den Kopf und konnte es meiner Freundin nicht verübeln, dass sie sich versteckt hatte.
„Macht nix“, sagte er dann und grinste mich an. „Dann gehe ich halt mit dir zum Ball!“ Vor dieser Dreistigkeit blieb mir mein Stück Käse, welches ich gerade zerkaut hatte, im Halse stecken.
„Äh…“ Nein Danke und Verschwinde. Das war ja sooo eklig.
„Also bis dann mein Schatz, und zieh dir was Hübsches an, etwas was vielleicht mehr Ausschnitt hat als deine sonstigen Klamotten.“ Oh. Mein. Gott.
„He Henrik, Alice ist leider schon vergeben! Such dir eine andere!“ Sagte eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um.
Und war enttäuscht. Es war nicht Frank der das gesagt hatte, sondern Sirius. Sirius Black.
Anscheinend hatte das auch Natalie gehört, denn sie sprang auf – hatte aber vergessen das sie unter dem Tisch war.
„AU! Verfluchte Scheisse!“
„Natalie, da bist du ja, mein Schatz!“, kreischte George begeistert und Natalie sah mich panisch an.
„Nein, Henrik, dass ist nich Natalie, das ist nur ihr… äh… ihr Spiegelbild. Willst du nicht vielleicht Rina Stone fragen ob sie mit dir auf den Ball gehen will? Ich hab gehört dass sie ganz verrückt nach dir ist.“ Ich schob den abartigen Jungen in die Richtung meines Haustisches.


Kapitel 7/ 1977 Hogwarts


Den Rest des Tages lief ich umher wie eine Geistesgestörte, mein Blick war sehr wahrscheinlich verschleiert und ich hatte ein unheimliches seliges Lächeln im Gesicht geklebt. Welches sich auch nicht verändert als ich gegen frühen Abend in einer Trick-Treppenstufe hängen blieb und danach eine knappe Halbestunde fest sass.
Ich dachte immer an Frank. An Frank Longbottom, was für ein Augenausdruck er hatte, als er sein Buch las, an seinen Geruch (er roch nach Mistelzweige und Wasser) und an seinen Körper. Ich seufzte. Mittlerweile sass ich beim Abendessen und zwar an meinem Haustisch. Normalerweise würde ich diese Regel ja ignorieren und zu meinen Freundinnen hinüber gehen, aber da gerade wieder ein Bild von Frank in meinem Kopf herumspuckte, liess ich‘s lieber.
Die Hauselfen hatten sich mal wieder selbst übertroffen, es gab Kartoffelstock -mit viel Muskatnuss (jaaamiiii)- und Kotelett und zum Nachtisch Crem Schnitten. Ich liebte Crem Schnitten. Gerade als ich meine dritte hinunter schlang, erhob sich Albus Dumbeldore, der Schulleiter von Hogwarts, und sofort war es still.
„Meine liebe Schüler und Schülerinnen. Wie ich sehe schmeckt euch das Essen mal wieder, vor allem dir Alice, nicht wahr?“ Ich wurde Tomatenrot und versteckte mein Gesicht hinter meinen Haaren, als die Schüler sich zu mir um drehten. Lachen. „Nun jedenfalls“, fuhr der ältere Herr fort. „Jedenfalls muss ich euch noch was mitteilen. Die diesjährigen Schulsprecher, Mafalda Hopkirk und Gordon Spliss, haben beschlossen keinen Weihnachtsball sondern einen Herbstball zu veranstalten. Dieser wird an den 3 November stattfinden. Natürlich wird es vorher noch ein Hogsmeade- Tag geben. Und nun, liebe Schüler, geht in eure Bette oder macht“- Seitenblick auf ein paar Schüler- „noch eure Hausaufgaben.“ Er klatschte einmal in die Hände und schon war das feine Essen verschwunden. Ich seufzte.
„Habt ihr das gehört? Einen Herbstball! Wie toll!“ Gespielt gefreut lachte Natalie. Ich kannte kein Mädchen, das Bälle noch mehr hasst wie sie.
„Ach komm schon, Nate. So schlimm wird’s auch wieder nicht werden!“ Lily klopfte ihr weniger Mitfühlender auf die Schultern. „Und Alice, was hast du heute noch so gemacht?“ Ihre Augen leuchteten.
„Ich war in der Bibliothek. Aber jetzt erzählt, wie sind eure Dates verlaufen? Lily, Natalie?“ Natalie grinste gequält.
„Los, lasst uns in die Küche gehen.“ In unserem Sechsten Hogwartsschuljahr sind wir drei zufälligerweise auf die Küche, das Reich der Hauselfen, gestossen. Jetzt liefen wir also – anstelle in unsere Schlafsäle, die geheime Treppenstufen hinunter.
Die Küche war hinter einem Bild mit Früchten versteckt, man musste die Birne kitzeln, damit man rein kam.
„Oh Miss Evans, Miss Piasecki und Miss Gibson. Was für eine Ehre. Möchte die Herrschaft etwas essen, oder trinken?“ Eine kleine Hauselfe mit zu langen Ohren überrannte uns fast.
„Ja gerne, Josefine, drei warme Schokoladen, das wäre sehr nett!“ Bestellte Lily und lies sich in einen der Korbsessel plumpsen.
„Und eine Crem schnitte bitte!“ Rief ich der Hauselfe nach. Lily schaute mich missbillig an. „Also, erzählt!“
„Ach, Mark ist einfach umreissend!“ Strahlte Lily.
„Lass das Potter nur nicht hören, eventuell nimmt er dich bei Wort!“ Grunzte Natalie, die sich misstrauisch um schaute. „Komisch“, sagte sie dann. „Ist das dort nich Pettigrew Zauberstab?“ Sie deutete auf einen gebrochenen Zweig.
Stirnrunzelnd beugte sich Lily vor um den Stab zu begutachten. „Ja. Kann sein.“
„Denkt ihr, die Rumtreiber wissen von der Küche?“, fragte ich. Nate nickte. „Halloho, Alice, schon vergessen? Es sind die Rumtreiber. Natürlich wissen sie von der Küche! Ach übrigens, habt ihr heute Black bemerkt. Sah aus wie ein Mädchen!“ Sie zwinkerte – das geheime Zeichen, dass sie glaubte, dass noch jemand da war. Ich grinste. Dann zog ich meinen Zauberstab und murmelte den Gegenzauber von Desillusio, welcher eine Person wieder sichtbar macht. Doch nichts passierte.
Lily schüttelte den Kopf. „Die sind doch viel zu schlau sich mit so einem auffälligen Zauber ab zugeben.“
„Dann auf die Alte Methode.“ Flüsterte Nate und grinste unheimlich.
„Potter ist so ein Schlapschwanzt. Von Lea McDonald auf Huffelpfuff hab ich gehört, dass er nicht mal ne Minute durchgehalten hat!“ Spottete Lily. Ich zuckte zusammen, aua, der Arme James. Ganz gerecht war es ja nicht.
„Mhm. Und wusstet ihr, das er ein Muggelbuch gekauft hat, es heisst „Die beste Stellung“. Der Arme muss ziemlich unkreativ sein.“ Murmelte ich. Mit grossen Augen starrte mich Nate an. Dann prustete sie los. „Oh Gott, Alice, von wem hast du das denn?“ Jetzt grinste ich auch, doch ehe ich antworten konnte, zog Nate schon über Sirius her.
„Findet ihr nicht auch, dass Black immer einen Schlechteren Geschmack bekommt? Ich meine, Amanda Kent! Dabei weiss doch jeder dass sie jeden an sich lässt.“
„Na dann ist sie ja etwa auf dem gleichen Niveau mit dir.“ Irgendwie ist Sirius und der Rest der Rumtreiber aufgetaucht. „Und übrigens Gibson, das Buch gehört Frank.“ Ich zuckte noch einmal mehr zusammen.


Kapitel 8/ 1977 Hogwarts


Am nächsten Morgen konnte ich aus schlafen. Es war ja Sonntag und so lag ich bis Mittag im Bett. Da ich ziemlich Hunger hatte stand ich dann doch auf und ging zum Mittagessen.
„Morgen Miss Langschläferin!“, aufgestellt winkte Natalie mir vom Gryffindortisch zu und schreit dabei durch die halbe Halle. Ich grinste. „Hi. Na da ist jemand ja gut drauf!“
Sie lachte. „Jaja, Andy hat mir geschrieben.“ Andy O’Dell war ein amerikanischer Zauberer, der letztes Jahr mit seinen Eltern nach England gezogen ist und sein letztes Schuljahr hier gemacht hatte. Die beiden hatten sich von Anfang an gemocht und als Andy auch noch Nate in den Ferien zu sich nach Hause holte, war ihre Freundschaft perfekt. „Und?“ hackte ich nach.
„Er schreibt, dass er jetzt endlich mit Kayla zusammen ist.“ Nach dem Andy den Schulabschluss in der Tasche hatte, war er wieder zurück nach New York gegangen, da er eine Ausbildung als Tierarzt – natürlich für magische Zauberwesen- bekommen hat. Tja und da gab es noch eine Lehrlingstochter, nämlich Kayla McDonald und er verliebte sich in sie, konnte sie aber nicht ansprechen, da er total schüchtern war.
„Das ist toll!“ ich nahm mir ein Brötchen aus dem Brotkorb, der vor mir stand. „Wo ist eigentlich Lily?“ Wie aufs Stichwort kam meine rothaarige Freundin wie eine Furie in die grosse Halle gerannt.
„POTTER!“ kreischte sie. Ich zuckte zusammen. Hab ich schon einmal erwähnt, dass Lily eine ziemlich grosse Lunge haben muss, wenn sie so schreien kann? „ICH. WERDE. DICH. NICHT. ZUM. BALL. BEGLEITEN!“ Sie baute sich, die rechte Hand in die Hüfte gestellt und einen Strauss voller gelben Rosen in der linken, vor ihm auf. „NIE! NIE! UND NIEMALS! DAS IST EBEN SO UNWAHRSCHEINLICH, WIE WENN ICH MIT DIR SCHLAFEN WÜRDE!“ Dann drückte sie den Blumenstrauss in den Teller von James und machte einen grandiosen Abgang.
„Warum gelingt es Lily immer und immer wieder, denn besten Abgang aller Zeiten zu machen, und mir nicht?“ fragte ich Nate. Diese zuckte nur mit den Schultern.
„Na wenigstens wurde sie schon gefragt.“ Murmelte Nate und zerrupfte ihr Stück Brot.
„Jaja, tu nur so als hätten dich nicht schon ein paar Hoffnungslose gefragt.“ Nate verzog das Gesicht. Sie wusste genau so gut wie ich, dass sie schon gefragt wurde.
„Sag mal“, lenkte sie dann ab und schnappte sich mein Brötchen.
„Hee!“ Sie beachtete mich nicht. „Also, was ich dich fragen wollte, Alice, hast du eigentlich schon einen Racheplan für die Rumtreiber?“
„Was? Weshalb denn?“ Ich hob eine Augenbraue.
„Na ja, als sie dich mit blauer Farbe überschüttet hatten, hast du ihnen blutige Rache versprochen.“
„Aber sie haben mich beschützt! Vor Regulus meine ich. Es wäre etwas fies wenn ich sie jetzt noch dafür bestrafen würde.“ Dann ging mir ein Licht auf. „Hat dich Sirius etwa wieder genervt?“
„Hmpf. Er ist so ein Arschloch! Oh Scheisse! Da kommt George Henrik.“ Henrik war ein Ravenclaw, obwohl sich alle Welt darüber wunderte, denn er war sau doof und bildete sich ein das jede mit ihm was haben möchte. Und anscheinend hatte er Natalie ins Ziel genommen, denn die verkroch sich unter dem Tisch.
„Hallo Alice“, Henriks Stimme war ein hohes piepsen, welches mir einen Schauder über die Armen laufen liess.
„Hi George.“ Ich seufzte innerlich als er sich auf Nates freien Platz nieder liess.
„Sag Mal, hast du Natalie gesehen?“ Seine blauen Glubschaugen fielen ihm fast aus den Augenhöhlen und seine gierigen, klebrigen Finger zuckten. Ich schüttelte den Kopf und konnte es meiner Freundin nicht verübeln, dass sie sich versteckt hatte.
„Macht nix“, sagte er dann und grinste mich an. „Dann gehe ich halt mit dir zum Ball!“ Vor dieser Dreistigkeit blieb mir mein Stück Käse, welches ich gerade zerkaut hatte, im Halse stecken.
„Äh…“ Nein Danke und Verschwinde. Das war ja sooo eklig.
„Also bis dann mein Schatz, und zieh dir was Hübsches an, etwas was vielleicht mehr Ausschnitt hat als deine sonstigen Klamotten.“ Oh. Mein. Gott.
„He Henrik, Alice ist leider schon vergeben! Such dir eine andere!“ Sagte eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um.
Und war enttäuscht. Es war nicht Frank der das gesagt hatte, sondern Sirius. Sirius Black.
Anscheinend hatte das auch Natalie gehört, denn sie sprang auf – hatte aber vergessen das sie unter dem Tisch war.
„AU! Verfluchte Scheisse!“
„Natalie, da bist du ja, mein Schatz!“, kreischte George begeistert und Natalie sah mich panisch an.
„Nein, Henrik, dass ist nich Natalie, das ist nur ihr… äh… ihr Spiegelbild. Willst du nicht vielleicht Rina Stone fragen ob sie mit dir auf den Ball gehen will? Ich hab gehört dass sie ganz verrückt nach dir ist.“ Ich schob den abartigen Jungen in die Richtung meines Haustisches.


Kapitel 9/ 1977 Hogwarts


Und wann, bitte schön, hast du denn beschlossen mit Alice auf den Ball zu gehen, Black?“ Mittlerweile sassen wir, Natalie, die gerade eben gesprochen hatte, Sirius, James, Peter und Remus im Gryffindorgemeinschaftsraum. Sirius zuckte mit den Schultern und lehnte sich gegen die meinen.
„Eifersüchtig Piasecki?“ Natalie schnaubte laut. Irgendwie, war sie heute ganz mies gelaunt.
„Nein, nein, ich habe bloss Beileid mit Alice, wenn sie mit dir auf den Ball gehen würde, was sie aber nicht tun wird, dass weiss ich!“
„Ehrlich Alice? Hat das Monsterchen recht?“ Sirius sah mich aus grossen Augen an. Ich musste lächeln.
„So Leid es mir auch tut, werter Herr, aber Natalie hat Recht. Ich muss leider auf einen andern Antrag warten.“
Sirius schluckte gespielt und wischte sich eine Träne weg. „Du brichst mir das Herz, Alice. Wie kannst du nur so egozentrisch sein und auf meine Gefühle keine Acht geben?“ Natalie rollte mit den Augen, während wir anderen das ganze langsam anfingen lustig zu finden.
„DU hast ein Herz, Black?“ murmelte sie und stand dann auf. „So ihr Kinderlein, ich hab noch zu tun, und Alice, wenn du deine Note in Wahrsagen verbessern willst, musst du auch damit anfangen dafür zu arbeiten.“ Ich schüttelte bloss den Kopf, stand aber dann auch auf.
„Du hörst dich an wie Lily, Nate. Bis irgendwann mal. “ Ich lief meiner Freundin hinter her, direkt in die Bibliothek. „Was ist denn eigentlich los mit dir, Nate?“ Fragte ich.
„Nichts.“ Als ich nur ungläubig die Augenbraue an hob – leider flutschte die zweite auch mit-, schüttelte Natalie den Kopf. „Na gut“, sagte sie, „es… es ist wegen Black.“
„Wegen Sirius?“, fragte ich erstaunt. „Was hat er den getan?“
„Er lebt.“ Knurrte sie nur. Ich stöhnte. „Und ernsthaft?“
Missmutig liess sich Natalie neben Lily auf eines der roten Sofas, die in der Bibliothek rum stehen, nieder. Lily schaute auf.
„Was ist denn mit euch los, Mädels?“ Ich lehnte mich gegen ein Bücherregal und schaute zu wie Nate ihr hübsches Gesicht auf die Arme legt. „Ach, mich nervt Black einfach! Ich meine, so eingebildet. Und ausserdem hat meine Mom geschrieben.“ Ich nickte und Lily formte ihren Mund zu einem O. Dass war also der Grund für ihre schlechte Laune. Man muss vielleicht wissen, dass Natalies Eltern, Mutter Muggel, Vater Zauberer, getrennt leben. Und das ihr Vater seit einem Jahr wieder eine neue Frau hatte – folglich lebte Nate mit ihren beiden Halbgeschwister, Zwerg 1 und Zwerg 2 und ihrer richtigen Schwester Cordelia, bei ihrer, sehr gestressten Mutter. Die beiden Zwillinge, Max und Caleb alias Zwerg 1 und Zwerg 2, waren normale Jungs, also Muggeln und sieben Jahre jünger als Nate.
„Was ist es dieses Mal?“, bohrte Lily.
„Nichts Besonderes – das übliche Drama halt. Sie will sich wieder scheiden lassen und so einen Quatsch.“ Ungefähr alle zwei Monate krieg Nate einen Brief von Miss Piasecki Raven (so wie der neue Mann heisst), in dem steht dass sie sich jetzt wieder scheiden lässt. Aber das waren bisher nur leere Drohungen. „So, und jetzt lasst uns das Thema wechseln. Lily“, neugierig sah Natalie die Rothaarige an. „Was ist heute Morgen da eigentlich mit Potter vorgefallen?“
„Ach nichts Neues. Er hat mir Rosen geschenkt und mich gebeten mit ihm auf den Ball zu gehen. Ach wisst ihr eigentlich was am schwarzen Brett steht?“ Ich seufzte, die Mädels wechselten ja schneller Thema als ich mit komme. „Nein, was den, Lily?“
„Es steht, dass es nach den Winterferien neue Schulsprecher geben wird. Echt komisch, findet ihr nicht?“ Lily stand auf und packte ihre Bücher zusammen. „Los, lasst uns gehen – es hat aufgehört zu Regen, lasst uns noch zu Hagrid gehen.“
So spazierten wir, in Gummistiefeln, hinunter zu der kleinen Hütte. Die Luft war frisch, aber es tat gut und ich überlegte, wer mich wohl für den Ball fragen würde.
„Es soll also neue Schulsprecher geben? Ich glaube nicht das es jemals mitten im Jahr einen Wechsel gegen hat.“ Stirnrunzelnd kletterte Natalie vor mir die Böschung hinunter. Ich nickte zu stimmend. „Ja, echt merkwürdig – was denkt ihr, wes…..“ Der Rest meines unausgesprochenen Satzes ging mit meinem Schrei unter. Ich bin ausgerutscht und purzelte Kopfüber den Hang hinunter.
„Alice, oh Gott, Alice, geht’s dir gut?“ Nach ein paar Sekunden – ich blieb regungslos am Boden liegen, alle vier von mir gestreckt- beugte sich Lily über mich. Ihre feuerroten Locken, die sie zusammen gebunden hatte, fielen mir ins Gesicht und ich musste niesen.
„Autsch.“ Murmelte ich. Meine Schulter tat mir höllisch weh. Und mein Bein. „Ich kann nicht aufstehen. Es tut so weh!“ Jammerte ich.
„Warte“, sagte Lily und drückte auf meinen Knöchel, ich kreischte auf.
„Lily, bist du verrückt? Ich glaube du hast dir den Knöchel gebrochen, Alice. Ich geh und hole Mrs. Pomfrey – wieder einmal.“ Natalie, die sich ebenfalls neben mich gekniet hatte, stand auf und joggte wieder zum Schloss.
„Ich will nicht, dass ich mir den Knöchel gebrochen habe!“, jammerte ich weiter.
„Tja“, sagte Lily kopfschüttelnd. „Dagegen kannst du jetzt nichts mehr machen. Vielleicht hat sie dir einen Trank oder so. Los, kannst du auf Sitzen?“ Lily stützte mich, doch selbst dann gelang es mir nicht, aufrecht zu sitzen.
„Ich glaube“, presste ich unter enormen Schmerzen hervor. „Ich habe mir auch noch die Schuler ausgerenkt.“

Missmutig starrte ich auf die braune Flüssigkeit. Ich wusste, sie schmeckte bitter und nach Erde, verständlich, dass ich nicht gerade scharf darauf war, sie zu trinken. Und ehrlich, ich bedauerte jeden Schüler, der das jemals musste! Oder müssen wird. Doch der Drache stand neben mir und seine wässerigen, grün Augen waren starr auf mich gerichtet.
„Na kommen Sie schon, Miss Gibson. Je eher sie es hinter sich bringen, desto schneller haben Sie es geschafft.“ Mit dem Finger trommelte der Drachen auf meine Bettdecke und spitze die Lippen. Ich schluckte leer.
„Aber es schmeckt nach Erde! Bitte, Madame Pomefrey, muss dass den sein?“ Ich versuchte einen Hundeblick hin zu kriegen, was mir, meinem Erfolg nach, nicht so richtig gelang.
„Miss Gibson“ Seufzte die Junge Krankenheilerinpflegerin was-weiss-ich. „Stellen Sie sich vor, es sei Schokolade oder so was.“
Dank meinem glorreichen Sturz lag ich nun im Krankenflügel, in meinem Stammbett und sollte einen Trunk hinunter schütten, der nicht gerade als Cocktail durch gehen konnte. Meine Diagnose: Knöchelbruch und Bänderriss des linken Beins und ausgerenkte Schulter, die mittlerweile wieder an ihrem Richtigen Platz verweilte. Allerdings war das mit dem Bruch eine eher heikle Angelegenheit, da ich vor drei Jahren schon einmal genau die Stelle gebrochen hatte und man sie dann nur mit einem Trank wieder zusammen geschraubt hatte und nach dem Drachen wäre das beim zweiten Mal nicht mehr möglich und nun musste ich, wie ein normaler, armer, Muggel, warten bis es von sich aus geheilt ist.
Ich versank in Selbstmitleid, denn die Krankenschwester teilte mir mit das dies ungefähr fünf bis neun Wochen dauern würde. Das heisst, ich müsste den Herbstball an Krücken verbringen.


Kapitel 10/ 1977 Hogwarts


Liebe Schüler & Schülerinnen von Hogwarts!

Dieses Wochenende steht das erste Quidditch Spiel an! Und zwar Gryffindor gegen Ravenclaw. Beide Teams sind gut – und haben heisse Mitspieler. Zum Beispiel…



Ich knapperte an meiner Feder. Meine Finger trommelten unruhig gegen die Tischkante. „Hey Natalie“, sprach ich meine Freundin an, die neben mir auf dem Bett lag und ihre Hausaufgaben in Geschichte machte. Das wäre eigentlich gar nicht nötig gewesen, den wir hatten einen Geist als Lehrer und der interessierte sich nicht für uns – er hielt uns einfach langweilige Vorträge über die Kobolde oder so was. Aber Natalie liebte Geschichte, weiss Merlin warum.
„Was?“, sie schaute auf und blinzelte. Wir waren in Lily und ihrem Zimmer, ich auf dem Boden – die Krücken neben mir und die Pergamentrolle vor mir, Lily auf sass auf ihrem Bett und löste ein Kreuzworträtzel und Natalie lag auf ihrem Himmelbett.
„Wer von den Gryffindor Quidditchspieler ist heiss? Lily?“, ich fragte weil ich sicher nicht objektiv sein konnte. Lily runzelte die Stirn.
„Brand – er ist richtig hot, habt ihr mal seinen Body gesehen? Ich sag euch Mhm…..!“, Natalie leckte sich mit der Zunge über die Lippen. Brand, Jonas Brand, war Sucher und Sechstklässler.
„Ist das nicht irgendwie pervers, ich meine, der ist ein Jahr jünger als du!“, mischte sich Lily ein. Ich schüttelte den Kopf.
„Ich denke nicht, schliesslich gibt es viele Ehepaare, in denen der Mann jünger ist. Das muss ja auch nicht Zwangshaft anders sein. Schliesslich leben wir im zwanzigsten Jahrhundert! Und wer ist noch heiss?“
„Deil vielleicht – er ist zwar ziemlich eingebildet, aber sein Arsch ist heiss.“, murmelte Lily. Ich hob eine Augenbraue. „Ist das nicht der, mit dem du letztes Mal in Hogsmeade gewesen bist, Nate?“
„Lily, stehst du auf einer meiner Verflossenen?! Ich dachte das du ausserdem was mit Mark Quinn hast.“ Lily lachte.
„Ich warte bis er mich fragt.“
Während ich weiter schrieb, diskutierten meine Freundinnen noch diverse andere Quidditchspieler aus. Nach einer halben Stunde warf ich meine Feder fort.
„Erledigt“, ich seufzte auf. „Jetzt muss ich ihn nur noch in die Rektion bringen. Hat wer Lust auf ein Kaffee oder so?“ Ich stand auf und stützte mich ab. Das Ding würde Morgen im Klatschblatt erscheinen. Es war schliesslich schon Dienstag.
„Kaffee Latte wär nicht schlecht – so wie die Muggelkinder das immer trinken.“, nuschelte Natalie und stöhnte auf. „Ach scheisse! Jetzt war alle Arbeit um sonst! Mist, oh verflucht!“ Während sie nämlich aufgeschaut hatte, stiess sie das Tintenfass um und es landete prompt auf ihrem Aufsatz.
„Warte“, Lily stützte sich auf die Ellbogen, „Ich helfe dir. Mir gerne ein normaler, schwarz mit Zucker und einem Muffin. Danke Alice.“
Also humpelte ich, die Pergamentrolle in meiner Tasche, hinunter, in den vierten Stock. Dort gab es nämlich eine kleine Kammer, in der die Druckerei war. Ich klopfte.
„Komm nur herein…. Äh, in Deckung!“, vorsichtig öffnete ich die Türe. Ian hatte die Hände über dem Kopf und duckte sich unter das einzige Pult, auf welchem totales Chaos herrschte. Kein Wunder, es gehörte Jaromir Van Dommelen, aber trotzdem, so schlimm war es noch nie gewesen. Die Papierdruckmaschine spuckte die Blätter nur so heraus. „Oh Scheisse!“, entfuhr es mir, als ich diese Katastrophe sah. „Was ist denn hier passiert?“
„Ich weiss es nicht!“, japste der Junge. „Ich wollte meinen Aufsatz abgeben, die Maschine spuckt die ganze Zeit irgendwelche Blätter – vielleicht ein übler Scherz von den Rumtreibern. Sag mal Alice, was willst du eigentlich hier?“, fragte er. Ich stutzte, ach ja, er wusste ja nicht das ich Lica Gibbs war.
„Äh… ich… Äh ich wollte zu Professor Van Dommelen, aber wie’s aussieht ist er gerade nicht da. Oh“, ich duckte mich, was, mit Krücken, nicht sonderlich einfach war. Die Papierflut stürmte gegen mich, ich kippte um.

„Wenn das ein Scherz von Mr. Potter, Mr. Black, Mr. Pettigrew und Mr. Lupin war, dann war das zu viel, dass dulde ich nicht mehr!“ Mittlerweile konnte man, dank dem Professor, die Papierflut stoppen und Ian war wieder weg geschickt geworden, so dass ich nun allein mit ihm war.
„Wollen Sie das im Klatschblatt schreiben?“, fragte ich. Er nickte. „Oh ja, diese Herren können sich jetzt auf etwas gefasst machen – ich werde es Mr. Dumbeldore sagen –höchstpersönlich!“ Jaromir war wirklich verärgert, was nur äusserst selten vorkommt, aber dafür immer sehr intensiv war. „Alice, könntest du das bitte übernehmen? Ich geh dann mal zu dem Schulleiter.“
Weg war er. Und so kam es, dass ich alleine in der Redaktion sass und auf den braunen Pergamentbogen starrte, auf dem ich nun etwas schreiben sollte. Nach ein paar Minuten hörte ich Schritte vor der Türe, mit der Sicherheit, dass der oder die Übeltäter wieder gekommen war, stellte ich mich neben der Tür auf, eine Krücke erhoben. Die Tür öffnete sich knarrend.
Da ich das Licht ausgeschaltet hatte, sah ich nicht wer herein kam und schlug einfach zu.
„Ahhhh!“, kreischte die Person, männlich. Ich kannte die Stimme.
„Longbottom?“, fragte ich verwundert und machte das grelle Licht wieder an. „Alice?“
Oh der Arme Junge! Jetzt hatte ich ihn nieder geschlagen! „Was sollte das denn?“, er rappelte sich auf.
„Oh das tut mir furchtbar leid, ehrlich, ich dachte du seist jemand anders! Wirklich, das wollte ich nicht.“
„Ich dachte du magst mich, zeigst du das den Leuten immer so; In dem du ihnen eines Überbrätst?“ Ich wurde knall rot. Er wusste es? Oh Gott, wie peinlich. In den letzten paar Sätzen hatte ich ziemlich oft den Ausdruck ´Oh´ gebraucht, stellte ich fest.
„Tu ich auch, ich meine, ich hatte keine Ahnung dass du das warst! Geht’s?“ Ich reckte ihm ein Taschentuch, weil ich seine Nase blutig geschlagen hatte. „Was willst du hier eigentlich?“, hackte ich dann nach. Soweit ich wusste, hatte er nichts mit der Druckerei zu tun.
„Professor Van Dommelen schickt mich, sagte er wolle nicht dass du alleine bist, nach diesem Überfall.“ Er näselte, so dass sich alles an hörte wie: „Proesso VaDommeln schit mi, sae e olle nich da u aeine bi, na em Üefall.“ Wie süss!
„Leg dich ihn, Frank, du musst dich hinlegen, damit die Blutung aufhört.“ Ich schob ihn gegen das Fensterbrett, ein extra breites und er liess sich dort nieder. Ich setzte mich wieder auf den Sessel und starrte das leere Blatt an.
„Was machst du eigentlich da?“, fragte er nach ein paar Minuten stille, die nur von meinem Kratzen mit der Feder unterbrochen worden war. Ich schaute auf.
„Meine Hausaufgaben“, log ich. Er runzelte die Stirn.
„Und weshalb machst du die hier?“ Oh, ich hasste es ihn an zu lügen.
„Äh, ich kam gerade vorbei, als die Druckmaschine Papierfluten spuckte, Van Dommelen hat mich beauftragt hier zu bleiben und zu schauen, dass, äh, dass niemand rein kommt.“
„Ah“

Kapitel 11/ 1977 Hogwarts


Liebe Schüler & Schülerinnen von Hogwarts!

Dieses Wochenende steht das erste Quidditch Spiel an! Und zwar Gryffindor gegen Ravenclaw. Beide Teams sind gut – und haben heisse Mitspieler. Zum Beispiel Jonas Brand, der Sucher der Gryffindors. Laut einer Umfrage der Mädchen ist aber immer noch James Potter der heisseste Quidditchspieler – viele Mädchenherzen fliegen ihm zu, nur das von seiner Angebeteten Lily Evans nicht. Und er hat sie sogar schon für die Begleitung des Balles gefragt, doch die rothaarige Hexe lehnte ab. Es heisst, sie hätte was mit Mark Quinn, dem Torhüter der Ravenclaws, dessen Body auch nicht zu unterschätzten ist. Für wen wir die liebe Miss Evans den nun Fanen? Für ihr Haus und ihr Verehrer oder für ihr Mister Lover?

" besagte Person schlug die Zeitung zurück. „Mann Alice, geht’s noch?! Bis jetzt weiss doch noch niemand, dass da was Zwischen uns ist!“ empörte sie sich. Es war Mittwochmorgen und ich ass gerade am Gryffindortisch mein Frühstück, neben der schmatzenden Natalie, die auch ihre Meinung dazu geben musste. „Aber sicher, das Wissen sogar die Wasserspier hier – auf dem Mädchenklo läuft eine Wette, wer dein Herz erobern wird. Ich hab auf Potter gesetzt.“ Ich kicherte als meine Freundin mich geschockt ansah. Lily las weiter: „Wenn wir hier gerade vom Ball sprechen, na Mädels, habt ihr schon jemand geangelt? Wenn nein, keine Sorge, noch viele heiss begehrte Jungs sind frei. Aus guter Quelle weiss ich zum Beispiel dass auch Sirius Black noch keine Partnerin hat. Und auch für euch Jungs: Nehmt euren Mut zusammen und fragt eure Herzensdame, allerdings, nehmt euch in Acht vor diversen Xanthippen wie Anna Fischer oder Josefine Förster.
So und nun kommen wir zu etwas unangenehmes, gestern Nachmittag, so gegen drei Uhr, hat jemand unerlaubt die Redaktion von uns betreten und die Druckmaschine verhext. Weiss jemand was davon? Dann bitte sag dass eurem Hauslehrer. Professor Van Dommelen hat es nämlich an Albus Dumbeldore weiter geleitet. Oder war es nur ein dummer Scherz der Rumtreiber?
Eure Lieblingshexe, Lica Gibbs!

" Lily seufzte.
„Lieblingshexe? Wie kommt die den auf den Mist?“, sagte James, der sich neben Lily gesetzt hat. Leider wieder mal nicht alleine.
Lily sprang auf. „Verschwinde James! Das hier ist mein Platz!“, Allerdings kam es nur halbherzig daher.
„Ach komm schon Evans, ich frag dich auch nicht mehr nach dem Ball, ja?“ Oh, was war denn da passiert? Ich hob eine Augenbraue, beliess es aber dabei.
„Und“, fragte Natalie Remus, der sich, zögerlich, neben sie gesetzt hatte. „Stimmt es?“
„Was denn?“, fragte der netteste aller Rumtreiber zurück. Natalie grinste. „Na das mit dem Streich, in der Druckerei.“ Remus lächelte nur geheimnisvoll und mampfte sein Balge weiter.
„Habt ihr schon wen für den Ball?“, fragte ich und musterte Remus und Peter, bei ersteres war ich sicher, dass er schon ein paar Anfragen bekommen hatte, bei letzteres … na ja, eher weniger.
„Ja“, Remus lächelte nun gequält. „Allerdings bin ich nicht so sicher ob ich annehmen werde. Ich warte noch.“
„Auf was denn?“, fragte Lily, die gerade James ein Honigbrötchen ins Gesicht drückte. Ich musste grinsen. Armer Kerl. Doch Rache war süss oder in diesem Fall klebrig und er schmierte ihr Konfitüre in die Haare.
„Bis ich den Mut finde Cor… äh jemanden bestimmtes zu fragen.“
„Wer denn?“, fragte ich neugierig und beugte mich, soweit das mit meinem Gips möglich war, über den Tisch um an die Marmelade zu kommen, ehe James alle in Lilys Haare geschmiert hatte.
„Äh“, doch ehe Remus mir antworten konnte, sah ich wie Frank auf uns zukam. „Alice?“, fragte er und schaute mich mit einem Dackelblick an. „Würdest du bitte mal kommen?“
Ich wurde rot, weil ich dachte, er würde mich fragen ob ich mit ihm zu dem Herbstball gehen würde. „Ja klar.“ Ich stand auf und winkte meinen Freundinnen. „Also, dann, bis später, in Geschichte.“, ich folgte dem hübschen Quidditchspieler hinaus aus der grossen Halle, die Treppe hinauf, zu einem der leeren Klassenzimmer. Galant öffnete er mir die Türe, so dass ich hinein humpeln konnte. Ich setzte mich auf ein Pult.
„Also?“, ich sah ihm mit grossen Augen zu, wie er nervös von einem Bein hin und her trampelte.
„Alice, als ich dich gestern in der Druckerei sah und heute Morgen dieser Beitrag von Lica Gibbs in der Zeitung war, wusste ich es.“ , ich runzelte die Stirn. Merkwürdiger Anfang für eine Einladung zum Ball. „Jaaa?“
„Also, was ich damit sagen will, du bist…“, er räusperte sich und sah mir, mit diesen herrlichen grauen Augen, in die meinen. „Du bist Lica Gibbs, nicht wahr, Alice?“
Ich erstarrte.
Wie peinlich.
Die Welt um mich herum fiel in sich zusammen.
Tränen schossen mir in die Augen.
„Nein, nein, Alice! Nicht weinen, ich sag es auch niemandem, versprochen!“, voller Panik sprang er auf. Ich stand auf.
„Du bist ehrlich das letzte, Frank Longbottom!“, heulte ich und humpelte Fluchtartig – na ja, so schnell wie möglich- davon.

„Alice? Bist du hier?“, die Besorgnis stand Lily ins Gesicht geschrieben, als sie mich mit verquelltem Gesicht sah. Nachdem ich vor Frank weg gelaufen war, hatte ich mich in meinem Zimmer eingeschlossen und die Schule geschwänzt.
„Oh Alice!“, Natalie, die mit einem Teller voller Lasagne kam, erstarrte. „Was ist denn passiert?“
„Ich… ich… Frank…“, weinte ich, wobei es sich sicherlich anders anhören musste, weil die Tränen unaufhörlich über mein Gesicht strömten. „Ich dachte… er würde… mich… Ball… aber… er… weiss… er… sagt…. Lica…“, eine neue Tränenflut strömte aus meinen Augen.
„Oh Alice! Das ist ja schrecklich!“, sagte Lily, die irgendwie durch mein Gestotter schlau geworden war – im Gegensatz zu Natalie, die anscheinend nichts kapiert hatte.
„Äh?“, war ihr geistesreicher Kommentar und zuckte dann zusammen als Lily ihr zu zischte, sie solle verschwinden und Frank zu Schnecke machen.
„Was? Weshalb denn?“
„Na weil er jetzt weiss, dass sie Lica ist und er sie eigentlich hätte Fragen sollen, ob sie mit ihm zum Ball gehen will. Husch jetzt! Dir wird schon etwas einfallen, was du ihm sagen kannst.“ Lily ging vor mir in die Knie und drückte mir ein Taschentuch in die Hand. „Komm, jetzt mach dich erst Mals wieder hübsch und dann zeigen wir ihm, was er verpasst. Ja?“

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 18.03.2012

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /