Genuilen
Marek half seiner Mutter wie immer Einkäufe tragen... Er liebte seine Mutter, er liebt sie mehr als alle anderen auf der Welt. Er würde alles für sie tun. Sie war der Sinn seines Lebens, ohne sie wäre das Leben nicht lebenswert. Doch er musste täglich damit rechnen, dass sie nicht zurückkommt. Sie ist Kriminalpolizistin, muss immer eine Waffe bei sich tragen, im Dienst oder auch nicht. Obwohl Marek schon 29 Jahre alt war, konnte er sich nicht von ihr losreißen. Er hatte Angst um sie. Zurecht. Eines Tages kam sie nicht von der Arbeit zurück. Er befürchtete das schlimmste, schon als sie nur zehn Minuten zu spät war. Doch seine Angst sollte sich bald bestätigen. Es klingelte an der Tür. Er rannte in der Hoffnung es wäre seine Mutter, doch vor ihm stand ein Polizist. Gut gebaut, braune kurze Haare. Er hatte seine Mütze abgezogen und hielt sie in den Händen. Er sah nicht glücklich aus. Seine Gesicht sagte alles. Marek wusste genau was Sache war. Er senkte den Kopf herab. Das war der Moment, den er seit Jahren gefürchtet hatte. Er hatte es gewusst. Irgendwann musste es doch so kommen. Seine tränen streichelten seine Wangen und in diesem Moment, wo ein jener schwieg, hörte man ganz deutlich das Aufschlagen seiner Träne. Der Polizist öffnete langsam seinem Mund, sagte aber nichts. Er schloss ihn wieder. Doch dann sprach er die Worte die Marek sein Leben lang verfolgen werden: „Sie wurde erschossen, erschossen von einem Terroristen, südlich der Stadt. Dort unten herrschen katastrophale Zustände. Es tut mir Leid. Mein Beileid.“ Und so schnell wie er gekommen war verschwand er auch wieder. Marek jedoch rührte sich nicht. Er stand da wie angewurzelt. Die Türe offen. Ein Windzug streichelte seine Wangen. Dann fing es an zu regnen. Es regnete ins Haus hinein. Er schloss die Tür. Langsam. Noch immer kullerte eine und wieder eine Träne sein Gesicht hinunter. Noch immer mochte er es nicht fassen. Doch tief in seinem Inneren wusste er genau was passierte. Er stellte sich die letzten Minuten ihres Lebens vor. Er stellte sich vor, wie ihr Mörder sich gefühlt haben muss. Er konnte es sich nicht vorstellen, so grausam war es. Er wollte es nachvollziehen. Bald, sehr bald. Er legte sich hin. Seine Augen waren offen, nein, man könnte schon fast sagen aufgerissen. Sie starrten ins leere. Sie stellten sich vor jemanden zu töten. Er verspürte einen Drang, den er nie zuvor verspürt hatte. Er wusste zwar nicht was ihn drängte, doch er konnte es sich denken. Er sprang auf. Er suchte Messer heraus. Sogar eine Waffe, die seiner Mutter gehörte kramte er hervor. Er wusste nicht wen, doch er wusste das! Er musste töten. Zum ersten mal. Und von einem Moment zum anderen wurde seine Seele schwarz. Pechschwarz. Im Verlangen nach Bösem blendete er alles aus. Das was er gespürt hatte, sollten nun auch noch andere Menschen verspüren. Schon kramte er in alten Schränken nach alten schwarzen Klamotten und nach seiner Strumpfmaske, die er damals zu Fasching an hatte. Er fand sie in der hintersten Ecke seines Kleiderschrankes. Er zog sie sich über, auch wenn sie mittlerweile etwas zu klein geworden war. Er verließ die Wohnung, leise und still. Er ging südlich der Stadt. Er suchte eine Tankstelle. Endlich, als er eine gefunden hatte, schloss er die Augen, atmete tief und ganz plötzlich schlug er die Tür auf. Er lief zur Kasse, etwas langsamer als rennen, aber schneller als gehen. Alles war leer. Kein Mensch war da. Er selbst merkte nicht wie er plötzlich: „ Überfall“ rief. Keine Antwort. Er rannte nach hinten. Dort versuchen schon die Angestellten durchs Fenster zu klettern. Doch sein Blick schweifte nach links, dort saß eine Junge Frau, kaum älter als 20, sie hielt ein Kind im Arm. Er erblickte ihre Tränen und fragte sich was er da überhaupt macht. Er senkte die Waffe die er mit beiden Händen vor der Brust hielt. Die Frau hörte auf zu schluchzen und blickte auf. Sie gab dem Kind einen Kuss auf die Stirn. Marek erinnerte sich. Er war hier um seine Mutter zu rächen. Es tat ihm Leid doch er presste es heraus: „Los, aufstehen! Kasse öffnen!“ Die Frau legte das Kind ab. Lief mit tränen überströmten Gesicht zur Kasse. Marek blickte hinein. Er nahm das Geld und holte die Waffe wiederholt hervor. Er schoss, zwei mal, auf das Kind. Es war tot. „Neiiiinnn!!!“ , hörte er die Frau, „ Mein Baby! Was haben sie getan? Paul!“. Marek hörte sie noch eine Straße weiter. Doch er fühlte sich gut. So erging es nun jeden Abend. Manchmal raubte er nur ein Geschäft aus, manchmal ging er auf die Straße und schoss wild um sich. Niemand wusste das er, Marek, dies alles verrichtet hatte. Er war stolz.
(Ausschnitt 1. Kapitel)
Tag der Veröffentlichung: 29.09.2011
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