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Nacht

Nacht.
Die Lichter flackern rötlich
im dicht gedrängten Getümmel hervor.
Gestalten der Nacht. Menschen voll Freude,
Liebe und Alkohol
bewegen sich mehr oder weniger
rhythmisch zur Musik,
welche laut und schrill
aus den Verstärkern tönt
und alle vereint.

 

Die Nacht,
sie empfängt dich mit offenen Armen,  
ist der magische Ort,
der Sehnsüchte trägt,
der Seelen belebt
und zu mehr Mut bewegt.
Sie ist klar
und doch so surreal.
Verleitet zu übermütigen Taten,
die wir im Alltag
nicht wagten.

 

Die Nacht,  
ja sie umgibt uns
in ihrer verführerischen Schwärze
mit spitzfindigen Fingern
weit ausgestreckt,
spielt sie Verstecken
mit unserem Verstand.

 

Und doch,
ja so glauben wir,
ist es die Wahrheit, die aufkeimt,
wenn wir angetrunken über die Theke ragen,
um nach dem nächsten Drink zu fragen,
welcher hoffentlich die ganzen Gefühle,
die ganzen Gedanken
überflutet,
welche langsam in dir aufkeimen,
während du,
um 3 Uhr morgens,
mit irgendwelchen Bekannten
auf der Tanzfläche stehst.

 

Und dann stehst du da,
ganz benommen,
von allem eingeholt.
Es kommt zurück
auf einen Schlag,
es bricht über dich hinein,
es ist hier so voll, du bist es auch,
doch trotzdem allein.

 

Von der anfänglichen Freude
auf die eine
von den vielen unvergesslichen Nächten,
bleibt nur noch der Alkohol
und die Liebe.

 

Liebe.
Daran musst du denken,
als er plötzlich vor dir steht
und dein Verstand
sich vor der Nacht versteckt.
An sein verschmitztes Lächeln
und seine Augen,
die über die ganze Tanzfläche
strahlen und dich anschauen,
wie beim ersten Mal.

 

Das erste Mal
als du ihn sahst in dieser einen Nacht,
schon ewig her,
und ihr im Eifer der Nacht
zusammenfandet.
Ohne Denken,
ohne ein "Was wird daraus werden?"
bist du diesem Gefühl gefolgt
und es fühlte sich richtig an,
so richtig,
bis der Alltag kam
und nach und nach
den Gefühlen ihre Beine brach.

 

Der Alltag,
der Tag,
der alles rational sieht,
der alles zu steuern vermag,
während die Nacht in der Ferne lag.
Und so rattert der Alltag dir,
im monotonen Sprechgesang,
eine ellenlange Liste vor,
dass alles viel zu blöd ist,
was du hast getan
und dass die Nacht nur die böse Schwester sei,
die dich verleitet zu unmöglichen Dingen
und dich umschlingt
mit ihren zauberhaften Schwingen.

 

Und du glaubst es.
Du glaubtest dem Alltag,
dass es nie was werden würde
und so hat er sich
nunmal auch nicht sonderlich viel Mühe gegeben
diese innere Stimme zu übertönen
und es enttäuschte dich unheimlich,
denn der Zauber der Nacht
war verflogen
und was blieb
war der Alltag.

 

Der Alltag,
in welchem er sich
einen Dreck um dich scherte
und du sagtest dir,
dass es so nicht funktionierte,
denn du wollest nicht nur begehrt,
sondern auch geschätzt werden,
nicht nur da sein,
sondern auch gebraucht werden
und vor allem
nicht nur in der Gegenwart leben.
Den Kopf wie er in den Wolken haben.

 

Du beendest es
und obwohl du
ihn nicht mehr siehst,
wachsen den Gefühlen wieder Beine
und nach jedem Alltag,
wenn die Nacht aufkeimt,
fangen sie an zu treten,
immer fester
und du fragst dich
warum.

 

Du glaubst nicht daran,
dass die Nacht
die Wahrheit mit sich bringt.
Du glaubst nicht daran,
dass das plötzlich zündende Gefühl,
um drei Uhr morgens,
das ist,
auf das du hören solltest.

 

Doch genau daran
glauben die Menschen,
wenn sie um die besagte Uhrzeit
zum zweiten Kant mutieren,
über das Leben und die Liebe
philosophieren
und sich jedem Begehren hingeben,
im Moment leben,
ihrem Herzen folgen.

 

Du,
ja du glaubst nicht daran,
dass die Nacht die Wahrheit
mit sich bringt.
Doch als du ihn siehst
fällt jede Fassade
und du siehst dich plötzlich
wieder neben ihm sitzen,
seine Hand auf deinem Knie liegend,
sein Gesicht
so nah an deinem,
dass du seinen Atem
an deiner Wange spürst.

 

Alles kommt zurück,
der Alltag vergessen,
der Zauber tritt ein
du schwankst.
Du bist hin-
und hergerissen,
denn es fühlt sich alles
doch so richtig an.
Und wie kann etwas falsch sein,
dass sich richtig anfühlt?
Was ist ist richtig
und ist richtig die Wahrheit?
Und kommt die Wahrheit
nun mit der Nacht?

 

Er kommt auf dich zu.
Er setzt sich zu dir.
Die Gefühle treten mittlerweile
an jeder Körperstelle
und als du langsam und beschämt
deinen Kopf hebst
und ihr euch anseht,
merkst du,
du brennst.
Du brennst immer noch.
Für ihn,
für die Nacht.

 

Bist drauf
und dran
dich wieder hinzugeben,
für die Nacht glücklich zu sein,
zu sein
wie die anderen,
wie er,
einfach im Moment zu leben.

 

Doch
du kannst nicht,
du willst nicht
und dann
willst du doch trotzdem
und sollst du der Nacht
oder dem Alltag
deinen Glauben schenken?

 

Ist es nicht der Tag,
der die Wahrheit ans Licht bringt
oder ist es dieses Licht,
das fluoreszierende Licht,
dass sich durch seine Haare windet?


    Und daran musst du denken
und an die Verführung der Nacht,
während du in die Tiefen
seiner Augen schaust
und alles schreit
und alles brennt in dir.
Du erkennst, ER ist die Nacht.

 

Sein Atem
das beruhigende
Rauschen der Wellen,
seine Augen leuchtend
wie der Mond,
welche dich von Galaxien träumen lassen,
Galaxien,
welche nur die Nacht zu präsentieren vermag.

 

Du hast Angst.
Angst,
dich wieder der unberechenbaren Schwärze
der Nacht hinzugeben.
Doch alles hängt an seidenem Faden.
Dein Verstand
bereits benebelt,
fragst du dich,
ob das Liebe ist
oder Begehren,
ist es die Wahrheit
oder versteckt sich unser Verstand
jedes Mal neu vor der Nacht?

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 05.01.2016

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