Hin und wieder fällt ein Tropfen von der schwarzen Decke. Wir weichen ihnen aus, lautlos, fließend, schneller, als ihr euch denken könntet, schneller, als ihr jemals sein könntet. Ja, so sind wir. In der Luft hängt ein Geruch nach Feuer, Tod und Kälte. Ja, auch das sind wir. Unsere silbergünen Augen huschen hin und her, warten auf ein Zeichen. Ein Zeichen von mir. Aber ich warte. Ich werde auch noch weiter warten. Ich werde warten, bis die Zeit reif ist. Die Gestalten machen mit einem Zischen Platz, als ich in Richtung Ausgang gehe. Ich schwebe ein Stück hoch, schnüffele. Ja, ich habe mich nicht getäuscht. Ich täusche mich nie. Der Geruch nach Feuer wird überlagert von etwas Anderem. Ich kenne diesen Geruch. Natürlich. Zimt, Äpfel und ein Hauch von Alkohol. Es brennt in meiner Nase. Ihr wart schlau, ja. Aber nicht schlau genug. Ich wende mich meinem Volk zu. Silberne und grüne Augen starren mich an. Wir blinzeln nicht. Ich schaue jeden einzelnen an. Dann hebe ich den Arm und schreie, höher, als dass ihr es hören könnt. Die Menge antwortet mir. Zischend bewegen wir uns auf euch zu. Ihr habt schon verloren. Ihr habt einen Fehler gemacht. Jetzt müsst ihr dafür büßen. Es ist schon zu spät. Ihr könnt nicht mehr gewinnen.
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Lissa wacht schreiend auf. Ihre Träume werden immer schlimmer. Irgendwie so real. Und es ist immer aus der gleichen Perspektive. Seufzend steht sie auf und spritzt sich Wasser ins Gesicht. Alles ist okay, sagt sie sich immer wieder. Aber sie kriegt die schrecklichen Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Die fließenden, dunklen Gestalten mit so silbrigen Augen, wie sie. Nur sind ihre nicht silbergrün, sonder eher braun, mit nur einem Hauch braun. Wie sie alle angeschaut haben… Ach was, nur ein Traum. Kopfschüttelnd macht sie sich für die Schule fertig.
Tag der Veröffentlichung: 03.09.2010
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