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Kapitel 1


Endlich! Ich hatte mein Abi geschafft und die Zusage der Frankfurter Uni für Psychologie bekommen! Stuuuuudieren in Frankfurt. Mein Kindheitstraum wird hoffentlich in Erfüllung gehen. Ich träumte schon so viele Jahre davon, Psychologin zu werden.
Leider gibt es auch negative Punkte beim Umzug nach Frankfurt. Ich werde meine Freunde und Familie hier lassen. Am meisten schmerzt es mich, ohne meine Mutter wohnen zu müssen.

Tag des Umzugs:

„Zaraaaaaa ama hadi, wieso brauchst du solange um dich von deinem Zimmer zu verabschieden?“, rief Diyar Abi aus der Küche.

Ach ja, ich habe vergessen meine Familie vorzustellen. Ich heisse Zara Karatas und bin 19 Jahre alt. Ich bin eher eine, die schüchtern ist. Ich bin sehr hilfsbereit und lache ziemlich gerne. Ich habe schwarze Haare, eine braune Haut und blaue Augen. Genau diese Augen machen mich besonders, sagt mir meine Mutter. Viele nennen mich Naturschönheit. Ich fühle mich bei jedem Kompliment total geschmeichelt und werde verlegen. Trotzdem bin ich überhaupt nicht selbstbewusst. Ich finde immer etwas, womit ich nicht zufrieden bin. Momentan kämpfe ich mit dem Pickel der auf meiner Stirn ist. Meine Mutter Leyla ist 45 Jahre alt und die wichtigste Person in meinem Leben. Tarik ist mein Vater. Mit seinen 49 Jahren betreibt er ein Familienunternehmen. Er ist die 5. Generation und hat den Traum, dass mein Bruder ihn möglichst bald ablöst. Mein Bruder? Genau, Diyar 21 und ziemlich streng. Wir haben eigentlich nie ein gutes Verhältnis zueinander. Dann gibt es Bensu, meine süsse kleine Schwester. Sie ist zwar erst 6 aber benimmt sich viel reifer.
Zum Schluss unserer sechsköpfigen Familie bleibt Anil übrig. Er ist der älteste unter uns vier. Er ist 23 und verlobt.

Zara: „Tamam Abi, ich komm ja schon.“
Als ich im Flur stand und meine Mutter sah brach ich in Tränen aus. Wie sollte ich es nur ohne sie dort aushalten? 200 Kilometer trennen uns von nun an. Sie rannte zu mir und weinte ebenfalls. Nach einer gefühlten halben Stunde zog mich etwas am Bein und als ich runterschaute sah ich Bensu. Ach meine Kleine, ohne dich wird es genau so schwer. Ich nahm Sie in meine Arme und küsste ihre Haare und roch daran. Langsam wurde es Zeit, Abschied zu nehmen. Ich umarmte nochmals alle und stieg mit Diyar in den Transportlastwagen ein.
Auf dem Weg herrschte Stille und in mir kam das Gefühl auf, dass mich in Frankfurt vieles erwarten wird.

Kapitel 2


2 Wochen später war meine Wohnung fertig eingerichtet. Och, endlich konnte ich zuhause gemütlich relaxen ohne mit dem Gedanken, etwas noch tun zu müssen. Die Wohnung war relativ klein. Sie bestand aus einem Wohnzimmer, Schlafzimmer, einer Küche und einem sehr kleinem Bad. Zuerst wollte ich die Wohnung nicht mieten, weil das Bad zu klein ist. Ich meine, welches Mädchen kann sich zurechtmachen in einem Bad, in das höchstens 2 Leute reinpassen? Aber schlussendlich musste ich sie doch mieten, weil die anderen besichteten Wohnungen zu teuer waren.


Erster Schultag

Ich war so aufgeregt. Mein grösstes Problem war es, die passende Kleidung zu finden. Nach einer gefühlten Stunde entschied ich mich für eine Jeans und dazu ein weisses Oberteil und einer Strickjacke. Meine Haare liess ich offen, denn ich wollte meine Haare zur Geltung bringen. Noch ein letzter Blick in den Spiegel und schon konnte es losgehen.
Die Frankfurter Uni war riesengross. Ich wusste schon von Anfang an, dass ich mich verlaufen werde. Naja ich ging in die grosse Aula, wo sich alle 1. Klässler besammelt hatten. Neben mir war ein freier Platz. Bevor ich mir noch irgendwelche Gedanken machen konnte, fingen die Professoren und Dozenten an uns die wichtigsten Regeln zu erklären und das Wichtigste, was man als Neuling wissen musste. Plötzlich hörte man Laufschritte von jemanden. Die ganze Menschenmenge im Saal drehte sich um. Eine Südländerin kam in Laufschritten auf den Platz neben mir zu und setzte sich. Ich denke mal, dass Sie sich verspätet hatte. Die Arme war völlig aus der Puste und murmelte: „Toll, der erste Tag fängt sehr gut an“.
Zara: „Keine Sorge, bis jetzt war es ziemlich langweilig. Wenn du willst erzähle ich dir später, was du verpasst hast.
Beril: „Hey, vielen Dank für deine Hilfe. Ich bin übrigens Beril.“
Zara: „Freut mich, ich heisse Zara.“
Und schon mussten wir beide lächeln. Das war der Anfang einer wunderbaren Freundschaft.
Nach der Rede, fingen die ersten Vorlesungen schon an. Beril hat sich für die gleiche Studienrichtung wie ich eingeschrieben. Zusammen gingen wir in den Raum und setzten uns an einen freien Platz. Es waren ziemlich viele Schüler anwesend. Ich habe mir vorgenommen, mich voll und ganz auf mein Studium zu konzentrieren, deshalb machte ich bei der Vorlesung mit und notierte mir alles mögliche. Bis jetzt war doch mein Studentenleben super! Leider hielt mein Glück nicht lange an, wie es sich später herausstellen wird.
Als die Vorlesung zu Ende war, gingen wir beide auf den Pausenhof und setzen uns auf eine Mauer. Wie ihr sehen könnt, habe ich bisher von keinem Jungen etwas erzählt. Mein Liebesleben ist ein wenig kompliziert. Ich hatte noch nie einen Freund. Es gab viele die auf mich standen, aber ich gab jeden einen Korb. Ich hatte kein gutes Bild von den Männern. Meine Freundinnen aus Heilbronn hatten alle einen Freund und die meisten Beziehungen endeten mit einer Katastrophe. Deshalb geniesse ich noch mein Singleleben.


„Sicht von Beran“
Schon wieder dieses neue Schuljahr. Ich hasse es zu studieren. Viel lieber wäre ich jetzt in der Shishabar mit meinen Freunden. Engin kam mich am morgen abholen damit wir beide zur Schule fahren konnten. Engin ist mein bester Freund. Nein eigentlich nicht, er ist eher wie mein Bruder. Wir beide waren schon seit klein auf dicke Freunde. Wir hatten uns auch vorgenommen zusammen zu studieren. Wir sahen uns auch ziemlich ähnlich. Wir waren in der Schule als die schönsten Männer bekannt. Ist ja auch kein Wunder, wenn man einen Six-Pack und grüne Augen hat. An mir war einfach alles schön. Die Frauen bewunderten mich täglich und innerhalb paar Minuten konnte ich mir jede klarmachen die ich möchte. Diese Situation nutzte ich gerne aus. Mittlerweile wechsle ich fast monatlich meine Freundinnen. Von Liebe kann man nicht reden, ich nutzte sie viel lieber aus und habe meinen Spass mit denen.
Engin: „Bro bu ne? Alles kleine Köpfe, ich fühle mich schon wie im Kindergarten. Komm lass mal die neuen fertigmachen.“
Wir waren schon im 3. Jahr und als wir die Uni betraten waren wir beide geschockt. Die waren alle so klein und dachten sie wären jetzt was, nur weil sie auf der Uni sind.
Beran: „Hahah ja komm, wird bestimmt lustig.“
So machten wir uns auf dem Weg in die Pause. Nach zwei Stunden dem Dozenten zuhören musste ich mir so einen Spass gönnen. Schon bald fanden wir unser Opfer. Ein kleiner Junge mit einer Brille. Er sah wie Harry Potter aus.
Engin: „schhhht du da, komm mal her“.
Jonas: „Meinst du mich? Ja, was ist?“
Engin: „Schau mal, du kommst einfach hier her und schaust uns komisch an. Was ist dein Problem?
Jonas (ängstlich): „Nein, ich steh doch nur hier und mache überhaupt nichts.“
Beran: „Labber doch keine Scheisse!“
Jonas: „Lasst mich doch einfach nur in Ruhe.“
Engin: „Bro, komm, der versteht das nicht, lass den mal schlagen.“
Beran: „Tamam, hadi ich fang an und dann schlägst du zu“.
Ich zwinkerte ihm noch kurz zu und holte aus. Bevor ich aber zuschlagen konnte, schrie jemand von hinten: „Stoooopp! Bist du bescheuert?“ Ich drehte mich um und sah die schönsten blauen Augen vor mir.

Kapitel 3


„Sicht von Zara“

Während ich mit Beril am reden war, hörte ich plötzlich laute Stimmen. Ich sah, wie zwei Typen einen hilflosen Deutschen fertigmachten. Der eine schrie ihn an und meinte er würde sie komisch anschauen. Was geht den bei dem? Wie ich solche Menschen doch nur hasse! Auf einmal wollte der andere von den Beiden den Deutschen schlagen. Ich konnte das nicht mit ansehen. So schnell ich rannte ich und schrie: „„Stoooopp! Bist du bescheuert?“. Ich hatte Glück, der Junge schlug nicht zu sondern drehte sich um. Erst jetzt fiel mir auf, wie gut er aussieht. Deshalb ist er bestimmt auch so eingebildet und meint sich was besseres.
Zara: „Was hat er dir getan, dass du ihn schlagen willst?“
Er war einfach nur sprachlos und konnte nichts sagen. Was sollte das? Bis vor ein paar Minuten hatte er noch eine grosse Fresse. Dafür sprach sein Freund. Dieser Idiot war genau so schlimm.
Engin: „Wer bist du? Hast du nicht gesehen, wie der uns angeglotzt hat?“
Zara: „Nein hab ich nicht, weil er auch nicht geschaut hat. Sagt mal seid ihr dumm im Kopf? Was fällt euch ein, ihn zu schlagen? Solche Idioten wie euch sollte man aus der Schule werfen. Schämt euch!“
Diese Idioten sollten sich einfach nur schämen. Ich werde die Beiden hassen. Was heisst hier „werde hassen“? Ich hasse sie schon. Der zweite schaute mich noch immer an und gab keinen Ton vor sich. Beril zerrte mich weg von denen und ich merkte, wie alle Augen auf uns gerichtet waren. Ich finde die ganze Schule komisch. Ein Unschuldiger wird geschlagen, aber niemand kümmert sich darum.
Beril: „Zara spinnst du?“
Zara: „Wieso spinnen? Hast du nicht gesehen, wie sie ihn schlagen wollten?
Beril: „ZARA! Hör mir mal zu! Die Beiden sind hier sehr beliebt. Die kriegen jedes Mädchen. Tayfun ist sehr gut mit Beran und Engin befreundet. Mit denen legt man sich nicht an. Ich wette die werden dich mobben, weil du sie so schlecht vor allen gemacht hast.“
Zara: „Wer ist Tayfun?
Beril:“ Mein grosser Bruder.“
Zara: „Die sollen nur versuchen mich fertigzumachen. Was die können, kann ich schon längst. Die sollten vor mir Angst haben. Vollidioten hey! Und von dir bin ich auch enttäuscht, du hast nur zugesehen und nichts unternommen, wie der Rest auf dem Hof.
Beril: „Hast du es nicht verstanden? Ich hab dir doch gesagt, dass man sich mit denen nicht anlegt. Die sind so beliebt und jeder hat Angst vor denen. Die nehmen das Leben nicht mal Ernst.“
Zara: „Ja und? Mir ist egal, ob sie beliebt sind oder nicht. Bei so was muss ich einfach einschreiten.
Nun konnte sie nichts mehr dazu sagen und wir liefen in die Bibliothek um Bücher zu holen.


„Sicht von Beran“

Ich war einfach nur sprachlos. Noch nie hatte ich solche Augen gesehen. Und vor allem bei einer Südländerin. Wie sie mich angeschrieen hat. So etwas hab ich noch nie erlebt.
Engin: „Oglum, wieso bist du still geblieben?“
Beran: „Engi, hast du diese Augen gesehen?“
Engin: „Hahaha ich sehe schon worauf du hinauswillst. Ja komm nimm sie und dann nach einer Woche lässt du sie liegen. Das wäre die perfekte Rache.
Beran: „Nee lass mal. Die ist anders. Hoffentlich ist sie Türkin dann macht mir meine Mutter keinen Stress, wenn ich sie vorstelle, hahaha.
Engin: „Was labberst du, Mutter usw.? Du hast es eh verkackt bei der. Ausserdem ist die voll jung, nimm doch eine reifere.
Beran: „Nein, ich möchte die kennenlernen, wer weiss, vll. hat sie einen Bruder den wir kennen?“
Engin: „Ich sage nichts mehr dazu. Du spinnst einfach.“

Ich sah vorhin wie sie mit ihrer Freundin zur Bibliothek gegangen ist. Das war meine Chance! Ich ging ebenfalls dorthin aber blieb vor der Tür stehen. Ich tat so, als wäre ich mit meinem Handy beschäftigt.
Auf einmal hörte ich ihre Stimme. Ich sah auf und reagierte sofort.
Beran: „Hey“
Zara: „Beril, sag dem, der soll mich in Ruhe lassen und mich nie mehr ansprechen
Und schon lief sie einfach davon.
Beril: „Ähmm.. Beran du hast es richtig verkackt bei ihr. An deiner Stelle würde ich sie in der nächsten Zeit in Ruhe lassen.
Beran: „Nein, wieso sollte ich? Gib mir mal ihre Handynr.
Beril: „Ich hab sie selber nicht. Hab sie erst heute kennengelernt.“
Beran: „Woher kommt sie? Ich muss an die ran!“
Beril: „Hab sie noch nicht gefragt. Aber denke nicht von hier. Hab sie noch nie gesehen.“
Beran: „Verrat mir zumindest ihren Namen.“
Beril (leicht verärgert): „Zara. Aber lass sie bitte in Ruhe. Wir wissen beide wie du Mädchen behandelst.
Beran (wütend): „Halt doch deine Fresse. Woher willst du das wissen? Und wir wissen beide, was für eine falsche Schlange du bist. Denkst du ich hab das mit Malik vergessen? Hast so getan, als ob du ihn über alles lieben würdest. Schlussendlich hast du ihn aber verlassen ohne Grund. Jetzt willst du mir echt sagen, dass ich Mädchen scheisse behandle? Schau dich zuerst an. Beschissener als du kann man keinen Menschen behandeln. Der hat mir damals so leid getan. Ich hab keinen Menschen kennengelernt der so gelitten hat, wegen einem Mädchen. Wegen dir ist der Typ nach Syrien zurückgekehrt!“
Ich hätte nicht so hart reden dürfen, denn sie fing auf einmal an zu weinen. Fuck!
Beran: „Wollte nicht so hart sein, tut mir leid.
Beril (total am heulen): „Nein du hast vollkommen recht. Es war alles nur meine Schuld. Ich wollte...“
Weiter konnte sie nicht reden, weil Zara auf uns beide zukam. Oh man, die hat mir gerade noch gefehlt. Sie denkt jetzt bestimmt falsch.
Zara (schreiend): „Sag mal, reicht es dir nicht Leute zu schlagen? Jetzt musst du sie auch noch zum Weinen bringen? Geh und verpiss dich man.“
Beran: „Aber...“
Zara: „Kein aber, siehst du nicht wie sie am weinen ist? Oh mein Gott, hast du sie sogar geschlagen? Beril sag doch was!?!“
Beril: „Nein Zara, es ist nicht so wie du denkst.“
Zara: „Oh doch, der Typ hat dich zum Weinen gebracht. Komm Beril wir gehen am besten. Und dir sag ich nur noch eins: ‚Lass uns in Ruhe hast du mich gehört? Wenn du noch einmal in unserer Nähe sein wirst, gibt das gewaltige Folgen.“
Beran: „Boah hör mir doch mal zu! Es ist nicht so wie du denkst. Sie ist selber Schuld. Ich hab nur ein wenig hart geredet mit ihr.“
Zara: „Erzähl mir keine Lügen! Ich hab noch nie einen Menschen gesehen, der so menschenfeindlich ist wie du.“
Gerade als ich etwas sagen wollte, liess sich Beril auf den Boden fallen und fing fürchterlich an zu heulen.

Kapitel 4


„Sicht von Beran“

Was war jetzt los?
Zara: „Beril? Canim was ist los? Komm steh auf und erzähl mir, was dieses Arschloch getan hat.“
Während sie das sagte schaute sie mich mit einem Killerblick an. Ich half Beril aufzustehen und begleitete sie bis zu einer freien Bank. Danach wollte ich erst mal für mich alleine sein. Ich ging weg von der Uni, stieg in mein Auto und fuhr Richtung Balerno-Café. Ich hatte noch eine Nachhilfestunde mit Cenk. Cenk war unser Nachbarsjunge. Mit seinen 8 Jahren war er schon ein kleiner Checker. Der Kleine benötigte Nachhilfestunde in Mathe. Da ich eigentlich sehr klug bin, dachte ich mir dass ich ihm meine Hilfe anbieten konnte. Seitdem gebe ich 2 anderen Kindern auch Nachhilfe. Es wusste aber niemand davon, weil ich nicht als Schwuchtel und Softie dargestellt wollen möchte.


„Sicht von Zara“

Zara: „Canim was ist los? Komm erzähl es mir schon. Was hat das Schwein gesagt?“
Beril (total am heulen): „Zara es ist alles meine Schuld. Ich hasse mich. Nur wegen mir ist er in Syrien.“
Zara: „Hää? Wer?“
Beril: „Malik“
Zara: „Wer ist Malik?“
Beril: „Zara ich wollte mit ihm heiraten, Kinder kriegen und alt werden. Wieso muss das alles MIR passieren?“
Zara: „Noldu?“
Beril: „Alles fing mit 12 an. Stell dir vor, ich war 12 Jahre alt als ich mich in ihn verliebt hatte. Wir lernten uns kennen und lieben. Mit 15 konnte ich mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen, aber dann... Zara ich kann es dir nicht sagen, gib mir noch ein bisschen Zeit."
Das war ja komisch. Wieso wollte sie es mir nicht erzählen? Sehr merkwürdig, aber sie soll es mir erst dann erzählen wenn sie sich bereit fühlt. Aber etwas musste ich loswerden:
Zara: „Dieser Typ regt so auf, wie konnte er dich nur so runtermachen. Ich hoffe ich begegne ihm nie mehr."
Beril: „Mach dir keine Gedanken über ihn. Du wirst eh nie was mit ihm zu tun haben."
Wenn ich mich heute noch an diesen Satz erinnere, kann ich nur noch darüber lachen.
Später als ich Zuhause war, musste ich etwas essen. Ich nahm mir eine Schüssel, Cornflakes und Milch. Während dem Essen simste mir Beril, ob ich nicht Lust hätte, mit ihr und ihren Freundinnen zu der Shishabar zu gehen. Ja wieso nicht? Dann lerne ich neue Leute kennen.
Um 20 Uhr ging ich zu der Shishabar mit dem Bus. Ich hätte niemals gedacht, dass es so schwierig sein wird eine Shishabar zu suchen. Als ich sie betrat, war ich erstaunt. Hier war es ja riesig. Wie sollte ich nur unter dieser Menschenmenge Beril finden? Ich lief den Tischen entlang und an einer Ecke sah ich sie endlich. Als sie mich ebenfalls sah, kam sie auf mich zu und umarmte mich. Nun war die Vorstellungsrunde an der Reihe. Sie stelle mir Simge,Bahar, Asli vor. Auf dem ersten Blick sahen sie nett aus. Aber man sagt ja, vertraue nie jemandem zu früh.
Wir hatten eine Menge Spass und es war auch ziemlich nett von denen, dass sie mich so schnell in ihre Clique aufnahmen. Nach einer Zeit musste ich kurz aufs Klo und entschuldigte mich. Bevor ich die Türe aufmachen konnte, stellte sich jemand vor mich hin und sagte: „Hey da sieht man sich wieder." Ich hätte am liebsten gekotzt als ich ihn gesehen habe.
Zara: „Geh mal weg, ich muss auf die Toilette!"
Beran: „Woher kommst du eigentlich?"
Zara: „Lass mich in Ruhe."
Ich schubste ihn auf die Seite und machte mir so den Weg frei. Tzzz, was für ein Idiot! Der soll sich verpissen.


4 Wochen später:

Heute war wieder Uni angesagt. Ich machte mich frisch und zog mir was schlichtes an. Meine Haare bund ich zusammen.
Als ich vor meiner Haustüre war, sah ich ein Auto und beim Näherschauen erkannte ich Beran. Was sucht der hier? Versteht er es noch immer nicht? Ich möchte nichts mit ihm zu tun haben. Schon seit Wochen versucht er jede Gelegenheit auszunutzen, um mit mir reden zu können. Aber ich möchte mit einem asozialen Menschen keinen Kontakt haben. Ich versuchte ihn zu ignorieren und lief bis zur Bushaltestelle. Bevor Beran mir irgendwas sagen konnte, kam schon der Bus. Puuuh, da hatte ich noch einmal Glück. Aber woher sollte ich wissen, dass mein Glück nur für eine kurze Zeit war und heute der schlimmstenTag meines Lebens sein wird?

In war gerade in der Bücherei am lernen, als plötzlich mein Handy klingelte.
Diyar (Zara's Bruder): „Zara..."
Zara: „Ja abi?"
Diyar (fängt auf einmal an zu weinen): „Komm schnell nach Hause."
Zara: „Abi? Was ist passiert?"
Diyar: „Anil ist.. ist... ist.. gestorben. Komm schnell hier her."
Waaaaaaaaas? Mein Bruder ist gestorben? Meiner? Anil? Der beste Bruder denn man sich nur vorstellen kann? Ich konnte es überhaupt nicht realisieren. Ich bekam keine Luft mehr. Meine Tränen konnte ich nicht mehr zurückhalten und fing an zu heulen. Ich nahm meine Tasche und rannte aus der Uni total zerstört. Ich musste sofort zu meiner Familie.


„Sicht von Beran"

Gerade als ich in die Prüfung gehen wollte, sah ich wie Zara durch den Hof am rennen war. Als ich genau hinsah, merkte ich, dass sie am weinen war und zwar richtig schlimm. Was war los mit ihr? Wieso weint sie?

Kapitel 5


"Sicht von Zara"

Nein das durfte nicht wahr sein! Wie konnte sowas passieren? Mein armer Bruder. Wem sollte ich von nun an meine Sorgen erzählen? Wer soll mich jetzt beschützen? Wer soll mich von nun an immer zum Lachen bringen? Canim Abim, wieso bist du so früh von uns gegangen?
Meine Mutter tat mir so leid. Sie sass auf dem Boden und war nur noch am weinen und schreien. Man sagt ja, sein eigenes Kind zu verlieren wäre das Schlimmste im Leben. Mir war bewusst, dass ich von nun an immer für meine Mutter da sein werde. Obwohl? Wie sollte ich sie trösten wenn ich es selbst kaum verkraften konnte? Die Vorstellung, dass ich bald wieder nach Frankfurt zurück musste, tat mir weh. Ich konnte meine Familie niemals in diesem Zustand alleine lassen.
Dann war da noch Dilara. Sie sass auf der Couch und weinte ununterbrochen vor sich hin und sagte immer wieder: „Was soll ich ohne dich machen?" Dilara war seine Verlobte. Sie wollten nächstes Jahr heiraten. Der Raum war schon gemietet und die Hochzeitseinladungen waren bereit. Sie ist ein sehr guter Mensch und verdient sowas nicht. Als ich darüber dachte, wie süss die Beiden waren, musste ich umso mehr heulen. Ich setzte mich zu ihr und umarmte sie.
Das war der schlimmste Tag in meinem Leben! Wieso musste er nur diesen scheiss Autounfall haben?

Am Abend war unser Haus voll von Trauernden. Jeder wünschte uns Beileid, aber niemand konnte uns Anil zurückholen. Morgen werden wir ihn begraben. Die Beerdigung findet hier statt, weil er das selber so wollte. Dilara hatte uns berichtet, dass er in Heilbronn begraben werden wollte, wenn er einmal stirbt. Meine Eltern waren anfangs dagegen, weil bei uns Türken oder allgemein Südländern, die Toten im eigenen Land begraben werden. Schlussendlich waren sie aber damit einverstanden, da es der Wunsch meines Bruders war. Dilara und er hatten sich in dieser Stadt kennengelernt, deshalb wollte er sich nie von dieser Stadt trennen.
Der ganze Tag war der grösste Albtraum. So etwas Schreckliches wünsche ich niemanden von euch. Schätzt eure Familie und Freunde!


"Sicht von Beran"

Nachdem meine Prüfung zu Ende war, rannte ich direkt zu Beril. Ich brauchte eine Ewigkeit, bis ich sie sah.
Beran: „Wo ist deine Freundin?"
Beril: „Sag mal, was interessiert dich das?"
Beran: „Hör mal auf, dich wie ein Kind zu benehmen!"
Beril (arrogant): „Ja sagt genau der Richtige, der einfach so als Spass Menschen verprügelt."
Toll. Was sollte ich schon dazu sagen? Ich muss mir aber echt mal Gedanken darüber machen, wie ich zu anderen Menschen bin.
Beran: „Wir sind gerade nicht beim Thema. Ich hab sie heute weinend davon laufen sehen. Weisst du vll. was mit ihr los ist?"
Beril: „Echt? Nein, ich weiss nur, dass sie in der Bibliothek war. Warte ich ruf sie an."
Sie nahm ihr Handy hervor und rief sie an. Niemand ging ran.
Beran: „Vll. hat sie jemand runtergemacht."
Beril: „Nein ach was, du siehst ja selber, dass sie die ganze Zeit nur mit mir ist. Mach dir keine Sorgen, ist bestimmt halb so schlimm."
Beran: „Hoffentlich"
Beril: „Wieso interessierst du dich eigentlich so sehr für sie? Ich kenne dich überhaupt nicht so. Mein Bruder erzählt auch immer so Geschichten von euch Beiden."
Beran: „Ich finde sie halt interessant. Sie hat was anziehendes an sich. Ihre Augen gefallen mir am meisten. Welcher Mensch hat schon solche blaue Augen? Ich wollte sie nur kennenlernen, aber das ist ja schwieriger als ich gedacht habe."
Beril (lacht): „Hahah, sie hat das Unmögliche wahr gemacht. Das erste Mal hast du ein Mädchen nicht in paar Minuten klarmachen können. Eher umgekehrt, du hast es geschafft, dass ein Mädchen dich in so einer kurzen Zeit hasst, hahah."
Beran: „Ja mach du dich darüber lustig, ich fahre jetzt zu ihr nach Hause und schaue ob sie da ist."
Beril: „Ok, gib mit Bescheid, wenn sie da ist. Schreib einfach Tayfun eine Sms, dass alles gut ist."
Beran: „Ja, werde ich machen."

Ich parkte vor ihrer Wohnung und klingelte bei ihr. Erst jetzt sah ich, dass ihr Nachname Karatas war. Der ist echt schön, aber wenn wir heiraten muss sie Gürsoy heissen. Das klingt viel besser, Zara Gürsoy, schöner kann es nicht mehr werden, oder? Ach, was labber ich da für eine Scheisse mit heiraten und Nachnamen? Beran, komm zu dir sie ist nur ein Mädchen!
Niemand öffnete die Tür. Langsam machte ich mir echt Sorgen. Ich wusste leider auch nicht, wo ich sie erreichen könnte. Gerade als ich gehen wollte, kam mir eine alte Frau entgegen.
Beran: „Guten Tag, wissen sie wo Frau Karatas ist?"
Frau Steiner: „Hallo mein Sohn, ihr Bruder ist gestorben. Sie kam heute völlig aufgelöst ins Haus und holte ein paar Anziehsachen und schon war sie weg."
Was? Hatte ich richtig gehört?

Kapitel 6



Ich rief sofort Beril an und gab ihr Bescheid. Sie musste mir sagen, wo ich Zara finden konnte. Ich wollte einfach bei ihr sein in diesem Moment. Als ich jedoch auf meine Kontaktliste sah, merkte ich, dass ich zuerst Tayfun anrufen muss. Hoffentlich ist er neben seiner Schwester.
Tüüüüt, Tüüüüt, Tüüüt....
Tayfun: „ooooh du Checker, lebst du auch noch? Komm lass uns am Wochenende Frauen aufreissen gehen.“
Beran: „Bro nein man. Kein Interesse zur Zeit. Gib mir mal Beril ans Telefon.“
Tayfun: „Tamam, warte kurz.“
Beril: „Beran?“
Beran: „Ihr Bruder ist gestorben. Sag mir sofort wo sie wohnt.“
Beril: „Was hast du gesagt? Bitte sag mir dass es nur eine Verarschung ist.“
Beran: „Beril hör ich mich so an, als ob ich Spass machen würde?“
Beril: „Oh nein, wie ist er gestorben? Scheisse! Wieso hab ich sie damals nicht gefragt woher sie aus Heilbronn kommt?“
Beran: „Ooooff, wie soll ich sie jetzt nur finden?“
Beril: „Melde dich noch nicht bei ihr, du weißt wie sie auf dich reagiert.“
Beran: „Du hast recht. Sie hat eh eine scheiss Laune im Moment. Aber falls du irgendwas hörst, gib mir sofort Bescheid.“

Nachdem ich meine Nummer ihr gegeben hatte, fuhr ich mit meinem Auto zum Main. Mein Handy schaltete ich aus. Ich brauchte Zeit für mich alleine. Ich musste unbedingt über mein Leben nachdenken. Wenn jemand aus der Familie stirbt ist es bestimmt schrecklich. Erst jetzt merke ich, dass ich mehr Zeit mit meiner Familie verbringen sollte. Am meisten mit Sinan. Er ist mein leiblicher Bruder. Etwas unterscheidet ihn von den anderen Kindern. Er ist behindert. Seit der Geburt ist er gelähmt und kann nicht richtig sprechen. Ab jetzt werde ich alles ändern! Mehr Zeit mit der Familie verbringen, nicht mehr so oft in den Ausgang und unbedingt Zara kennenlernen!


1 Monat später:

Ich erkenne sie fast nicht mehr. Sie sieht jeden Tag total kaputt aus und lacht nie. Das ist nicht mehr die gleiche Zara. Beril hatte mich damals angerufen, nachdem sie Zara erreicht hatte. Sie hat mir geraten, nichts zu unternehmen, weil das die Situation verschlimmern würde. Bis jetzt hab ich mit ihr noch nicht geredet, weil ich sie nicht belästigen möchte. Ich hab entschieden, mich von ihr fernzuhalten. Vor einem Monat wollte ich sie noch unbedingt kennenlernen, aber jetzt hatte es einfach keinen Sinn mehr. Ich dachte, das wäre das Beste.


„Sicht von Zara“

Montag! Heute gab es keine Vorlesungen deshalb ging ich in der Uni nur kurz in die Bibliothek. Seit dem Tod meines Bruders war ich in meiner eigenen Welt. Ich hatte fast keinen Kontakt mehr zur Aussenwelt. Manchmal war Beril bei mir. Und wenn sie bei mir war, musste ich fast immer weinen. Ich konnte den Tod von ihm noch immer nicht realisieren. Es tat einfach schrecklich weh. Durch diesen ganzen Vorfall bin ich auch in der Schule schlechter geworden. Ich benötige dringend Nachhilfe in Mathe. Zuerst hatte ich Hoffnungen, dass mir Beril helfen könnte, aber sie war auch nicht gerade die Beste.
Zara: „Beril ich brauche dringend Nachhilfe, ich bin so schlecht geworden."
Beril: „Canim wenn du willst frag ich Beran. Ich weiss, du kannst ihn nicht leiden, aber es ist ja nur Nachhilfe und er ist echt sehr stark in dem Fach.“
Beran? Den hatte ich ja völlig vergessen. Sollte ich echt Nachhilfestunden von ihm nehmen? Ich wollte aber nichts mit solchen asozialen Menschen zu tun haben. Aber ich benötige unbedingt Nachhilfe, sonst würde ich das Jahr bestimmt sitzen bleiben. Mein Bruder hat mir damals gesagt, dass ich unbedingt erfolgreich werden soll und das machen soll, was ich will. Ich werde diese Nachhilfestunden von Beran annehmen! Ich werde meinen Bruder nicht enttäuschen.
Zara: „Tamam, kannst du ihm sagen, er soll morgen in der Bibliothek sein? So gegen 14:00 Uhr? Frag ihn noch, ob er eine Gegenleistung möchte.
Beril: „Nein, das solltest du machen, denn du möchtest schliesslich Nachhilfe.
Zara: „Ja ok stimmt schon. Weißt du wo ich ihn finden kann?
Beril: „Ja, Engin hat mir heute gesagt, dass sie die ganze Zeit im Labor wären. Das Labor findest du in der 3. Etage, die 4. Tür links.“
Zara: „Ok danke, ich mach mich dann mal gleich auf den Weg.“

Diese Entscheidung, Hilfe von ihm zu holen, änderte mein ganzes Leben aufs Neue. Mit dieser Nachhilfe beginnt UNSERE Geschichte!

Kapitel 7


Ich machte mich auf den Weg zum Labor. Die Tür war offen und man sah, wie die Studenten am experimentieren waren. Meine Augen suchten Beran, doch vergeblich. In diesen weissen Kitteln und den Schutzbrillen sahen die Jungs alle gleich aus. War ich im falschen Zimmer? Ich gab die Hoffnung schon fast auf, bis ich mehrere Mädchen um einen Jungen sah. Sie lachten und man merkte richtig, dass sie den Typen anhimmelten. Beim Näherschauen erkannte ich Beran. Wieso ist mir das nicht früher aufgefallen? Er war ja bekannt als Playboy. Schlagartig kam mir in den Sinn, was für einen Charakter er hat. Was such ich nur hier? Ich sollte weg von hier. Oder nein, ich musste das ganze durchziehen, für Anil! Es sind sowieso nur ein paar Nachhilfestunde, das wird bestimmt halb so schlimm und danach werden wir nichts mehr miteinander zu tun haben. Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und rief: „BERAN!" Nein, was hab ich nur gemacht? Jeder drehte sich zu mir um. Was war jetzt an dieser Situation so speziell, dass mich alle anschauten? Beran schaute mir mehrere Sekunden in die Augen bis er auf mich endlich zukam.
Beran: „Zara?"
Ihr hättet seinen Gesichtsausdruck sehen sollen. Er konnte es noch immer nicht realisieren, dass ich mit ihm rede.
Zara: „Ich hab gehört, dass du gut in Mathe bist. Ich hab mich ziemlich verschlechtert und brauche Nachhilfe. Wäre echt lieb von dir, wenn du paar Stunden helfen würdest."
Beran: „Du fragst mich? Ich dachte du hasst mich?"
Zara: „Ich hab keine andere Wahl, entweder ich bleibe sitzen oder nehme Nachhilfestunden"
Beran: „Ok, morgen um 15 Uhr in der Bücherei."
Er wollte gerade gehen, aber ich musste unbedingt noch etwas fragen.
Zara: „Was willst du als Gegenleistung?"
Ich hoffe so sehr, dass er nicht „Geld" sagen wird. Ich war im Moment pleite und konnte meine Familie auch nicht in so einer Situation fragen.
Beran: „Nichts."
Der wollte echt nichts? Ich fand das echt lieb von ihm, aber es konnte auch sein, dass er was im Schilde führt. Hoffentlich werde ich nicht enttäuscht.

Endlich ist meine Vorlesung zu Ende. Ich merkte immer wie mehr, dass ich schlechter wurde. Zum Glück ist in 10 minuten die erste Nachhilfestunde. Ich holte mir vom Automaten einen Kaffee und machte mich auf den Weg zur Bücherei. Irgendwie war ich aufgeregt. Was ist, wenn ich überhaupt nichts verstehe, von dem was er mir erklärt? Er würde bestimmt denken, ich wäre ein Vollidiot. Offff Zara, seit wann denkst du darüber nach, was andere über dich denken? Komm zu dir!
Als ich endlich ankam, sah ich ihn schon. Ich lief mit langsamen Schritten auf ihn zu. Jetzt sah er mich auch und lächelte. Dieses Lächeln schenkt er bestimmt jedem Mädchen. Und schon sank meine Laune wieder.
Beran: „Hey, wollen wir gleich anfangen? Muss danach sofort weg."
Ja klar, der hat danach bestimmt ein Date.
Zara: „Ok."
Das kam jetzt bestimmt richtig arrogant rüber, aber mit war das egal im Moment.
Wir setzten uns hin und ich musste ihm erzählen was ich nicht verstand. Plötzlich fing er an zu lächeln, was mich wütend machte. Ich dachte, er lacht mich aus, weil ich bei den einfachsten Dingen nicht nachkomme.
Zara (wütend): „Wenn du dich über mich lustig machen willst, dann lass es. Ich geh jetzt, war sowieso der grösste Fehler, von dir Hilfe zu holen."
Ich nahm meine Tasche und wollte gerade wegrennen. Doch er packte mich am Arm und sah mir so in die Augen, dass ich einfach wie versteinert da sass.
Beran: „Geh nicht!"
Zara: „Gibt es einen Grund, wieso ich noch hier bleiben sollte, nachdem du mich ausgelacht hast?"


„Sicht von Beran"

Ich wollte mich von so einem Mädchen fernhalten? Niemals kann ich das. Als sie mich im Labor angesprochen hatte, war ich so erstaunt. Ich meine, sie konnte mich ja eigentlich nicht leiden. Als ich hörte dass sie Nachhilfe in Mathe braucht, war ich echt glücklich darüber. Das erste Mal bringt mich mein Wissen in Mathe weiter im Leben. Ich komme näher an meine Traumfrau!
Als sie mir vorhin so verzweifelt erklärt hat, was sie nicht verstand, musste ich einfach lächeln. Sie sah so süss aus, wenn sie so hilflos war. Ich hätte aber nicht gedacht, dass sie deswegen so eingeschnappt wird. Die hat das falsch verstanden. Gerade als sie gehen wollte, hielt ich sie auf. Sollte ich ihr sagen, dass ich sie kennenlernen möchte? Ich atmete tief ein und aus und sagte ihr, ohne meinen Blick von ihr abzuwenden: „Zara, ich lache dich nicht aus, sondern lächle, weil ich mich in deiner Nähe glücklich fühle."
So, jetzt war es raus! Aber ihre Reaktion schockierte mich.

Kapitel 8


"Sicht von Zara"

Was dachte sich dieser Mistkerl nur? Das sagt er sowieso jedem Mädchen. Denkt der, dass ich auf sowas einfalle? Er kann noch lange davon träumen.
Zara: „Hmmm... Wie vielen Frauen hast du das schon gesagt? Lass mich mal raten, 10? Ach was das ist zu wenig."
Beran: „Nein, du verstehst mich total falsch. Du verstehst so oft die Dinge falsch. Hab ich dir irgendwelche Hoffnungen gemacht, dass du sofort austickst? Man kann neben jedem Menschen glücklich sein, wenn man will. Das heisst nicht, dass ich dich heiraten will! Du regst mich auf. Weisst du was? Ich verpisse mich. Ich möchte nur nett zu dir sein, aber du vernichtest alles mit deiner Wut. Geh und lern selber dein Mathe. Mich kannst du vergessen!"
Jetzt war mein Leben echt total verschissen. Ich verletze jeden Menschen. Ich bin nicht mal fähig, Nachhilfestunden zu nehmen. Beran ging mit einem aggressiven Gesichtsausdruck aus der Bibliothek. Ich sah die aufgeschlagenen Bücher an und merkte, wie mir eine Träne runterlief. Ich nahm meine Bücher und ging in meine Wohnung. Ich musste langsam echt mein Leben in den Griff bekommen. So kann das mit mir nicht weiter gehen. Ich werde mich durch das Leben kämpfen und Anil zeigen, dass ich es geschafft habe. Zuerst nahm ich mir vor, mich von Beran zu entschuldigen. Egal, was für ein Idiot er auch ist, Ich war auf seine Hilfe angewiesen. Ich musste mir aber überlegen, wie ich das am besten hinbekomme. Meine Rettung war wieder einmal Beril. Voller Freude rief ich sie an und redete auch schon drauf los, bevor sie irgendwas sagen konnte.
Zara: „Ich brauche unbedingt die Nummer von Beran. Ich hab Scheisse gebaut, muss alles wieder in Ordnung bringen.“
Beril: „Zara atme mal ein und aus. Was ist passiert? Du hasst den Typen doch?“
Zara: „Ja klar, aber ich habe es heute in der Nachhilfe verbockt. Ich hab ihn total runtergemacht, obwohl er gar nichts dafür konnte.“
Beril: „Ich versteh euer Problem nicht. Wieso zofft ihr so oft? Eigentlich fände ich euch beide richtig süss.“
Zara: „Er und ich? Das wird niemals etwas mit uns beiden. Du weißt doch ganz genau was ich von solchen Typen halte.“
Beril: „Rede nicht zu früh. Wir sehen dich mal in paar Monaten, ob du dann noch immer die gleiche Meinung hast.“
Zara: „Gibst du mir jetzt bitte die Nummer?“
Beril: „Tamam, also hast du was zu schreiben? Die Nummer lautet 0********.“
Zara: „Danke Canim, du bist meine Rettung. Man sieht sich, bye.“

So, der erste Schritt war erledigt, aber was sollte ich ihm nur sagen? Ohne mir vorher irgendwelche Gedanken darüber zu machen, wählte ich die Nummer. Nach dem dritten Klingeln ging er schon ran.
Beran: „Ja?“
Zara: „Hey“
Beran: „Wer bist du?“
Zara: „Ich bin es, Zara. Beran ich habe mich heute wie ein kleines Kind benommen. Es tut mir Leid.“
Bitte, bitte, bitte lieber Gott, mach dass er mir verzeiht.
Beran (gefühlslos): „Hmm... Wollen wir uns treffen, um darüber zu reden?“
Was soll ich jetzt sagen? Ich möchte mich nicht mit dem treffen. Aber ich musste, sonst würde das mit der Nachhilfe nicht klappen.
Zara: „Ok aber nur kurz, geh nachher noch raus.“
Natürlich war das gelogen, ich wollte nur möglichst vom Treffen fliehen.
Beran: „Alles klar, lass uns in einer Stunde beim Balerno-Café treffen. Ich schicke dir die Adresse via SMS. Cüss“
Der hatte es ja eilig. Ich konnte mich nicht mal verabschieden, so schnell hatte er aufgelegt. Hmm... Was sollte ich zum Treffen anziehen? Ich ging vor meinen Kleiderschrank und schaute meinen Schrankinhalt an und kam zum Entschluss, dass ich nichts zum Anziehen habe. Wieso will ich eigentlich etwas schönes anziehen? Das ist doch egal, ich geh einfach mit meiner Jeans und dem schwarzen Oberteil. Meine Haare binde ich zusammen und schon bin ich fertig für das Treffen.


Im Café:

Er sass schon und ich sah ihm an, dass er angepisst war.
Zara: „Hey, hier bin ich.“
Jetzt sah er hoch zu mir und lächelte. Ich musste sofort automatisch zurück lachen. Sein Lachen hat was ansteckendes an sich.
Beran: „Ich hab mir schon ein Espresso bestellt, was möchtest du?“
Zara: „Eine Cola bitte.“
Nachdem der Kellner meine Bestellung aufgenommen hatte, musste ich mir überlegen, was ich jetzt sagen sollte.
Zara: „Es tut mir nochmals Leid, wegen meiner Reaktion.“
Beran: Halb so schlimm, ich hab ja auch nicht gerade ruhig darauf geantwortet. Ich möchte einfach hier klarstellen, dass wenn ich dir die Nachhilfestunden gebe, darfst du nicht immer gleich ausrasten.“
Zara: „Ja, ich werde es versuchen.“
Danach war Stille. Nach einer gefühlten viertel Stunde musste ich einfach etwas sagen. Das Problem war, ich wusste nicht was. Ich wollte doch einfach möglichst schnell von hier weg. Da kann ich aber noch lange darauf warten, die haben nicht mal meine Cola gebracht. Bevor ich mir weiter den Kopf darüber zerbrechen konnte, fing er an zu reden.
Beran: „Das Wetter ist heute echt schön.“
War das jetzt sein Ernst? Das Wetter ist heute echt schön? Ist ihm nichts besseres eingefallen? Da wäre mir sogar etwas klügeres in den Sinn gekommen. Aber auf der anderen Seite fand ich es lustig, vor allem wie er das betont hat. Ohne das ich es merkte, musste ich lachen. Diesmal war es kein Lächeln sondern ein Lachen! Und mir wurde bewusst, dass ich seit dem Tod von Anil, das erste mal richtig gelacht habe und das noch wegen Beran.
Beran: „Also so lustig war es auch wieder nicht.“
Zara (lacht): „Man Beran, siehst du das Wetter nicht? Es regnet gerade, hahaha.“
Und schon musste ich wieder loslachen. Beran fing dann auf einmal auch an und wir beide konnten nicht mehr aufhören damit. Es war so lustig in dem Moment.
An diesem Nachmittag vergass ich all meine Sorgen und für einen kurzen Augenblick den Tod meines Bruders. Beran war der erste, der so etwas geschafft hatte. Wohin wird das mit uns beiden wohl führen?

Kapitel 9


Zuhause war ich einfach guter Stimmung. Ich hätte die Welt umarmen können. Für einen kleinen Moment vergass ich sogar Anil. Ich freute mich so sehr dass jetzt alles wieder im grünen Bereich war, wegen der Nachhilfe. Beran wollte mich nach dem Treffen nach Hause fahren, aber ich lehnte es ab. Ich kann den Typen nicht vertrauen, wer weiss wohin der mich gefahren hätte. Aber wie es aussieht, hat er gar nicht einen so schlechten Charakter. Trotzdem, hielt ich mich fern von ihm, so weit es ging.


Nächster Tag:

Heute war meine erste richtige Nachhilfestunde mit ihm. Ich nahm mir vor, mich während dem Lernen sehr zu konzentrieren und mich auf keinen Fall ablenken zu lassen. Langsam musste ich mich echt zusammenreissen, wenn ich die Prüfungen bestehen will. Kurz vor dem Treffen sah ich noch unterwegs Beril, die rote Augen hatte. Wieso weint sie wohl? Ich hab sowieso von Anfang an gemerkt, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Ich pfiff ihr hinterher aber sie war so vertieft, dass sie mich gar nicht bemerkt hatte. Dafür gab es einen Anderen, der sich angesprochen fühlte.
Onur (lacht): „Ich dachte, wir Frauen pfeifen den Mädels hinterher.“
Drshhh, der ist ja bescheuert. Hat der echt Hoffnungen, ich würde auf solche Typen wie er stehen? Seine Haare waren mit soviel Haarspray gestylt, dass man bestimmt mehr als eine Spraydose dafür verwenden musste.
Zara: „Nee, du siehst so scheisse aus, dass man gar keinen Grund zum Pfeifen hat. Ach ja, tu mal nicht soviel Haarspray auf deine Haare, die sehen richtig fettig aus.“
Noch bevor er antworten konnte, lief ich weg und war stolz auf mich. Ich hörte von diesem Typen nur noch ganz leise: „Man begegnet sich immer 2x im Leben.“ Ich drehte mich um und schrie noch durch den ganzen Flur: „Hoffentlich siehst du dann gepflegter aus als jetzt.“ Mit dieser Antwort, lief ich möglichst schnell weg, weil mir bewusst wurde, dass ich richtig frech geredet hatte.
Nun musste ich noch kurz Beril finden. Sie sah echt schlimm aus, ich musste nachfragen, was sie hatte. Beril war mir in dieser kurzen Zeit sehr ans Herz gewachsen. Nachdem ich von Heilbronn zurückgekommen war, blieb sie oft bei mir und war immer für mich da. Nun war es an der Zeit, dass ich an ihrer Seite sein werde. Leider fand ich sie nirgends. Wo steckt nur dieses Mädchen? Langsam blieb mir auch keine Zeit mehr, weil ich in 10 Minuten in der Bücherei sein musste. Als ich sie nach fünf Minuten noch immer nicht fand, nahm ich mir vor, sie nach der Nachhilfe weiterzusuchen. Zuerst musste ich aber noch meine Hände waschen gehen. Auf dem Weg dorthin hörte ich ein lautes Schluchzen. Wer war das wohl? Ich folgte der Stimme und fand mich auf dem Mädchen-WC. Die eine Tür war geschlossen. Sollte ich fragen, wer es ist? Aber eigentlich geht es mich ja nichts an, immerhin könnte es ein privates Problem sein. Ich konnte auch nicht weiterhin darüber nachdenken, da ich nun echt gehen musste. Ich hoffe nur, dass die Person ihr Problem schnell lösen kann.

In der Bücherei, war ich noch immer am Nachdenken, wer es wohl war. Ich war so vertieft in meine eigenen Gedanken, dass ich gar nicht mitbekam, wie mich jemand anstupste.
Beran: „Erde an Zara, noch da?“
Zara: „Ahhhhhhhh!“
Oh man, der hat mich so erschreckt. Ich musste mich vom Schock erholen, bevor ich etwas sagen konnte. Ich liess mir auch Zeit dabei, weil Beran sich über mich lustig machte und mich am auslachen war. Am liebsten hätte ich ihn zusammengeschissen. Mir fiel dann aber ein, dass ich ihm versprochen hatte, mich zu beherrschen und nicht wegen jeder Kleinigkeit sofort wütend zu werden. Eigentlich hatte er ja einen Grund, mich auszulachen. Ich konnte mir schon vorstellen, wie mein Gesichtsausdruck aussah. Ich musste mir echt Mühe geben um nicht loszulachen. Ich tat so, als ob ich beleidigt wäre.
Zara: „Ist gut, lach mich nicht aus man. Komm lass uns lernen.“
Beran: „Dich kann man ja voll schnell erschrecken, hahah.“
Zara: „Beran!!!“
Beran: „Haha ok, komm lass uns lernen gehen, bin danach noch verabredet.“
Und schon holte mich die Vergangenheit ein! Der Typ ist ja ein Checker und schnappt sich jede Frau, bestimmt holte er sich heute Abend seinen Spass bei einer dieser Schlampen. Eigentlich wollte ich was dazu sagen, aber ich wusste, dass das alles in einer Diskussion enden würde. Deshalb blieb ich einfach still und wollte diese Stunde möglichst bald hinter mir haben.
Nachdem wir uns an einen freien Tisch gesetzt hatten fing ich an, ihm alles zu erklären, was ich nicht verstand. Innerlich hoffte ich, dass er mich dieses mal nicht auslachen würde. Zu meiner Überraschung hörte er mir sehr aufmerksam zu und nickte bei jedem 3. Wort. Nun war sein Part an der Reihe. Er musste mir alles beibringen! Nach einer viertel Stunde war ich echt geschockt. Der Typ konnte so gut erklären. Im Gegensatz zu meinem Dozenten, konnte er es 1000 mal besser. Gab er wohl auch anderen Leuten Nachhilfe?
Zara: „Du kannst echt super erklären.“
Shiiiiiit! Was hab ich da nur gesagt? Ich wollte ihm doch kein Kompliment machen. Off Zara, was hast du nur angestellt? Der denkt jetzt bestimmt, ich würde ihn anhimmeln. Ich versuchte mich aus der Situation zu reden: „Also ja, zumindest besser als meine kleine Schwester.“ Was labber ich da? Ich machte die ganze Situation nur noch schlimmer und nahm mir vor still zu sein. Mir war das so peinlich, dass ich rot wurde. Ich wartete nur noch auf eine Antwort von Beran. Bitte lieber Gott, er soll jetzt nichts dazu sagen. Es vergingen bestimmt mehrere Sekunden ohne eine Antwort von ihm. Als ich keine Geduld mehr hatte schaute ich hoch zu ihm. Er lächelte nur und sah mir in die Augen. Seine Augen fesselten mich, so dass ich ihn auch anschauen musste, bis wir gestört wurden von seinem Handy. Er richtete seine Blicke sofort von mir weg. Als er auf sein Handy schaute, musste er sofort anfangen zu grinsen. Zara wieso bewunderst du ihn eigentlich? Er ist sowieso ein Macho, schau mal wie er sofort lächelt, sobald ihm eine seiner Weiber schreibt. Oh man, kürzlich habe ich auch angefangen mit meinen Selbstgesprächen. Anstatt selber eine Psychologin zu werden, sollte ich lieber zu einem gehen.
Zara: „Falls du fertig mit deinem Schreiben und Grinsen bist, können wir bitte weiterfahren?“
Beran: „Oh ja klar, ähmm.. tut mir leid.“
Zara: „Kein Problem. Also, du musst mir noch erklären wieso man nicht auf 10564.- kommt, sondern 10579.-.“
So zeigte er mir den Lösungsweg auf und ich war selbst darüber erstaunt, dass ich es so schnell begriffen hatte. Beran vollbrachte echte Wunder. Innerhalb einer Stunde, hatte ich alles verstanden, was vorher noch unklar war.
Beran: „Schau, wir haben jetzt alle Fragen geklärt. Es ist gar nicht so schwer, wie du es dir vorgestellt hast oder?“
Zara: „Nein, ich hab es echt schnell begriffen.“
Beran (lacht): „Alles dank meiner Hilfe.“
Vollidiot! Wieso war der so eingebildet? Was bringt ihm dass, wenn er mir das sagt? Denkt er, ich würde das bestätigen und ihn um den Hals fallen?
Zara: „Du bist ja überhaupt nicht eingebildet.“
Beran: „Das ist nur die Tatsache, hat nichts mit eingebildet oder so zu tun.“
Dabei schaute er mich mit so einem Blick an, der heissen sollte „Ohne mich geht nichts!“ Wieso ist der Typ so? Eigentlich ist er ganz lieb und freundlich, aber dann gibt es halt diese Situationen, in denen er zu einem anderen Menschen wird. Er war ein komischer Typ. Vom Aussehen her konnte man ihn gut mit den Tieren vergleichen. So gross wie eine Giraffe und breit wie ein Gorilla. Egal das lenkt jetzt vom Thema ab, ich muss euch noch erzählen was danach geschah. Da die Stunde ja vorüber war, musste er gehen, da er noch zu „einem Treffen“ gehen musste.
Zara: „Es ist schon spät, geh du zu deinem Date.“
Beran: „Wieso Date?“
Zara: „Du hast doch selber gesagt, du hättest ein Treffen?“
Beran: „Das heisst aber noch lange nicht, dass es mit einem Mädchen ist.“
Zara: „Ufff Beran, es interessiert mich nicht wohin du geht. Ist ja schliesslich deine Sache. Ich möchte mich einfach bei dir bedanken für die Nachhilfe. Es hat mich echt weitergebracht und nun ist mir vieles klarer.“
Beran: „Hab ich doch gerne gemacht, aber du solltest dir nicht irgendeine Meinung bilden, bevor du die Wahrheit nicht kennst.“
Zara: „Was redest du da? Du triffst dich bestimmt mit irgendeiner Frau. Und weißt du was Beran? Es ist mir so was von egal. Ich hoffe für dich einfach, dass du möglichst schnell deine wahre Liebe findest und dann aufhörst die Mädchen zu verarschen.“
Ich sagte es ruhig zu ihm, aber innerlich kochte ich vor Wut. Er soll zumindest zu dem stehen, was er macht!


„Sicht von Beran“

Wie die mich aggressiv macht. Die bildet sich einfach so eine Meinung. Seit wann hab ich nur Interesse an solchen Zicken und Sturköpfe? Aber wie gesagt, irgendwas zieht mich zu ihr. Und sobald ich in ihre Augen schaue, vergesse ich alles um mich herum.
Ich wollte gerade etwas erwidern, bis ein Typ auf sie zukam und sie am Arm packte. Beim Näherschauen erkannte ich ihn. Dieses verdammte Arschloch! Wie kann er es nur wagen hier aufzutauchen? Ohne nachzudenken schlug ich ihm in die Fresse. Ich konnte mich nicht mehr beherrschen, ich schlug und schlug bis er schon bewusstlos da stand. Dieser Bastard, wird bereuen, für das alles was er gemacht hat. All die Jahre war er nicht da, wieso taucht er jetzt auf einmal auf? WIESO? Ich konnte mich nicht mehr kontrollieren und schlug weiter, obwohl er schon am Boden war und wimmerte. Ich hörte erst auf, als mich einige Leute festhielten. Langsam kam ich zu mir, und merkte, dass Zara auch irgendwo sein musste. Ich drehte meinen Kopf um und sah sie dort stehen, wie eine Leiche. Ihre Blicke waren ausdruckslos und sie schaute geschockt auf dieses Arschloch. Sie war unter Schock und flüsterte leise: „Abi (Bruder).“ Was sollte das jetzt werden?


„Sicht von Zara“

„Abi.“ Wieso passieren so viele Dinge in der letzten Zeit? Wieso ist diese Welt so ungerecht? Es wurde mir alles zu viel in den letzten Tagen. Ich bin mit meinen Nerven Ende. Ich spürte nur noch wie alles um mich schwarz wurde und ich zusammenbrach...

Kapitel 10


„Sicht von Beran"

Was geht jetzt hier ab? Wieso ist sie zusammengebrochen. Ich löste mich von den anderen und rannte auf sie zu. Sie soll sich bewegen. Verdammt! Wieso ist sie bewusstlos? Was hab ich angerichtet. Bevor ich weiterdenken konnte, kam schon ein Krankenwagen und sie trugen Zara weg. Das Arschloch Onur wurde von einem 2. Wagen weggetragen. Aber wieso hat sie leise Abi gesagt? Dieses Wort ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Sind die beiden Geschwister? Das konnte nicht sein, immerhin stand an ihrer Türklinge "Karatas". Der Typ hiess doch etwas wie "Göktas"? Ich wollte aber diesen Verdacht aus meinem Gehirn verschwinden lassen. In diesem Augenblick musste ich einfach Zara sehen. Langsam kriege ich Gefühle für dieses Mädchen, nur weiss ich nicht, was sie für mich empfindet. Jedes Mal würde ich sie so gerne umarmen und ihre Nähe spüren, aber dann kommen diese Momente, wo sie sich in eine Zicke verwandelt. Einerseits ist das süss, aber auf der anderen Seite einfach nur nervend. Ich wusste nicht vieles über sie. Sie war eine, die eher alleine für sich ist. Nachdem das mit ihrem Bruder passiert ist, läuft sie nur noch wie eine Leiche rum. Ich dachte nach der Bibliothekszene wird es ein wenig besser mit uns beiden. Aber was vorhin geschah hat alles zerstört. Ich denke einfach zuviel nach. Ich sollte mich endlich auf den Weg zu Zara machen.

Im Krankenhaus angekommen fragte ich bei der Information nach ihr. Man sagte mir, ich sollte in den 4. Stock, in das Zimmer 485 gehen. So machte ich mich auf den Weg dorthin. Ich klopfte langsam an der Tür und trat in den Raum hinein. Sie lag da so unschuldig und süss im Bett und schaute durch die Gegend. Als sie mich sah veränderte sich ihr Gesichtsausdruck.
Zara: „Was machst du hier?"
Beran: „Wollte nach dir sehen.“
Zara: „Du solltest dir lieber Sorgen um den Typen machen, den du fast totgeschlagen hast. Weißt du Beran, ich dachte langsam echt, du wärst nicht das grosse Arschloch, dass ich am Anfang kennengelernt habe. Aber du scheinst viel schlimmer zu sein. Was hat er dir angetan, dass du ihn so geschlagen hast?“
Ich wollte es ihr nicht erzählen, dafür kannte ich sie noch zu wenig. Über meine Vergangenheit kann ich nicht reden. Nur eins wusste ich: Falls Onur ihr Bruder sein sollte, vergesse ich das Mädchen sofort!
Beran: „Ich kann nicht darüber reden. Ist das dein Bruder?“
Zara: „Wovon redest du da? Ich kenn den Typen nicht mal richtig. Der hat mich nur einmal dumm angemacht.“
Ich atmete tief ein uns aus. Was für ein Glück! Aber dass er sie angemacht hat, brachte mich wieder auf 180. Ich werde den irgendeinmal einfach nur umbringen!
Ich wollte ihr gerade sagen, ob sie irgendeine Hilfe braucht, doch die Tür ging auf und ein Junge kam rein.
Diyar: „Canim, was machst du nur für Dinge? Ich hab mir so Sorgen gemacht...Und hey? Wer ist der Typ hier?“ Als er mich erwähnte schaute er mich mit einem Todesblick an. War ja klar. So ein schönes Mädchen ist sowieso vergeben. Ich sah Zara an, die gerade etwas sagen wollte, doch bevor sie etwas sagen konnte, kam ich schon zuvor.
Beran: „Keine Sorge, bin niemand.“ Ich konnte die Situation nicht länger ertragen und ging raus aus dem Zimmer. Immer wenn ich dachte, jetzt würde alles besser werden, kam etwas dazwischen.


„Sicht von Zara“

Mein Bruder? Wieso sagt er mir „Canim“? Wir hatten doch nie einen guten Draht zueinander? Und vor allem, wieso sagt Beran er wäre niemand und haut einfach ab? Uuuuufff, mein Kopf kann nicht mehr klar denken.
Diyar: „Zara sag mir die Wahrheit, hast du mit dem Typ etwas zu tun?“
Zara: „Nein Abi, keine Angst, der geht nur auf die gleiche Uni.“
Diyar: „Ah oke, dann ist ja alles gut. Kizim, wir haben uns solche Sorgen gemacht, als die uns angerufen haben. Diese ganze Sache nimmt dich so mit. Du musst dir Hilfe holen.“
Ja, darüber hab ich auch schon nachgedacht. Ich muss echt zu einem Psychologen gehen und über den Tod von Anil reden. Als ich vorhin sah wie der eine Typ da zusammengeschlagen wurde, kam mir sofort mein toter Bruder in den Sinn.
Zara: „Ja, ich werde schauen.“
Diyar: „Nichts schauen, du wirst! Und ich werde dich begleiten!“
Zara: „Nein Diyar Abi, wie soll ich da reden, wenn du neben mir bist?“
Diyar: „Vergiss es, zumindest das erste Mal werde ich dabei sein und danach werden wir schauen.“
Was hätte ich noch sagen sollen? Ihr kennt doch die türkischen strengen Brüder. Sobald man dagegen ist, kriegt man entweder eins in die Fresse, wird angeschrieen oder im Zimmer eingesperrt. In meinem jetzigen Zustand konnte ich mir das nicht leisten, deswegen blieb ich einfach still und sagte nichts. Ich wollte jetzt am liebsten Bensu, meine Mutter und Volkan bei mir haben. Hatte ich euch eigentlich schon gesagt, wer Volkan ist? Er war mein bester Freund. Ich hatte in Heilbronn wenige Freundinnen, keine Ahnung wieso das so war. Mit den Jungs hab ich mich schon immer besser verstanden. Volkan und ich kennen uns schon seitdem wir 6 sind. Viele denken, wir wären zusammen. Aus uns beiden wird aber nie etwas werden, weil wir einfach nur gute Freunde sind. Naja zurück zur Szene im Krankenhaus. Ich fragte mich wo der Rest der Familie war.
Zara: „Wo sind Anne, Baba und Bensu?“
Diyar: „Die sind unterwegs, sie mussten noch kurz im Geschäft den Mitarbeitern Bescheid geben.
Wir schwiegen uns an. Meine Gedanken waren bei Beran. Wieso ist er so? Manchmal so nett und in der nächsten Sekunde ein Teufel? Langsam machen mir meine Gedanken an ihn Angst. Ich sehe es schon, dass dieses ständige Denken an ihn nichts Gutes zu beudeuten hat.


„Sicht von Beran“

Ich rief Engin an. Ich musste mit jemandem einfach über das alles reden.
Engin: „Kocum?“
Beran: „Bro lass uns treffen, ich brauch jemanden zum Reden.“
Engin: „Alles klar, in 10 Minuten in der Shisha-Bar.“

So machte ich mich auf dem Weg zur Bar. Ich war so aggressiv gelaunt. Ich bin so behindert und mach mir Hoffnungen. Man Beran, so jemand hat sowieso einen Freund.
Bei der Shisha-Bar angekommen sah ich auch gleich Engin aus dem Auto aussteigen. Wir begrüssten uns und gingen hinein. Nachdem der Kellner unsere Bestellung aufgenommen hatte, fing ich an, ihm alles zu erzählen. Er hörte mir aufmerksam zu und nickte nur manchmal oder hatte einen schockierenden Gesichtsausdruck. Genau das lieb ich an ihm, er hört mir immer zuerst zu und erst wenn ich fertig bin mit dem Reden, sagt er seine Meinung dazu.
Engin: „Oglum, was willst du jetzt machen? Haben die Polizisten dich nicht mitgenommen?“
Scheisse, die Bullen hab ich ja total vergessen. Wahrscheinlich suchen die mich schon. Ich konnte das alles schön meiner Mutter beibringen, falls die einfach so vor unserer Haustüre stehen würden
Beran: „Nein man, aber die sind bestimmt schon auf der Suche nach mir. Egal, dieser Idiot wird mich nicht anzeigen. Er weiss genau, dass er sich selber damit Schaden zufügt.“
Engin: „Ja stimmt. Was machst du jetzt mit Zara?“
Beran: „Keine Ahnung, was will ich schon machen? Die ist vergeben.“
Engin: „Kopf hoch, es gibt auch andere schöne Weiber.“
Beran: „Ich weiss, aber seit ich sie kenne, interessieren mich die anderen Frauen nicht.“
Ich sah ihm an, dass er mich verständnislos anschaute. Es war ja auch nicht normal, dass ich so über ein Mädchen rede. Eigentlich machte ich mir nie irgendwelche Gedanken über eine Frau.
Wir redeten noch über allgemeine Dinge, weil ich nicht mehr über dieses Thema reden wollte.

Zwei Tage später ging ich in den Park bei uns in der Nähe. Es ist vieles passiert, was Onur angeht. Wie erwartet nahmen mich die Polizisten mit zur Wache. Ich musste eine Aussage machen. Danach liessen sie mich los, weil Onur keine Anzeige gegen mich erstattet hatte. Zuhause war natürlich die Hölle los. Meine Mutter war wütend auf mich und meine Vater gab mir eine Ohrfeige. Das war mir aber egal, ich war es schon gewohnt, so behandelt zu werden von meinen Eltern.
Im Park setzte ich mich auf eine Bank und schaute einfach gerade aus. Ich machte mir Gedanken über Zara. Es wird sehr schwierig für mich werden, sie zu vergessen. Sie geht mir nicht mehr aus dem Kopf.


„Sicht von Zara“

Bensu? Scheisse man wo ist dieses Mädchen? Ich hab ihr doch nur ein Eis geholt. Ich schaute mich auf dem ganzen Spielplatz um aber sie war nicht dort. Ich schrie „Bensuuuu“, „Bensu wo bist du?“, aber ich bekam keine Antwort. Langsam machte ich mir echt Sorgen. Meine Eltern bringen mich um, wenn sie erfahren, dass sie verschwunden ist. Ich schaute auch in der Umgebung aber sie war nirgends! Ich konnte einfach nicht mehr. Wieso passieren in der letzten Zeit so viele Dinge? Darf ich nicht auch einmal glücklich werden? Bensu, bitte tauch wieder auf. Ich suchte, suchte und suchte bis ich mit meinen Kräften am Ende war. Das Mädchen ist einfach nirgends. Ich fing an zu weinen und schluchzen. Ich konnte nicht mehr damit aufhören. Mein einziger Wunsch war es, meine kleine Prinzessin zu finden. Plötzlich hörte ich hinter mir eine bekannte, männliche Stimme: „Zara, was ist passiert?“

Kapitel 11


Ich drehte mich um und sah Beran vor mir stehen. Was sucht er hier? Ich möchte ihn nicht neben mir haben, Bensu soll an seiner Stelle da stehen. Ich konnte einfach nicht mehr und weinte drauflos. Ich kriegte gar nichts mehr mit hab nur noch gespürt wie er mich zu einer Bank hingezogen hatte. Ich dachte, er würde drauflos reden, aber wartete bis ich mich beruhigt hatte. Als ich endlich normal atmen konnte fragte er mich vorsichtig: „Zara möchtest du mir nicht erzählen, was passiert ist?“
Zara: „Sie ist verschwunden.“
Ich sah an seinem Gesicht, dass er mich nicht verstand, aber ich konnte nicht klar denken oder reden.
Beran: „Wer?“
Zara: „Prinzessin.“
Beran: „Komm dann suchen wir Prinzessin.“
Wie? Er wollte mir echt helfen? Das ist echt lieb von ihm. Ich brauche gerade jetzt echt einen, der mir hilft beim Suchen. Immerhin hatte er ein Auto.
Zara: „Komm, lass uns in der Umgebung suchen gehen.“
Wir stiegen sofort in sein Auto und fuhren los, meine Augen waren nur noch auf der Strasse und auf der Suche nach meiner Bensu. Wir waren immer am schweigen und sagten nichts, ich sah Beran an, dass ihm diese Situation auch mitnahm. Während meiner Gedanken, sah ich plötzlich ein Mädchen am Seitenrand die von hinten wie Bensu aussah.
Zara (schreiend) : „STOOPPP! Halt an! Da ist sie.“
Beran: „Wo? Ich sehe keinen Hund?“
Ist der völlig bescheuert? Der dachte echt, ich würde einen Hund mit „Prinzessin“ meinen? Obwohl die ganze Situation so ernst war, musste ich kurz lachen. Der Typ bringt mich immer wieder zum Lachen, sogar in solchen Momenten.
Zara: „Beran, unter Prinzessin war nicht ein Hund, sondern meine kleine Schwester gemeint.“
Ihr hättet seinen Gesichtsausdruck sehen sollen, es war ihm so peinlich.
Beran: „Ähh ja klar, deine Schwester.“
Er war echt süss wenn er stottert. Ach was redest du da Zara, such jetzt endlich deine Schwester!
Ich stieg aus dem Wagen und rannte auf das kleine Mädchen. Als ich sie am Arm zog und zu mir drehte, musste ich enttäuscht feststellen, dass es ein fremdes Mädchen war. Ich ging richtig deprimiert zum Auto und liess meine Tränen fallen. Ich konnte einfach nicht mehr. Wo war das Mädchen? Mir war es egal ob Beran im Auto war, ich konnte einfach nicht mehr.
Beran: „Hey, wein doch nicht. Wir werden sie sicher finden.“
Ich blickte hoch zu ihm und sah in seine schönen grünen Augen und es ging mir schon ein wenig besser.
Zara: „Was werde ich meinen Eltern sagen? Die sind bei mir und wollten heute wieder nach Hause gehen.“
Beran: „Wir haben jetzt lange gesucht, du solltest es langsam ihnen sagen.“
Zara: „Man meine Eltern bringen mich um.“
Beran: „Keine Sorge, ich komme mit dir. Ich will dir bei dieser schwierigen Zeit beistehen.“
Genau in diesem Augenblick wusste ich, dass er kein Arschloch sein konnte.

Leute glaubt mir, der erste Eindruck sagt nicht alles aus!


„Sicht von Beran“

Was für ein Typ bin ich nur? Wie behindert muss man sein, um mit Prinzessin einen Hund zu meinen? Ich hab mich echt zum Vollidioten gemacht. Sie hielt mich bestimmt für den grössten Spast. Während sie zu ihrer Schwester lief konnte ich mich um so mehr über mich aufregen. Während ich genau vor mich hinfluchte kam sie ins Auto und fing an zu weinen. Was war wohl los? Sie sollte nicht weinen, beim Weinen tat sie mir Leid. Ich fühlte mich verantwortlich für ihr Weinen. Als sie mir sagte, es wäre nicht ihre Schwester wusste ich nicht, wie ich sie am besten trösten sollte. Ich wusste nur eins, und zwar dass ich an ihrer Seite sein werde beim Suchen. Sie hatte aber jetzt ein Problem: Sie musste es ihren Eltern sagen.

Als wir vor ihrer Haustür waren, wollte ich am liebsten ihre Hand halten, aber das ging natürlich nicht. So lief ich stillschweigend neben ihr her. Vor der Wohnung sah ich ihr an, dass sie ziemlich nervör war. Als sie die Tür aufschloss hörte man eine weibliche Stimme: „Kizim (meine Tochter) endlich seid ihr gekommen, wir müssen endlich losfahren.“
Jetzt zitterte Zara nur noch. Ich hielt für einen kurzen Moment ihre Hand und flüsterte ihr zu: „Das schaffst du schon, ich bin bei dir.“
Und schon kamen Schritte auf uns zu. Ich konnte gerade noch meine Hand lösen.
Leyla (Zara’s Mutter): „Kizim?“
Zara: „Mama...“ Sie stotterte und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
Leyla: „Wer ist dieser Junge und wo ist Bensu?“
Zara: „Mama, es es es tut..“
Weiter konnte sie nicht reden, sie fing an zu losheulen. Man hörte weitere Schritte auf dem Flur. Ein Junge kam auf uns zu. Den kannte ich doch von irgendwo? Plötzlich fiel es mir ein, dass war doch ihr Freund vom Krankenhaus? Sind die schon verlobt oder wieso ist er hier? Wieder einmal kam dieser Schmerz in mir auf. Ich bin am falschen Ort. Ich bin überflüssig hier. Bevor ich mir weitere Gedanken darüber machen konnte, schrie er schon.
Diyar: „WAS GEHT HIER AB? BENSU NERDE?“
Wow, er darf sie einfach anschreien und ihre Eltern sagen nichts dazu? Was ist das für ein Freund? Ich wurde langsam richtig aggressiv und konnte mich schwer zurückhalten.
Zara: „Abi, sie ist verschwunden.“
Warteeeee, das war ihr Bruder? Hää? Ich fühlte mich von einer Sekunde auf die andere so erleichtert. Meine Erleichterung hielt jedoch nur für eine kurze Zeit an. Dieser Typ kam auf sie zu und schlug ihr ins Gesicht. Ich musste das erst mal realisieren. Der hat sie echt geschlagen? Vor meinen Augen? Ich merkte wie ich mich nicht mehr zurückhalten konnte.
Beran: „Was soll das? Wieso schlägst du sie? Sie kann nichts dafür.“
Diyar: „Sen kimsin? (Wer bist du?) Halt dich aus unserer Familie fern, hast du mich verstanden?
Beran: „Wie soll ich mich fernhalten, wenn du vor meinen Augen ein Mädchen schlägst?“
Er wollte gerade was sagen, bis eine Stimme brüllte: „Zara, sag mir, dass es nicht wahr ist.“
Jetzt war sie nur noch ein kleiner Haufen und wusste nicht, wie sie es ihm sagen sollte. Ich schätze mal, der Mann war ihr Vater, weil sie die gleichen Augen hatten.
Zara: „Baba...“
Und schon kam der zweite Schlag ins Gesicht. Diesmal kam er von ihrem Vater. Wieso schlagen die ein Mädchen man. Am liebste hätte ich jetzt etwas dazu gesagt, aber hielt mich zurück, weil ich Respekt vor ihrem Vater hatte. Aber ihr Bruder wird es noch sehen, was das heisst, seine Schwester zu schlagen. Zara hielt sich nur an ihrer Wange und weinte vor sich hin. Die Mutter starrte einfach durch die Gegend und stand unter Schock.
Diyar: „Du behindertes Kind, wie ist sie verloren gegangen?“
Wieso ist der zu ihr? Sie kann doch nichts dafür.
Zara: „Ich wollte ihr nur ein Eis holen.“
Diyar: „Wo hast du sie während dieser Zeit gelassen?“
Zara: „Sie war im Park. Ich war vll. nur zwei Minuten weg. Woher hätte ich wissen sollen, dass so was passiert?“
Diyar: „Wart du nur ab, du bist so unfähig auf ein kleines Mädchen aufzupassen.“
Er wollte gerade nochmals auf sie los, doch die Mutter hielt seine Hand und sagte: „Es reicht! Wir werden sie jetzt suchen und denken positiv. Ihr ist nichts passiert! Einen weiteren Verlust wie bei Anil kann niemand von uns verkraften.“ Als sie das sagte, blieben alle still und wussten nicht recht, was sie jetzt machen sollten. Zara stand nur noch wie ein kleines Stück Elend da und man merkte, dass sie kurz davor war umzukippen.
Leyla Mutter: „Zara, du gehst ins Zimmer, ich möchte dich im Moment nicht sehen. Diyar du gehst mit deinem Vater sie suchen und ich werde die Polizei benachrichtigen. Und du mein Junge, danke dass du sie nach Hause gebracht hast, aber jetzt kannst du gehen.“
Ich konnte sie doch niemals hier alleine lassen? Und vor allem nicht, wenn Diyar in der Nähe war. Aber ich konnte nichts sagen, immerhin war es ihre Mutter. Ich sah noch ein letztes Mal zu Zara und ging weg. Was sollte ich jetzt machen? Ich rief Engin an.
Engin: „Ja?“
Beran: „Oglum, du weißt nicht was passiert ist.“
Engin: „Noldu lan? (Was ist passiert man?)“
Ich erzählte ihm kurz und knapp die Lage. Engin war geschockt über die Situation.
Engin: „Das ganze nimmt dich richtig mit oder?“
Beran: „Ja, sie tut mir so leid. Vor allem regt es mich auf, dass der Bruder und ihr Vater sie geschlagen haben. Du hättest sie sehen sollen, sie war da wie ein kleines Kind und war kurz davor zusammenzubrechen. Mich verstehe ich auch nicht. Ich war noch nie so. Hab mir nie irgendwelche Gedanken darüber gemacht, wie Frauen sind. Was ist los mit mir?“
Engin: „Ich sehe dich auch zum ersten Mal so. Du verliebst dich langsam in sie.“
Beran: „Ja denk ich auch. Wie konnte es aber soweit kommen? Ich kenne sie überhaupt nicht.“
Engin: „Erinnere dich daran was du mir damals gesagt hast, als du sie das erste Mal gesehen hattest. Ihre Augen sind dir damals so sehr aufgefallen.“
Beran: „Ja stimmt, nur mit dem Unterschied dass sie damals strahlten und jetzt nur noch leer sind.“
Engin: „Was ist jetzt aber mit der Schwester?“
Beran: „Keine Ahnung. Ich möchte sie so gerne finden, aber ich habe keine Ahnung wie.“
Engin versuchte mich aufzumuntern, was ihm aber nicht gelang. Meine Gedanken waren die ganze Zeit bei Zara. Wieso geht mir das Mädchen nicht aus dem Kopf? Ich war doch gar nicht der Beziehungstyp. Ich genoss lieber mein Leben und wechselte die Frauen nach einpaar Wochen. Bei ihr hatte ich überhaupt nicht das gleiche Gefühl. Am liebsten wäre ich immer bei ihr.


„Sicht von Zara“

Diyar hatte echt recht. Ich bin unfähig! Wenn ihr etwas passiert, werde ich mir das nie mehr verzeihen. Wie es schon meine Mutter sagte, einen weiteren Tod konnte ich echt nicht mehr verkraften. Früher war doch alles noch so schön? Seitdem ich hier in Frankfurt bin, drehte sich mein Leben um 180°. Ich würde sie jetzt so gerne suchen, aber war am Ende. Ich legte mich hin und versuchte mich auszuruhen. Fehlgeschlagen! Meine Gedanken waren immer bei meiner Prinzessin. Was sie jetzt wohl da draussen macht? Wo war eigentlich Beran? Es war echt lieb von ihm, mich bis hierher zu begleiten. Als er meine Hand hielt, fühlte ich mich so wohl bei ihm, auch wenn es nur für einen kurzen Augenblick war. Mir war es einfach peinlich, als er mitbekam, wie mich alle schlugen. Ich war eigentlich selbst überrascht. Mein Vater hatte mich bisher noch nie geschlagen. Er hatte uns allen beigebracht, dass man mit schlagen nichts erreichen konnte.

Wohin sollte das alles hier nur führen? Wieso kann ich nicht ein Leben führen, wie alle anderen auch?

Nach einer Weile, klingelte es an der Tür. Es war Diyar und mein Vater. Sie hatten Bensu noch immer nicht gefunden. Langsam drehte ich durch. Wo war das Mädchen? Die Polizei war sie auch am suchen, aber bisher erfolglos
Jeder von uns vier war am Ende mit den Nerven. Niemand wollte sich vorstellen, dass mit ihr etwas sein konnte. Wir warteten und warteten bis der Abend langsam näher. Ich bekam Panik. Ich konnte einfach nicht mehr still sitzen und ging raus um sie nochmals zu suchen. Wie erwartet hielt mich Diyar auf.
Diyar: „Wohin gehst du um diese Uhrzeit?“
Zara: „Bensu suchen, ich kann hier nicht einfach still sitzen und nichts machen.
Diyar: „Du bleibst hier! Du bist sowieso unfähig auf ein kleines Kind aufzupassen, wie willst du dann noch auf dich selbst aufpassen?“
Ich hatte genug von ihm! Ich befreite mich von seinem Handgriff und lief raus. Als ich aber gerade die Tür aufmachte, sah ich diesen Typen in der Bibliothek, der von Beran geschlagen worden war und neben ihn an seiner Hand meine Prinzessin. Ich konnte es nicht glauben! Wie konnte das sein? Bensu? Hier bei mir? Ich konnte es gar nicht glauben, ich nahm sie einfach in mein Arme und liess sie nicht mehr los. Von hinten hörte ich Geräusche, wahrscheinlich die Laufschritte meiner Familie. Ich nahm es aber kaum wahr, weil ich einfach nur froh darüber war, dass es meiner Bensu gut ging. Sie war so zuckersüss. Wie sie mich ansah, richtig goldig. Ich liess sie los und sie ging zu meinem Vater und umarmte ihn. Sie ist der kleine Sonnenschein von ihm. Er liebt sie so sehr. Ich sah wie er Tränen in den Augen hatte. Meiner Mutter ging es genau gleich, sie war erleichtert darüber. Mein Bruder zeigte keine Reaktion er sah einfach den Typen an. Ah ja stimmt, den hatte ich völlig vergessen.
Zara: „Hey, vielen Dank! Wo hast du sie gefunden?“
Onur: „In Mc Donald’s, sie war da und ass einen Hamburger und weinte vor sich hin. Bin dann zu ihr gegangen und gefragt was los war. Als sie mir dann erzählt hatte dass sie ihre Schwester nicht fand, bat ich ihr meine Hilfe an.“
Zara: „Aber sie weiss gar nicht wo ich wohne. Wie hast du meine Wohnung gefunden?“
Onur: „Sie hat mir beschrieben wie das Haus aussieht und was es alles in der Nähe gibt. Und dann hat sich es herausgestellt, dass es in der Nähe von meiner eigenen Wohnung ist.“
Ich war ihm so dankbar! Er hat ihr Leben gerettet, wer weiss was sonst alles passiert wäre, wenn er sie nicht gefunden hätte.
Diyar: „Voll korrekt, danke man. Wie können wir uns bedanken?“
Onur: „Kein Problem. Ach was, ist doch selbstverständlich, dass würde jeder an meiner Stelle machen.“
Zara: „Nein, ist es nicht. Nochmals danke!“
Er lächelte mich an und sah sekundenlang in meine Augen. Sein Gesicht war noch ziemlich verletzt. Seine Augen waren noch blau angeschwollen und er hatte zwei Narben im Gesicht. Wieso hatte Beran ihm das angetan? Apropos Beran, ich sollte ihm noch Bescheid geben, dass wir sie gefunden haben. Ach egal, mach ich dann später am Abend.
Onur wünschte uns noch eine gute Nacht und ging dann auch schon wieder. Wir setzten uns ins Wohnzimmer und schauten Bensu an. Sie war ziemlich erschöpft über den Vorfall und schlief auch in den Armen meines Vaters ein.
Diyar: „Anne, Baba, wir sollten nach Hause fahren, ich muss morgen wieder arbeiten.“
Sie waren damit einverstanden. Bevor sie aber aus dem Haus gingen, sagte mir noch meine Mutter: „Du hast uns heute sehr enttäuscht Zara.“
Diyar: „Von nun an wirst du nie mehr mit ihr raus gehen. Ausserdem werde ich dich öfters besuchen kommen. Du bist ja die ganze Zeit mit den Jungs. Erst kommst du mit einem Typen nach Hause und dann kennst du noch den Typen, der Bensu gebracht hat.“
Zara: „Nein den kenne ich überhaupt nicht.“
Diyar: „Denkst du ich hab es dir nicht angesehen, dass du den kennst? Steht auf meiner Stirn „Vollidiot“?“
Ich blieb einfach still, es hatte keinen Sinn, mich mit ihm anzulegen. Deshalb nickte ich nur und verabschiedete mich von ihnen. Das war heute ein ziemlich langer Tag, ich wollte nur noch schlafen. Zuerst musste ich aber Beran Bescheid geben. Gerade als ich ihn anrufen wollte, rief er schon an.


„Sicht von Beran“

Abends als ich im Bett lag konnte ich es nicht mehr aushalten und rief Zara an. Hoffentlich kriegt sie keinen Ärger. Nach dem 4. Klingeln nahm sie ab.
Zara: „Beran?“
Beran: „Ja, hey ich bin es. Wollte fragen ob ihr deine Schwester gefunden habt.“
Zara: „Ja haben wir.“

Ich freute mich zuerst riesig, dass sie endlich gefunden wurde, aber als ich hörte, wer sie gefunden hatte, veränderte sich schlagartig meine Miene.Doch am ende war es mir egal wer sie gefunden hatte Hauptsache ich hatte sie wieder.

Impressum

Texte: Alina S.
Bildmaterialien: Alina S.
Lektorat: /
Übersetzung: /
Tag der Veröffentlichung: 01.11.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Einer tollen Freundin die mich auf die Idee gebracht hat.

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